Kurzgeschichte
Kindermund - Teil 03 Der Prozeß

Der Prozeß

Kindermund

03  Der Prozeß

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Kinder sind ja nun mal bekannt dafür, daß sie bei den unmöglichsten Gelegenheiten alles mögliche und vor allem unmögliche aussprechen. So ist es mir auch einmal ergangen:

Ich hatte einen Abszess, genau zwischen den Pobacken, sehr unangenehm und auch ziemlich schmerzhaft, der vom Chirurgen aufgeschnitten worden ist. Ich kam gerade vom Arzt, der die Wunde kontrolliert und neu verbunden hatte.

Meine kleine Tochter, damals fünf Jahre alt und eine Quasselstrippe, die ihres gleichen suchte, hatte ich mitgenommen.
Wir fuhren mit der Straßenbahn und mußten an der Haltestelle „Landgericht“ aussteigen. In der Nähe befindet sich meine Arbeitsstelle, ein Rechtsanwaltsbüro, dort wollte ich meine weitere Krankschreibung abgeben.

Meine Tochter wußte, daß ich bei einem Rechtsanwalt arbeite, solche Begriffe wie „Büro, Anwalt, Prozeß und Gericht“ waren ihr also durchaus vertraut.

Mitteilsam, wie meine Tochter nun einmal war, kam sie schnell ins Gespräch mit einer älteren Dame. Als diese Dame aussteigen mußte, fragte sie meine Tochter: „Und, wo steigst du aus?“

Und meine liebe kleine Tochter  krähte lauthals und stolz durch die Straßenbahn: „Wir steigen am Landgericht aus und gehen dann zum Anwalt, Papa hat nämlich einen Prozess am Arsch.“