Romane & Erzählungen
Wie man so lebt

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"Wie man so lebt"
Veröffentlicht am 17. März 2013, 30 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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Wie man so lebt

Wie man so lebt

Beschreibung

Ich möchte einen Roman über ein Mädchen schreiben, das als Baby von seiner Mutter weggegeben wurde und euch fragen, was ihr von meinem ersten Kapitel haltet.

23. Januar 1995

 

Der Schnee fiel in großen weißen Flocken vom Himmel, sodass
man kaum mehr die Hand vor Augen sehen konnte. Es war kurz vor acht Uhr am
Abend in einer der kältesten Winternächte des Jahres. In ganz Berlin war kein
Mensch auf der Straße. Alle lagen in ihren warmen Wohnungen vor dem Fernseher
oder machten sich einen gemütlichen Abend mit der Familie während sie das
Schneetreiben vor ihren Fenstern beobachteten. Nur eine Frau lief durch die
verlassenen Straßen der Stadt. Sie war in einen teuren Pelzmantel gehüllt, eine
Prada Handtasche über der Schulter. Ihre Haare saßen trotz des windigen Wetters
perfekt und ihre Finger, die den Griff des riesigen Schirms umklammerten den
sie schützend über sich hielt steckten in vielleicht weniger warmen aber dafür
umso teureren Lederhandschuhen. Doch was diese Frau so interessant machte war
nicht ihr perfektes Aussehen. Es war das Bündel aus Decken, das sie eng an sich
gedrückt im Arm hielt um es vor dem beißenden Wind zu schützen. Denn in diesem
Bündel war ein Geheimnis versteckt.

Die Frau lief weiter durch die Straßen und dachte über ihr
Leben nach. Sie dachte an ihre zweijährige Tochter, die zu Hause sehnsüchtig
auf sie wartete. Sie dachte an den Flug morgen der sie dorthin bringen würde
und ob die Maschine nach New York bei dem Schneesturm überhaupt starten dürfe.
Sie dachte daran, dass sie dort auch ihrem Beruf als Designerin wieder
nachgehen konnte und all die wunderbaren Plätze dieser Stadt wiedersehen konnte
die sie die letzten Monate über vermisst hatte. Doch während sie über diese
wunderbaren Dinge nachdachte die ihr in ihrem Leben widerfahren waren, drängten
sich auch die Fehler wieder dazwischen. Dinge, die sie den Menschen angetan
hatte die sie liebte. Dinge, die die Leben mancher Menschen für immer zerstört
hatten. Aber auch Fehler, mit denen sie ihr eigenes Leben oft schon fast
zerstört hatte, und einen dieser Fehler trug sie jetzt an ihrer Brust mit sich
herum. Bei dem Gedanken  daran schluckte
die Frau schwer und beschleunigte ihre Schritte. Als sie um die nächst Ecke
bog, sah sie auch schon, was sie suchte. Es war ein altes heruntergekommenes
Backsteinhaus. Eine kleine Treppe führte zu der klapprigen Holztür, in der zwei
der vier Glassscheiben zersplittert waren. Doch es war nicht die Tür die die
Frau ansteuerte. Sie ging auf das Tor eines hohen Holzauns zu das zum Hinterhof
des Hauses führte. Als sie es aufstieß quietschte es laut und sie zuckte heftig
zusammen. Schnell blickte sie über die Schulter als ob sie sich beobachtet
fühlte. Dann glitt sie blitzschnell durch das Tor und war verschwunden.

Hinter dem Zaun war es noch dunkler als auf der spärlich
beleuchteten Straße und sie blieb einen Moment stehen um sich daran zu
gewöhnen. Nachdem die Frau sich orientiert hatte ging sie zielstrebig auf eine
Treppe zu die zum Keller des Backsteinhauses führte. Während sie die Stufen
hinab stieg, gaben die Absätze ihrer Stiefel klackernde Geräusche von sich.

Unten angekommen wurde sie von einem schrecklichen Gestank
überwältigt und musste einen Aufschrei unterdrücken, denn sie war sich sicher,
dass soeben eine Maus über ihren Fuß gehuscht war. Sie legte ihren Schirm auf
den Boden damit  die Hand die nicht das
Bündel trug frei war. So konnte sie die kleine Luke an der Wand des Hauses
öffnen, die aussah, wie ein Fenster. Jetzt stöberte die Frau in ihrer Jackentasche
bis sie gefunden hatte, was sie suchte. Ein Bild auf dem sie selbst zu sehen
war. Dieses steckte sie mit in das Bündel, bevor sie es durch die Luke schob
und dort auf einen Tisch legte. Plötzlich fühlte sie sich, wie ausgetrocknet,
es fühlte sich an als ob alle Flüssigkeit, die sich in ihrem Körper befand
beschlossen hatte hoch in ihre Augen zu schießen. Sie spürte wie es zu viel
wurde und die Tränen anfingen über ihre Wangen zu laufen. In ihrer Brust
schmerzte es wie noch niemals zuvor. Sie zitterte am ganzen Körper und ihre
Knie drohten nachzugeben. Die leisen Tränen waren zu einem lauten Schluchzen
geworden.

Ihr fragt euch jetzt sicher warum ich euch das erzähle und
warum diese Frau nicht glücklich war obwohl sie grade den ihrer Meinung nach
größten Fehler ihres Lebens hinter sich lassen wollte und nur noch die Luke
wieder schließen musste um es zu vollenden. Oder warum sie das Bündel nicht
einfach wieder mitnehmen konnte wenn es ihr so viel Schmerzen bereitet es dort
zu lassen. Ich will euch sagen warum. Denn das Geheimnis, welches das Bündel
beinhaltete war ein Fehler und ein Segen zugleich. Nach einem aller letzten
Blick hob die Frau ihren Schirm wieder vom Boden auf und rannte davon. Aber
nicht ohne vorher die Luke zu schließen und diese Nacht zur bedeutsamsten Nacht
dieser Geschichte werden zu lassen. Denn in dem Bündel, welches nun hinter der
verschlossenen Luke lag, hatte die Frau grade ihr fünf Tage altes Baby für
immer zurückgelassen und dieses Baby war ich.      

26. März 1995

Der Winter war vorbei und das für Deutschland typische
Frühjahrs-Regenwetter hatte eingesetzt. Wieder war es Abend und wieder war bis auf
eine Frau niemand auf der Straße. Auch Diese Frau trug mit der einem Hand einen
Schirm und mit der anderen mich auf dem Arm. Nur, dass bereits zwei Monate
vergangen waren. In dieser Zeit hatte ich in einer Einrichtung für in der
Babyklappe ausgesetzte Neugeborene gelebt. Man hatte sich hier um mich
gekümmert obwohl kein Geld da war und ich hatte das schlimmste überstanden
nachdem ich in der Winternacht des 23. Januars fast erfroren wäre. Jetzt
versuchte man eine Familie für mich zu finden. Doch das Geld war knapp und je
älter die Babys wurden desto weniger Familien wollten sie aufnehmen. Die Frau
die mich auf dem Arm trug war eine der schlecht bezahlten Pflegerinnen der
Einrichtung. Ihr Chef hatte gedroht sie zu feuern, wenn sie nicht dafür sorgte,
dass ich und die anderen älteren Babys bald eine Familie bekamen. Sie war jung,
verzweifelt. Sie hatte die Schule geschmissen und deshalb auch keine Ausbildung
und diese Verzweiflung ließ sie tun, was sie eben tat.

Auch sie ging zu einem baufälligen Haus. Doch sie ging
zielstrebig auf die vordere Eingangstür zu. Ihre Finger verharrten kurz über
den verschiedenen Klingelknöpfen, bis sie den richtigen gefunden hatte. Sie
drückte zweimal und wartete. Als ein summendes Geräusch ertönte stieß sie die
Tür mit der Schulter auf. Sie trat in den schlecht beleuchteten Hausflur und
stieg die Treppe bis ins zweite Stockwerk hinauf. Sie blickte sich um und ging
einen Flur entlang bis zu einer Tür, die bloß angelehnt war. Hinter der Tür
ertönte das laute Geschrei eines Babys und eine Männerstimme, die versuchte es
zu beruhigen. An dieser Tür war mit bereits abblätternder Goldfarbe die Zahl 12
geschrieben. Die junge Frau klopfte wobei die Tür fast ganz aufschwang und den
Blick auf eine erbärmliche Wohnung freigab. Hier gab es bloß einen winzigen
Vorraum in dem sich schmutzige Schuhe und versiffte Jacken aufstapelten, von
denen der Geruch von Motoröl ausging. Direkt zur Linken gab es ein vielleicht
zwei Quadratmeter großes Bad, das aussah als sei es schon wochenlang nicht mehr
richtig geputzt worden. Weiter hinten war eine winzige Küche, in der sich Berge
von Pizzakartons stapelten. Das letzte Zimmer der Wohnung lag direkt geradeaus.
Auch dieses war winzig. Genau so winzig das grade mal ein ein Meter breites
Bett hinein passte und noch einen schmalen Gang freiließ. In diesem standen
zwei Kartons einer mit Babysachen und einer mit der Kleidung des jungen Mannes,
der hier lebte. Dieser stand vor den Kartons und starrte die junge Frau, die
unsicher in der Tür stehen geblieben war feindselig an. „Was willst du?“,
fragte er mit tiefer Stimme. Diese schüttelte ihr Unbehagen ab und trat einen
Schritt in die Wohnung. „Wir wissen beide, das du mir noch einen Gefallen
schuldest“, sagte sie mit einer Stimme die zittriger war als sie sein sollte.
„Das kannst du vergessen, du hältst schön den Mund“, sagte der Mann und trat einen
Schritt auf sie zu. „Und du weißt, dass du im Knast landest, wenn ich es doch
jemandem erzähle“, sagte sie und reckte ihr Kinn nach vorne. Die Augen des
Mannes weiteten sich. „Das wagst du nicht“, sagte er und nun war es seine
Stimme, die zitterte. „Und ob ich das tun würde. Es sei denn du tust mir einen
winzigen Gefallen, nur um meinen Job zu retten. Dann hab ich mich revanchiert.“
Der Hass im Blick des Jungen Mannes, war nicht zu übersehen. „Das kannst du
nicht machen. Was soll aus Megan werden?“, sagte er und deutete auf das Baby in
seinem Arm. „Wo soll sie hin?“ „Das ist nicht mein Problem. Aber du kannst mir
helfen und dann sind ich und deine kleine Schwester in Sicherheit.“. der Mann
legte das Baby aus seinem Arm auf das Bett und schloss die Tür hinter sich. Als
er sich zu der Frau umdrehte zog er nur fragend die Augenbrauen hoch. Die Frau
nahm mich und hielt mich so, dass der Mann mich sehen konnte. Seine Miene blieb
unverändert doch in seiner Stimme schwang entsetzen mit als er sagte: „ Vergiss
es. Ich werde bestimmt nicht den Babysitter für dein Baby spielen.“ Die junge
Frau lächelte. „Oh nein, du sollst kein Babysitter werden und das Baby ist auch
nicht meins. Es ist jetzt deins.“ Während sie das sagte wurde ihr Grinsen immer
breiter und voller Schadenfreude.  Das
Gesicht des Mannes allerdings verzog sich zu einer Grimasse irgendwo zwischen
äußerster Belustigung und furchtbarem Entsetzen. „Wie meinst du das?“, fragte
er skeptisch. „Die Plätze in unserer Station sind komplett voll. Ich habe hier
einen falschen Pass und falsche Papier für dich. Die kleine ist 2 Monate alt
und heißt Jessline Rebecca  Flowers und
dieser Zettel lag bei ihr. Bevor du mich in 
irgendeiner Weise unterbrichst werde ich dir jetzt dieses Baby geben und
gehen.“ Als der Mann keine Anstalten machte mich ihr abzunehmen, legte sie mich
zusammen mit einem Briefumschlag auf die Fußmatte. Mit einem letzten Blick
musterte sie den jungen Mann der nun stocksteif mit schreckgeweiteten Augen da
stand, senkte den Blick noch einmal auf mich herab und bat im Stillen um
Vergebung dafür, dass sie mich hier zurückließ. Dann drehte sie sich auf dem Absatz
um und ging mit schnellen Schritten zurück durch den schäbigen Flur bis man nur
noch ihre Absätze auf der Treppe klackern hörte. 

 

Der Mann aber konnte es nicht fassen. Er hatte kein Geld,
eine einjährige Schwester und war erst 18. Vor ein paar Wochen war sein Vater
gestorben bei einem Arbeitsunfall. Er hatte eine Autowerkstadt gehabt die der er
nun zu leiten versuchte. Seine Mutter war vor einem Jahr gestorben. Kurz nach
der Geburt seiner Schwester. Jetzt versucht er irgendwie sein Leben alleine auf
die Reihe zu bekommen. Er hatte schon ein paar Mal seit jener Nacht in der er
den Tod seines Vaters mitgeteilt bekommen hatte mit dem Gedanken gespielt sein
Motorrad zu nehmen und es einfach vor einen Baum fahren zu lassen oder von
einer Brücke ganz egal Hauptsache man war nachher nicht mehr am Leben. Doch immer
wenn einer dieser Momente war dachte er an Megan seine wunderbare einjährige
Babyschwester mit den schwarzen wuschligen (und für ihr Alter schon recht
dichten) Haaren. Was würde aus ihr, wenn er nicht mehr währe? Würde man sie
genauso abschieben wie das Baby das nun bei ihm auf der Fußmatte lag? Zum
ersten Mal spürte er, das er so was wie Mitgefühl für sie empfand. Er rutschte
auf den Knien einen halben Meter nach vorne. Das reichte damit er sich über sie
beugen  und sie ansehen konnte. Sie
schlief. Aus den Tüchern schaute nur ihr Kopf oben raus. Ein Kopf mit ein paar
flaumigen roten Härchen. Sie tat ihm Leid. Er hob sie hoch und legte sie in
seinen Schoß. Doch dann wurde ihm bewusst, dass dieses süße schlafende Würmchen
da mit einem Schlag alles was er im Leben noch hatte zerstören konnte.
Angewidert legte er sie zurück auf seine Jacke die am Boden lag. Er sah auf sie
herunter und wollte schnell aufs Klo gehen doch da fing Megan im Schlafzimmer
an zu schreien. Na ganz klasse. Er hob sie vom Bett und trug sie in die Küche
um etwas zu Essen für sie zu suchen. Im Vorbeigehen an der neuen Mitbewohnerin
überkam ihn dann doch etwas Mitleid und er zog sie mit dem Fuß auf der Jacke
hinter sich her in die Küche. Während er versuchte Megan ruhig zu stellen und
ein Gläschen mit diesem Babybrei zu öffnen, achtete er immer wieder auf das
schlafende Baby. Ob es vom Lärm seiner Schwester nichts mitbekam? Er hoffte
nur, dass sie nicht auch noch schrie. Grade als er sich mit Megan auf die
ausziehbare Couch setzte die sowohl Küchentisch als auch Stühle ersetzte riss
das Baby seinen Mund gefühlte zwei Meter weit auf. Oh nein! Anzeichen für einen
lauten Schreikrampf. Doch nein, es gab keinen Ton von sich. Es gähnte nur und
schlief seelenruhig weiter. Er zog die Augenbrauen hoch und er stieß die Luft
aus die er angehalten hatte. Hoffentlich war sie immer so ruhig.

War sie dann aber wie sich herausstellte doch nicht. Mitten
in der Nacht um zwei startete sie eine Schreiattacke, die es in sich hatte. Der
Mann der Manuel hieß stieg genervt aus dem Bett und hatte das dringende
Bedürfnis die kleine gegen die Wand zu klatschen. Es machte ihn fertig um diese
Uhrzeit aufzustehen. Vor allem weil Megan erst vor einer Stunde eingeschlafen
war und er in vier Stunden bereits wieder auf den Beinen seien musste. Er kochte
ein Fläschchen und nahm sich vor Babymilch zu kaufen. Nach der Fütterung des
kleinen Monsters wollte er sich dringend wieder hinlegen, doch es schlief nicht
ein. Es macht zwar keinen Mucks und blickte nur mit seinen winzigen grünen
Augen durch die Gegend aber so konnte er es unmöglich alleine liegen lassen.
Ach egal was soll’s dachte Manuel sich. Es zerstört mein Leben, also kann es
auch ein Bisschen alleine hier herumliegen und sich vielleicht sogar mit der
Kette seines Schnullers irgendwo erhängen. So stieg er wieder ins Bett und fiel
in einen unruhigen Schlaf. Am Morgen wachte Manuel um halb sechs auf und wälzte
sich von Seite zu Seite doch es half nichts. Er blieb wach und nach einer
halben Stunde klappte er genervt die Decke zurück und tappte ins Bad. Er hatte
dunkle Augenringe, Bartstoppeln am Kinn und die etwas längeren Haare standen in
alle Richtungen. Schnell den Kopf ganz unter die Duschbrause gehalten waren
Punkt eins und drei nur noch halb so schlimm doch zum rasieren würde ihm heute
mit dem zweiten Baby keine Zeit mehr bleiben. Nachdem er beide etwas gefüttert hatte
schaffte er es irgendwie sie gleichzeitig in den großen Kinderwagen zu
quetschen den er gekauft hatte als sein Vater noch lebte und machte sich auf
den Weg zur Werkstatt. Unterwegs kaufte er noch etwas Milchpulver für das
Monster (er vermied es ihren Namen auszusprechen oder „auszudenken“) und
erntete im Kiosk ein Paar mitleidige Blicke. Er schob den Wagen um die Ecke und
machte die letzten Meter bis in den Hof der Werkstatt und schloss die Tür auf.
Manuel stellte den Wagen in sein Büro nahm das Monster heraus und legte es auf
seine Jacke auf den Fußboden. Megan schlief Gott sei Dank immer morgens um
diese Zeit und er konnte sie im Wagen lassen. Er zog die Bürotür zu und schloss
ab. Wenn das Jugendamt irgendwie mitbekommen würde, dass er seine einjährige
Schwester jeden morgen alleine in seinem Büro schlafen ließ würde sie sofort
ins Heim gesteckt. Er hatte Glück, dass sie überhaupt weiterhin bei ihm wohnen
durfte. Er schüttelte den Kopf um die Gedanken zu vertreiben. Beim Arbeiten
musste er konzentriert sein, denn die Arbeit war seine Lebensgrundlage und nach
dem Tod seines Vaters waren die meisten Kunden abgesprungen und die wenigen
guten, also die die wirklich teuer bezahlten musste er jetzt zufrieden stellen.
Dann würden die anderen vielleicht wiederkommen. Er lag grade auf dem Rücken
und betrachtete die Unterseite eines Polos als ein markerschütterndes Schreien
aus dem Büro dröhnte. Genervt stand er auf und sah nach. Na klasse. Das Monster
hatte Hunger. Für so etwas hatte er einfach keine Zeit doch ein Platz in einer
Kita war entschieden zu teuer. Außerdem hatte das Monster so etwas nicht
verdient und war eigentlich auch noch viel zu klein. Also blieb mir nichts
anderes übrig, als Wasser warm zu machen, etwas Milchpulver darin aufzulösen
und es zu füttern.

 

Einen Monat wohnte das Monster jetzt schon bei Manuel und
Megan und Manuel ging es zusehends schlechter. Er war übermüdet und
unkonzentriert. Das Geld wurde immer knapper und die noch nicht erledigten
Arbeiten häuften sich an. Ungefähr jede halbe Stunde schrie entweder seine
Schwester oder das Monster. Dazu kam noch das typische Aprilwetter. Die ganze
letzte Woche waren es knapp 26 Grad gewesen und vor zwei Tagen hatte es
plötzlich angefangen bei kühlen 4 Grad so zu regnen, dass man glaubte es müsse
jeden Moment die Welt untergehen.

Jetzt war es ungefähr drei Uhr nachts und am Abend hatte er
angefangen zu frieren und eine halbe Stunde später war ihm so heiß, dass er am
liebsten in Eiswasser gesprungen wäre. Auch das noch. Er wurde krank. Sein
Leben machte ihn innerlich völlig kaputt. Jetzt lag er in seinem Bett wälzte
sich von links nach rechts und Atmete schwer. Der Schweiß stand ihm auf der
Stirn obwohl er zitterte wie verrückt. Ihm war auch schwindelig und ein
bisschen schlecht. Er zwang sich ruhig zu bleiben, gleichmäßig zu atmen und wieder
einzuschlafen. Doch das war gar nicht so leicht, denn auf einmal überkam ihn
eine unglaubliche Wut. Eine Wut auf das Monster, das sein ganzes Leben
zerstörte. Im diesem Moment erinnerte er sich an jedes Mal, das es ihn nachts
geweckt hatte. Wie oft es so laut geschrieen hatte, dass er dachte ihm würde
gleich das Trommelfell zerreißen. Wie viel Geld er schon in es hatte stecken
müssen. Aber das, was ihn am meisten störte, war das sie eigentlich ein viel
besseres Baby war als seine Schwester. Das Monster weinte zwar, aber lange
nicht so laut wie Megan. Es as auch nicht so viel, wie sie und brauchte auch
noch nicht so viel Aufmerksamkeit. Bevor er wusste, was er tat, war er aus dem
Bett gestiegen. Wegen den Schwindelgefühlen wankte er etwas doch er schaffte es
sich vor dem Monster auf den Boden zu knien. Als er in sein Gesicht blickte
bemerkte er, dass sie wach war. Schon wieder, schon wieder war sie vorzeigbarer
als Megan. Die machte immer sofort einen riesigen Lärm sobald sie aufwachte.
Das war zu viel für ihn. Er fühlt sich wie im Rausch, dachte nicht an das was
er tat und schon legten sich seine Hände um die Kehle des fast zwei Monate
alten Babys. Das gefiel diesem allerdings gar nicht und jetzt fing es
tatsächlich an zu schreien. Das wiederum gefiel Manuel sehr gut, denn es bewies
ihm, dass das kleine Monster doch nicht perfekt war. Er drückte mit seinen
Händen ein wenig zu und das Schreien wurde lauter. Dann ließ er wieder lockerer
und drückte wieder fester zu und das Kleine brüllte immer weiter. Nach dem er
das ein paar Mal so gemacht hatte merkte er, dass ihn das jedoch keinesfalls so
richtig zufrieden stellte und so schloss er ein letztes mal seine Hand um
kleinen Hals, aber diesmal drückte er fester zu als davor. Er beobachtete die
Reaktion des Babys und sie füllte ihn mit freudigem Verlangen. Verlangen nach
dem Tod des Monsters. Dieses lief zuerst leicht blau an. Dann wurden seine
Augen starr und sie quollen hervor wie riesige grüne Glasmurmeln.

Aber in dem Moment in dem die qualvollen Schreie des
Monsters plötzlich erstarben war es als wache Manuel aus seiner Trance auf. Sofort
ließ er den Hals des Monsters los und begriff was er da grade tat und aus der
Wut wurde Verzweiflung. Er stand auf taumelte ein paar Schritte zurück und
sackte dann an der Tür in sich zusammen. Tränen sammelten sich in seinen Augen
als er auf den reglosen Babykörper hinuntersah und mit erstickter Stimme sagte
er nur: „Es tut mir Leid kleine Jess.“
 

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Über den Autor

Jessline

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sugarlady Das ist ja herzig deine rührende Geschichte. Und traurig.
Flüssig geschrieben.
L.G. Andrea
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Jessline Re: Wow! -
Zitat: (Original von fedora am 18.03.2013 - 11:01 Uhr) Das geht unter die Haut. Ja, es ist gut und flüssig geschrieben und es ist noch viel mehr.. der Anfang eines fantastischen Romanes! Ich freu mich darauf.
Liebe Grüße
Petra


Dankesehr für dieses tolle Feedback :)
Vor langer Zeit - Antworten
fedora Wow! - Das geht unter die Haut. Ja, es ist gut und flüssig geschrieben und es ist noch viel mehr.. der Anfang eines fantastischen Romanes! Ich freu mich darauf.
Liebe Grüße
Petra
Vor langer Zeit - Antworten
Jessline Re: -
Zitat: (Original von Montag am 17.03.2013 - 09:24 Uhr) Gut und flüssig geschrieben. Willkommen auf myStory.


Dankeschön :)
Vor langer Zeit - Antworten
Montag Gut und flüssig geschrieben. Willkommen auf myStory.
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