Fantasy & Horror
Majotta - Zwischen Wahrheit und Wahnsinn

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"Majotta - Zwischen Wahrheit und Wahnsinn"
Veröffentlicht am 15. Mai 2013, 24 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
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Über den Autor:

Bin leider immer nur mal so mal so online und schreibe auch in letzter Zeit eher unregelmäßig. Würde mich trotzdem freuen, wenn ihr mal vorbeischaut und vielleicht gefallen euch ja auch die eine oder andere meiner Geschichten :)
Majotta - Zwischen Wahrheit und Wahnsinn

Majotta - Zwischen Wahrheit und Wahnsinn

Beschreibung

Majotta ist die glückliche Tochter zweier Eltern, die sie lieben. Und sie kann zaubern. Allerdings hat sie keinerlei Ahnung, wie sie was tut, weshalb ihr ihre Eltern nahelegen, bei einem freundlichen Zauberer in Lehre zu gehen. Sie kommt zwar niemals bei diesem Zauberer an, wird dafür aber fast verbrannt, trifft einen Dämonenjungen und rettet ( etwas widerwillig) die Welt vor einem total verrückten Zauberer. ~noch unvollendet~

 

Prolog 

Weil ein Engel weinte, weinte die ganze Welt. Die Regenwolken verdüsterten nicht nur den Horizont, sondern auch de Herzen der Menschen. Der Himmel, schwarz von Vögeln, beschwor Stürme herauf und ließ sie über die Ebenen rennen. Sie wüteten wie Berserker, rissen Bäume aus dem Boden, ließen Tiere und Menschen fliegen, dann aus mehreren Metern Höhe fallen und töteten abertausende Lebewesen. Dies alles aus dem Gefühl eines einzigen Wesens, das auf einer Waldlichtung stand und dessen Herz gerade zerbrochen war. In einem Ring aus Fliegenpilzen stand er, das Gras im Kreis war schwarz verkohlt, dennoch war das Wesen unversehrt. Außerhalb des Kreises war ein Pentagramm gezeichnet und die Umrisse des Sterns flackerten in bläulichen und grünlichen Flammen. Weit hinten war eine schwarz vermummte Gestalt zu sehen. Der Saum seines Umhangs flatterte wild im Wind,doch der Gestalt selbst machte der Sturm nichts aus. Das Gesicht war im Schatten der Kapuze verschwunden, nur die Augen blitzten ab und zu durch das blaue Licht hervor. Die Lichtgestalt im Pilzring sprach nicht, sie blickte nur zu der Person in der schwarzen Kutte herüber.

 

Das lange blonde Haar wurde durch gelegentliche Windstöße bewegt. Die Augen des Wesens waren voller Trauer, doch das restliche Gesicht glich einer Maske. Weiß und makellos, ohne jegliche Gefühlsregung. „Ich habe dich beschworen, Engel!“, waren die ersten Worte des Mannes. Der Engel schwieg. Die Luft knisterte vor Magie. „Dies wird dein letzter Tag!“ Als würde die Welt zustimmen, begannen auf einmal Blitze den Himmel zu zerschneiden.

Ich kenne dich, sagte der Engel leise. Wo ist mein Bruder? Du hast ihn. Wo kann ich ihn finden? Der Mann lachte. Wo ist er? Sag es mir! „Ich weiß, wo er ist.“ Der Engel wurde unruhig. Gib ihn frei!, rief der Engel. Gib mir meinen Bruder zurück. Der Mann wurde zornig. „Weißt du nicht, mit wem du redest?!“, schrie er. Ich bin ein Engel. Woher soll ich die Menschen kennen? „Merke dir meinen Namen, ich bin dein Untergang!“ Ich fürchte mich nicht vor dir. Ich wünsche nur, dass du mir meinen Bruder zurückgibst. Was erhoffst du dir davon, ihn zu haben? Der Mann entblößte seine spitzen Zähne, die nicht menschlich waren. „Ich habe ihn nicht mehr.“ Für einen kurzen Augenblick durchzuckte Angst das Gesicht des Engels. Mein Bruder!, schrie er. Wo bist du? Bist du nicht hier? „Er kann dich nicht hören“, bemerkte der Mann.

 

Warum?, flüsterte der Engel verwirrt. Wo hast du ihn hingebracht? „Dorthin, wo er nie wieder hören wird, wo er nie wieder sehen wird und erst recht nie wieder singen!“

Dem Engel lief eine Träne über die Wange. Sie war kristallklar und glitzerte strahlend weiß. Du hast ihn getötet? Aber man kann Engel nicht töten. Dadurch wird man verdammt, ewig zu leben! Ein Leben in ewiger Qual! Der Engel atmete leise ein. Der Mann hob die Hand und schob die Kapuze zurück. Als sein Kopf sichtbar wurde, wich der Engel an den Rand des Pilzrings zurück. Was hast du vor?, fragte er panisch. „Oh, es ist ganz einfach: Ich töte dich.“ DU… der Engel zuckte zurück. Er bemerkte, dass das Pentagramm sich zu verändern begann, die Flammen bildeten nun einen Kreis. Du tötest mich nicht! Der Engel schloss die Augen und begann zu singen. Ein trauriges Lied, das weit über alle Felder drang. „Ein Lied in der alten Sprache“, flüsterte der Mann erstaunt, dann verfinsterte sich seine Miene. „Magie“, zischte er. „ENGEL!“ Ohne mit dem Singen aufzuhören drehte sich der Engel um. „Was singst du? Sag es oder du stirbst sofort!“ Der Engel blickte ihn nur an und sang weiter. Plötzlich schien es dem Mann, als könnte er es verstehen. Er lauschte eine Weile, seine Miene verfinsterte sich von

 

Wort zu Wort. Der Engel blickte ihn an. Der Mann hob die Hand. Magie umgab sie wie ein Mottenschwarm eine Kerze. Er beschwor eine Mauer um den Engel. Dann schloss er die Hand zur Faust. Der Engel starb. Als er leblos zusammensackte, hing sein Lied noch in der Luft. Die Melodie war noch nicht verklungen und so schien es, dass sie von allein weiterlebte…

Oh, mein Bruder

Wohin bist du gegangen?

Warum hast du mich verlassen?

Oh, mein Bruder

Was hast du gewusst?

Was für ein Scheusal ist er

dass er dich, meinen Bruder, tötet?

Du, der unschuldigste aller Engel

Die Perle des Himmels

Oh mein Bruder

lass mich nicht allein...

 

Weit entfernt in einer Stadt, dort wo man die Melodie nicht mehr hören konnte, lag dennoch der Hauch von Trauer in der Luft. Der Sturm war hier schon lange abgeflacht, die Leute aber blieben zumeist in den Häusern. Ein junger Mann ging durch die fast menschenleeren Gassen, im Eilschritt. Er wollte schnell

 

nach Hause, seine Frau sollte sich keine Sorgen um ihn machen. Gedankenversunken merkte er nicht wie sich eine Person ihm näherte, bis sie direkt vor ihm stand und ihn an seinem Mantel zog. „Eine milde Gabe, der Herr?“, lächelte eine alte zahnlose Frau. Der Mann blickte auf und verzog angeekelt das Gesicht, bevor er seine Hand in seine Tasche gleiten ließ, um der Bitte nachzukommen. „Hier“, sagte er und war darauf bedacht, die Frau nicht zu berühren. „Danke, der Herr“, hauchte die Frau. „Weil sie so nett waren, möchte ich ihnen etwas sagen, dass ihnen nützlich sein wird.“ Der Mann schob die Hand der Frau weg und ging weiter. Die alte Frau blieb hinter ihm stehen und rief ihm nach: „Der Sturm wird noch kommen! Wenn Rot und Blau Frieden schließen, dann achte auf deine Tochter! Achte auf sie!“ Der Mann blieb stehen. „Ich habe keine Tochter“, antwortete er, doch da war die alte Frau schon verschwunden. Der Mann blickte sich verwirrt einige Male um, dann ging er weiter. An der nächsten Häuserecke holte er aus der linken Tasche seiner Hose einen silbernen Schlüssel und schloss damit die Tür auf. Er betrat die kühle Halle des Hauses, das er sein Heim nannte. Als er die Tür schloss, hörte er Schritte, die sich ihm leise näherten. Er drehte sich um und sah seine Frau in einem weißen Kleid.

 

 

Als er ihr in ihre bergbachblauen Augen blickte, lächelte sie. „Etwas Wunderbares ist geschehen. Ich bin schwanger.“

 

 

 

 

 

 Kapitel 1

 in dem eine Hexe für Aufruhr sorgt

 

Es war ein Sommertag, einer dieser Tage, an denen man am liebsten draußen sitzen und die Sterne betrachten würde. In der Luft lagen die Gerüche von Honig und Tannenharz und noch ein dritter, der den beiden anderen Gerüchen einen bitteren Beigeschmack gab. Es war der Geruch von Tod und Zerstörung, von Wut und Hass und von Gefahr, kurz: von Feuer. Der Wind trug den Geruch von Dorf zu Dorf und so wussten alle Menschen in einem Umkreis von vier bis fünf Meilen, dass etwas im Dorf Isoi geschehen war. Sie würden heute eine Hexe verbrennen.

Isoi war ein kleines Dorf von etwa fünfzig bis sechzig Einwohnern, die alle sehr gottesfürchtig waren. Ketzerei war hier nicht nur eine Todsünde, die es auszumerzen galt, wenn es möglich gewesen wäre, würden sie ihre „Hexen“ mehrere Male verbrennen. Ihr unerschütterlicher Glaube zu Gott war auch der Grund, dass die kleine Kirche das Prunkstück des Dorfes war. Jede freie Minute verbrachten die Bewohner damit, ihre Kirche zu verschönern, was dazu führte, dass sowohl Türen als auch Kirchenbänke voll von Schnitzereien und Abbildern von Heiligen waren. Ansonsten war es ein eher unscheinbares Dorf mit hell gestrichenen Häusern, mit Strohdächern, mit Holztischen in den Küchen und Kindern, die draußen Fangen spielten,

 

wenn das Wetter gut war. Ein Dorf wie jedes andere auch, wo jeder irgendwie mit jedem verwandt war. Gerade dieses Dorf hatte Majotta sich ausgesucht, um zu übernachten. Das sollte ihr zum Verhängnis werden. Denn die Besitzer des Gasthauses, in dem sie nach einem langen Tagesmarsch Unterkunft fand, hatten das Zeichen an ihrem Hals sofort als das erkannt, was es tatsächlich war:

Ein Hexenmal. Das Mal, das Majotta seit ihrer Geburt besaß und das ihr besondere Kräfte verlieh. So konnte sie beispielsweise fliegen und Gedanken lesen. Möglich, dass sie noch viele andere besondere Dinge beherrschte, die sie noch nicht herausgefunden hatte, aber sie interessierte sich auch nicht sonderlich dafür zu wissen, was sie sonst noch für abartige Dinge konnte. Majotta hatte es selbst nie gewollt, eine Hexe zu sein, es war anstrengend, eine ihrer Gaben zu benutzen. Außerdem musste sie dauernd um ihr Leben bangen, wenn sie ein Dorf betrat, das ihr unbekannt war. Zu viele Menschen waren von dem Irrglauben getrieben, dass Hexen Geliebte des Teufels waren. Dabei hatte Majotta den Herrn der Unterwelt noch nie in ihrem jungen Leben gesehen. Sie hoffte, dass das auch so bleiben würde, denn der Lichtbringer war schließlich schon uralt und selbst wenn er nicht so

 

aussehen sollte, fand sie den Gedanken, ihn auch nur auf den Mund zu küssen, unangenehm.

Hexenmale waren unterschiedlich in Form und Farbe, sie konnten sogar an verschiedenen Teilen des Körpers zu finden sein. Eine einzige Gemeinsamkeit hatten sie jedoch: Sie stellten immer eine Gestalt dar. Majottas Zeichen bestand aus zwei Figuren. Es waren zwei Engel; einer bläulich, einer rötlich und sie lagen in immerwährendem Kampf. Jeder von ihnen trug ein Schwert in der Hand und die Spitze ihrer Schwerter lag je an der Kehle des anderen. Sollte einer der beiden Engel das Schwert senken, würde der andere ihn töten. Majotta wusste nicht, was das bedeuten sollte, doch ihr Vater hatte anscheinend gewusst, dass von dem Mal eine Gefahr ausging, die niemand erahnen konnte.

Majotta seufzte. Sie saß in einem provisorischen Gefängnis, das schon vor langer Zeit angefertigt worden schien. Vermutlich war es einst ein Kornspeicher gewesen, doch die Stürme in den vergangenen Jahren hatten ihn schwer getroffen und die Witterung hatte ihr Übriges getan. Die Bewohner hatten die größten Löcher gestopft und die Tür durch ein Gitter getauscht, vor dem nun einer der Bewohner saß, um sie zu bewachen. Es gab in diesem Raum kein Mobiliar, es gab keine Fenster. Nur diese Tür, durch

 

die sie nicht fliehen konnte. Wenn sie doch nur nicht gezwungen gewesen wäre, hier Rast zu machen, doch es hatte in der letzten Nacht so furchtbar gewittert, dass ihr keine andere Wahl geblieben war. Der Wirt hatte ihr auch freundlich ein Bett und etwas zu Essen angeboten, so kam es ihr nicht in den Sinn, misstrauisch und wachsam zu sein. Bis es zu spät war. Morgens früh waren die Bewohner in ihr Zimmer gekommen und hatten sie mit Worten wie „Satansbraut!“ und „verbrennt sie!“ geweckt. Sogar jetzt noch konnte sie nur den Kopf schütteln über ihre Torheit. Wie konnte sie auch annehmen, dass man sie freundlich empfangen würde?

Als man sie nicht sofort verbrennen wollte, hatte sie Hoffnung geschöpft, vielleicht doch noch entkommen zu können. Doch dies schien jetzt unmöglich. Majotta dachte noch einmal über ihr Leben nach. Was hatte sie schon groß erlebt, dass sie von sich sagen konnte, ihr Leben hatte sich gelohnt?

Im Grunde nichts, was sie dazu bringen würde, zu sagen, sie hätte genug gelebt. Sie war bei ihren Eltern aufgewachsen, Margol und Magarete Niedunkel, die wunderbarsten Eltern, die sich ein kleines Kind nur wünschen konnte. Margol Niedunkel war ein gutherziger Mann, der zwar selten zu Hause war, aber

 

immer, wenn er nach Hause kam, etwas für seine Tochter mitgebracht hatte. Magarete Niedunkel war eine Frau, die immer in Sorge um ihre Tochter war. Sie verbrachte viel Zeit mit ihrem Kind und lehrte sie schon früh die Dinge, die sie für notwendig für ein Mädchen hielt: Kochen, Stopfen, Wäsche waschen und vor allem wie man einen Jungen den Kopf verdreht. Für Letzteres hatte Majotta nicht besonders viel Talent gezeigt. Aber zumindest das Kochen hatte sie gut aufgenommen, was dazu führte, dass sie wenigstens wusste, was essbar war und was nicht. Mit anderen Worten: Majotta hatte von ihrer Mutter nicht sonderlich viel mitbekommen, was sie auf das Leben OHNE Mann vorbereitete. Denn dieses Leben war für sie nicht vorgesehen. Doch Majotta war zu diesem Zeitpunkt noch zu klein, um verheiratet zu werden, deshalb war ihr Leben schön und einfach.

Mit ihrem neunten Geburtstag hatte es angefangen, kompliziert zu werden. Ihre Mutter hatte versucht, sie möglichst früh für das andere Geschlecht zu begeistern und an ihrem neunten Geburtstag dann wurde ihr der erste mögliche Hochzeitskandidat vorgestellt. Sie erinnerte sich nicht mehr daran, wie er ausgesehen hat, was sie allerdings noch genau in Erinnerung hatte war, dass sie diesen Mann auf den Tod nicht

 

ausstehen konnte. Er hatte sie in seine Kutsche gebeten und sie war dieser Bitte nur mit Widerwillen und dem Druck ihrer Eltern gefolgt. Eine Weile waren sie herumgefahren, Majotta hatte die meiste Zeit geschwiegen. Da beugte sich der Mann - der ihr damals unendlich alt vorkam, aber jetzt schätzte sie ihn auf siebzehn Lebensjahre - vor, um ihr einen Kuss zu geben. Bevor seine Lippen jedoch die ihren berührten, drückte sie panisch sein Gesicht mit ihren Händen weg. Dabei ließ sie einen Teil ihrer Panik unbewusst in ihre Hände fließen. Der Mann schrie auf und presste die Hände aufs Gesicht. Majotta konnte nur teilweise erkennen, was sie angerichtet hatte. Im Gesicht des Mannes konnte man hier und da verbrannte Haut erkennen, doch nichts Lebensbedrohliches. Schließlich hatte der Mann sich geweigert, Majotta zu heiraten.

Dieses Erlebnis hatte Magarete Niedunkel zumindest dazu bewegt, ein Jahr zu warten, bis sie einen weiteren Versuch startete. Jedoch entschied sich keiner der Männer dazu, die junge Hexe zu heiraten. Majotta, die immer älter wurde, entdeckte immer neue Fähigkeiten und als sie sechzehn Jahre alt war, sollte sie zu einem Magier reisen, der ihr beibringen sollte, ihre Magie nicht immer bei Gefühlsausbrüchen zu benutzen. Majotta hatte dem bedenkenlos zugestimmt und so war sie

 

losgezogen, einen Magier aufzusuchen, der sie ihre Magie kontrollieren lehren sollte. Bis zu diesem Zeitpunkt war ihr Leben noch schön gewesen. Das hatte sich vor wenigen Stunden verändert. Jetzt saß sie in einem Gefängnis, gerade einmal sechzehn Jahre alt, und sollte zum Tode verurteilt werden.

Majotta runzelte verzweifelt die Stirn. Es musste doch einen Weg geben, hier heraus zu kommen. Sie musste die Menschen davon abhalten, sie auf dem Scheiterhaufen festzubinden. Ohne entsprechende Lehre konnte sie ohne Hände keine Magie wirken. Sich nähernde Schritte verrieten, dass jemand kommen würde, um sie abzuholen. Sie blickte zum Eingang, entschlossen, die Person mit Magie zu töten oder bewusstlos werden zu lassen und dann zu fliehen. Doch es war nicht eine Person, es waren fünf. Einer von ihnen wurde hereingelassen. Es war ein Mann in dunkelbrauner Kutte, die über den Boden schleifte. Der Mann hatte nur einen Kranz Haare auf dem Kopf und mild dreinblickende Augen. Ein Mönch, fuhr es Majotta durch den Kopf. Sie hatte schon viel von diesen seltsamen Menschen gehört, aber noch nie in ihrem Leben einen zu Gesicht bekommen. Ein Mönch war ein Fanatiker der Kirche, er stachelte das Volk auf, Hexen zu verbrennen oder den Teufel zu bannen. In jedem

 

Guten sah er etwas Böses, aber in Bösem konnte er das Gute nie erkennen. Majotta fiel ein, wie ihre Mutter einmal zu ihr gesagt hatte, dass sie sich von diesen Menschen fernhalten sollte. Nun, leider war das nicht möglich. Majotta konnte zwar so weit von dem Mönch wegrutschen wie sie wollte, allerdings änderte das nichts an der Tatsache, dass sie mit einem Mönch zusammen in einer Gefängniszelle saß.

Meine Tochter“, sagte der Mönch mit einer tiefen, männlichen und ruhigen Stimme. Majotta fuhr erschreckt zusammen. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass seine Stimme so tief war. Sie blickte nach oben, dem Mönch in die Augen. „Ich bin Bruder Tone“, sprach der Mann weiter. „Ihr seid ein Mönch“, stellte Majotta fest, weil sie nicht wusste, was sie sonst sagen sollte. „In der Tat“, der Mönch nickte. „Warum wollt ihr mich verbrennen?“, fragte Majotta leise, aber bestimmt. „Der Herr kann keine abtrünnigen Schafe auf seiner Welt dulden und diejenigen, die dem Satan dienen, will er nicht auf seiner schönen Erde sehen“, antwortete Tone lächelnd. Majotta starrte den Mönch an. Sie verstand nicht, wie die Bedeutung seiner Worte zu der Betonung passen sollte. Wie konnte man etwas so Grausames mit einer so freundlichen Stimme sagen? „Ich… ich diene nicht dem Teufel.“ Der Mönch blickte mitleidig auf

 

Majotta herab, gerade als diese Worte verklungen waren. „Dann sage mir, warum du dieses Mal an deinem Hals trägst? Ist es nicht das Kussmal des Satans?“ Majotta stutzte. War es das? Ein Kussmal? Ein Mal, mit dem Luzifer seine Geliebten kennzeichnete? Ihr verwirrtes Zögern war dem Mönch Antwort genug. „Dann sage mir, schwarzes Schaf, sollte ich mich irren und du bist ein treuer Diener unseres Herrn?“ Majotta öffnete den Mund. Dann schloss sie ihn wieder.

Wer war dieser Gott eigentlich? Sie hatte zwar die Kirche in ihrer Stadt gesehen, aber ihre Mutter hatte ihr verboten hineinzugehen und sie selbst war auch ganz froh darüber, nicht hineingehen zu müssen, der Anblick des kalten düsteren Steins, aus dem die Kirche gebaut war, hatte ihr immer wieder einen Schrecken über den Rücken gejagt.

Ich… kenne euren Gott nicht“, sagte sie schließlich. Tone zog ärgerlich die Augenbrauen nach unten. „Aber… ich kenne denjenigen, den du Satan nennst, genauso wenig.“ Der Mönch schwieg einige Sekunden. Seine Miene war unverkennbar wütend. Majotta befürchtete, ihn mit der Aussage, seinen Gott nicht zu kennen, verärgert zu haben. Dennoch hoffte sie darauf, dass er etwas Einsicht gewonnen hatte und sie

 

freilassen würde. Vergebens. „Für diese Blasphemie musst du sterben, Hexe!“, zischte er zwischen den Zähnen hervor. Majotta stöhnte innerlich. Sie blickte zu Boden und beschloss, dass es klüger war, für den Rest des Gesprächs- falls es einen Rest gab - zu schweigen. „Steh auf Hexe!“, sagte Tone ruhig. Majotta gehorchte. Sie konnte nicht absehen, ob diese Tat ihr den Tod verwehren würde, aber im Moment schien es das Einzige zu sein, was vernünftig schien. Auch wenn sie wusste, dass sie es in ein paar Minuten überhaupt nicht mehr vernünftig finden würde.

Bist du bereit, der Hexerei abzuschwören und alle deine Freveltaten zu bereuen?“, fragte der Mönch drohend. Majotta überlegte kurz, ob sie jemals irgendeine Tat begangen hatte, die das „Frevel“ davor überhaupt verdient hatte, aber dann nickte sie einfach. Ja, sie war bereit dazu, was auch immer das nützen sollte. „Dann wird Gott dich in seinen Gefilden aufnehmen, wenn du zum Himmel empor steigst“, sagte er und schloss verträumt die Augen. Wahrscheinlich wäre er selbst gern im Himmel, dachte Majotta trocken. Wie schön, dass ich etwas bekommen werde, was er wohl noch einige Jahre bis Jahrzehnte entbehren muss. „Möchtest du noch etwas beichten, bevor du in das Jenseits übertrittst?“, fragte der Mönch

 

beiläufig. Majotta überlegte kurz. „Vielleicht, dass ich bereut habe, meiner Mutter nicht Leb wohl zu sagen, bevor ich losgegangen bin“, sagte sie. Der Mönch sah sie an. „Sonst nichts?“, fragte er stirnrunzelnd. „Nicht, dass du deinen Mann mit Satan betrogen hast?“ Majotta öffnete den Mund, um zu antworten, überlegte dann und schloss ihn wieder. Sie entschloss sich dagegen, ihn auf diese unhöfliche Frage zu antworten. Außerdem ging es ihn nichts an, dass sie weder ihren Mann betrogen, noch überhaupt einen Mann hatte. Der Mönch seufzte genervt. „Dann lass uns gehen. Der Scheiterhaufen ist bereit.“

Tone ging mit großen Schritten voran und Majotta folgte ihm. Sie ging langsamer als er, um eine Gelegenheit abzupassen, in der sie einfach davonrennen konnte. Leider schien der Mönch auch am Hinterkopf Augen zu haben, was die Suche nach dem perfekten Augenblick zur Flucht zu einer Suche nach der Nadel im Heuhaufen machte. So folgte Majotta dem Mönch Schritt für Schritt auf den Scheiterhaufen zu, den die Bewohner auf dem kleinen Marktplatz errichtet hatten, und mit jedem Schritt wurde die Chance auf eine Flucht kleiner. Als sie schließlich vor dem großen Haufen aus Holz Reisig, Trockenem Laub und Sägespäne stand und den Pfahl sowie die

 

Leiter betrachtete, an der sie hinaufklettern sollte, hatte sie schon mit ihrem kompletten Leben abgeschlossen. Zugegeben, es war ein wenig kurz gewesen, gerade einmal sechzehn Jahre, aber sie hatte wenigstens überhaupt gelebt. Nur schade, dass sie niemals selbst Kinder haben würde oder dass sie den Magier nun doch nicht aufsuchen würde können.

Den Magier? Majotta blickte auf. Sie könnte Magie benutzen, um hier wegzukommen. Dann blickte sie zum Mönch herüber. Nein, das war ein Mensch, der sie bis zum Ende der Welt verfolgen würde, um sie brennen zu sehen. Dabei hatte er nicht einmal gegen sie persönlich etwas, er hatte nur ein Problem mit ihrem Hexenmal am Hals. Majotta fragte sich plötzlich ob Religion vielleicht aus allen Männern Fanatiker und Spinner machte, doch sie verdrängte den Gedanken schnell wieder. Sie atmete ein und aus, versuchte ihren Kopf leer von Gedanken zu machen und sich darauf einzustellen, nie wieder zu denken, zu lachen oder Sonstiges zu tun. Nie wieder den Himmel sehen… Majotta schossen bei diesem Gedanken fast die Tränen in die Augen, doch sie schluckte ihre Trauer herunter und setzte eine unergründliche Miene auf.

Der Scheiterhaufen ragte gut zwei Meter über ihr auf und ihr fiel auf, dass er sehr sorgsam gearbeitet war.

 

Zum ersten Mal fragte sie sich, ob eigentlich jeder einzelne Bewohner ein fanatischer Spinner war. Langsam kam es ihr vor, als hätte ihr Mal gar nichts damit zu tun, dass sie jetzt verbrannt werden sollte. Sie trat zur Leiter und kletterte die ersten Sprossen herauf. Die Leiter war erstaunlich solide gearbeitet, es war als wäre einer der Bewohner genau darauf spezialisiert, Leitern zu bauen, die Hexen und Andere, ganz gewöhnliche Menschen, in den Tod führen sollten. Oberhalb der Leiter war ein kleines Podest aufgebaut, dass mit Teufelsfiguren verziert worden. Sie waren skurrile Darstellungen und alle auf so grausame Weise verzerrt, dass sie Majotta ein wenig Angst einjagten.

Hinter sich hörte sie den Mönch die Leiter hochsteigen. Im gleichen Moment wurde ihr klar, dass sie nicht sterben wollte, dass sie das um jeden Preis verhindern wollte, dass sie das sogar verhindern konnte! Wenn der Mönch sie anbinden sollte, würde sie ihm vorher einen saftigen Fluch auf den Rücken jagen, wenigstens. Doch als der Mönch die letzte Sprosse erstiegen hatte, machte er zwar ein paar Schritte auf Majotta, aber keinerlei Anstalten, sie festzubinden. Stattdessen drehte er sich zu den Schaulustigen um und begann, eine feurige Rede zu halten. Über den Teufel, über die Sünden, die Majotta angeblich alle begangen hatte und

 

vor allem, was sie den Bewohnern vor Ort angetan hatte. Die Bevölkerung hörte mit offenem Mund der Rede des Mönchs zu, doch Majotta selbst hörte nur halbwegs zu, sie suchte nach einer Fluchtmöglichkeit. Auf der Rückseite des Podestes konnte sie keine Menschen ausmachen, es schien niemand als Wache postiert zu sein. Dies schien ihr der passende Fluchtmoment. Sie nahm Anlauf und – sprang. Der Aufprall war zwar nicht zu überhören, aber der Mönch hörte nicht auf zu reden. Majotta lächelte. Vielleicht hatte ihre Mutter ja Unrecht gehabt.

Sie sah sich um. Vor ihr ragte ein Haus auf, daneben war ein Baum, der über die Dorfmauer hinausgeschossen war und dessen Äste jetzt auf die andere Seite ragten. Majotta fackelte nicht lange und begann den Baum heraufzuklettern. Da plötzlich blickte ein kleines Kind aus der Menge zu ihr herüber, zeigte mit kleinen Stummelfingern auf sie. Majotta erstarrte, als es begann die anderen auf sie aufmerksam zu machen. Sie kletterte schneller. Als sie hoch genug war, um über die Mauer zu springen, waren einige Bewohner schon dabei, den Baum hochzuklettern. Majotta holte tief Luft. Dann sprang sie.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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