Fantasy & Horror
World of Rose - 2. Kapitel

0
"World of Rose - 2. Kapitel"
Veröffentlicht am 14. Mai 2013, 16 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
http://www.mystorys.de
World of Rose - 2. Kapitel

World of Rose - 2. Kapitel

Beschreibung

Das ist ein gemeinsames Werk von rebeatb und Elisabeth Black.

Kapitel 2

Victoria erwachte früh.

Jedenfalls früher als sonst.

Die Sonne war schon aufgegangen und die ersten Strahlen drangen durch die seidenen Vorhänge. Das Anwesen ihrer Tante war vornehm - auch wenn es seit jenem Angriff seinen einstigen Glanz verloren hatte und vermutlich nie wieder so werden würde, wie es einst war.

Genauso wenig, wie ihre Eltern wiederkehren würden, die ihr Leben Absallam geopfert hatten, indem sie im Krieg gestorben waren. So sagte man ihr, doch Victoria wusste es besser. Sie hatten ihr Leben für eine aussichtslose Sache gegeben, für eine Sache, die zum Scheitern verurteilt gewesen war, noch bevor sie überhaupt begonnen hatte. Es war schon von Anfang an klar gewesen, dass sie, die Elementwesen, den Krieg nicht gegen diese andersartigen Zivilisation gewinnen würden,

die sie damals angegriffen hatte. Sie wünschte nur, ihre Zwillingsschwester Layla würde endlich von der Erde zurückkehren, sei ihr Auftrag noch so wichtig für Absallam, ihr wenigstens eine versteckte Nachricht übermitteln. Vielleicht hatte eben dies der junge Mr. Gradton, der ihr gestern bei dem Ball den Hof gemacht hatte, gerade versucht; ihr eine Nachricht von ihrer Schwester Layla zu senden. Er war zumindest schon auf der Erde gewesen, das glaubte sie ihm ...  sie war sich nicht sicher, was sie von ihm halten sollte, doch sie traute ihm nicht wirklich. Dass sein Bruder ihre Schwester Layla auf der Erde getroffen hatte, war doch wohl ziemlich unwahrscheinlich - nach Maßstäben von Absallam war die Erde vergleichsweise riesig.

Als sie die Flure und Treppen ihres Hauses durchquerte, sah sie ihren Bruder, Caleb. Er besaß eine kleine, stämmige Statur und zum Leidwesen ihrer Tante, die eine Sapheda war, war er ein Pontheron, einer des Erdvolkes, das im Osten von Absallam lebte. Und obwohl er

hier im Norden geboren worden war, hatte er doch mehr von seinem Vater geerbt als seiner Mutter. Victorias Mutter war eine Sapheda, ihr Vater ein Pontheron gewesen. Caleb war mit dem Element Erde beschenkt, was bedeutete, dass er die Gabe der Telepathie besaß, wie alle Pontheron.

Wie üblich war er schnellen Schrittes unterwegs, schenkte ihr noch nicht einmal einen seiner üblichen finsteren Blicke und war schon die Treppe heruntergeeilt.

"Einen herzlichen Dank für die Nachfrage, liebster Bruder, mir geht es auch gut!", rief Victoria ihm hinterher. Eine antike Vase irgendwo zu ihrer Rechten rutschte von ihrem Sockel. Wenn ihr Bruder mal auf jemanden wütend war, passierte es des Öfteren, dass irgendetwas in der Nähe von ihm auf gespenstische Weise in Brüche ging. Sie vernahm die Gedanken ihrer Tante.

Falls dein Bruder Caleb wieder etwas kaputt gemacht haben sollte, sag ihm, er kann sich

wenigstens unserem verehrten Gast vorstellen, um sich für seine Unannehmlichkeiten zu entschuldigen.

Victoria schnaubte. Caleb würde weder das eine, noch das andere machen. Sie bezweifelte stark, dass er überhaupt zum Frühstück erscheinen würde. Vermutlich war er schon mit der nächsten Droschke aufgebrochen, um sich in irgendwelchen verwinkelten Seitengassen mit ominösen Gestalten, meist andere Pontheron, zu treffen, oder in zwielichtigen Bibliotheken über geheimnisvollen Karten zu hocken. Seit dem Angriff auf unseren Planeten war er nicht mehr derselbe, war unbeherrscht, verändert. Als sie ihm mal gefolgt war, hatte er sie, nachdem er sie entdeckt hatte, fast erwürgt. 

Meine gute, alte Familie, dachte Victoria, ohne sich die Mühe zu machen, den Gedanken großartig zu verbergen. Oder der Rest davon, der noch übrig geblieben ist.   Diesen Gedanken behielt sie jedoch für sich.

 

Als sie die Scherben aufsammelte, schnitt sie sich in den Finger. Sie biss sich in die Zunge, als sie versuchte, den plötzlichen Schmerz zu ignorieren. Sie betrachtete das Porträt eines ihrer Vorfahren, der ein verschmitztes Lächeln auf den Lippen hatte, als wollte er sie verspotten.

   "Hör auf damit", murmelte Victoria, während sie ihren Finger in den Mund steckte, um den brennenden Schmerz zu lindern. Tatsächlich antwortete das Porträt ihr.

"Womit? Ihren hübschen Allerwertesten zu betrachten oder damit, mich zu fragen, wann ich nicht mehr mit Ihrem Rücken reden muss? Da das erste unmöglich ist, sollten sie möglicherweise in Erwägung ziehen, sich zu mir umzudrehen."

Victoria wirbelte herum, sah in die grünen Augen des Flammiferat und errötete sogleich. Es lag noch nicht einmal an der flapsigen Anrede von ihm oder der Tatsache, dass sie vor einem Fremden mit einem Porträt 

gesprochen hatte, es lag schlicht und einfach an seiner Anwesenheit.

   "Mr Gradton ... Sie ... was ..." Sie schloss den Mund, um sich nicht weiter bloßzustellen.

   "Vorsicht." Sein Arm schnellte vor, um eine weitere Vase aufzufangen, die sie, kurz nachdem er es gesagt hatte, mit dem Ellbogen von dem Sockel stieß. Sie starrte ihn an. Er  grinste nach wie vor ungehobelt und ließ die Vase absichtlich wieder fallen, woraufhin sie auf dem Fußboden zerbrach. Sie starrte ihn weiterhin, während sie die erbosten Gedanken ihrer Tante hörte.

Was ist denn jetzt schon wieder los?

"Woher wussten Sie, dass ich die Vase umgestoßen habe, noch bevor es überhaupt passiert war, und wieso haben Sie sie kurz darauf wieder fallen lassen? Können Sie in die Zukunft sehen?"

Er lachte. "Ich kann vieles, Miss Victoria, doch in die Zukunft sehen ganz bestimmt nicht."

 

"Wissen Sie", Victoria strich sich energisch ihr Haar zurück, unbewusst eine Geste von ihrer Zwillingsschwester Layla imitierend, was sie noch wütender machte, "mir sind zufällig die Fähigkeiten eines Flammiferat bekannt und das Überbringen von Bildern bei bloßer Berührung wie das Prophezeien von Dingen, die noch unmittelbar bevorstehen, gehören zufällig nicht dazu. Wie haben Sie es geschafft, das Streichorchster gestern im Ballsaal etwas spielen zu lassen, was sie noch nie zuvorgehört hatten, weil Sie der einzige Bewohner Absallams sind, der je die Erde erblickt und zurückgekehrt-"

"Habe ich Ihnen schon jemals gesagt, wie bezaubernd Ihre Tochter ist, Mrs.?", unterbrach sie Mr. Gradton brüsk. Er warf ihr einen schnellen Blick zu, während er dachte:

Nicht hier.

 Victoria hoffte, ihre Tante war gerade zu sehr damit beschäftigt, die Überreste der sie-weiß-nicht-wievielten-Vase böse anzufunkeln

(Caleb war nicht selten schlechter Laune), um diesen Gedanken mitzubekommen. Jedoch schenkte sie dem adligen Flammiferat ein höfliches Lächeln. "Bezaubernd, ja, aber vielleicht ein wenig tollpatschig!" Ihre Tante lachte und Mr. Gradton stimmte in ihr Lachen mit ein. Es war erstaunlich, wie gut er schauspielern konnte; Victoria hatte noch nie jemanden erlebt, der die Witze ihrer Tante lustig fand.

  "Es würde uns allen eine Freude bereiten, würden Sie noch eine Weile bei uns bleiben, wenigstens bis zum Tee ..."

Victoria verdrehte die Augen. Irgendwie war ihr schon im Vornherein klar, was ihre Tante damit bezweckte. Offenbar standen Flammiferat auf der "Notfall Liste" ihrer Tante, falls sie sich nicht auf einen Verehrer der Sapheda aus dem Norden einigen sollten ...

Mr. Gradton wirkte bestürzt. "Wirklich, es wäre mir eine Ehre, mit zwei solch hinreißenden Damen wie Sie beide...", er warf Victoria eine

Grimasse zu, die ihre Tante nicht sah, "den guten, englischen Tee zu trinken, aber leider muss ich zu einer schnellen Rückkehr in mein Anwesen in Lostor, um noch die letzten Vorbereitungen meiner Reise zu treffen." Er zog einen Zylinder hervor und setzte ihn auf seine dunkel-braune Locken, die selbst noch darunter hervorschauten. Er verbeugte sich tief vor ihrer Tante. "Es war mir eine Ehre."

"Miss Victoria." Er nahm ihre Hand und küsste sie, während er ihr, ungesehen von ihrer Tante, zuzwinkerte und verschmitzt lächelte. Und während seine Lippen ihre Haut berührten, schickte er ihr ein weiteres Bild. Sie nickte still und er war schon mit einer weiteren Verbeugung aus dem Haus raus. Kurze Zeit später hörte sie das Schnalzen des Kutschierers und die Hufklänge der Pferde auf dem Asphalt.

Während ihre Tante sie in diesem und jenem unterrichtete, wie sich eine junge Dame zu benehmen hatte, wo denn ihr Anstandsdame

geblieben war, als sie die beiden allein aufgefunden hatte, versuchte Victoria, soweit es ging, ihre Gedanken geheimzuhalten. Vor dem Angriff hatte Caleb ihr einmal gezeigt, wie man eine Blockade über die Gedanken errichten konnte, und das versuchte sie nun. Als ihre Tante die Standpauke damit beendete, sie könne doch nun wenigstens bei Mystic & Abray, dem Lieblingsladen ihrer Tante im Zentrum von Abrax, Ersatz leisten, indem sie dort eine neue Vase kaufe, ergriff Victoria diese Chance sofort, ihrem Haus, genau wie ihrer Tante, entkommen zu können und sich endlich über dieses Bild Gedanken zu machen, das er ihr übermittelt hatte. Sie überlegte noch lange, doch als sie schließlich am Laden ankam, wusste sie noch immer nicht, was dieser Mr. Gradton vorhatte.

Der Laden war geschlossen und es änderte nichts daran, dass Victoria barsch an das Fenster klopfte, für den Fall, dass sich Angestellte noch darin befanden. Wütend drehte sie sich um, um nach einem anderen

Laden Ausschau zu halten, als sie ein kleiner Junge, sein Alter zählte vielleicht 6 Jahre, sie mit großen Augen ansah. Er war vornehm bekleidet, was ausschloss, dass er ein Straßenjunge war. Seine Hose war aus schönem Leder, seine Jacke blau und vorne mit einer Brosche zusammengehalten. Seine Augen sahen neugierig in ihre.

  "Guten Tag!", begann Victoria freundlich und lächelte auf ihn herunter. Er wirkte verloren und sie hatte Mitleid mit ihm. "Was ist den los, Kleiner? Hast du deine Eltern verloren?"

   Der kleine Junge blickte weiter zu ihr hoch. Er schwieg, doch schließlich ergriff er ihre Hand und zog sie mit. Victoria war von der Kraft des kleinen Jungen überrascht. Seine Energie war anders als die eines normalen Sapheda, irgendwie luftig leicht. Doch Victoria entriss sich nicht seinem Griff, sondern folgte ihm, und während er sie hinter sich herzog, begriff sie auf einmal, was es mit ihm auf sich hatte: Er war ein Aire, einer mit der Kraft der Luft aus

dem Westen von Absallam. Victoria war noch nie einem begegnet, doch aus der Schule wusste sie, dass sie, anders als die Sapheda, die Gabe der Geschwindigkeit hatten; sie bewegten sich übermenschlich schnell. 

Der Junge führte sie in eine enge, schmutzige Seitengasse und blieb schließlich stehen, als die Straße in einer Sackgasse endete.

"Und jetzt?" Ich konnte nicht verhindern, dass sich ein bisschen Ungeduld in meine Stimme mischte. "Was ist -" Ich brach ab, als ich das Porträt an der Wand hängen sah. Die nicht mehr länger eine einfache Mauerwand im Zentrum von Abrax war, sondern die mit Mustern verzierte Hauswand im Anwesen unserer Tante. Der Junge war verschwunden. Nur noch dieses höhnische, zu einem Lächeln verzerrte Gesicht auf dem Porträt blickte auf mich herab. Ich erstarrte. Die Stimme des Flammiferat mit den flammend grünen Augen ertönte hinter mir. "Weißt du jetzt, warum ich die Vase wieder

 

 

habe fallen lassen?"

   "Du wolltest, dass ich in die Stadt muss, um eine neue zu kaufen. Du hast das mit dem Jungen, diesem Aire, abgesprochen, habe ich Recht? Du hast ihm gesagt, dass er mich ... hierher bringen ... sollte ...?" Am Ende hob ich die Stimme, wie eine Frage. Victoria war sich nicht wirklich sicher, wie sie eigentlich zurück in ihr Haus gekommen war.

Jetzt war es an Mr. Gradton, verwirrt zu sein. "Was für einen Aire meinst du? Ich wusste nur, dass du hier sein wirst."

Sie sahen sich an. Ihr Finger schmerzte. Und ein kleiner, roter Bluttropfen, wie aus einem anderen, bereits vergangenen Moment aus der Vergangenheit, perlte von ihrem Finger und fiel zu Boden. Es war die Hand von dem jungen Mr. Gradton, die auf ihrer Schulter lag, als sie zusammen durch die weiße, riesige Tür schritten, die sich aus dem Nichts materialisiert hatte. Sie spürte durch seine Berührung die warme, beruhigende Energie, die durch ihren

Körper floss.

Victoria wusste nicht, wie es dazu kam, warum sie mit einem Flammiferat, den sie kaum kannte, geradewegs durch eine weiße Tür schritt, hinter der wer-weiß-was war. Weder war sie sich den Folgen bewusst. Doch zumindest in diesem Moment hatte sie ein gutes Gefühl bei der Sache.

 

 

 

 

 

http://www.mscdn.de/ms/karten/beschreibung_88466-0.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/beschreibung_88466-1.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_1056211.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_1056212.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_1081477.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_1081478.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_1081507.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_1081583.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_1081609.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_1081622.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_1081785.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_1083118.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_1083197.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_1083373.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_1083396.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_1091879.png
0

Hörbuch

Über den Autor

ElisabethBlack

Leser-Statistik
37

Leser
Quelle
Veröffentlicht am

Kommentare
Kommentar schreiben

Senden
Zeige mehr Kommentare
10
0
0
Senden

88466
Impressum / Nutzungsbedingungen / Datenschutzerklärung