Fantasy & Horror
Entdeckung (16) - Diebstahl

Als ich Kyle davon erzählt hatte, dass ich das eigentlich Opfer dieser Morde sein sollte, sah er mich mit hochgezogenen Augenbrauen an: "Das ist abwegig. Du warst zufällig an zwei Mordorten. Das hat nichts zu bedeuten."
"Natürlich hat das was zu bedeuten!"
"Skye, ich denke du wirst etwas..:"
"Verrückt? Willst du das damit sagen?"
Er nahm mich in den Arm, ohne noch etwas zu sagen. Genau das Richtige machte er.

Wieder Surfte ich, als Kyle sagte: "Ich muss langsam mal wieder nach drinnen."
Ich nickte: "Bis später. Ich surfe noch ein wenig."
Kyle ging ins Haus, arbeitete weiter. Meine Lehre würde bald anfangen, und ich wollte jede freie Minute ausnutzen, die ich noch zum Surfen hatte. Als ich zwei Stunden später mein Surfbrett an die Hütte stellte, wo ich es einst her hatte, wollte ich zum Haus gehen. Das tat ich auch. Ich kam herein. Alles war dunkel. Ich machte das Licht an, sah mich kurz um. Dann sah ich im Wohnzimmer vorbei; niemand da. In der Küche auch nicht. In den Kinderzimmern war niemand. Ich sah zu Kyle, fragte: "Ist niemand sonst hier?"
Er blickte sich rasch um: "Oh, nein. Katie ist auf einem Geburtstagsfest, Tom und Jerry sind an irgendeinem Anlass. Adam und Anna sind zu einer Firma für ein paar Surfbretter gefahren.
Ich nickte, lehnte mich an einen Schrank: "Was machst du gerade?"
Er lächelte: "Ich suche ein paar Muster heraus, für Surfbretter. Anna wird sie dann nochmal gründlich aussortieren. Zurück bleiben dann die, die sie herstellen lässt."
"Achso."
"Wann fängst du genau mit der Ausbildung an?"
"Schulbeginn."
"Freust du dich schon?"
"Ja."
"Dann muss Anna sich wohl bald ein neues Mädchen suchen."
"Oh, ja. Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht."
"Oder..."
Ich liess ihn nicht ausreden: "Was oder?" Dann wurde ich rot.
Er grinste: "Oder sie kümmert sich um sie, wenn du gerade nicht da bist. Ich meine, du bist ja nicht Tag und Nacht weg."
"Ah."
"Ah? Du hast etwas heftig reagiert, als dass du jetzt nur ein "ah" hervorbringst."
"Yeah."
"Was ist denn?"
"Ich fände es irgendwie schade, wenn sie ein neues Mädchen anstellt."
"Und ich fände es komisch, wenn sie eines finden würde. Sie hatte schon früher solche Mühe."
"Aber wenn sie eines findet..."
"Dann wird sie dich nicht rausschmeissen. Dafür bist du ihr zu sehr ans Herz gewachsen. Und wenn nötig teile ich mein Zimmer mit dir." Er verzog seinen Mund zu einem frechen Grinsen, und ich musste einfach lachen. Er schloss mich in die Arme, so sassen wir einfach eine Weile da und redeten. Irgendwann kamen Anna, Adam und die Kinder dann doch nach Hause. Kyle fragte: "Werdet ihr ein neues Mädchen anstellen, wenn Skye mit der Ausbildung anfängt?"
Anna und Adam waren total verdattert, Anna antwortete: "Ich dachte, sie würde hier bleiben? Na, so viel bin ich ja auch nicht weg. Das würden wir doch hinkriegen?"
Sie sah mich mit grossen Augen an, und ich nickte: "Ja. Genau."
Kyle nickte, grinste verschlagen. In einem unbemerkten Moment stiess ich meinen Ellbogen so fest in seine Rippen, wie ich nur konnte, aber ihm machte es nichts aus. Manchmal war so ein starker Typ doch ein Nachteil. Aber nur manchmal.

Ich begann meine Ausbildung. Das Team war wahnsinnig nett, und das Spital wundervoll. Ich lebte mich eigentlich ziemlich gut ein, und war gar nicht mal so schlecht. Die Ausbildung würde insgesamt drei Jahre dauern, und Anna versprach mir, dass ich ruhig bei ihnen bleiben könne.
Als ich von meinem ersten Tag nach Hause kam, war ich so glücklich, dass ich die ganze Familie mit meiner guten Laune ansteckte. Wir assen etwas typisch hawaiianisches, wovon ich mir den Namen zwar nicht merken konnte, aber dafür schmeckte es umso besser. Ausserdem redeten wir ausgelassen. Die kleinen Kinder gingen schon bald zu Bett, und wir redeten etwas leiser. Adam trank noch Bier, genau wie Kyle. Wir Frauen blieben nüchtern. Bald schon ging ich auch schon zu Bett, da ich ziemlich müde war. Kyle kam auch bald nach. Als er hereinkam sagte ich gähnend: "Du hättest ruhig noch unten bleiben können."
Er lächelte und kuschelte sich an mich: "Weisst du, mein Herz, ich kann es nicht ohne dich aushalten."
Ohne einen triftigen Grund musste ich losprusten.
Kyle sah mich verwirrt an: "Ich meinte es eigentlich nicht so sarkastisch."
Ich sagte unter Tränen: "I... Ich weiss. Aber es klang so abwegig!"
Er seufzte und zog mich einfach an sich. Langsam beruhigte ich mich und sagte: "Schön dass es nicht sarkastisch gemeint war."
Er nickte, strich mit seinen Lippen über meinen Hals: "Gute Nacht. Schlaf schön."
Ich schloss die Augen, rückte noch ein Stück an ihn heran und seufzte: "Du auch."

Der Wecker klingelte, und ich wurde aus meinem Traum gerissen. Kyle stellte ihn ab und gähnte herzhaft. Als er die Augen aufschlug sah er in mein lächelndes Gesicht. Er lächelte und zog mich an sich: "So was wünscht sich doch jeder." Ich lächelte ebenfalls und küsste ihn. Nach dem Frühstück bürstete ich mein Haar durch und putzte mir die Zähne. Katie steckte den Kopf durch die Türe und sagte: "Ich habe den Bus verpasst."
Ich drehte mich zu ihr um: "Wenn du noch zwei Minuten wartest, kann ich dich zur Schule mitnehmen."
Sie nickte und lief die Treppe herunter. Ich machte mich schnell fertig, schnappte meine Tasche und lief ihr hinterher. Sie sass schon im Wagen als ich aus der Türe lief. Ich fuhr zuerst zu ihrer Schule, liess sie aussteigen, wünschte ihr einen schönen Tag und fuhr weiter zum Spital. Dort angekommen zog ich mich in Windeseile um und meldete mich zu meinem zweiten Tag.
Als ich am Ende aus der Türe kam und zum Auto laufen wollte, war es nicht da. Den Schlüssel hatte ich in der Hand, nur nützte dieser nichts, ohne ein Auto. Ich fluchte laut. Das konnte doch nicht wahr sein! Ich suchte noch einmal den Parkplatz ab, bis ich zuerst Anna anrief. Sie sagte: "Okay, ruf die Polizei an. Danach kannst du mit den Bus herkommen."
Ich nickte, was sie leider nicht sehen konnte: "Okay. Tut mir wirklich leid."
"Keine Ursache, ist ja nicht deine Schuld."
Die Polizei nahm den Fall auf, brachte mich sogar nach Hause. War schon ein komisches Gefühl, in einem Polizeiauto heimgebracht zu werden.

Als das Auto anhielt, kam Kyle herausgehastet. Er sah mich aussteigen, hatte wohl von Anna noch nichts erfahren. Er rannte auf mich zu: "Skye! Was ist passiert?"
"Hat Anna dir das nicht gesagt?"
"Nein, die ist zum Einkaufen gefahren. Sie hat mir nichts erzählt."
"Oh. Nun, das Auto ist geklaut worden. Die Polizisten waren so nett mich heim zu fahren."
Einer der Polizisten stieg aus dem Wagen: "Einen schönen Tag noch."
Ich nickte: "Danke für's heimfahren."
"Keine Ursache. Immer wieder gerne." Er grinste mich an, was Kyle gar nicht gerne sah.
Ich hob die Hand zum Abschied, dann schob ich Kyle vor mich her: "Komm, gehen wir rein."
Er nickte, nahm mich bei der Hand. Als ich gerade die Türe schliessen wollte, trat Jamie auf die Veranda: "Ist irgendwas? Ich hab das Auto gesehen, und, naja."
Ich schüttelte den Kopf: "Schon gut. Es ist ein Auto gestohlen worden."
"Okay. Dir ist nichts passiert?"
Kyle seufzte und sagte: "Sieht ihr Körper irgendwie beschädigt aus? Nein? Eben!"
Ich war überrascht über Kyle's Reaktion, Jamie ebenso. Er nickte: "Dann, bis nächstes Mal, Skye."
Ich nickte, schloss die Türe und sah Kyle mit bohrendem Blick an: "Wieso bist du so aufgebracht?"
Kyle zitterte: "Als ich das Polizeiauto gesehen habe, naja."
"Was denn?"
"Ich dachte, sie kommen, um uns mitzuteilen dass du umgebracht wurdest. Wie die anderen Opfer bei denen du dabei warst. Ich dachte..."
Ich musste lächeln: "Keine Angst. Ich lasse mich nicht einfach umbringen." Ich schlang die Arme um seinen Hals: "Niemals." Ich war gerührt von seinen Tränen, die sich in seinen Augen bildeten und legte meinen Kopf an seine Brust. Er zitterte immernoch, aber nicht mehr so stark.