Humor & Satire
Kinderfreie Abende

Kinder haben ein sensibles Gespür für den falschen Moment; eine Fähigkeit, die regelmäßig nur den männlichen Exemplaren derselben dauerhaft erhalten bleibt.

 Hat Frau einen Termin, z.B. die Rettung der Welt, kann sie darauf warten, dass der Sprössling ihres Vertrauens über Stunden das Bad blockiert, ohne es Putzen zu wollen. Im Gegenteil ….

 Will Frau im neuen Kostüm eine gute Figur machen, dann ist es Murphys Gesetz, das sie sich in der Konsequenz eines Stücks Butter von dem Sprössling des Vertrauens ein Eis abpressen lässt, das ohne den Umweg über den Hals des Kindes direkt in ihrem Schoß landet.

 Die Umwegvariante – ein Mal durch den Hals und zurück - wird durch das Kind meistens dann gewählt, wenn Frau mal „richtig gut“ Essen geht. Bei dieser Variante sind die laufenden Meter besonders heimtückisch: Sie wiegen Frau erst in Sicherheit, indem sie brav am Tisch sitzen und keine mitleidigen Blicke der Mitgäste erzeugen. Es wird kein neuestes »Kinderlied« wie z.B. »Der Eber sagt zu seiner Frau, hör zu du kleine süße Sau« entertaint und auch das Geschirr bleibt auf dem Möbelstück, aber dann … .

 So war es auch an diesem Tag: Frau hatte sich auf einen „Ausgehabend“ gefreut und Kind lag mit Fieber im Bett. »Ade liebe Welt«, alles absagen ist angesagt.

 Da trat ER ins Spiel, der nette Nachbar. Selbstverständlich würde er gern am Abend rüberkommen und die minderjährige Zwergin hüten. Die von der Frau geforderten Referenzen wurden mit einem abwertenden Lächeln quittiert: »Man(n) ist Mann, dies ist Referenz« genug. Tatsächlich schien es auch so, als ob Kind und Mann von nebenan ein gutes Team abgeben.

 Frau willigte ein, die Kindesfürsorge temporär zu übertragen. Natürlich nicht, ohne zwei DIN A 4 Seiten mit Handlungsanweisungen zu verfassen sowie sämtliche Rufnummern und Notrufnummer zu hinterlassen.

 Punkt 23 Uhr war Frau auch wieder daheim; dank viertelstündlicher Kontrollanrufe erlebte sie einen entspannten Abend.

 Die Zwergin und der Mann von nebenan saßen vertraut auf dem Sofa. Er trank ihren Tee – mitten in der Nacht -, von Fieber keine Spur. Mit Stolz berichtete er:

 »Ich weiß gar nicht, was ihr Frauen immer habt. Ich habe hier gemütlich gesessen und die Kleine hat ihr Puppengeschirr geholt. Ich musste nichts anderes machen, als  ihren Tee trinken. Das bisschen Wasser, kein Problem.

 Komm, kleiner Schatz, wir zeigen es der Mama, bring mir noch einen Tee!«

Ob Frau ihn darauf hinweisen soll, dass die einzige Wasserquelle, die eine Vierjährige erreicht, in der Klomschüssel ist?