Biografien & Erinnerungen
Hommage für Nora

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"Hommage für Nora"
Veröffentlicht am 05. Mai 2013, 12 Seiten
Kategorie Biografien & Erinnerungen
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Über den Autor:

Ich bin 1950 in Berlin geboren, bin unendliche Zeiten zur Schule gegangen, habe brav studiert und in diversen Firmen artig gearbeitet, bin nunmehr das dritte Mal verheiratet, habe zwei erwachsene, tolle Kinder und gehe endlich meinen Neigungen nach, die sich auf kreativer Ebene bewegen. Ich bevorzuge die Satire, die Ironie, mag Methapher, die aber die Botschaft nicht verschleiern, eher krasser hervortreten lassen. Gerne nehme ich den typischen ...
Hommage für Nora

Hommage für Nora

 

NORA ROLOFF - Leben und wie man auch zur Malerei kommen kann

 

geboren 1957 in Berlin die meiste Zeit  wohnhaft in Mecklenburg 1975 Abitur in Neubrandenburg 1975 - 1979 Studium der Germanistik und Geschichte in Greifswald 1984 Promotion in Rostock wissenschaftliche Lehrtätigkeit verheiratet, 2 Söhne Wende 1989, gesundheitliche, persönliche und berufliche Veränderungen Fernstudium der Politik- und Verhaltenswissenschaften andauernde, oft auch unbewusste Suche nach kreativen Ausdrucksmöglichkeiten der Auslöser: Reise zum Jahrtausendwechsel nach New Orleans, Kauf eines farbenfrohen Bildes, das nie in Deutschland ankam! die Reaktion: Wut und Frust, Beginn des Nachmalens und damit der Start der Entdeckungsreise in Richtung Farben die Realität: mehrere Ausstellungen vorwiegend im norddeutschen Raum, Beteiligung an der Aktion "Kunst offen" zu Pfingsten

 

 

 

 

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Hommage für Nora

 

Meine Schwester Nora ist wie ich eine Berlinerin aber eigentlich auch wieder nicht, denn als unsere Eltern 1960 Berlin verließen, um im heutigen Mecklenburg/Vorpommern für uns eine neue Heimat zu finden, war sie erst zarte vier Jahre alt. Ein Kindergartenkind, welches in „unserem Kuh-Dorf“ im damaligen Bezirk Neubrandenburg fröhlich und unbeschwert aufwachsen durfte. Eine kleines schwarzes Kätzchen, die „Mießi“ und viele Märchenbücher waren ihr Ein und Alles.

 

 

 

Meine Schwester war ein ruhiges und ein etwas ängstliches Kind aber sie war auch ein ganz klein wenig eigensinnig. Sie hatte nämlich ihren inneren Bock, den sie mit verschränkten Armen und ernsthafter Mine aussaß. In diesen Minuten oder auch Stunden, wenn es nicht anders ging, war an sie kein herankommen. Man brauchte viel Geduld, um in ihr reiches Innenleben einzudringen bzw. sie wenigstens daraus hervorzulocken.

Manchmal haben wir Schwestern uns auch ein wenig gezankt. Ich war und bin ja schließlich sieben Jahre älter und wollte deshalb unbedingt das Sagen haben, was nicht immer so einfach war, denn dem besagten Bock war schwer beizukommen. Das war aber alles ganz früher. Heute sind wir ein Herz und eine Seele und erzählen uns hin und wieder gerne unsere Kindheitserinnerungen.

Nora absolvierte ihr Abiturium in Neubrandenburg und studierte von 1975 bis 1979 in Greifswald Germanistik/Geschichte, promovierte 1984 in Rostock und nahm, an der Universität in Rostock die wissenschaftliche Lehrtätigkeit auf. Nora heiratete, bekam zwei Söhne, war weiterhin berufstätig und erkrankte tragischerweise an multipler Sklerose.

 

 

Die Multiple Sklerose - abgekürzt MS - ist eine chronisch entzündliche Erkrankung von Gehirn und Rückenmark. Bestimmte Nervenstrukturen entzünden sich und es kann zu verschiedenen Beschwerden wie Sehstörungen, Gefühlsstörungen, Schmerzen oder Lähmungen kommen. Ein solcher Krankheitsausbruch heißt "Schub".

Die Verlaufsformen der MS sind unterschiedlich. Meist bilden sich die Symptome wieder vollständig zurück, bis es zu einem neuen Schub kommt. Bei 90 bis 95 Prozent der Kranken verläuft die Krankheit schubweise. Bei 30 bis 40 Prozent wird die Krankheit nach einiger Zeit kontinuierlich schlimmer und es treten keine Schübe mehr auf. Bei wenigen Patienten verläuft die Krankheit von Anfang an ohne Schübe und verschlechtert sich zunehmend. Bei Nora verschlechterte sich der Krankheitszustand allerdings zunehmend dramatisch. Jetzt kann sie aus dem Rollstuhl so gut wie gar nicht mehr raus.

MS beginnt meist im frühen Erwachsenenalter zwischen 20 und 40 Jahren. In Deutschland sind etwa 120.000 und 140.000 Menschen an einer MS erkrankt. Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Bislang ist die Multiple Sklerose noch nicht heilbar. Mit Medikamenten lässt sich der Verlauf der Erkrankung aber günstig beeinflussen.

 

Ja, da ist das Kortison, welches als einziges Mittel verordnet wird, doch die Nebenwirkungen sind furchtbar.

Nun, meine arme Schwester musste mit allen Widerwärtigkeiten umzugehen lernen, sich mit den Krankenkassen auseinandersetzen, sich ihre Hilfsmittel erkämpfen etc., ja und nicht zuletzt ging die erste Ehe kaputt, die Kinder wurden ihr genommen, weil eine MS-Kranke angeblich keine Kinder betreuen kann. Ich halte das für einen Skandal, der nur noch von dem Verhalten der Hochschule getoppt werden konnte. Man konnte eine schwer behinderte Frau nach der Wende angeblich nicht mehr weiter beschäftigen.

Meine Schwester nahm nichts desto trotz ein Fernstudium der Politik-und Verhaltenswissenschaften auf und suchte weiter nach anderen Ausdrucksmöglichkeiten bis sie für sich die Malerei entdeckte. Die eigene Kreativität als Selbstausdruck, als Ablenkung, als Freizeitbeschäftigung, als Spaß und oft einzige Freude im Alltag.

Inzwischen hat Nora mit ungeheurem Fleiß und Begeisterung unter Aufbietung aller Kräfte tatsächlich hunderte von wunderschönen Bildern gemalt, die sie in zahlreichen Ausstellungen in der heimatlichen Region im Norden Deutschlands (Lübecker Raum) vorstellte.

 

 

Nein, sie verdient kein Geld mit ihren Bildern. Wer kann das schon? Dazu braucht es viel  zu viel Kraft, Geld und Fürsprache. Das schafft kaum ein namhafter Künstler. Dennoch lässt sich Nora nicht beirren oder klein kriegen. Sie malt weiter und schafft wundervolle Bilder, die ich hier einmal zeigen möchte. Also nur einige meiner Lieblinge. Mehr kann man auf der Homepage von Nora bei: nora-roloff.de  bewundern.

Ich bin furchtbar stolz auf meine kleine Schwester, die so tapfer und ohne zu klagen alles erträgt und aus ihrem desaströsen Leben noch so viele schöne Bilder hervorzuzaubern vermag. Sie hatte aber in all dem Schrecklichen auch ein großes Glück erfahren, denn inzwischen ist sie mit einem Mann verheiratet, der meine Schwester nicht nur von Herzen liebt, sondern sie auch in allen Lebenslagen tatkräftig unterstützt. Dennoch ist der Alltag meiner Schwester so viel anders als der eines gesunden Menschen. Jede noch so alltäglichste Handlung muss von ihr oft unter Aufbietung aller Kräfte absolviert werden. Jeder Tag ist ein neuer Kampf um das normale Leben, was für sie aber weiß Gott nicht normal sein kann.

 

Ich bewundere meine Schwester und sage es ihr aber sie meint daraufhin nur leise: „Mir bleibt ja nichts anders übrig.“

Aus den vielen schönen Bildern wähle ich meine Lieblingsbilder aus und stelle sie hier vor, denn sie sind es wert einem breiteren Publikum vorzustellen, finde ich.


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Hörbuch

Über den Autor

Helgaschreibt
Ich bin 1950 in Berlin geboren, bin unendliche Zeiten zur Schule gegangen, habe brav studiert und in diversen Firmen artig gearbeitet, bin nunmehr das dritte Mal verheiratet, habe zwei erwachsene, tolle Kinder und gehe endlich meinen Neigungen nach, die sich auf kreativer Ebene bewegen.

Ich bevorzuge die Satire, die Ironie, mag Methapher, die aber die Botschaft nicht verschleiern, eher krasser hervortreten lassen. Gerne nehme ich den typischen "Michel", den modernen Spießbürger, die großen Schlappen unserer Gesellschaft aufs Korn. Aber manchmal möchte ich auch poesievoll den Sinn des Lebens unterstreichen, allerdings immer den Boden der Tatsachen, stets lebensbejahend, im Auge behaltend. Ich liebe den Witz mit Geist und biete viel Hintergründiges an. Das Lachen über sich selbst aber auch über die allgegenwärtige Dummheit im Allgemeinen, scheint mir trotz aller schlimmen Erfahrungen immer geholfen zu haben, mich aus brenzligen Phasen oder Situationen zu bringen.

Ein intensives Nachdenken, Aufarbeiten mit einhergehendem Aufschreiben, und nicht zuletzt die eigene Malerei, sind meine Methoden mit dem Leben im positivsten Sinne umgehen zu können.

Falls sich jemand für meine Malerei interessiert, der besucht bitte meine kleine Online-Galerie. (im Augenblick noch in Beabeitung...die neusten Bilder fehlen..)

http://helga-siebecke.magix.net

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Bleistift  HOMMAGE FÜR NORA - Eine tolle HOMMAGE FÜR NORA.
Da ich selber Rollifahrer bin, kann ich vieles hautnah nachvollziehen.
Eine gute Freundin von mir steckt leider auch in dieser furchtbaren MS fest und deswegen bin ich über diese Krankheit gut informiert, weiß also worum es geht und was es für jemand bedeutet, davon betroffen zu sein.
Um so erstaunlicher, wenn Nora so wunderbare Bilder malt und die Hoffnung sie weiter tragen lässt.
Viele liebe Grüße an sie.

LG Louis :-)
Vor langer Zeit - Antworten
Helgaschreibt Dank an alle, die in dieses Buch schauten - Die Auswahl der Bilder fällt immer sehr schwer, denn es gibt weit über 200. Sie sind fast alle großformatig gemalt und so ein Büchlein kann nur einen kleinen Eindruck vermitteln.

Vielen lieben Dank an Euch, die Ihr natürlich auch den Text aufgenommen habt.

Herzlich
Helga
Vor langer Zeit - Antworten
VictoriaS Die Bilder - ...gefallen mir sehr, ernsthaft. Und aus Deinen Text spricht so viel Liebe, dass er mich auch erreicht.

Alles Gute für Euch, V.
Vor langer Zeit - Antworten
GerLINDE Hommage für Nora - Ich habe mir Dein Buch und die Bilder Deiner Schwester gern angeschaut.

Lieben Gruß
Gerlinde
Vor langer Zeit - Antworten
Feedre Bewundernswert deine Schwester - Toll so eine Schwester wie dich zu haben.
Wünsche viel Kraft und Glück......
Feedre
Vor langer Zeit - Antworten
Gelixx Liebe Helga - Noras Bilder sind so farbenfroh, ich mag das sehr. Sie strahlen viel aus. MS ist mir bekannt und es ist eine tückische Krankheit, mit der man fertig werden muss.
Schön, dass du die Bilder hier eingestellt hast. Gruß Geli
Vor langer Zeit - Antworten
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