Kurzgeschichte
Liebe auffem Land

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"Liebe auffem Land"
Veröffentlicht am 01. April 2013, 14 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Über den Autor:

Über mich gibt es nichts interessantes. Aber jetzt auch mit schönen bunten Bildern.
Liebe auffem Land

Liebe auffem Land

Beschreibung

Heini Kuhschmalz plagt die Sehnsucht. Nicht nach schnöden Abenteuern steht ihm der Sinn. Nein, etwas für ´s Herz muss es sein.

LIEBE AUFFEM LAND





Heini Kuhschmalz flippt sich die Gummistiefel vonne Füße, setzt sich auf einen Stuhl an den Küchentisch und beguckt sich den Katalog.
Doch erstmal n Schnaps, denkt sich Heini.
Steht wieder auf und sockt zum Hängeschrank, angelt sich n Glas raus und nimmt Kurs auffen Kühlschrank. Tür auf. Doppelkorn raus. Tür zu.
Und den ersten Kurzen gleich im Stehen.
Besser so.
Heini schlurft zurück zu Stuhl, Tisch und diesem Katalog. Flasche und Glas sicher in seinen klobigen Bauernhänden.
Also nu ma los, feuert sich Heini an, erst ma so locker reingucken. Und er blättert ihn auf. Den Katalog. Vorneweg ein Vorwort:
 " Herzlichen Dank lieber Herzensbrecher das Sie sich für das Institut                           "Gemeinsame Saat" entschieden Haben. Dem speziellen Ehe - Vermittler      für den Landmann von Heute. Aufgrund unserer langjährigen Erfahrung und dem Wissen um die alltäglichen Sorgen und Nöte der modernen Landbevölkerung haben wir einen unschlagbaren Erfolgsplan ausgearbeitet mit dem Sie schon sehr bald gemeinsam über die fetten Wiesen trauter Zweisamkeit wandeln werden. Wir garantieren Ihnen in unserer internationalen Partnerbörse durchweg fleißige und bodenständige Singlefrauen, die Aufgrund ihrer ländlichen Herkunft bereits mit dem bisweilen Entbehrungsreichen Leben auf der Scholle vertraut sind. Also, lieber Herzensbrecher, legen Sie die Forke beiseite und schon bald steht einer erfüllten Partnerschaft nichts mehr im Wege."
 Ischa gediegen, denkt sich Heini, und entdeckt darunter noch was kleines und Gedrucktes:
 "Vor einer ersten Kontaktaufnahme wird eine Gebühr in Höhe von 1245, - Euro fällig. "Institut Gemeinsame Saat" - Seriös, mit Niveau!"
Oha, dat is aba bannich düür, sagt Heini ganz erschrocken zu sich selber, da krieg ich ja ne ganze Ko for.
 Immer noch erschrocken blättert er die Seite um.
 Und der Schrecken nimmt kein Ende. Grobe teigige Gesichter blicken ihn an. Blond gefärbte Bauerntöchter aus den unendlichen Weiten östlicher Agrarkulturen bieten ihm ihre breiten Hüften zur Begutachtung dar. Eine Menge Svetlana ´s und Ljudmila ´s sind darunter. Auch eine Albina.
Auweia, denkt sich der Heini, Dat ischa man nich so doll.
Nich dat diese Deerns total schäbbich aussehn tun. Nee, durchaus nich. Aba diese Schabracken da, die kannse ja gleich vor n Ploog spannen... un denn ooch ut n Russenland, die schlabbern ihm ja noch den ganzen Spriet wech... Nee... ma ´ weiterkieken.
Und Heini blättert weiter.
Doch erst noch n Köm.
 
Denn der Heini sucht in erster Linie was Schmuckes fürs Herz. Keine helfende Hand für ´n Acker. Die 70 Hektar Felder und Wiesen, die er vor zwanzig Jahren von seinem Ollen übernommen hat, dazu noch n paar Rinder, Schweine, Enten und Hühner. Die schafft er schon alleine.
Das hat er bis jetzt ja alles alleine geschafft.
Und vielleicht ist das auch der Grund weshalb er immer noch ohne Frau dasitzt. Das, und natürlich auch der Umstand heimatlicher Einöde. Denn hierher, zwischen Ostermoor und Westerhörn verirren sich äußerst selten weibliche Besucher, und das einheimische Weibsvolk hat sich allesamt im heiratsfähigen Alter vom Acker gemacht. Ab in die Stadt. Nach Itzehoe. Oder gleich nach Hamburg.
Orte, die Heini kennt. Denn in seiner Jugend war er oft ihr Gast. da war er noch auffe Landwirtschaftsschule, hat mit den Kollegen die Kneipen unsicher gemacht und ging auch mal alleine auf Pirsch.
Die Eine und Andere hat er da ja kennen gelernt. Und Eine und Andere hat er auch flachgelegt. Aber so was Richtiges; so was für ´s Herz und Leben, dass war nie dabei. Denn wenn Heini das Reden anfing, davon woher er kam und was er nu so machte, da war dann Feierabend midde Freundschaft. Da wurden die ganz stumm.

Heini guckt weiter in seinen Katalog. Is jetzt auf Seite 7: "Schönheiten vom Balkan."
Und Heini guckt auf mächtig viel Haar. Auffen Kopp und auch im Gesicht. Viel Haar: Buschige Augenbrauen, sauber zusammengewachsen. Auch auffe Oberlippe. Heini stellt sich vor wie er mit eine von denen inne Klappe liegt und sie das Schmusen anfangen.

Nee... , denkt Heini, da kannse ja glieck n Keerl snuteln. Also nee...

Und Heini kippt den nächsten Köm und blättert weiter in seinem Katalog. Aus dem ihm mehr Gesichter anstarren. Immer exotischere. Sogar welche aus Afrika sind darunter. Heini guckt genauer hin. Liest die Namen dieser fremden Frauen in ihrer bunten Kledaasch:
Da is ne Abiba, ne Aziza und ne Tidjani. Alle mit Kraushaar, vollen Lippen und breiter Nase. Seeeehr dunkle Augen blicken ihn an; Augen, denen man ansieht das sie eine Menge Wüste gesehen haben müssen.
Heini kommt ins Träumen.
Stellt sich vor wie er mit so einer Schwatten in ´en Dorfkrug kommt, und wie die dann alle gucken und sich gegenseitig inne Rippen stoßen und feixen. Fortan wäre er nich mehr Heini Kuhschmalz. Sondern Heini der Schokoladenschlecker. Heini der Negerkuss - Mann. Heini, der immer ins Schwarze trifft. Und den man dauernd fragt, ob er seine Olle im Dunkeln überhaupt findet.

Nee, dat muss ja nich sein. Aba fien sehen die schon aus, diese schwatten Hirseplanterinnen.

Heini kommt so langsam ans Ende seines Katalogs. Und so wie die Seiten entschwinden, schwindet auch Heinis Hoffnung.
Doch so sicher wie jedes Korn mal geerntet wird und jede Flasche ausgetrunken wird, gibt es auch für Heini ein strahlendes Licht am Ende seines Ackers.
Da sind sie: Auf den letzten zwei Seiten trifft ihn der märchenhafte Blitz des Verlangens. Sinnliche Lippen lächeln ihm zu, betörend haselnussbraune Augen versprechen Märchengleiche Freuden. Ihre Körper, - so zierlich Mädchenhaft - zugleich kräftig, sehnig und wunderbar gebräunt. Heini kann sich kaum einkriegen vor lauter Leidenschaft. Schnurrend wie ein geiler Kater spannt er die Seite rauf und runter. Vergleicht akribisch Lippen, Wangenknochen, Augenstellung und die kaum wahrnehmbaren Unterschiede ihrer Hauttönung.
Und Heini is ganz hin und wech.
Beugt sich vor, die Nase fast platt gedrückt, und liest laut ihre Namen:
Akima,
Piada,
Maylin... Maylin, flüstert der Heini vor sich hin und her, wo kommse denn her? Aha... doa... : S - U - K - H - O - T - H - A - I... Achwas! Wat dat nich allens geven tut! Un wie oolt bisse denn, min lütten Pannkoken?
Ach doa steit dat.. tweeundortich! Dat ischa goot!

Und Heini guckt und liest. Alles was da steht über diese Maylin. Die ihm so lecker wird wie ne Honigstulle. Plus Zucker oben drauf. Die halbe Kömbuddel geht darüber weg. Und auch die Nacht. Aber das bemerkt der Heini gar nicht. Denn der Heini hat sich valiebt. Ganz und Gar. Und von Oben nach Unten. Mittlerweile is ihm auch Wurscht was die Leudde denn so denken und reden werden wenn er da so ankommt mit seine Maylin.
Maylin...Ach, mien Zuckerschnut...!

Ne Stunde später sitzt Heini auf sein Trecker und fährt Richtung Seppl Schlottmann ´s Gehöft. Der Seppl is der nächste Nachbar vom Heini, bester Freund und Besitzer des einzigen Telefons im Umkreis von 6 Kilometern. Denn der Heini hat ein Ferngespräch zu führen. Den Katalog hat er achtern in seine Büx vergraben. Nummer und Name rot markiert.
Und während Heini über schietige Feldwege rumpelt hört man ihn rufen:
Maylin, mien Fiedjepuper, ik komm... ik komm...






 

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Hörbuch

Über den Autor

HarryAltona
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Kornblume Der Text schreit ja förmlich nach einer Fortsetzung.Bin schon gespannt was Herrn Kuhschmalz so alles widerfahrt. Als "Bauer sucht Frau" Guckerin mach ich mich auf Lustiges und Schlimmes gefasst,
In freudiger Erwartung, die Kornblume
Vor langer Zeit - Antworten
HarryAltona Keine schlechte Idee. Mal schauen was dem Herr ´n Kuhschmalz noch so passiert. Inzwischen empfehle ich "Fiete Ohmsen geht was an die Nieren." Genau so norddeutsch, mit genau so plietschem Personal. Echt amüsant.
Tausend Dank, Kornblume!!!
lg... harryaltona
Vor langer Zeit - Antworten
Feedre Ich hoffe er ist fündig geworden..lach
dein Humor gefällt mir
Feedre
Vor langer Zeit - Antworten
HarryAltona Das freut mich ungemein. Und ich glaube Herr Kuhschmalz ist immer noch zu haben. :-)))
Tausend Dank, Feedre!!!
lg... harryaltona
Vor langer Zeit - Antworten
tooshytowrite Fantastisch. Das braucht gar nicht mal gegenseitig zu sein...
Vor langer Zeit - Antworten
baesta Jetzt bin ich - vor Lachen fast vom Stuhl gefallen. Mann, schreibst Du klasse Texte....und nochn Favo.
LG Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
flovonbistram Herrlich, - so kann es kommen, doch oft dann anders.
Aber wunderbar geschrieben.
LG Flo
Vor langer Zeit - Antworten
Bleistift LIEBE AUFFEM LAND - Der arme Heini, wo soll es denn auch herkommen, bei der Landflucht heutzutage.
Kein Wunder, also da wirft man doch gerne mal ein Blick ins Leben und zwei in den Katalog.
Herrlich locker geschrieben.

LG Louis :-)
Vor langer Zeit - Antworten
Gelixx Lieber Harry - dein Stil ist so herrlich fluffig leicht und toll zu lesen
Gruß Geli
Vor langer Zeit - Antworten
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