Beschreibung
Drabbles sind kleine humorige Kurzgeschichten, die exakt 100 Worte haben.
Beim Berufsberater
Ich stand vor dem Hauptschulabschluss und musste ein Praktikum machen. Dazu begab ich mich zum Berufsberater des Arbeitsamtes.
Der nette Beamte begrüßte mich und wies mir einen Stuhl zu. „An was hatten Sie dann gedacht?“, fragte er mich.
„Ich würde gerne was mit Tieren machen.“
„Tiere, hmm. Aber das Leben ist kein Ponyhof.“ Offenbar war er ein humoriger Mensch. Er kramte in seinem Karteikasten und zog schließlich einen kleinen, hellblauen Zettel hervor.
„Hier bitte, das wird Ihnen gefallen.“
Der gute Mann hatte wirklich Humor. Das Praktikum hat mir gar nicht gefallen. Auch die Firma mochte mich nicht, die Metzgerei Meyer.
Der Umzug
Putchen Prammel war froh, den Umzug von Wuppertal nach Düsseldorf gut überstanden zu haben. Jetzt galt es, sich und ihre Familie ordnungsgemäß umzumelden. Stolz ging sie zum Schalter der Meldebehörde und gab das von ihr selbst ausgefüllte Formular ab.
„Nein, nein, Frau Prammel so geht das nun wirklich nicht. Das müssen Sie noch einmal berichtigen.“
Der Sachbearbeiter war sichtlich echauffiert. Putchen nahm den Anmeldebogen zurück und schüttelte den Kopf.
„Was habe ich bloß falsch gemacht?“, sprach sie zu sich. „Dabei habe ich doch in der Spalte Verwandtschaftsverhältnis alles ganz korrekt eingetragen: Erwin Prammel – gut, Sabine Prammel – ausgezeichnet, Melanie Prammel – schwierig.“
Die Rückkehr zum Berufsberater
Ich sprach erneut beim Berufsberater des Arbeitsamtes vor, nachdem ich letztes Mal so enttäuscht wurde. Mein Lehrer setzte sich dafür ein, dass ich ein zweites Praktikum machen durfte.
Der nette Beamte begrüßte mich wieder. „Diesmal möchte ich meinen Berufswunsch klar formulieren: Ich möchte bei einer Bank arbeiten.“, sagte ich energisch.
„Ja, junger Mann, das ist eindeutig. Hier ist Ihre Praktikumsadresse.“ Diesmal erhielt ich einen kleinen, grünen Zettel.
Dieser Mensch bewies wieder sein Verständnis für Humor, wie ich später leider feststellen musste.
Die Arbeit bei der Bank hat mir auch nicht gefallen, obwohl die Kollegen von der Friedhofsgärtnerei wirklich nett waren.
Der Arbeitsunfall
Sehr geehrte Damen und Herren,
Sie hatten mich gebeten, zu meinem Arbeitsunfall von letzter Woche zu äußern.
Ich wollte das Fenster öffnen und bin dabei über die Steckdosenleiste gestolpert. Danach bin ich auf den kleinen Tisch gefallen, der dabei ebenso zu Bruch ging wie die vier Zimmerpflanzen von Fräulein Hildegard und das Goldfischglas. Goldfisch Willy hat das nicht überlebt.
Der Grund für das Stolpern war der schwarz-gelbe Sicherheitsstreifen, der eine Woche zuvor von unserem Sicherheitsdienst angebracht wurde. Als treuer Fan von Schalke musste ich diesen sofort entfernen, was wiederum zum Übersehen der Leiste geführt hat.
Mit freundlichen Grüßen
Norbert Neumann
Der Beamtendreikampf
Berthold Weichmann vom Finanzamt Seevetal war ärgerlich, richtig ärgerlich. Ihm oblag nicht nur die Aufspürung von Steuerpflichtigen, die die Steuern nicht oder nicht ausreichend entrichteten.
Nein, ihm war zusätzlich die Betreuung der Beamtenanwärter und Auszubildenden übertragen.
Heute war es wieder passiert. Dietmar Dohmeyer, dieser achtzehnjährige Jungspund hatte es offenbar immer noch nicht begriffen.
„So, Herr Dohmeyer, ich habe soeben die Steuerakte Prusemuckel überprüft, die ich Ihnen gestern übergab. Und was muss ich da feststellen? Der Prüfbericht vom Kollegen Pollmeyer lag lose darin. Lose! Also nochmals zum mitschreiben: der Beamtendreikampf lautet: Knicken, Lochen, Abheften! Abheften! Nicht Abhängen! Das machen wir danach.“