Kurzgeschichte
Der fliegende Ben

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"Der fliegende Ben"
Veröffentlicht am 13. März 2013, 8 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Der fliegende Ben

Der fliegende Ben

Beschreibung

Eine Geschichte mit den vier Wörtern: Bier, Besen, Kuh, Eisenbahn die mein Sohn mir erzählt hat.

 

Der fliegende Ben

Hallo, ich bin Ben und arbeite als Stallknecht auf der Farm Dismeto. Es ist ein mittelgroßer Bauernhof mit viel Ackerbau und ein paar Kühen. Um die muss ich mich meist kümmern. Außer mir gibt es noch fünf andere Arbeiter, sie sind meine besten Kumpels.

 

 

 

 

Eines Tages musste ich im Haus beim Saubermachen helfen. Unsere Chefin, die Bauersfrau Mathilda mit roten Haaren und einer immer verknitterten, rotkarierten Schürze, trieb mich auf den alten, staubigen Speicher hoch und befahl mir, dort gründlich zu putzen. Stundenlang putze und kehrte ich, mir war vor lauter Staub schon ganz Elend zumute. Da stieß ich an einen Schrank. Ich entstaubte und polierte ihn und entdecke dass er ganz rot angemalt war. Wie aus dem Nichts tauchte in diesem Augenblick Mathilda, die alte Hexe, auf. Sie besah sich meine Arbeit und ich erwartete wieder ihr ewiges Gezeter und Gemecker. Doch an diesem denkwürdigen Tag nahm sie mich beiseite und hauchte:"Mein Geheimnis werde ich vor dir lüften". Mit einer schnellen Handbewegung öffnete sie den Schrank. "Leer" seufzte ich, hatte ich doch auf Schatz gehofft. Mathilda griff hinein und zog aus der dunklen Tiefe einen merkwürdig geformten Besen mit einem 

 

kuscheligen Puschel statt eines Kehrteils dran heraus.  "Schau, so fliegen rote Hexen" rief sie, hüpfte auf den Besen und flog etliche Runden durch den alten Dachboden. Stolz war ich, dass ich so gut geputzt hatte, denn es staubte überhaupt nicht mehr. Total erfreut war ich, als sie neben mir landete und mich fragte: "Hast du genau zugeschaut?" "Klar" antwortete ich. Ganz hippelig trat ich von einem Bein auf das andere. Gleich, dachte ich, gleich darf auch ich fliegen. Doch ehe ich mich versah landete der Besen wieder im Schrank.

„Schluss für heute“, meckerte meine Chefin im gewohnt ärgerlichen Ton.

„Du wirst ja nicht fürs Rumstehen bezahlt!“ Traurig schleppte ich mich nach draußen auf die Weide, wo mich zu allem Überfluss die Kuh Monamuh hochnäsig anschnaubte.

 

Irgendwann kam dann der verdiente und ersehnte Feierabend. Meine Kumpels fragten ob ich mit in den Ort käme um ein Bier zu trinken. „Bin zu müde“ log ich wortkarg, denn ich hatte einen Plan. In dieser Nacht war die Chefin zu einer Geburtstagsfeier auf Schloss Dreistein eingeladen. Ich wollte sofort die Chance nutzen und oben auf dem Speicher ebenfalls ein oder zwei Runden mit dem Besen drehen. So leise ich konnte schlich ich hoch. Die vierte und die siebente Stufe der alten Treppe knarrten im dunklen Treppenhaus. Von oben kam wieder der muffige Geruch. Sofort öffnete ich das große Fenster. Ich hielt es vor Spannung kaum aus als meine linke Hand sich dem roten Schrank näherte. Ruckzuck hatte ich ihn geöffnet und zack den Besen in der Hand. Im Nu saß ich darauf, zitternd vor Angst und bebend vor Aufregung. Gerade als mich mein Mut verließ und ich absteigen wollte, kam in den Besen ein Eigenleben. 

 

Er flog mit mir aus dem großen Fenster hinaus in die klare, kühle Nacht. Der Vollmond leuchtete über den Feldern und ich klammerte mich an den Besen und jammerte: „Wo fliegst du mit mir hin?“ Als hätte der Besen meine Angst gespürt, ging der Besen etliche Meter tiefer und ich sah unter mir, fast zum Greifen nahe, die Eisenbahngleise. Doch der nächste Schreck folgte kurz darauf. Quietschend und dampfend näherte sich die Eisenbahn von hinten. „Bitte lieber Besen, bitte, bitte, etwas höher!“ flehte ich von Herzen. Und sogleich zog er hoch. Unter mir fuhr der Nachtzug Richtung Norden. Dem Besen wurde es wohl zu langweilig. Kurz vor der Kneipe, in der meine Kumpels schon beim Feierabendbier saßen, ging er runter. Dabei streiften wir fast die verdutzte, dumme Kuh Monamuh. Und mit einem Ruck blieb er stehen. Dadurch flog ich runter, landete aber sanft im hohen Gras.

 

Als ich mich aufgerappelt hatte sah ich dem fortfliegenden Besen hinterher. Er verschwand lautlos im Speicher. Das große Fenster schloss sich wie von selbst. Und mir blieb nichts anderes übrig als mich zu wundern. Noch ganz aufgeregt ging ich zu meinen Kumpels, berichtete ihnen von meinem Erlebnis und freute mich schon auf ihr Interesse. Doch mein bester Kumpel meinte nur ganz ruhig: „Schon klar Ben, wir wissen es alle, heute ist der 1. April.“

© by Tetroe 2013 alias Heike H.

 

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rumpi ich - hätte auch gern so einen besen. damit könnte ich dann in ein märchenland fliegen,wo sich alle lieben.

lg,karsten
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