Biografien & Erinnerungen
Das Dorf - Vor und nach der Wende

0
"Das Dorf - Vor und nach der Wende"
Veröffentlicht am 13. Mai 2013, 66 Seiten
Kategorie Biografien & Erinnerungen
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Ich bin 1950 in Berlin geboren, bin unendliche Zeiten zur Schule gegangen, habe brav studiert und in diversen Firmen artig gearbeitet, bin nunmehr das dritte Mal verheiratet, habe zwei erwachsene, tolle Kinder und gehe endlich meinen Neigungen nach, die sich auf kreativer Ebene bewegen. Ich bevorzuge die Satire, die Ironie, mag Methapher, die aber die Botschaft nicht verschleiern, eher krasser hervortreten lassen. Gerne nehme ich den typischen ...
Das Dorf - Vor und nach der Wende

Das Dorf - Vor und nach der Wende

Beschreibung

Die vorliegenden Dorfgeschichten erlebte ich in einem anderen Dorf als im Dorf meiner Kindheit, doch beide Dörfer waren prägend.

Es war die Zeit als ich noch ein Bankkonto führen durfte und es mir unschädlich gestattet war, offiziell für meine Altersvorsorge Verantwortung zu tragen. Im Falle meines Todes würden meine Kinder nicht binnen kürzester Frist amtlich von einem Unheil bringenden Erbe zurücktreten müssen. Kurz, ich war gewissermaßen noch ein vollwertiger und angesehener Bürger eines Staates.

Zumindest hatte ich ein diesbezügliches Gefühl, wenn es auch zu dem Zeitpunkt bereits mit Sicherheit eine unangenehme, belastende Akte über mich gab.

Ich war nämlich in meiner Jugend einst ein Auswanderungsantragssteller. Ein bewusster und treuer Staatsbürger der DDR begehrte nicht zum Klassenfeind in das NSW oder gar in die BRD, in das Land der Bonner Ultras auszuwandern. Ich war mir dessen bewusst, tat es aber aus vielerlei Gründen dennoch. Mein Klassenstandpunkt war wohl nicht gefestigt genug, wie es so schön hieß. Ich hatte nur den Wunsch, mit meiner Familie einen Versuch des Neuanfangs in einem anderen Land zu wagen. Ich glaubte an keine großen Perspektiven in der DDR, zumindest, was unsere Lebensqualität betraf, sah es schlecht aus. Nein, es ging nicht um Leben und Tod, es war nur der Drang nach besseren, anderen und neuen Möglichkeiten zu suchen. Ob ich sie damals gefunden hätte, wer weiß das schon. Vielleicht wäre es mir auch furchtbar schlecht ergangen, dann hätte man weiterziehen müssen.

Ist es nicht normal, wenn sich der Mensch dahin bewegt, wo es ihm am günstigsten zu leben erscheint? Es ist doch sein Risiko, wenn es in die Hose geht. Nun, die Sache hat nicht geklappt. Man ließ meine Familie nicht los. Der Antrag wurde abgelehnt. Eine Flucht war für mich wegen der hohen Risiken indiskutabel. Es wäre meinem Kind gegenüber unverantwortlich.Zu gefährlich insgesamt, ich bin nicht sehr mutig.

Also blieben wir notgedrungen im ungeliebten Regime. Man musste sich arrangieren, es gab keinen anderen Weg. Damit war kein unfassbares Leid verbunden oder gar unsagbare Trauer, nur eine sich immer mehr ausbreitende Resignation. Das Leben war nicht spannend, es war anstrengend aber erträglich. Es war vorgezeichnet. Alle Wege waren vorherbestimmt und sicher. Das klingt biblisch, war es aber nicht, weiß Gott nicht, obwohl die Diktatur gottgleich war. Alles hatte nur einen anderen Namen und zeigte sich in unchristlichem Gewande.

Der Sozialismus hat mich nicht unglücklich gemacht, aber auch nicht glücklich. Ich scheiterte an den Menschen. Mir sind die falschen Menschen begegnet oder ich war nicht die Richtige. Es lag nicht am Regime. Das kann immer und überall passieren. Es ist nichts Besonderes. Es geschieht täglich auf der ganzen Welt unter jeder Herrschaft. Private menschliche Desaster haben nichts mit der großen Staatspolitik zu tun. Es ist ein Irrglaube, dass man in der so genannten freien Demokratie glücklicher in einer Partnerschaft lebt. Wenn man in einer Diktatur nicht dazu fähig war, ist die Flucht in einen demokratischen Staat kein Mittel um zwischenmenschliche, gescheiterte Beziehungen zu retten, so nach dem Motto: sind wir frei, wird alles gut. Leider war ich diesem Irrglauben erlegen. Wie dumm und folgenschwer.

Meine Akte gehört aber nun der Vergangenheit an. Sie ist nicht mehr von Bedeutung. Man ließ mich leben und arbeiten. Ich hatte Glück. Irgendwie ging das, wenn auch das Glück sich gewissermaßen in Grenzen hielt.

Die DDR starb ihren langsamen Tod, kaum einer bemerkte wie nahe das Ende war. Man war an alles zu sehr gewöhnt als dass sich eine abrupte Wende vorstellen lies. Sie war in fast allen Köpfen einfach undenkbar. Doch es gab sehr viele mutige Menschen, die dem Kartenhaus den unweigerlichen Schubs gaben. Es fiel in sich zusammen. Dass nicht geschossen wurde, ist immer noch sehr verwunderlich und tatsächlich ein ganz großes Glück für alle. Wie leicht hätte ein großer Krieg entstehen können.

Auf einmal war nichts mehr sicher. Es gab keine vorgezeichneten Wege. Es gab gar keine Wege. Wir mussten durch das Dickicht mühsam einen Pfad schlagen, wohin auch immer. Viele waren nicht so gut im Schlagen. Sie bleiben auf der Strecke, bis zum heutigen Tag. Sie leben schlechter als vorher. Sie sind verbittert und verhalten sich entsprechend, nämlich dem Neuen gegenüber unaufgeschlossen und grundsätzlich misstrauisch, meist negativ. Für sie ist faktisch das Leben gelaufen, sie können nichts tun, zumindest glauben sie das. So leben sie total verbiestert im Gestern in ihren allmählich sterbenden Dörfern und Kleinstädten. Das ist traurig.

Es trat nun das ein, was viele Menschen immer wollen, auch ich. Wir bestimmen fortan, wohin wir wandern möchten. Leider hatten wir uns aus langem Mangel an Hoffnung, was eine mögliche Wende betraf, die vorher so notwendigen, vorbereitenden Träume nicht gestattet. So waren die Ziele reichlich unklar. Wir hatten unsere Flexibilität, auch die der Gedanken, weitestgehend eingebüßt. Das war bitter. So nahmen wir scheinbar nahe Liegendes in Angriff, vernachlässigten die Weitsicht, wir hatten sie ohnehin kaum, und wanderten aufs Gratewohl. Das war sehr abenteuerlich. Jetzt war wieder Mut gefragt, Mut um für das eigene Leben zu kämpfen, und um das Überleben in einer neuen Gesellschaft, die uns so fremd war in ihren Mechanismen.

Wir hatten im Sozialismus das Kämpfen so nicht gelernt. Wir wussten wohl wie man aus Scheiße Bonbons macht, wir hatten unendliche Geduld, wir verstanden anzustehen und wir waren Meister im Verzichten. Worauf wir alles verzichten mussten, wussten wir im Einzelnen gar nicht. Das war auch irgendwie gut. Ganz abgestumpft und verblödet waren wir allerdings auch nicht, schließlich „genossen“ wir heimlich auch das Westfernsehen mit seiner tollen Werbung für die für uns auch begehrenswerten Artikel. Und dann gab es noch die liebe Westverwandtschaft, die uns hin und wieder mit ihren Paketen beglückte. Damit konnte man ein wenig angeben, manche taten dies mit einer absolut lächerlichen Aufgeblasenheit, sie dünkten sich, deshalb etwas Besseres zu sein. Ein paar Lewis-Jeans und der gute Jakobs Krönung gab ihnen zweifelhaftes Selbstbewusstsein und sie schauten auf die anderen armen Würstchen herab, denen dieser Genuss versagt war. Das war aber vor der Wende.

Dann war alles plötzlich ganz anders. Das Leben stellte sich auf den Kopf. Alles, einfach alles war käuflich zu haben. Die schönen Artikel standen in den Läden einfach so herum. Man konnte hingehen, das Geld auf den Tisch legen und das Objekt der Begierde mit nach Hause nehmen. Anfangs ging das ganz gut. Auch die Kredite waren so leicht erhältlich. Die meisten DDR-Bürger hatten erspartes Geld, wenn auch durch die Währungsunion die Summen kleiner wurden. Dennoch, man hatte noch genug auf Kante und was lockte da nicht alles. Nehmen wir einmal das Auto. Man träumte über viele Jahre von dieser Kiste. Die Kohle dafür hatten wir längst im Sack. Nur dieser dämliche Trabbi oder der bessere Wartburg waren einfach nicht zu bekommen.

Man musste warten können. Warten, das war eine Eigenschaft, die der DDR-Bürger zu beherrschen hatte, zwangsläufig. Wir warteten. Ja, man meckerte auch leise, aber es war sinnlos. Natürlich gab es eine umfangreiche Vitamin B-Bewegung. Beziehungen zu haben, war immer total wichtig. Schön, wenn man auch etwas zu bieten hatte oder wenigstens vermitteln konnte, weil man jemanden kannte, der Beziehungen hatte. Man half sich halt. Es ging beispielsweise um Schrankwände, Kühlschränke und Fliesen für das Eigenheim, die Reihe der Engpassartikel könnte man hier beliebig fortsetzen. Ich hatte eigentlich nichts zu bieten, war gewissermaßen ein Mensch, eine Frau, von der man sagen konnte, dass wenn man sie kannte, damit gewiss keine besondere, eigentlich überhaupt keine Beziehung verbunden war. Somit war ich reichlich schlecht dran, musste um alles schwer anstehen und immer auch intensiv warten. Letztlich wurde dadurch meine Geduld und Langmut sehr geschult. Auch lernte ich auf Vieles zu verzichten, ohne mir deshalb die Pulsladern aufzuschneiden. Ich arrangierte mich mit meiner Situation. Das mussten viele, eigentlich alle. Es war absolut nichts Besonderes.

Die Wende brachte Verwirrung. Vordergründig schienen alle Beziehungen zusammenzubrechen, weil keine Notwendigkeiten mehr bestanden. Es gab ja alles. Man musste nichts mehr über Beziehungen organisieren, man konnte alles im Laden kaufen. Das dachte jedenfalls erst einmal jeder. Das geheime Netz der Beziehungen brach zusammen. Die unterschwellige Naturalienwirtschaft hatte sein Ende gefunden.

Es gab nun leckere, wundervolle Waren in allen Läden zu kaufen. Ein jeder hatte Westgeld in seinem Portomonaie. Der Dorfkonsum hieß jetzt „Ihre Kette“ und wurde hinter sorgfältig verhängten Schaufenstern für den großen Augenblick neu hergerichtet. Die Dorfbewohner beobachteten mit wachsender Spannung alle Vorgänge und gaben ihre Meinungen dazu sofort weiter. Es hieß, dass mehrere Lastzüge vor dem Konsum standen und entladen wurden, was da genau hineingetragen wurde, das wusste niemand verlässlich. Die zukünftigen Verkäuferinnen lächelten stolz und wissend, gaben aber wenig preis. Sie waren Tage und Nächte damit beschäftigt, rumorend hinter den Vorhängen hin und her zu huschen. Dann war es endlich so weit.

Die lange Geschichte des Konsums mit all seinen Heimlichkeiten, den Päckchen, den zugeteilten Hohlkörpern und den wenigen Südfrüchten, den lieblosen Gemüsekisten, den frustrierten Verkäu-ferinnen, die so oft nach Nase das Wenige verteilten, war nun endgültig abgelaufen. Man musste sich früher mit den Konsumangestellten, dem Verkaufspersonal gut stellen, um auch mal etwas Besonderes abzubekommen. Aus heutiger Sicht war natürlich tatsächlich überhaupt nichts Besonderes dabei. Oder denkt jetzt etwa noch jemand, dass Negerküsse ein Leckerchen seien, wonach man rennen müsste? Nein, aber unsere Kinder waren wild danach und opferten sogar das ganze Taschengeld. So gab es immer etwas, wonach man zu jagen hatte und die Tussis, die im Konsum arbeiteten, waren mit unendlicher Akribie damit beschäftigt, die raren Kostbarkeiten huldvoll zu vergeben. Das war jetzt nach der Wende gründlich abgeschafft. Die Göttinnen hinter den Ladentischen waren vom Sockel gefallen.

Dann war es also soweit, „Ihre Kette“ öffnete die Pforten. Das halbe Dorf war versammelt und man schlich fast ehrfurchtsvoll durch die Ladentür in das Innere des ehemaligen Konsums. Donnerwetter! Alles war frisch renoviert, die Frischetheken und Warenregale strotzten nur so vor bunt verpackten und liebevoll dekorierten Artikeln, die man vorher nur ansatzweise in den Intershops zu Gesicht bekam oder nur aus dem West- Werbefernsehen kannte. Es roch ganz wundervoll nach Schokolade und Kaffee, nach Apfelsinen und guten Seifen. Es duftete halt wie im Westen, der eine oder andere war ja schon mal drüben bei den lieben Verwandten. Die Verkäuferinnen strahlten wie die Honigkuchenpferde in ihren neuen Kitteln. Ihre Freundlichkeit beim Bedienen war schier unfassbar. Ihre Arbeit schien ihnen ein Bedürfnis zu sein, sie lachten und scherzten sogar dabei, erfüllten jeden Wunsch und es gab sogar Seidenpapier für die Verpackung des Kuchens. Früher schmissen sie den Kuchen in eine Packpapiertüte und fragten patzig, ob man etwa noch mehr haben wolle. Das wäre wirklich nicht nötig gewesen und es war offensichtlich, sie hatten keinen Bock, ihren Job zu tun. Jetzt erhielten manchmal die Kinder sogar eine kleine Süßigkeit ganz ohne dafür bezahlen zu müssen.

Die Dorfbewohner waren ergriffen von dieser Wende, das war Verkaufskultur, nur so würde man nur noch einkaufen wollen. Eigenartigerweise war man dennoch recht zögerlich, drehte jeden Pfennig um und wollte lieber erst mal alles beobachten. Es wurde ja gemunkelt, dass nun die Kohlen und der Strom so teuer werden würden und das Brot kostete nun auch nicht mehr 0,98 M, sondern 2,50 DM. Man würde damit nicht mehr das Vieh füttern können, mit der Milch verhielt es sich ähnlich. Abwarten! Wer weiß wie lange der Zauber ginge? Man hatte nicht ganz Unrecht.

Die Leute waren fast alle in der LPG beschäftigt und stockten mit individueller Viehhaltung und Gemüseanbau ihre Einkommen auf. Diese Möglich-keiten waren nunmehr auch wie mit Zauberhand verschwunden. Die LPG schloss bald ihre Pforten, um sich völlig neu mit nur wenigen Leuten als GmbH zu formieren. Felder lagen brach und die Leute saßen zu Hause, mussten sich beim Arbeitsamt melden, waren über Nacht arbeitslos geworden. Für viele, für die meisten war das AUS gekommen. Nie wieder sollten sie arbeiten dürfen, denn sie konnten ja nichts weiter als einen Traktor fahren oder auf dem Feld arbeiten. Den Tierzüchtern erging es gleichermaßen. Der Absatz der Erzeugnisse war unklar, man konnte ohne Verkauf keine Milchviehanlagen mit tausenden Viechern am Leben erhalten. Man konnte keine Rüben oder Getreide ohne Absatzverträge anbauen, keine Bank kreditierte so das Saatgut oder gar die Löhne für die Arbeitskräfte bis zur folgenden Ernte, wenn voraussichtlich die Produkte nicht alle verkauft werden konnten. Banken wollen Sicherheit. Das Land kann nicht so einfach übereignet werden, es war genossenschaftlich, die Menschen besaßen verbriefte Anteile. Wer sein Land als Sicherheit verpfändet, will wenigstens auf ihm arbeiten dürfen. Aber sie waren ja nun arbeitslos, keiner brauchte sie. Das war kompliziert. Schließlich vermickerten auch die neu gegründeten LPG en mit ihren neuen Namen und Gesellschaftern. Es gibt hin und wieder noch landwirtschaftliche Unternehmen, auch wieder Einzelbauern. Die quälen sich aber furchtbar, können weder leben noch sterben, lassen sich immer wieder die Wurst von der Stulle nehmen.

Ganze Regionen sterben vor sich hin. Leider müssen die schönen bunten Waren in den Geschäften nun auch von den Käufern träumen und somit sind sie wieder für viele nicht zu bekommen, weil nicht erschwinglich. Das Geld geht für das Allernotwendigste drauf. Mancher hat sich noch schnell verschuldet, um sich wenigstens ein gebrauchtes Auto zu leisten, damit er, wenn es drauf ankommt eventuell zur Arbeit fahren kann, denn vor Ort wird es nie wieder einen Arbeitsplatz geben und mit den öffentlichen Verkehrsmitteln sieht es auch nicht so rosig aus. Sie sind weder billig, noch kommt man mit ihnen überall zur rechten Zeit hin. Die Handelsleute sind auch nicht mehr so gut drauf, denn es klingeln die Kassen nicht wie erwartet. Kleinere Läden, manchmal in den Garagen der Eigenheime ausgebaut, machen wieder dicht. Die Supermärkte, die wie Pilze am Stadtrand aus dem Boden wachsen, lassen den kleinen Einzelhandel ganz schnell wieder in der Versenkung verschwinden. Die kleinen Imbissbuden können den zahlreichen großkotzigen Burgerkings und McDonalds nichts entgegensetzen. Sie stehen gammlig an der Straße und bieten für ein paar Penner die letzte Zuflucht. Es sei denn ihr Standort ist unweit eines kleinen Autohauses. Dann funktionierte es noch ein bisschen, bis dann das Autohaus auch den Geist aufgab. Aber das war später und eine ganz andere Geschichte.

Manche Menschen geben trotzdem nicht auf. Das ist löblich. Sie versuchen es in der Touristikbranche. Das ist im inneren des Landes, also ohne die Ostsee in unmittelbarer Nähe, reichlich schwierig. Meckpomm ist nicht unbedingt der Geschmack verwöhnter Weltenbummler. Die Landschaft ist schwerfällig und wenig abwechslungsreich, nur hin und wieder wellig, ein paar Wälder, Seen, weite Felder und Wiesen. Für Wintersportler und Windsurfer, für Partygänger und Broadwayanbeter kaum geeignet. Es gibt weder sensationelle Architektur, noch Weltwunder. Es gibt Ruhe und eine ausgeglichene Natur und es gibt noch Ursprünglichkeit, es gibt Baumalleen, Abgeschiedenheit.

Dann wären da noch auf Schritt und Tritt der Verfall, die verlassenen Kleinstädte und Dörfer, die Plattenbauten und das ganze Erbe des Sozialismus. Wer will das in seinem Urlaub schon sehen? Unwissende schütteln die Köpfe, verstehen nicht, wie Menschen in Deutschland so leben konnten, ohne Wirtschaftswunder, ohne die Rolling Stones. Na ja, das Thema Musik ist auch ein Besonderes. Westmusik war nicht gern geduldet. Natürlich wollte die Jugend die gleichen Hits hören und sie hörten sie auch. Nur manchmal verbotener Weise, heimlich. Man musste sich Platten und Bänder beschaffen. Das war schwierig und sie zu besitzen nicht immer legitim. Amiga produzierte eine Menge Scheiß und aus dem Westen durfte derlei nicht eingeführt werden. Aus den Paketen nahm man diese Dinge kurzerhand raus. Die Sendungen wurden oft gefilzt und die Leute so beklaut. Jeder wusste das. Nach der Wende öffnete sich der Medienmarkt für alle und jeden. Auch die „Hinterwäldler“ in Meckpomm wurden erfasst. Auch der Musikantenstadl hielt Einzug. Das ist schon die Härte. Auch das noch!

Natürlich gibt es auch in Meckpomm Konzerte, Diskotheken, Talkshows, Events etc. Man will ja schließlich auch teilhaben an den großen kulturellen Ergüssen der weiten Welt. Nur, wer will schon nach Neubrandenburg oder Penzlin, scherzhaft Kleinparis genannt, (auch Punschendörp in der Landessprache der Alten), kommen. Man tritt in Frankfurt, Hamburg, München oder Berlin auf. In Meckpomm gibt es keine Großstadt, keine wirkliche. Die Hansestädte sind keine Großstädte. Sie haben Tradition und im Osten nur das mühsam hervor gekramte Image der alten Hanse, sie locken keine Massen an. Und die müssen schon erscheinen, um große Künstler zum Auftritt zu bewegen. Vielleicht ist dies auch gut, denn trampelnde, brüllende Menschenmassen sind oft das Aus. Der Charme von Meckpomm, seine Einzigartigkeit wäre mit ihnen schlagartig erloschen. Die Ruhe wäre jedenfalls hin. Hier verläuft die Wende irgendwie anders, langsamer und schwermütiger, vielleicht aber auch gelassener. Man lässt die anderen lächeln und versucht sich auf den Ursprung zu besinnen. Ganz in Ruhe, ein wenig unbeholfen. Oft ohne jegliche Cleverness, vielfach vergeblich, manchmal wie gewollt und nicht gekonnt anmutend. Doch meistens alles mit viel Liebe, Geduld und Gespür fürs Detail. Man muss schon vieles selber entdecken wollen als mündiger Tourist, man bekommt selten etwas auf dem silbernen Teller serviert, wenn ja dann mit Sicherheit wenig professionell.

Doch muss immer alles perfekt sein und ist diese so sehr erstrebte Professionalität immer ein Garant für Erfolg? Sicherlich geht es meistens nicht ohne, denn die Ansprüche sind hoch. Die Gäste des Landes, die ihre Geldbörsen gerne öffnen sollen, haben berechtigte Erwartungen. Doch ähnliche Maßstäbe sollten für die Einheimischen angelegt werden, nur bewegen sich ihre Bedürfnisse auf anderen Ebenen. Eigentlich sollte man meinen, dass die Menschen in ihrem Land arbeiten müssen, um Wünsche, wessen auch immer, zu erfüllen. Sind ihre eigenen dabei, motiviert dies ungeheuer. Alles lebt von und mit motivierten Bürgern. In dem großen Land der Felder und Viecher war nun nach der Wende fast alles futsch. Die wenigen größeren industriellen Betriebe schlossen ihre Pforten, weil sie auf dem Markt nicht mehr bestehen konnten. Tja, da war guter Rat teuer. Und das war er wirklich. Die ganze Brut an Beratern, die hoffnungsvoll, was die zu erwartenden Einnahmen betraf, in den bedürftigen Osten strömte, verlangte für ihre weisen Ratschläge Kohle ohne Ende. Anfangs konnten sie davon auch eine Menge abzocken, dann wurde es anstrengender.

Die ehemaligen DDRler lernten schmerzhaft mit den faulen Tricks mancher „Berater“ umzugehen. Die beigebrachte Professionalität, die schwer bezahlte Unternehmensberatung, erwies sich oft als Luftnummer und die neu gegründete Firma ging rasch wieder Pleite. Selten konnte sich ein Betrieb länger als fünf Jahre über Wasser halten. Oft standen auch so genannte Investruinen herum, der Geschäftsbetrieb konnte nicht einmal aufgenommen werden, schon war alles wieder aus. Die vielen gastronomischen Einrichtungen kleinerer oder größerer Dimension, die zahlreichen Autohäuser und die Baubetriebe hatten zuweilen zwar Anfangserfolge aber die Masse der Menschen konnte hier keine Beschäftigung finden, verharrte in Arbeitslosigkeit und hütete ihre paar Kröten, somit blieben die Kunden, Gäste und Aufträge aus. Die aufgenommenen Kredite waren natürlich nicht abzuschütteln. Die Verschuldung hat sehr besorgniserregende Größenordnungen, sicher bis zum heutigen Tag, allerdings nicht nur in MeckPomm.

Man musste nun sehr erfinderisch sein, um in MeckPomm leben zu können, ohne melancholisch zu werden. Natürlich wanderten auch viele ab. Wer keine Lehrstelle bekam, suchte sowieso weiter im Süden. Selten kommen junge Leute zurück, wenn sie einmal in der weiten Welt waren, auch wenn die weite Welt nur Süddeutschland heißt. MeckPomm hat für junge Leute viel an Attraktivität verloren. Gott sei Dank nicht für alle. Aber dem lieben Gott ist dafür nicht zu danken, eher dem Optimismus und Mut der Betroffenen.

Ich war da auch so eine optimistische Betroffene, nicht mehr ganz jung aber meiner Meinung noch lange nicht alt. Mit 39 ist man doch noch fresh. Arbeitgeber sehen das anders, das lernte ich aber erst später. Meine LPG hatte mich rausgeschmissen. Man brauchte keinen Ökonomen mehr, man brauchte ja fast kaum noch jemanden, auch die erfahrenen Landwirte nicht, von den Landarbeitern, den Bauern ganz zu schweigen. Die Feldbaubrigade wurde ganz schnell abgeschafft, die tausend Rinder auch. Für brachliegende Felder und Wiesen gab es am Anfang sogar Geld. Das große Topfschlagen habe ich zum Glück nicht mehr mitbekommen. Alles, was nicht niet und nagelfest war, wurde abmontiert, auf Deutsch geklaut. Die Eigentumsverhältnisse waren mehr als fragwürdig und undurchsichtig. Ausgezahlt wurde kaum ein gefeuerter Landarbeiter. Sie hatten aber doch Anteile an Grund- und Boden eingebracht, früher irgendwann als die Welt noch verständlich war, wenn auch nicht umwerfend reizvoll. Nun waren sie angeschissen und versuchten etwas von ihrem Eigentum für sich zu retten, bei Nacht und Nebel, wenn es denn anders nicht ging. Es ging scheinbar nicht anders. Der Vorsitzende hatte andere Möglichkeiten, rettete für sich und die Seinen in anderen Dimensionen Sachwerte, er verstand sich zuweilen immer noch auf dubiose Geschäfte. Da wurde viel gemunkelt, angeblich verschwanden die Reitpferde über Nacht. Na so was, der Sache kann man doch nachgehen. Nein, die Landarbeiter waren sich nicht einig und so mutig wie die Sachsen sind die Norddeutschen auch nicht. Einige waren auch bestochen, hielten also ihr Maul. Da war nichts auf zu halten. Der Vorsitzende war ein Fuchs, war er schon immer, auch als er noch ein Parteiabzeichen trug. Die Genossen sind ja nacheinander aus der Partei ausgetreten, obwohl sie noch lebte, diese Partei der Arbeiter und Bauern. Ihr Leben war aber jetzt doch rasch beendet. Es gab nun andere Parteien. Doch viele hatten die Schnauze voll von jedweder Partei. Aber die Parteimeier gibt es natürlich immer, sonst würde ja schier überhaupt nichts funktionieren. Was sich in diesen Sektionen so abspielt, schreit zum Himmel. Einige stramme Atheisten sind dann ja auch urplötzlich fromm geworden. Angeblich waren sie in ihrem tiefsten reinen Herzen schon immer gläubige Christen, haben es nur gut geheim zu halten gewusst.

Bei der nationalen Volksarmee gab es ähnliche Erscheinungen. Man trat aus der Partei aus und wurde fromm oder Unternehmer. Manchmal auch beides. Das kam vor. Die hohen Genossen waren fast alle nur Befehlsausführer und wussten nichts. Die armen, sie wussten einfach nichts und mussten nur dienen. Plötzlich gab es sehr viel Frömmigkeit. Allerdings half der liebe Gott wenig bei der Arbeitssuche. In meinem Dorf gab es ja auch keine Kirche. Die Armee wurde nun auch dicht gemacht. Die Bundeswehr hat den ganzen Klump nicht übernehmen wollen. Nur einige durften dann gewissermaßen unter neuer Flagge weiter dienen und Befehle ausführen. Das ist nun wirklich aber etwas ganz anderes, man rüstet nun nicht mehr für den Frieden auf, sondern für die Landesverteidigung oder qualifiziert sich für den Einsatz in Krisengebieten, für den Frieden also letztlich doch wieder. Die Streitkräfte sind sowieso und immer nur für den Frieden. Das ist in der ganzen Welt so und die Kirche segnet diese ehrenvolle Tätigkeit. Es gibt aber jetzt Zivildienstmöglichkeiten, die gab es früher kaum. Ich bin sehr froh, dass sich mein Sohn für den Zivildienst entschieden hat. Es gibt Bengels, die sich freiwillig für den Dienst in Krisengebieten meldeten. Sie hatten so ihre finanzielle Absicherung. Sonst war allerdings wenig Sicherheit zu erwarten. Mein Lehrling, er hatte einen guten Kfz.-Mechanikerabschluss, gehörte zu den bedauernswerten Jungs. Einmal erschien er noch in Uniform und war stolz wie hundert Affen, erzählte von seinen Geldern, die er nun erhielt. Er kam dann nie wieder.

Was geschah also in meinem Dorf außer dass sich der Konsum so wundersam verwandelte? In einer furchtbar hässlichen Baracke entstand Heidis Lädchen. Ein Kramladen, in dem alles verkauft werden sollte, was die Landfamilie vermutlich so braucht. Es gelang nicht wirklich alles zu verkaufen, was da so eingelagert wurde. Irgendwann war hier auch wieder alles dicht. Der Mann war früher Traktorfahrer, die Frau wohl hühnerfütternde Hausfrau. Die Familie hat ihr erstes Auto bei uns gekauft, wir hatten ja ein kleines Autohaus gebaut und betrieben es recht erfolgreich, zumindest anfangs. Ich ging also hin und wieder meine Marmelade bei Heidi kaufen. Als unser Treckerfahrer plötzlich einen nagelneuen Ford fuhr, ich vertrat eine andere Marke, kaufte ich meine Marmelade nicht mehr bei Heidi. Strafe muss sein.

Dann gab es einen Laden für Fernseher, auch Fahrräder und Uhren waren erhältlich, und Kaugummis. Der Geschäftsraum war die Garage des Eigenheims. Warum auch nicht, das war billig. Der Mann war ein guter Handwerker und musste wenigstens dafür keinen Kredit aufnehmen. Nur wer kauft in einem Dorf schon andauernd ein Fahrrad oder einen Fernseher. Also ich erwarb zum Beispiel dort auch einen Fernseher nebst Schüssel. Der Mann war mein Nachbar und mein Kunde, ein guter Mann. Dann ist er gestorben. Man war im Dorf deshalb sehr traurig. Viele hatten einen Fernseher bei ihm gekauft und wurden immer gut bedient, ganz besonders dann, wenn die Dinger Macken hatten. Dann kam Otmar und half, den Schaden zu beheben, und zwar kostenlos. Nun ist er tot. Mein Sohn hatte ihm einmal einen Karpfen verkauft, den er im Dorfteich angelte, der Fisch war in Ordnung. Das schwöre ich. Die Kinder waren auch traurig, dass es nun Otmar nicht mehr gab, seinen Garagenladen auch nicht mehr, aber der leicht bescheuerte Sohn Otmars war uns immer noch treu. Manchmal half er, wenn Not an Mann war, im Garten, ein guter Junge. Bloß wer sollte ihm nun noch bezahlte Arbeit geben. Früher war er Aushilfe bei der Maurerbrigade der LPG, jetzt benötigte man nicht einmal die Fachkräfte. Man konnte sich keine Handwerker mehr leisten, sie verlangten einfach zuviel Westgeld. So verdingte man, wenn es gar nicht anders ging, ABM-Truppen, ABM heißt Arbeits-Beschaffungs-Maßnahme. Das Arbeitsamt lies sich allerhand einfallen. Die ABM-Menschen, waren meistens mit den Dorfverschönerungsarbeiten betraut, sie fegten die Straße und mähten die Dorfwiesen, malerten manchmal am Bürgermeisterhaus und so weiter. Hier waren anfangs alle schwer vermittelbaren arbeitslosen Bürger zu finden, die noch einen Besen schwingen wollten und dazu noch fähig waren.

Meistens konnten die ehemaligen Bauern und Armeeangehörigen, die im Dorf lebten, alles selber. Jeder war auch ein Hobby-Handwerker und stöberte in den Baumärkten herum, um etwas billig zu bekommen. Jedenfalls billiger als wenn man einen Handwerksbetrieb verdingte. Diese stöhnten ganz furchtbar, denn die Leute, wenn denn ein Hausbauer mal einen Auftrag vergab, zahlten schlecht, manchmal gar nicht. Bauvorhaben gab es viele. Daran mangelte es weiß Gott nicht. Jeder wollte neue Fenster und Türen oder gar ein neues Dach. So einiges entstand, wurde saniert. Wir beschlossen, uns eine schöne Ölheizung zu gönnen. Die Kohlenschipperei war ja nun wirklich nicht mehr zeitgemäß und ging uns fürchterlich auf die Nerven. Viele Häuser wurden mit neuen Heizungssystemen ausgerüstet. Ein Kredit dafür bekäme man, die Rente der Oma war ja noch nicht belastet. Die Renten sind sicher, hieß es ja. So dachten viele. Oh Gott, man hofft dies heute noch, nur wird die Rente nicht ganz reichen, um auch im Alter einigermaßen zu leben. Schnell wurde noch die eine oder andere Lebensversicherung abgeschlossen. Die Versicherungsvertreter und Finanzberater gingen nun von Haus zu Haus. Sie wollten unser Bestes, unser Geld, und sie bekamen es. Wie oft waren die sicheren Anlagen fürs Alter doch nicht ganz so sicher? Sehr oft. Die Kohle war auf einmal weg. Dummheit schützt vor Strafe nicht. Oh, es gab so viel Dummheit. Selbst die Schlausten waren irgendwann einmal dumm und mussten dafür büßen. Das Leben geht weiter, man ist manchmal ein wenig klüger geworden. Aber nur manchmal. Die Menschen sind in Meckpomm eigensinnig und stur. Das sagt man ihnen auch nach und sie sind verschlossen. In den Kneipen schweigen sie aber auch nicht nur vor sich hin und der Tratsch blüht wie eh und je.

Die Penner werden nun nicht mehr mit durchgefüttert. Für sie ist es wirklich ernst geworden. Keiner gibt ihnen mehr Essenmarken für die Kantine. Sie lungern nun vor dem ehemaligen Konsum, der heute „Ihre Kette“ heißt, herum und betteln die Leute an. Gummimann ist schon halb verhungert. Dann hat ihn lange keiner mehr gesehen. Man munkelt, er wäre in seiner Wohnung erfroren. Keiner weiß etwas Genaues. Früher gab es so was nicht. Man kümmerte sich auch um die Suffis. Das geht jetzt nicht mehr. Aber auch unser Dorfdepp musste mit der Wende fertig werden. Eigenartiger Weise schien ihm dies ganz gut zu gelingen. Hannes hatte Arbeit. Erstmalig! Er sprach mich einmal auf der Straße an und verkündete, er würde nun Arbeit bei den ABMern haben und hätte nun viel Geld. Wenn er seinen Lohn in Fünfmarkscheinen bar in Empfang nehmen konnte, dann fühlte er sich wie ein König, kaufte sich eine neue Angel und saß manchmal einträchtig mit meinem Sohn am Dorfteich, um ein paar Fische zu fangen. Die zwei hielten den Dorfteich für ihr persönliches Eigentum, welches vor anderen unwissenden, fremden Anglern unbedingt verteidigt werden müsse. Mein kleiner Hardy passte auf, dass die rausgeholten Fische Normgröße hatten und wies die Männer entsprechend an, sich daran auch zu halten. Das brachte ihm große Anerkennung von Hannes ein. Einmal schenkte Hannes dem kleinen Angler sogar eine Angel fürs Zeugnis. Lesen konnte Hannes das Zeugnis ja nicht aber das machte nichts. Hardy war vertrauenswürdig und ehrlich, während die anderen Kinder unseren Hannes immer nur foppten.

Unser Dorf hat nun auch eine eigene Apotheke. Man ist stolz darauf, obwohl der Apotheker aus Thüringen stammt. Wieso hat der sich gerade in unserem Dorf niedergelassen? Man weiß das alles nicht so genau. Vielleicht hat er irgendwie Dreck am Stecken und musste seinen Heimatort verlassen. Jedenfalls munkelt man, dass dieser Apotheker eine Menge Knete hat, denn er baute sich am Dorfrand ein Riesenhaus mit einem Glastreppenhaus und ganz in der Nähe ein eigenes Windrad. Das war noch nie da. Wahrscheinlich wollte er mit seinem Windrad noch mehr Kohle machen. Die Dorfbewohner sind skeptisch und nehmen das Energieangebot des Apothekers nicht an, obwohl es vorteilhaft wäre. Man traut dem Kerl nicht. Jedenfalls dreht sich ganz munter und weit sichtbar das große Windrad. Man sieht es schon aus der Ferne wie ein Wahrzeichen, einen Kirchturm hat ja unser Ort nicht und der kleine Sohn des Apothekers lernt das Trompetenspiel. „Wat soll dat?“, fragen sich die Leute. Man gewöhnt sich daran und schließlich kann man ja nun auch alle Pillen vor Ort bekommen. Das ist praktisch und hilfreich, bei den aktuellen teuren Buspreisen ganz besonders.

Manche Menschen kommen nach der Wende ganz gut zurecht. Man kann sagen sie leben auf. Es sind aber nicht sehr viele. Nehmen wir mal die Tierärzte. Eigentlich müssten auch sie verzweifeln, denn die LPG Tierproduktion, die tausende Rinder im Bestand hatte, gab es nicht mehr. Die individuelle Tierhaltung war auch nicht mehr der Renner. Die meisten Landarbeiter hatten zu Hause noch ein bis zwei Bullen im Stall, Schweine, Kaninchen und Geflügel. Die Bullen brachten sehr gutes Geld. Das war nun vorbei. Alles beschränkte sich auf den Eigenbedarf. Was wollen die Tierärzte, und es gab so einige davon, nun noch bewegen? Einer jedenfalls schien es geschafft zu haben. Die Kleintierpraxis der Frau funktionierte und der Mann betreute die verbliebenen großen Viecher in der näheren Umgebung. Was aus den anderen Tierärzten geworden ist, weiß man nicht. Sie sind fort gegangen, einer ist verstorben, einer ist in die Politik. Man kennt die Tiere und die Menschen als Viechdoktor. Die Erfolge der Behandlung sind gemischt.

Unser Wendengewinnler hat sich sogar einen Riesenbadeteich in seinem Garten angelegt, mit Sprungbrett und er bekommt ein Baby nach dem anderen, nur sein Hund Trine ist eine Schande, ein kleiner Kläffer. Ich glaube mit dem Apotheker kann sich unser Tierarzt nicht so gut verstehen. Sie sind Nachbarn. Die Leute sagen gehässig, der Hund wäre die Rache für den Trompete blasenden Apothekersohn. Man weiß es nicht. Vielleicht ist es auch anders herum. Jedenfalls lassen wir dort auch unsere Katze sterilisieren und unseren Hund impfen, obwohl der Tierarzt bei uns kein Auto gekauft hat. Wir hatten damals keine Geländewagen im Programm. Später hat aber Frau Tierarzt einen kleinen Zweitwagen erworben. Wir sind halt gute Nachbarn. Man hilft sich. Die giftige Stubenpissmaschine des Tierarztes lässt uns kalt, denn zwischen unseren Häusern liegt nämlich noch ein anderes Grundstück. Diese furchtbar netten Nachbarn haben nur eine Dogge, die tut nichts. Allerdings gibt es da noch einen Papagei, doch der ist fast nie draußen, man hört ihn kaum.

Dann entsteht in unserer Nähe noch ein neues Haus. Es ist alles vom Feinsten, auch der hohe Zaun. Man legt Rollrasen aus und pflanzt bereits große Hecken und Bäume. Das geht. Alles ist sofort schön anzuschauen. Man braucht keine Geduld mehr, bekommt das fertige Produkt geliefert, auch für den Hausgarten. Die Dorfbewohner schütteln die Köpfe. Das gab es früher nie. Man musste warten können und legte die Gärten mit viel Mühe selber an. Eine Gartenbaufirma ist vor gefahren. Alles ging ratz Fatz. Das Ehepaar war aus dem Westen zu gezogen. Sie hätten mehrere Kaufhäuser hieß es, vor der Tür der standesgemäße Mercedes, die Garagentore öffneten sich elektrisch und er hätte auch eine Alarmanlage, wussten die Leute. Man beobachtete die Westunternehmer argwöhnisch. Eigentlich hatten diese von Anfang an keine Chance, man konnte sie schlicht nicht leiden, weil sie alles besser wussten und bei jedem lauten Furz zu unrechten Zeit die Polizei verständigten. Kaum mähte jemand am Sonntag den Rasen, dann war er dran. Der Gärtner des Kaufhausinhabers hatte Zeit in der Woche zu mähen. Das war korrekt. Auch konnte man sein Laub oder sonst was nicht mehr einfach verbrennen, wenn man dazu aufgelegt war. Das störte diese Leute sehr. Sie hatten wohl auch Recht, die Bestimmungen sind streng geworden nach der Wende, man durfte kaum noch etwas. Doch man ging nicht gleich zur Polizei oder zum Bürgermeister, um die Sünder anzuzeigen. Das regelt man anders. Unsere Jungs fuhren also mit den Motorrädern hin und wieder laut Gas gebend an seinem Haus vorbei, außerdem war es sowieso nur ein Fertigteilhaus. Die Anzeige deswegen, auch weil die Scheinwerfer der Motorräder in seine Fenster leuchteten, nützte nicht sehr viel. Die Polizei hatte nun auch andere Sorgen. Es wurden Autos aus den Garagen gestohlen und diverse Trickbetrüger frequentierten die Haushalte, meine Autos vor dem Geschäft wurden häufig mutwillig beschädigt, es gab Einbrüche. Die Polizisten hatten ihr „Büro“ im Landambulatorium, dort waren sie oder auch nicht, wenn man sie brauchte, war oft das „Büro“ geschlossen. Man war wohl im Einsatz. Früher gab es den ABV, den Abschnittsbevollmäch-tigten, den Dorfsheriff gewissermaßen. Der hatte alles im Griff. Es gab da nicht so viel, außer nach dem Tanzvergnügen am ersten Mai, wenn sich ein paar angetüterte Kerle um die Mädchen prügelten, oder die Jugendlichen am Dorfteich die Musik zu laut erschallen ließen. Man wusste nichts von schlimmeren Delikten. Im Großen und Ganzen verlief das dörfische Leben ruhig und gefahrlos, außer es war hoher Staatsbesuch angesagt, dann war alles damit beschäftigt, den hohen Politkader zu schützen, der wohl mächtig Angst haben musste, denn auf den Dachböden der Häuser wurden Scharfschützen postiert und überall sah man die Unauffälligen. Sie beobachteten argwöhnisch die Dorfbewohner und suchten den Klassenfeind zu erspähen und zu vernichten. Aber den Menschen stand nur der Sinn danach, auch mal ein paar Weintrauben zu ergattern. Die gab es nämlich sonst höchst selten. Der Ehrengast sollte sehen, wie gut es den Menschen in den Dörfern ging, also gab es an den Buden auch mal was Besonderes. Nach der Wende würde natürlich keine hohe Persönlichkeit in unser Dorf kommen, was auch nicht unbedingt gewünscht wird, aber man hörte von ähnlichem Aufwand, um die Menschen, die sich in den Regierungen für das Volk wund arbeiten, vor Unheil zu bewahren, wenn sie sich unter das Volk mischen.

Jetzt musste sich jeder schützen, sich einigeln und man brauchte tatsächlich Alarmanlagen, mindestens einen großen Hund. So züchtete ein Nachbar nebenbei Rottweiler, verkaufte darüber hinaus Hundefutter, füllte damit ein wenig seine Haushaltskasse, denn sein Handel mit Gastanks war nur im Anfang lukrativ. Das war der Diplomingenieur für Maschinen und technische Ausrüstungen der früheren LPG.

Dann war da noch unser Straßendienstler mit seiner Frau. Der hatte für sich einen guten Job gefunden, denn die Landstrassenalleen wollten gepflegt werden. Doch das Land und die Kommunen waren arm, zahlten wohl schlecht. Das ist bitter für einen Jungunternehmer, der sich auch ein großes Haus gebaut hatte. Man muss sich trösten. So mancher Flachmann übernimmt derlei Aufgaben. Einmal ist der große Straßenmeister mit seinem Motorrad in den Dorfteich gebrettert, vorher hat er seine Frau verprügelt, aber die erschien schon früher öfter mal mit einer Sonnenbrille. Ich glaube nicht, dass der Mann sich vor Kummer ertränken wollte. Außerdem waren polnische Nutten zu Gast in seinem Hause, erzählten die Leute. Ob die ihn nun in den Untergang, ins Wasser samt seinem Motorrad getrieben haben, das ist fraglich.

Jedenfalls ist man auf dem Land sehr aufmerksam. Eigentlich entgeht den Menschen kaum etwas, wenn denn was passiert. Und nach der Wende geschah eine Menge.

Da haben wir zum Beispiel den Elektromeister Klein, er eröffnete mit seiner Frau ein Elektrofachgeschäft. Ich kaufte mein Bügeleisen, die Waschmaschine und den Toaster bei ihm, auch alle Glühbirnen, die man immer so braucht, schließlich muss man zusammenhalten und seine Frau erwarb letztlich doch ein Auto bei uns. Wir waren alle so zuversichtlich. Schließlich ereilte den Mann eine fürchterliche Krankheit. Er landete im Rollstuhl und machte trotzdem weiter. Im Dorf wird erzählt, dass seine junge hübsche Frau Kinderwäsche im Kaufhaus geklaut haben soll und sie soll so was öfter machen. Wahrscheinlich ist sie eine Kleptomanin munkelt man. Und dann wäre da noch was, irgendwie hätte sie auch ein offenes Herz für so Manchen. Ich konnte sie trotzdem gut leiden. Man muss nicht alles glauben, was die Leute schwätzen. Sie sind auch erst einmal neidisch, wenn einer etwas auf die Beine gestellt hat. So ist das mit den Menschen, nur sind sie alle und überall so, in der ganzen Welt. Das hat nichts mit MeckPomm zu tun. Jawohl!

Nehmen wir mal den Schäfermeister. Er hatte nun keine Schafherde mehr aber hin und wieder eine Freundin. Seine Frau soll ihm deshalb im Schlaf den Pimmel abgeschnitten haben, sagen die Leute. Also ich weiß nicht. Wenn ich ihn dann auf dem Markt in der nahe liegenden Stadt Socken und Schlüpfer verkaufen sehe, dann frage ich mich, ob es so was geben kann. Heutzutage hört man ja noch ganz andere Sachen. Es soll Menschen geben, die solche abgeschnittenen Sachen auch noch braten und aufessen. Also das gab es früher wirklich nicht. Das mit dem Beate-Uhse-Laden ist auch so ein Ding. Ehe überhaupt Aldi seine Pforten öffnete, war der Sex-Shop schon in Action. In den Katalogen gab’s ja auch allerhand Schweinkram. Man konnte sich einfach alles bestellen und völlig diskret erfolgte die prompte Lieferung. Die Postfrau wusste wer sich mit diskreten Lieferungen eindeckte. Man wusste sowieso immer wer mit wem, auch wer regelmäßig in das Haus mit den roten Herzen an der Strasse zur Stadt fuhr. Das gab es früher auch nicht. Manchmal kamen Männer mit schmucken Mädchen, die einen tschechischen oder polnischen Akzent hatten in unser Autohaus, um einen Wagen zu mieten. Sie haben immer bar bezahlt aber die Autos sahen nicht gut aus, wenn sie zurückgebracht wurden. Wenn der Kunde zahlt, geht auch das durch. Man ist diskret aber die Leute kriegen alles trotzdem mit. Man kennt ja die Männer und ihr Verhalten in den Kneipen. Neben unserem Autohaus hatte die letzte Dorfkaschemme immer geöffnet, hier haute man sich die Taschen voll aber hier feierten die Rentner auch zur Faschingszeit ihr Kappenfest, auch nach der Wende, eisern und verbissen. Die LPG- Baracke war ja abgebrannt. Wo sollte man denn sonst feiern? Vielleicht im Motel? Es gab nämlich ein Motel in unserem Dorf. Man konnte dort recht gut essen und falls man zu den Erlauchten gehörte und auch ein wenig Kohle locker machen konnte, war dort sogar eine Silvesterparty möglich. Unsere besseren Kunden tranken dort ihren Kaffee oder aßen in der guten Gaststube eine Kleinigkeit, während sie auf ihr Auto warteten. Geschäftsleute übernachteten dort. Es war eine gute Idee, ein Motel an der Bundesstraße zu bauen. Frau Motelbesitzer kaufte ihren Zweitwagen bei uns. Sie war früher Wirschaftsleiterin bei der LPG. Jetzt hatte sie ihre eigene Wirtschaft. Ihr Männe war der Baulöwe der Gegend. Das war er immer. Er wusste wie man es macht, vor der Wende und nach der Wende. Die Leute aus dem Dorf mieden das schöne Restaurant des Motels. Man konnte diese Neureichen nicht besonders leiden. Die hatten schon früher alle erdenklichen Beziehungen. Wer weiß, was da so alles gelaufen ist. Dieses ewige Gemauschel um Vorteile und das ständige Rumgeprotze hatte man gründlich satt. Ich fand die Leute sehr geschäftstüchtig. Sie waren sehr fleißig und rührig, immer freundlich. Es waren meine Kunden und sie mühten sich aus ihrem Leben etwas zu machen. Ich mühte mich auch redlich, arbeitete wie blöde. Die Leute sehen das meistens weniger, sondern zählen gerne die Autos, die vom Hof gehen und rechnen sich aus, was für Gewinne man so machen würde. Aber sie waren auch furchtbar stolz auf die Errungenschaften in ihrem Dorf nach der Wende. Immerhin hatten sich einige in die Selbständigkeit gewagt, nachdem sie ihre Arbeit verloren hatten. Es waren allerdings nur wenige, dennoch retteten sie ein paar weitere Dorfbewohner vor der Arbeitslosigkeit, indem sie einige Arbeitsplätze schufen. Dafür war man auch sehr dankbar. Jeder musste dennoch seine Pleite irgendwann verkraften, denn kaputt gingen fast alle früher oder später. Wir auch. Manchmal gab es so was wie Schadenfreude oder so was wie: „ Das haben wir ja gleich gesagt.“

Nichts ist nach der Wende mehr von Bestand. Man muss ständig nach neuen Möglichkeiten Ausschau halten, bereit sein sich krass zu verändern, das heißt auch alles aufzugeben. In MeckPomm können viele Leute das nicht. Sie sind schwerfällig und in der Regel furchtbar bodenständig. Sie fürchten sich vor der Fremde. Es soll alles immer wie immer sein, wünschen sie sich. Das geht nun nach der Wende nicht mehr. Nichts ist wie immer. Meine liebe Tochter bekommt keinen Ausbildungsplatz. Sie will nicht in die Fremde, denn sie liebt wie alle die vertraute Umgebung, die bekannten Menschen. Hier fühlt sie sich sicher. Ich kann sie zum Glück ausbilden. Wer kann das schon? Die Jugend muss weg oder sie lungert herum, lernt nichts, gammelt im Bushäuschen, macht dummes Zeug, säuft und randaliert. Das Gemeindebüro, nebst Bürgermeister ist umgezogen. Die Räumlichkeiten nennen sich nun Jugendclub. Dort hängen sie jetzt rum, die Jugendlichen. Man wollte sie von der Straße holen, aber sie finden keinen Halt, sehen keine Perspektive, keiner kümmert sich wirklich um sie. Es gibt keine Sozialarbeit und die Lehrer sind froh, wenn sie Feierabend haben. Außerschulische Tätigkeiten mit den halbwüchsigen Schülern sind nicht mehr drin. Lehrer haben es schwer. Die Schüler werden immer dreister. Früher war der Lehrer noch eine Persönlichkeit, man zollte ihm Achtung und Respekt. Nun bangt man um die Existenz der Schule. Wenn es sich nicht mehr rechnet, nicht genügend Schüler für den Standort der Schule aufzutreiben sind, dann sieht’s böse aus. Außerdem wurden nicht alle Lehrer übernommen. Da gab es tatsächlich Lehrer, die sollen mit der Stasi zusammengesteckt haben, und das in unserem Dorf. Mir stehen auch die Haare zu Berge. Doch was hätte er schon melden können? Dass der Lehrer für technisch Zeichnen in der Nase bohrt und heimlich mehr Westmusik hört als erlaubt? Oder etwa, dass der Schuldirektor volltrunken im Graben liegend gesehen wurde? Manchmal fuhren die Menschen über die so genannte Schnapsstrasse nach Hause, aber nur wenn sie tüchtig angetütert waren. Das kam schon mal vor. Natürlich ist das ist auch ein Vergehen, denn wir hatten die Null- Promille-Bestimmung. Man hielt sich nur auf den großen Straßen daran, sonst nicht. Heute nach der Wende darf man auch offiziell ein Gläschen intus haben. Warum das so gestattet wird, weiß ich nicht. Die Autos sind schneller und es fahren auch mehr davon herum, selbst im Dorf. Aber man darf saufen. Nach der Wende ist halt alles anders. Dafür passiert mehr. Die Statistik der Disko-Unfälle in MeckPomm beweist es. Die Jugend gibt an mit ihren Autofahrkünsten, fährt voll wie hundert Russen mit dem Auto in den Morgenstunden nach der Disko nach Hause oder zu einer anderen Disko ( man fährt halt so rum, wo was los ist), nachdem alle dies affengeil fanden, knallt es dann ganz fürchterlich. Ausgeträumt! Nach der Wende muss jeder Lehrling ein Auto haben, denn die Berufsschulen sind anders nicht zu erreichen. Es gibt Autohändler an den Strassen, in jedem Dorf sind sie vertreten, die mit bunten Wimpeln geschmückte tolle Flitzer anbieten. Welcher Junge will nicht ein solches besitzen. Anfangs haben wir den Schrott der Wessis verhökert. Alle Leute waren verrückt nach Westautos, man glaubte die wären tatsächlich so gut wie sie aussahen. Man glaubte wirklich noch an das Gute. Das erwies sich als gefährlich und unangenehm teuer. Wir wollten das nicht mitmachen und haben dann nagelneue Fahrzeuge aus einem schönen kleinen Autohaus verkauft, wir hatten sogar eine Werkstatt und bildeten Lehrlinge aus. Schließlich waren wir bekannt und lebten hier, keiner sollte durch uns beschissen werden. Autohändlern sagt man dieses gewöhnlich immer gerne nach. Nicht ganz zu Unrecht. Aber auch der Traum war nach einigen Jahren vorbei. Man lernt dabei soviel, auch wie Menschen sich verhalten, wenn es einem nicht mehr so gut geht.

Die Menschen aus dem Osten jammern einfach zu viel, sagt man in den Altbundesländern. Die Brüder und Schwestern wollten die Wende. Jetzt haben sie dieselbe und keiner ist zufrieden, die sollen jetzt erst einmal richtig lernen was es heißt, die Existenz zu sichern. Wir wissen wie das alles geht, wir haben alles bereits durch. Der Solidaritätsbeitrag ist nicht einzusehen, mosert man allerorten. Doch der Osten ist ein sehr guter Absatzmarkt, die nehmen alles. Anfangs klappt das ganz wunderbar, dann wird man selbst in MeckPomm wählerischer, manchmal richtig frech. Die Preise sind schon überall genauso hoch wie im Westen, die Löhne und Gehälter sind noch nicht angepasst.

Wir wollten auf dem Land gegenüber noch eine Tankstelle bauen. Mein Mann hatte dies in einem Anflug von Größenwahn, den hatte er später öfter, in Erwägung gezogen. Der Bürgermeister vereitelte alles. Zum Glück! Ein angeblicher Großinvestor würde dort ein Gewerbegebiet anlegen wollen. Das halbe Dorf war wegen dieses Großinvestors in heller Aufregung. Am Ende bekäme ja ein jeder dort Arbeit und alles wäre wieder eitel Sonnenschein. Irgendwie stand dort auch eines Tages ein Riesenschild. Mehr passierte nicht. Später entstand allerdings doch noch eine Tankstelle, weitere Bauwerke mit arbeitgebenden Firmen sind nicht erkennbar. Immerhin eine Tankstelle im Dorf ist nicht übel. Manchmal tauchten Fremde auf und eröffneten ein Geschäft oder verkauften flohmarktähnlich bunte

T-Shirts und anderen Tand. Meistens waren es Vietnamesen, die sich so durchs Leben schlugen. Ich glaube viel sind sie in unserem Dorf nicht losgeworden. Immerhin das Landleben wurde bunter. Hin und weder tauchten Teppichhändler und Zigeuner auf, die aus großen Taschen Pullover und Tischdecken oder Sofakissen feilboten. Während der Geschäftsabwick-lung wurden zuweilen die alten Frauen, die sich mal was „Gutes“ und „Preiswertes“ gönnen wollten, tüchtig beklaut. Das kam vor. Das kommt überall vor. Die Menschen müssen lernen, mit der neuen Freiheit sorgsam umzugehen. Wenn alles geöffnet ist, also die Grenzen, die Herzen, dann kommt auch alles rein, auch viel Kacke. Man kann aber auch raus in die weite Welt, das wollten doch alle. Nur mal so zum Schauen, was so los ist woanders, dann würde man wieder nach Hause wollen, nach MeckPomm. Hier ist es gemütlich und nett, hier fühlte man sich viel sicherer als in der Fremde. Aber die Haustür kann man nie mehr unverschlossen lassen und nachts geht man auch nicht mehr alleine spazieren. Na ja, in unserem Dorf ginge das noch, obwohl alle kannte man schon lange nicht mehr. Es war ein Kommen und Gehen, neue Gesichter tauchten auf und verschwanden wieder. Später verschwinden auch viele bekannte Gesichter, leider. Der kleine Aufschwung am Anfang setzte sich kaum fort. Die Dörfler sind auch so misstrauisch und unterstützen nicht immer alle Jungunternehmer gleichermaßen. Man lässt sie zappeln und wenn sie nicht ausreichend Puste hatten, dann war es Pech für alle. So erging es auch dem rothaarigen Möbelfritzen, der es tatsächlich versuchte seine Möbel in einem Dorf loszuwerden. Die Möbel taugten nichts, aber sie waren trotzdem teuer. Der vertraute also auf die Dämlichkeit der Dorfbewohner. Man sagt es den Landeiern oft nach. Das stimmt manchmal, aber manchmal eben auch nicht. Aus seinem Möbelschuppen wurde etwas später ein Diskoschuppen, darüber weiß ich aber nicht soviel. Das ist auch besser so. Und im Übrigen kann ich die Rothaarigen sowieso nicht leiden und ein Auto hat er bei mir auch nicht gekauft. Die Leute haben sich nicht viel um die Sache gekümmert. Fremde kommen, Fremde gehen.

Wir verkaufen weiterhin unsere Autos und sind froh, dass es uns noch nicht erwischt hat. Es entstehen weitere Firmen und ich weiß nicht, wo mir der Kopf steht, kann mich nicht groß für das Sterben anderer interessieren, bin immer in Action. Mein Gatte entscheidet sich, einem ganz speziellen Hobby nachzugehen: dem Federvieh. Das klingt für Außenstehende, die uns in einem Dorf leben sehen, sehr vernünftig. Auf dem Lande hat man Hühner. Das war immer so. Aber haben die Autohausinhaber nach der Wende auch Hühner? Hat man Derartiges je gehört? Also ich hasse Hühner in meinem Garten, auch wenn es Westhühner sind, die aus Buxtehude stammen. Man stelle sich vor, die Biester waren so groß wie Gänse und legten Eier wie Tauben. Außerdem passten sie in keinen Kochtopf und verwüsteten ständig den halben Garten. Danach türmten sie durch die Zäune auf die Straße. Ich versuchte all dies Treiben zu ignorieren, auch dass der Hund zuweilen Gartenteile in Mondlandschaften verwandelte. Ihm sah ich dies nach aber den Hühnern verzieh ich nichts. Und überhaupt hatte man nach der Wende keinen ordentlichen Garten mehr. Wir mussten uns doch nicht mehr selbst versorgen. Es gab alles in den Geschäften. Das Einkochen war viel zu teuer geworden und ein Obst-und Gemüsegarten ist spießig. Jedenfalls verkündeten dies die Händlerkollegen aus den Altbundesländern. Man legt sich einen gepflegten Rasen an und erfreut sich an blühenden Büschen und Hecken, vielleicht lässt man ein kleines Biotop herrichten, wenn denn das Grundstück groß genug ist. Ich hatte einen großen Garten. Den hat jeder in MeckPomm. Natürlich war der nun nicht mehr zeitgemäß und ich hatte auch keine Zeit mehr. Also wurde das Gemüse wegrationalisiert und Rasen gesät. Damit konnten Tauben und Hühner nunmehr kaum noch Schaden anrichten. Früher oder später landeten diese sowieso alle im Kochtopf. Nichts hat mehr Bestand. Nur das Gras wächst wie immer und will gemäht werden. Mir scheint es wächst nach der Wende mehr und schneller als zuvor. Das Häuschen gegenüber wächst nun auch allmählich zu. Die Alte und der dazugehörige Mann, wir nannten ihn gehässiger Weise Herr Nasenbär, konnte früher schon keiner leiden, ihren ständig kläffenden Purzel auch nicht, nach der Wende hat sich daran nichts geändert. Der alte Nasenbär ist schon vor der Wende gestorben, auf seine Hexe wartet der Teufel noch, sagen die Leute. Das ist, weil sie immer meckerten, wegen der Kinder und wegen der anderen Leute genauso. Sie gönnten keinem etwas. Wenn wir auf der Terrasse saßen und uns am Wochenende oder zum Feierabend früher ein Gläschen Wein gönnten, dann äußerten sie laut und vernehmlich, dass die Ganoven schon wieder söffen. Warum sie uns für Ganoven hielten, habe ich nie begriffen. Meine Kinder meinten, die wären nur natt (sagt man für debil, in dem Fall war wohl die Alterssenilität gemeint). Kinder sind da hart im Urteil.

Wahrscheinlich waren sie total verbiestert und vermutlich auch nicht unbedingt glücklich in ihrer Ehe. Man weiß vieles nicht und mutmaßt viel zu viel. Vielleicht kommt ja noch einer und will das Grundstück kaufen, aber das ist sehr vage. Wer soll denn bloß noch hierher kommen und etwas kaufen? Später wird uns dies Problem noch weit aus mehr beschäftigen.

Die Wohnungen in den Neubaublöcken des Dorfes waren einst auch sehr begehrt und deshalb immer bewohnt. Na ja, die so genannten Neubauten, waren auch schon weit über 20 Jahre alt und zum Teil reichlich lottrig. Meine Tochter wohnte auch in einer Neubauwohnung, in der es Schimmel satt gab. Sie solle nur gut heizen und gut lüften, hieß es. Gemacht wurde nichts. Da hatte sich nach der Wende rein gar nichts geändert. Der Schimmel hielt sich eisern. Meine Tochter ist dann lieber ausgezogen.

Früher stand nie eine Wohnung leer. Im Gegenteil, es gab immer zahlreiche Wartelisten mit Anträgen. Das ist vorbei. Anfangs wurde ein bisschen saniert: neue Bäder, neue Fenster, neue Türen. Manche Blöcke bekamen sogar eine neue Fassade. Manche wurden gar nicht gepflegt oder saniert. Diese Häuser nannten wir Assiblöcke. Dort wohnt sowieso nur Gesockse und Penner, sagten die Leute. Aber Miete war auch hier fällig, wahrscheinlich wurde diese durch das Sozialamt beglichen. So hat sich diese Angelegenheit ein wenig verschoben, denn Einkünfte bezog jeder, auch wenn er für Arbeit nicht unbedingt zu begeistern war, mehr so still mit der Flasche zurückgezogen seinen Gedanken nachhängen wollte. Dann zahlte die LPG oder der jeweilige Betrieb die Miete oder zog sie gleich vom Lohn ab. Der, der die Arbeit nicht liebte, erhielt nämlich trotzdem Lohn. Alle Suffis wurden mit durchgezogen, keiner wurde entlassen. Arbeitslose gab es somit nicht und die Penner wussten das. Daran sind die Betriebe und LPG en auch nicht kaputt gegangen. Da gab es eher die Wasserköpfe der Verwaltung und die zum Teil völlig unökonomische Produktion, eine unverständliche, ruinöse Preispolitik und die permanente Schönfärbung aller Katastrophen. Nun, man kannte es: die Partei hatte immer Recht und was in der Zeitung stand, war die reine Wahrheit. Die Leute hielten nicht viel von der ganzen Propagandakacke. Was sie hielten, war das Maul, und sie wussten warum. Nun, jetzt nach der Wende gibt es keine roten Transparente oder Plakate mit den Losungen zum 1. Mai mehr. Das ist natürlich eine Erlösung, obwohl, wir haben sie damals schon gar nicht mehr bemerkt. Sie gehörten zum Straßen- und Landschaftsbild. Wir ignorierten sie einfach. jetzt haben wir die volle Dröhnung Werbung (die nur anfangs noch ein wenig reizte) und CocaCola. Es gibt auch Plastetüten (früher sagten wir immer Plastetüten, niemals Plastiktüten), für jeden und alles. So verändert sich vieles. Die Broiler heißen jetzt natürlich Chicken, allenfalls Hähnchen. Keine Sau weiß heute noch, was ein Broiler sein könnte, nur die Alten sagen es manchmal nur so zum Trotz. Man lacht dann etwas hilflos und kauft sich dann doch lieber einen Döner oder Hamburger, ob die aber besser und gesünder sind oder gar billiger, das ist sehr fraglich. Die Leute in MeckPomm, also es sind jetzt nicht die Neureichen gemeint, bleiben bei ihrer althergebrachten Lebensart. Sie bauen weiterhin in ihren Gärten Gemüse an und halten sich ein paar Hühner und auch Kaninchen. So kommt man immer noch über die Runden, sagen sie. Und es schmeckt auch besser. Wir wollen keine Tomaten aus Holland, hört man sie schimpfen, die würden nach Wasser schmecken. Sie haben damit nicht ganz Unrecht, finde auch ich, kaufe den Nachbarn frische Eier ab und bekomme die Gartentomaten als Zugabe manchmal sogar geschenkt.

Immer noch werden Staudenpflanzen getauscht und hin und wieder Nachbarschaftshilfen gewährt, auch nach der Wende. Das tröstet. In MeckPomm verschwindet nicht alles, was früher einmal Usus war. Das sollte auch die Wende nicht bewirken. Man schimpfte früher nur etwas leiser über die Regierung und hielt sich mit den Witzen zurück, obwohl es zahlreiche gab, auch über Bigboss Honecker. Nach der Wende schimpfen die Leute auch, nur viel lauter und über fast alles. Die Bauern haben schon immer und überall laut gejammert, sie würden am Hungertuch nagen, aber gute Butter muss drauf. Entsprechend mollig waren die Frauen der Feldbaubrigaden. Sie sind auch nach der Wende nicht merklich abgemagert. Für die Männer gilt das Gleiche. Nehmen wir mal den dicken Bünger, der im Konsum damit prahlte einen Hund erlegt zu haben, der einfach frei herumstreunte. Es war mein Hund, der hatte zwar einen Dachschaden, weil meine Tochter ihn als Welpen versehentlich fallen lies, aber das hatte er nicht verdient. Und eine Bestie, wie der dicke Bünger versicherte, war unser Hund gewiss nie. Der Bünger war vor der Wende fett und nach der Wende nicht minder. Die Leute nagen nicht am Hungertuch, heute nicht und früher auch nicht. Sie jammern eigentlich wie immer und klugscheißern genauso. Nur unter einem anderen Stern. Hammer und Sichel ist nun raus aus der Fahne. Man kann allerdings bei Bedarf alles und mehr in den Baumärkten kaufen. Das sollte beruhigen. Aber die Leute granteln. Mir ist das trotzdem lieber als die falsche Freundlichkeit mancher Berater. Ich muss natürlich auch immer freundlich sein, ersucht freundlich, denn ich will ja auch verkaufen. Das war früher allerdings ganz anders. Ich war nicht mit Verkauf beschäftigt, und ich arbeitete nicht wirklich, also nicht auf dem Feld oder irgendwie anders körperlich, ich war im Büro. Die Leute auf dem Dorf unterscheiden da ganz klar. Ich hatte auch tatsächlich leider gar keine Beziehungen, zu mir musste man nicht freundlich sein und ich musste es auch nicht, zu niemandem. Aber ich war es trotzdem und völlig freiwillig. Das gab es auch. Man konnte so leben. Es war nicht immer anturnend aber es ging. Nach der Wende lernte ich, ein Gesicht bereit zu halten und es sofort aufzusetzen, wenn ein Kunde naht. Manchmal glaube ich, die Wende hat mich falsch werden lassen, obwohl… vorher durfte ich auch nie laut sagen, was ich dachte, man musste sich ebenso arrangieren, nur eben anders.

Was lehrt uns dies? Chamäleontypen sind immer gefragt. Hört sich nicht so gut an, finde ich. Vielleicht sollte man wie die Menschen in MeckPomm immer ein wenig zurückhaltend mit übertriebenen Freund-lichkeiten umgehen, wenn das auch nicht immer so gut ankommt. Es ist ehrlicher. Doch es geht leider nicht ohne die leidige Anpassung an die Gesellschaft, in der man lebt, leben muss, sonst gibt’s Ärger und der tut weh. Manchmal zeugt Sturheit auch von Konsequenz und Mut zum Ich. Sie erhält dadurch fast einen positiven Glanz. Die Sturheit der Mecklenburger hat fast schon sprichwörtliche Größe eingenommen und wird wie ein Markenzeichen vor sich hergetragen. Also gut, man sollte wahrlich nicht alle in eine Schublade stecken, es wird dennoch meist so gehalten und entsprechend geurteilt. Die Dorfbewohner nehmen es mit stoischer Gleichmütigkeit wie eh und je. Die Wende ändert hieran gar nichts.

Manchmal glaube ich, nach allem heute wieder durch die bekannten Straßen fahrend, hier ist doch die Zeit stehen geblieben. Die Wende hatte das Dorf samt ihren Bewohnern kurz erfasst, in die Höhe getragen und allmählich wieder hinab gleiten lassen in den Alltag einer unwirklichen Gegenwart, die sich nicht weiter bewegen kann aber auch den Weg in die Vergangenheit grundsätzlich abgeschnitten vorfindet. Menschen sind schmerzhaft aus den Lufträumen der grenzenlosen Freiheit gestürzt und warten gelähmt darauf, dass etwas geschieht, was ihnen hilft und es soll alleine kommen und ganz mundgerecht auf einem Präsentierteller angeboten werden. So warten sie stur und unbelehrbar auf die Wunder der Wende, verharren eigenwillig und schauen mehr oder weniger in sich gekehrt, kopfschütteln, grummelnd, mit sich und der Welt hadernd, misstrauisch in die Zukunft. Man versucht die Schuld an dem Dilemma den anderen zuzuschanzen, verliert sich in Seufzern und schlägt sich so durch. Das war immer so und daran hat sich nun wirklich nichts geändert. Der Fürst ist nun ein anderer, wir bleiben dieselben, sagen sie. Aber wir bleiben wenigstens, wir wollen nicht auswandern, denn hier ist unser zu Hause. Ich finde, das adelt sie. Alle können nicht verschwinden. Wer will denn schon ständig durch Geisterdörfer fahren und sich in absterbenden Kleinstädten gruseln. Es ist sehr mutig, zu verharren und jedwede Veränderung auszuhalten und es ist sehr optimistisch auch jetzt noch auf bessere Zeiten zu hoffen. Eig

http://www.mscdn.de/ms/karten/beschreibung_90195-0.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/beschreibung_90195-1.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_1091523.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_1091524.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_1091525.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_1091526.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_1091527.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_1091528.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_1091529.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_1091530.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_1091531.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_1091532.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_1091533.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_1091534.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_1091535.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_1091536.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_1091537.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_1091538.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_1091539.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_1091540.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_1091541.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_1091542.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_1091543.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_1091544.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_1091545.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_1091546.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_1091547.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_1091548.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_1091549.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_1091550.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_1091551.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_1091552.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_1091553.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_1091554.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_1091555.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_1091556.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_1091557.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_1091558.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_1091559.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_1091560.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_1091561.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_1091562.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_1091563.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_1091564.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_1091565.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_1091566.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_1091567.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_1091568.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_1091569.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_1091570.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_1091571.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_1091572.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_1091573.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_1091574.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_1091575.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_1091576.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_1091577.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_1091578.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_1091579.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_1091580.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_1091581.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_1091582.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_1091583.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_1091584.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_1091585.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_1091586.png
0

Hörbuch

Über den Autor

Helgaschreibt
Ich bin 1950 in Berlin geboren, bin unendliche Zeiten zur Schule gegangen, habe brav studiert und in diversen Firmen artig gearbeitet, bin nunmehr das dritte Mal verheiratet, habe zwei erwachsene, tolle Kinder und gehe endlich meinen Neigungen nach, die sich auf kreativer Ebene bewegen.

Ich bevorzuge die Satire, die Ironie, mag Methapher, die aber die Botschaft nicht verschleiern, eher krasser hervortreten lassen. Gerne nehme ich den typischen "Michel", den modernen Spießbürger, die großen Schlappen unserer Gesellschaft aufs Korn. Aber manchmal möchte ich auch poesievoll den Sinn des Lebens unterstreichen, allerdings immer den Boden der Tatsachen, stets lebensbejahend, im Auge behaltend. Ich liebe den Witz mit Geist und biete viel Hintergründiges an. Das Lachen über sich selbst aber auch über die allgegenwärtige Dummheit im Allgemeinen, scheint mir trotz aller schlimmen Erfahrungen immer geholfen zu haben, mich aus brenzligen Phasen oder Situationen zu bringen.

Ein intensives Nachdenken, Aufarbeiten mit einhergehendem Aufschreiben, und nicht zuletzt die eigene Malerei, sind meine Methoden mit dem Leben im positivsten Sinne umgehen zu können.

Falls sich jemand für meine Malerei interessiert, der besucht bitte meine kleine Online-Galerie. (im Augenblick noch in Beabeitung...die neusten Bilder fehlen..)

http://helga-siebecke.magix.net

Leser-Statistik
52

Leser
Quelle
Veröffentlicht am

Kommentare
Kommentar schreiben

Senden
MerleSchreiber Tja, liebe schreibende Helga! - Habe gestern etwa bis zur Mitte Deines Buches gelesen und nun "habe ich fertig". Ich bin geplättet. Meine ganzen Vorurteile gegenüber der Denke von Autohausbesitzern bzw. Autoverkäufern hast Du mit diesem erfrischenden Werk weggewischt. Nein, im Ernst. Du hast mich mitgenommen in DAS DORF zu den ebenso liebenswerten wie eigenbrötlerischen Bewohnern, die bei Dir alle ihr Fett wegkriegen. Sogar der eigene Mann, welcher der Hühnerleidenschaft frönt.....LACH! Und trotzdem kommt die Geschichte auch sehr ausgewogen daher. Wohltuend unaufgeregt der Blick auf die geschichtlichen bzw. politischen Zusammenhänge

Ich nehme Dir das alles voll ab, habe viel gelernt von einer Zeit und einer Gegend, die mir als waschechte Niederbayerin, fremd ist und hoffe nur, dass die angesprochenen Leute weiterhin ihre Autos bei Dir kaufen.......LACH

Eine total unterhaltsame und ebenso informative Erzählung, die ich mit einem FAVO guten Gewissens weiterempfehlen kann!!!

Liebe Grüße
Merle
Vor langer Zeit - Antworten
Bleistift Das Dorf - Nun bin ich durch.
Nicht dass ich mich durchkämpfen musste, ganz im Gegenteil, es war interessant und außerdem vermittelnd geschrieben.
Fontane sagte sinngemäß einmal,
"Wenn in Preußen der Fortschritt Einzug hält, dann kommt er mit hundert Jahren Verspätung in Mecklenburg an"
Ganz am Schluss, da erwähntest Du es und ich sah mich darin mehr als bestätigt, als ich Deine erfrischende Geschichte gelesen hatte.
Nicht wirklich zum Lachen, auf gar keinen Fall aber zum Weinen.
Meinen Respekt für die Leute, die sich durch den unblutigen Umbruch
(ich mag den Begriff "Wende" nicht, denn eine Wende ist ja bekanntlich ein Umkehren und hätte nach meiner Lesart, ein Zurück in die fürchterlichen Zeiten eines Nationalsozialismus bedeutet)
Wunder versprochen hatten, weil man ihnen zugesichert hatte, das sie in Bälde in blühenden Landschaften leben würden.
Aber es wurde natürlich auch in Umbruch-Zeiten viel Kohl erzählt. Der übrigens nicht so viel über seinen Deal mit den Franzosen erzählt hatte, als es um die berühmten Sahnestücke der ehemaligen mitteldeutschen Leuna-Werke ging.
Zum Glück hast Du hier aber sehr schön über einen längeren Zeitraum von den Einwohnern einer wahrlich unterprivilegierten Region ganz im Norden Deutschlands berichtet. Von ihren Sorgen und Nöten, ihren ganz persönlichen Schicksalen erzählt, was durchaus ein viel menschlicheres Bild von den Bewohnern von MeckPomm beim Leser hinterlässt, als man es dereinst selber vermutet hätte.
Dazu war es auch recht angenehm zu lesen.
Auch der Hund mit dem Dachschaden...
Allein für diese Formulierung würde ich für die Nominierung des Pulitzer-Preises votieren... grins*

LG Louis :-)
Vor langer Zeit - Antworten
Helgaschreibt Langer Text... - ja, ich hatte auch zunächst Bedenken, umso mehr freue ich mich, dass die Lesbarkeit offensichtlich ganz gut ist.
Inhaltlich habe ich mich bemüht, es so humorvoll wie es nur geht darzustellen und nicht langatmig zu werden. Vieles ist einfach nur angerissen. Ich wollte auch bei der Wahrheit bleiben, also nicht schönfärben aber ich wollte auch nicht alles in den Dreck zerren. Es ist eine Gratwanderung. Es bleiben meine persönlichen Eindrücke. Viele Menschen mögen diese Zeiten auch anders erlebt haben.

Ich danke Euch fürs Lesen und Durchhalten ( lach).

Helga
Vor langer Zeit - Antworten
GerLINDE Das Dorf - Hallo Helga,
eine so lange Geschichte habe ich hier noch nie gelesen. Aber die wunderbare große Schrift bei "Flashdarstellung", hat mir das Lesen erleichtert. Ausschlaggebend ist mein Interesse an diesem Thema vor und nach der Wendezeit. Und Du hast es geschafft, dass ich von Anfang bis zum Schluss durchgehalten habe.
Ich stimme mit Dir in ganz vielen Punkten überein, über das Leben zu DDR-Zeiten und wie es danach ausgesehen hat.
Wir haben fast 9 Jahre auf unseren Trabant gewartet. Und als das 9. Jahr heranbrach, kam damit auch die Wende. Wir haben uns dann nicht mehr für ein Auto, sondern für ein kleines Grundstück mit Garten entschieden zu kaufen.

Du beschreibst alles wunderbar, wie es in dem Heimatdorf ausgesehen hat. Mit der ABM-Zeit usw. Ich habe mich wirklich beim Lesen in die Zeit zurückversetzt gefühlt.

Prima geschrieben mein Favorit!

Lieben Gruß
GerLinde
Vor langer Zeit - Antworten
thomasarndt Endlich mal wieder ... - ein umfangreiches Werk.

Habe es kurz zwischen gelesen. Finde es gut. Werde mir das ganze in Ruhe zu gemühte führen.

Viele Grüße

Thomas Arndt

http://thomas-arndt-der-autor.webnode.com
Vor langer Zeit - Antworten
Zeige mehr Kommentare
10
5
0
Senden

90195
Impressum / Nutzungsbedingungen / Datenschutzerklärung