Kurzgeschichte
Versprochen ist versprochen

Versprochen ist versprochen

Versprochen ist versprochen
© by Pinball


Nuray hatte lange, glatte schwarze Haare, eine süße kleine Stupsnase und ihr ganzes Gesicht schien nur aus ihren dunklen Augen zu bestehen.
Mikels Haare waren kurz geschnitten, blond und strubbelig, seine Augen hatten ein strahlendes Blau.
Die beiden prallten heftig zusammen, als Nuray mit ihrem Rad um die Ecke kam und direkt in Mikels Roller fuhr. Beide stürzten und fielen der Länge nach hin.
Mikel rappelte sich als erster wieder auf und seine ersten Worte an Nuray waren: „Du blutest ja“ und dabei zeigte er auf ihr Knie.
„Du blutest auch“ stellte Nuray fest, dabei auf Mikels Arm zeigend.
Die beiden krochen aufeinander zu, dabei fast gleichzeitig sagend „Warte, ich puste“.
Dies geschah an ihrem ersten gemeinsamen Tag im Kindergarten und von da an waren die beiden unzertrennlich. Nuray war vier Jahre alt und Mikel schon fast fünf.
Sie spielten immer zusammen, teilten auch das mitgebrachte Frühstück und eines Tages, als Nuray ihren Pudding Mikel überließ, sagte er im Brustton der Überzeugung zu ihr: „Wenn ich einmal groß bin, dann heirate ich dich“.
„Sie dürfen die Braut jetzt küssen,“ sagte der Pfarrer fast zwanzig Jahre später zu Mikel und der zog seine Nuray an sich, umarmte sie und gab ihr einen langen zärtlichen Kuss.