Krimis & Thriller
Der Tod der Kritikerin - XXIII.

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"Der Tod der Kritikerin - XXIII."
Veröffentlicht am 06. März 2013, 6 Seiten
Kategorie Krimis & Thriller
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Der Tod der Kritikerin - XXIII.

Der Tod der Kritikerin - XXIII.

Wolken am Himmel

 

Was nun?

Wir fahren wieder ins Präsidium. Ich lasse ganz schön den Kopf hängen. Meine Zukunft sieht düster aus. Wird mich der Polizist wieder nach Hause schicken, was anzunehmen ist? Das bedeutet, dass ich später nur der Lehrerin wegen vor den Kadi gezogen werden, denn wenn, dann ist das zumindest gewiss.

Was soll ich damit anfangen, wenn es heißt: hat versehentlich einen Brand in Nachbars Haus gelegt, wobei diese seine Nachbarin, eine Lehrerin, umgekommen ist? Wie stehe ich dann da? Mir wird das Etikett haften bleiben: Lehrerinnen-Verbrenner. Manche möge es cool finden, dass ich eine von denen, die uns die Kindheit schwer gemacht und versaut haben, dem Brand, dem Feuer „übergeben“ habe – Lehrerverbrenner eben. Aber für die Mehrheit, wie klingt das denn in ihren Ohren: Zündet das Haus seines Lehrers an, eine Lehrerin - schon etwas zweifelhaft und anrüchig. Nein, als eine Heldentat wird das nicht angesehen und erachtet werden – ich werde verkannt lausig erscheinen.

Wie stünde ich aber da, wenn es heißt: hat seine Lehrerin und eine seiner verhasstesten Kritikerin umgebracht, weil, ist Schriftsteller, will es zumindest sein, ist aber erfolglos geblieben mit seinem Schreiben, hat wohl deshalb seine Grundschullehrerin, die ihm das Schreiben beigebracht hat, abgemurkst und obendrauf eine Kritikerin, die nichts von seiner Schreibe hat gehalten.

Da erkenne ich einen Zusammenhang: diejenige Person, die ihm das Schreiben eingebleut und diejenige, die dieses Schreiben daraufhin als wertlos abgekanzelt hat, hat er eliminiert, entleibt, getötet. Bei aller Grausamkeit der Tat und moralischen Niedertracht kann man ihm jedenfalls keinen Mangel an Konsequenz vorwerfen, da besteht eine offensichtliche Verbindung, muss eine sein. Insofern wäre doch einmal interessant, was er so geschrieben hat zu lesen, möglicherweise steckt darin auch ein interessantes geistiges Band, Konsequenz, Stringenz, ihr wisst schon. Ja, ich lese einmal eines seiner Bücher, einmal sehen, was sich darin verbirgt, kann ja sein, dass ich eine Überraschung erlebe.

So oder so ähnlich kann ich mir das Gerede der Leute vorstellen, von denen ich schließlich als einer dastehe, der seinen Weg zuende gegangen ist, wenn er Deutsch-Lehrerinnen und Buchkritikerinnen exekutiert hat, einer, der sich nicht mit Halbheiten begnügt hat, sondern seinen Zirkel geschlossen hat.

Nicht gut, dass beide „Morde“ in Wahrheit als Unglücksfälle dastehen, erscheinen und betrachtet werden müssen, ist misslich, bedauerlich, aber das wissen SIE halt nicht. Nur ich weiß es.

Es passt auch zu mir: ein erfolgloser Autor begeht keine richtigen Morde. Nur richtige Autoren begehen auch richtige Morde, wenn sie es denn tun. Die Crux ist natürlich die: gute Autoren brauchen keine anderen Mitmenschen ausradieren, sich brauchen sich nicht zu rächen, haben kein Gefühl, Unrecht erleiden zu müssen, denn bei ihnen stimmt die Schrift. Nur schlechte oder keine Autoren brauchen Morde.

Wenngleich die Wahrheit die ist, das Pseudo-Autoren letztlich auch keinen vollführen, begehen können, weil genauso wenig, wie sie schreiben können, können sie morden, das die bittere Wahrheit. Nun gut, annähernde Morde vielleicht, sie verunglücken in ihrem Tun und Unterlassen, dann passiert etwas. Wie bei mir halt. Genauso scheitern sie beim Morden wie sie bei ihrem Denken auf der Strecke geblieben sind mangels Konsequenz, Stringenz und Geist.

Ein schlechter Autor muss irgendwann einmal ins Fettnäpfchen treten in seiner Tapsigkeit, Unwissenheit und Schlaffheit. Sei es, dass er Alkoholiker oder Drogenabhängiger wird, was die Regel darstellt oder er begeht einen tödlichen Unfall, wie ich, wird Geisterfahrer oder Psychiater und hängt den Bleistift an den Nagel seiner Praxis.

Nun aber zwei Unfälle, das schlägt schon aus der Art. Deswegen glaubt man mir auch nicht. Gut, ein Unfall, aber zwei, nein. Bei dem schlechten Autor. Nein, beim besten Willen nicht, undenkbar.

Genau darin liegt meine Chance. Kann ich denn die anderen davon überzeugen, dass zwei Menschen auf mein Konto gehen, dann wird man hellhörig und achtsam auf mich. Was will ich mehr als Schriftsteller? Wenn schon nicht wegen seiner Werke Aufmerksamkeit bekommen, so doch wegen seiner Taten: Sein Ehrgeiz ist befriedigt. Denn es ist nicht so, dass man schreibt und dann sich Erfolg damit wünscht, sondern umgekehrt.

Aber ist das nicht bei vielen Menschen so, dass sie sehr, sehr ehrgeizig sind?

Sehr wohl!

Aber Autoren sind es mehr, sie sind unsäglich ehrgeizig, extrem darin zu schreiben, ihr Extremismus ist durchaus mit einer Geisteskrankheit vergleichbar, was schon Klügere als ich festgestellt haben.

Also - nichts Neues unter der Sonne dieser Erde also – außer, dass sie für mich unterzugehen droht, wenn mir nichts einfällt, Hirnochse und Kuhmist.

 

 

Ganzes Buch erhältlich unter:

http://www.pentzw.homepage.t-online.de

 

 

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