Romane & Erzählungen
Das Zimmer

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"Das Zimmer"
Veröffentlicht am 27. März 2013, 228 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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Das Zimmer

Das Zimmer

Prolog

Sie drehte sich um und ging einfach die Straße entlang. Der leichte Regenfilm  spiegelte sie. Die Tropfen die ihr von der oberen Kante ihrer Mütze hinab fielen mischten sich mit den Tränen die ihr aus den Augen liefen.

Sie hatte es getan und konnte es kaum glauben. Sie hatte sich einfach umgedreht. Mitten in dem Wortschwall ihres Mannes, hatte sie sich weggedreht  und war gegangen. Sie selbst konnte es kaum fassen, dass sie sich die tausend mal vor den Augen geplante Szene gewagt hatte in die Tat umzusetzen.

 Wie oft hatte sie davon geträumt, und wusste im selben Moment: Sie würde es nicht schaffen. Wie stimmen im Wind hatte sie daran geglaubt das es ein anderes Leben geben könnte. Aber der Sturm zog die Stimmen immer mit sich. Nichts blieb für sie übrig.

 Er konnte ja nicht ahnen, dass sie ein Doppelleben führte. Eines, das er nie vermutet hätte, da er in seinen alten Familienstrukturen dachte und einer Frau so etwas nie zugetraut hätte.

 Plötzlich fasste sie jemand an den Ellenbogen und zog sie zurück.

„Was tust du denn da?“ fragte sie ihr Mann. „Was fällt Dir ein Dich einfach umzudrehen?“

Sie sah im ins Gesicht und wusste, dass er begriffen hatte und sein Handeln nur ein letzter Versuch war dieses Wissen nicht akzeptieren zu müssen.

Instinktiv, drehte sie sich weg, packte ihre Handtasche, zog sie ihm über den Kopf und schrie laut „Hilfe, warum hilft mir denn niemand.“

Einige der im Regen schnell vorbei ziehenden Menschen achteten sofort auf die kleine Szene die sich vor ihnen abspielte. Einige Männer kamen auf sie zu und trennten die Beiden von einander.

 Sie nutzte sofort die Möglichkeit, rannte die Straße entlang über die Bahnschienen und erreichte die Haltestelle, als die Bahn gerade hielt. Sie stieg ein und stellte sich festhaltend in den letzen Teil. Sie sah wie er sich versuchte aus der Menge frei zu kämpfen und dabei entsetzt der Straßenbahn hinter hersah. Die Tropfen rannen an der Straßenbahnscheibe hinunter und die Szene wurde verschwommen. Trotzdem würde sie sich ihr Leben lang an diese Szene erinnern.

 Die Tasche hielt sie fest im Arm. Hier war der Beweis, der ihr im Zweifelsfall das Leben retten würde. Sie hatte lange danach gesucht. Immer wieder hatte sie die Momente genutzt, in denen sie alleine zuhause war um nach den Bildern zu suchte. Schließlich fand sie sie eher durch Zufall. Er hatte sie versteckt im Kellerverschlag. Als sie sie fand und sich ansah, wusste sie, dass sie die ganze Zeit über recht hatte. Diese Bilder waren der Pfand für Ihr Leben. Während der Regen an die Straßenbahnscheibe prasselte wurde ihr das ganze Ausmaß erst so richtig bewusst.

 Sie fuhr bis zur Endhaltestelle, nahm eine andere Bahn und wiederholte das ganze mehrere Male, bis sie wusste, das ihr wirklich niemand gefolgt sein konnte oder ihren Weg nachvollziehen konnte. Schließlich begann sie den Weg zu ihrem schon lange geträumten Weg zu gehen. Der Regen hörte langsam auf als sie um die letzte Ecke bog und just in diesem Augenblick schafften die Sonnenstrahlen den Weg durch eine leicht aufgelockerte Wolkendecke und strahlten ihr ins Gesicht. Nie wieder würde sie zu ihm zurückgehen. Nie wieder wollte sie über sich bestimmen lassen oder Kompromisse eingehen, die ihren Wünschen und Träumen entgegenstanden. Der Weg von ihm weg bedeutete ein Ende der ihr Anfang war.

 Der Weg führte sie zu Peter und Paul. Ihren besten Freunden. Hier hatte sie schon lange ein kleines Zimmer wo sie ihre Schätze hütete. Hier stand ihr Klavier, das sie nicht mit in die Wohnung holen dürfte, hier war der kleine Kronleuchter, dessen Kerzenlicht ihr die schönsten  Stunden in geliebter Einsamkeit brachten. Hier standen all die geliebten Bücher für die in der Wohnung kein Platz mehr war und die sie nur für sich haben wollte. Er hätte sie eh nicht gelesen und für sie war es wie das Betreten einer Insel, die nur sie kannte. Hier waren ihre gesammelten Dinge, die ihr so viel bedeuteten.

 Sie drehte den Schlüssel im Schloss, öffnete die Tür und betrat die Wohnung. Die Dielen knarrten. Aber sie wusste, dass sie nicht leise sein musste, beide waren verreist. Aber sie wollte leise sein. Sie wollte diesen Moment unendlich genießen.

Sie zog sich die Schuhe aus, ging in nassen Socken durch den langen Flur bis ans Ende. Hier war hinter einem Rollo ein kleiner Abstellraum. Am Ende war eine Tür. Sie öffnete die Tür und  stieg die kleinen Stufen hinunter die sich dort hinter verbargen.  Ein weiterer kleiner Flur führte sie in den ehemaligen Dienstboten Trakt.  Sie hatte zwei Zimmer zusammengelegt und nun war es ihr kleines Reich.

Sie öffnete die Tür und wie immer  duftete es herrlich nach frischen Blumen. Paul war ein Schatz. Jede Woche stellte er frische Blumen für sie hin.

Sie warf ihre Jacke achtlos in den Korb gleich neben der Tür, schob die Bettvorhänge zur Seite  und schmiss sich in die herrlichen Daunenkissen. Sie schlief sofort ein.

Nur mit Mühe und Not konnte er sich aus den klauen der Männer befreien, die ihn und seine Frau trennten. Er sah zu, wie die Straßenbahn wegfuhr und sie mit ihr. Er fluchte innerlich. Sie hatte die Fotos. Er hatte es gestern Abend bemerkt. Sie musste sie erst vor kurzem  gefunden haben, denn in der Regel schaute er fast jeden Abend nach, ob sie noch da waren.

Er hatte sie sofort zur Rede stellen wollen, aber sie war schon weg. Sie waren für heute verabredet. Sie hatte ihre Ausstellungseröffnung und er machte sich auf den Weg zur Galerie. Als er den Raum betrat und sie sich ansahen, wusste er, dass sie wusste, das er es weiss. Was für ein Chaos, Was für ein Desaster. Das hätte nie passieren dürfen. Er ging direkt auf sie zu und zog sie ins Büro. Aber sie hatte nicht mit ihm gesprochen war die ganze Zeit still gewesen. Selbst als er ihr Kräftig ins Gesicht schlug reagierte sie nicht. Sie nahm ihre Tasche und ging raus zu den Gästen.

 Zu spät merkte er, dass sie schon kurz darauf auch die Galerie verließ, ohne Mantel und Schirm lief er ihr nach. Entschuldigte sich für den Ausrutscher, obwohl er das Gefühl hatte am liebsten gleich noch einmal zuzuschlagen. Er redete und redete, und auf einmal drehte sie sich einfach weg. Er hasste es, wenn sie sich so verhielt und griff nach ihr. Er hatte sie einfach unterschätzt. Ihr ruf nach Hilfe half ihr zu verschwinden.

Nun stand er wie ein begossener Vogel da und seine Wut stieg. „ Na gut,“ Murmelte er, „du musst auch einmal wieder nach Hause kommen!“ Er nahm sein Telefon und rief Jack an. „Es ist so weit“, sagte er in den Hörer. „ Halte Dich bereit!“. „In Ordnung“ antwortete Jack und legte auf.


Die Begegnung

Mitten in der Nacht wachte sie auf. Ihr Kopf dröhnte und sie ging in die Küche um ein Glas Wasser zu trinken.

Es war absolut ruhig. Im Dunkeln setzte sie sich an den Esstisch, legte ihre Füße auf den Nachbarstuhl und lehnte sich locker zurück. Sie genoss es so sehr. Ihre Finger liefen über den Rand des Glases, nachdem sie sie in das Wasser getunkt hatte. Das Geräusch erinnerte sie an den Zirkus, in dem sie mit ihm war. Es war einer seiner Versuche ein Geburtstagsgeschenk mit einem besonderen Touch als etwas, ich habe an Dich gedacht und habe etwas ganz besonderes für dich, aussehen zu lassen. Doch das war es nicht. Es war aufgesetzt, langweilig und alles was an diesem Abend noch passierte, war Schema F und der Zirkus sollte nur eine andere Form des Vorspieles sein. Und alleine dieses Bewusstsein verpatzte ihr den Abend, da sie wusste, was an diesem Abend noch kommen würde. Die Härchen auf ihrem Armen sträubten sich ihr, wenn sie an die Nacht dachte. Kaum war er fertig und eingeschlafen, stand sie wie fast immer auf,  stellte sich in einem anderen Zimmer ans Fenster und wollte einfach nur verstehen, wie es so weit kommen konnte. Sie wollte keine Puppe mehr sein.

Sie stand auf, stellte das Glas in die Spüle und ging ins Bad. Hier ließ sie heißes Wasser ein und viel Schaum. Paul liebte viel Schaum, je farbiger desto besser. Sie schaltete die Musikanlage an und legte ihre Lieblingsmusik ein. Sie mochte Musik besonders laut, doch war es leider zu spät und sie einigte sich mit ihrem Gewissen. Anschließend  legte sie sich in das heiße Wasser und streckte sich genüsslich aus.

Sie hatte schon oft hier gebadet. Manchmal auch mit Paul oder Peter. Sie musste schadenfroh lächeln. Schon alleine das ihrem Mann zu erklären, das seine Frau mit Männern in die Wanne steigt, die absolut keine sexuellen Absichten hatten, wäre unmöglich gewesen. Nie hätte er es verstanden geschweige denn toleriert. Sie musste schmunzeln, wie sehr er sich immer echauffierte, wenn sie Dinge tat, kaufte oder sagte, die seiner „Norm“ nicht entsprachen.

Irgendwann aber gab es diesen Augenblick in ihrem Kopf, wo sich der Schalter umgelegt hatte. Von diesem Augenblick an, war der Zauber gebrochen. Seine endlose Kritik und ständigen Monologe wehten an ihr vorbei. Sie brauchte gar nichts mehr vortäuschen um Gespräche abzuwürgen, sie schaute ihn einfach nur an sagte hin und wieder: „hm“ , und „aha“ und dachte sich ihren Teil. Das war einfach. Schließlich hatte sie nach und nach alles dafür getan um für den Ernstfall vorbereitet zu sein. Als sie sich endlich sicher war, dass ihr Mann gefährlich war, wusste sie, dass sie sich vorbereiten musste. Sie schaffte ihre liebsten Stücke und Dinge die ihr für das Leben wichtig waren in das Zimmer. Parkte Geld auf einem extra Konto und was ganz wichtig war, sie hielt diesen Ort für sich geheim.

Niemand außer Peter und Paul wussten, dass sie dieses Zimmer hatte. Niemand außer den beiden, und dem Notar wusste, dass diese Wohnung ihr gehörte. Sie hatte sie von ihrem Vater geerbt und an Peter und Paul vermietet.

Im Tiefsten wurde ihr nun bewusst, dass sie endlich wach war. Wie in Trance hatte sie die letzten Jahre verbracht.

Das Wasser wurde kalt, sie stieg aus der Wanne und glitt in den Morgenrock von Paul. Sie griff in die kleine Schublade unter dem Schiffsschränkchen. Ein Zettel versperrte ihr den einfachen Zugriff.

„Finger weg“ stand in feiner Schrift darauf. Sie musste schmunzeln und holte einen grellroten Lippenstift heraus. Damit zog sie sich über den Mund. Während sie sich im Spiegel betrachtete und Grimassen zog, kam ihr ein Gedanke. In großen Buchstaben schrieb sie auf die schönen Fliesen: VOGELFREI

Plötzlich klingelte es and der Tür.  Sie schaute verblüfft auf die Uhr und stellte fest, dass es drei Uhr war. Wer sollte da noch klingeln? Sie bekam Angst, könnte er doch etwas wissen? Wissen, wo sie war?

Sie schob ihre Haare zur Seite und lief auf Fußspitzen zur Tür. Sie kannte jede Diele und wusste, welche sie nicht nehmen dürfte, um keine Geräusche zu machen, die sie verraten würde. Es pochte an der Tür.

„Peter-Paul seid ihr da?“ Es war nicht die Stimme von ihm, es war ein anderer Mann. Mit leicht nervösem Fingern schob sie den metallenen Türgucker leicht nach oben und versuchte etwas durch das Guckloch zu sehen. Genau in diesem Augenblick, ging im Hausflur das Licht aus. Jemand Fluchte. Sie hörte Schritte und ein klatschen auf den Lichtschalter, woraufhin das Licht wieder anging. Sie konnte ihn sehen und erkannte den Nachbarn von nebenan. Ihr Namensgedächtnis war noch nie das tollste, daher versuchte sie gar nicht erst sich zu erinnern, öffnete die Tür einen Spalt breit und tat verschlafen.

„Was machen sie denn für einen Krach hier? Wissen sie wie spät es ist?“ fragte sie mit leicht angerauter Stimme.

„Ja, das weis ich sehr wohl“, setzte er an, “Es ist drei Uhr und sie sind in einer Wohnung, die meinen Freunden gehört und ich möchte gerne wissen, was sie hier zu tun haben?“ Er schaute an ihr hinunter und musterte sie von Kopf bis Fuß, sowohl die nassen Haarspitzen als auch die Wassertapsen um ihre Füße herum entgingen ihm nicht.

Sie spürte wie sie rot wurde und noch bevor sie antworten konnte, erkannte er sie. „Sie sind die Freundin von Peter und Paul, die beim letzten Geburtstag mit dabei war? Sie sind...du bist, verdammt“, er strich sich mit seinen Fingern um das Kinn und zog die Stirnfalten tief in das Gesicht, „ich habe den Namen vergessen. Bitte helfen...hilf mir aus“

„Ich bin eine Freundin und mehr hat sie nicht zu interessieren“ sagte sie freundlich aber bestimmt. „Ich darf eine Zeitlang hier wohnen und kümmere mich dafür...“ sie stammelte, da ihr außer den Pflanzen, die wahrlich niemanden brauchten, der immer anwesend war niemand anderes einfiel...“um die Katze!“ fiel ihr rettend ein, sah im frech ins Gesicht und zog ihre Stirnfalten hoch um besonders nachdrücklich zu schauen und keine weiteren Fragen zu zulassen.

„Um die Katze? Welche Katze? Peter und Paul haben keine Katze! Peter hat eine Katzenallergie, aber das ist auch schon alles, was diese Wohnung mit einer Katze gemein hat“. Sagte er forsch, versuchte sich größer zu machen und durch den Spalt in die Wohnung zu schauen.

Das Licht ging wieder aus. „Verflixt“, hörte sie ihn Fluchen, während sie irgendetwas zur Seite schob und sie plötzlich im Licht des Flures stand. Er hatte sie doch tatsächlich zur Seite gedrückt  und die Wohnung betreten. Der Strahler leuchtete ihn direkt an und dabei bemerkte sie, das er im Smoking war, seine rote Halsschleife offen um seinen Hals gelegt war und einen angenehmen Duft versprühte.

„ Wer sind sie“? fragte sie.

„Ich bin der Nachbar von Peter und Paul. Ich kenne sie, sie waren auf der letzten Feier dabei. Ich erinnere mich an ihr Klavierspiel.“

“Haben sie auch einen Namen?“ fragte sie leicht hochnäsig

„Ja, Leah, das habe ich.“ Sie wusste, dass er den Moment genoss, da er sich ihren Namen gemerkt hatte. Im Gegenteil zu ihr. Ich bin Niklas Grünwald und wohne neben Peter und Paul“

Eine unerträgliche Situation. Sie, in diesem viel zu großem Bademantel mit nassem Haar, grell rotem Lippenstift und sie kam sich vor wie ein Einbrecher. „Was kann ich für sie tun?“, fragte sie scheinheilig um die Situation zu übertuschen.

„Sie? Für Mich?“ fragte Nikolas. „Das ist wohl ein Scherz“. Ich wollte nur sicher gehen, dass hier keine Einbrecher hausen. Paul hatte mich gebeten nach dem rechten zu sehen. Ich konnte ja nicht ahnen, das sich hier ein Nomade befindet.“ Er schaute auf die auf dem Boden liegende Jacke vor ihr und den Wasserfleck der sich gebildet hatte, während sie das vom Regen durchtränkte Stück achtlos beim Ankommen am späten Abend in die Ecke geworfen hatte. Schnell hob sie die Jacke auf und hängte sie auf den Haken.

„Ich komme gleich wieder.“ Sagte sie und rannte ins Bad. Sie schnappte sich ein Handtuch, wollte wieder raus rennen, machte dann doch noch kurz stopp vor dem Spiegel und wischte sich den Lippenstift mit einem Tuch ab, schnappte sich ihre Wäsche und stopfte sie in die Wäschetruhe von Peter, wo sie auch nur flüchtig einen Zettel oben auf liegend wahrnahm. Dann ging sie langsam und erhobenen Hauptes in den Flur zur Eingangstür zurück. Schon von weitem bemerkte sie, das er weg war.

Sie spähte in die Küche, dann ins Wohnzimmer, wo sie ihn schließlich auf dem Balkon stehen sah.

Sie blieb in der Tür stehen, lehnte sich ein gegen den Rahmen und wartete mit gekreuzten Armen. Nach kurzen Augenblicken drehte er sich um und schritt über die Schwelle. „Was machen sie hier?“ fragte er und blieb ebenfalls stehen an den Rahmen der Balkontür gelehnt.

„Ich bin für kurze Zeit hier untergekommen“. Sagte sie offen und erschreckte sich kurz selber vor ihrer Offenheit. „Ich werde für eine Weile hier bleiben“.

„Gut“ sagte er als wenn das Thema damit erledigt wäre. „Dann werde ich wohl mal wieder gehen und verabschiede mich lieber. Ist ja auch schon Schlafenszeit“, sagte er und grinste verschmitzt, während er an ihr vorbei ging und sie sich langsam mit ihm bewegte um ihn zur Tür zu geleiten.

„Ja, das denke ich auch“. Sie öffnete die Tür, hielt die Türklinke in der Hand und schob mit ihrem Fuß, die wieder runter gefallene Jacke schnell zur Seite.

„Schlafen sie gut- und schwimmen sie nicht mehr so tief raus heute.“ Er hob den Arm zum Gruß, während er sich zur Nachbartür umdrehte. Sie hörte noch das erneute klatschen gegen den Lichtschalter,  schloss die Tür, lehnte sich dagegen und rutschte langsam an der Tür entlang. Entsetzt über die ganze Situation und komplett durcheinander. Sie hätte das nie gedacht. Es hatte sie voll erwischt. Einfach so. Dieser Mann war unwiderstehlich unausstehlich.

Sie stand auf, wankte durch den Flur in ihr Zimmer, versank wieder in den Kissen und schaffte es gerade noch die Decke über die Ohren zu ziehen, kurz bevor sie eingeschlafen war.

Die Sonnenstrahlen fielen in ihr Zimmer und streichelten sie wach. Sie liebte das und genoss es in vollen Zügen. Sie roch den Kaffee, kroch aus dem Bett und wanderte genüsslich dem Duft hinterher, bis sie auf einmal stockte. Wie kommt es, dass es nach Kaffee duftet frage sie sich. Leisen Fußes betrat sie die Küche und stellte fest das auf dem kleinen Bistrotisch ein komplett gedeckter Frühstückstisch mit allem was das Herz begehrt zu finden war. In der Mitte stand eine rote Mohnblume, und darunter eine Karte mit einer wunderschönen Blumenwiese darauf. Von weitem erkannte sie ein Mädchen das in einem weißen Kleid darin lief. Die Karte war selber gemalt. Sie fühlte über die Pinselspuren. Sie drehte es um und lass: Tut mir leid wegen gestern Nacht! Niklas.

Sie musste lachen, setzte sich an den Tisch und goss sich den heißen Kaffee ein. Dann nahm sie eine zweite Tasse aus dem großen rustikalen Küchenschrank, goss sie fast voll und ging durch den Flur zur Haustür. Sie drückte die Klinke hinunter, ging in den Hausflur und klingelte bei Grünberg. In kleiner feiner schwarzer, eindeutig selbst geschriebener Schrift, stand sein Name  geschrieben. Statt den Ü Punkten waren kleine rote Sternchen zu sehen. Sie klingelte und es erklang die La Marseillaise. Es dauerte nur kurz und sie hörte Schritte den anderen Flur entlang näher kommen. Die Tür öffnete sich und in diesem Moment klappte ihre Tür zu. Sie blickte sich erschrocken um und ihr Grinsen erstarb. „Verdammt“ fluchte sie. Er schaute sie an, stand mit den Händen unter den Achseln geklemmt locker am Türrahmen und  konnte sich ein kleines Grinsen nicht verbeißen. Sie schaute ihn an, und ging ohne ein weiteres Wort zu sagen an ihm vorbei in seine Wohnung. Er schloss hinter ihr die Tür und nur das kleine Türfenster zur linken ließ ein wenig Licht in den Flur dringen. Da stand sie nun und ärgerte sich sehr. Sie wusste gar nicht wo lang, sie gehen sollte und was sie hier tat. Sie drehte sich um und schaute ihn abwartend an.

„Na super, nun bin ich schon wieder obdachlos.“ Sagte sie in einem Ton als wäre er an ihrer Misere Schuld. Sie schaute sich verlegen um und beschloss einfach die nächst beste Tür zu öffnen. Als sie die Tür zur Seite drückte hörte sie noch wie er hinter ihr erschrocken, ihrer von ihm nicht bedachten Handlung laut aufstöhnte und auf sie zu rauschen. Es war jedoch zu spät. Sie hatte das riesige Zimmer bereits betreten, es war Sonnendurchflutet und es standen mehrere Staffeln in unterschiedlicher Größe im Raum verteilt. Das größte Bild maß bestimmt 2x2 Meter und es war ein Wildblumenfeld, in dessen Mittelpunkt zwischen Mohnblumen tanzend eine in weißem Kleid gekleidete Frau tanzte. Die Details waren unglaublich genau gezeichnet und die Blumenwiese vielfältig. Sie ging langsam auf das Bild zu und hörte nur am Rande wie er leise bat: „Nicht!- bitte“. Als sie wenige Zentimeter vor dem Bild stand, sah sie es, die Frau war sie.  Sie blinzelte kurz mit den Augen, wollte es nicht wirklich glauben. Dann drehte sie sich kurz um und sah ihn fragend an. Er sah sie an und versuchte die Situation zu übertünchen in dem er auf den Kaffee zeigte, „war der für mich?“ Sie schaute auf die Tasse in ihrer Hand, und reichte sie ihm. „Was soll das?“ fragte sie während sie sich wiederholt zu dem Bild umdrehte. Er räusperte sich, schaute Gedankenverloren in die Tasse: „Was meinst Du genau?“ versuchte er unschuldig.

„Du weißt was ich meine.“ Sie ging nun an den anderen Bildern vorbei. Sie waren wunderschön. Alle Bilder gemeinsam ergaben eine ganze Landschaft. Jedes Bild in seiner Größe zeigte Ausschnitte von dem großen Bild. Es war unglaublich. Detailliert wie eine Fotografie, eine Farbenpracht die wissen ließ, das Sonne und wärme die Grundlagen waren und eine Bewegung der Blumen im Bild, das man meinen musste, der leichte Windzug lies sich Zeit und der Mohn ging leise. Es war das Bild, das auch auf der Postkarte war, nur war dort das Mädchen weit weg und das Gesicht nicht zu erkennen.

„Warum hast Du mich in dieses Bild gemalt?“ fragte sie erneut. Vertieft in die Schönheit der Bilder.

„Ich habe Dich gemalt?“ versuchte er es erneut, nahm ein großes Bettlaken, das an Schnüren von der Decke hing und ließ es langsam über das große Bild fallen. Nun die am Rahmen angebrachten Pfosten hielten es davon ab mit der frischen Farbe in Berührung zu kommen.

Sie war inzwischen einmal im Zimmer herum, und starrte ihn an: “Warum malst Du mich?“

„Seit Monaten hatte ich nach einem Motiv für die Frau gesucht, sagte er leise, dann traf ich Dich bei Peter und Paul. Ich hatte den ganzen Abend Zeit Dich zu studieren,“ Er schien aus der direkten Erinnerung des Abends zu erzählen“ Du kamst an, ich glaube du kamst direkt von einem Konzert noch vorbei und warst so in die Erzählung von der Musik vertiefst, alle hattest Du angesteckt. Dein Glas Rotwein, in der Hand, groß erzählend, und die leicht geröteten Wangen und ich wusste, du warst die Frau die ich suchte.“ Er schloss, immer leiser werdend, leicht über die Doppeldeutigkeit nachsinnend. Es war ihm peinlich sie sah es. Sie ging auf ihn zu führte mit dem Zeigefinger sein Kinn nach oben, und zwang ihn sie anzuschauen. Sie war so groß wie er. Sie mochte den Geruch seines Aftershaves. Er blickte sie kurz und intensiv an, dann drehte er sich um und ging in Richtung der Tür. „Ich habe einen Ersatzschlüssel von der Wohnung, ich kann Dich rein lassen sagte er. Sie hörte wie er den Schlüssel aus einem Schlüsselkasten holte und langsam zurückkam. „Peter und Paul haben ihn mir gegeben, damit ich nach dem rechten schaue, sagte er.

„Ja, das weiss ich, du erwähntest es gestern,“ Sie erinnerte ihn bewusst an gestern Abend. Aber sie merkte auch, dass ihm alles einfach nur extrem peinlich war. „Es tut mir leid, sagte sie, ich wollte auf keinen Fall in deine Privatsphäre eindringen, sagte sie. Er schaute sie an. „Nein, das muss Dir nicht leid tun, das bist Du! Es ist Deine Art. Es tut mir leid, dass ich Dich gemalt habe, ohne Dich zu fragen.“

 Er hielt ihr die Tür auf, während sie langsam an ihm vorbei ging.

„Wirst Du es übermalen?“ Frage sie leise.

„Möchtest Du es? Hättest Du etwas dagegen wenn ich es nicht tue?“

Sie dachte einen Moment darüber nach „Nein, ich hätte einfach nur gerne ein Foto davon hinterher.“

„Gut“ sagte er, lächelte sie an und drückte ihr die Kaffeetasse wieder in die Hand. „Danke für den Kaffee“.

„Bitte schön“ Ein wenig Baff war sie denn doch, das konnte doch alles nicht einfach so stehen gelassen werden. Sie drehte den Schlüssel in ihrer Hand schaute ihn wieder an und fragte ohne groß zu überlegen“ Möchtest Du mit mir Frühstücken?“

„Ich weiß nicht“ stotterte er, „ich muss noch einen Menge schaffen. Er zeigte mit dem Daumen hinter sich und in diesem Moment bemerkte sie, das er immer noch dieselbe Kleidung anhatte wie gestern Abend. Selbst die rote Schleife lag noch um seinen Hals lose gelegt. Er hatte sich einfach nur seine Malschürze übergelegt und los gemalt.

„Oh, kein Problem“, das war einfach alles nur peinlich. Sie wollte schnell durch diese Tür zurück in die Wohnung und sich anziehen,

„Aber weißt Du?“ begann er dann: „warum eigentlich nicht?“

Er zog seine Tür hinter sich zu und folgte ihr. “Oh nein“ er schlug sich mit der flachen Hand auf die Stirn. Sie drehte sich erschrocken und fragend um. “Ich habe mich gerade ausgeschlossen“. Sie schauten sich beide in die Augen und mussten einfach nur noch lauthals lachen. Von oben wurde eine Tür aufgemacht und Frau Fröhlich schaute verwundert runter. “Was ist denn das für ein Lärm?“ Herr Peter? Sind sie das? Bitte seien sie doch wieder leiser“.

„Ja“ antwortete Niklas laut nach oben sprechend und fügte Leah erklärend flüsternd hinzu „ Sie hält uns alle für Peter. Peter ist der inoffizielle Hauswart und hilft hier wo er kann“

Sie nickte wissend und erinnerte sich wie sie Peter damals kennengelernt hatte und aus dieser kurzen Begegnung eine sehr innige Freundschaft entstanden war. Paul war eines abends zu ihr gekommen und hatte sie mit in eine Kneipe geschleift. Er hielt ihr die Karte hin und sagte ihr was sie bestellen sollte. Sie nickte nur kurz und er orderte das Ausgesuchte. Nach einer Weile kam das Essen und sie stellte sofort fest, hier arbeitete ein Profi. „Warum willst du, dass ich das esse?“ fragte sie verunsichert. „ Die Zutaten stimmen perfekt.“ Er grinste sie an und sie verstand nicht.“ Ja das stimmt, es ist perfekt abgestimmt, aber...“ er grinste immer noch und langsam begann sie sich schon ein wenig darüber zu ärgern. „ Was zur Hölle meinst du?“ fragte sie schließlich. „ Ich habe den Mann meiner Träume gefunden Leah.“

Nun verstand sie. „ Hol ihn her!“ sagte sie fordernd. Paul herzugeben war die eine Sache, aber es musst der Richtige sein. Da verstand sie keinen Spaß. Paul schaute auf die Uhr und sagte:“ Er hat gleich Pause und weis, das ich hier mit Dir auf ihn warte, er wird gleich kommen.“ Er schaute sie kurz intensiv an und merkte noch an:“ Sei lieb zu ihm, er ist mir wichtig.“ Sie lachte und sah aus der Schwungtür die zur Küche führte einen Mann herauskommen. Er sah unverschämt gut aus in seiner weißen Kochjacke. Er blickte sich kurz suchend um und kam, nachdem er sie entdeckt hatte, gezielt auf ihren Tisch zu.

Sie stand auf und reichte ihm die Hand:“ Hallo“ sagte sie „ich bin Peters Freundin Leah.“ Er schüttelte sie mit festen Griff und stellte sich ebenso förmlich vor“ Hallo, ich bin Paul, Peters Freund.“ Die Szenerie war wirklich komisch. Sie mussten lachen und wurden sofort Freunde.

Und nun stand sie hier mit einem Fremden vor ihrer Haustür, schloss die Tür auf und ließ ihn ein. Wieder schob sie die Jacke zu Seite und nahm sich zum Xten Mal vor endlich einen anderen Kleiderhaken zu finden.

Sie ging vor in die Küche. Inzwischen schien die Sonne direkt durch die Fenster und beleuchtete den leicht gelblich gestrichenen Raum ein wunderschönes und gemütliches Licht.

„Warum hast Du das gemacht?“ fragte sie während sie am Bistrotisch saßen und Frühstückten.

„Du meinst das Bild?“ Er biss herzhaft in ein Brötchen, und schaute sie über den Rand seiner Brille an.

„Nein, ich meine das hier, sie zeigte über den Tisch nahm die Karte und las erneut den kurzen Text.

Er schluckte kurz  „Man, das ist ganz schön viel auf einem Haufen oder? Nun“, begann er und legte das Brötchen auf den Tellerrand. “Ich hatte den Eindruck, dass du gestern Abend ein wenig erschrocken warst über meinen Auftritt. Ich wollte mich bei Dir entschuldigen. Außerdem wollte ich sicher gehen, das alles in Ordnung ist.“ Er schaute ihr offen in die Augen.

Sie schaute ihn mit wachsamen Augen an: „Alles in Ordnung? Wie kommst Du darauf zu denken, das nicht alles in Ordnung ist?“.

„Du sahst schrecklich aus“, er stand auf, nahm seine Kaffeetasse und goss sich erneut den frisch gebrühten Kaffe nach. Er bot ihn ihr zeigend an und goss auf ein kurzes Nicken von ihr ebenfalls nach. „Ich hatte den Eindruck, dass Du Angst hattest. Deine Augen waren verquollen, Deine Stimme und Deine Blicke, haben Dich verraten“.

Sie starrte ihn an: Woher konntest Du das so schnell herausfinden?“

„Ich habe da so meine Erfahrung“ wich er aus. Sie merkte es, aber sie konnte und wollte in diesem Augenblick nicht noch weiter fragen.

Sie stand ebenfalls auf. Sie konnte jetzt nicht sitzen bleiben,

Sie drehte sich um und wollte auf keinem Fall weiter darüber reden. Er merkte ihre Verlegenheit. „Weist Du schon was Du heute Abend machst?“ fragte er. Sie tat so als drehe sie an der Kaffeemühle und überlegte. Was wollte sie eigentlich abends machen? Nun, wo sie... Sie wollte nicht weiter darüber nachdenken, drehte sich in einem Ruck um und fragte mit hoch gezogenen Augenbrauen. „Soll das ein Date werden?“

Er lachte. „So ähnlich. Ich muss heute Abend arbeiten. Hast Du Lust mich zu begleiten?“ Er sah ihr fragendes Gesicht. Sie hatte ja keine Ahnung was er tat. Vielleicht dachte sie er fährt Taxi.

„Ich bin, mir nicht sicher, ob ich Dich nicht störe“ wich sie aus.

„Nein“ begann er: „mach Dir keine Sorgen. Hast du Lust? Es wird Dir gefallen, ich bin mir ziemlich sicher.

„Ok. Ich komme mit“, stieß sie aus als wüsste sie, wenn sie es nicht tat, würden ihre Worte im Halse unausgesprochen hängen bleiben.

„Gut.“ Er lachte breit, dann hole ich Dich um 18.00 h heute Abend ab. Abendgarderobe ist unbedingt erforderlich. Sie stutzte erneut. Was zum Teufel hatte er nur vor. Er stand vom Stuhl auf, streifte mit seiner Hand ihren Arm und sagte „ ich freu mich.“ dann ging er aus der Küche in Richtung Eingangstür.

„Sie ging ihm hinterher“ Was hast Du denn nun vor?“

„Was meinst Du?“ fragte Niklas hinter ihrer Jacke kramend.

„Du kommst doch nicht in die Wohnung, soll ich den Schlüsseldienst rufen?

Er drehte sich um, lachte und hielt triumphierend einen kleinen Schlüsselbund mit einer Quietschente an ihm baumelnd hoch. „Wieso, hier ist doch mein Ersatzschlüssel“, lachte er. Sie schaute verdutzt und noch während sie überlegte, ob es noch etwas zu sagen gab, war er bereits aus der Tür und ließ sie ins Schloss fallen.

 

 

 


Ein Abend

Sie hatte den ganzen Tag hart gearbeitet. Sie war Landschaftsarchitektin und Fotografin. Beides kombinierte sie in dem sie für eine Gartenzeitschrift Artikel schrieb und die Fotos selber zulieferte.

Sie war gerade an einem speziellen Projekt, das bis Ende der Woche abgeschlossen sein musste. Peter, Paul und Sie hatten sich ein gemeinsames Projekt ausgedacht. Beide wussten nicht, dass sie bereits intensiv an der Umsetzung arbeitete. Aus dem abendlichen Sinnen und Überlegen war ein Projekt entstanden, von dem sie wusste, dass es eine große Wirkung haben würde. Auf dem gegenüberliegenden Flachdach, hatte sie begonnen ein Mohnblumenfeld anzupflanzen. In der Mitte hatte sie ein kleines Haus  bauen lassen, dass eine kleine Küche und Platz bot um Gartenbestuhlung unterzustellen. Die Mohnblumen begannen bereits zu blühen.

Heute hatte die Sonne optimale Bedingungen geboten um herrliche Fotos zu machen. Der Regen gestern hatte noch Tropfen auf den Blüten hinterlassen und sie wusste es waren einige dabei die Großartig sein würden.

Nun stand sie zutiefst zufrieden unter der heißen Dusche und seifte sich den Staub ab. Sie liebte es wenn das heiße Wasser vom Kopf bis zu den Füßen rann und sie immer wieder kurz davor war zurückzuschrecken.

Sie trocknete sich gründlich ab und begann eine nahezu kindliche Freude zu entwickeln. Es war lange her, dass sie ein Date hatte. Ihre Fingernägel waren vom graben und buddeln ruiniert und schließlich entschied sie sich etwas Nagellack zu nutzen. Sie selbst hatte gar keinen. Aber Paul hatte Nagellack und gar keine schlechten.

Dann ging sie in ihr Zimmer, zog den alten Bauernschrank auf, und seufzte. Als sie sah, was sie für Kleidung dort drin hatte wurde ihr erst bewusst, wie lange sie schon nicht mehr verabredet gewesen war.

Sie musste umdenken, ging in die Küche, nahm sich ein Glas Sekt, zog den Schaukelstuhl aus der Ecke hinter sich her nach dem sie ihr Zimmer wieder betreten hatte, stellte ihn genau vor den Kleiderschrank, buddelte sich darin ein und überlegte. Abendgarderobe hatte er gesagt. Sie stand kurz auf und schaute aus dem Fenster, welches Wetter würde sie heute Abend erwarten?

Sie sank wieder in den Schaukelstuhl, nahm einen kräftigen Schluck aus dem Glas und starrte wieder in den Schrank. Schließlich fiel ihr die Hutschachtel auf, die sie auf dem Boden zu stehen hatte. Sie nahm sie, öffnete sie und fand darin das schöne weiße Kleid, das sie sich vor zwei Jahren in Dänemark gekauft hatte. Es hatte spitze am Saum und am Träger, in der Mitte wurde es mit weißem Samtband zusammengeschnürt. Es war keine direkte Abendgarderobe, ab er es sah fein aus und es gefiel ihr. Außerdem liebte sie dieses Kleid. Sie hatte es noch nie angehabt, da es nie die richtige Situation dazu gab.

Nun streifte sie es über ihr leichtes BH Hemdchen und freute sich darüber, es anzuziehen. Noch ein Griff und sie hielt ihre Jeansjacke in der Hand.

Das passte!

Sie ging zurück ins Bad und schminkte sich dezent. In diesem Moment klingelte es an der Tür. Leah ging langsam darauf zu und hatte die innere Aufregung dieser Art schon lange nicht mehr gespürt.

Als sie die Tür öffnete, stand Niklas vor ihr. Und er sah blendend aus. Er hatte wieder einen schwarzen Smoking an mit einer roten Fliege. Seine Schuhe waren auf Hochglanz poliert und die Enden seiner Schnürsenkel waren rot gefärbt, alles schien genauestens auf einander abgestimmt zu sein.

„Ok,“ sagte sie mit einem langen Seufzer,“ Ich denke ich geh mich denn mal umziehen“. Sie drehte sich auf ihrem Hacken um und wollte schon in Richtung anderes Ende der Wohnung laufen.

„He, was meinst Du?“ fragte er verdutzt.

„Mich umziehen, wenn ich dich anschaue, dann kann ich so nicht gehen.“ Sie schaute exemplarisch an sich hinunter und schaute ihn fragend dabei an.

“Quatsch, du siehst super aus. So streng war das gar nicht gemeint.“ Dann lächelte er ihr Mut machend zu. „Los, lass uns losgehen, ich möchte Dir vorher noch etwas zeigen.“ Er streckte ihr die Hand entgegen und sie ergriff sie ohne nachzudenken.

Sie schloss die Tür, und gemeinsam gingen sie Hand in Hand auf die Straße. Doch er führte sie nicht wie vermutet zum Auto, sondern in Richtung U-Bahn. Sie zögerte, schließlich entschloss sie sich doch etwas zu sagen.

„Ich kann nicht“- stieß sie hervor und blieb stehen.

Er blickte sie ungläubig an “Was kannst Du nicht?“

„Ich kann auf keinen Fall mit der U-Bahn fahren“ antwortete sie mit einer Kopfbewegung in Richtung U-Bahn Eingang.

„Warum nicht - was ist los? Fragte er erneut.

„Ich möchte im Moment nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren. Bitte frag nicht weiter, ich möchte nicht darüber reden.“

„Hmm,“ er überlegte kurz und schließlich lächelte er sie an, „Na gut, dann fahren wir mit meinem Auto.“ Er holte die Schlüssel aus seiner Tasche und zog sie wieder an der Hand haltend mit sich, ein kleines Stück zurück. Unter einer großen Linde, parkte er seinen Wagen.

Sie stieg ein, er brauste los und die Luft sauste ihr durch das Haar.

Sie fühlte sich unendlich gut.

„Geht es Dir gut heute?“ fragte er und blickte sie dabei kurz lächelnd an

„Ja, es war ein großartiger Tag, ich habe viel geschafft und ....“ sie stockte, doch dann traute sie sich: “und ich habe mich auf heute Abend gefreut“ schloss sie schließlich. Aus den Augenwinkeln schaute sie ihn vorsichtig an. Er lächelte und nickte bedeutungsvoll.

An der Spinnerbrücke, verließ er die Autobahn. Wie immer war alles voll mit Motorrädern und Menschen in Motorradkleidung. Die bunte Mischung, und der große Altersunterschied, dieser Gruppe war erstaunlich und fiel sofort auf.

 Sie brausten daran vorbei und er bog nach einer kurzen Weile in einen kleinen Waldweg.

„Nun stutze sie doch, was sollte das? „Dürfte ich langsam mal erfahren, wo du mich eigentlich hinführst? Fragte sie schließlich.

„Noch ein kleines bisschen Geduld bitte“, sagte er während er in einen kleinen Waldweg fuhr. Schließlich parkte er, und machte das Licht aus. Die ganze Dunkelheit umfasste sie plötzlich und unerwartet und sie bekam ein wenig Angst. Dann nahm sie im Dunkeln Bewegungen war. „Was ist dort?“ fragte sie erstaunt.

„Es sind die Frischlinge und die Bache flüsterte er. Ich habe sie gestern hier entdeckt. Ich glaube sie wandern gerade. „Gefällt es Dir?“

Wildschweine in der Großstadt. Da ist schon etwas ganz besonderes. Man kriegt es nicht jeden Tag zu Gesicht. „ Ja.“ Sagte sie nur ganz leise.

Sie blieben noch eine Weile sitzen und sie beobachteten die wühlenden Tiere. Keiner von beiden sage etwas.

Leah freute sich sehr über diese Überraschung. Sie war es gewohnt, dass sie solche Dinge entdeckte, hatte es aber schon lange aufgegeben Frank so etwas zu zeigen oder ihm davon zu erzählen.

Schließlich schaltete Niklas die Parklichter ein, startete den Wagen und fuhr langsam rückwärts. Die Schweine schauten kurz hoch, einige liefen durcheinander. Als er Rückwärts aus dem Weg heraus kam, schaltete er die normalen Lichter an und machte sich auf den Weg zu ihrem nächsten Ziel.

Als sie aus dem Wagen stiegen war sie hochgradig irritiert. Er zog sie an seiner Hand wie selbstverständlich an der Reihe von wartenden Menschen vorbei. Er grinste den Einlasser kurz an. Dieser nickte und sie betraten das Lokal. Vor ihr tat sich ein wunderschöner Raum auf, der in den 20er Jahren stehen geblieben sein musste. Niklas zog sie an einen kleinen Tisch mit der Nummer 13. Eine kleine Tischlampe mit Fransen wie sie zu jener Zeit in Mode waren beleuchtete das Tischchen. Er zog ihr Elegant den Stuhl ein Stück zurück um ihr das hinsetzen zu erleichtern. Er tat es mit einer Haltung und einem Grinsen, das so professionell war, als gehöre er wirklich komplett zur Einrichtung und in jene Zeit.

„Ich hoffe es stört dich nicht“ zögerte er kurz während er langsam aber trotzdem Zielsicher ihre Hand zu seinem Mund führte“ aber ich muss kurz arbeiten und habe mir erlaubt dein Essen bereits vorzubestellen. Zur Hauptmalzeit komme ich dazu.“ Er schaute ihr tief in die Augen während er das sagte.

„Aber“ begann sie, wusste jedoch schon im selben Moment, dass er nichts sagen würde. Er sah umwerfend aus und es fiel ihr extrem schwer sich zu konzentrieren.

Er drehte sich abrupt um und ihre Hand verharrte kurz in der Luft.

„Darf ich ihnen eine Kostprobe einschenken?“ erklang es von der anderen Seite und eine Bedienung wie aus dem Bilderbuch stand mit einem Sektkelch und einem Glas vor Ihr. Sie schaute verwirrt hoch und versuchte trotzdem Niklas zu folgen.

„Ähm, ja klar“ Sie faltete nett ihre Hände in ihren Schoß und wartete auf die Kurzeinführung in die Sektgesellschaft. Die Bedienung hatte ein Kleid aus den 20er Jahren an und eine Bestickte Schürze um. Dazu eine Frisur mit feinen einzelnen an den Kopf gedrückten Löckchen und um den Kopf gelegt ein Stirnbändchen von dem eine Pfauenfeder in die Höhe reichte.

Während sie Gedankenverloren  den Raum durch die Sektperlen in ihrem Glas beobachtete sah sie Niklas hinter einer Tür erscheinen. Er schaute kurz zu ihr und lächelte ihr leicht zu. Sie verschluckte sich fast als sie ihre folgenden Reaktionen erfasste.

Die bereits erschienen Gäste fingen, als er auf den schwarz Schimmernden Flügel losging an leicht und dezent zu klatschen.

Er nahm eine Packung Streichhölzer aus seiner Tasche und zündete damit die je zur rechten und linken Seite neue Kerze in den Kerzenhaltern auf dem Flügel an. Das Licht schimmerte in seinem Gesicht. Er pustete das Hölzchen aus , legte es auf das Tablett, das ein Ober ihm hinhielt, drehte sich zu den Gästen, verbeugte sich tief und setzte sich auf den Klavierstuhl. Gekonnt schob er vorher noch die Mantelflügel seines Fracks nach hinten damit er sich nicht darauf setze.

Sie konnte es kaum glauben. Mit Job meinte er, dass er hier als Pianist auftrat und die Restaurant- und Tanzgäste unterhielt.

Er spielte wunderschön. Die Musik war aus den 20ern Jahren und sie kannte das Stück. Es war das Stück von dem sie an dem Konzertabend mit Musik von Szymanowski bei Paul und Peter so geschwärmt hatte. Sie versank komplett und nahm um sie herum kaum noch etwas war.

Nach einiger Zeit und mehren Liedern erhob er sich, dankte seinem begeisterten Publikum mit einer weiteren kurzen Verbeugung und ging auf ihren Tsch zu. Am liebsten hätte sie sich verkrochen, als einige Zuschauer und vor allem die vielen allein sitzenden Damen ihm neugierige Blicke hinterher warfen.

„Was schaust Du wie ein gejagtes Reh um Dich?“ fragte er kess, als er sich zu ihr setzte. Sofort kam ein Kellner und schenkte ihm mit der Sektflasche aus dem Kelch kalten Sekt in sein Glas. Er nahm es, roch erst an ihm, und prostete ihr schließlich zu.  Lachheiem sprach er auf hebräisch den Trinkspruch aus.

Leah nahm ihr Glas und prostete zurück. Sie nippte kurz an dem köstlichen Nass und fragte neugierig:„Wie lange machst Du das schon hier?“

„Seit 4 Jahren, 4 Monaten und 4 Tagen,“ sagte er grinsend.“ Abzüglich einiger Urlaube und anderer alltäglicher Verpflichtungen die zum pausieren Zwingen.“

„Du spielst wirklich wunderschön“ unterbrach sie ihn.

„Es ist mein Beruf und meine Berufung“ gestand er sehr ernst. „Musik  bedeutet mir viel, ich liebe sie und sie ist treu“, fügte er zögernd hinzu, während er den Sekt langsam in seinem Glas schwenkte. Und den Kreiseln, die das Nass zog mit den Augen folgte.

„Du meinst wohl Musik uns Malerei“. Sie deutete mit dem Kopf auf die großen Bilder an den Wänden. „ Sind sie von Dir?“

Er hob erstaunt seine Augenbrauen hoch.  „Woran hast du es gemerkt?“

Sie wollte gerade antworten, schaute sich dabei im Lokal um. Doch plötzlich erstarrte sie. Sie traute ihren Augen nicht. Dort drüben sah sie IHN. Sie erschrak und ließ dabei fast ihr Sektglas fallen. Der restliche Sekt stürzte über ihr Oberteil. „Oh, verdammt,“ fluchte sie. Nahm eine Serviette und behielt ihn dabei jedoch schräg aus den Augen im Blick.

Niklas folgte ihren Blick und wunderte sich. „Möchtest Du in meine Kabine gehen und Dich mit dem Fön trockenen?“ fragte er.

„Nein“, sagte sie, ich gehe kurz in den Waschraum, wartest Du?“

Sie wartete gar nicht auf die Antwort, und versuchte sich von Säule zu Säule die die Balustrade vom Tanzbereich trennte zu hangeln, ohne das er sie bemerkte.

Sie ging nicht zum Waschraum. Sie ging zum Ausgang und stürzte in die kühle Abendluft.

 

Er hatte sie bemerkt. Als sie versuchte unbeobachtet in Richtung Ausgang zu gehen. Sie hatte mit dem Klavierspieler zusammengesessen. Er vermutete, dass es ihr Freund war. Nun, dann war es je leicht rauszukreigen, wo sie ihre Nacht verbracht hatte. „ Verdammtes Flittchen“, fluchte er und stand auf. Während er sich seinen Anzug gerade strich versuchte er herauszubekommen wo sie nun gerade steckte. Eine Oberin kam mit einem Sektkelch auf dem Tablett an ihm vorbei. Er lächelte sie an dun fragte Zuckersüß:“ Sagen sie mal schöne Frau, wie ist der Name, dieses begabten Pianisten?“

„Das ist Herr Grünwald mein Herr, er ist unser Pianist." Sie lächelte ihn nett an und schaute begierig seiner hand hinterher, die ein 10 € Schein leicht zusammengerollt in ihr Dekolté schob und dabei nicht ganz ausversehen ihren Busen striff.

Die Nacht

Wie konnte das bloß passieren? Warum musste das sein? Sie war fassungslos, aber vor allem sehr erschrocken und rannte den Waldweg entlang. Nur ein kurzes Stück, dann erreichte sie den Weg, der sie zur Kreuzung bringen würde. Noch im Taxi klopfte ihr Herz. Ihr Gehirn war ausgeschaltet, sie diktierte dem Fahrer die Adresse und drückte ihm zu viel Geld in die Hand als sie, endlich angekommen, aus dem Tax stürzte. Sie blickte sich um, unsicher, ob sie wirklich alleine war. Vorsichtshalber, wollte sie sich noch unten in den Pub setzen und die Straße beobachten. Wie eine Verbrecherin kam sie sich vor. Völlig verunsichert setze sie sich in eine dunkle Ecke. Als der Kellner kam und die Kerze an dem Tisch anmachen wollte, hielt sie die Hand darüber, um ihn in seinem Vorhaben zu stoppen, und bestellte einen Wodka.

Der Kellner zog ab und sie ging in den Beobachtungsposten.

Er brachte den Wodka, sie stürzte ihn hinunter, noch während er am Tisch stand und bestellte gleich noch einen. Er zog die Augen hoch. Sie schaute ihn an und sagte ohne zu zögern „bring mir die Flasche!“

„Das darf ich nicht!“  Maulte er, nur Einzelportionen sind erlaubt,  und ich weiss nicht ob der Chef heute noch rein kommt. Sie spürte wie ihre Stirn auf die Tischkante krachte, das konnte doch nicht sein Ernst sein. „ Sie stand auf,  strich ihm den Kragen glatt, schob ihm dann ganz sachte einen 20er in die Hemdtasche und schaute ihm tief in die Augen und sagte ganz langsam: „Hör zu Pickel, ich bin mir nicht sicher, ob du schon einmal einer Frau begegnet bist, die in so einer Situation wie ich gesteckt hat. Eigentlich ist es mir auch egal, aber an Deiner Stelle würde ich mir jetzt ganz schnell die Flasche Wodka holen und zwar gefälligst flott!“ sie hatte immer leiser aber dafür umso ausdrucksstärker gesprochen und wunderte sich selber über ihren Ton. Sie plumpste wieder auf ihren Holzstuhl, nahm das Glas in die  Hand und spielte damit, in dem sie es immer mal wieder leicht auf den Holztisch kreisen ließ. Er blieb noch einen Augenblick wie angewurzelt stehen. Dann trollte er sich endlich davon in Richtung Theke.

Was früher mal war, verfolgte sie, er verfolgte sie. „Früher! Hah, wie das klang“, dachte sie sich. „ Als wäre es schon Jahre her. Gedankenverloren registrierte sie, dass eine Wodkaflasche auf ihrem Tisch stand. Sie schenkte sich nach. Ein kleiner Mann, am Nachbartisch beobachtete sie, auch er schien schon ein gutes Stück in das strahlende Trinkerlicht vorgedrungen zu sein. Frech hielt er ihr sein Glas neben ihres, als sie wiederholt nachgoss. Sie schaute ihn kurz an, goss ihm ein und verkippte dabei einen kleinen Teil.

Der Pub füllte sich. Der Pub lehrte sich, und langsam begannen die Kellner die Tische zu wischen, und die Stühle hochzustellen. Sie saß zusammen mit ihrem neuen Trinkgefährten in einer Ecke und er zog zum Xten Mal, in guter alter Gauklermanier,  ein farbiges Band aus seinem Hemdsärmel. Sie war schon längst voll.

„Wer bist Du?“ lallte sie als ihr bewusst wurde, dass sie seit Stunden mit ihm hier schon sitzen musste und immer noch nicht seinen Namen kannte.

„Jakob.“ Sagte er. „Ich bin Juxus Jakob Jost und von Beruf Gaukler.“ Und Du?

„Ich heiße Rostige Reudige Leah und bin von Beruf Fotografin. Guten Tag.“ Sie reichte ihm ihre Hand. Er nahm sie und sie schüttelten sie wie Scheverdnaze Ronald Reagen die Hand geschüttelt hatte.

„Was treibt Dich hier her?“ Seufzte sie schließlich und griff erneut zur Flasche um ihnen nachzugießen.

„Heute ist der 15. Mai. Jeden Monat am 15. Habe ich Ausgang und bekomme mein Handgeld. Das vertrinke ich und bin dann einen Monat brav.“ Er überlegte kurz ob er noch eine Frage vergessen hatte zu beantworten schließlich fragte er sie: „Und du?“

„Ich bin auf der Flucht und muss aufpassen nicht von den Spitzeln gefangen genommen zu werden. Das mache ich alle 10 Jahre immer mal wieder um dann wieder in das personalisierte Theater einzubrechen und mich wieder strafbar am meiner eigenen Moral zu machen“. Was redete sie denn da für einen ausgemachten Blödsinn? Fragte sie sich selber.

„Ich glaube es wird Zeit“ sagte er. „Wir müssen gehen- ich muss gehen, schöne Frau, es war mir ein Vergnügen. Er verbeugte sich tief und zog mit dem Kopf nach unten, kurz zögernd aus seinem Rücken eine kleine Plastikrose und überreichte sie ihr.

„Wo willst Du hin?“ Fragte sie lallend?

„Ich muss zurück, an die Front der Liebe“ er grinste, Gab ihr einen Luftkuss den er auf der Hand zu ihr blies und machte sich durch die Tür davon. Es war ihr ein wenig unklar, ob er schwankte oder ob sie ihren Kopf nicht ruhig halten konnte. Sie blickte ihm durch das große einladende Panoramafenster hinterher. Doch plötzlich fuhr sie ihre Augen ein Stück zurück. Und sie verschluckte sich heftig an den letzten Schluck den sie sich gerade gegönnt  hatte. Niklas stand am Fenster und schaute sie ungläubig an.

Sie blinzelte kurz. Beim zweiten Blick, war er schon nicht mehr da. Sie lehnte sich zurück und fragte sich, wie sie es schaffen sollte in den 5. Stock ohne Fahrstuhl zu kommen.

„Was zum Teufel machst du hier?“ fragte er „Ich habe Dich gesucht und mir Sorgen gemacht“

„Frag nicht, bitte. Ich bin furchtbar betrunken und fordere Waffenstillstand bis ich Frau meiner Gedanken bin.“ Sie schaute ihn von unten an, und versuchte aufzustehen. Hätte er sie nicht aufgefangen, wäre sie über den Tisch gekippt.

„Er schaute sich hilfesuchend um und erblickte den Kellner halb versteckt hinter der Theke, wie er die letzten Gläser polierte und sie ängstlich beobachtete. Wohl wissend das schlechtes Gewissen angebracht wäre.

„Wie konntet ihr das zulassen?“ fragte er zwischen den Zähnend zischend.

„Sie hat mir gedroht“ sagte der junge Kellner, kam hinter der Theke vor und räumte weiter auf

„Komm gefälligst her und hilf mir!

Der junge Mann kam angeschlürft. Augenscheinlich angewidert von der Situation.„Na super!“ schimpfte er während er sie mit an packte und mit Niklas gemeinsam durch die Hintertür in den Hausflur bugsierte.

„Wie lange ist sie schon da?“ fragte Niklas keuchend.

„Sie kam so gegen 20.00 h. Sie wirkte sehr verstört, wollte noch nicht einmal, dass ich ihr die Kerze auf dem Tisch anmache. Eine ganze Weile hatte sie sich mit Merlin unterhalten, bis er ebenfalls abzog.“

„Nicht zu fassen“, schimpfte Niklas leise vor sich hin“ es ist fast drei Uhr. Wie viel hat sie getrunken?“

„Zusammen?“ Er überlegte kurz. „viel.“ sagte der Kellner zerknirscht .

„Wir sind da. „Niklas stoppte kurz, zog aus seiner Smokingtasche einen Schlüssel und öffnete leise die Tür. „Danke“ er übernahm Leah alleine und drückte Pickel eine Banknote in die Hand.

„Gerne!“ Bedankte er sich noch während er bereits runter lief.

Niklas bugsierte sie in ihre Wohnung und stellte sie gegen die Wand um die Tür leise zu schließen.

„Es ist schon gut.“ Sagte sie leise, während sie an der Wand hinab rutschte.“ Du kannst rüber gehen. Bitte lass mich alleine.“

„Das kannst Du knicken!“ er drehte sich zu ihr um und kniete vor ihr nieder um sie an den Armen hochzuziehen. „Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass ich Dich hier alleine lasse.

„Ich muss alleine sein. Lass mich. Bitte“, kraftlos versuchte sie ihn ein wenig wegzudrücken schaffte es aber nicht und sank wieder ein wenig zusammen.

„Oh man“, er strich sich kurz durch sein Haar, während er überlegte was er tun sollte.

„Pass auf Leah“ er nahm ihr Gesicht zwischen seine großen Hände und zwang sie kurz nach oben zu blicken.“ Ich bringe Dich jetzt ins Bad und da nimmst Du erst einmal eine Dusche.“

„Ich kann nicht“, sagte sie “und ihre Augen füllten sich mit Tränen, „bitte lass mich alleine- ich brauche Ruhe und Zeit.“ Ihr Kopf sank auf ihre Knie, die sie fest angezogen hatte.

Er war völlig verzweifelt. Und ließ sich einfach neben sie nieder und wartete. Nach einer Weile merkte er, dass sie aufgehört hatte zu schluchzen. Er legte seinen Arm um sie und zog sie zu sich heran. Sie sank an ihn heran und schlief fest an seiner Seite ein.

Das letzte was er noch wahrnahm, war der Mond, der aus dem Wohnzimmer durch das große Panoramafenster hindurch schien und ihn zu beobachten schien.

Der Morgen

Als sie erwachte lag sie in ihrem Bett. Ihr Kopf war schwer und sie zog sich wegen der grellen Sonne schnell das Kissen über den Kopf. 

Sie fühlte sich wie ein Vampir, der zuviel altes Blut getrunken hatte. Leicht wankend stand sie auf, folgte dem Flur durch die Wohnung und suchte ihn. Ich suche ihn? Fragte sie sich selber.

Sie fand ihn nicht und entschied sich erst einmal kräftig zu duschen.

Nachdem sich ihr Kopf unter dem heißen Wasser beruhigt hatte zog sie sich an und ließ sich mit einem starken Kaffee auf der Couch nieder, schaltete die Glotze an und seppte sich durch die endlose Langeweile der inzwischen viel zu viel gewordenen Sender.

Doch sie konnte sich auf nichts konzentrieren. Viel zu viel war sie mit ihrem gestrigen Abend beschäftigt. So konnte das nicht weitergehen. Sie musste für eine weile aus Berlin weg.  Bis das ging, wollte sie einige Zeit lieber nicht in öffentliche Lokale oder an Plätzen sein. Aber trotzdem wunderte sie sich, was machte er eigentlich in diesem Lokal gestern Abend, alleine diesen Geschmack konnte sie sich bei ihm überhaupt nicht vorstellen. Sie erinnerte sich daran wie sie mal im Antiquariat zwei alte Lampen erstanden hatte mit Stofffransen verziert Sie waren wunderschön und sie hatte sich so etwas seit ihrer Kindheit gewünscht. Aber Martin mochte das nicht. Noch bevor sie sie überhaupt anbrachte, erzählte sie ihm schon, dass sie sie nur als Geburtstagsgeschenk für eine Kollegin besorgt hätte und brachte sie am nächsten Abend in ihr Zimmer.

Damals hatte er noch gesagt wie schrecklich er diese Zeit künstlerisch fand und wie dankbar er wäre, das so vieles davon im Krieg zerstört worden war und eher verschwand. Er bedauerte ihre Kollegin für diesen Geschmack.

Sie entriss sich aus diesen Gedanken, nahm das Telefon in die Hand und wählte die Nummer von Kitty.  Sie war die Schwester ihres Vaters. Leah hatte mit Kitty immer auch Ruhe und Zeit zum Nachdenken, aber vor allem Geborgenheit gefühlt. Immer wenn sie zu Familienbesuchen rüber in den Osten gefahren sind, hatte sie sich am meisten auf Kitty gefreut. Sie hatte mit ihr geschmust und Gespielt. Während die Erwachsenen zusammen gesessen sind, diskutiert hatten und niemand so richtig Zeit und Lust hatte sich mit ihr auseinanderzusetzen, dann war es oft Kitty gewesen die etwas mit ihr gemacht hatte. Mit Kitty hatte sie ihre erste Straßenbahnfahrt gefeiert. In West Berlin gab es keine Straßenbahnen, so das dass ein wirkliches Abenteuer war. Kitty lebte in Brandenburg im Spreewald. Hatte dort ein hübsches kleines Häuschen das sie mit Besonderheiten verziert hatte die  es interessant und besonders gemachten.

Sie ließ das Telefon lange klingeln, schließlich nahm Kitty ab:“ Hallo? Fragte sie.

„Hallo Kitty, hier ist Leah. Wie geht es Dir?“

„Leah, das ist schön das du Dich meldest. Wie geht es Dir?“ Fragte sie gleich zurück. Das war so ihre Art, selten beklagte sie sich oder erzählte etwas, wie es ihr ging. Jedenfalls nicht am Telefon.

„Gut geht es mir. Danke. Ich wollte Dich fragen ob Du Lust hast, das ich Dich besuchen komme?“

„Heute?“

„Ja, wenn es Dir passt würde ich gerne kommen.“

„Leah, was ist denn mit Dir los? Ist etwas passiert?“

„Nein, alles in Ordnung, aber ich habe heute frei, das Wetter ist schön und ich habe an Dich gedacht und wollte Dich gerne besuchen kommen.“

„Oh, das ist wirklich schön, gerne. Wann wirst Du da sein?“

„Ich würde einen der nächsten Züge nehmen. Ich schätze so gegen 13.00 h. Ist das Ok?“

„Ja,ja, komm ruhig, ich schiebe noch schnell ein  Paar Plätzchen in den Ofen.“

„Das brauchst Du nicht. Ich habe spät gefrühstückt.“ Sie musste schmunzeln. Wusste sowieso, das sie welche machen würde und eigentlich freute sie sich sehr darüber, denn sie mochte Kittys Plätzchen.“

Na wir werden sehen. Fahr mal los, ich freu mich immer über Besuch.“ Sie lachte herzhaft und hängte den Hörer auf.

Sie ging in ihr Zimmer, nahm sich ihre Jacke, ihre Tasche und ging in den Flur, zog ihre Schuhe an und verließ das Haus.  Sie stieg in ein Taxi und ließ sich zum Bahnhof fahren. Mit dem Regionalzug fuhr sie nach Lübben, stieg in den Bus und stand schließlich vor dem Haus ihrer Tante. Den ganzen Tag verbrachte sie dort.

Es dauerte nicht lange und sie hatte Kitty über ihre Trennung von Frank ins Bild gesetzt. Kitty saß wie immer gemütlich auf ihrem Uralten Sofa und Strickte, schaute ab und zu streng oder lächelnd über ihre Sehbrille und musterte sie dabei.

„ Leah, du weißt das ich mich nur selten einmische oder Dinge die du so machst kommentiere. Ich finde du bist ein großartiges Mädchen. „ sie musste wieder kurz wechseln und korrigiert sich.“ Nein, entschuldige, du bist eine großartige Frau.“ Sie legte ihre Brille kurz ab, hielt sie jedoch in der Hand.“ Du bist kein Kind mehr und musst niemandem mehr Rechenschaft ablegen über das was du tust. Es ist richtig was du gemacht hast. Niemand hat das Recht Deine Ideen, Meinungen und Deine Kreativität einzusperren.“ Sie hielt den Blick lange aus. Als Leah die Tränen aus den Augen rollten, legte sie Strickzeug und Brille zur Seite und klopfte auf den freien Platz neben sich auf dem Sofa. „Komm mal zu mir Kind.“ Lockte sie sie. Leah stand auf und setzte sich neben ihre Tante. „ Es tut so gut.“ Stammelte sie „ aber ich habe zu lange gewartet. Warum habe ich so lange gewartet?“ Fragte sie schluchzend.

„Tja.“ Begann Kitty und zog sie an sich  heran, streichelte ihre Haare und reichte ihr mit einem geschickten Handgriff über den Tisch ein Taschentuch. „ Wo soll ich Anfangen? Schau dir deine eigenen Mutter an. Schau dir mich an. Wie lange habe ich gebraucht? Gewartet habe ich bis er endlich unter der Erde war. Und glaub mir würde man Menschen wegen ihrer Gedanken in´s Gefängnis stecken können, ich hätte lebenslänglich.“ Leah musst kurz auflachen. Ihre Tante war ein Unikat. Sie hatte sich nie scheiden lassen, aber sie hatte ihren Mann ausgesperrt. Er hatte irgendwann einmal die Hand gegen sie erhoben und danach fand er sich im Schuppen wieder. Bis er von ihr ins Pflegeheim gesteckt wurde. Sie erinnerte sich daran, wenn auch nur schemenhaft, denn da war sie wirklich noch klein. Ihr wurde gerade erst so richtig bewusst, wie alt ihre Tante schon war. 80? Als sie Kind war, war sie schon alt.

 „Warum hatte er Dich eigentlich geschlagen Kitty?“ fragte sie gerade heraus.

„ Weil Dein Onkel der Meinung war, das Frauen nicht das Recht hatten ihrem Mann zu sagen, was sie davon halten, wenn der Mann Fremd geht. Das hatte aber Dein Onkel getan und ich habe ihm gesagt, dass damit meine Ehe mit ihm gestorben ist. Leider teilte er diese Meinung nicht und wollte nicht ausziehen. Nach dem alten Recht hätte ich das Haus verkaufen müssen und ihm die Hälfte Zahlen müssen. Das Haus habe ich aber von meiner Tante geerbt und es bedeutet mir viel. Also nahm ich das kleinere Übel auf mich. Sorgte dafür das er Wohnraum hatte, das er im Ort kaum noch einen Fuß in irgendwelche Häuser bekam und das er mich in Ruhe lassen musste.“ Sie lachte.“ Wenn du wüsstest, das war am Anfang wie in diesem Film Rosenkrieg.“

„Hast du ihn geliebt?“

„Oh ja, ich habe ihn bis zu letzt geliebt. Das ist ja das Problem gewesen. Ich hatte einen Narren an ihm gefressen. Aber ich konnte ihm das nicht verzeihen. Ich hatte mir geschworen: Mich schlägt kein Mann.“ Sie wurde sehr ernst und schaute lange Zeit an irgendeinen Ort im Zimmer als ob in ihrem inneren Auge Erinnerungen vorbei flossen. “Nun das ist lange her und ich habe meinen Frieden damit gemacht.“

„Möchtest du heute Nacht hier bleiben?“ fragte Kitty schließlich, denn in der Zwischenzeit war es spät geworden und die Rückfahrt würde lange dauern, da die Verbindungen schlecht waren um die Zeit.

Sie lachte: “Gerne, aber nur wenn ich nicht in den Schuppen muss.“

„ Na, na, du weißt doch, der ist nur für Männer. Komm wir gehen nach oben und ich mache Dir das Bett fertig.“

„ Ach ja, das Bett, dachte Leah. Die prallgefüllte Daunendecke und das alte Bauernbett. Sie half Kitty dabei es fertig zu machen, dann gingen sie wieder runter, aßen gemeinsam zum Abendessen, redeten lange und schließlich gingen sie zu Bett. Das kleine schräge Dachfenster stand offen und sie hörte die Grillen zirpen. Es war ein ruhiges und entspannendes Geräusch. Dazu kam noch das des Windes und sie schlief, tief und fest bis zum nächsten Morgen.

Auf dem Weg zurück nach Berlin fühlte sie sich um so vieles freier und klarer. Sie hatte lange geschlafen, ihre Tasche war prall gefüllt mit selbstgebackenen Leckereien und sie hatte Kitty helfen können indem sie noch zwei Sachen repariert hatte und für sie Einkaufen gegangen ist. Sie nahm sich vor regelmäßiger hinzufahren. Kitty hatte niemanden mehr. Mit ihrer Schwägerin, Leahs Mama, hatte sie keinen Kontakt mehr.  Das gleichmäßige Ruckeln wurde immer langsamer und sie kam wieder in ihrem Berlin an. Als sie aus dem Bahnhofsgebäude hinaustrat fing es gerade an zu regnen. Doch sie wollte nicht in das Taxi, das am Straßenrand stand und auf die gerade angekommenen Zuggäste wartete. Sie genoss den Regen. Es war warm und die schwüle Luft wich dem runter fallenden Tropfen. Sie lief durch die Straßen und versuchte den Kiez durch die kleinen Gassen hindurch für sich zu erobern.

Als sie vor ihrer Haustür stand war es dunkel und sie war bis auf die Knochen durchnässt. Ihre Haare hingen an ihr hinunter und sie kramte die Schlüssel aus ihrer inzwischen durchweichten Tasche.

Sie wusste was sie tun wollte. Sie schaute auf die Uhr. Sie hatte noch 5 Stunden Zeit.

Die Entscheidung

Sie schaute wiederholt auf den kleinen Zettel, den sie, als sie die Wohnungstür geöffnet hatte, auf dem Fußboden gefunden hatte.

„Wo bist Du? N.“ stand da drauf in feiner kleiner Handschrift und mit Tinte geschrieben und auf einem zweiten: „Meld Dich, ich mache mir sorgen. N“

Es war schon so lange her das sich ihr Mann um sie sorgen gemacht hatte, das sie es kaum glauben konnte. Wenn überhaupt war sie es von Peter und Paul gewohnt solche Nachrichten per sms zu erhalten. Normalerweise war sie mindestens einmal pro Woche hier gewesen. Wenn ihr Besuch eine Woche mal ausfiel machten sie sich sogleich große Sorgen.

Sie hielt die kleinen Schnipsel zwischen ihren Händen. Sie hatte den Kamin angemacht. Der Feuerschein schimmerte auf ihrer Haut und dem weißen Papier. Sie wusste nicht, ob das was sie vorhatte wirklich richtig war. Aber sie hatte es satt jeden Schritt immer zu strategischen Kampfauseinandersetzungen mit ihrem zweiten Ich zu machen. Sie wollte es einfach machen. Und sie schien recht zu behalten, denn sie hörte Schritte, müde Schritte, die Treppe hinaufkommen. Sie ging zur Tür. Das Licht im Hausflur war an und sie sah Niklas die letzte Treppe hinauf kommen. Er ging auf ihre Tür zu, hob die Hand um anzuklopfen. Hielt dann jedoch inne, drehte sich um und wollte in Richtung seiner eigenen Wohnungstür los gehen.

Sie hatte das vorausgesehen und musste lächeln. Als er den Schlüssel in sein Schlüsselloch stecken wollte, stieß er auf Widerstand. Über dem Loch klebte ein großes Pflaster. Er Stutze, und sie hätte am liebsten die Tür aufgerissen um ihn selber vorzulesen, was darauf stand.

Er zog das Pflaster ab, las, was darauf stand. Überlegte kurz, drehte sich zu ihr um und sie wusste, das er wusste, das sie ihn beobachtete. Sie zog die Tür auf und ließ ihn ein.

Er stand nur einige Schritte von ihr entfernt und sie ging einfach auf ihn zu. Sie nahm sein feines Gesicht in ihre  Hände und zog ihn leicht zu sich hinunter, während sie ihre Lippen auf seine drückte. Sie hatte ein unglaubliches Gefühl in sich. Sie wollte ihn lieben, jetzt und sofort, sie war bereit ihr Geheimnis nur dafür zu opfern, wenn sie diesen Moment dafür auskosten konnte und sich endlich frei geben dürfte.

Er spürte ihr Verlangen, schob seine Hände langsam und mit den Fingerspitzen zuerst zwischen die leichte Öffnung des Bademantels oberhalb der Schleife,  und berührte ihre Hüften. Sie erschauerte. Es war so lange her, so einen romantischen Moment zu erleben so sinnlich und zärtlich berührt zu werden.

Der Kuß wollte und wollte nicht enden. Immer wieder spielte sie mit seinen Lippen, ließ dabei ihre Hände durch seine Haare streifen und folgte den Linien seiner Wangenknochen bis zum Hals.

Seine Hände waren nicht fest gebunden an der ersten Stelle seines Berührens, er zog mit seinem Daumen leichte Kreise bis zum Bauchnabel, zog seine Finger mit und dann wieder zurück. Es war wie eine Berührung mit Samt. Schließlich löste er sich sanft von ihr, Rückte mit dem Kopf ein Stück von ihr ab, schaute ihr lange in die Augen , als wolle er sicher gehen, das wirklich alles gut ist und ging in die Knie. Er öffnete mit seinen Zähnen die Schlaufen des Bademantels, während seine Finger von den Füßen aufwärts ihre Beine liebkosten. Die Spannung in ihr war unglaublich. Sie wollte ihn so sehr.

Als der Mantel sich öffnete, tauchte er mit seinem Gesicht unter. Er liebkoste ihren Nabel, wanderte weiter nach unten und küsste ihre Scham, sie konnte sich kaum noch beherrschen, als seine Zunge ihren Weg suchte. Noch nie war sie so berührt worden. Noch nie hatte sie dieses animalische verlangen gespürt. Sie ließ es kurz geschehen, bis sie sich von ihm löste und vor ihm Niedersank. Sie zog seinen Sacko aus, nahm die rote Schleife zwischen ihre Zähne und öffnete die Knöpfe seines Hemdes. Dabei Küsste sie ihn abwechselnd auf den Mund oder die bereits frei werdenden Stellen seines schönen Körpers.

Das Hemd streifte sie über seine Schulter, zog an seinem Unterhemd und umspielte dabei seine Brustwarzen.

Als sie sich an dem Verschluss der Hose machte, stoppte er sie. „Warte.“ Er zog sie mit sich auf die Beine, und hob sie mit einer kurzen Geste auf seine Arme um sie in ihr Schlafzimmer zu tragen.

Er legte sie ab. Der Kerzenschein spiegelte sich auf ihrer glatten Haut und sie streckte sich genüsslich und frei zwischen die Kissen.

Er öffnete seine Hose, streifte alles von sich und legte sich neben sie. Mit  den Fingern malte er feine Ranken über ihren Körper und wieder überkam sie ein Zittern. Er deutete es richtig und beugte sich über sie, presste mit seinen Knien ihre Beine auseinander und legte sich auf sie. Sie spürte seine Spitze an ihrem Eingang, Sie war kurz davor ihn zu gewähren, aber er stoppte wieder von selber und schaute sie erneut tief an: Wie frei bist Du wirklich?“ fragte er. Sie stutzte. „Was meinst Du?“ fragte sie verwirrt zurück. „Du sagtest du hast ihn verlassen. Was ist mit den Kindern? Wo sind sie?“

Sie schaute ihn verloren an. Die Erwähnung ihres Mannes, lies sie sofort sich selber wieder verschließen. „Ich habe keine Kinder“. Antwortete sie, drehte sich unter ihm weg und zog ihr Knie zu sich heran. Sie wollte ihn dabei nicht anschauen, also beobachtete sie das flimmern des Kerzenscheins an der Decke. „Wir wollten Kinder, aber es hat nicht geklappt. Ich bin in unserer Ehe nicht Schwanger geworden. Ich kann keine Kinder bekommen. Was spielt das jetzt für eine Rolle? Warum fragst du mich das?“

Er hatte sich auf den Bauch vor sie gelegt und stützte sein Gesicht auf seine Hände. Ich musste das wissen. Ich wusste nicht wie ich dich hätte fragen können, weil... er druckste und schließlich fing er an zu lachen, drehte sich auf sein Rücken und lachte weiter. Sie verstand nicht, und kroch zu ihm hinüber, sie nahm seine Arme von seinen Augen weg und schaute über ihn. „Was zur Hölle meinst Du?“ fragte sie verwirrt. Er hörte auf zu lachen schaute sie an und fragte ganz ruhig. „Ich wollte einfach nur sicher gehen, das das was wir hier machen nicht zur Folge hat, dass wir in neune Monaten ein Baby haben, was nicht gewollt ist.“

„ Du wolltest die Verhütungsfrage stellen? – oder ...? „O.k.“, sie schüttelte den Kopf, „jetzt weis ich was du meinst“.

Nein, alle ist in Ordnung, wir können - ich meine, du musst nichts nehmen, ich – es wird eh nichts passieren!“ Er schaute sie an, sein Kopf beugte sich dafür weit nach hinten und zog sie schließlich zu einem langen Kuss zu sich.

 

Sie erwachte im Sonnenschein. Niklas lag neben ihr und beobachtete sie. „Guten Morgen.“ Sagte sie verschlafen.

„Guten Morgen. Hast du gut geschlafen?“ fragte er lächelnd.

„Oh ja.“ Sie kuschelte sich an ihn. Er nahm sie in die Arme und streichelte sie sanft am Oberarm.

„Weißt du schon was du heute machen wirst?“ frage sie vorsichtig.

„Ich habe heute Nachmittag einen Termin. Möchtest Du mitkommen?“

„Was für einen Termin?“

„Ich gebe Malunterricht in einer Schule für Hörbehinderte Kinder.“

„Wow, wie kommt´s?“ sie richtete sich ein wenig auf und schaute ihn verblüfft an.

„Tja, wie das halt  so ist, wenn man Ehrenamt für nötig hält. Ich kenne die Leiterin und sie fragte mich vor einiger Zeit ob ich Lust hätte mich mit einzubringen. Es macht mir großen Spaß und den Kindern auch.“

„Kannst du die Gebärdensprache?“

„Inzwischen ein wenig ja. Es ist gar nicht so schwer. Was meinst Du hast du Lust mich zu begleiten“

„Klar.“ Sie sprang spontan auf. Sie liebte spontane Dinge. „Ich geh mich duschen. Möchtest Du mit kommen?“

Er zögerte kurz. „Soll ich nicht lieber drüben Duschen?“

„Quatsch, warum?“ Sie zog ihn mit aus dem Bett und hinter sich her ins Bad.

Einige Zeit später öffnete Niklas die Badtür um sich anzuziehen. Eine riesige Dampfwolke begleitete ihn und seine Haut war rot von der langen Hitze des Wassers. Er ging in das Zimmer von Leah und musste sich nach Frischluft japsend auf das Bett fallen lassen. Er war verwirrt. So etwas hatte er schon lange nicht mehr erlebt. „Was für eine Frau.“ Flüsterte er sich leise selber zu.

„Was hast du gesagt?“ sie betrat den Raum immer noch das Haar strubbelnd, das ihr nun von allen Seiten abstand.

„Nichts.“ Er bückte sich um seine Kleidung einzusammeln und sein Gesicht zu verdecken. Er war es nicht gewohnt das sich eine Frau in seiner Umgebung so freizügig bewegte und keinerlei Scham zu haben schien. Er mochte es. Sie hatte einen wunderschönen Körper.

Inzwischen hatte sie zumindestens ihre Unterwäsche an. Er begann ebenfalls sich anzuziehen. Sie kniete plötzlich vor ihm. „ Was ist? Habe ich etwas falsch gemacht?“ Er griff zu. Zog sie zu sich und sie kugelten über das Bett.

„Du? Nein. Ich muss einfach nur verflucht aufpassen.“ Er grinste.

„ Warum?“ Sie stemmte sich mit ihren Armen ein Stück von ihm ab, um ihm in die Augen zu schauen.

„Leah. Du bist eine sehr sehr aussergewöhnliche Frau. Ich will ehrlich sein. Ich bin kein einfacher Mensch mit einem schwer gepackten Rucksack auf dem Rücken. Ich habe einfach nur Angst Dir weh zu tun. Es ist lange her, das ich so etwas wie uns beide erlebt habe und ich bin mir einfach unsicher.“

Sie rückte vollständig von ihm ab. “Du kannst mir nicht weh tun.“  Sagte sie langsam und stand dabei auf. „Komm, lass uns Frühstücken gehen, ich habe Hunger und mein Kühlschrank ist von Mäusen geplündert worden.“ Sie rauschte durch die Wohnung und er saß wie bestellt und nicht abgeholt auf der Kante des Bettes und schaute diesem Wirbelwind kopfschüttelnd aber lächelnd hinterher.

Sie verbrachten die gesamte nächste Woche miteinander. Während er malte oder Klavier spielte in dem Ballhaus machte sie Skizzen für ihre nächsten Fotografien oder begann sich um ihre Angelegenheiten wegen Frank zu kümmern. Der Termin beim Rechtsanwalt hatte alles in Gang gesetzt wie sie es schon vorbereitet hatte.

Nachts liebten sie sich. Und sie hatte zunehmend das Gefühl, das es ewig so  weitergehen könnte. Immer wieder versuchte Niklas etwas aus ihr herauszubekommen, was ihm mehr über ihr wahres Ich geben könnte. Aber sie blockte immer gleich ab und umspielte das Thema. Sie selber stellte keine Fragen nach ihm und seiner Vergangenheit.

An dem darauffolgenden Wochenende fuhren sie nach Brandenburg um an einem See schwimmen zu gehen und er erlebte sie wie ein ausgelassenes Kind. Als sie nach einem besonders weitem Schwimmmanöver an den Strand zurückkehrte, ließ sie sich erschöpft neben ihn fallen und japste nach Luft.

„Puh, das ist lange her, das ich so viel geschwommen bin. Was ist mit Dir? Bist du müde?“

„ Nein, im Gegenteil ich werde nie müde Dir zuzusehen.“ Er spielte mit ihren Locken und zerrieb sie zwischen seinen Händen . „Leah, ich werde morgen für eine Weile wegfahren müssen.“

Sie schaute ihn verblüfft an. “Was hast Du vor?“

„Ich muss einige Aufträge abarbeiten und habe noch andere Dinge zu erledigen.“

„Oh, klar natürlich. Ich werde die nächsten Tag auch viel unterwegs sein. Und ich glaube Peter und Paul kommen aus ihrem Urlaub zurück.“ Sie ließ den Sand zwischen den Fingern laufen und starrte nachdenklich darauf.

„Kann ich Dich alleine lassen?“ fragte er leise.

„Mich? Klar, was denkst denn du?“

„Ich meine nur...“ er stockte.

„Niklas.“ Sie schaute ihn klar an. “Jetzt ist gut. Komm lass uns anziehen dann können wir bevor du arbeiten gehst noch etwas essen gehen.“

„Ich gehe heute nicht mehr arbeiten, ich habe abgesagt. Ich dachte wir könnten heute Abend ganz gemütlich zusammen verbringen, gammeln und kuscheln.“

Sie strahlte ihn an. Das freute sie, sonst war sie es immer gewesen in der Beziehung mit Frank, die  sich freinahm um etwas schönes zu machen und er würdigte das überhaupt nicht hing vor dem Computer ab oder legte sich schlafen.

„Das finde ich super, komm lass uns losgehen.“ Wieder war sie es die ihn hochzog um sich anzuziehen und los zugehen.

Das kleine Auto fuhr langsam über die Landsraße. Der See lag nur gut ein Stunde von Berlin entfernt und die Straßen waren frei. Die Felder zogen an ihnen vorbei und der Raps blühte. Das Gelb gab der ganzen Landschaft einen ganz besonderen Farbton und der Mohn am Rand wehte vom Wind leiht hin und her geschaukelt. Sie saß auf dem Beifahrersitz und genoss den Anblick.  Plötzlich fuhr sie hoch, sie musste eingenickt sein. Der Anschnallgurt hatte in ihrem Gesicht eine Spur hinterlassen. Niklas hatte angehalten und sie wach geküsst.

„Warum hast du angehalten?“ fragte sie ihn während sie sich streckte und verwirrt um sich schaute um herauszubekommen wo sie wohl gerade waren.

„Wir sind bald in Berlin, aber ich wollte Dir noch etwas zeigen, wenn du Lust hast?“

„Was denn“ sie wurde nun doch neugierig.

„Komm mit, ich zeige es Dir.“ Er stieg aus, ging um den Wagen herum und hielt ihr die Tür auf. Sie schaute ihn neugierig an und wusste nicht so richtig was sie erwarten würde. Er ging an den Kofferraum und holt einen Plastiksack heraus, nahm den Gurt und legte ihn über seine Schulter um den Sack zu tragen.

„Ist der Weg weit?“ fragte sie erstaunt.

„Nein.“ Er grinste, zog das Dreieckstuch von seinem Hals und stellte sich hinter Leah. “Nicht erschrecken.“

„ Was hast du vor?“ sie drehte sich halb zu ihm, aber da hatte er das Tuch bereits um ihre Augen gelegt und band das Band am Hinterkopf sachte zu.

„ Vertrau mir!“ flüsterte er ganz nah an ihrem Ohr, so das schon die kleine Luftbewegung ihr ein kribbeln über den Körper jagte.

Er führte sie auf unebenem Boden ein kurzes Stück. Schließlich sagte er sanft. Keine Angst, ich lass Dich nun ganz kurz alleine, aber ich bin gleich wieder da OK?“

Da stand sie nun, alle ihre Sinne auf Hochtouren und wartete. Was hatte er nur vor. Sie hörte wie er um sie herum irgend etwas hantierte. Schließlich spürte  sie ihn direkt vor sich, während er ihre Hände in die seinen nahm.

„ So, jetzt musst du ganz langsam mit auf die Erde sinken. Sie ging etwas unsicher in die Knie und drückte ihre Hände auf ihre Oberschenkel um sich besser zu halten. Dann spürte sie wie er ihr den Knoten des Tuches öffnete. Die Sonne blendete sie sofort und sie musste blinzeln.

„Wow“ schoß es aus ihr heraus, als ihre Augen sahen, was er aufgebaut hatte. Vor ihr lag ein großes festes Tuch mit Picknickkorb und allem drum und dran, aber was sie besonders faszinierte: Dort stand ein Fernglas auf einem Stativ, jedoch ein ganz besonderes, es eignete sich besonders in niedriger Position um Tiere zu beobachten.

Sofort kroch sie darauf zu und lies sich davor nieder. Sie legte sich auf ihren Bauch und stellte das Fernglas in Position um den nahe gelegenen Wald und die weitläufige Fläche davor optimal im Blick zu haben.

„ Warum hast du diese Stelle ausgesucht?“ fragte sie, während sie weiter daran hantierte ohne sich nach ihm umzuschauen.

Er kniete begeistert neben ihr und beobachtete sie in ihrer Freude. Er liebte es wenn sie sich so freute. Es war ansteckend. „Wenn du ein wenig Geduld hast wirst du es sehen“. Er legte sich neben sie und stützte seinen Kopf mit seinem Arm.

„ Was meinst du?“ fragte er nach einer ganzen Weile. „Wollen wir etwas essen?

Ihre Augen begannen zu leuchten.“ Klar, ich habe wirklich großen Hunger.“ Sie half ihm beim Auspacken der Leckereien. Sie biss gerade genussvoll in eine belegte Stulle und hatte in der anderen Hand eine krosse Hühnerkeule als sie vor Freude leise ausrief: „ Schau dort.“ Sie zeigte in Richtung Wald und ließ sich wieder zum Fernglas hinab. Dort presste sie ihre Augen vor die Linse und beobachtete mehrere Rehe wie sie vorsichtig aus dem Wald kamen. Schließlich rutschte sie zur Seite um ihn ebenfalls schauen zu lassen.

„Ist es nicht schön?“ fragte sie glücklich, als er sie wieder ran ließ um weiter zu beobachten.

„Ja das ist es“. Darum habe ich Dich hier her geführt. Ich kenne die Stelle schön länger. Es ist wirklich beeindruckend. Noch während er das sagte, zog er sie von dem Fernglas weg und drehte sie zu sich um. „Du bist beidruckend“ und küsste sie anschließend lang und zärtlich.

Die Rehe waren längst vergessen. Das Gras um sie herum war mindestens einen halben Meter hoch und sie waren völlig geschützt.

Er schob ihr Kleid bis zur Hüfte hoch und streichelte sie sanft. Er war ganz vernarrt in sie und konnte es sich kaum vorstellen, für einige Zeit nicht mehr neben oder mit ihr zu sein. Er hatte inzwischen sehr genau bemerkt was sie mochte und was nicht. Der Genuss den sie ihn spüren ließ, wenn er sie streichelte bereitete ihm das schönste Gefühl.

Plötzlich spürte sie wie etwas an ihrem Bein lang flitzte. Sie schaute erschreckt auf und zog dabei ihr Bein weg. Eine Maus hatte sie gestreift.  „Niklas, schau die Maus“ noch während sie das sagte flitzte diese aufgeschreckt in ein Loch.

Sie setzte sich auf und beobachtete weiterhin das Mauseloch. „Wann kommst du wieder?“ fragte sie plötzlich und es brachte ihn ein wenig durcheinander.

Er setze sich an ihre Seite und streichelte sie. Während er seiner Hand mit den Augen folgte antwortete er: „Ich weis es noch nicht genau, mindestens 6 Wochen.“

„Was hast du vor?“ fragte sie erneut.

„Ich muss meine Bilder fertig malen und mich um so einiges kümmern“. Er setzte sich plötzlich auf und blickte über das Feld. „Lass uns nach Hause fahren, es kommt ein Gewitter auf“. Sagte er und schaute besorgt in den Himmel. Sie hatte das Gefühl das er auswich und war ein wenig darüber verstört. Sie zog ihr Kleid wieder gerade und sie begannen alles zusammen zu räumen und gingen zum Auto zurück. Sie merkte, dass irgendetwas nicht mit ihm stimmte, traute sich aber nicht ihn anzusprechen. Als sie zu Hause ankamen standen sie beide im Hausflur. Jeder mit dem Schlüssel zu seiner Wohnung. Plötzlich sagte er „Jede Maus hat sein Loch“. Er grinste, schloss die Tür auf, stellte sich wie ein Türsteher davor und winkte sie hinein. „Bist du sicher?“ fragte sie ein wenig scheu. Diese Stimmungswechsel machten ihr ein wenig zu schaffen.

Er stutze einen Moment, schließlich zog er seine Tür wieder zu und drehte sich zu ihr. „Nein!, ich bin mir nicht sicher. „Er sah wie sie den Mund öffnete um etwas zusagen, hob ihr seine Hand entgegen als wolle er Stopp rufen und sagte „ Warte, hmmm mal überlegen, nein, es war gut das du gefragt hast, jetzt bin ich mir sicher. Gib mir doch bitte deinen Schlüssel.“ Sie stutzte zögerte aber. Schließlich nahm er ihr die Schlüssel ab, öffnete die Tür, kehrte zurück und blieb die Hand ausgestreckt vor ihr stehen.

„Darf ich bitten?“ Sie gab ihm die Hand und plötzlich drehte er sich zu ihr und schob die freie Hand mit dem Arm an ihr vorbei. Ehe sie sich versah hatte er sie auf dem Arm und trug sie  durch die Tür.

Kaum war er im Wohnungsflur strecke er das Bein, nach hinten aus und gab der Tür einen kleinen Schups. Sie bekam noch mit, wie die Tür ins Schloss viel, danach widmete sie sich nur noch ihrer Zweisamkeit, deren Zeit sich bereits dem Ende neigte

 

Peter & Paul

Als sie erwachte lag sie in ihrem Bett neben sich lag eine wunderschöne Jakaranda deren Duft sie in der Nase kitzelte. Ihre Hand glitt an ihre Seite hinter sich, aber sie fühlte Nichts. Erschrocken drehte sie sich um Er war nicht da. Nein, das hatte sie nicht geträumt. Wo war er?

Sie stieg aus dem Bett. Nackt lief sie durch die Wohnung und suchte nach ihm. In der Küche stand eine kleine Vase in der eine Mohnblume stand. Davor lehnte ein Umschlag. Sie nahm ihn in die Hand und plumpste auf den Stuhl neben sich. Sie drehte ihn um und öffnete ihn. Mehrere kleine Rosenblätter vielen aus ihm heraus, während sie das Papier hinauszog. Mit einer kleinen und sehr schönen Handschrift las sie ihn.

„Kennst Du das Land wo der Mohn blüht, der Käse im Mund vor Wonne zerläuft, der Wein auf den Lippen perlt und die Liebe ihre Heimat gefunden hat? Wir sehen uns in Marseilles. N!“

Noch während sie den Brief ein zweites Mal las, hörte sie wie die Haustür sich öffnete und mit lautem Gepolter und schweren Schritten Peter und Paul mit Gepäck und allem drum und dran aus ihrem Urlaub wieder kamen.

Sie blickte sich um, als Peter am Rande der Küchentür erschien. „Mäusekin, was hast Du denn da an, fragte er mit hochgezogenen Stirnfalten und einem Grinsen, das an Unverschämtheit knapp vorbei rutschte. Sie blickte an sich hinunter und stellte mit Bestürzung fest, dass sie gar nichts anhatte. Blitzschnell entscheid sie sich für das große Küchenhandtuch, das ihr in den Augenwinkeln erschien. Sie langte danach und legte es über ihre Brust. „Was ist denn los?“ fragte Paul, der inzwischen ebenfalls den Flur entlang zur Küchentür gekommen war. Ach nichts, drehte sich Peter lächelnd um. Leah hat mir nur gerade geflüstert, das unsere Überraschung, auf unserem Bett liegt und du kennst mich, ich muss das sofort sehen, komm Engel“ und damit zog er den nichts begreifenden Paul mit sich fort um Leah aus der Situation zu retten. Sie lächelte vor sich hin, während sie schnurstracks in ihr Zimmer flitzte, sich schnell etwas überzog und ihre Haare richtete. Während sie das tat, sah sie auf ihrem Bett die Rose liegen. Sie nahm sie kurz in die Hand, sank auf die Bettkante und vergrub ihre Nase zwischen die Blüte. Tief sog sie  den geliebten Duft ein und dachte an diese herrliche Nacht und die letzten wundervollen Tage.

 

Sie nahm die Rose mit in die Küche, stellte sie in eine Vase und brachte sie in ihr Zimmer. Anschließend machte sie sich auf den Weg um nach Peter und Paul zu schauen, die inzwischen im Wohnzimmer angelangt waren auf der Suche nach ihrer Überraschung. „Wo hast Du es Mäusekin?“ fragte Peter affektiert. Du weißt ich mag das Suchen nicht. Leah lachte beide an, stellte sich in den Türrahmen mit einem Bein hochgestellt und grinste sie an. „Tja, da könnt ihr lange suchen, hier findet ihr sie nicht, da müsst ihr schon aus dem Fenster schauen.“ Sie drehten sich beide von ihr weg in Richtung Balkon, öffneten die Tür und betraten den Balkon. „Nein,“ Hörte sie Paul laut ausrufen, das kann doch nicht sein. „Wie hat sie das nur wieder gemacht?“ fragte Peter und drehte sich zu ihr um. Leah war inzwischen zu ihnen auf den Balkon getreten und stand zwischen ihnen. Sie blickten auf das gegenüberliegende Dach, ein kleines Flachdach, zwischen zwei Spitzdächern. Es war übersäht mit Mohnblumen, eine richtige kleine Wiese war darauf zu sehen und das Beste war das in der Mitte ein kleiner Pavillion aufgebaut war. Sie drehten sich zu ihr um und staunten einfach nur. Sie blickte weiter auf das Dach, hielt den Umschlag in der Hand und fragte frech: „Wo liegt eigentlich Marseilles?“

 

Während Peter und Paul sich frisch machten, deckte Leah den Frühstückstisch. Als sie den Kühlschrank öffnete, entdeckte sie eine kleine Plastikratte auf dem großen Stück Löcherkäse  und erschrak im ersten Augenblick ein wenig. Sie nahm den Teller mit dem guten Stück heraus und sah, das unter der Ratte ein kleiner Zettel lag “Jedes Loch, hat seine Berechtigung. N.“  stand darauf, sie musste lachen. Es ging ihr so gut wie schon lange nicht mehr. Peter kam als erstes zu ihr, nahm sie in die Arme und küsste sie auf den Mund. „ist gut Dich zu sehen Mäusekin“ sagte er mit leicht rauer Stimme, hielt sie ein Stück auf Armeslänge von sich entfernt, schaute sie prüfend an und sagte frei heraus „Warum bist Du hier?“

 

Sie hatte nicht damit gerechnet so schnell auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt zu werden. Sie löste sich von ihm und verschränkte die Arme vor ihrem Brustkorb“ Ich hatte Sehnsucht nach meiner Schatzinsel“ flüsterte sie, aber noch während sie das sprach, kamen ihr die Tränen. Sie sank am Kühlschrank auf den Boden und sofort war Peter bei ihr und hob sie mit seinen starken Armen wieder in die Höhe. „Was ist passiert?“ fragte er und ließ in seiner Stimme klar heraushören, dass er eine Antwort erwartete. „Sie schaute mit tränenüberströmten Gesicht zu ihm hoch und antwortet:“ Ich habe ihn gefeuert!“ Er grübelte kurz, bis die Leitung die Aussagen mit dem Wissen aus ihrem Leben verknüpfte. „Du hast ihn verlassen?“

„Ja. Und es gibt kein zurück mehr!“ sagte sie tapfer frei gerade aus und stellte fest das sie es zum ersten Mal seit sie ihn verlassen hatte laut geäußert hatte.

„Wow“, kam es von hinter ihnen, Paul  war inzwischen gekommen und stand am Türrahmen angelehnt: „Wurde ja auch mal Zeit!“ Er ging zu ihr, Küsste sie auf ihre Wange und sagte „Herzlichen Glückwunsch!“.

Peter beobachtete Paul kritisch, während sich dieser die Milchflasche aus dem Kühlschrank angelte und sie gerade an den Mund setzen wollte um direkt draus zu trinken. „Das kommt überhaupt gar nicht in Frage“, sagte er laut und nahm Paul bevor er die Flasche am Mund hatte aus der Hand, schnappte sich ein Glas aus der Spüle, goss daraus ein und reichte es Paul. „Leah,“ sprach er weiter“ wie stellst du dir das vor? Du liebst ihn doch noch oder? Du kannst ihn doch nicht einfach verlassen so mir nichts dir nichts!“

„Na klar kann sie.“ Schoß es aus Paul heraus. Das war ja wohl längst überfällig. „Wer gibt ihr denn die letzten Jahre wieder? Keiner!“ Er schaute Peter provozierend an und hatte seine buschigen Augenbrauen, die sie so sehr  an ihm liebte gefährlich in Ironie nach oben gezogen.

„ Ich brauche ein wenig Zeit um mich zu sammeln und werde hier für eine Weile bleiben, wenn das o.K. ist? „ fragte sie während sie sich ebenfalls ein Glas Milch eingoss. Sie wollte den Beiden auf keinen Fall in die Augen schauen.

„Ob du hier blieben kannst?“ Fragte Paul ein wenig verwirrt, entschuldige mal Süße, das ist Deine Wohnung, schon vergessen?

„Naja, aber ich habe sie euch ja vermietet!“ erklärte sie kleinlaut.

„Hör zu Leah, du kannst hier so lange bleiben wie du magst, wenn du die Wohnung ganz brauchst, dann suchen wir uns etwas anderes, das war bis her immer unser Deal und daran halten wir uns. Wenn wir hier zusammenbleiben, dann kennst du unsere Bedingungen.“ Schloss er und schaute sie mit herausforderndem Blick an

„Welche Bedingungen?“ Fragte sie gespielt erschrocken, und kramte in ihrem Gehirn nach einer vielleicht durchzechten Nacht in der diese Verabredung getroffen wurde.

„ Du packst Deine Dreckwäsche nicht in meinen Wäschesack im Bad, hältst Dich von Pauls Schminke fern und bist ab und zu auch mal mit Frühstück machen dran. Außerdem werden Szenen Deines Liebeslebens ab und zu mal zu mindestens bei einem Kaffeeklatsch mit uns geteilt. Er grinste, und ihr wurde klar, dass er die Wandmalerei im Bad bereits entdeckt hatte.

 

 

Sie stöhnte, schon morgens um 7.00 h waren die Züge der U-Bahn so voll. Alle Menschen waren frisch eingeduftet und man könnte glauben in einer Parfumerieabteilung zu stehen. Langsam spürte sie einen Nebel vor ihren Augen aufsteigen. Es war so heiß und stickig in der viel zu vollen U-Bahn. Rathaus Neukölln. Die meisten würden gleich umsteigen, dann, so hoffte sie würde sie einen Sitzplatz bekommen und erst einmal das Fenster aufmachen. Ihr Telefon klingelte. Sie versuchte in ihrer Tasche danach zu angeln. Gut, dass der Anrufer Geduld hatte und es lange klingeln ließ.

Sie ging ran:“ Leah, hallo?“

„Gefällt Dir das Bild?“

Sie war ein bisschen erschrocken und noch bevor sie antworten konnte sprach der Anrufer schon weiter.

„Hier ist Frank“, kam es vom anderen Ende der Leitung.

Vor Schreck wäre ihr fast das Handy aus der Tasche gefallen. Woher zum Teufel hatte er ihre Nummer? Sie selbst konnte sie sich kaum merken so neu war sie.

„Was willst du?“ fragte sie emotionslos.

„Dich“. Antwortete er frech.

„Frank, ich lege jetzt auf“, sie wollte gerade auf die rote Hörertaste drücken, als sie etwas bemerkte. Als Frank das Wort Dich sagte, klang das seltsam. Sie führte den Hörer wieder an ihr Ohr.

„Frank, wo bist Du?“

„Immer bei Dir mein Schatz“. Ein Piepen erklang und ihr war klar, dass er aufgelegt hatte. Sie schaute sich verdutzt um. Er war hier, sie hatte deutlich gehört, wie das Wort Dich nicht nur aus dem Hörer kam, auch wenn sie es zuerst nicht richtig zuordnen konnte. Und die Anspielung mit dem Bild. Verdammt, wie lange war er schon an ihr dran? Sie kam gerade aus der neuen Fotogalerie, die ein Auftragsbild von ihr mit ausgestellt haben. Sie war eingeladen zu der Vernissage und nun auf dem Weg nach hause. Es war das erste Mal seit langer Zeit, dass sie überhaupt mit öffentlichen Verkehrsmitteln fuhr. Sie nutzte ansonsten nur ihr  Mofa.

Sie stieg schnell aus dem Zug aus und rannte zu den Treppen. Auf der Mittelinsel sah sie sofort das große Gebäude gegenüber. Das Rathaus Neukölln. Sie kannte sich darin aus, denn ihre Mutter hatte darin früher gearbeitet.

 

Sie rannte die Treppen rauf, zog die große schwere Eingangstür auf und rannte den Gang am Pförtner entlang Richtung Neubau. Doch kurz vorher flitzte sie rechts die alten Treppen hoch und versteckte sich an einer Säule.

Sie atmete Tief. Sie war völlig außer Atem und sie hatte Angst. Ihr Herz hämmerte laut und sie hatte das Gefühl es muss Kilometerweit zu hören sein. Sie hörte schnelle Schritte unten lang gehen. An der Treppe hielten sie an und sie wusste Frank überlegte, wo sie lang gelaufen sein könnte. Doch er entscheid sich weiter den Gang Richtung Neubau zu laufen. Die Schritte entfernten sich schnell. Sie ging langsam dun leise wieder runter, lief zurück zur Karl-Marx-Straße und stieg hinter dem Rathaus am Taxistand in ein Taxi. Sie hatte es noch einmal geschafft, aber sie hatte Angst. Woher hatte er verdammt noch mal ihre Nummer?

 

Es hatte sich gelohnt, die Galerien abzuklappern. Er war zufrieden. Es war nur ein Frage der Zeit gewesen, bis er an ihre Daten herankam. Die Dame im Saalbau, war sehr gesprächig. Er flirtete mit ihr, erklärte ihr, dass er ein großes Interesse hatte für seine Galerie Leahs Werke auszustellen und dass er darum gerne ihre Nummer hätte. Gerade als er draußen war, sah er sie kommen. Er hatte sofort gemerkt, dass sie sich sicher fühlte. Er versteckte sich und wartete auf Sie. Sie war zwar nun gewarnt, aber er wollte ihr Angst machen. Er wusste, dass sie von der Persönlichkeit her einzuwickeln war.  Diese dumme Pute. Leider hatte er sie nun verloren, aber das machte nichts, sein Kollege konnte ihm nun helfen herauszubekommen, über wem die Nummer lief.

 

Der Ausflug

Als sie aufwachte, lag sie oben in ihrem Bett. Die Sonne strahle durch das leicht geöffnete Fenster hinein und die frische Luft die vom Meer in das Zimmer strömte machte sie sofort wach. Sie stand auf und zog sich den Bademantel über der an der Fußkante für sie bereit lag. Sie musste kurz schmunzeln. Niklas war sehr aufmerksam für solche Kleinigkeiten, das hatte sie schon vorher bemerkt.  Auf dem Nachttisch stand an der kleinen Vase angelehnt eine Karte wo mit Kinderhandschrift drauf stand: Guten Morgen! Wir sind am Strand. Bis gleich P & N.

Sie ging zum Fenster um die schöne Aussicht kurz zu genießen. Und vielleicht die beiden zu entdecken. Doch sie konnte die Beiden in dem kurzen Ausschnitt der ihr zur Verfügung stand nicht finden.

Sie ging ins Bad und duschte sich. Als sie ihre Tasche gepackt hatte, hatte sie sich auf Rheinsberg eingestellt und zwar mit einem Männerpärchen. Nun wollte sie noch mal schauen, was sich machen ließ. Musste jedoch feststellen, das Paul ihr zuvor gekommen war, er hatte ihre Tasche eine wenig umgepackt. Sie hatte das weiße Kleid, ihren Wind und Wetter Pullover sowie einiges mehr das sich eher für Marseille eignete, als ein teures Opernkleid.

Sie zog sich rasch an und ging aus dem Haus in der Hoffnung sie fand Niklas und Penelope. Aber auch hier fand sie die beiden nicht. Am Rande entdeckte sie kleine Stufen die sie bis zum Strand hinunter führten. Auf der unteren Stufe entdeckte sie Spielzeug. Es gehörte sicherlich Penelope. Sie setzte sich auf die untere Stufe und nahm es kurz in die Hand. Es war so weit weg für sie gewesen ein Kind in ihrer unmittelbaren Umgebung zu haben. Sie musste an Paul und Peter denken, die seit langer Zeit versuchten ein Kind zu adoptieren und die Ämter immer noch der Meinung waren das ein schwules Pärchen nicht die gleichen Adaptionsrechte haben sollte wie eine heterosexuelle Beziehung. Sie war am Anfang sehr bestürzt, als sie ihr erzählten, was sie vorhatten. Es war ein wenig wie das Gefühl, das sie sich nun eine neue Zuflucht suchen musste mit Menschen die sich wieder genauso um sie kümmerten. Aber sie wusste, das dass quatsch war. Sie war nicht die Tochter von Peter und Paul. Sie waren einfach nur Freunde, die sich gegenseitig die Familie ersetzten, die sie so selber nie hatten und sehr auf einander achteten. Auch wenn für sie selber das nie in Frage kommen würde, würde sie sich sehr darüber freuen, wenn Peter und Paul ein Kind bekommen würden. Sie wären fantastische Eltern und sie wünschte es ihnen von ganzen Herzen. Aber sie selber? Sie schaute wieder auf das Spielzeug in ihren Händen. Sie wusste immer noch nicht was das mit Niklas werden würde. Sie hatte sich wirklich in ihn verliebt und sie wusste er tat es ihr gleich. Aber was würde ab Montag werden, wenn sie zurück nach Berlin fuhr und er hier blieb.

„Du bist so feige.“ Schalt sie sich leise selber.“ Du hast ja nur bammel davor. Sie legte das Spielzeug wieder hin und sah, dass sich ein kleines Boot von weitem dem Strand näherte. Sie legte ihre Hand über ihre Augen als Sonnenschutz um zu erkennen, ob es Niklas und Penelope waren. Und sie erkannte beide. Vor allem aber musste sie schmunzeln, denn sie erkannte die Piratenflagge die am Heck steckte und wild im Wind flatterte. Es war ein kleines Motorboot und sie kamen schnell näher.

„ Penelope stand am Buk auf und winkte ihr freudig entgegen. Und sie winkte zurück und fühlte sich sehr wohl. Sie freute sich auf beide. Die eben noch gespürte Einsamkeit war plötzlich wie weggeflogen. Niklas stellte den Motor ab und sprang mit hochgekrempelten Jeans und barfuss in das Wasser um das Boot an Land zu ziehen. Im Strand verankert lag eine kleine Anlegestelle und er vertäute das Boot. Schau, was wir alles gefangen haben, das wird ein Festmahl heute Mittag. Als er das Essen erwähnte viel ihr ein das sie heute morgen noch gar nichts gefrühstückt hatte und als sie das rumoren in ihrem Magen bemerkte, dachte sie kurz noch, das war auch besser so, dann drehte sie sich um ergab sich in die kleine Dünung. Niklas war schnell neben ihr. Doch der Geruch von dem Fisch war so schlimm, dass es nicht enden wollte. Es war ihr furchtbar unangenehm, aber sie konnte nichts dagegen tun, wollte nur mit niemandem ihr Elend teilen. „Niklas bitte“ sage sie und hob ihm abwehrend ihre Hand entgegen um zu signalisieren, dass er bitte Abstand halten sollte. „Bitte geh ein Stück weg, es stinkt furchtbar nach Fisch und ...“ sie stockte und musste sich erneut übergeben.

Er stand völlig ratlos neben ihr, wollte ihr so gerne helfen, aber seine Hände rochen nach Fisch. Er rannte nach oben und kehrte kurze Zeit später wieder. Die gelbe Öljacke hatte er ausgezogen und er hatte sich die Hände schnell geschrubbt. Außerdem hatte er ein Handtuch dabei, das in warmem Wasser getränkt war und er rieb ihr damit das Gesicht und den Nacken. Sie saß inzwischen auf dem Boden, die Knie an sich gezogen und den Kopf zwischen die Knie geschoben. Schließlich schaute sie kurz auf und spürte einfach nur wie peinlich ihr das war. „Es tut mir leid, das muss von dem Essen im Flugzeug gekommen sein. „Sie schaute ihn an. Inzwischen kniete er vor ihr und streichelte ihr die Haare aus dem Gesicht. Penelope stand hinter ihr und streichelte ihr sehr ernst die Haare.

„Ist ja schon gut, es tut mir leid, ich wusste nicht das du Fisch nicht magst. Das hättest du ruhig sagen können, dann hätte ich gestern Abend keinen gemacht.“ Er sagte das ein wenig vorwurfsvoll aber nicht weil er gekränkt war sondern weil er dachte sie hätte es sich nicht getraut.

„Nein, ich liebe Fisch, es muss am Essen liegen oder daran, dass ich noch nichts gefrühstückt habe und der Geruch vom Fisch war dann halt zuviel. „Auf einmal fühlte sie sich wieder richtig gut und spürte einen teuflischen Hunger.

„Penelope.“ Sagte Niklas zu seiner Tochter. „Bitte geh nach oben und mache einen starken Tee. Ich helfe Leah. “Penelope nickte, schaute kurz mit dem Gesicht um die Ecke, so das sie Leahs Gesicht sehen konnte:

„Kannst du gehen? Geht es Dir besser?“

„Ja,“ Leah musste ein wenig schmunzeln. „ Ja, danke, es geht mir besser.“

Penelope nickte und flitzte die Treppen hoch.

„ Niklas.“ Bitte geh doch schon vor, ich komme selber gleich nach. Ich möchte noch kurz sitzen bleiben ja?“ Sie schaute ihn ernst an und er schaute ernst zurück, Falten auf der Stirn. „Kommt überhaupt nicht in Frage.“ Sagte er. Ich bringe erst den Fang nach oben und dann komme ich und hole Dich.“

Sie gab auf und er ging zum Boot zurück. Während er es vollständig vertäute und die Reusen säuberte und verpackte. Legte sie sich in den Sand. Sie schaute in die Wolken und versuchte Bilder zu deuten die die Wolken darstellen könnten. Und sie dachte an die vergangene Nacht mit Niklas. Es war wunderschön gewesen und seine Zärtlichkeit war so ansteckend. Sie versank in den Erinnerungen. Der Schatten scheuchte sie auf. Niklas hatte sich vor die Sonne geschoben und kniete neben ihr. „Geht es Dir besser?“ fragte er besorgt.

„Ich?“ antwortete sie frech. “Ich bin quicklebendig. Und Du?“ sie schaute ihn auch ein wenig besorgt an war jedoch tatsächlich selber erstaunt wie gut es wieder ging. „Mir geht es gut.“ Er runzelte wieder die Stirn „Wollen wir nach oben gehen? Penelope hat Frühstück fertig gemacht. “Er stand auf und reichte ihr die Hand.“ Habt ihr denn auch noch nichts gefrühstückt?“ fragte sie erstaunt?

„Nein, wir hatten heute früh um sechs ein Baguette und Tee mit auf das Boot genommen. Wir Frühstücken immer erst wenn wir wieder kommen.“

Der Tisch war reichlich gedeckt. Der Tee war deutlich länger als eine Minute durchgezogen, die Eier waren blau gekocht und das aufgewärmte Baguette hatte eine leicht angedunkelte Kruste. Leah musste in sich hinein lachen. Das sah alles süß aus. Da hatte eindeutig eine kleine Person ihr Werk sehr ernst genommen und versucht es so professionell erscheinen zu lassen wie möglich. Die Servietten und die Weingläser taten ihr übriges.

„ Pepi, Weingläser kommen nicht auf den Frühstückstisch“ sagte Niklas leicht schmunzelnd und wollte sie gerade entfernen, als Penelope ihre Hand auf das Glas legte und mit dem Zeigefinger der anderen Hand das nein Zeichen machte. „ Papa, ich habe Creme, für die Gläser, da die Schüsseln kaputt sind, müssen wir die Weingläser nehmen.“ Das war kein bitten oder fragen sondern ein klare Erklärung der eindeutig keine Widerrede zu folgen hatte. Leah war erstaunt. Penelope war noch klein aber sie wusste schon sehr genau, was sie wollte. Das gefiel ihr. Sie mochte Kinder die auch selbstständig dachten und sich als Gleichberechtigt darstellten.

Sie machte Penelope ein Zeichen, das diese sie anschaute:“ Es sieht fantastisch aus, vielen Dank.“ Penelope gab ihr ein dankbares und herzergreifendes Lächeln. Ihre grünen Augen passten perfekt zu den dunkelroten Wirbellocken und das lächeln machte sie wirklich zu einer kleinen Schönheit.

Das Essen tat ihr gut und schmeckte. Sie mochte harte Eier und krustiges Brot, daher fand sie das alles gar nicht schlimm. Sie aß noch als, Niklas und Penelope schon längst fertig waren. Sie lauschte deren Unterhaltung, denn Penelope erzählte ihrem Vater von dem Aufsatz den sie für die Schule fertig schreiben musste und von ihrer Idee von einem Zwerg in ihrem Garten hier an der Küste zu erzählen.“ Sie horchte auf:“ Habt ihr denn Zwerge hier im Garten?“

Penelope war sofort Feuer und Flamme, sie spürte das sie mit Jemandem am Tisch saß, der sich auskannte: “Na klar.“ Begann sie erst ein wenig zögerlich aber schließlich vertrauensvoll gab sie alle Informationen preis die sie hatte.“ Es sind insgesamt vier und einer ist der Großvater. Er ist schon Uralt. Viel Älter als dieses Haus. Er hat noch die grünen Meerwesen mit erlebt. Dann gibt es noch den Vater der mit seinen beiden Töchtern alleine lebt. Sie erleben viele Abenteuer und sind ganz schön frech. Manchmal legen sie kleine bunte Steine vor unsere Tür, an den Rand der Treppe. Das ist ein Signal. Ich weiß nur noch nicht welches. Manchmal kommt an diesen Abenden ein Gewitter und vielleicht wissen sie das und wollen uns davor warnen...“ Niklas machte ein Handbewegung die signalisierte, dass sie leiser sprechen sollte. Penelope war mit der Dauer des Erzählens sehr laut geworden. Leah kannte das und hatte sich aber nicht getraut ihr das Zeichen zu geben, da sie nicht wusste, wie Niklas und Penelope das vereinbart hatten. Penelope erzählte leiser weiter und schaute ihren Vater bestätigend an, der ihr kurz zunickte.“ Ich weiß, dass die Kinder gerne Süßigkeiten essen. Ich habe in der Schublade wo unsere sind, mal ein kleines Säckchen gefunden, wo Bonbons drin waren und ich könnte schwören, das dieses Säckchen nicht von uns ist, stimmt´s Papa?“ Sie schaute ihn Bestätigung suchend an. Er schmunzelte sie liebevoll an und drehte sich dann leicht zu Leah. „Das stimmt und meine Rasierklingen sind auch nicht immer vollzählig, oder benutzte sind in einer neuen Packung zu finden. „Er stand auf und begann den Tisch abzudecken. „Ich unterbreche Dich nur ungern Pepi, aber du wolltest eigentlich mit Leah klären, was wir heute machen wollen. Willst Du mit uns an den Hafen gehen und wir essen dort heute Mittag?“

Sie sprang auf und klatschte erfreut in die Hände. „Ja das ist eine tolle Idee. Kommst Du mit Leah?“ sie schaute Leah kurz abwartend an.

„Ja, ich war noch nie in Marseilles, was kann man sich dort schönes anschauen?“ während Niklas den Tisch abräumte erzählte Penelope von einigen schönen Sachen aus der Stadt. Besonders fiel Leah auf, das sie von den alten Häusern mit den schönen Verzierungen begeistert war. „Woher kennst du die ganzen Details der Häuser?“ fragte sie neugierig.

„Ihre Mutter ist auch Fotografin, wie du und hatte hier einige Aufträge für die Tourismusbranche. Dazu gehörten auch diese Detailfotografien. Pepi hat sie hin uns wieder begleitet und ebenfalls eine Kamera. Sie kann schon richtig gut fotografieren, du wirst staunen, wenn sie Dir ihr Album zeigt.“ Während er sprach nickte Penelope fleißig mit dem Kopf.

„Ja ich zeige sie Dir heute Abend.“

O.K. , dann bin ich ja mal gespannt, wann wollen wir los?“

Nachdem sie in der Stadt angekommen waren nahmen sie noch bevor die Mittagshitze zu groß wurde, den beschwerlichen Aufstieg zur Notre Dame de la Garde auf sich. Ein beeindruckender und wuchtiger Bau. Die vergoldete Statue der Jungfrau Maria blendete sie, da die Sonne die auf dem Glockenturm stehende wieder spiegelte.  Leah war froh, dass sie sich einen breiten Sonnenhut mitgenommen hatte.

 

Sie setzten sich auf die Aussichtsplattform rund um die Kirche und genossen den spektakulären Ausblick über die Stadt und das Château d´If Das Wasser spiegelte sich und Leah ließ den Blick in die Weite streifen. Die Möwen waren allgegenwärtig und sie liebte es ihren Segelflug zu beobachten. Das Meer hat eine wunderschöne Farbe und sie fühlte sich ausgeglichen und glücklich wie schon lange nicht mehr.

 Es war ein wunderschöner Tag und sie hatte sich schon lange nicht mehr so entspannt gefühlt. Sie wollte schon immer mal nach Marseille fahren, Sie hatte soviel über diese Stadt gehört. Seit sie in ihrer Kindheit den Grafen von Monte Christo gelesen hatte zog sie die Stadt an. Sie zog ihre Kamera aus ihrer Tasche und Fotografierte die Stadt von oben mit ihren vielen bunten Dächern und den Menschen in den engen Gassen. Als ihr Blick auf das offene Meer glitt und sie sah wie die Segelyachten im Vieux Port  ihre Anker lichteten und  Kurs aufs offene Meer nahmen viel ihr Blick auf die Insel, nicht weit entfernt vom Festland.

„Ist das Monte Christos Gefängnis?“ fragte sie zu Penelope gewandt.

Penelope nickte und zeigte nach unten um ihr die Fähre zu zeigen, die gerade auf dem Weg dort hin war. „Möchtest du auch dort hin? Es lohnt sich.“

Sie überlegte einen Moment. Eigentlich hätte sie große Lust. „Warum eigentlich nicht?“ Fragte sie sich selber. „Hast du Lust?“ fragte sie Penelope.

„Ich war noch nie auf der Insel“, sagte sie. „Ich würde es toll finden, wenn wir hinfahren. Ich frage Popa:“ Sie sprang los und suchte nach ihm.

 

Gegen Mittag klarte der Himmel auf. Eine sanfte Brise weht vom Meer herüber. Und während sie den Weg bergab stiegen, sahen sie zu, wie die Stadt sich verwandelte und die Menschen sich in die Lokale für ein leichtes Mittagessen oder einen Café begaben.

Sie kamen am  Vieux Portc an. Der Bekannte Fischmarkt schloss gerade seine Pforten und sie wanderten an den Schiffen vorbei und  versuchten in den Straßencafés einen Tisch zu ergatterten. Sie hörten wie die Teller klapperten, Gläser klirrten und das verführirische Aroma  gegrilltem Fisches mit vielen Gewürzen stieg ihnen in die Nase.

 Der Tag wurde wunderschön. Das Wetter war nicht zu heiß, der laue Wind, der immer wieder vom Meer durch die kleinen  Gassen Marseilles blies frischte die Luft auf und es war sehr angenehm die kleine Stadt so zu erkunden. Penelope sprang aufgeregt vor ihnen her. Um die Mittagszeit gingen sie in ein kleines Bistro, saßen draußen im Schutz einer großen Eiche und genossen die Zeit.

Am Nachmittag fuhren sie mit dem Boot auf die Gefängnisinsel. Sie brauchten nur wenige Minuten bis zu der Felseninselgruppe Frioul, auf der das Chateau stand.

 Auf dem Rückweg fuhren sie durch das ehemalige Fischerdorf L´Estaque. Die schmucken Häuschen und die farbenfroh gelackten Boote dümpelten direkt vor der Haustür im Wasser.

Als sie abends dann heimkehrten waren ihre Füße müde und Penelope war auf dem Rücksitz eingeschlafen. Niklas trug sie nach oben während Leah einen Tee kochte.

„Was meinst du? Lässt es sich so leben?“ sie drehte sich um, hatte nicht bemerkt, wie er wieder nach unten gekommen war.

„Ja, das ist schön. Ich genieße es sehr. Ich habe schon lange nicht mehr so einen Spaß gehabt.“ Während sie gesprochen hatte kam er auf sie zu und schloss sie in die Arme. Den ganze Tag über hatten sie bis auf das er ab und zu ihre Hand beim laufen genommen hatte wenig Körperkontakt gehabt und sie merkte wie sehr sie es genoss.

„Penelope hat es auch sehr genossen.“ Er zog sie zur Couch. Setzte sie hin und begann den Kamin anzumachen.

„Wann kommst du nach Berlin zurück?“ fragte sie während sie sich in die Decke einkuschelte

„Ich weiß es noch nicht. Ich muss noch ein wenig malen und hier einiges abwarten. Penelope fliegt morgen nach Paris zurück und sie kann erst wieder in vier Wochen. Vielleicht warte ich diese ab.“

Das Feuer begann zu brennen und sofort schlichen die Lichtstrahlen durch den Raum und das Licht passte zu ihrer Stimmung. Er machte das große Licht aus und setzte sich zu ihr. Gab ihr die Teetasse in die Hand und kuschelte sich zu ihr. „Warum fragst du?

„Ich muss ja auch morgen zurück fliegen, fährst du mich zum Flughafen? Wann muss Penelope da sein?“ Sie schaute dabei in den Tee, auch aus Angst sich zu verraten. Sie wollte nicht weg, aber sie musste. Sie hatte Vorbereitungen zu treffen für ihren Auftrag.

 

Das Telefon klingelte und Niklas ging ran: „Hallo? Hier Niklas“ er hörte auf das was am anderen Ende erzählt wurde und sagte nur hin und wieder ja, verstehe, o.K. das können wir so machen oder auch nein, jetzt ist es gerade schwierig und schließlich sagte er: “mach auf“. Aber das in einem Ton der ihr ein wenig Sorge bereitete. Schließlich hängte er den Hörer wieder ein und schaute sie lange an. „Können wir reden?“ Sie rutschte ein wenig unruhig hin und her setzte sich schließlich aufrecht auf die Couch und drehte sich zu ihm „ O.K. Was ist los?“ „Frank...“ sie schoss nach oben und hob abwehrend die Hand. „Ich will nichts hören. Ich geh schlafen.“ Sie war auf einmal so wütend, das Niklas zuerst selber sehr erschrocken war. Während sie zur Treppe lief  redete er einfach weiter: „Frank hat Peter und Paul erwischt.“ Sie erschrak und hob ihre Hand an ihren Mund und drehe sich um „oh nein, was ist passiert?“

„Eigentlich nichts schlimmes. Er hat ihnen einen Brief übergeben und ihnen gesagt, das du ihn dringend öffnen sollst.“ Er sprach zum Feuer. Er hörte wie sie die unterste Stufe wieder verließ und langsam zu ihm kam. Sie setzte sich wieder neben ihn aber mit deutlicheren Abstand als vorher.

Er schaute sie an: „Leah, du musst Dich damit auseinandersetzen, auch wenn es Dich nicht mehr interessiert. Der Inhalt des Briefes ist wichtig für Dich.“

Sie begriff. Das also meinte er am Telefon mit: mach auf. Paul sollte den Brief aufmachen. Sie nahm sich erneut ihre Teetasse und hielt sie wärmend zwischen ihren Händen sagte aber immer noch nichts.

„Soll ich Dir sagen was darin steht?“ er schaute sie intensiv an und wartete.

Sie schaute langsam hoch, stellte ihre Teetasse sachte auf den Tisch und gab jedem ihrer Worte einen sehr klaren und bestimmten Ausdruck:

“Niklas, ich möchte Dich nicht verletzen, aber bitte lass mich damit in Ruhe. Es gibt nichts mehr auf der Welt was mich an Frank interessiert. Ich möchte einfach ein neues Leben anfangen. Das geht nur, wenn ich an die Zeit mit Frank oder an Dinge die er nun aktuell von mir will nicht mehr erinnert werde.“ Sie stand auf und ging zur Treppe: “Ich bin müde und muss morgen früh raus. Nimmst du mich mit zum Flughafen, wenn du Penelope hin fährst?“ Sie wartete noch kurz auf dem Absatz um eine Antwort abzuwarten. Niklas starrte ins Feuer und nickte deutlich aber er drehte sich nicht um. Sie sollte nicht sehen, dass ihm die Tränen hinab liefen.

„Gute Nacht Niklas.“ Sie ging ohne eine Erwiderung abzuwarten in ihr Zimmer und schloss deutlich die Tür.

Er stellte seine Tasse ebenfalls ab und verbarg das Gesicht in seinen Händen. Was war nur alles geschehen, das sie so verbittert war. Immer wieder fragte er sich das. Er hatte so etwas noch nie erlebt. Ihm war vorhin in Marseilles schon aufgefallen, das sie nicht frei war. Sie blickte immer wieder, ob sie auf der Straße liefen oder in einem Café saßen um sich, als wollte sie ganz sicher gehen, dass sie nicht verfolgt wurden. Er wusste, dass sie Angst vor Frank hatte. Aber warum? Was hatte er ihr angetan? Er hatte von Peter und Paul nichts erfahren. Die beiden wussten mehr, wenn nicht sogar alles, aber sie waren ihr so loyal ergeben, wie zu einer Tochter.

Und nun war der Abend absolut verdorben. Er hatte sie eigentlich bitten wollen noch ein wenig mit ihr hierzubleiben. Noch ein oder zwei Tage ihren Aufenthalt zu verlängern und mit ihm die Zeit zu verbringen. Nun geht das nicht mehr, dachte er traurig. Er hatte ein Tabuthema aufgegriffen und sie mit etwas konfrontiert, was sie hier komplett rauslassen wollte. Er hatte die Situation falsch eingeschätzt und das ärgerte ihn sehr. Er hatte in ihr etwas gefunden, was er schon lange nicht mehr gespürt hatte. Er wollte so schöne Dinge mit ihr erleben und ihr noch einiges aus seiner Welt zeigen und sie vielleicht auch zum bleiben überreden. Zum bleiben bei ihm. Er legte sich auf die Couch und beobachtete lange das Feuer bis er schließlich einschlief.

Sie hatte die Tür stärker zugemacht als beabsichtigt. Sie war so traurig, denn sie hatte es sich fest genommen nie wieder den selber Fehler zu machen, wie sie ihn bei Frank gemacht hatte. Zu schweigen. Sie wollte eigentlich reden und erzählen und damit auch loslassen. Aber sie konnte nicht. Sie war so gefangen in sich selber, das es ihr nicht gelang. Sie setzte sich auf den Fenstersims und schaute lange nach draußen obwohl sie kaum etwas sehen konnte. Nur wenn der Mond es ab und zu schaffte durch die Wolken hindurch zu scheinen, dann  sah sie die Umrisse der Felsen und Klippen am Meer, aber das auch eher, weil sie wusste, dass diese dort waren. Trotzdem hielt sie lange aus. Zwei mal stand sie auf und wollte die Tür öffnen um zu ihm zugehen, aber immer wieder drehte sie sich wieder zurück und schließlich nach dem letzten Versuch schlüpfte sie aus ihrer Kleidung in ein Nachthemd und legte sich unter die Daunendecke. Es dauerte trotz der vielen Gedanken die sie hatte nicht lange ehe sie eingeschlafen war.

Die Überraschung

Als sie aus der Kontrolle heraustrat sah sie um sich. Sie konnte während des gesamten Fluges für sich keine Klärung finden, wie sie sich verhalten sollte. Sie wollte auf keinen Fall Besitzansprüche anmelden. Sie war konfus.

Schließlich sah sie ihn hinter der Passkontrolle stehen. Er unterhielt sich gerade mit einem kleinem Mädchen, daß neben ihm stand und sehr adrett drein blickte. Sie war wunderschön und strahlte eine Ruhe aus, die Leah kaum fassen konnte. Wie alt mochte sie sein? Sie hatte wenig Ahnung von Kindern und hatte durch die frühe Erkenntnis, das sie nie welche haben würde schnell alle Zeitschriften und Freundinnen die sich mit Mutterrolle, Kinder und ähnlichem beschäftigten abgelegt wie alte Wäsche.

Als er hoch schaute und sie sah lächelte er sein umwerfendes Lächeln. Ihr Herz machte einen kleinen Sprung.  „Er beugte sich kurz zu der Kleinen und sie nickte ihn an, während sie lauschte was er ihr kurz sagte. Sie behielt  ihn dabei genau im Auge schwenkte jedoch als er wieder aufstand ihren  Blick sofort zu Leah. Leah fühlte sich gemustert von der Kleinen.

Er ließ die Hand des Mädchens los und ging auf Leah zu. Er blieb auf halben Schritt vor ihr stehen, blickte sie kurz an und beugte sich dann leicht zu ihr hinunter um sie zu küssen. Sofort waren alle ihre Gedanken nur bei ihm. Er schaute ihr dabei tief in die Augen und es war auch nur ein berühren der Lippen, dafür jedoch klar verständlich, das da mehr ist. „Schön, dass du da bist“ flüsterte er ihr bei der anschließenden Umarmung ins Ohr.“ Ich habe Dich vermisst.“ Er ließ sie kurz los und schaute sie an. Sie wurde feuerrot und flüsterte auf ihre Schuhspitzen ganz leise „Ich Dich auch.“ Er schob seine Handfläche unter ihr Kinn und hob ihren Kopf sanft nach oben: „Darf ich Dir meine Tochter Penelope vorstellen?“

Sie hatte sich das schon in der kürze der Zeit zusammengereimt und  schaute ihn kurz verwirrt an wusste aber, das er ihr später alles erklären würde und nickte ihm ihr Einverständnis zu. “Er trat einen Schritt zur Seite und Penelope stand immer noch an derselben Stelle,  wie er sie verlassen hatte. Er nahm Leah an die Hand und führte sie zu Penelope. Als sie bei ihr ankamen, ging er in die Knie und zog sie langsam mit hinunter: „Penelope, darf ich Dir meine Freundin Leah aus Berlin vorstellen?“ Er sprach sehr langsam und sie schaute ihn genauestens an. Höflich nahm sie Leahs Hand und sagte mit einem leichten französischen Dialekt: Guten Tag Madame, ich bin Penelope. Es ist schön sie in Frankreich begrüßen zu dürfen.“ Leah begriff sofort, was hier los war. An der Sprache hatte sie es bemerkt. Penelope war Taub oder Schwerhörig. Sie kannte das, eine Freundin von ihr hatte die gleiche Form der Aussprache und war immer auf den Mund der angesprochenen Person fixiert. Sie lächelte Penelope gewinnend an und sprach ihrerseits sehr deutlich und direkt an sie gewandt: „Viele Dank Penelope, schön Dich kennenzulernen.“

Eine kurze Pause entstand und schließlich lachten alle drei befreiend. Niklas und Leah erhoben sich. Niklas bot jeweils eine seiner beiden Hände Penelope und Leah an. Penelope schloss sofort ihre kleine Hand in die ihres Vaters. Beide schauten Leah abwartend an und schließlich griff sie zu und fühlte sich so unglaublich wohl und angekommen, dass sie sich fragte wie sie vorher so zweifeln konnte.

„Wir fahren nicht direkt in die Stadt, sondern haben ein kleines Haus an der Küste. Aber wir können gerne morgen in die Stadt fahren wenn du magst.“ Er schaute sie kurz an, während er auf die große Straße ab bog, die sie vom Flughafen wegführte. Penelope saß in der Mitte und schaute in einen  großen Spiegel, der über dem Rückspiegel angebracht war und ihr es ermöglichte die Lippenbewegungen ihres Vaters zu lesen und damit das gesagte zu verstehen.

„Das ist schön. Ich war noch nie in Frankreich und somit auch noch nie in Marseilles.“

Die Fahrt dauerte ungefähr eine Stunde und führte sie an vielen schönen blühenden Feldern entlang. „Der Mohn blüht ja tatsächlich,“ sage sie erstaunt. Ganze rot blühende Mohnfelder leuchteten ihr entgegen. Sie liebte den Mohn. Mit den leichten Winden auf dem Feld, bewegte er sich in Wellen und es wäre ein perfektes Foto geworden. Er schien ihre Gedanken zu erraten und hielt in einer kleinen Tracktoreinfahrt an.

„Möchtest Du ein Foto machen?“ fragte er.

„ Ja, gerne.“ Sie drehte sich kurz zu Penelope und sagte: “Wenn du erlaubst, das wir kurz anhalten? Ich bin Fotografin und es ist ein perfektes Bild.“ Penelope nickte und Leah stieg aus dem Wagen aus. Sie ging an den Kofferraum um ihre Fototasche herauszuholen.

Sie stellte sich nicht einfach an den Rand, sondern ging in das Feld. Sie drehte sich noch einmal kurz um und rief durch das offene Fenster: „Gebt mir nur 5 Minuten.“ Sie ging in das Feld, wohlbedacht keine Blumen zu zertreten und ging ca. 50 Meter in das Feld. Dann legte sie sich mitten in die Blumen und machte unterschiedliche Fotos, von unten, von oben, über die Köpfe der Blumen und mehrere Nahaufnahmen. Gerade war ein Schwarm Bienen unterwegs und sie nutzte die Gelegenheit, um einige rastend und Nahrung aufnehmend, wartenden Bienen auf den Blüten zu Fotografieren. Sie hatte keine Angst vor ihnen und freute sich über diese so seltene Gelegenheit. Schließlich packte sie ihre Kamera zusammen und wollte gerade aufstehen, als sie sah wie Niklas Hand sich ihr entgegenstreckte um ihr aufzuhelfen. Sie griff danach und er zog sie auf.

„danke schön, das ist sehr aufmerksam von Dir.“  Sagte sie während sie die an ihrem weißen Hemd hängen gebliebenen Blüten abstreifte.

„Gerne. Du siehst wunderschön aus.“ Er schaute sie kurz an, schob mit seiner Hand die in die Stirn gefallenden Locken weg und küsste sie kurz darauf. Sie ging nahe neben ihm und hatte auf einmal nur den Wunsch ihn zurück in das Feld zu ziehen.

Doch Penelope wartete auf sie und sie wusste es ist nicht die Zeit dafür. Ihr Magen knurrte laut und er hörte es. „Wir werden gleich zu Hause sein und lecker gemeinsam kochen. Kannst du so lange noch abwarten?“

Sie lachte. „Klar, wenn ich nicht hinter aufräumen muss. Küchendienst war noch nie meine Stärke.“

„Na schauen wir mal.“ Sagte er und hielt ihr dabei die Wagentür auf damit sie einsteigen konnte.

Dann ging er um den Wagen herum und stieg ein.

Keine 20 Minuten später waren sie angekommen. Das kleine Haus stand wirklich nahe an den Klippen und die Salzluft wirbelte um ihre Haare, als sie ausstieg. Sie half Penelope aus dem Wagen und Niklas holte ihr Gepäck heraus.

Penelope tippte sie kurz an den Arm. „Wir haben Dir unser Gästezimmer fertig gemacht. Ich bringe Dich hoch.“

„Das ist toll Pep. Bitte lege ihr auch Handtücher hin. Ich fange schon mal in der Küche an.“ Er stellte die Tasche auf den oberen Absatz und verschwand in einen anderen Teil des Hauses.

Leah folgte Penelope die schmalen Stufen hinauf. An den Wänden hingen viele Bilder. Teilweise selber gemalt, teilweise Fotografien. Es waren Familienfotos von Niklas, Penelope und einer wunderschönen Frau. Sie blieb vor einem Hochzeitsfoto stehen, das Niklas  zeigte wie er die ebenfalls jüngere Frau auf dem Arm vor diesem Haus zeigte.

Penelope bemerkte das und ging zu ihr einige Stufen hinab zurück und blieb mit ihr davor stehen. „Das ist meine Mama.“

„Was ist mit ihr geschehen?“ fragte Leah geradewegs heraus.

„Sie ist in Paris. Ich wohne die meiste Zeit bei ihr. In den Ferien wohne ich hier mit meinem Vater. Sie haben sich getrennt.“ Sie zog kurz an Leahs Arm um sie mit nach oben zu nehmen.

Das Zimmer in das sie sie führte war dem ihrem sehr ähnlich. Es hatte einen Kerzenleuchter, Tiffanylampen und eine ganz leicht geblümte weiße Tapete. Das Bett war mit feiner weißer Bettwäsche bezogen und hatte einen Vorhang zu allen Seiten aus einem dunkelblauem Stoff. Auf dem Sims stand eine wunderschöne Vase die mit frischen Feldblumen gefüllt war. Damit hatte sie nicht gerechnet. Sie stand da wie angewurzelt.

Penelope stellte sich vor sie um sie zu beobachten wie sie reagierte:             “Gefällt es Dir?“

„Ja. Es ist wunderschön.“ Sie ging zum Fenster und schaute kurz heraus. Dann drehte sie sich zu Penelope. „Wollen wir runter gehen?“

Doch Penelope war nicht mehr da. Erst war sie ein wenig überrascht. Hatte sie nicht adäquat reagiert? Sie ging zurück zum Fenster und setzte sich auf das Sitzbrett davor. Sie zog ihre Füße an sich hinauf und lehnte sich gegen den Steinpfeiler am Fenster. Die Aussicht war wunderschön. Sie war ein wenig durcheinander. Sie fand es sehr aufmerksam von Niklas, dass sie ein  eigenes Zimmer hatte, war aber auch ein wenig enttäuscht, denn sie hatte sich schon Gedanken gemacht über die Nächte mit Niklas.

Penelope. Er hatte also eine Tochter. Sie war sehr überrascht und neugierig, was passiert war. Die Entscheidung sich von Frank zu trennen viel ihr nicht leicht und war ein langer Prozess. Doch sie hatte oft auch darüber nachgedacht was wäre wenn sie Kinder gehabt hätten. Hätte sie es dann über das Herz gebracht zu gehen? Mit oder ohne Kind?  Draußen flogen kleine schwarze Vögel in kleinen Schwärmen umher. Sie hatten lustige bunte Schnäbel und sie sah das erste Mal Papageientaucher.

„Ist alles in Ordnung?“ Niklas stand im Türrahmen und beobachtete sie. Wie lange stand er wohl schon da?

„Sie stand auf, versuchte ihre Haare aus dem Gesicht zu streifen und antwortete: „Es ist wunderschön. Ich bin überrascht aber auch ein wenig verwirrt. Du hast in Frankreich ein Haus, eine Tochter – Penelope. Wie alt ist sie?“

„Sie ist 6 Jahre alt und ich bin seit 5 Jahren von ihrer Mutter Francoise getrennt. Sie ist nach Paris gezogen und ich bin nach Berlin zurück gegangen. In den Ferien bin ich hier und verbringe die meiste Zeit mit Penelope.“ Er machte kurz eine Pause und kam langsam in das Zimmer.

„Habe ich Dich zu sehr geschockt?“

Er stand nun genau vor ihr und sie schaute ihm lange in die Augen. „Nein, ich glaube ich habe nur jetzt erst verstanden, warum du mir in der Nacht diese Frage gestellt hast. War Penelope ein Ergebnis einer Nacht ohne diese Frage?“

Er schaute sie lange an: „ Ja und Nein. Ich war sehr verliebt. Ich konnte es mir gut vorstellen eines Tages mit Francoise eine Familie zu gründen, aber ein wenig später wäre auch gut gewesen. Es ist wie es ist. Penelope ist mein ein und alles. Die Regelungen sind klar zwischen Francoise und mir. -Wir haben uns arrangiert . Ich habe es wirklich versucht, aber ich bin gescheitert mit meinem Anspruch nicht nur ein Vater sondern auch ein Mann in einer Beziehung mit Francoise zu sein. Ich bin nicht der Richtige dafür gewesen und die Flucht nach Berlin tat ihr übriges.“

Sie legte ihre Arme um seinen Hals und schmiegte sich an ihn. Er tat ihr leid, Es sprach soviel Traurigkeit und eigenes Versagen aus ihm, das sie das wiederum unendlich traurig machte. Er erwiderte ihre Umarmung und strich ihr über den Rücken, wuselte durch ihr Haar und schließlich küsste er sie lange und sehnsüchtig.

„Niklas.“ Sie stoppte und legte ihren Zeigefinger auf seine Lippen als er sie mit weiteren Küssen unterbrechen wollte. „Niklas, ich weiß nicht wo wir gerade stehen miteinander. Ich bin völlig durcheinander,  ich habe große Sehnsucht nach etwas gehabt wie das hier. Aber ich brauche Zeit. Gibst du mir diese Zeit? Auch zum Reden?“

Er schaute sie an, küsste sie wieder und schließlich nahm er ihre Hand in die seine. „Alle Zeit der Welt, aber erst müssen wir etwas essen, weil Dein Magen schon wieder knurrt und Paul hat mir gedroht, dass wenn du vernachlässigt zurückkommst, er dafür sogen wird, dass mir die Miete erhöht wird.“

Sie lachte befreiend und wusste das die Zeit und der Ort kommen würde an dem sie reden konnten.

Sie gingen runter in die Küche. Penelope saß in einem Schaukelstuhl und schaute einen Kinderfilm an. Überall im Haus waren Spiegel angebracht die es ihr ermöglichten Bewegungen im Haus zu sehen, wenn sie sie durch die Vibration des Bodens oder anderer Gegenstände nicht fühlte. Sie drehte sich kurz zur Treppe um und hob ihre Hand kurz zum Gruß bevor sie sich wieder dem Film widmete.

„ Warum ist Penelope taub?“ frage Leah.

„ Sie hatte vor zwei Jahren eine schwere Entzündung beider Ohren und ist innerhalb von einem halben Jahr auf dem einen Ohr Taub und auf dem anderen Schwerhörig geworden. Sie könnte eine Operation bekommen um die Hörfähigkeit auf dem schwerhörigen Ohr zu lindern, aber die OP ist schwierig und wir wollen noch warten Dankenswerterweise konnte sie früh sprechen.“ Er drückte ihr während er redete ein Schälmesser in die Hand und eine Schürze. Auch er hatte sich inzwischen eine Angezogen und begann Töpfe und Pfannen bereitzustellen.

„ Was gibt es heute Abend?“ fragte Leah neugierig.

„ Fisch. Wir waren heute ganz früh extra mit dem Boot auf dem Meer um für Dich einen großen Fisch zu fangen. Penelope angelt gerne und hat sich sehr gefreut das du kommst.“

„ Wie lange weiß sie schon von mir?“

„ Seit dem Abend wo ich das Gesicht gemalt habe. Ich bin sehr offen zu ihr und habe ihr erzählt, dass ich das Gesicht für mein Bild suche und nicht finde. Sie hat ständig Bilder aus Zeitungen ausgeschnitten und sie mir geschickt, in der Hoffnung mir zu helfen. Aber es war kein passendes dabei. Irgendwann habe ich ihr am Telefon erzählt, dass ich das richtige Gesicht gefunden habe, aber wieder verloren habe, da ich keinen Kontakt zu Dir hatte.“ Sie hat sehr mit mir geschimpft das ich so nachlässig war und mich beauftragt Dich zu suchen.“ Er lachte in Erinnerung an das Telefonat via Skipe wo Penelope ihn sehen konnte wenn er sprach und von seinen Lippen ablesen konnte.

„ Du hast was?“ Sie konnte es kaum fassen. „ Was weiß sie alles von mir, ähm uns?“

„ Sie weiß, dass ich dich liebe.“ Er hielt kurz inne und schaute sie an „Sie hat es gemerkt als ich ihr davon erzählt habe. Sie ist sehr begabt darin Gefühle den Menschen anzusehen. Ich bin ihr gegenüber sehr ehrlich. Was wir machen wenn wir alleine sind, weiß sie nicht, ich denke dafür ist sie eh noch zu klein.“ Er lachte leise, sie bekam Gänsehaut und wurde wieder einmal rot. „Was ist nun, schälst du die Kartoffeln oder nicht?“ er schob ihr auffordernd den Sack mit den Kartoffeln noch ein wenig näher und sie konzentrierten sich Beide auf das zubereiten des Essens.

Auf einmal gingen überall kleine rote Lämpchen an, die wie die Spiegel im Haus verteilt waren. Penelope schaute auf. Niklas hatte das Signal ausgelöst und gab ihr damit das Zeichen, das es Zeit war etwas zu tun oder zu besprechen. „Das ist ja phänomenal sagte Leah erstaunt.“ So ein System habe ich noch nie gesehen oder davon gehört.

„ Tja, das haben Penelope und ich uns ausgedacht.“ Er schaute seiner Tochter stolz entgegen als sie kam und fragte „Was gibt es Papa?“

„Pep, kannst du bitte den Tisch decken, das Essen ist gleich fertig.“

„ Gibst du mir die Teller runter?“ Er gab sie ihr und sie ging zu dem großen Holztisch, deckte ihn vorbildlich und sie konnten anfangen zu essen.

Sie unterhielten sich lustig und unkompliziert. Penelope wollte wissen ob sie auch Kinder hatte. Sie stockte kurz und schüttelte den Kopf als Antwort. Niklas ahnte das Penelope fragen würde warum nicht und lenkte schnell mit weiteren Fragen ab. „Pep, willst du Moma heute Abend noch anrufen? Du wolltest sie fragen, wann du spätestens zurück sein musst in Paris, also wann sie Dich abholt.“

„Ich habe das schon gemacht Papa. Ich fliege am Sonntag zurück. Montag muss ich wieder zur Schule.“

„Ok, dann geh jetzt bitte hoch in Dein Zimmer, zieh Dich um und putz Dir die Zähne. Ich komme gleich und lese Dir noch etwas vor.“

Sie schaute ihn kurz leicht revoltierend an, aber sein Blick schien eventuellen Widersprüchen entgegenzuwirken. Sie stand auf und ging nach oben.

„Bist Du müde?“ fragte er Leah, als sie ein Gähnen unterdrückte.

„Ja und Nein. Ich bin heute früh aufgestanden und habe heute Nacht schlecht geschlafen, aber ich würde gerne noch ein wenig hier sitzen und mit dir reden. Wie ist es mit Dir? Bist Du müde? Wollen wir für heute Abend Feierabend machen?“ Sie fing an die Teller zusammenzuräumen um ihn nicht anzuschauen, sie hatte Angst sich zu verraten. Sie wäre traurig gewesen, wenn er auf den letzten Vorschlag eingegangen wäre.

„Ich? Nein, ich habe seit vier Wochen darauf gewartet Dich endlich wieder zusehen, da gehe ich nicht schlafen. Er stand ebenfalls auf und half ihr schnell den Tisch abzuräumen und die Küche wieder in einen einigermaßen sauberen Zustand zu bringen. Sie war überrascht wie ordentlich es hier war. Alles schien seinen festen Platz zu haben und die Kücheneinrichtung zeugte von vielfältigen Kochmanövern und raffinierten Zubereitungsformen. Sie hatte von Peter gehört, das Niklas hervorragend kochen konnte, aber woher das hatte sie vergessen zu fragen.“Woher kannst du eigentlich so gut kochen?“ schoss es dann doch aus ihr heraus.

„Ich habe mit Peter zusammen eine Kochausbildung im Hotel gemacht. Er war ein Ausbildungsjahr weiter als ich und half mir in den Vorbereitungen für die Prüfungen.“

„Du kennst Peter aus der Kochausbildung? Das wusste ich gar nicht. Warum bist Du nicht mehr in diesem Beruf?“ fragte sie

„Weil ich versucht hatte einen Betriebsrat zu gründen und sie mich rausgeschmissen haben. Da ich zu eitel war um mich der Gewerkschaft anzuschließen und es ein wenig intelligenter anzugehen hatte ich den Auflösungsvertrag unterschrieben, bevor mir klar wurde, dass das nicht o.K. ist, was die mit mir machen. Also bin ich nach Frankreich gegangen in die  First Class Hotellerie und habe dort einige Jahre gearbeitet. Dann bin ich noch mal auf die Uni gegangen und habe Kunst studiert und begonnen zu malen. Hier habe ich Peter wieder getroffen und wir haben einige Zeit zusammengearbeitet. Anschließend bin ich zurück nach Frankreich gegangen und lernte Francoise kennen und den Rest kennst du ja.“ Er legte den Lappen ordentlich zum Trocknen hin, drehte sich zu ihr, küsste sie kurz auf die Stirn und streifte ob aus versehen oder bewusst, war ihr nicht klar ihre Brust zärtlich, als er sich von ihr löste.

„Ich bin gleich wieder da. Penelope wartet. Ist das OK für Dich?

Sie fühlte sich wie elektrisiert und antworte hauchend „klar.“

Er ging in Richtung Treppe: „Kannst du den Kamin anmachen?“

Noch bevor sie antworten konnte war er in die obere Etage verschwunden und sie war allein. Zuerst stand sie unschlüssig an der Treppe, und begann den Kamin anzufeuern. Draußen war es inzwischen dunkel geworden und der Wind rüttelte an den Fenstern. Es hatte angefangen zu regnen und sie schloss ein Fenster. Der Kamin versprühte sofort ein ruhiges und wärmendes Licht im Raum. Sie liebte Kamine und erinnerte sich an viele schöne gemeinsame Abende bei Peter und Paul mit einem Glas Rotwein. Wenn Gäste da waren hatte sie sich auch ab und zu an das Klavier gesetzt.

 

Als der Kamin ausreichend angefeuert war schaute sie sich neugierig um und versuchte mehr über Niklas, seinen Geschmack und seine Vorlieben herauszufinden.  Es waren die vielen Kleinigkeiten die ihr ins Auge fielen die so ungewöhnlich für einen Männerhaushalt waren. Zu mindestens Männer die sie bis jetzt kannte. Er hatte überall kleine Vasen mit frischen Blumen zu stehen und Kerzen. In einer Ecke befand sich ein wunderschöner alter Bücherschrank. Sie ging näher und erkannte klassische Literatur in alten Ausgaben. Als sie Bebel hervorzog erkannte sie dass es eine Erstausgabe war. Sie streichelte den Einband. Sie liebte alte Bücher. Direkt in ihrer Augenhöhe tauchte ein Kochbuch auf. Sie hielt kurz inne und kehrte zu dem Buch zurück Als Autoren waren Peter und Niklas genannt. Sie zog es heraus und blättere darin. Es war ein Kinderkochbuch. Illustriert von Niklas Grünberg. Das hatte sie gar nicht gewusst. Ein wenig tiefer befand sich ein altes Buch das eine Zeitschriftensammlung beinhaltete von Frauenzeitschriften aus der Jahrhundertwende. Sie war völlig fasziniert und setzte sich auf das Sofa damit. Sie war ganz vertieft in einzelne Illustrationen und Texte, als sie plötzlich merkte wie sich eine Hand an ihren Nacken legte und sie sanft anfing zu massieren. Sie verspannte sich kurz, denn sie hatte diese Art der Berührung von Frank gehasst. Als sie jedoch aus ihrer versunkenen Stimmung in die Realität zurückkam wurde ihrem Bewusstsein klar, das es nicht Frank war und auch die At der Berührung nicht die war, die Frank als Vorspiel verstand, das schnell zum Hauptteil überging, sondern ein Interesse ihre verspannte Haltung aufzulockern und sie zu massieren.

Sie ließ ihren Nacken kurz als Zustimmung nach vorne fallen und genoss den Moment.

„Möchtest du noch einen Wein trinken?“ fragte er sie leise um sie sanft aus ihrer Situation zu holen.

„Gerne.“ Sie schaute ihn an und stand schließlich mit auf um Holz im Kamin nachzulegen.

Sie blieb noch kurz davor knien und schaute dem Spiel der Funken zu. Es war Treibholz mit dabei. Das Meersalz verlieh dem Feuerschein einen bläulichen Schein und sie liebte das sehr.

Sie hörte wie er die Gläser auf den kleinen Couchtisch abstellte und sich auf die Couch setzte. „Magst du zu mir kommen?“ fragte er leicht schüchtern.

Sie stand auf und setzte sich neben sie. Er nahm beide Gläser überreichte ihr eines und prostete ihr zu : „Lacheim Leah und herzlich Willkommen bei Familie Grünberg“

„Sie prostete zurück und bedankte sich. Es war ein kleiner Moment der Stille. Beide hingen ihren Gedanken nach während sie in das Feuer schauten. Schließlich fing sie an: “Peter hat mich gebeten Dir etwas...nein lach nicht.“ Sie schaute ihn kurz streng an, denn er fing an zu lachen wahrscheinlich wissend Peter würde ihm eine Ermahnung der sittsamen Enthaltsamkeit mitgeben. Er versprach nicht zu lachen in dem er seine Lippen mit den Fingern kurz zusammenpresste und versuchte sie ernst anzuschauen. Sie räusperte sich kurz und begann noch einmal von vorne:

„Ich hatte heute morgen als ich erfuhr, das wir nicht nach Rheinsberg fahren sondern sie diese Fahrt mit Dir vorbereitet hatten einen kleinen Wutausbruch und Peter sagte mir das ich ihn vor Dir wiederholen sollte.“

Er schaute sie immer noch ein wenig amüsiert an, wartete jedoch ab was sie weiter erzählen würde.

„Ich finde, dass du kein gewöhnlicher Mann bist, ich meine du bist so anders und ich mag das. Du bist...“ Sie hielt kurz inne. “Du sagst du liebst mich und kennst mich überhaupt nicht. Ich gehe mit Dir ins Bett und kenn Dich überhaupt nicht. Du bist so anders und ich habe nicht mit Dir gerechnet. Ich hatte mich darauf verlassen, das ich erst einmal mit mir alleine klarkommen muss und nun bist du da und..“ Sie hielt kurz inne und schaute ihn nachdrücklich an. “Und Penelope. Ich gebe zu ich bin sehr sehr ratlos und kann gerade nicht richtig los lassen. Ich weiß nicht worauf ich mich einlassen darf oder soll. Kannst Du das verstehen?“

„Ja das kann ich. Sogar sehr gut.“ Er goss aus dem Weinkelch beiden neu nach, dafür reichte sie ihm ihr Glas. „Es ist ja nicht gerade so, dass ich darauf vorbereitet gewesen wäre. Jede Zeit hat ihre Zeit und jedes Alte wird von neuem ersetzt und man weiß nie wann das sein wird.“ Er nippte an dem Wein und stellte schließlich sein Glas wieder ab. Er nahm ihre Hand und zog mit der anderen ihre Handlinien in der Innenhand nach. Nach einer kurzen Zeit sprach er weiter: “Ich bin kein einfacher Mensch Leah, ich bin einsam und trotzdem nicht alleine. Ich habe Penelope die ich um nichts auf der Welt aufgeben werde. Ich bin lange Zeit wie ein einsamer Wolf jeden Abend zur Arbeit gegangen und habe mir meine Seele aus dem Lieb gespielt. Dabei ging es nicht nur um meinen Lebensunterhalt. Ich war so einsam. Dann traf ich Dich bei Peter. Als du an dem Abend auftauchtest hatte ich das Gefühl komplett in dir zu versinken. Du hast das nicht mitbekommen, denn du warst innerlich sehr aufgewühlt.“ Sie öffnete kurz ihren Mund um darauf einzugehen, doch er bat mit einer Handgeste um Geduld. “Ich war so berauscht von Dir, das ich immerzu an Dich denken musste. Ich versuchte etwas aus Peter herauszubekommen. Aber er schwieg und ich wusste irgendein Geheimnis trägst du mit Dir herum.

An einem Abend, als Peter und Paul nicht da waren, war mir mein Kaffee ausgegangen und ich ging hinüber in ihre Wohnung. Ich habe ja einen Ersatzschlüssel, wie du inzwischen weißt. “Er schaute kurz von ihrer Hand auf und sie lächelten sich kurz an. “Ich ging also in die Küche und sah im hinteren Teil der Wohnung ein kleines Licht brennen und dachte, oh sie haben vergessen das Licht auszumachen und wollte es für sie tun. Als ich dein Zimmer betrat wusste ich sofort, dass es Deines war. Es passte so hundertprozentig zu Dir und es hatte so eine Sehnsucht, dass keine andere Erklärung für mich logisch gewesen wäre, als das es mit dir verbunden ist. Dann hörte ich die Clospülung und bemerkte erst, dass doch jemand in der Wohnung war und schlich mich schnell hinaus. Ich denke du hast nichts gemerkt oder?“ Er schaute sie wieder fragend an. Sie schüttelte den Kopf erstaunt über die Erzählung.

„ Also“ fuhr er fort, “ich wusste du bist verheiratet. Und ich wusste du Fotografierst und ich wusste das ich Dich unbedingt näher kennenlernen musste.“

Er traute sich nicht aufzublicken. Nun war es an ihr seinen Kopf zu heben um ihn anzuschauen. „Ist schon gut.“ Sie beugte sich zu ihm und küsste ihn. Mit seiner Reaktion hatte sie so nicht gerechnet. Er küsste sie leidenschaftlich und fordernd hielt jedoch plötzlich abrupt inne. „Ich kann nicht Leah. Ich kann nicht an mir halten wenn wir weiter Küssen. Ich habe Dir ein eigenes Zimmer fertig gemacht, damit du die Wahl hast, denn ich habe sie nicht mehr. Ich habe so lange auf Dich gewartet, das kannst du dir nicht vorstellen.“

„Doch das kann ich, es ging mir genauso und...“ doch weiter kam sie nicht denn er küsste sie wieder und legte seine Arme eng um sie und zog sie an sich heran. Ihre Hände wühlten in seinen Haaren und sie fühlte diese Sehnsucht in ihr, die vor kurzem noch so tief in ihr geschlummert hatte.

Seine Hände liebkosten sie und er war so darauf bedacht sie nicht zu verschrecken mit seiner Erregung. „Wollen wir, wollen wir hoch gehen?“ fragte sie zögernd.

„Da fragst du noch?“ Er stand auf und reichte ihr seine Hand. Aber noch im selber Moment wusste sie das sie kein Bett brauchten. Sie zog ihn wieder auf die Couch und küsste ihn erneut. Er begann ihre Bluse aufzuknöpfen. Sie tat es ihm gleich, und öffnete sein Hemd. „Du reichst so unverschämt gut, sagte sie mit dem Gesicht in seinem Hemd verschwindend und seinen Oberkörper küssend.

„ Und du erst.“ Er entzog sich ihr stand auf, ging um die Couch herum, und sie versuchte ihren Kopf mit zu drehen. Er beugte sich nach vorne und öffnete ihren BH. Er streifte ihn langsam über ihre Schultern ab und streifte dabei liebevoll ihre Brüste.  Er legte den BH zur Seite und ging wieder um die Couch herum. Es war ein seltsames Gefühl für sie so oben ohne vor ihm zu sitzen. Sie fühlte keine Scham und das wunderte sie. Er setzte sich vor sie und begann ihr die Strumpfhose unter dem Rock auszuziehen. Ihre Haut prickelte unter der Berührung und sie ließ sich nach hinten in die großen Kissen der tiefen Couch fallen. Er zog ihren Slip langsam aus. Nur noch der Rock verhüllte die komplette Sicht auf ihre Scham. Er streichelte ihre Oberschenkel bis er an ihre Mitte kam und sie langsam und rhytmisch streichelte. Er blieb nur ausserhalb und reizte sie. Sie bog sich im entgegen und spreizte ihre Beine Er beobachtete sie dabei, aber das merkte sie nicht, den sie hatte den Kopf nach hintern gelegt und die Augen geschlossen. Plötzlich bemerkte sie, wie er über sie kam und fühlte sine Küsse auf ihren Lippen gleichzeitig glitt er langsam in sie und sie merkte, das er den perfekten Zeitpunkt dafür gewählt hatte. Er schob seine Hände unter ihren Rücken und zog sie ein wenig tiefer. Sie glitt ihm entgegen und sie fühlte wie er erschauerte. Gleichzeitig kamen sie zum Höhepunkt und sie nahm ihn anschließend in ihre Arme und streichelte seine Haare und seinen Rücken bis er wieder Herr über sich war. Er küsste sie auf die Haut , schaute kur auf, grinsend sage er „Aber nicht wieder gleich einschlafen.“

 


Die Reise

„Los, Engelchen, nun komm schon. Paul klopfte an die Tür zum Bad. Sie war nun schon so lange darin, dass er es kaum fassen konnte.

„ Gleeeeich“. Sie schaute sich im Spiegel an und versuchte sich fertig zu machen. Die ganze Nacht über hatte sie schlecht geschlafen. Das war nicht ihre Woche. Die ganze Nacht hatte sie immer wieder geträumt das Telefon ringen zu hören. Dann lag sie eine weile wach und konnte nicht wieder einschlafen, bis sie sich dann die Ohrstöpsel wieder in die Ohren steckte und das nächst beste Hörspiel anmachte in der Hoffnung ein wenig abgelenkt zu werden. Bis sie kurz bevor die Sonne sich über den Horizont schob endlich in einen kurzen tiefen Schlaf gefallen war. Aber dann schnupperte sie den Kaffee, den Paul ihr ans Bett gestellt hatte um sie sacht zu wecken. „ Hey Engelchen, aufwachen – ein schöner neuer Tag fängt an.“ Auch, das auf die Seite und von ihm weg drehen brachte nichts. Paul war hartnäckig, er schob sich unter ihre Decke und begann sie kräftigst abzukitzeln, bis Peter erschreckt vom lauten aufschreien in das Zimmer gerannt kam, aus Angst ihr ist irgendetwas passiert.

„ Ist gut, Paul“ jappst sie schließlich nach Luft holend, „ich bin wach.“

„Na gut, aber dann raus jetzt, wir wollen pünktlich los. Wo ist Deine Tasche, dann bringe ich sie schon nach vorne zur Tür.“ Er sah sich suchend um bis er sie entdeckt hatte und sie nahm um damit rauszustolzieren.

Nach einem kurzen aber erfrischenden Frühstück, ging es los. „Wo sind eure Taschen?“ fragte Leah Peter und Paul. Peter sah Paul an: „Hast du sie schon gestern Abend runter gebracht?“

„Klar.“ Antwortete er während er auch Leahs Tasche nahm und aus der Wohnungstür ging. Doch dann stockte er, und bückte sich, da er einen Umschlag vor der Wohnungstür gefunden hatte. „Was ist denn das?“ fragte er und drehte sich zu Peter um. Peter kam und schaute auf den Brief. „Der ist für Leah“.

„ Für mich?- Ist er von Niklas?“ Fragte sie Hoffnungsvoll. Sollte er schon zurückgekommen sein? Warum hatte er dann nicht geklingelt?

Sie griff nach dem Brief, aber noch im selben Moment erkannte sie die Schrift auf dem Umschlag und lies ihn auf den Boden zurückfallen. „Er ist von Frank, lasst ihn liegen. “Sie stieg, demonstrativ mit einem großen Schritt darüber und die Treppe hinab. „Kommt ihr?“ rief sie schon auf dem letzten Absatz stehend.

„Was machen wir damit?“ fragte Paul unsicher, während er ihn wieder aufnahm.

„Steck ihn ein Paul. Ich muss kurz darüber nachdenken.“ Peter schaute leicht schockiert. „Ich dachte nicht, das es so schlimm ist. Was ist noch passiert, von dem wir nichts wissen?“

 

Leah wartete ungeduldig am Auto. Sie lehnte an der Karrosse mit verschränkten Armen um ihre Wut irgendwie zu verbergen. Sie war so froh, dass sie über das Wochenende weg fuhr, dann hatte sie wenigstens für ein paar Tage ihre Ruhe und gleichzeitig vermisste sie Niklas sehr. Ihre Gefühle waren so aufgewühlt das sie sich kaum selber wieder erkannte. Als Paul und Peter aus dem Haus kamen wurde sie wieder ein wenig ruhiger und stieg dann endlich in den Wagen ein. „Also Jungs, können wir noch kurz vorher auf die Tanke fahren? Ich wollte so gerne noch einen Kaffe kaufen?“

Paul drehte sich nach hinten um: “Nee, du, das machen wir wenn wir auf der Autobahn sind, wir müssen uns jetzt ein wenig ran halten, damit wir nicht in den Frühstress kommen. “Er drehte sich um und sie konnte gerade noch aus den Augenwinkeln erkennen, wie Peter sich kurz zu ihm hindrehte und ihn Augenzwinkernd zu lächelte.

Während sie aus dem Fenster die Stadt an sich vorbei rauschen sah musste sie über diesen Blick nachdenken. Schließlich drehte sie sich ebenfalls um und sah hinter sich im Kofferraum außer ihrer Tasche kein weiteres Gepäck.

„Wo habt ihr eigentlich eure Sachen?“ fragte sie inzwischen ein wenig misstrauisch.  „Unsere Sachen?“ fragte Paul drehte sich diesmal jedoch nicht um.

Peter steuert den Wagen nicht in Richtung Reinickendorf um dann über die Stadtgrenze nach Brandenburg herauszufahren sondern in Richtung Tegel.

„Hey Jungs.“ Die Ahnung kam ihr ganz plötzlich, „was habt ihr denn nun schon wieder ausgeheckt?“ Sie lockerte ihren Anschnallgurt und beugte sich nach vorne wobei sie je rechts und links mit ihren Händen in das kleine Loch der Kopfstützen durchgriff und die Beiden in den Nacken griff um ihrer Frage die nötige „Ich will eine ehrliche Antwort haben“ Form gab.

„ Nun Engelchen, wir dachten....“ fing Paul an, aber Peter führte das ganze zu Ende in dem er in das Fach über dem Steuerknüppel griff und ein Flugticket und ihren Pass hervorholte.“ Du fliegst nach Marseilles.“

Sie griff danach und stockte als  sie das Wort Marseilles hörte: „Ich tu was?“

„ Reg Dich bitte nicht auf Engelchen, aber du fährst nach Marseilles“ noch während Paul das sagte sank sie zurück in die Rückbank. Langsam aber  sicher wurde ihr das alles ein wenig zu viel.

Sie waren an der kleinen Haltestelle angekommen, an der man kurz anhalten konnte um sich auf großen Tafeln die aktuellen Informationen über Abflugzeiten und Terminals einholen konnte.

Peter machte den Motor aus, schnallte sich ab um sich besser umdrehen zu können und blickte sie an. „Niklas hat angerufen und uns gebeten Dich zu überreden nach Marseilles zu kommen, er wollte Dich damit überraschen. Er war jedoch unsicher, wie du dazu stehen würdest und wir auch. Also haben wir uns das kleine Ablenkungsmanöver ausgedacht. Wir wollten unbedingt, dass du hinfliegst. Du musst einfach mal hier raus Leah. Und Niklas.....“ er stockte kurz und Paul beendete den Satz für ihn „ ...er tut Dir gut Leah.“

„Er tut mir gut? – Ihr habt beide keine Ahnung. Seit vier Wochen bringt er mich durcheinander. Ich weiß nicht mehr wo mir der Kopf steht und ich hatte Sex mit ihm, was ich sonst nie einfach mit Männern mache, die ich kaum kenne. Und er hat mich gemalt. Wusstet ihr das eigentlich?“ Peter und Paul schauten sie verwirrt an erstaunt über diesen Ausbruch und erfreut über die Art wie sie das erzählte, was ganz augenscheinlich eher positiv war. Oder? „Ein ganzes Zimmer ist voll mit Bildern wo ein Mädchen auf einer Blumenwiese läuft. „ redetet sie weiter, “Und jedes dieser Mädchen trägt mein Gesicht. Ohne mich zu fragen. Und dann ruft er einfach an und ich soll Mäuse grüßen und und und.“ sie stockte, kurz überlegend ob sie das überhaupt erzählen sollte“ ... und dann stellt er die Verhütungsfrage. Sie kramte in ihrer Tasche zog eine Packung Zigaretten heraus und ein Feuerzeug und zündete sich ein Zigarette an. „Die Verhütungsfrage. Jungs, das mag euch fremd sein, aber welcher Mann fragt das schon?“ Sie sog heftig und schließlich machte sie die Tür auf und stieg aus dem Wagen aus. „ Niklas! Sagte sie ein wenig abwertend. Er ist so anderes als andere Männer und eigentlich sind Männer die anders sind als andere Männer meistens Schwul.“

Das ging zu weit. Peter und Paul schauten sich kurz an und vereinbarten mit kurzen Kopfnicken, das das in den vergangen Tagen oft durchgesprochene Worst case Szenario nun unmittelbar bevor stand.

Sie stiegen aus. Gingen auf sie zu. Nahmen ihr die Zigarette aus der Hand. Peter drückte sie mit dem Schuh aus und Paul schob sie in das Auto wieder zurück.

„ Hey ihr Rüpels, was macht ihr mit mir?“ fragte sie empört.

„Das einzig richtige Engelchen. Peter beugte sich zu ihr in das Auto und küsste sie kurz auf die Stirn. „Wir fahren dich jetzt zum Terminal 1 und dann fliegst du zu Niklas und sagst ihm das bitte Wort für Wort selber.“ Er lächelte sie an wie ein Altenpflegerin einen senilen alten Patienten anlächelte bevor sie ihm die 10 cm lange Spritze in den Allerwertesten beförderte mit der Aussage, das es nicht weh tun würde.

 

Die Zeit

Es war keine Woche her, dass sie Frank beinahe erwischt hätte. Sie war völlig fertig und dazu kam noch, dass sie langsam richtig sauer über sich selbst wurde. Niklas hatte sich nicht einmal gemeldet, sie hatte keine Nummer von ihm und innerlich baute sich ein Frust und eine Enttäuschung auf, die dazu führte, dass sie Anfing sich wieder in sich zurückzuziehen.

Sie war gerade dabei die neuen Fotos zu sichten, als das Telefon klingelte, sie hob den altmodischen Hörer von der Gabel ab: „Hallo? Wer ist da?“ frage sie schnell, sie wartete nun schon seit Wochen auf ein Lebenszeichen von ihm und hatte schon begonnen abwechselnd in Sorge oder auch in Wut zu verfallen.

„Ich bin´s. Niklas“ antwortete er und sie ließ sich beruhigt in ihren Schaukelstuhl nieder. „Wo zum Teufel bist Du?“ Fragte sie. „Ich habe Dich gesucht.“

Es blieb einen Moment still und sie dachte schon die Leitung ist unterbrochen.“ Es ist alles gut Leah, ich bin in Marseilles. Das hatte ich Dir doch gesagt“.

„Wo?“ sie konnte es nicht fassen, schaute den Hörer an und fragte sich ob das knistern das der Reparaturdienst gerade erst beseitigt hatte wieder aufgetaucht war.

„Ich bin in Frankreich. In Marseilles. Im Land der Käselöcher. Er lachte kurz und sie bekam ein Bauchkribbeln bei diesem Lachen.

„Es ist schön Deine Stimmer wiederzuhören“ sagte er weiter. „Was machst Du gerade? Fragte er.

„Ich sitze in meinem Schaukelstuhl, sehe mir die neusten Schnappschüsse an, um endlich wieder ein wenig Geld zu verdienen. Ich bin im Verzug.“

„Sehr gut.“ Er machte eine kurze Pause und fügte dann an. Was machst Du am Wochenende?

Sie zögerte kurz. „Ich bin verabredet“, sie verfluchte sich, dass sie Peter und Paul zugesagt hatte mit ihnen in die Pampa zu fahren. „Wieso?“ Was machst Du?“

„Och ich weis noch nicht, ich muss unter anderem meine Bilder fertig kriegen und hier blüht im Moment der Mohn und der Hibiskus, du weist ja, ich habe da noch ein wenig malerisch aufzuholen.“

„Wann kommst Du wieder?“ frage sie zögernd. Dürfte sie ihn das einfach fragen, Es klang so nach Besitzansprüchen die sie eigentlich nicht haben dürfte.

Er  ließ wieder sein raues Lachen erklingen.

„Keine Ahnung. Wieso fragst Du?“

„Ich weiss es nicht. Ich dachte nach vier Wochen kann man das halt mal fragen.“ Ihr war das so unglaublich peinlich.“ Hör zu Niklas, ich muss hier fertig werden, kann ich dich zurückrufen?

„Klar“, sagte er. „Machs gut und grüß die Mäuse“.

Er hatte aufgehängt, noch bevor sie etwas antworten konnte. Als sie den Hörer auflegte, stellte sie fest, dass sie gar keine Nummer von ihm hatte. Sie fluchte vor sich hin. Gleichzeitig vielen ihr die Fotos aus dem Schoß in den bereits sortierten Haufen.  Sie bückte sich auf den Boden. Das Telefon klingelte schon wieder. Sie hob ihren Kopf, stieß ihn kräftig gegen die untere Tischplatte und sofort schossen ihr vor Schmerz die Tränen in die Augen. Sie rieb sich die schmerzende Stelle und nahm den Hörer schnell ab „Hallo? „ fragte sie

„Ich liebe Dich“ hörte sie Niklas stimme, dann kam der Piepton und ihr blieb auch noch die Luft weg.

Der Auftrag

„Wir sind dabei eine ganze neue Serie mit aufzunehmen“, sprach Rudolf, er war ihr Fotoagent aus der Botanikzeitung für die sie im Auftrag fotografierte. „Es soll eine Serie werden von Pflanzen in Frankreich und England. Wir wollen für den nächsten Sommer rechtzeitig die jeweilige Pflanzenwelt darstellen, wo unsere Gäste am meisten hin fahren.

„Woher wisst ihr wo eure Kunden am meisten hinfahren?“ fragte sie erstaunt

„Wir haben eine Kundenbefragung durchgeführt. Diese vier Ziele sind uns genannt worden.“ Er stoppte kurz, während er aufstand und noch einmal auf die vier Orte auf der Landkarte zeigte. Dann drehte er sich um und sah sich die neuen Fotos genauer an der großen Pinwand an.

"Die Fotos sind wunderschön geworden, Leah. Du hast wirklich ein talentiertes Händchen.“ Nach einer kurzen Weile drehte er sich wieder zu ihr, lehnte sich mit dem Po auf die Kante des Sideboards und schaute sie abwartend an. „ Also, was ist, fährst Du?“

Sie blickte erstaunt zu ihm auf und erschrak fast ein wenig. „ Was? Wo soll ich hin?“

„Du sollst die Tour machen Leah.“ Du hast zwei Monate Zeit um durch alle Länder zu fahren und an den wichtigsten Stellen die Fauna und Flora zu Fotografieren. Die Route ist schon festgelegt. Du wirst an jedem Zielflughafen abgeholt und von einem erfahrenen Botaniker regional eingewiesen und begleitet:“

Sie starrte ihn verwirrt an. „Ich kann nicht Rudolf, das ist ganz unmöglich. Ich habe noch so viele Fototermine. Die ganzen Kleingärtner rufen mich jetzt schon an wegen der außergewöhnlichen Züchtungen und neuen Bepflanzungen. Ihr wolltet diese Fotos alle haben. Das dauert noch mindestens 4 Wochen bis ich die alle rum habe und dann kommt die Herbstsaison schon langsam. Allein für die Septemberausgabe habe ich schon 4 Bildfolgen zu machen.“ Sie schüttelte ihren Kopf um den Worten mehr Nachdruck zu geben. Sie wollte auf keinen Fall fahren. Alles war sowieso schon so neu für sie, da wollte sie nicht auch noch auf eine acht wöchige Tour.

Er war ein wenig erstaunt über die Art von Leah, früher hätte sie sofort eingewilligt da war er sich sicher.“ Was ist los Leah, hat sich etwas verändert bei Dir?“ fragte er während er auf sie zuging und sich in dem kleinen Sessel ihr gegenüber niederließ.

„Rudolf, ich habe mich von Frank getrennt. Ich bin momentan viel damit beschäftigt irgendwie mein Leben auf die Reihe zu bringen.“  Antwortete sie schärfer als sie es wollte. „ Und du musst mir versprechen, das du´sollte Frank hier auftauchen ihm keinerlei Informationen über mich gibst.“

„Hör zu Leah, du kannst dich voll auf mich verlassen, aber Deine Aufträge, die du hast, kann ich Candida geben, der andere Auftrag ist größer und muss von wirklicher Professionalität geprägt sein. Ich habe große Hoffungen gehabt, dass du einwilligst. Komm schon lass es Dir wenigstens durch den Kopf gehen und ruf mich Montag an. Besprich alles in Ruhe mit ..,“ er stockte, da er gerade Frank sagen wollte, „nun mit wem auch immer und ruf mich dann an.“ Er lächelte ihr aufmunternd zu und sie erhob sich, nahm ihre Tasche und wollte schon losgehen, als ihr die aktuellen Fotos einfielen.

„Was ist denn nun mit den Fotos?“ Fragte sie.

„Ich nehme sie alle, sie sind großartig. Den Scheck bekommst du Montag, wenn du nach dem du mir telefonisch zugesagt hast, vorbei kommst um den Rest für die Tour abzuholen.“ Er lachte verschmitzt und sie grummelte leise vor sich hin als sie die Tür hinter sich zu zog.

Sie trat auf den Flur hinaus, der mit vielen Fotos an den Wänden geschmückt war. Nicht wenige waren von ihr und einige davon hatten begehrliche Fotopreise erhalten.

Sie arbeitete nun schon so lange für Rudolf, dass sie kurz überlegen musste wie lange. Er war damals sogar schon auf ihrer Hochzeit mit Frank. Sie musste lachen als sie an das Geschenk von ihm zurückdachte. Es war eine alte Lochkamera. Genau die, die sie bei ihrem ersten Mittagessen mit Rudolf in einem Kameraladen entdeckt hatte und so was von versunken auf sie starrte, das sie ganz vergessen hatte, das sie zu einem Essen eingeladen war, wo über ihre Einstellung in die Fotoagentur gesprochen werden sollte. Rudolf, hatte sie gekauft und ihr zur Hochzeit geschenkt. Die Kamera war einer dieser Schätze die sie schon kurze Zeit nach der Hochzeit in Sicherheit brachte. Frank hatte ihren Spleen mit dem Fotografieren nie gemocht. Er wollte sogar, dass sie aufhörte zu arbeiten, schließlich verdiente er ja genug. Aber das war einer jener Punkte wo sie nie nachgegeben hatte und noch im Nachhinein sehr dankbar dafür war. Mittlerweile war sie eine renomierte Botanikfotografin die sogar schon Angebote von einer noch größeren Zeitung erhalten hatte. Aber sie lehnte ab. Die Arbeitsbedingungen waren für sie optimal sie dürfte viel experimentieren und wurde selbst zu den Klausurtagung wo es um die Jahresausgaben ging hinzu kommen.

Sie schlenderte an den Bildern vorbei und ging zum Fahrstuhl. Es war ein Paternoster. Währen sie einen leeren abwärts fahrenden abwartete, schaute sie auf die emporkommenden und konnte gerade noch im letzten Moment zur Seite gehen und sich hinter einem großen Mann mit jeder Menge Akten auf dem Arm verstecken. Sie hatte gerade Frank entdeckt. Er stieg aus, schaute kurz zur Orientierung nach links und nach rechts und ging dann den Gang entlang den sie gerade vorbei gekommen war.

Sie lugte vorsichtig um den Aktenberg herum und versuchte auf der einen Seite in Deckung zu bleiben, aber trotzdem herauszufinden wo er hin ging.

„Brauchen sie Hilfe?“ fragte der große Mann und schaute gnädig zu ihr hinab. Er war wirklich sehr groß und sie musste ihren Kopf richtig anwinkeln bis sie in seine Augen schauen konnte.

„Ich? Nein, wieso? Wieder lugte sie während sie die Antwort gab um die Aktenberge herum und beschloss dann in die Offensive zu gehen. „Wollten sie auch gerade in den Fahrstuhl steigen? Sie zeigte auf den der gerade kam und wo man anhand der fehlenden Füße mitbekam, dass dieser leer war.

„Nun, eigentlich schon, aber vorher müssten sie bitte unbedingt die Schuhe von meinem Aktenband nehmen“ er schaute nach unten und sie sah im selben Augenblick, das sie mit ihrem Fuß auf einem der blauen Bänder stand, die normalerweise um die Akten gebunden waren. Hier hatte sich offensichtlich eines gelöst, war jedoch mit den anderen noch unhaltbar verknotete, das er, wenn er losgegangen wäre garantiert fast alle Akten verloren hätte. „Oh je“ sie schob ihn in den freien Paternoster, versteckte sich immer noch und war froh das sie das geschafft hatte.

Er schaute sie nachdenklich an. „Sie sollten das klären!“

„Da gibt es nichts mehr zu klären“, sagte sie, während sie das Band kurz um ihre Faust aufwickelte und ihm das Knäuel unter das Kinn schob, unter dem die letzte Akte hervorlugte. Er klemmte es automatisch ein und war ein wenig überrascht.

 Sie klopfte ihm aufmunternd die Schulter und machte sich im Erdgeschoß aus dem Staub.

Das konnte doch einfach nicht war sein. Sie saß auf der Terrasse, schaute über die Dächer dem Sonnenuntergang zu und trank Wein. Ihre Füße lagen auf dem kleinen Tisch. Das verschaffte ihr die Möglichkeit immer wieder Schwung zu holen für ihren Schaukelstuhl. Langsam wurde es kühl und sie merkte wie die Kälte anfing in ihr Platz zu finden.

Peter  und Paul mussten jeden Augenblick kommen. Sie hatte noch keine Möglichkeit ihnen davon zu erzählen. Langsam wurde es ihr unheimlich. Erst tauchte Frank in dem Lokal auf, wo sie ihn nie vermutet hätte, dann in der U-Bahn und schließlich in dem Paternoster, der Firma für die sie arbeitete. „Er sucht nach mir“ senierte sie leise vor sich hin während sie den Wein in dem Weinglas im Kreis schwenkte und dabei beobachtete sie das Feuer der Kerze auf dem Tisch das sich versuchte eine Bahn durch das dunkle Rot zu bahnen. „Aber warum?“ Sie hatte eigentlich alles für den Notfall vorbereitet. Der Anruf bei dem Anwalt hatte die Lawine losgelöst. Er hatte Frank offiziell davon in Kenntnis gesetzt, das sie an einer Fortführung der Ehe nicht interessiert war, auf alle Ansprüche verzichtete und dafür im Gegenzug verlangte das er sie in Ruhe ließ, das hieß auch weder aktiv nach ihr suchte, noch sie ansprach, falls sie sich sahen. Sie wollte Frank ein für alle mal aus ihrem Leben tilgen. Sie hatte keinerlei Interesse daran, ihn und die  Zeit ihres Lebens, die sie mit ihm verbracht hatte in irgendeiner Form wieder aufzurollen.

Sie hörte wie die Tür ins Schloss viel und schaute ein wenig nach vorne gebeugt um die Ecke durch die Balkontür. Peter und Paul waren vom Einkaufen zurück. Sie freute sich auf ein nettes gemeinsames Essen. Sie liebte es mit vielen Menschen gemeinsam zu essen, zu lachen und sich langsam aber sich einen anzusaufen um dann anschließen ohne weitere Gedanken über Dinge die man vielleicht nicht hätte sagen oder erzählen sollen nachzudenken.

Sie stand auf und ging zu den beiden.

„Hallo Engelchen“, begrüßte Peter sie liebevoll und gab ihr einen dicken Kuss auf die Wange. „Wie war Dein Tag?“ er hielt kurz inne um sie prüfend anzusehen, und schon machte er sich daran die wie immer bestimmt klug ausgeklügelten Kochvariation auszuprobieren, die  er wiederum für ein Kochmagazin zusammenstellte.

Sie setzte sich auf die Kante des Bistrotisches, stellte ihr Glas auf den Tisch ab und half Paul während dessen sie kurz von ihrem Gespräch mit Rudolf und dem unvorhergesehenen Ereignissen in der Firma erzählte. Peter hatte schon längst geahnt, dass so etwas kommen könnte.

„Na dann ist doch unser geplanter Ausflug am kommenden Wochenende zeitlich genau richtig gekommen oder?“ Er schaute sie dabei kurz von der Seite an während er in Bruchteilen weniger Sekunden eine Zwiebel so klein hackte, dass jeder Sternekoch neidisch geworden wäre.

„Klar.“ Sie überlegte kurz legte das Messer aus der Hand und drehte sich zu ihm.

„ Wo fahren wir eigentlich hin?“

„ Och, wir hatten eigentlich vor mit dir zu diesen tollen Konzerten nach Rheinsberg zu fahren, in die Open Air Opern am Schloß. Es wird ein Sommernachtstraum gespielt. In der Nähe hat Robert ein kleines Haus und hat uns eingeladen bei ihm zu übernachten.“

„Robert? Ich kann mich nicht na Robert erinnern, wer ist das?“

„Ach Engelchen, du weißt doch unser Trauzeuge. Der mit dem du am Ende der Hochzeit hoffnungslos betrunken in der Ecke rumgeknutscht hast.“

„Ach her je, der.“ Sie erinnerte sich und wurde sofort knall rot im Gesicht.

„Leah, hoffnungslos besoffen und rumknutschend?“ Paul betrat das Zimmer, frisch geduscht und mit offenem Hemd, stand er im Türrahmen und lachte sie an. „Das muss die Geschichte mit Robert sein“. Er lachte so herzhaft das sie noch röter wurde.

„Ach Paul, lach mich nicht aus, ich konnte doch nicht ahnen, worauf ich mich da einließ, du hättest mich ja auch mal vorwarnen können.“ Robert war ebenfalls Schwul konnte sich aber auch für Frauen begeistern. Da Leah und er die beiden Trauzeugen waren und sehr viel für die Party vorbereitet hatten, waren sie sich näher gekommen. Kurze Zeit war Leah ganz vernarrt in ihn. Sie hatte aber nie mitbekommen, dass er eigentlich mehr auf Männer stand. Und so waren einige Gäste, vor allem männlicher Natur sehr verwundert, als sie am frühen Morgen die beiden zusammen sahen. Irgendwann kam dann jedoch auf dem Klo eine Nora an, eine Freundin von Peter und sprach sie kurz darauf an. Zu erst begriff sie gar nicht, da sie wirklich sehr angetrunken war. Doch irgendwann dämmerte es dann doch und sie wusste kaum wie sie sich verhalten sollte.

Aber das war auch alles schon über 10 Jahre her und in der Zwischenzeit ist so viel geschehen, das ihr so viele Erinnerung genommen hatte. Sie versank kurz in den Moment und die drauf folgenden zu kompensieren.

„Leah, denk daran, dass du Donnerstagabend schon alles fertig packst, damit wir Freitag ganz früh los können.“ Sie schrak aus ihren Erinnerungen auf und musste sich erst einmal in das Gespräch wieder einfinden.

„ Mach ich, wann fahren wir denn los?“

„So gegen 7.00 h, wollen wir im Auto sitzen. Denk daran Deine Kamera mitzunehmen. Sonntag Früh fahren wir noch ein wenig in der Ruppiner Heide rum, da kannst Du schöne Fotos machen.“ Die Karotte war inzwischen klein geschnitten und flog gekonnt in die Pfanne. Die Luft in der Küche trug den Geruch von frischen Kräutern und leckeren Gewürzen.

Der Abend wurde spät. Die Kerzen waren schon fast heruntergebrannt als sie mehr als gesättigt, gewärmt von schweren roten Wein und wunderbaren Gesprächen ins Bett stiegen.

Morgen früh musste sie Rudolf anrufen und bescheid sagen, ob sie den Job annehmen würde und sie hatte sich dafür entschieden. Sie hatte lange mit Peter und Paul darüber gesprochen. Alle Argumente wurden in die Waagschale geschmissen und das Dafür hatte gesiegt. Noch während sie fast schon aus Trotz dagegen hielt, fing sie sich eigentlich schon an, darüber zu freuen, denn sie liebte es zu reisen und sie wusste, das dieser Job mehr als nur ein gut Bezahlter sein würde. Er versprach viele neue Erfahrungen und Herausforderungen an ihr Können.

Als sie sich in ihr Bett legte und die auf dem Messingständer leuchtende Kerze und ihr Flackern im leichten Luftstrom betrachtete, musste sie an Niklas denken. Sie kannte ihn erst so kurz und war trotzdem völlig verwirrt. Sie vermisste ihn. Sie überlegte kurz was es war und stellte fest, dass es der Augenblick war, als sie sich nach dem Sex liebevoll aneinander kuschelten und sich und ihre Gemeinsamkeit einfach nur genossen. Es glich schon fast an Seelenverwandtschaft. Niklas hatte sie in den Schlaf gestreichelt, in einer Art, wie sie es sich immer gewünscht hatte. Und sie hatte so sehr das Gefühl, das auch er es genoss, das es eben nicht nur ein One Night stand für ihn war.

Noch während sie das in Erinnerung streifte schrak sie kurz auf. Sie war während ihrer Gedanken eingeschlafen. Nun weckte sie unsanft das Telefon. Aber es war nicht das ihre, sondern das im Flur.  Sie schlüpfte schnell in ihre Schlappen und schlürfte in den Flur. Doch Peter war schneller. Er stand nackt vor ihr während er den Hörer in die Hand nahm.

„Kunze?“ fragte er betont verschlafen.

Sie versuchte zu hören was los war, doch konnte nichts verstehen. Peter schaute sie die ganze Zeit an während er mit einem ihr unbekannten sprach: “Eine Frau namens Leah.... kenne ich nicht.“ Das tut mir leid, aber ich glaube sie sind falsch verbunden.“

Wieder schien ein längerer Redeschwall auf ihn niederzuprasseln.

„Nein, es tut mir leid, ich verstehe nicht wovon sie reden denn ich kenne die Dame nicht, aber wenn sie ihr etwas wichtiges mitzuteilen haben, dann setzen sie es in die Zeitung, hängen sie Flugblätter auf oder setzen sie einen Detektiv auf die Dame an. Aber bitte, es ist 2.00 h Nachts und ich und mein Partner müssen morgen früh raus, also lassen sie uns nun bitte in Ruhe. Auf Wiederhören.“

Er hängte den Hörer auf. Und zog sich den Bademantel über den Paul ihn inzwischen aus dem Schlafzimmer mitgebracht hatte und während des Telefonats über seine Schultern gehangen hatte.

Sie stand wie angewurzelt da. „War das Frank?“ Sie wunderte sich selber das ihr das Sprechen so schwer viel.

Paul stand inzwischen neben ihr und hatte den Arm um sie gelegt.

Peter war auf dem Weg in die Küche und begann einen Kaffee zu kochen. „ Ja, das war Frank und er weiß, das die Wohnung Dir gehört. Er fragte mich, ob ich denn nicht wüsste, wer unsere Vermieterin sei. Meine Antwort hast Du gehört. „Er war fertig mit der Maschine, drückten den roten ON Knopf und dreht sich zu ihr. „Leah , du musst mit ihm sprechen, das geht so nicht. Du kannst Dich nicht vor ihm verstecken.“

„ Vergiss es.“ Sagte sie hasserfüllt. Warum konnte Frank sie nicht einfach in Ruhe lassen? „Ich habe kein Interesse daran mich mit ihm auseinanderzusetzen.“ Sie begann den Tisch zu decken, als sei es am frühen Morgen und Frühstückzeit. Paul, stand auf einmal neben ihr und hinderte sie daran weiter die Marmeladenvielfalt des Kühlschrankes zu veröffentlichen. „Engelchen. Sei vernünftig. Es geht nicht um uns. Wir bauen für Dich eine Burgmauer um diese Wohnung wenn es sein muss. Aber es kann doch nicht sein, das du dich nicht mal mehr traust in den öffentlichen Bussen zu fahren, aus Angst du könntest ihn treffen. Was hast Du vor? Wirst du nun auch hier immer bleiben und dir via Bestellservice auch Deine Fotoobjekte liefern lassen?“ Er wusste, das er zu weit gegangen war, aber er war so wütend, das gerade nach dem gestrigen Abend, an dem sie endlich mal locker und offen war nun dieser Anruf kam. Sie hatte ihnen das mit Niklas erzählt, sie wussten, dass sie anfing los zu lassen und sich endlich frei fühlte. Musste Frank das nun alles zerstören?

Sie schaute ihn an. Starr war ihr Blick und sie wusste, dass sie nur einmal blinzen musste und die Tränen würden sich nicht mehr halten lassen können.

„ Du hast Recht.“ Ich muss mit ihm in Verbindung treten, aber das werde ich nicht tun, sondern ich werde morgen mit meinem Anwalt reden. Er wird wissen was zu tun ist. Am Freitag fahren wir weg und ab übernächste Woche bin ich eh für eine Weile unterwegs. Ich werde sehen, was sich machen lässt und nun lasst uns schlafen gehen. Sie drehte sich um und verließ den Raum.

Paul und Peter schauten sich lange an. Schließlich nahm Peter Paul in die Arme und tröstete ihn. Er wusste wie sehr er es verabscheute so aus der Haut zu fahren und Leah bedeutete ihnen beiden wirklich sehr viel. Sie war der dritte Teil ihrer Beziehung, Sie war es, die Paul gepflegt hatte während er schwerkrank und von seiner Familie verstoßen in Berlin ankam und sich das Leben nehmen wollte. Sie hatte ihn sofort in diese Wohnung gebracht, in der nur das eine Zimmer, das sie immer noch nutzte, wirklich ausgestattet war. Sie besuchte ihn im Krankenhaus, baute ihn auf und schaffte es ihn aus dieser schweren Depression herauszuholen, wie es so vielen Homosexuellen jungen Menschen erging, die ihre Familie liebten, aber keine Hoffnungen hatten das diese Liebe erwidert würde, sobald man sich geoutet hatte. Noch schlimmer, je ländlicher man wohnte. Er selbst hatte das Glück, das seine alleinerziehende Mutter wesentlich mehr Verständnis aufgebracht hatte und er immer noch einen so guten Kontakt zu ihr hatte, das sie Paul als festen Bestandteil seines Lebens akzeptierte.

Er führte Paul in das Schlafzimmer, kehrte  in die Küche zurück um alles auszuschalten. „Wenn das mal alles so  gut geht, wie sie sich das ausdenkt.“ Dachte er laut vor sich hin. Er machte sich große Sorgen um Leah . Schließlich löschte er das Licht, kehrte in das Schlafzimmer zurück und kuschelte sich zu seinem Freund. Das Licht war aus und er rutschte nah an ihn heran. Nur der Duft war seltsam. Er tastete genauer, drehte sich kurz zur Seite um die Nachttischlampe anzuknipsen. Paul lag schon nicht mehr alleine dar, denn inzwischen war Leah  schon dazu gekrochen und nun musste er schon wieder lächeln. „Achherjeminee, da ist ja unser Baby. Na das wird wohl wieder so enden, da ich ins Kinderzimmer umziehe, damit ihr euch im Schlaf wälzen könnt.“

Aber die beiden lagen eng umschlungen da und schliefen schon.

Unerwartetes

Sie wurde von einem leisen Klirren und poltern wach. Jemand schien in der Küche hin und her zu räumen. Der Duft von frisch gebackenem Baguette kroch unter der Türritze durch in ihre Nase und ehe sie sich versah, hatte sie sich wieder übergeben.

Was war nur mit ihr los? Sie hockte auf dem Boden und versuchte den Schaden mit ihren Handtüchern zu beseitigen als es an der Tür klopfte und Niklas sie leicht öffnete und seinen Kopf kurz hereinstreckte:“ Das Frühstück ist fertig, möchtest du mit uns …?“ Sie versuchte das Schlamassel kurz zu verdecken, aber Niklas bemerkte was los war und kam schließlich ganz rein. „Leah, was ist los? Macht Dein Magen Dir immer noch sorgen?“

„Ja, ein wenig, aber eigentlich ist es schon wieder o.K.. Ich denke ich sollte ihn mal einen Tag ruhen lassen, dann ist morgen alles wieder in Ordnung. Ihr mästet mich einfach mit zuviel unbekannten neuen  Leckerbissen, das ist alles.“ Sie lachte ihn kurz an und stand auf.

„Hmm,“ raunte er kurz:“ Nun gut, dann fangen wir schon mal an, kommst du dann runter? Ich mache Dir einen Magentee.“ Er nahm ihr die Handtücher ab und brachte sie raus.

Sie schlich in das Bad, duschte sich und zog sich um. Als sie in ihr Zimmer zurück kam, war das Bett aufgeschüttelt, der Boden gewischt und der üble Geruch war wie weggefegt. Niklas war wirklich sehr umsichtig. Das Bett war perfekt aufgeschüttelt und sie merkte wieder einmal, dass er aus der Hotelschule kam.

Sie ging die Treppen hinunter und setzte sich zu den beiden: “Guten Morgen Penelope.“ Begrüßte sie Niklas Tochter. „Hast du gut geschlafen?“ Sie griff dankbar nach der Teetasse die Niklas ihr hinhielt und pustete den aufsteigenden Dampf immer wieder weg.

„Oh ja, aber einmal bin ich wach geworden, weil die Zwergen Tochter an meine Scheibe geklopft hat. Ich bin aufgestanden um ihr zu öffnen und da lag wieder ein bunt bemalter Stein auf meinem Fensterbrett.“

„ Nein!, zeig her.“ Sie war wirklich sehr erstaunt obwohl sie eh im Verdacht hatte, dass Penelope eine blühende Fantasie hatte.

„Wartet ich hole ihn von oben.“ Sie sprang auf und flitzte nach oben.

„Es ist schön, dass du mitspielst.“ Niklas sah sie kurz an.

Sie konnte das nicht ertragen und legte kurz ihre Hand über den Tisch ausgestreckt zu ihm. Er griff sofort danach und lächelte ihr kurz zu:“ Tut mir leid.“ Sagte er nur kurz und sah wie sie nickte.

Penelope war im Nullkommanichts wieder da und zeigte Leah den Stein. Er war mit unterschiedlichen Blautönen angemalt. Er war wunderschön. Mitten drin sah man ein kleines Boot in den Wellen und darüber ein Regenbogen dessen Ende auf der Rückseite verschwand.

„ Das ist das Gold am Ende des Regenbogens.“ Assoziierte sie sofort leise vor sich hin.

Penelope war verwirrt. Sie konnte Leah nicht verstehen und hatte auch ihre Lippen nicht lesen können, wusste aber dass sie gesprochen hatte. Also tippte sie Leah vorsichtig an und zeigte auf ihre Lippen.

„Oh entschuldige bitte Penelope. Ich glaube damit ist das Gold am Ende des Regenbogens gemeint. Kennst du die Geschichte?“

Penelope schüttelte den Kopf, setzte sich neben Leah und zeigte wieder auf ihre Lippen. Ihr Zeichen das sie zuhörte, das wusste Leah inzwischen.

„Darf ich bevor ich anfange noch kurz ein Brötchen essen? Dann erzähle ich Dir die Geschichte. Ja?“ Penelope nickte. Niklas hob die Augenbrauen: „ Bist du sicher? Du wolltest...“

„Ja ich weiss, was ich wollte, aber ich habe einen Bärenhunger und der muss nun gestillt werden, sonst wird mir davon schlecht.“ Sie lachten kurz beide gemeinsam als sie der Doppeldeutung bewusst wurden die sie ohne Absicht genutzt hatte.

Niklas stand auf, holte ihr Geschirr und reichte ihr das frische Baguette.

Anschließend erzählte sie die Geschichte

 

Sie hatten Penelope zum Flughafen gebracht und Leah hatte sich so gedrückt gefühlt, wie schon lange nicht mehr. Penelope hatte sie bis sie in zur Flugbegleiterin gegangen war, die ganze Zeit an der Hand gehalten.

Sie selbst hatte sich entschieden noch ein paar Tage zu bleiben. Sie konnte genauso gut auch hier anfangen zu arbeiten. Sie rief Rudolf an und nahm den Auftrag nun endgültig an. Er freute sich und versprach ihr die restlichen Materialien und Unterlagen zu schicken.

Auf der Rückfahrt kamen sie an einem kleinen Sommerhäuschen vorbei, dass Niklas ihr zeigen wollte.

„Hier malst du also?“ sie betrat erstaunt das kleine Holzhäuschen. Er trat hinter ihr ein. Es roch streng nach Farben und Öl. Ihr wurde schon wieder schlecht. Sie versuchte es zu unterdrücken. Sie wollte das auf jeden Fall verhindern.

Sie ging zurück zur Tür und stellte sich in den Rahmen um die frische Luft von draußen einzuatmen. Er begann das große Tuch von der ganz vorne stehenden Leinwand zu ziehen. Ein wunderschönes Bild kam zum Vorschein. Aber leider auch der Windzug, der mit dem wegziehen des Tuches entstanden war. Sie schaffte sich gerade noch kurz vom Haus wegzudrehen. Ihr Magen verkrampfte sich. Sie hielt ihre Hände an den Magen gepresst in der Hoffnung die Krämpfe so wegzudrücken. Niklas stand hinter ihr und hielt sie fest bis sie fertig war. Dann reichte er ihr ein Taschentuch und drehte sie zu sich um. Er schaute sie lange beruhigend an und nahm sie in die Arme. Sie weinte, weil sie sich so schlecht fühlte. „Ich hätte doch nichts essen sollen heute morgen, es tut mir leid.“ Sie kuschelte sich an ihn auch in der Hoffnung, dass er nicht bemerkte wie unendlich peinlich ihr das war.

Er führte sie zu dem großen hohen aber auch flachen Stein, der vor der Hütte stand und drückte sie vorsichtig darauf um sie zum sitzen zu bringen. Ihr war ein wenig mulmig zu mute. Die Knie waren nicht besonders stabil und die Beine fühlten sich wie Gummi an. Er kniete vor ihr um eine Augenhöhe zu haben. „Leah?.“ Er hob wieder ihren Kopf mit der Hand nach oben, damit sie ihn ansah:“ Leah, bist du schwanger?“

Sie sprang auf, hatte aber nicht damit gerechnet, dass ihre Beine wieder nachgeben würden. Er fing sie auf und drückte sie wieder auf den Stein zurück. „Wie kommst du darauf? Ich kann keine Kinder bekommen, das habe ich Dir schon einmal gesagt.“ sagte sie leicht beunruhigend während ihr Gehirn versuchte ein Datum wiederzufinden.

„Vielleicht konnte aber auch einfach Frank keine Kinder zeugen, aber du kannst sie empfangen?“ Er blieb sehr ruhig und das verwirrte sie.

„Nein, das ist ganz ausgeschlossen. Dann hätte ich...“ Sie stockte und versuchte sich zu erinnern, wann sie das letzte Mal ihre Regel hatte. Und als hätte er ihre Gedanken gelesen fragte er sie genau das. Sie konnte sich nicht erinnern, eigentlich müsste sie sie schon längst bekommen haben.

„Ich muss in meinen Kalender schauen, da steht es drin.“ Sie schaute triumphierend, aber der Versuch abzulenken misslang ihr. Die Realität hatte sie eingeholt und sie gestand: „Vor ungefähr 8 Wochen. Ich habe es nicht gemerkt, bin zuviel mit mir selbst beschäftigt gewesen.“ Sie schaute ihn nicht an, sprach zum Boden als hätte sie dort eine Beichte abzulegen.

„Leah, ich bringe Dich jetzt zum Arzt und du lässt Dich gründlich untersuchen, ob es das ist oder etwas anderes, obwohl ich es ehrlich gesagt nicht glaube. Ich kenne die Anzeichen.“ Den letzten Teil hatte er mit einem tiefen Seufzer gesprochen, der sie sofort aufhorchen ließ. Sie erinnerte sich an den Satz den er in ihrer ersten Nacht gesagt hatte: „Wir beide wollen doch nicht ...“.

Er führte sie zum Auto. Sie war wie in Trance. Die Tränen die sie in sich fühlte wollten jedoch nicht aus ihren Augen rollen. Sie war wieder in ihrem Panzer gefangen. Ein Käfer der auf seinem Rücken lag und hin und her schwang aber sich alleine nicht drehen konnte. Niklas ging um den Wagen herum, nachdem sie eingestiegen war, stieg ein und fuhr los.

 Sie saß der Ärztin gegenüber die ihr das Ergebnis mitteilte: Sie haben richtig vermutet. Sie sind schwanger. Ist es ihre erste Schwangerschaft?“

„Nein, ich war schon einmal schwanger als ich 17 war. Ich habe das Kind abtreiben lassen weil mein Mann es nicht wollte. Es gab damals Komplikationen und wir dachten die ganze Zeit das ich keine Kinder mehr bekommen kann.“ Sie sprach wie zu sich selber, flüsterte es fast.

„Nun, das Ergebnis ist eindeutig und sie sind schwanger. Möchten sie das Kind behalten?“

Leah fuhr erschrocken mit dem Kopf nach oben. Was für eine Frage, damit hatte sie nicht gerechnet. Was würde Niklas sagen. Er wollte auf keinen Fall mehr ein Kind. Wie Frank damals. Sie schwieg und schüttelte automatisch den Kopf.

„Ich weiss es nicht. Ich muss nach Hause und darüber nachdenken.“ Sie erhob sich automatisch.

„Haben sie einen behandelnden Arzt in Deutschland?“ die Ärztin erhob sich ebenfalls hatte jedoch einen Umschlag in der Hand.

„Ja, ich habe einen Frauenarzt.“

„Der Umschlag ist für ihn. Bitte geben sie ihn ihm.“ Sie reichte ihr den Umschlag hielt ihn aber mit ihr noch einen Moment zusammen fest und Leah blickte ihr in die Augen. “Wenn sie weiter hin beschwerden haben mit Übelkeit, ist das normal in den ersten drei Monaten. Sehen sie zu, das sie gute Sachen essen und trinken sie keinen Alkohol und rauchen sie nicht.“ Sie stoppte kurz und ließ den Brief los „und lassen sie sich nicht mehr zuviel Zeit mit ihrer Entscheidung. Viel Glück.“ Sie schüttelte Leah die Hand und hielt ihr die Tür auf.

Niklas wartete im Warteraum. Sie nutzte die Gelegenheit, dass er noch nicht wusste, dass sie fertig ist und ging in das Badezimmer. Sie lehnte sich an die Fliesenwand und überlegte fieberhaft. Was sollte sie Niklas sagen? Sie war schuld an dieser Situation und sie wollte ihn auf keinen Fall enttäuschen. Sie überlegte Fieberhaft hin und her und schließlich entschloss sie sich den Weg zu nehmen, von dem sie gleichzeitig wusste, das er sie von ihm trennen würde und die Erkenntnis schmerzte sie sehr. Sie spülte, obwohl sie die Toilette gar nicht genutzt hatte, wusch sich die Hände und verließ das Bad. Als sie den Warteraum betrat stand er sofort auf und schaute sie erwartungsvoll an.

„Alles in Ordnung, sagte sie grinsend, ist nur eine kleine Magenverstimmung. Ich habe einfach zu schlecht die letzte Zeit gegessen und soll einfach ein wenig gesünder essen. Sie zog die leichte Sommerjacke über, die er ihr hinhielt. „Was meinst du, wollen wir nun lecker essen gehen?“ Sie hatte einen Bärenhunger.

Er war ihr hinaus in den Flur gefolgt, hielt sie nun am Jackenärmel fest drehte sie zu sich um und nahm sie fest in die Arme. Während er sein Gesicht in ihrem Haar vergrub lachte sie auf und streichelte über seinen Rücken: “Na haste ´nen Schreck gekriegt?“

„Das kann man wohl sagen.“ Er ließ sie los streichelte aber ihre Wange. 

„Ich hatte eine Angst wie ein 16jähriger der in der Situation steckt.“ Er lachte und wirkte befreit.

„Ich habe Dir doch gesagt, dass du keine Angst zu haben brauchst.“ Sie zog ihn mit sich raus und wollte auf jeden Fall vor ihm dabei laufen, damit er ihr Gesicht nicht sehen konnte. Sie hätte am liebsten aufgeschrien. Wie leicht Männer doch zu täuschen waren. Immer wieder viel ihr das auf. Sie wusste nicht woran das lag, aber es kotzte sie an, dass sie so leicht aufgaben und es tat ihr weh, weil sie immer dachte, dass Gefühle die so stark sind wie in diesem Moment doch nicht einfach unbeobachtet bleiben könnten.

Sie war vor fast 20 Jahren in genau der selben Situation gewesen. Hatte damals auch gelogen und Frank hatte es ähnlich formuliert wie Niklas eben gerade getan hätte. Nein, wenn sie ehrlich war hatte er es drastischer gemacht. Sie hatte ihm nämlich gesagt das sie schwanger ist und er hat gesagt: “Lass es weg machen, ich will es nicht.“ Darauf hatte sie wie im Theater sofort die Rolle gewechselt und ihn angelogen. Sie hatte gesagt:

“Ist ja schon gut, war nur ein Spaß.“ Zwei Wochen später ist sie zur Bank gegangen und hatte ihr gesamtes Erspartes genommen um eine Abtreibung vornehmen zu lassen. Ihre Freundin Sabine hatte ihr damals geholfen. Sie musste es schwören, Frank niemals die Wahrheit zu sagen. Doch es ging etwas schief. Sie wäre zuhause fast verblutet und ihr Bruder hatte es gerade noch rechtzeitig entdeckt und sie ins Krankenhaus gebracht. Nun wusste es ihre Mutter doch, aber sie hatte eh so reagiert wie sie es sich gedacht hatte. Sie sagte einfach gar nichts. Ihr Bruder hatte Frank angerufen und ihm erzählt, dass sie spontan mit ihrem Vater zu einer Beerdigung fahren musste und sich in zwei Wochen wieder melden würde. Dann hatte er ihr einen furchtbaren Einlauf verpasst. Er liebte sie sehr, sie war von Anfang an seine liebste Schwester und er war der Einzige der ihr das sagen dürfte was er ihr sagte. Aber es hatte keinen Sinn. Als es ihr wieder besser ging, führte ihr Weg wieder zu Frank und so wie es in dieser Situation war, gab es hunderte andere, wo sie die Meinung änderte, die Situationen verbog und sowohl ihm als auch ihr eine Wahrheit vorlog, die die Beziehung aufrecht hielt. Bis vor kurzem.

„Hast Du Dir schon etwas ausgesucht Leah?“ Er streichelte ihren Arm der die Karte des Restaurants hielt. Sie schreckte kurz auf: “Ich nehme bitte das Omelette mit Salat und ein Wasser.“

„Willst du keinen Wein mit mir trinken?“ er schaute sie fragend an.

„Nein, ich soll alles Saure momentan ausschließen, damit sich meine Magenwände beruhigen. “Wie einfach es war dachte sie wieder.

„Wie sie wollen Madame.“ Die Kellnerin zog ab und sie waren allein. Sie saßen direkt am Wasser, der Hafen zeige die vielen bunten Boote und ihre Gedanken waren schon wieder bei ihrer Schwangerschaft.

„Leah, was beschäftigt dich? Er beugte sich ein wenig mit dem Kopf um ihr in das Bild zu rutschen und damit ihre Aufmerksamkeit zu bekommen.

„Ich habe gerade überlegt, wie gerne ich jetzt ein Foto vom Hafen machen würde. Sie griff zu ihrer Fototasche und stand auf. Würdest du kurz warten?“

„Klar.“ Er lächelte ihr hinterher

Als sie wieder kam machte sie noch einige Aufnahmen von ihm und setzte sich zu ihm. Die Kellnerin kam und brachte das Essen. Sie sah die Kamera und fragte ob sie von den beiden ein Foto machen solle. Niklas freute sich sehr und trotz aller Proteste Leahs drückte er der Kellnerin schließlich die Kamera in die Hand. Sie trat aus der kleinen Begrenzung heraus, die das Restaurant vom Bürgersteig trennte und machte ein Foto von den beiden. Niklas rutschte näher zu ihr heran und legte seinen Arm um sie.

„Ich finde es sehr schön, dass du noch geblieben bist.“ Sagte er als er zu essen begann, er sah glücklich aus.

„Ich auch. Was wollen wir die nächsten Tage noch machen?“

„Ich würde Dir gerne ein wenig mehr von dieser schönen Landschaft zeigen. Wenn du willst könnte ich meine Wanderstaffelei mitnehmen und du könntest die ersten Fotos machen?“ er trank einen schluck roten Wein und redete weiter: “Morgen früh würde ich zum Flughafen fahren und Dein Gepäck abholen. Dann könnten wir noch den Tag über im Haus bleiben und übermorgen eine kleine Rundtour machen. Ich habe Freunde in Martiges und würde sie anrufen, ob wir sie besuchen können. Was hältst du davon?

„Das klingt großartig. Aber ich  muss auf jeden Fall nächste Woche nach Berlin zurück. Ich habe vor meinem großen Auftrag meine Ausrüstung zusammen zustellen und einiges zu erledigen. Ihre eigenen Gefühle überwältigten sie. Sie musste eigentlich so schnell wie möglich nach Berlin zurück, aber sie war auch sofort Feuer und Flamme bei der Aussicht Freunde von Niklas kennenzulernen. Sie liebte spontane Entschlüsse und Aktionen. Er schaute sie zuerst nur verblüfft an, dann lachte er. „O.k.: Wenn es das ist, dann machen wir es.“

Sie aßen auf, zahlten und schlenderten noch in einigen kleinen Gassen umher tranken Café und redeten über alles mögliche.

 Es hätte so perfekt sein können. Dachte sie während der Fahrt zwischendurch und fasste immer wieder unterschiedliche Beschlüsse wie es mit ihr nun weitergehen würde.

Als sie abends am Haus ankamen, zog sie ihre Schuhe aus und rieb sich auf der Couch ihre Müden Füße. Niklas entschuldigte sich kurz und ging nach oben ins Bad. Sie lehnte sich zurück und fühlte sich auf einmal sehr einsam. Einerseits war sie froh, dass sie kurz alleine war andererseits fühlte sie in Niklas Nähe eine Ruhe und ein angekommen sein das sie vor her noch bei niemandem Gespürt hatte. Sie hatte noch eine Woche. Dann musste sie sich entschieden haben was sie wollte. Sollte sie es ihm doch erzählen?

„Leah?“ rief er von oben.

„Ja?“ sie stand auf um zur Treppe zu gehen „Was gibt es? Brauchst du etwas?“

„Ja, ich habe hier ein kleines Problem, kannst du nach oben kommen?“

Sie nahm zwei Stufen mit einmal und suchte kurz nach Anzeichen in welchem Raum er war, schließlich entdeckte sie Licht im Baderaum.

„Hier bin ich, im Bad. Komm rein.“

Sie öffnete langsam die Badezimmertür. Überall waren Kerzen aufgestellt, Die Wanne war voll mit dampfendem heißem Wasser und am Rand stand eine Flasche Sekt und zwei Gläser. Niklas stand hinter der Tür und schaute sie an. „Na? Hast du Lust mit mir ein bisschen raus zu schwimmen? Sie war ein wenig sprachlos und er deutete es falsch.“ Du kannst auch lieber alleine, wenn es Dir lieber ist, dann gehe ich danach schnell duschen?“ Er stand da wie ein begossener Pudel und sie musste lachen.

„Nein, das ist süß. Ich freu mich mit Dir zu baden.“ sie ging auf ihn zu und begann sein Hemd auszuziehen. Er freute sich und machte es ihr nach. Nach und Nach vielen die Sachen zu Boden und schließlich waren sie in eine wilde Küßerei verstrickt. Fast atemlos hielt sie plötzlich an, legte ihren Zeigefinger auf seinen Mund und führte ihn zur Wanne. Sie stiegen ein, saßen sich gegenüber und die Feuerpause wurde mit Sekt begossen.

„Niklas darf ich dich etwas fragen?“ sie schaute ihn fest an.

„Klar, alles was du willst“ Er nahm das Badeöl und begann ihre Füße damit zu massieren.

„Wärst du traurig, wenn Penelope dein einziges Kind bleiben würde?“

Er hielt kurz inne, wirkte fast ein wenig erschrocken, massierte jedoch gleich weiter. Er räusperte sich kurz und antwortete schließlich: “Nein, ich wäre nicht traurig, obwohl ich es für Penelope toll finden würde wenn sie noch eine Schwester oder einen Bruder bekommen würde. Aber das kann auch die Angelegenheit von Francoise sein.“ Er wechselte den Fuß.

Eine Weile sagten sie gar nichts. „Und was ist mit Dir? Warst du traurig, als für dich klar war, das du keine Kinder haben würdest?“

„Nein, das war nie ein großes Thema für mich.“

„Wollte Frank denn Kinder?“ Sie merkte, dass er kurz zögerte bevor er seinen Namen aussprach. Er hatte wohl ein wenig Angst, dass sie wieder so allergisch reagieren würde.

„Nein, er wollte keine Kinder haben.“

„Warum hast du mich das gefragt Leah?“ er legte ihren Fuß wieder neben sich, nahm erneut die Flasche und rieb sich neu die Hände damit ein.

Sie beobachtete ihn dabei und überlegte was sie antworten sollte: “Ich habe mich zurückversetzt gefühlt. Als meine Freundin Sabine in dieser Situation war und was sie mir erzählt hatte, wie ihr Freund reagiert hatte. Du weißt schon, der erste Sex und die Tage bleiben aus und man traut sich aber auch noch nicht 10 Mark für einen Test auszugeben.“ Sie lachte kurz auf. „Sabine hatte es damals genauso gemacht und ihren Freund gefragt ob er Kinder haben will. Natürlich kann man das nicht vergleichen, denn wir sind inzwischen Erwachsen, aber mit 17 fühlt man sich auch erwachsen und stark für die Welt. Manchmal jedenfalls. “Setzte sie leise hinzu. Sie starte auf die Schaumbläschen die sie umgaben. Niklas hatte ihr zugehört aber wieder begonnen sie zu massieren.

„ Alles hat seine Zeit.“ Sagte sie“ Sabines Zeit war es nicht und diese Zeit ist es auch nicht. Ich fühle mich das erste Mal seit Jahren frei und ich habe endlich wieder Luft zu atmen. Ich kann machen was ich will, völlig unabhängig und ohne um Erlaubnis zu bitten oder mich rückzuversichern ob es Frank passt oder nicht. “Sie schaute hoch.“ Was machst du da eigentlich?“

Er hatte sich hingekniet um mehr von ihren Körper erreichen zu können. Er begann sie zu waschen  und gestatte seinen Händen jegliche Freiheiten. Sie tat es ihm gleich. Er hatte ihren Bauch erreicht und streichelte sanft darüber.

Sein Gesicht war ihrem nun ganz nahe.“ Ich begehre Dich so sehr Leah“ sie starrte ihn an und schließlich zog sie ihn zu sich. Sie küssten sich liebevoll und romantisch und er war mit seinen Händen überall. Schließlich rutschte er an ihr hinunter. Küsste ihre Brust, dann ihren Bauch und seine Haare waren das einzige was noch an der Wasseroberfläche zu sehen war. Sie erschauerte. Sein Kopf tauschte wieder auf. Er schaute sie an und schließlich stand er auf. Sie sah seine Erregung die kaum zurückging, während er sich abtrocknete, sie aus dem Wasser zog, ebenfalls von oben bis unten abtrocknete und sie sah das er es genoss sie anzuschauen und zu beobachten wie sie reagierte während er sie streichelnd abtupfte. Schließlich nahm er sie auf seine Arme und trug sie in sein Schlafzimmer.

„ Was glaubst du?“ begann er zu fragen als sie später neben einander eingekuschelt lagen und vor sich hin dösten ohne ihre Finger ruhen zu lassen und sich gegenseitig zu Liebkosen. “könntest du dich daran gewöhnen?“

Sie stockte kurz, hatte nicht wirklich mit dieser Frage gerechnet. „Ich denke schon, aber ich brauche viel Zeit.“

„Alle Zeit der Welt.“ Hauchte er in ihr Ohr.

Als sie am nächsten Morgen aufwachte lag er noch neben ihr und schlief tief und fest. Seine Arme waren ausgebreitet. Er lag auf dem Rücken und lächelte im Schlaf. Er sah wirklich süß aus.

Sie stand leise auf, schlüpfte in seinen Bademantel und ging ins Bad.

Als sie aus der Dusche raus kam, verfolgte sie die heiße dampfende Luft. Sie konnte wieder einmal nicht widerstehen und hatte lange und heiß geduscht. Sie schaute kurz zu Niklas ins Zimmer. Er schlief immer noch, hatte sich jedoch inzwischen zur Seite gedreht und seine Beine an sich gezogen. Er erinnerte an ein Baby.

Und damit war sie schon wieder bei ihrem Thema. Sie ging in die Küche, kochte einen Tee, setzte Kaffee auf und begann leise das Frühstück vorzubereiten. Schließlich setzte sie sich auf die Couch, nahm das Telefon und wählte die Nummer von Paul Sie musste unbedingt mit ihm sprechen. Sie vermisste die beiden sehr.

„Hallo?“ frage ein garantiert sehr unausgeschlafener Paul am Ende der Leitung.

„Hallo zurück.“ Sie musste kurz grinsen.

„Oh Engelchen? Sofort schien er hell wach. Wie geht es Dir? Wie spät ist es?“ Sie hörte wie er durch die Wohnung lief während er sie fragte.

„Es geht mir gut. Ist bei euch alles in Ordnung?“

„Hat Niklas dir von dem Brief erzählt?“

„ Ja, aber ich möchte jetzt nicht über Frank reden, oder hat er euch noch mal belästigt?“

„ Nein, nein, Peter hat ihn zur Schnecke gemacht und nun scheint Ruhe zu sein.“ Sie hörte wie er drei Mal auf die Holzplatte in der Küche klopfte. Paul war ein wenig abergläubig und sie musste lächeln.

„Wie ist das Wetter bei euch?“ fragte er neugierig.

„Hmm, ich muss mal rausschauen.“ Sie stand auf und ging zum Fenster. Draußen war strahlender Sonnenschein und es schien ein wundervoller Tag zu werden.“ Sieht gut aus, schätze mal dreißig Grad mindestens. Und bei Euch?“

Damit war das Feld für Paul offen, wie immer in Kleinigkeiten verstrickt erzählte er ihr alles, auch das was sie gar nicht hören wollte. Aber sie freute sich über seine Gabe so lebendig zu erzählen. Sie konnte sich komplett darin versinken lassen und einfach nur konsumieren.

„Hörst du mir überhaupt noch zu?“ fragte er schließlich und sie wachte aus ihrem Tagtraum auf. “ Klar.“ Sie räusperte sich um ihre Stimme wiederzufinden. “Was hast du gerade gesagt? Die Leitung ist manchmal ein wenig schlecht.“

„Soso die Leitung. Hmm, was ist los Leah, du klingst anders. Ist alles in Ordnung? Ist er lieb zu Dir? Ich habe ihn angedroht das er Bekanntschaft mit dem kessen Fleischer aus der Nummer 17 macht, wenn er unhöflich zu Dir ist.“ Er spaßte rum, aber sie traute ihm durchaus zu, dass er eine so ähnlich klingende Ansage zu Niklas gemacht hatte,

„ Jaja, alles ist toll. Wusstest du das Niklas eine Tochter hat?“

„Ja, ich habe sie sogar schon mal kennengelernt. Und Francoise ihre Mutter kenne ich auch. Sie ist ziemlich durchgeknallt aber ich mag sie. Hast du Penelope kennengelernt?“

„Ja, sie war da, aber inzwischen ist sie zurück nach Paris geflogen. Ich mag sie.“

„Das klingt super. Und?“

„Was und?“ fragte sie obwohl sie die Antwort kannte.

„Na was schon. Klappt es bei euch beiden? Bist du glücklich?“ sie konnte nicht sofort antworten.

„Ja, ich denke schon.“

„Leah, was ist? Du klingst nicht begeistert“.

Paul es ist früh am morgen und die Nächte sind lang.“ Sie hatte ihm erst einmal etwas zum kauen gegeben

„Hah,“ triumphierte er. „Ich wusste es.“ Er lachte mit seiner rauen Stimme

„Paul, ich werden mich die nächsten Tage noch mal bei euch melden. Ich werde nächste Woche noch mal kurz einen Abstecher nach Berlin machen um meine Fotoausrüstung herzuholen. Dann fahre ich von hier aus los um meinen Auftrag abzuwickeln. Ich brauche aber vorher noch einige wichtige Telefonnummern aus meinem Telefonverzeichnis. Könntest du mir die Nummern geben?“

„Klar, wo hast Du es?“ sie hörte wie er sich wieder in Bewegung gesetzt hatte. Wahrscheinlich war er auf dem Weg in ihr Zimmer. Sie beschrieb ihm wo er es finden könnte und es dauerte gar nicht lange.

„Ich benötige die Nummer von meinem Rechtsanwalt. Du findest ihn unter Mertens.“ Sie wartete kurz und notierte sich die Nummer.

„Nun noch bitte von meiner Frauenärztin Dr. Fröhlich.“ Sie zog die Luft an, ob er besonders reagierte, aber Paul suchte fleißig und gab ihr ohne Zwischenfragen die Nummer durch.

„So, Engelchen, war es das?“

„Ja, danke Dir, ich melde mich noch mal später. Grüß Peter von mir. Und ein dickes Küsschen.“

Er lachte verabschiedete sich herzlich und legte fast gleichzeitig mit ihr auf. Sie grübelte immer noch darüber ob sie es ihm hätte sagen müssen oder nicht. Aber Paul hätte es Peter gesagt und wer weiß, ob der dicht gehalten hätte. Prinzipiell waren Peter und Paul ihr gegenüber loyal bis aufs Blut. Aber in solch einem Fall? Sie war sich nicht sicher und das verwirrte sie auch wiederum. Sie machte das Frühstück fertig und aß. Währenddessen telefonierte sie mit ihrer Frauenarztpraxis und schaffte es einen Termin für nächste Woche zu ergattern.

Schließlich packte sie ihre Kamera, schrieb einen kleinen Zettel für Niklas, dass sie bald wiederkam und verließ leise das Haus. Sie wollte die Wildblumenwiese fotografieren, die nahe gelegen war und die sie bei jeder Autofahrt hierher bewunderte. Sie war lange unterwegs und machte viele Fotos.

Als sie fertig war, bemerkte sie am Rande eine kleine Mauer aus Strohballen. Sie ging darauf zu und legte sich darauf. Mittwoch, würde sie zur Ärztin gehen und alles in die Wege leiten lassen. Wenn sie dann noch zwei Wochen unterwegs war musste es ganz knapp klappen, das sie die 12 Wochen nicht überschritt. Es ging ihr nicht gut mit dem Gedanken so lange auf den Eingriff zu warten. Vielleicht konnte die Ärztin ja auch schon schneller etwas in die Wege leiten? Nein es ging ihr gar nicht gut damit. Sie war völlig aufgewühlt und setzte sich wieder hin. Bloß nicht zu viel darüber nachgrübeln. Wie immer würde sich eine Regelung finden lassen.

In der Ferne sah sie ein Auto auf dem Feldweg langsam in ihre Richtung fahren.

Es war Niklas Wagen. Er hielt kurz vor dem Heuballenhaufen und stieg aus.

„Hallo! Rief sie erstaunt und erfreut aus. „Was machst du denn hier?“

Er blieb kurz an der geöffneten Wagentür stehen und sah sie merkwürdig an: “Ich habe mir sorgen gemacht. Weißt du wie spät es inzwischen ist?“ Sie schaute verwirrt auf ihre Uhr. “Nein, sorry, upps, es ist ja schon nach drei Uhr. Ich habe gar nicht gemerkt, wie schnell die Zeit vergangen ist.“

„Leah, du kannst mit Deiner Zeit machen, was du willst, du bist niemandem eine Rechenschaft schuldig. Ich hatte nur wegen deinem Magen sorge, ob Dir etwas passiert ist.“ Er ging ihr entgegen und setzte sich an ihrem Kopfende auf den Strohballen.

Sie rutschte ein wenig höher und legte ihren Kopf auf seinen Schoß.“ Es war so schön. Ich habe viele Fotos gemacht. Die Sonne hat ein perfektes Bild gegeben.“

„Hast Du Hunger?“ fragte er.“ Ich habe vorhin noch ein wenig eingekauft und wir könnten lecker zusammen kochen wenn du Lust hast.

„Das ist eine tolle Idee“, sie sprang auf und kippte fast um, da ihr Kreislauf das nicht mitmachen wollte, Sie schaffte es jedoch sich elegant wieder hinzusetzen und es Niklas nicht bemerken zu lassen.

Sie kochten gemeinsam und sie verschlang das Essen in Massen. Sie hatte ausser zum Frühstück nichts gegessen und der Tag an der frischen Luft hatte sie sehr hungrig gemacht.

Sie aß noch als er schon fertig war und genüsslich seinen Wein schlürfte.

„Wollen wir morgen etwas gemeinsam machen?“ Er schaute sie durch das Weinglas an.

„Was schlägst du vor? Hast du schon eine Idee? Sie hielt kurz inne und sah ihn fragend an.

„Interessierst du dich für Burgen?“

Sie hielt kurz inne. Sie liebte Burgen.“ Gibt es hier in der Nähe eine?“

„Nicht direkt in der Nähe, aber wir könnten nach Martigues fahren und dort übernachten. In der Nähe wohnen Freunde von mir und ich könnte sie anrufen und fragen, ob wir sie über Nacht besuchen können. Sie sind nette Leute. Er ist auch Maler und seine Frau hat eine Töpferei. Was hältst du davon?“

„Großartig. Lass uns das machen. Ich liebe Burgen und alte Gemäuer.“

„Gut,“ bestätigte er die Entscheidung und erhob sich um den Tisch abzuräumen. “Dann lass uns heute früh ins Bett gehen. Morgen müssten wir dann etwas früher aufstehen um genug Zeit zu haben für unseren Ausflug.“ Er ging kurz um den Tisch herum, beugte sich zu ihr hinunter und küsste sie leicht. Doch erhob sich nicht gleich wieder, sondern schaute ihr noch kurz in die Augen. “Ich liebe Dich“. Flüsterte er ihr leise zu und ohne eine Reaktion abzuwarten erhob er sich, nahm ihren Teller und ging in die Küche damit.

Sie blieb wie elektrisiert sitzen. Sie war es einfach überhaupt nicht mehr gewohnt, solche Momente zu erleben und sie glaubte es ihm aufs Wort. Und obwohl es in ihrem Magen vor Freude flatterte überkam sie eine große Traurigkeit und  sie begann zu weinen, die Tränen liefen ihr die Wangen hinab und sie konnte sie nicht stoppen. Sie hörte Niklas aus der Küche kommen. Schnell erhob sie sich und ging in Richtung Treppe. „Ich komme gleich wieder, rief sie ihm in fröhlichem Ton entgegen. Sie flüchtete in das Bad und setzte sich auf den Wannenrand. Wie sollte sie das nur Enden lassen. Sie war völlig verzweifelt. Warum konnte sie ihm nicht einfach die Wahrheit sagen. Warum musste sie immer lügen müssen? Sie wusste, dass es falsch war. Es ist nicht nur ihre eigene Entscheidung. Er hatte genauso mitspracherecht. Aber hatte er nicht eigentlich schon gesprochen. Er wollte auf keinen Fall noch ein Kind haben.

„Leah“, er klopfe an die Badezimmertür.

„Ja, ich komme gleich“ Sie schaffte es einen normalen Ton anzuschlagen.

„Ist alles in Ordnung?“ er klang besorgt.

Nein, wollte sie schreien, nichts ist in Ordnung. Sie lehnte sich wieder nach vorne, biss in ihre Faust und schaffte es schließlich klar und deutlich zu antworten. „Ja, ja, ich bin gleich da.“

Sie beruhigte sich schließlich, schaute in den Spiegel und wusste, dass sie dieses Gesicht mit den darauf zu lesenden Heulspuren so nicht vorzeigen konnte, wollte sie nicht unangenehmen Fragen entgegen treten. Also entschied sie sich kurzerhand schnell unter die Dusche zu springen. Sie zog sich aus und duschte lange und heiß.

Niklas war inzwischen wieder hinunter gegangen. Er hatte sie weinen gehört und hätte sich selber am liebsten den Hals umgedreht. Warum hatte er das bloß gesagt? Er hatte das Gefühl, das sie irgendetwas beschäftigte. Es war zum verrückt werden. Völlig unvorbereitet tappte er in Fallen hinein, die wie Mienen in einem Mienenfeld ausgebreitet waren.

Er setzte sich auf die unterste Stufe die in das große Wohnzimmer führte und ließ seinen Kopf an das Geländer sinken. Er war tief in Gedanken versunken, als das Telefon klingelte. Es stand gleich neben dem Tischchen am Fuß der Treppe. Er nahm den Hörer ab ohne sich groß bewegen zu müssen: Hallo? Hier ist Niklas Grünberg, wer ist da bitte?“

„Hallo Nik, hier ist Paul.“

„Oh“, er war erstaunt über den Anruf, “hallo Paul, wie geht es Dir?“

„Gut danke“, sag mal ist Leah da? Ich müsste sie dringend sprechen.“

„Ja, sie duscht gerade.“

Paul lachte:“ Na, das kann ja ewig dauern. Nun, bitte richte ihr doch etwas von mir aus. Peter und ich fahren heute für ein paar Tage weg. Peter hat einen spontanen Auftrag bekommen. Nach dem ich heute früh mit ihr telefoniert habe, gab es nun auf ihrem AB einen Anruf. Ich habe ihn abgehört und ihre Frauenarztpraxis hat angerufen. Sie müssen den Termin den Leah heute gemacht hat verschieben. Kannst Du ihr das bitte ausrichten?“

Niklas war wie vom Donner gerührt und bekam den Rest schon gar nicht mehr mit.

„Hallo, Niklas, bist du noch dran.“ Er schrak auf. Seine Gedanken hatten blitzartig alles zusammen gesetzt was als einzelne Puzzelteile rumschwirrte. „Ja, ich bin noch dran. Entschuldige bitte, mir ist aus versehen gerade mein Tee umgekippt, das hat mich abgelenkt. “Was hast du noch einmal gesagt?“

„Leah soll ihre Ärztin anrufen, der Termin ist verschoben worden und sie soll den neuen bestätigen. Sie hatte sie heute Morgen angerufen, nach dem ich ihr die Nummer durchgegeben habe.“

„Ach so.“ Er tat wissend und verabscheute das: “alles klar, ich werde es ihr sagen. Wann kommt ihr denn wieder? Trefft ihr Leah noch, wenn sie nächste Woche kurz da ist?“

„Wieso kurz? Hat sie ihre Pläne umgeschmissen? Sie sagte, sie wird eine Woche länger in Berlin brauchen bevor sie los fährt.“

„Ja,ja, das meinte ich mit kurz.“ Niklas lachte kurz künstlich auf und merkte wie ihm ganz mulmig wurde. Irgendetwas stimmte hier ganz gewaltig nicht.

„Das wissen wir noch nicht.“ Niklas hörte wie Peter seinem Freund etwas sagte.“ Ich muss jetzt los Niklas. Grüß das Engelchen und gib ihr einen Paule Kuß.“

„Klar mach ich, grüß du Peter und bis demnächst.“

Sie legten auf und Niklas musste tief Luft holen. Er hörte wie oben die Dusche ausging und handelte im absoluten Kurzschluss. Er schrieb eine kurze Notiz: Musste kurz zu einem Nachbarn, weiß noch nicht wie lange es dauert, bis nachher K. Niklas.“ Dann griff er nach seiner Jacke, verließ das Haus und fuhr mit dem Wagen schnell davon.

Sie hörte wie der Wagen los fuhr und die Auffahrt verließ.

Sie band sich ein großes Handtuch um ihren Körper und tapste schnell die Treppe hinunter. Niklas war nicht da. Auf dem kleinen Tisch sah sie einen Zettel liegen mit einer kurzen Nachricht an sie.

„Was ist denn da bloß passiert?“ fragte sie sich selbst. Dann ging sie wieder nach oben. Sie zog sich frische Sachen an verbrachte eine Zeitlang vor dem Fernseher. Lümmelnd lag sie auf der Couch und vertilgte genüsslich die Feurigen Chips, die sie in der Küche gefunden hatte.

Irgendwann schlief sie ein.

 

 

 

 

Niklas war inzwischen nach Marseille gefahren und klingelte bei Kyra Sturm. Sie war eine gute Freundin von ihm und lies ihn völlig verschlafen ein. „Wie siehst du denn aus?“ sie zog sich gerade ihren Morgenmantel über und zerrte ihn hinter sich her bis sie ihn schließlich auf den Bistrostuhl in der Küche abgesetzt hatte.

Sie ließ sich regelrecht ihm gegenüber auf den nächsten Stuhl plumpsen, sah ihn abwartend an und weil nicht wirklich etwas kam, fing sie an: „Was ist!“ es sollte leicht genervt wirken, aber Niklas merkte, das sie nervös war. Er schaute sie lange an. Sie wurde noch nervöser, er wirkte fast als sei er verrückt geworden. Sie stand auf, griff sich mit er einen Hand zwei Conyaque Gläser, mit der Anderen die dazu gehörige Flasche. Schließlich zündete sie eine Kerze auf dem Bistrotisch an und mit dem Rest der Flamme gleich noch eine Zigarette. Während sie zurück in den Stuhl sank, denkbar ausgerüstet für das Schlimmste, schob sie ihm das Glas auf seine Seite des Tisches und beschloss sehr geduldig zu sein. Während sie abwartend paffte, ratterte es immer noch in Niklas Kopf Gedankenverloren griff er zu dem Glas und kippte es in einem Zug herunter. Erst als er bemerkte, was es war und panisch nach Luft schnappte, schien er aufzuwachen. „Kyra, was zum Teufel ist das?“ fauchte er wie ein feuerspeiender Drache.

Sie stand auf, haute ihm einmal kräftig auf seinen Rücken und stellte ein Glas Leitungswasser neben ihm ab. Er trank in einem Zug. Seine Augen fixierte sie, schließlich füllten sie sich mit Tränen. Er sank in sich zusammen und lehnte sich an ihren Bauch.

„Ach her je.“ Sie legte ihre Zigarette in den Aschenbecher ab und sank auf den Boden nieder um ihm ins Gesicht zu schauen.

„Niklas“, sie war nun wirklich sehr besorgt. “Was ist denn bloß passiert?“

„Kyra, tust du mir einen Gefallen?“ Er erhob sein Gesicht und schaute sie flehend an.

„Nun, das letzte mal als ich Dir einen Gefallen tun sollte, wolltest du das ich vor Deinen Schülern Modell stehe, das war nicht so schlimm, also trau ich der Frage mal. Sag an.“ Sie schaute ihn misstrauisch aber aufmunternd an.

„Du hast eine Freundin, sie heißt Dr. Fanny Homy, würdest du sie anrufen und versuchen etwas herauszubekommen?“

„Niklas! Herr, was ist denn mit Dir? Hast Du schon mal etwas von Arztgeheimnis gehört?“ Sie schüttelte ihren Kopf und viele kleine rote Locken lösten sich auf ihrem Zopfband, das sie schnell um ihr Haar gewickelt hatte, als es an der Tür geklingelt hatte.

Er antwortete ihr unerwartet heftig. „Ich weiß, das, aber ich muss es wissen.“

„Was denn zum Teufel noch mal?“ Nun wurde sie auch ungehalten. Goss ihnen beiden wieder nach und starrte ihn wütend an.

„Ich habe eine Frau kennen gelernt.“ Er schaute auf den Boden, sie verdrehte die Augen.

„Und? Millionen von Männern lernen Frauen kennen. Das ist noch lange kein Grund nachts eine Freundin anzurufen und sie zu bitten das Arztgeheimnis zu brechen!“ Sie stemmte die Arme in die Hüften.

„Nein, du verstehst nicht.“ Er zögerte kurz. „Ich liebe sie. Kyra, sie ist die Frau nach der ich gesucht habe. Nun habe ich sie gestern Vormittag zum Arzt gebracht, weil es ihr nicht gut ging. Ich habe den Verdacht, dass sie mir nicht das richtige Ergebnis der Untersuchung mitgeteilt hat. Ich muss es aber wissen.“ Er schaute sie durchdringend an. “Bitte, Kyra, es ist sehr wichtig für mich“.

„Also gut, ich rufe sie an, aber ich sage Dir gleich, sie wird uns nichts sagen. „Sie ging in den Flur und zog ihr altmodisches Telefon an einer langen Schnur hinter sich her, bis sie schließlich den Hörer abnahm und die Nummer aus ihrem kleinen Telefonbuch wählte. Er hörte den Klingelton. Schließlich legte sie hektisch wieder auf.

Er schaute sie verwirrt an: “Was ist?“

„Du hast mir nicht gesagt worum es genau geht? Wie  soll ich etwas herausbekommen, wenn ich noch nicht einmal weiß, was genau los ist?“

 Er schaute sie verdutzt an, dann begriff er. Er kippte den Conjaque wieder hinunter und begann ihr alles kurz zu schildern. Die Symptome, sein Verdacht, Ihre Reaktionen und Fragen aber auch ihre Aussagen. Während er das alles erzählte wurde es einfach völlig klar für ihn. Sie musste schwanger sein und aus einem ihm völlig unbegreiflichen Grund konnte oder wollte sie nicht mit ihm darüber reden. Nicht einmal mit Peter und Paul wie es ihm schien.

Kyra hatte sich inzwischen wieder hingesetzt, rauchte schon wieder, trank schon wieder und schüttelte immer nur ihren Kopf. „Schöne Scheiße,“ rief sie aus als er mit seiner Erzählung schloss. „Ehrlich?“ sie schaute ihn  an und er nickte. „Ich denke, da hast du dir ein dickes Ei gebraten.“ Sie fing schallend an zu lachen, kippte nach hinten in die Lehne ihres Stuhles und legte ihren Arm auf ihre Stirn.

Er sank ebenfalls nach hinten und schaute sie ernst an. „Kyra. Hör auf, Bitte! Ich komme mir selber völlig lächerlich vor.“ Sie hörte sofort auf zu lachen und schaute ihn ernst an. „Ok Herr Grünberg. Ich helfe Dir, aber das ist wirklich das verflucht letzte Mal. Ich habe keine Lust, das ganze noch einmal mit zumachen. Ich kann Deinen Scherbenhaufen nicht noch einmal auffegen.“ Sie hob drohend ihren Zeigefinger und zeigte mahnend auf ihn „Das meine ich ernst.“

„Keine Angst Kyra, noch einmal passiert mir das nicht, das habe ich Dir schon vor ein paar Jahren geschworen.“

„Ja,“ sie lachte mahnend, “das sehe ich, wie ernst du das Versprechen genommen hast.“

Sie griff zum Telefon und wählte die Nummer erneut. Schließlich stand sie auf und wanderte mit dem Telefon durch die Wohnung, als Niklas ihr folgte, gestikulierte sie ihm irgendwann, dass er in der Küche blieben sollte und machte schließlich die Tür zum Schlafzimmer zu um ungestört zu bleiben.

Niklas hatte das Gefühl das die Zeit stehen geblieben war. Was besprach Kyra eigentlich so lange und während die Zeit verging, füllte er sich ein Glas nach dem nächsten und wartete auf und ablaufend in der Küche. Tausend Gedanken gingen ihm durch den Kopf. Er musste an Penelope denken, als sie ein Baby war. Er hatte es nie bereut. Er liebte Penelope. Aber er wollte nie wieder eine Situation in der er um sein Recht als Vater betteln muss seine Tochter zu sehen. Und er hatte gekämpft wie ein Löwe. Die Situation mit Francoise und ihm damals war nicht zu vergleichen. Sie war schon nach der ersten gemeinsamen Nacht schwanger geworden und wie sie ihm später sagte, hatte sie es auch darauf ankommen lassen, obwohl sie angeblich verhütet hatte. Noch im Nachhinein ärgerte er sich darüber. Er hatte seit dem keine Freundin mehr gehabt, war völlig gehemmt, immer aus Angst, wenn er etwas anfängt endet das am Ende wieder so.  Und nun? Kyra betrat den Raum und grinste ihn an. Er stand panisch auf und schmiss dabei beinahe den Bistrotisch um. „Was hast du raus bekommen?“

„Niklas, Niklas, du alter Schwerenöter.“ Sie lächelte ihn an, ging auf ihn zu, nahm ihn in den Arm und flüsterte ihm leise etwas ins Ohr. Er blieb wie vereist stehen. Er hatte recht gehabt. Sein Kopf sank auf ihre Schulter und sie streichelte ihn beruhigend den Rücken. „Setzt Dich mal hin, ich mach Dir einen starken Kaffee.“

„Nein,“ er hob abwährend seinen Hand. „Nein, ich muss zurück. Sie ist allein im Haus und fühlt sich nicht wohl. Ich kann sie nicht alleine lassen.“ Er löste sich von Kyra und wollte an ihr vorbei zum Ausgang hin.

„Nein.“ Sie drückte ihn fest und schüttelte ihn kurz. “Nein, Niklas, du setzt dich jetzt hin und hörst mir genau zu, was ich Dir sage.“

 „Kyra, bitte hör auf...“ er kam nicht dazu zu Ende zu sprechen: sie drückte ihn zurück in seinen Stuhl und setzte sich ihm gegenüber. Sie griff nach seiner Hand und hielt sie fest.

„Niklas, sie hat meiner Freundin gegenüber gesagt, dass sie noch nicht weiß, was sie tut. Sie schien ziemlich durcheinander zu sein und Ratlos. Fanny...meine Freundin, hatte zuerst Sorge, sie alleine los gehen zu lassen. Aber als sie sah, das ihr euch im Flur umarmt habt, dachte sie das sie nicht alleine ist mit ihrer Entscheidung und Leah hatte ihr versprochen ihre Ärztin in Deutschland aufzusuchen.“

Er schaute sie die ganze Zeit an. Es passte alles zusammen.

„Was hat sie Dir gesagt?“ fragte Kyra.

„Sie sagte, es sei alles in Ordnung, ich soll mir keine Sorgen machen. Es sei nur eine Magenverstimmung.“

„Was meinst du, warum sie Dich anlügt?“

„Ich weiss es nicht. Ich kenne sie noch nicht so lange und ich habe den Eindruck, sie flieht vor irgendetwas aus ihrer Vergangenheit. Sie hat sich von ihrem Mann getrennt.“ Er zuckte mit den Schultern. „Warum? Kyra, ich verstehe das nicht.“

„Ich kann Dir nicht helfen Niklas. Ich kenne sie einfach gar nicht. Jeder hat eigene Gründe einen Menschen den er oder sie liebt anzulügen. Du musst es alleine herausbekommen. Was aber völlig klar ist, sie hat selber nicht damit gerechnet. Fanny hat gesagt, dass sie schon einmal Schwanger war und Komplikationen hatte. Danach sei sie nie wieder schwanger geworden und hatte überhaupt nicht mehr damit gerechnet.“

„Sie war schon einmal schwanger?“ Niklas schaute unglaubwürdig.

„Fanny meinte ja.“ Kyra nickte zur Unterstützung mit ihrem Kopf.

Niklas stand auf und fuhr sich mit der Hand durch das Haar. „Ich muss los. Ich kann sie nicht länger alleine lassen.“ Er ging durch den Flur in Richtung Tür, doch Kyra holte ihn wieder ein. „Halt Niklas, was hast du vor?“ Er drehte sich um und sah sie klar an“ Ich weiß es nicht, aber ich lasse sie damit nicht alleine!“ Er zog die Tür auf und verließ die Wohnung. Kyra lief in den Hausflur und schaute über das Treppengeländer ihm hinterher. „Fahr nicht Niklas, du hast getrunken“ Doch sie wusste, das hörte er nicht mehr.

Er fuhr direkt nach Hause. Als er die Auffahrt hinauf fuhr, sah er auf die Uhr es war bereits weit nach Mitternacht. Im Wohnzimmer brannte Licht und er hoffte,  dass sie zu Hause war. Er wusste nun was er tun wollte. Er würde ihr nichts von seiner Entdeckung sagen, aber er würde ihr den Weg, es ihm zu sagen und gemeinsam eine Entscheidung zu fällen leichter machen.

Er drehte leise den Türknauf auf und sah, dass der Fernseher lief. Hinter der Couch lugte ihr Fuß hervor. Er ging um die Couch herum, kniete sich langsam nieder und betrachtete sie. Sie schlief tief. Ihr Kopf lag auf ihrem Arm, die Hand des freien Armes lag auf ihrem Bauch. Er streichelte ihre Hand und küsste sie sanft auf die Stirn. Sie wachte nicht davon auf. Schließlich ging er ins Bad, duschte sich schnell und ging hinunter um sie nach oben ins Bett zu tragen.

Auch dabei wachte sie nicht auf. Er legte sie auf sein Bett und kuschelte sich schließlich fest an sie heran und schlief ein.

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Zeitenwind Nein, ich habe Deine Story nicht gelesen. Schade, aber ganz ehrlich, mir ist das hier am PC einfach zuviel. Vielleicht setzt Du sie besser in mehreren Kapiteln hier rein. Ich bin sicher, dass Du dann auch Leser bekommst.

Gruß vom Trollbär
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