Krimis & Thriller
Henker Alkohol

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"Henker Alkohol"
Veröffentlicht am 21. März 2013, 18 Seiten
Kategorie Krimis & Thriller
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Henker Alkohol

Henker Alkohol

Beschreibung

Ein betrunkener Profikiller, ob das gutgeht?

Henker Alkohol

Henker Alkohol

© by Pinball



Carmino Fasselli war blau, so blau, wie er schon lange nicht mehr gewesen war.
Er stand in der kleinen Eckkneipe an der Theke und starrte in sein Glas Mineralwasser. Ab und zu trank er regelrecht anwidert einen Schluck und verfluchte seine eigene Dummheit, daß er sich am Abend zuvor hatte überreden lassen, zu dieser blöden Abschiedsfeier für Toni Francelli zu gehen. Toni mußte für zwei Jahre in den Knast und seine Kumpels wollten ihm einen würdigen Saufabend bereiten. Es war heftig gewesen, verdammt heftig.

Froh war Carmino gewesen, als er am frühen Morgen endlich in seiner Wohnung war. Er hatte sich vollständig angezogen auf sein Bett geworfen und wollte nur noch schlafen. Und dann wurde er schon nach wenigen Minuten durch hartnäckiges Klopfen an seiner Tür wieder aus dem Bett geholt. Es war Luca, der Laufbursche von Enrico Pestavalvore, des Paten, des mächtigen Herrschers des Pestavalvore-Clans. Das war der Boss von Carmino.
Und Luca hatte keine guten Nachrichten. Bis zum Mittag des nächsten Tages mußte er Salvatore Pincetta, von allen nur Pinky, das Frettchen, genannt, wegschaffen. So oder jedenfalls so ähnlich hatte sich Luca ausgedrückt. Nur ein paar Stunden Zeit also und das in seinem Zustand.

Er hatte den immer noch auf ihn einredenden Luca knurrend aus seiner Wohnung geworfen, hatte sich einen starken Kaffee aufgesetzt und sich erst Mal unter die Dusche gestellt, um einen klaren Kopf zu kriegen. Aber weder die Dusche noch der Kaffee hatten wirklich etwas genutzt. Aber es half nichts, ein Auftrag vom Boss war ein Auftrag vom Boss. Da fragte man nicht viel und schon gar nicht, wenn man Carmino Fasselli war, der Vollstrecker der Familie Pestavalvore.


Und jetzt stand er hier an der Theke und soff schon das sechste Glas von diesem ekelhaften Sprudelzeug und überlegte, wo zum Teufel er Pinky bloß auftreiben könnte.

Seine Blase meldete sich und er machte sich auf den Weg zum Klo. Er stieß die Tür zum Waschraum auf, die donnernd an die andere Wand krachte und ging zum Pinkelbecken. Leicht schwankend stand er vor dem Becken und hatte etwas Mühe, seinen Reißverschluss zu öffnen und seinen besten Freund an die frische Luft zu holen, dann schon etwas mehr Mühe, den Strahl in das Becken zu lenken. Als er sein Geschäft verrichtet hatte und seine Hose wieder schließen wollte, klemmte er sein bestes Stück im Reißverschluß ein.
Teufel auch,  tat das weh!
Er fluchte vor sich hin, befreite vorsichtig den kleinen Kerl und verstaute ihn dann sorgfältig, bevor er die Hose schloß.

Dann ging er zum Waschbecken und wusch sich die Hände. Als er in den Spiegel sah, glotzten ihn  zwei blutunterlaufene Triefaugen an. Scheiße, siehst du Scheiße aus, dachte er.

Er trocknete sich die Hände ab und zog seine Hose am Gürtel ein Stück in die Höhe. Dabei rutschte ihm seine Pistole, die er hinten in den Hosenbund geschoben hatte, heraus und fiel krachend auf die Fliesen.
Verdammt, das ist nicht mein Tag, dachte Carmino.
Er bückte sich, hob seine Kanone auf und verstaute sie wieder im Hosenbund. Kaum hatte er sich aufgerichtet, wurde ihm schwindelig und er hatte das Gefühl, als würde sich der Waschraum langsam um ihn drehen. Er taumelte leicht und versuchte, seinen Blick auf die Lampe zu fixieren, wieder klar zu sehen, aber es dauerte doch eine Weile, bis er im Stande war, den Waschraum zu verlassen.

Als der wieder an der Theke angekommen war, bestellte er ein neues Mineralwasser, dazu einen Whisky und fragte nach zwei Aspirin. Er bekam das Bestellte und auch die Tabletten, die er mit dem Whisky herunter spülte. Nach einigen Minuten fühlte er sich besser und er angelte sein Handy aus der Tasche, um einige Telefonate zu führen. Er rief seine Kontaktleute an, einer würde schon wissen, wo dieser Scheiß-Pinky um diese Zeit zu finden war.

Der erste, den er anrief, war Antonio, aber der wußte nichts. Carmino wies in an, sich sofort zu melden, wenn er etwas herausgefunden habe und er solle sich gefälligst beeilen. Als er das Gespräch wegdrücken wollte, entglitt ihm das Handy und fiel auf den Boden. Er hob es auf und hatte prompt wieder dieses Schwindelgefühl.
Er schüttelte den Kopf und sah in das Gesicht des Barkeepers, der den Mund leicht verzogen hatte.

„Was grinst du so blöd?“ fauchte er den Mann hinter der Theke an, „gib mir lieber noch einen Whisky und noch zwei Tabletten“.

„Ich denke, das wäre nicht so gut“ erwiderte der Barkeeper vorsichtig.

Carmino langte über die Theke und zog den Barkeeper an der Krawatte zu sich heran. „Du wirst hier nicht für das Denken bezahlt, sondern für das Bedienen“ herrschte er ihn an, „also mach deinen Job und gib mir das Zeug.“ Dann lies er die Krawatte los und stieß den Keeper zurück.

Der zuckte die Achseln, nahm aus einer Schublade zwei Tabletten, goß den Whisky ein und reichte beides zu Carmino herüber, der die beiden Pillen in seinen Mund warf und mit dem Schnaps nachspülte.

Carmino rief jetzt Pirlo an und hatte Glück. Pirlo erklärte ihm, Pinky würde als Fensterputzer arbeiteten und sei im Moment auf dem Rummelplatz außerhalb der Stadt. Carmino grunzte nur und beendete das Gespräch.
Auch das noch, dachte er, auf dem Scheiß-Rummel, wahrscheinlich jede Menge Leute, da werde ich ein Problem haben. Aber dann fiel ihm ein, daß es ja noch früh am Morgen war und der Rummel erst am Nachmittag öffnen würde, also doch keine Zeugen und auch kein Problem.

„Ruf mir ein Taxi“ forderte er den Barkeeper auf und fügte dann noch hinzu: „und mach mir noch einen Whisky für die Wartezeit“.

Der Whisky kam schnell, das Taxi bald darauf. Carmino knallte einen Schein auf die Theke, verließ dann schwankend die Bar,  bestieg das Taxi und wies den Fahrer etwas lallend an: „Zum Rummel, vor der Stadt, aber Dalli“.

Der Fahrer gab Gas und Carmino wurde nach hinten in den Sitz gedrückt. Schon in der ersten Kurve überkam ihn wieder dieses Scheiß-Schwindelgefühl und er fühlte, daß ihm der Schweiß auf der Stirn stand. Er schüttelte sich und versuchte, wieder klar zu sehen. Himmel, fühlte er sich beschissen! Aber egal, mit dem Frettchen würde er auch so fertig werden.

Nach einer guten halben Stunde Fahrt war endlich der Rummelplatz erreicht. Carmino zahlte das Taxi und schlenderte langsam den Hauptweg zwischen den zahlreichen Buden entlang. Wie er sich gedacht hatte, waren kaum Leute zu sehen, nur an einigen Buden machte sich jemand zu schaffen. Er ging zu einem der Arbeiter und fragte diesen: „Ich suche Salvatore Pincetta, soll hier als Fensterputzer unterwegs sein.“

„Das kann nur Pinky sein“, erhielt er zur Antwort, „den hab ich vorhin in den Flachbau da drüben reingehen sehen, gibt nur die eine Tür, also wird er wohl noch da sein.“

Carmino knurrte ein Danke heraus und machte sich auf den Weg zum dem flachen Bau. Die Tür war nur angelehnt. Er atmete tief durch, griff nach der Pistole, zog sie heraus, lud sie durch und entsicherte sie. Dann schob er leise die Tür auf und betrat das Haus.
Es war absolut still, kein Laut zu hören und das Licht war so diffus, daß er kaum etwas erkennen konnte. Er tastete sich langsam und vorsichtig in den Raum hinein, stieß aber schon nach wenigen Metern gegen ein Hindernis. Er fühlte mit der Hand, daß es glatt und kalt war. Carmino drehte sich zur Seite, wechselte die Richtung und tastete sich weiter, aber auch hier stieß er nach wenigen Schritten wieder gegen ein Hindernis, das scheinbar genau so beschaffen war, war das Hindernis zuvor.

Stirnrunzelnd stand Carmino in dem fast dunklen Raum. Irgend etwas in seinem vernebelten Hirn wollte ihm etwas sagen, aber der Gedanke verschwand, bevor er den Alkoholdunst durchdringen konnte.
Er zuckte die Achseln und tastete sich vorsichtig zur anderen Seite weiter, aber auch da wieder dieses blöde Ding im Weg. Scheiß doch was drauf, dachte er sich, muss ich es eben anders anfangen.

„Pinky, Hey Pinky“ rief er laut, „bist du hier irgendwo?“

Einen Augenblick lang herrschte noch Stille, dann hörte er eine Stimme antworten: „Ja, ich bin hier, was ist los und wer zum Teufel bist du?“

„Ich bin‘s, Carmino, der Boss will dich sprechen, mach doch mal das verdammte Licht an, ich renn ständig irgendwo gegen.“

Wieder einen Moment stille, dann ertönte die Stimme wieder: „Moment, ich such den Schalter“.

Carmino hörte Schritte und streckte die Hand mit dem Revolver vor. Er wollte schießen, sobald er Pinky sah und dann nichts wie weg hier. Er kniff die Augen leicht zu, damit er nicht von dem Licht geblendet werden konnte.
Es dauerte eine Weile und er wollte gerade nochmals rufen, als plötzlich blendende Helle um ihn herum war. Er riss die Augen auf und als er sich gegenüber eine Gestalt mit einem Revolver in der Hand sah, drückte er sofort ab, aber auch sein Gegenüber hatte scheinbar sofort geschossen, denn er sah das Mündungsfeuer aufblitzen, direkt auf sich gerichtet!

Er dankte seinen unglaublich gut ausgebildeten Reflexen und warf sich blitzschnell zur Seite, die Augen auf sein Gegenüber gerichtet, der sich scheinbar ebenfalls zu Boden warf. Er war noch nicht einmal auf dem Boden gelandet, als ein heftiges Klirren ertönte und sein Gegenüber verschwunden war.

Carmino lag auf dem Boden und streckte seine Hand mit dem Revolver vor, lauerte, ob der Andere wieder auftauchen würde. Erkannt hatte er ihn nicht, aber er war doch sicher, daß es nicht Pinky gewesen war.

Als sich eine Weile nichts rührte, atmete er tief durch, erhob sich langsam, stand auf und sah sich um und erstarrte auf der Stelle.
Er sah sich selbst, unzählige Male sah er sich selbst und jetzt wußte er auch, was sein Gehirn ihm vorhin zu sagen versuchte hatte: Pinky war dabei gewesen, die Spiegel im Spiegelkabinett zu putzen!

Und jetzt, jetzt war der Scheißkerl bestimmt verschwunden, nachdem er geschossen hatte. Da drängte sich ein lichter Gedanke durch seinen alkoholschweren Schädel: Was hatte der Typ da vorhin gesagt, es gibt nur diese eine Tür? Dann mußte Pinky noch hier drin sein, an ihm vorbei war er nicht gekommen, das hätte er gemerkt, weil er selbst ja noch direkt am Eingang stand.

Carmino grinste vor sich hin, wird alles gut, sagte er sich, den hol ich mir. Er ging zurück an die Tür und schob sich dann langsam an der Wand entlang, um die nächsten Spiegel herum, aber so, daß er die Tür noch im Blick hatte. Er stellte sich still hin und lauschte. So plötzlich, wie das Licht vorhin angegangen war, ging es nun auch wieder aus.
Carmino atmete ganz flach und lauschte noch angestrengter, als er leise schlurfende Schritte hörte. Das mußte Pinky sein, der in Richtung Tür schlich!

Das sind deine letzten Schritte, dachte Carmino und hockte sich leise hin, mit dem Revolver in Richtung Ausgang zielend und tatsächlich, in dem schummerigen Licht konnte er jetzt deutlich Pinky erkennen, der direkt vor der Tür stehen blieb. Carmino sah, wie sein Opfer an der Wand nach etwas tastete und dann wurde es plötzlich wieder hell.
Carmino stand auf: „Hallo Pinky“, sagte er, „ich weiß zwar nicht was du gemacht hast, aber es war auf jeden Fall falsch und darum lege ich dich jetzt mit schönen Grüßen vom Boss um.“

Er sah die angsterfüllten Augen von Pinky und hob seinen Revolver. Aber bevor er abdrücken konnte, spürte er erst einen und dann noch einen harten Schlag im Rücken, wurde herum geschleudert, landete mit dem Rücken auf dem Boden und starrte zur Decke hinauf.

Er fühlte etwas Warmes in seinem Rücken, war plötzlich völlig nüchtern und klar und erkannte Luca, den Laufburschen, der sich über ihn beugte, ihm ins Gesicht sah und grinsend sagte: „Du blöder Säufer, du solltest Pinky herschaffen, hat der Boss gesagt, nicht wegschaffen. Aber du konntest ja nicht hören in deinem besoffenen Schädel, mußtest mich ja rausschmeißen bevor ich dir noch was sagen konnte. Also bin ich hierher, um Pinky zu warnen. Hättest du nicht gleich geschossen … aber egal … gleich bist du tot und rate mal, wer dann deinen Job kriegen wird.“

Carmino tastete nach seinem Revolver, aber er hatte schon keine Kraft mehr in der Hand. Ein Laufbursche, nur ein blöder Laufbursche, dachte er und starrte Luca an und dann ging das Licht wieder aus, für Carmino dieses Mal für immer …

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