Fantasy & Horror
GinWood - Das Tal der Wölfe - 4. Kapitel

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"GinWood - Das Tal der Wölfe - 4. Kapitel"
Veröffentlicht am 26. April 2013, 16 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
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GinWood - Das Tal der Wölfe - 4. Kapitel

GinWood - Das Tal der Wölfe - 4. Kapitel

Beschreibung

Teil eins der 'GinWood'-Reihe

Der Mond stand hoch am Himmel in dieser Nacht, er war beinahe rund. Einzelne Wolken bedeckten ihn und hüllten das Land so in ein mystisches Licht. Etwas davon schien auch durch das dichte Blätterdach und ließ die Blätter weißlich schimmern. Hier standen die Bäume dichter als im Karimaltal, doch war es hier noch immer lichter als hinter den Hügeln im Norden. Dort wurde der GinWood wirklich beinahe undurchdringbar.

Im Licht des Mondes schritt ein großer schwarzen Wolf durch die Nacht. Er setzte vorsichtig einen Fuß vor den anderen, während seine Augen durch die Nacht blitzten. Dies war seine Tageszeit, hier fühlte er sich wohl. Langsam und genussvoll atmete er ein – und ließ die Luft dann laut schnaufend wieder aus seinem Körper entweichen.

Sonst gab das Tier aber keine Geräusche von sich, die Pfoten, welche über den Waldboden glitten, waren lautlos. Lange hatte er geübt, jeden Tag trainiert, bis es ihm als kleiner Jungwolf schon möglich gewesen war lautlos durch den Wald zu schleichen. Heute sahen ihn aber trotzdem einige der anderen Rudelmitglieder. Ein dunkelgrauer Wolf und ein etwas bräunlicher sehr viel kleinerer, dafür aber umso flinker, wanderten neben ihm her.

Nach einer Weile hatte die kleine Gruppe eine dunkle Höhle am Fuße eines großen Felsens erreicht. Hier waren die Bäume bereits so dicht, dass kaum noch Licht den Waldboden erreichte. Die zwei kleineren Wölfe legten sich vor der Höhle auf den Boden und sahen ihrem schwarzen Gefährten nach, als dieser in die Dunkelheit hinter ihnen schritt.

Du bist spät...“, die raue Stimme kam aus der hinteren Ecke des Raumes. Sofort blieb der Junge stehen, es war wohl doch unklug gewesen, dass er sich bereits wieder zurückverwandelt hatte. Demütig neigte er den Kopf, er ließ sich auf die Knie fallen und verweilte so.

Es tut mir leid, der Weg war länger als ich dachte, Mutter“, meinte er leise. Er wagte es nicht in dem dunklen Raum nach den Augen seiner Mutter zu suchen, sonst würde sie wahrscheinlich durchdrehen. So wartete er und hoffte einfach, dass sie sich wieder beruhigen würde.

Ein lautes Knurren war zu hören – beinahe zeitgleich kam ein leises Wimmern vom Höhleneingang her zu ihnen, die beiden Wölfe dort dürften es langsam mit der Angst zu tun bekommen – dann verstummte die Wölfin aber. Für einen Moment war es still.

Hab keine Angst mein Junge. Du brauchst mich nicht fürchten, nicht, solange du nicht vorhast mich zu verraten“, eine weiche Hand strich über die Schulter des Jungen, so dass dieser heftig zusammenzuckte. Sie schaffte es immer wieder, dass sie sich lautlos an ihn heranschlich. Erschrocken schrie ihr Sohn auf, blieb aber auf den Knien. Erst als sie vor ihn trat und wieder lächelte, erhob er sich und schritt zu ihr.

Keine Sorge, unser Blut ist zu dick, als dass ich es verraten könnte“, meinte er, dabei zog sich ein böses Lächeln um seine Lippen. Er wollte, dass sie es endlich sagte, denn er sehnte sich so sehr danach. So sehr wollte er den Plan endlich in die Tat umsetzen – und somit seinen Vater rächen, der dieser Verräterin einer Wölfin zum Opfer gefallen war.

Seine Mutter aber lächelte nur stumm und führte ihn tiefer in die Höhle hinein. Gemeinsam gingen sie durch die Finsternis. Außer ihrem leisen Schnaufen war nichts zu hören, selbst wenn die Schritte der beiden hier eigentlich hätten widerhallen müssen.

Du sehnst dich danach, habe ich recht?“, die Stimme durchschnitt die Stille wie ein Messer. Beinahe wäre der Junge wieder zusammengezuckt, so nickte er aber nur – er wusste, dass sie ihn sah.

Nun, etwas wirst du dich noch gedulden müssen. Ich habe meine Meinung geändert.“

Was?!“, abrupt blieb der Wolf stehen. Wie sie hatte ihre Meinung geändert?!

Oh, keine Sorge, wir werden unsere Rache bekommen, du wirst deine Rache bekommen, doch habe ich eine bessere Idee, hör mir zu.“

Das bedrohliche Knurren, welches von dem jungen ausgegangen war, verstummte wieder. Gespannt lauschte er. Was konnte besser sein, als endlich Gerechtigkeit zu haben.

Wir werden ihr das nehmen, was ihr am wichtigsten ist, bevor wir sie vernichten“, meinte seine Mutter schlicht. Zuerst begriff er nicht, doch dann blitzten seine Augen in der Dunkelheit. Ihre Tochter, das war es also, was sie meinte. Für einen Moment tauchten die faszinierenden Augen einer jungen Wölfin vor ihm auf, lange weiße Locken, welche dem Mädchen über die Schultern fielen, doch der Krieger verdrängte die Gedanken.

Ja, er wusste, was er zu tun hatte.

 

Mit den ersten Sonnenstrahlen erhob sich Marja wieder. In der letzten Woche hatte sie nicht viel geschlafen – schon gar nicht gestern. Ihr war schlecht gewesen angesichts der Tatsache, dass der Wettkampf um ihre Hand heute beginnen würde. Alleine der Gedanke daran reichte aus, dass sich ihr Magen auch jetzt wieder schmerzhaft zusammenzog.

Seufzend nahm sie leichte Hosen mit sich und wanderte dann in den verzweigten Gängen zu einer kleinen Wasserquelle. Ein leichtes Grinsen legte sich über Marjas Züge. Sie war heute nicht warm, sondern schön kühl. So entkleidete sich die Wölfin und trat ins Wasser um es sich bequem zu machen. Sie ließ sich nieder und lehnte sich an. Dann schloss sie ihre Augen und döste vor sich hin.

Etwa eine Stunde später stieg sie als Wolf wieder aus dem Wasser und schüttelte sich das Wasser aus dem Fell. Sulanta war bereits zu ihr getreten, sie hatte ein wollig weiches Tuch in den Händen, in welches sie Marja einwickelte, kaum dass diese wieder in ihrer menschlichen Gestalt war.

Habt ihr gut geschlafen?“

Das Mädchen nickte einfach mal, sie zog sich rasch an, da ihr nun doch etwas kalt war.

Das freut mich, eure Eltern erwarten euch bereits. Kommt“, Sulante verneigte sich kurz, dann nahm sie das Tuch weg und führte die wieder anständig gekleidete Marja nach oben zu den Gemächern ihrer Eltern.

Als sie ihre Herrin dort abgeliefert hatte, verneigte sich die Dienerin und verließ die Räume wieder.

Ihr wolltet mich sehen?“, fragte Marja.

Nun ja, wir wollten in Ruhe mit dir speisen, bevor der Wettkampf beginnt“, begann ihr Vaters, die hochgezogenen Augenbrauen seiner Tochter ließen ihn aber aufseufzen. „Außerdem wollten wir mit dir noch einmal durchgehen, was heute zu machen ist“, fügte er schließlich hinzu.

Resigniert seufzte die junge Wölfin auf. Hätte sie doch niemals gefragt. Sie hätte es schon noch früh genug erfahren. In der letzten Woche hatte sie genug über ihre Pflichten gehört. Sie und ihre Eltern hatten darüber diskutiert welcher der Krieger überhaupt würdig waren um bei den Spielen teilzunehmen. Naja, eigentlich hatten ihre Eltern diskutiert, während Marja mehr oder weniger desinteressiert zugehört hatte. Wenn es schon ein Haufen von Vollpfosten war, dann sollte doch auch jeder die Chance haben, oder? Hin und wieder hatte sie sich aber dem Willen ihrer Mutter widersetzt. Es sollte wirklich jeder die Chance haben, also auch der Jungwolf aus dem Rudel der Moren. Mit sehr viel Überzeugungskraft war es Marja schließlich auch gelungen ihre Eltern, vor allem ihre Mutter, dazu zu überreden dem Wolf eine Chance zu geben.

Und nun sollte sie sich schon wieder dieser endlosen Leier an Regeln und Sitten, Pflichten und Erwartungen ergeben? Wie wenig Lust sie dazu doch hatte, doch so wie es aussah hatte sie sowieso keine Wahl. Marja nickte nur und folgte ihnen. Je mehr sie mitspielte, desto schneller war es vorbei. Ihre Eltern lächelten und führten sie hinunter.

Einige Stunden waren sie damit beschäftigt ihrer Tochter noch einmal die letzten Vorschriften einzubläuen, dann begaben sie sich auf die Westwiese des Dorfes. Hier fanden immer alle Kämpfe und Prüfungen statt, welche Jungwölfe durchschreiten musste, so würde hier auch die Auswahl getroffen werden, wer das Bündnis mit Marja eingehen durfte. Langsam schritt die junge Wölfin hinter ihren Eltern durch die Sonne. Sie trug heute weiß-gräuliche Hosen und eine schlichte Bluse, Ihre Haare wurden von der Spange zusammengehalten, der Rest fiel über ihre Schultern.
Als sie sich umsah, stellte sie fest, dass es tatsächlich um einiges weniger Wölfe waren. Der Moren war aber noch unter ihnen, wie ihr mit Genugtuung auffiel. Auch Lorithrin wartete auf der Wiese auf die Anweisungen seiner Alphafehe.

Kaum eine halbe Stunde war es dann auch so weit. Furial eröffnete den Wettkampf um Marjas Hand feierlich. Die erste Aufgabe wurde an die jungen Krieger auch gleich gestellt. Noch lange bevor es zu den traditionellen Kämpfen kommen würde, mussten sie sich auch noch in vielen weiteren Dingen beweisen. Den Anfang machte die einfache Jagd. Den ganzen Tag – und auch die halbe Nacht lang war der Wald erfüllt von dem Geheule der Wölfe.

Sichtlich gelangweilt betrachtete Marja immer wieder die Beutetiere, welche man ihre brachte – zumindest waren genügend Wölfe in dem Dorf, alleine hätte sie all das Fleisch niemals aufessen können, mal davon abgesehen, dass sie es sowieso nicht gerne aus. Am nächsten Abend wurden die zweiten Spiele bekannt gegeben, wer bis dahin kein Fleisch nach Hause gebracht hatte, wurde von den anderen Disziplinen ausgeschlossen.

 

Und hat es wenigstens geschmeckt? Zumindest ein kleiner Teil davon?“, Lorithrin sah seine Freundin grinsend an. Er selbst hatte nur einen kleinen Hasen gebracht, den er im Anschluss selbst mit nach Hause genommen hatte. Marja hatte er noch ein paar Beeren in die Hand gegeben. Durchgeschwitzt von den letzten beiden Tagen ging er neben ihr her.

Die Beeren ja, das Fleisch habe ich nicht angefasst...“, meinte Marja ruhig. Es stahl sich sogar ein kleines Lächeln in ihre Züge.
„Aber bitte, ich brauche Ablenkung, also lass uns über etwas anderes reden“, meinte sie flehend. Lorithrin lachte kurz auf. Der Wolf konnte sie nur zu gut verstehen. Er selbst konnte diese Spiele selbst nicht leiden, sein Vater hatte aber darauf bestanden, das Lorithrin dem Wettkampf beiwohnte – wie es auch der ausdrückliche Wunsch Furials gewesen war.

Denkst wohl, du kannst sie für dich alleine haben oder?“, ein tiefes Knurren ertönte neben ihnen. Erschrocken riss Marja den Kopf herum. Sie hatte sich wieder einmal nicht gut genug auf ihre Umgebung konzentriert. Zu ihrem Entsetzen stand niemand anderes im Schatten der Bäume als Swnud höchstpersönlich. Der breitschultrige Wolf kam nun mit gefährlichem Blick auf Lorithrin zu, der bereits seine Zähne bleckte.

Wir sind Freunde, also kann ich mit ihr unterhalten...“, gab er wütend zurück.

Nicht, wenn ich was dagegen habe“, Swnud knurrte drohend. Lorithrin ließ einen Fuß langsam zurückfallen, breit dazu sich zu verwandeln. Er beobachtete den Kuhln vor sich genau.
„Was hast du für ein Prob-“, noch während er sprach, sprang Swnud los. Marja schrie auf. Sie wollte sich schon vor Lorithrin werfen, doch in dem Moment sprang ein dunkler Schatten von links auf sie zu.

Es ging zu schnell, als dass sie es wahrnehmen konnte. Ein lautes Wimmern ertönte, dann waren die Schergen ihrer Eltern schon bei ihnen. Lorithrin kauerte auf der Seite, er hatte es nicht geschafft sich zu verwandeln und hatte er große Bisswunde davongetragen. Neben ihm lag ein beinaher schwarzer Wolf. Er war eng zusammengekauert und wimmerte. Neben diesem rappelte sich ein bräunlicher gerade auf. Es gab ein zucken und Swnud stand wieder vor ihnen. Als er die Schergen sah, neigte er schnell den Kopf.

Was ist geschehen?“, verlangten sie zu wissen. Ihre Augen waren auf die erschrockene Marja gerichtet. Bevor diese Antworten konnte, ging ein scharfe Zischen durch die Krieger. Der dunkle Wolf hatte sich auch wieder in einen Jungen verwandelt – zu Marjas Überraschung war es der Moren, Swou. „Dieses Pack hier wollte die edle Dame angreifen“, log Swnud schnell und stieß mit dem Fuß gegen den Jungen. Dieser wimmerte wieder auf, er wollte protestieren, doch die Schergen hatten ihn bereits umstellt. Eiskalte Blicke aus ihren Augen trafen ihn.

Das wirst du bereuen. Wir bringen ihn am besten zu unserer Herrin!“

Stop!“, schrie Marja, als sie ihn grob auf die Beine zerrten. Alle Augen wandten sich zu ihr. Doch nicht sie, sondern Lorithrin ergriff das Wort.

Swnud wollte mich angreifen, da ist er dazwischen gesprungen. Nach allem, was ich sagen kann, hat er uns hier geholfen und keinen Kampf angezettelt“, er sprach leise, aber dennoch bestimmt.

Verwirrt sahen die Schergen zwischen den vier hin und her. Sie wussten wohl nicht mehr, wem sie nun trauen sollten. Dann wurde ihr Blick aber finster. Sie sahen zu Swnud. Dieser wich einen Schritt zurück, sah dann aber nekisch zu Lorithrin.

Es tut mir leid, da habe ich die Situation wohl falsch eingeschätzt“, meinte er leise.

Vorwärts. Das wirst du Furial erklären können“, knurrte der Krieger, welcher Swou noch in der Hand hielt, es war Minjink. Er ließ den Moren los und packte stattdessen Swnud. Grob schob er ihn vor sich.

Marja!“, kurz bevor sie verschwanden, drehte sich ihr Cousin noch einmal um. „Ihr solltet den Jungen zu einer Heilerin bringen. Furial will die Bewerber morgen wieder alle sehen“, mit diesen Worten verschwand er.

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