Romane & Erzählungen
Wo sind sie geblieben

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"Wo sind sie geblieben"
Veröffentlicht am 18. April 2013, 12 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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Wo sind sie geblieben

Wo sind sie geblieben

Beschreibung

Sie sind da und binden unsere Emotionen, sie erziehen oft uns nud nicht wir sie.

  • Selbst, wenn es nur ein Haustier ist, wenn es nicht mehr da ist, fehlt einer, fehlt etwas.
    Dieses Fehlen beschäftigt meine Gedanken.
    Fehlen ist doch, wenn eine Leere an jener Stelle gefunden wird, an der man sie nicht vermutet, weil sie mit quirligem Leben ausgefüllt war?
    Weil stets um Futter oder Gassi-Gehen gebettelt wurde, weil man dort stolpern konnte, weil es an unvermuteter Stelle schlief. Zusammen gekringelt und friedlich. Nur ein Auge blinzelte etwas und wenn du in allzu gefährlicher Nähe deinen Fuß setztest, dann quietschte ein Bündel Fell schnell mal und sehr laut los, so dass du und alle anderen in der Nähe erschraken.

Das schien dein Haustier gefreut zu haben, denn selbstbewusst schaut es sich, nach diesem Quietschen um und legt sich genau an jener Stelle wieder hin. Kringelt sich umeinander und schließt friedlich die Augen, soweit du das sehen kannst.
Es scheint nun zu schlafen, doch wehe, du setzt dich mit Kuchen zum Kaffee an den Tisch. Nur wenige Augenblicke später fühlst du, wie eine Kraft unerklärlich doch deutlich an deiner gefüllten Kuchengabel zerrt, das Ziel der vollen Fuhre, ursprünglich auf deinen geöffneten Mund gerichtet, sich allmählich auf eine andere Öffnung konzentriert. Schaust du dem Geschehen ohne Kraftanstrengung zu, dann erkennst du schnell, der Weg der gefüllten Kuchengabel endet im geöffneten Maul und die Augen oberhalb der Fressluke haben die Führung über die Hand mit der Kuchengabel übernommen.

Dir fehlt dieses Gedrängel im Bett, ganz unten an deiner Wade.
„Das ist mein Platz hier!“, teilte dir ein warmer unaufhörlich drängelnder Tierkörper mit. „Hier liege ich!“
Klar, dass dieses Haustier kein Igel sein kann, denn dann gäbe es keine Drängelei, kein Kuscheln. Die pickenden Stoppeln einer haarigen Männerwade kommen gegen Igelstacheln nicht an.
Spazieren gehst du nun alleine, ohne ein ewig und unaufhörlich schnupperndes, pinkelndes Etwas. Meistens, ohne ihn angeleint zu haben, etwa 200 Meter vor, hinter oder neben dir. Immer, wenn du ungeduldig, weil zum zehnten Mal unbefolgt gerufen, deine Stimme lauter und drohender forderte, dass er endlich zu dir käme, erblicken ihn deine Augen direkt an deinem Fuß oder Schuh. Unterhalb deiner unmittelbaren Wahrnehmungsgrenze. Weißt du noch, wie er dich dann ansah?

 

Unschuldig und mit leichtem Vorwurf suchte sein Blick deinen.
„Warum bist du so böse? Ich bin doch längst hier! Du siehst mich nur nicht, weil du Mensch ja so unbeholfen bist!“
Nun gehst du alleine den Weg und überrascht stellst du fest, dass deine Augen schon wieder Ausschau nach ihm halten.
Er ist doch nur ein Haustier gewesen!
Das sagen dir die anderen, besonders die, die selber noch nie eines hatten. Nicht einmal einen Hamster!
In stürmischen Zeiten, man kann mit seinem Partner ja nicht immer nur nett und fröhlich sein, es muss auch einmal krachen, in solchen Zeiten spürte man die wohltuende Wirkung seines Haustieres.
Es klemmt, es schaltet sich in die Verbindung ein.

 

Zwischen den menschlichen Partnern ist nun eine kleine Schaltstation, die die heftigen Signale der einen Seite aufnimmt, abmildert und in dieser milden Form weitersendet. In beide Richtungen funktioniert das. Die Spannung im Raum milderte sich durch diese tierische Zauberei und die Augen beider Partner richten sich auf das Haustier, denn sie spüren diese Wirkung. In den Augen des Haustieres können sie beide sehr deutlich den Wunsch erkennen, dass sie sich doch bitte wieder vertragen sollen.
Wo ist es nun, dieses verträgliche Element?
So manches Mal hast du auf dem Sofa zwei sitzen sehen, die sich ohne Worte verstanden. Deine kranke Frau unterhielt sich mit einem kleinen Fellbündel, das aufmerksam zuhörte und zu antworten schien. Es blickte sie mit seinen klugen Augen an und wusste mit seiner Liebe diese Antworten zu signalisieren.

 

 

Wo ist es geblieben diese liebevolle, verständige Fellbündel?
Ganz oben, irgendwo über den Wolken oder zwischen den Planeten, existiert ein eigenes Reich. Eine Welt, von der auf uns herabgesehen werden kann, eine Welt, in der sich die Geister aller Haustiere versammeln. Sie haben ihre kleinen Körper auf der Erde gelassen und freuen sich auf die Bekanntschaft, die Freundschaft mit denen, die vorher ein Haustier ihrer Halter waren.
„Sind die noch immer so nett zu ihren Tieren?“ und „Haben sie schon einen neuen Hund?“ oder auch „Haben sie wieder damit angefangen, Gehorsamsübungen zu machen? Anstrengend dieser unbedingte Gehorsam!“ müssen so die Fragen sein, die sie sich zuwispern. Oder vielleicht ist der Ort ganz und gar still? Weil sie sich mit ihren Artgenossen und allen anderen Haustiergeistern ohne Worte verständigen können?

 

Sie würden sich gegenseitig erzählen, was sie alles mit ihren menschlichen Familien erlebten. Wie sie sich da unten stritten, ständig Recht zu haben, war manchen wichtiger, als eine harmonische Ausgeglichenheit, wie sie in einer ordentlichen Herde, Rotte oder andere Tiergemeinschaft herrscht. Dort ist die Rang und Reihenfolge je ausgemacht und wird eingehalten, doch bei den Menschen war das immer anders. Keiner konnte sich in seine Rolle fügen, jeder wollte besser sein, als der andere. Auch, wenn es offensichtlich ist, dass der andere besser, größer, stärker oder klüger ist.

 

Da nicken sich die Geister von Hunden und Katzen zu oder von Eseln und Pferden. Ja, sie kennen ihre Menschen, da unten auf der realen Erde. Diejenigen, die mit ihnen lebten und sie wie Mitglieder der Familie behandelten, sich manches Mal mit ihnen berieten oder nur den Kopf auf ihrem Fell ruhen ließen, sie einatmeten und ihre Ruhe genossen, sich vom Stress erholten und mit ihnen Gassi gingen oder sich wenigstens als „Dosenöffner“ betätigten. Ja, sie kennen auch die anderen, die sie in Zwinger sperrten, in enge Glasbecken, wie die Fischgeister berichten oder die Geister jener geschundenen Tiere, die durch Schläge mit Peitschen und Knüppel zu Tode kamen oder gar die lütten Katzengeister, denen es nicht gelang aus dem zugebundenen Leinensack, der mit ihnen in das Wasser geworfen wurde, herauszukommen.

 

Sie mussten ertrinken und sind nun froh, im tierischen Reich der Tiergeister zu sein. Was sie dort lernen müssen, bringen ihnen die anderen Katzengeister bei, denn in diesem Reich herrscht der Wunsch, dass es dem Tiergeist nebenan genauso gut ergeht, wie es sich jeder andere wünscht.

 

 

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raipic

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fedora Es war mehr als ein Haustier, - es war ein Freund, der verloren ist.
Eine bewegende Geschichte.
Ich habe sie gern gelesen.
Liebe Grüße
Petra
Vor langer Zeit - Antworten
raipic Re: Re: Re: -
Zitat: (Original von Jenn83 am 19.04.2013 - 10:08 Uhr)
Zitat: (Original von raipic am 19.04.2013 - 08:50 Uhr)
Zitat: (Original von Jenn83 am 18.04.2013 - 21:09 Uhr) Das ist ein Text, der den Leser sehr nachdenklich werden läßt...

Mir erschien der Text beim Lesen in zwei Teile geteilt zu sein. Der Stil ändert sich ab der Mitte der vierten Seite. Während man Anfangs in der Erinnerung an seinen Liebsten schwegte und der Text sehr persönlich anmutete, wirkt er für mich im zweiten Teil, als würde man eine Lebenssituation von außen her betrachten.Da fehlen mir die persönlichen Szenen, die du im ersten Teil eingefügt hattest. Und die Jedem bekannt vorkommt, der mal ein Haustier in seiner Familie hatte ;-)

Zuletzt setzt du dem Leser einen Spiegel vor, was mir sehr gut gefällt. ;-)
Tiere besitzen einen Altruismus, den man bei den Menschen nur sehr selten finden kann. Zudem zeigst du auf, wie wenig manche Menschen ihre Tiere als Lebewesen respektieren.
Sehr gut!!!

Ps.: eine kleine Anmerkung, ich hoffe, dass es kein getrenntes Reich der Tiere gibt. Schließlich möchte ich meine Lieblinge irgendwann wiedersehen ;-)

Liebe Grüße,
Jenn



Liebe Jenny,

herzlichen Dank für deinen Kommentar. Da ich meine Texte, wie diesen hier, meistens intuitiv schreibe, ist es besonders interessant eine sachliche Analyse zu erfahren.
Solch kurze Texte entstehen dabei meistens in einem Stück und ohne jede vorherige Konzeption. Ich überarbeite sie meistens erst und vor allem m.H. der Reaktionen der Leser darauf. Insofern danke ich dir herzlich für diese analyse und werde mich bemühen, die Defizite des zweiten Teils auszumerzen, doch es gibt sicherlich noch mehr.
Dir eine schöne Zeit, insbesondere ein schönes Wochenende.
Herzlichen Gruß
Rainer


grins, mir geht es genau so ;-)
meistens schreibe ich meine Texte in eins durch, sobald eine Idee in mir Gestalt angenommen hat und ich die Szene vor Augen habe. ;-) Das hat einige Vorteile, jedoch sehe ich auch den Nachteil, dass man Gefahr läuft, viele Einzelheiten (Beschreibungen) zu vergessen oder beim Leser vorauszusetzen.
Kurze Frage (ich bin ja noch nen Neuling... :-D) Wenn ich meinen Text ändere, sind dann die ganzen Kommis auch weg? Denn die sind mir wichtig, um die Verbesserungen auch im Nachhinein verstehen zu können.

Liebe Grüße,
Jenn



liebe Jenny,

DAS muss ich auch noch herausbekommen, bin ja wohl wesentlich jünger in diesem Portal, als du.
aber vielleicht findet sich im Forum eine Antwort?

Liebe Grüße
Rainer
Vor langer Zeit - Antworten
Jenn83 Re: Re: -
Zitat: (Original von raipic am 19.04.2013 - 08:50 Uhr)
Zitat: (Original von Jenn83 am 18.04.2013 - 21:09 Uhr) Das ist ein Text, der den Leser sehr nachdenklich werden läßt...

Mir erschien der Text beim Lesen in zwei Teile geteilt zu sein. Der Stil ändert sich ab der Mitte der vierten Seite. Während man Anfangs in der Erinnerung an seinen Liebsten schwegte und der Text sehr persönlich anmutete, wirkt er für mich im zweiten Teil, als würde man eine Lebenssituation von außen her betrachten.Da fehlen mir die persönlichen Szenen, die du im ersten Teil eingefügt hattest. Und die Jedem bekannt vorkommt, der mal ein Haustier in seiner Familie hatte ;-)

Zuletzt setzt du dem Leser einen Spiegel vor, was mir sehr gut gefällt. ;-)
Tiere besitzen einen Altruismus, den man bei den Menschen nur sehr selten finden kann. Zudem zeigst du auf, wie wenig manche Menschen ihre Tiere als Lebewesen respektieren.
Sehr gut!!!

Ps.: eine kleine Anmerkung, ich hoffe, dass es kein getrenntes Reich der Tiere gibt. Schließlich möchte ich meine Lieblinge irgendwann wiedersehen ;-)

Liebe Grüße,
Jenn



Liebe Jenny,

herzlichen Dank für deinen Kommentar. Da ich meine Texte, wie diesen hier, meistens intuitiv schreibe, ist es besonders interessant eine sachliche Analyse zu erfahren.
Solch kurze Texte entstehen dabei meistens in einem Stück und ohne jede vorherige Konzeption. Ich überarbeite sie meistens erst und vor allem m.H. der Reaktionen der Leser darauf. Insofern danke ich dir herzlich für diese analyse und werde mich bemühen, die Defizite des zweiten Teils auszumerzen, doch es gibt sicherlich noch mehr.
Dir eine schöne Zeit, insbesondere ein schönes Wochenende.
Herzlichen Gruß
Rainer


grins, mir geht es genau so ;-)
meistens schreibe ich meine Texte in eins durch, sobald eine Idee in mir Gestalt angenommen hat und ich die Szene vor Augen habe. ;-) Das hat einige Vorteile, jedoch sehe ich auch den Nachteil, dass man Gefahr läuft, viele Einzelheiten (Beschreibungen) zu vergessen oder beim Leser vorauszusetzen.
Kurze Frage (ich bin ja noch nen Neuling... :-D) Wenn ich meinen Text ändere, sind dann die ganzen Kommis auch weg? Denn die sind mir wichtig, um die Verbesserungen auch im Nachhinein verstehen zu können.

Liebe Grüße,
Jenn
Vor langer Zeit - Antworten
raipic Re: -
Zitat: (Original von Jenn83 am 18.04.2013 - 21:09 Uhr) Das ist ein Text, der den Leser sehr nachdenklich werden läßt...

Mir erschien der Text beim Lesen in zwei Teile geteilt zu sein. Der Stil ändert sich ab der Mitte der vierten Seite. Während man Anfangs in der Erinnerung an seinen Liebsten schwegte und der Text sehr persönlich anmutete, wirkt er für mich im zweiten Teil, als würde man eine Lebenssituation von außen her betrachten.Da fehlen mir die persönlichen Szenen, die du im ersten Teil eingefügt hattest. Und die Jedem bekannt vorkommt, der mal ein Haustier in seiner Familie hatte ;-)

Zuletzt setzt du dem Leser einen Spiegel vor, was mir sehr gut gefällt. ;-)
Tiere besitzen einen Altruismus, den man bei den Menschen nur sehr selten finden kann. Zudem zeigst du auf, wie wenig manche Menschen ihre Tiere als Lebewesen respektieren.
Sehr gut!!!

Ps.: eine kleine Anmerkung, ich hoffe, dass es kein getrenntes Reich der Tiere gibt. Schließlich möchte ich meine Lieblinge irgendwann wiedersehen ;-)

Liebe Grüße,
Jenn



Liebe Jenny,

herzlichen Dank für deinen Kommentar. Da ich meine Texte, wie diesen hier, meistens intuitiv schreibe, ist es besonders interessant eine sachliche Analyse zu erfahren.
Solch kurze Texte entstehen dabei meistens in einem Stück und ohne jede vorherige Konzeption. Ich überarbeite sie meistens erst und vor allem m.H. der Reaktionen der Leser darauf. Insofern danke ich dir herzlich für diese analyse und werde mich bemühen, die Defizite des zweiten Teils auszumerzen, doch es gibt sicherlich noch mehr.
Dir eine schöne Zeit, insbesondere ein schönes Wochenende.
Herzlichen Gruß
Rainer
Vor langer Zeit - Antworten
Jenn83 Das ist ein Text, der den Leser sehr nachdenklich werden läßt...

Mir erschien der Text beim Lesen in zwei Teile geteilt zu sein. Der Stil ändert sich ab der Mitte der vierten Seite. Während man Anfangs in der Erinnerung an seinen Liebsten schwegte und der Text sehr persönlich anmutete, wirkt er für mich im zweiten Teil, als würde man eine Lebenssituation von außen her betrachten.Da fehlen mir die persönlichen Szenen, die du im ersten Teil eingefügt hattest. Und die Jedem bekannt vorkommt, der mal ein Haustier in seiner Familie hatte ;-)

Zuletzt setzt du dem Leser einen Spiegel vor, was mir sehr gut gefällt. ;-)
Tiere besitzen einen Altruismus, den man bei den Menschen nur sehr selten finden kann. Zudem zeigst du auf, wie wenig manche Menschen ihre Tiere als Lebewesen respektieren.
Sehr gut!!!

Ps.: eine kleine Anmerkung, ich hoffe, dass es kein getrenntes Reich der Tiere gibt. Schließlich möchte ich meine Lieblinge irgendwann wiedersehen ;-)

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Jenn
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