Romane & Erzählungen
Alles für die ärztliche Kunst

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"Alles für die ärztliche Kunst"
Veröffentlicht am 05. Mai 2013, 10 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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Über den Autor:

Erik... Jahrgang 1949 ... geht keiner Auseinandersetzung mit Behörden und den Politikern aus dem Weg, wenn es gilt, Bedürftigen, vor allem Kindern Hilfe zu leisten ... ist begeisterter Hobbykoch (siehe Bogos Schnelle Küche oder für Singles: dinner4one ... bezeichnet sich selbst als ältesten Nachwuchs-Satiriker Deutschlands ... hat den etwas anderen Tanzclub TC Just Dance Weiterstadt e.V. gegründet, dem er auch vorsitzt. ... hat ...
Alles für die ärztliche Kunst

Alles für die ärztliche Kunst

Beschreibung

Ich freue mich auf ein Frühstück und gemütliches Fernsehen... und dann kam ein spezielles Entertainment

24.06.2009 - Tag 2,,,

   als Proband in der medizinischen Klinik der Universitätsklinik zu H. Die investigative Phase der medizinischen Ermittler hatte begonnen. Wird der Tumor auf der Nebenniere unter dem Druck des 4-stündigen NaCl-Tests seine wahre Identität preisgeben? Vier Stunden im Liegen, nüchtern (wo sollte ich auch Alkohol bekommen, es gibt ja keinen Frühschoppen), mein Zimmernachbar durfte auch ganz plötzlich nach Hause, ratz fatz Taxi da und weg. Also war Frühstücksfernsehen (ich musste also Frühstück fern-sehen) das einzige, aber wenig probate, Mittel gegen die Langeweile, das Tropfen zählen hatte ich schon aufgegeben.

12:30 Uhr, der Test neigte sich dem Ende zu. Hoffnung auf Nahrung und vor allem Kaffee keimte auf. Es klopfte, es war soweit… doch ein freundlicher älterer Herr in Weiß betrat mein Zimmer mit den Worten: „Guten Tag, mein Name ist W..-, ich bin hier Dozent und möchte Sie fragen, ob sie sich als Opfer für meine Studenten zur Verfügung stellen würden? Keine Angst, es tut nicht weh und es sind auch nur drei.“ Immer noch besser als Frühstücksfernsehen, und immer noch am Tropf hängend eher ein ungefährliches Anschauungsobjekt für angehende Mediziner, warum nicht? Auch so kann man mit etwas Geschick Einfluss auf künftige Entwicklungen im Gesundheitswesen nehmen, insbesondere durch tätige Mithilfe in der ärztlichen Ausbildung. Und warum nicht gleich im Audimax? Na gut, man gönnt mir halt sonst nix. Also ja.

 Kaum gesagt, marschierten sie schon auf, das Sterillium noch auf den Händen verreibend (schmunzelnd erinnerte ich mich an Frisöre in meiner Jugend), mit vor Aufregung leicht erröteten Gesichtern in Erwartung, was der grinsende Professor und das „Opfer“  (182cm/111 kg) ihnen abverlangen werden. Und wie immer begann alles mit „A“, nämlich der Auslosung der Aufgaben: Vier Karten (komisch, heute hat’s die Zahl 4 mit mir), eine davon orange. „Ist das die A…-karte“, meinte ich witzig bemerken zu müssen. „Richtig“, antwortete der Professor,
„das ist die Anamnesekarte… geht an unsere junge Kollegin M., die Herzkarte an… unsere junge Kollegin A. und unser junger Kollege erhält…Sonstiges, d.h. der die das Abdomen und so (ich lern’ auch langsam Medizinisch).

Jetzt musste ich dem Professor nochmals ausdrücklich meine Bereitschaft bekunden, alle Fragen wahrheitsgemäß zu beantworten und mich ungeübten Fingern zum Zwecke des Tastbefundes zur Verfügung zu stellen (diese Belehrungen sind mir durch die Gerichtssoaps
bestens bekannt). „Selbstverständlich stehe ich der Wissenschaft gerne zur Verfügung“, doch schon wurde ich eines Besseren belehrt: „Hier geht es nicht um die Wissenschaft sondern um die ärztliche Kunst und angehende Ärzte“! Also standen vor mir angehende Künstler mit ihrem Kunstprofessor. Hallo, das wird spaßig, ein Kunstprofessor in der Rolle eines Schilddrüsenspezialisten, wie er im Nebensatz
erwähnte, ist das etwa ein Entertainment-Programm als Ersatz für das entgangene Frühstück? Let’s go!

Kandidatin 1 trat an mein Lager. Im Rollenspiel, will sagen Patientenkontakt, noch ungeübt, stellte sie sich etwas aufgeregt und blass um die Nase vor und begann, nachdem sie auf einem Stuhl Platz genommen hatte, mit ihrer Befragung…Anamnese. Meiner, für sie kaum zu bewältigenden, Flut an Informationen über meine Erkrankung(en), zudem gezielten Fachfragen des Professors sowie seinen Flachsereien bezüglich meiner Person (er hatte zwischenzeitlich von meiner politischen Tätigkeit Kenntnis) ausgesetzt, kämpfte sie sich tapfer durch meine fast 60 Jahre Leben. Nach gut 45 Minuten wurde sie vom Professor endlich erlöst   mit einem, wie ich meine, doch recht
zufriedenstellenden Ergebnis. Also ich war zufrieden mit dem ersten Teil der Show, zumal ich in der Zwischenzeit auch enttropft war.

Sollte Kandidatin 1 schon aufgeregt gewesen sein, Kandidatin 2 war… nun ja, sie musste mich ja jetzt „begrabschen“. Also Vollkontakt war angesagt (kenn’ ich aus den Karate-Filmen). Ein Hobby des Professors: „Denkt an euere Hände und Augen… ein Echo kann jeder Idiot machen!“(Hatte er da jemanden bestimmtes im Sinn: „Hallo Echo…?“) Und beim Stethoskopieren  immer laut sagen was sie hören, denn es hören beim Examen ja alle zu (im Gegensatz zu Politikern - der Nebenhieb). „Ja aber ich hör’ doch nix!“ „Und warum? Der Patient ist sehr muskulös, er muss sich nach vorne beugen, dann legt sich sein Herz auf die Rippen und sie hören was. (Das „muskulös“ war die Wiedergutmachung). Das dann folgende zaghafte Abtasten und die wiederkehrende Frage „Darf ich? Sind meine Hände auch nicht zu kalt?“ wurde durch ein recht burschikoses Eingreifen des Professors unterbrochen, indem er sich zu mir aufs Bett setzte, meine Hand drückte und dozierte: „So begrüßen sie den Patienten, dringen in seine Intimsphäre ein, kommen ihm dabei sehr nahe und können dabei sogar noch den Puls fühlen und feststellen ob er schwitzt. Aber dürfen wir uns aus Hygienegründen überhaupt aufs Bett setzen?“ Es darf sich aufs Bett gesetzt werden, wird ihm bestätigt. Glück gehabt, Herr Professor. Und gnädig war die Nachwuchsmedizinerin von ihrer Aufgabe erlöst.

Kandidat 3 war angesichts seiner Tastkollegin klar im Vorteil aber so was von aufgeregt, dass er diese Vorlage (das Bettsitzen) erst einmal nicht gewinnbringend nutzen konnte. Recht schamrötlich setzte er sich zu mir aufs Bett (ich hab’s vorher erlaubt) und sollte den, die, das Abdomen erkunden. Seine Ansage, dass er als Erstes Darmgeräusche abhören wolle, zieht einen allgemeinen Heiterkeitsausbruch nach sich. Aber dem noch nicht genug, seine Annoncierung, er wolle jetzt meine Leber „auskratzen“ trieb dem Professor fasst das Heiterkeitswasser in die Augen, was vielleicht auch auf meinen Gesichtsausdruck zurück zu führen war. Die folgende professorale Frage
nach dem „letzten Kratzer unterhalb des Schlüsselbeins“ wurde mit einem hochrotköpfigen „Machte wohl wenig Sinn“ zaghaft beantwortet. Auch dem dreifingrigen Abklopfen meines aufgrund von Meteorismus (und gutem Essen) wohl gerundeten Bauches war von wenig Effektivität geprägt worauf sich der Professor genötigt sah, den elastischen, aus dem Handgelenk (bei steifem Unterarm) geschleuderten, einfingrigen Medizinklopfer vorzuführen (tägliches Training unabdinglich). Aber der krönende Abschluss stand ja noch bevor: Die Welle! Mit der Bauchwelle, so die Ansage des Altmeisters, könne man… richtig, Anomalitäten, Verspannungen etc. feststellen beispielsweise den Verdacht auf… Gesagt und versucht zu tun… worauf der Professor die Welle machte, was bei 118 cm Bauchumfang auch Wellen schlug und zur Feststellung führte: „Hier ist wohl nichts verspannt“!

So schnell waren aus angesagter einer Stunde zwei geworden, ebenso verdoppelt hatte sich mein Bedarf an Nahrung und …natürlich endlich einen Kaffee (letzte Malzeit 20:00 Uhr am Vorabend). Aber dieses zweistündige Entertainment auf anspruchsvollem Niveau wog fast jedes Hungergefühl auf. Mit solchen Professoren und neugierigen Studenten ist mir’s um die ärztliche Kunst nicht bange und ich hoffe, dass beide Seiten ihr Engagement und ihren Humor nicht verlieren.

Im Sinne einer „kunstvollen“ Patientenversorgung in der Zukunft! Touch Wood!!!  Und meine Speicher wurden auch wieder
aufgeladen… mit viel Kaffee und guten Essen!

©Erik A.C. Bogorinski – 24.06.2009

www.bogoswelt.homepage.eu

 

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Über den Autor

bogo
Erik... Jahrgang 1949
... geht keiner Auseinandersetzung mit Behörden und den Politikern aus dem Weg, wenn es gilt,
Bedürftigen, vor allem Kindern Hilfe zu leisten
... ist begeisterter Hobbykoch (siehe Bogos Schnelle Küche oder für Singles: dinner4one
... bezeichnet sich selbst als ältesten Nachwuchs-Satiriker Deutschlands
... hat den etwas anderen Tanzclub TC Just Dance Weiterstadt e.V. gegründet, dem er auch vorsitzt.
... hat auch noch eine neue Partei Deutschlandanders mitbegründet, um jedem Bürger eine demokratische -
Stimme zu verleihen. Doch es zeigte sich,dass ich nur von Vorteilsnehmern und Selbstdarstellern
umgeben war, nahezu kein Bürger sich für die Wahrnehmung seiner Rechte interessierte... deshalb habe
ich die Partei zum 01.12.2012 eingestampft.
... und nach dem Sieg über den Nierenkrebs heißt die Devise: JETZT ERST RECHT!! Und das bedeutet:
Es wurde ein Verein gegründet: Für ein Sozialeres Miteinander (FeSM) e.V. , eine gemeinnützige und
mildtätige Organisation zur Hilfe insbesondere für sozial Bedürftige, Migranten und Menschen mit
Handicap. Mehr unter www.fesm.de .








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