Romane & Erzählungen
*Klytaimnestra* attacks! - Cassandra reist (4)

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"*Klytaimnestra* attacks! - Cassandra reist (4)"
Veröffentlicht am 30. April 2013, 8 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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Über den Autor:

Hum... Ich habe Troja brennen sehen...soll ich noch mehr sagen? Aber nachdem der Rauch sich verzogen hatte, musste ich die langen Jahrhunderte standesgemäß hinter mich bringen und so gewöhnte ich mir an, viele gute und auch mal weniger gute Bücher zu lesen, Musik zu hören und zu machen, im Garten zu pütschern, zu schreiben...Jau, das wär's dann mal.
*Klytaimnestra* attacks! - Cassandra reist (4)

*Klytaimnestra* attacks! - Cassandra reist (4)

Beschreibung

Es geht drunter und drüber... mein lieber Schellfisch

Liebe Daheimgebliebene,

es ist schon mehr als ein Wunder, dass ich euch diese Zeilen schreiben kann. Noch zittert meine Hand, bebt mein Herz, und ich kann keine Nahrung bei mir behalten, so auf-ge-wühlt, erschüttert, gar zernichtet fühle ich mich noch immer… O welche Prüfungen werden der Königstochter noch immer, lange nach der Zerstörung des strahlenden Trojas, auferlegt von den Unberechenbaren, deren Namen ich euch nicht nennen muss!

Ihr hattet mich an Bord der Testudo zurück gelassen, eingehüllt in meinen veilchenblauen Seidenmantel, und so stand ich manchmal stundenlang am Bug und schaute über das tiefblaue Meer, auf dessen Oberfläche schaumgekrönte Wellen tanzten. Eine warme Brise strich sanft über mein Gesicht und nichts war zu hören als das sanfte Klatschen der Wellen. Diese wenigen Tage der Ruhe und des Friedens wurden nur durch die Mahlzeiten unterbrochen, die wir in Form eines neuzeitlichen Buffets zu uns nahmen. Besonders lecker waren die kleinen gegrillten Calamares in scharfer Sauce, ich habe mir vom Smutje das Rezept geben lassen! Abends pflegte der Kapitän, ein gewisser S.E.E.Wolf, ein kantiger Kerl, schweigsam, aber nicht uncharmant, uns kleine freche Lieder auf seiner Ukulele vorzuspielen. Dazu sang er mit seiner schönen Bass-Stimme von der Seeräuber-Jenny, die die Teller abwäscht und das Bett für jeden macht und… weiter ins Detail möchte ich nicht gehen, sonst bekommt der Postbote beim Lesen noch rote Ohren, gell?

Ja, es waren stille Tage ohne Clichés, getragen von der Leichtigkeit des Seins, und wir verloren uns in der Zeit, ohne nach ihr zu suchen, als eines Morgens Kapitän Wolf uns eine beunruhigende Mitteilung machte: Er hatte den Funkspruch der MS Europa empfangen, die in die rauen und gierigen Hände griechischer Piraten gefallen waren. Dieselben, unter der Führung eines gewissen Giorgos Andrea Papandreou, witterten fette Beute und forderten nun die gigantische Summe von 300 Milliarden Euronen! Ansonsten drohten sie, die Europa in die Luft zu jagen. Wölfchen meinte, die könnten für uns auch eine Gefahr darstellen, war doch immerhin die trojanische Thronfolgerin an Bord seiner Kröte (hab ich euch schon gesagt, dass „Testudo“ griechische Landschildkröte bedeutet? Welche Ironie des Schicksals!). Dabei schaute er mich mit einem eigentümlichen Blick an, fast drohend, und meinte, es wäre für uns alle besser, wenn Ihre Hoheit unverzüglich mit Ihrer Zofe das Schiff in einem kleinen Beiboot verlassen! Das müsst ihr euch einmal auf der Zunge zergehen lassen— ich hatte schließlich Luxusklasse gebucht und immer sehr großzügige Trinkgelder gegeben. „Du siehst, wohin du siehst, nur Eitelkeit auf Erden. Jetzt lacht das Glück uns an, bald donnern die Beschwerden, wie der Kollege Gryphius so treffend sagt. Man ist doch überall nur von niedrigem Pöbel umgeben. Hermi raunte mir zu, es auf keine Auseinandersetzung ankommen zu lassen, und so packte sie meine Schrankkoffer, ich nahm noch ein letztes wohlriechendes Bad, hüllte mich in meinen veilchenblauen Seidenmantel, zog die Kapuze tief in die Stirn und bestieg , ohne die Lumpen von der Testudo auch nur eines Blickes zu würdigen, die kleine Nussschale, die sie da so großspurig Beiboot nannten.

Nun, ich kann euch sagen, es dauerte eine Weile, bis sich meine Übelkeit gelegt hatte, denn das Bötchen schaukelte gewaltig, und auch die beiden Schrankkoffer waren nicht dazu angetan, das Gleichgewicht zu erhalten. Aber eine Trojanerin  jammert nicht, zagt nicht, sondern setzt sich hin und schreibt den Ihren eine kleine Botschaft, Worte der unverbrüchlichen Freundschaft, was ich hiermit getan habe. Ich stecke mein Pastiche nun in einen leeren Parfumflakon.

Ach ja, in der Ferne hat es einen Kampf gegeben, und die Piraten der *Klytaimnestra* haben die Kröte ( nomen est omen, wie man später einmal sagen wird) in Brand gesetzt. Wie sagt ein teutonischer Barde doch so schön? „Und ein Gott hat Erbarmen“! Ja ja~~~ Ich aber werde nun das Fläschchen den Wogen anvertrauen und abwarten, was die Moiren mit mir vorhaben. Kannst ja eh nix machen. Grässlicher Fatalismus der Geschichte, der Einzelne nur Schaum auf der Welle! Im wahrsten Sinne des Wortes…

Cassy



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Über den Autor

cassandra2010

Hum... Ich habe Troja brennen sehen...soll ich noch mehr sagen? Aber nachdem der Rauch sich verzogen hatte, musste ich die langen Jahrhunderte standesgemäß hinter mich bringen und so gewöhnte ich mir an, viele gute und auch mal weniger gute Bücher zu lesen, Musik zu hören und zu machen, im Garten zu pütschern, zu schreiben...Jau, das wär's dann mal.

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Bleistift *KLYTAIMNESTRA* ATTACKS! - Richtig unter Piraten... geraten?
Oh' mein Gott...

LG Louis ;-)
Vor langer Zeit - Antworten
richardIII Du bist zu schwach, weib! - r
Vor langer Zeit - Antworten
kiki79 Nee, was du alles ertragen musst... - kiki
Vor langer Zeit - Antworten
mioumiou Wie sagten Hoheit noch? - "Mein lieber Schellfisch!"
genau
miou
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