Kurzgeschichte
Manchmal vergisst man sein Glück

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"Manchmal vergisst man sein Glück"
Veröffentlicht am 17. März 2013, 8 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Über den Autor:

Mitten im kalten Winter, im Zeichen Steinbock bin ich geboren. Viele Winter habe ich nun schon erlebt, doch ich erlebe auch immer noch gerne die anderen Jahreszeiten. Ich schreibe Kurz-Geschichten, Märchen Geschichten über meinen Hund, oder auch Fantasie. Ich schreibe sehr gerne Gedichte, dazu gehört Lyrik und Poesie. Ich male Bilder, in Acryl, oder Aquarell, zeichne auch, oder ich male mit einem Tablett direkt am PC.
Manchmal vergisst man sein Glück

Manchmal vergisst man sein Glück

Manchmal vergisst man sein Glück

Heute verkündete die Amsel so schön den Frühling, und das obwohl es immer mal wieder nieselt, als dann die Sonne wieder lächelte, stimmten auch noch Meise und Buchfink in die Hymne an den Frühling ein.

Mein Herzschlag tickte eine Spur lauter, und meine Seele legt endlich den  Winterblues ab.

Mir fällt eine Geschichte ein, die ich auf geschrieben hatte, als auch die Amsel sang, es ist eine wahre Geschichte. –

 

Meine Geschichte:

Oh, es ist kein schönes Bild, das ihr da entgegen schaut. Das grelle Neonlicht in der engen Umkleidekabine mit den zwei großen Spiegeln zeigte es ihr mit grenzenloser Grausamkeit. Sie war nur noch in Slip und BH bekleidet, und war gerade im Begriff in das schöne farbenfrohe Sommerkleid zu schlüpfen. Sie sah im Spiegel ihre Schenkel – von Zellulitis geprägt, und schon etwas mehr als nur leicht verdellt. Sogar ihr Bäuchlein wie sie es immer liebevoll nannte erschien ihr als Bauch. Ihre Stirn hatte eine tiefe Falte, Schatten lagen um die Augen, Ihr ganzes Gesicht wirkte alt und grau. „Vielleicht hätte ich mich doch mal wieder etwas schminken sollen,“ sagte sie zu dem Spiegelbild, doch der hatte ihr nur sein unbarmherziges Bild zu zeigen, und er wusste keine Antwort. Sie zwängte sich in das Kleid, natürlich war es zu eng, sie konnte sich immer noch nicht damit anfreunden, dass auch ihre Kleider Größe sich verändert hatte. Sollte sie es sich eine Nummer größer holen? Nein, das ist es nicht sie sah bestimmt in einer anderen Kleidergröße auch nicht schöner und jünger aus, überlegte sie, während sie das Kleid zurück auf den Kleiderbügel hängte. Dabei sah es so schön aus auf dem Bügel.  Der Winter war hart und lang. Sie dachte immer sie braucht keine kalten Winter, keinen Schnee und kein Eis. Obwohl sie mitten im Winter zur Welt gekommen war, mochte sie ihn nie so recht. Sie fühlte sich als Sonnenkind. Sie liebte die Wärme und blühte auf, wenn die Sonne schien. Nun war der Winter dieses Jahr besonders heftig. Er zeigte sich wirklich mit allem was er hatte, von eisiger Kälte bis Schnee in Unmengen war alles vorhanden. Dazu kam für sie, dass sie gerade wieder mal ein Jahr älter geworden war. Das war für sie wie ein kleiner Weltuntergang. Früher war eine Frau in ihrem alter, grau alt, und zu nichts mehr nutze, und genauso fühlte sie sich. *Was soll ich denn noch hier?* Waren die Gedanken die ihr dauernd durch den Kopf gingen.   Die Kinder führten schon eine kleine Ewigkeit ihr eigenes Leben, so ab und an gab es mal ein Telefongespräch. So ein zweimal, im Monat, manchmal schon noch etwas öfter kamen sie vorbei, aber auch da war da nie viel Zeit. Enkel gab es auch nicht, keine Zeit für Kinder. Als der bewusste Tag mit dieser magischen Zahl da war, bekam sie fast einen Weinkrampf . Ihr Mann, mit dem sie seit ewigen Zeiten verheiratet ist, sah sie ratlos an. Was sie nur wieder hat, waren seine Gedanken, die er ihr dann auch sofort mitteilte. Irgendwie verstand er sie mal wieder überhaupt nicht. „Es geht dir doch gut, und wir haben uns, was hast du nur wieder, was willst du denn?“ Waren seine Worte. Sie war alt, - sie fühlte sich alt. Kann es wirklich sein, dass sie nun wirklich alt war? Launisch war sie geworden, das war sie in letzter Zeit häufig. Ihr Mann verstand nicht was in ihr vorging, dass wusste sie, aber wusste sie es denn selbst? Sie hatten eine schöne Wohnung, ein hübsches Zuhause, aber es nervte sie oft, dass ihr Mann eine andere Auffassung von Ordnung hatte, er meinte sie entwickle langsam einen Putzfimmel. Doch sie wollte alles nur sauber und ordentlich haben. In Wirklichkeit würde sie am liebsten auf und davon. Was wirklich mit ihr los war konnte sie nicht sagen, sie wusste es nicht. Wie kann das sein, dass ich mich genauso entwickle wie meine Mutter damals war. Fragte sie sich oft. Ständig kreisten ihre Gedanken nur darum, dass sie alt ist. Sie hatte sich sofort in dieses Kleid verguckt, und nun gefiel es ihr gar nicht. Ihre Stimmung war am Nullpunkt angekommen. Sie hängte das schöne Kleid zurück an den Ständer und verließ verdrossen das Geschäft. Unschlüssig stand sie draußen vor dem Laden, was soll s, ein neues Kleid bringt s auch nicht, dachte sie. Sie dachte an die Tränen, die sie vergangene Nacht geweint hatte, weil sie sich unverstanden, einsam und verlassen fühlte. Und das in einer mehr als vierzig jährigen Ehe. Höhen und Tiefen hatte es immer wieder in ihrer Ehe gegeben, und sie waren beide so verschieden wie es zwei Menschen nur sein können.  Oft hatte sie dieses Gefühl, diese Gedanken,  *wir passen aber auch gar nicht zusammen* Doch wenn er sie dann mal wieder in die Arme nahm, wenn sie dann seine Wärme spürte – dann wusste sie  " Wir "  es gibt nur ein Wir. Niemals wollte sie ohne ihn leben, er ist ihr Leben. Sie stand mit fremden Menschen an der Straße und wartete darauf, dass die Ampel grün zeigte. Da raste mit lauter Sirene und Blaulicht ein Krankenwagen vorbei.  Ihr Herz zog sich krampfhaft zusammen. – Ein ganzes Jahr ist es her, da hatte ihr Mann diese schwere Operation, sein Leben hing an einem  seidenem Faden. Mit sehr viel Glück und Gottes Hilfe hat er dann trotz großer Schwierigkeiten alles gut überstanden. Wie glücklich war sie, als es ihm wieder besser ging , und er dann endlich wieder nach Hause durfte. Eigentlich fuhr sie etwas zu schnell, mit dem Wagen, aber sie wollte nur noch heim.  Sie wollte zu ihrem Mann, sie wollte ihm sagen, wie froh sie ist, das es ihn für sie gibt. – Wie sehr sie ihn liebt. Als sie die Wohnungstür auf schloss kam der kleine Hund ihr nicht wie sonst entgegen, keine Stimme fragte: “Bist du es?“  Obwohl sie immer dachte, so ein Blödsinn, wer soll es denn sonst sein. Die Wohnung war leer. Sie ging zum Radio und stellte den Apparat an. Eine traurig schöne Liebesschnulze klang daraus zu ihr. * Warum sind sie nun nicht hier?*   Sie liebte es wenn der kleine Hund sich freute, wenn sie heim kam, wenn er an ihr hoch sprang, sie so freundlich und lieb begrüßte.  Sie liebte es, wenn ihr Mann zur Begrüßung flüchtig ihre Lippen berührte, und sie an sich drückte.  Während sie das Fenster öffnete jubelte eine Amsel ihre Hymne an den Frühling, Sonnenstrahlen versuchten durch das noch vom Winter verschmutzte Fenster zu kriechen.

*Es geht doch*, der Winter ist vorbei. Während sie der Amsel lauschte, klappte die Tür.

 „Bist du da?“ hörte sie seine Stimme.  Schmetterlinge schwirrten in ihrem Bauch, - lange hat sie die nicht mehr gespürt.

 Es war wie ein Erwachen für sie, - auf einmal dachte sie nicht mehr an ihr Alter, sie hatte vergessen, wie schlecht sie sich noch vor kurzem gefühlt hatte. Sie lief ihm entgegen, während der kleine Hund an ihr hoch sprang und sie freudig begrüßte, drückte ihr Mann sie zärtlich an sich,  und seine Lippen berührten nicht nur flüchtig ihren Mund.

Christa Philipp, April 2006

 

 

 

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Über den Autor

Eisblume
Mitten im kalten Winter, im Zeichen Steinbock bin ich geboren. Viele Winter habe ich nun schon erlebt, doch ich erlebe auch immer noch gerne die anderen Jahreszeiten.
Ich schreibe Kurz-Geschichten, Märchen Geschichten über meinen Hund, oder auch Fantasie.
Ich schreibe sehr gerne Gedichte, dazu gehört Lyrik und Poesie.
Ich male Bilder, in Acryl, oder Aquarell, zeichne auch, oder ich male mit einem Tablett direkt am PC.

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fedora Das ist so schön geschrieben, - so intensiv, dass mir die Tränen kamen. Ja, das passiert oft, dass wir erst hinterher merken, was wir hatten, weil wir für eine Weile vergaßen es zu schätzen, wie schön, dass es so gut ausgegangen ist.
Eine schöne Geschichte.
Liebe Grüße
Petra
Vor langer Zeit - Antworten
Eisblume Re: Mit dem zaghaften -
Zitat: (Original von Enya2853 am 18.03.2013 - 12:45 Uhr) Erwachen des Frühlings scheint auch etwas in der Protagonistin zu erwachen. mehr ein Besinnen ist es, auf das Wertvolle, das ihr Leben ausmacht.
Es ist zuweilen so, dass die äußeren Umstände - wie hier der lange kalte Winter - unsere Stimmungen sehr beeinflussen.
Alles hat zwar seine Ordnung, scheint gut, aber sie fühlt sich alt und vor allem zu nichts nutze.
Zeitraffergleich betrachtet sie ihr Leben während sie in diesem Geschäft steht, mit dem Kleid. Und so, wie das Kleid ihr nicht passt, scheint es auch mit dem Leben zu sein.
Äußerlich betrachtet sieht es gut aus, aber irgendwie passt sie nicht hinein in dieses Leben.
Doch dann genügt eine winzige Erinnerung - angestoßen durch den Krankenwagen - und ihr wird bewusst, dass das Leben ihr die Hand ausstreckt.

Geschrieben mit einfühlsamen Worten, hast du hier die Momentaufnahme eines Lebens gezeichnet. Die Gedanken kann ich sehr gut nachvollziehen.

Wie gut, dass sie ihr "Glück" doch nicht vergessen hat.

lg
Enya


danke liebe Enya, du hast meine Geschichte so verstanden, wie ich sie gemeint habe.
Dabke fürs Lesen.
herzlichst,
Christa
Vor langer Zeit - Antworten
Enya2853 Mit dem zaghaften - Erwachen des Frühlings scheint auch etwas in der Protagonistin zu erwachen. mehr ein Besinnen ist es, auf das Wertvolle, das ihr Leben ausmacht.
Es ist zuweilen so, dass die äußeren Umstände - wie hier der lange kalte Winter - unsere Stimmungen sehr beeinflussen.
Alles hat zwar seine Ordnung, scheint gut, aber sie fühlt sich alt und vor allem zu nichts nutze.
Zeitraffergleich betrachtet sie ihr Leben während sie in diesem Geschäft steht, mit dem Kleid. Und so, wie das Kleid ihr nicht passt, scheint es auch mit dem Leben zu sein.
Äußerlich betrachtet sieht es gut aus, aber irgendwie passt sie nicht hinein in dieses Leben.
Doch dann genügt eine winzige Erinnerung - angestoßen durch den Krankenwagen - und ihr wird bewusst, dass das Leben ihr die Hand ausstreckt.

Geschrieben mit einfühlsamen Worten, hast du hier die Momentaufnahme eines Lebens gezeichnet. Die Gedanken kann ich sehr gut nachvollziehen.

Wie gut, dass sie ihr "Glück" doch nicht vergessen hat.

lg
Enya
Vor langer Zeit - Antworten
schreibfederchen Eine wunderschöne Begebenheit - hast Du da aufgeschrieben . Gerne gelesen habe ich sie und freue mich so sehr, dass Du hier eingezogen bist.
Ein Herzens lächeln und eine Umarmung für Dich
liebe Christa von Celine
Vor langer Zeit - Antworten
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