Krimis & Thriller
Plaisir d'amour

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"...wenn es dein Wille ist..."
Veröffentlicht am 06. März 2013, 16 Seiten
Kategorie Krimis & Thriller
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http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Ich schreibe Unterhaltungsliteratur in Form von Romanen und Kurzgeschichten für Erwachsene, sowie Kinderbücher. Zum zweiten Mal verheiratet lebe ich im Münsterland. Bisher veröffentlicht: Die Ruhrpottsaga: Ruhrpottklüngel, Ruhrpott Pärchen, Ruhrpottherzen, Ruhrpottabschied, Leben lernen.Weitere Bücher (darunter Reiseberichte, Tiergeschichten, Liebesgeschichten und -romane), Kinderbücher, zahlreiche Kurzgeschichten in Anthologien und ...
...wenn es dein Wille ist...

Plaisir d'amour

 

Rosi wusste es genau: Er betrog sie wieder. Gleich, als sie bei der Party des Bürgermeisters, vorgestellt wurden, hatten bei ihr alle Alarmglocken geläutet. Die Bürgermeistersgattin entsprach seinem Raster aufs Genaueste. Wie das Luder ihn angeschmachtet hatte! „Warum denn so steif, nennen sie mich Lucinda“, hauchte sie ihn an, der förmlich in ihrem großzügigen Ausschnitt versank.
Rosi war schnellstens eingeschritten. „Sie sind die neue Gattin unseres lieben Bürgermeisters?“

Irritiert schaute das Luder von oben auf sie herab: „Und sie

sind?“
„Rosi Armand, seit 25 Jahren Ludgers Ehefrau.“
Der mischte sich jetzt ein. „Meine Rosi, das ist schon eine ganz Handfeste“, sprach’s und tätschelte ihren gut gepolsterten Rücken.

„Man sieht es“, Lucinda, das Luder, grinste sowohl anzüglich als auch boshaft. Rosi hätte ihr am liebsten den Inhalt des Sektglases ins Gesicht geschüttet, doch der Bürgermeister, entspannte die Situation. „Liebes, ich glaube du kennst die Lüdtke-Bohmerts noch nicht.“ Im Laufe des Abends behielt Rosi ihren Mann gut im Auge, was diesem bewusst

zu sein schien, denn er wagte kaum einen Blick in Richtung des Luders. In der Folgezeit rief Rosi ihn öfter als gewöhnlich im Büro an, stand pünktlich zum Feierabend vor seiner Versicherungsagentur. „Ich hatte solche Sehnsucht nach dir, Schnurzel.“

Auch in sexueller Hinsicht versuchte Rosi, ihn voll und ganz zufrieden zu stellen. Sie schlüpfte des Abends in die gewagtesten Dessous, dachte sich ungewöhnliche Stellungen und neue Rollenspiele aus, verzog er, wenn sie im kleinen Durchsichtigen das Schlafzimmer betrat, genervt das Gesicht, drehte sich auf die Seite und schnarchte bald vor sich hin. All ihre Bemühungen blieben

umsonst. Zunächst schob Ludger Überstunden vor: „Die Arbeit häuft sich, mein Rosenresli. Die Kundschaft heute ist halt anspruchsvoll.“ „Ja sicher! Das Luder, wird dich schon auf Trapp halten!“, dachte sie und durchsuchte heimlich seine Kleidung, fand auf dem Revers seines Saccos tatsächlich ein blondes, langes Haar.

Als nächste Demütigung dachte er sich eine mehrtägige Fortbildung aus. 

„Es ist wichtig, dass ich auf dem Laufenden bleibe, mein Schatz.“

Ihr Angebot, ihn zu begleiten ignorierte er. Natürlich, denn er würde sicherlich in blonder Begleitung sein. Sie musste sich vergewissern. Also verabschiedete sie

ihn liebevoll, schließlich sollte er keinen Verdacht schöpfen, und folgte ihm einen Tag später. „Dieses Hotel ist das perfekte Liebesnest. Für wie blöd hält er mich“, murmelte sie vor sich hin, während sie das „Romantikhotel Jagdhaus“ ansteuerte. Zu ihrem Erstaunen fand das Seminar tatsächlich hier statt. So parkte sie den Leihwagen unauffällig hinter dem Hotel. Bevor sie ausstieg, musterte sie sich noch einmal im Spiegel und lächelte zufrieden. Mit der dunkelblonden Perücke und ihrer supergroßen Sonnenbrille würde sie niemand erkennen. Festen Schrittes betrat sie die Lobby des Hotels, prallte entsetzt zurück. Auf dem Sofa einer gemütlichen

Sitzgruppe rekelte sich die Bürgermeistersgattin, während Ludger an einem Aperitif nippte, eifrig auf sie einredete, immer näher rückte. Rosi ging hinter einer künstlichen Palme in Deckung, beobachtete, blutenden Herzens, das traute Téte-á-téte. Jetzt hob auch Lucinda ihr Glas und stieß mit Ludger an, nicht ohne ihm tief in die Augen zu schauen. Das war zu viel. Rosi machte auf dem Absatz kehrt und stürmte blind vor Tränen aus der Lobby.

Auf der Rückfahrt überkam sie ein unbändiger Hass auf ihren untreuen Ehemann. Was hatte sie nicht alles für ihn getan, alles gegeben. Trotzdem trieb er es mit diesem blonden Luder und

gaukelte ihr, die anständig bis auf die Knochen war, eine reine Liebe vor. „Das wird er büßen“, murmelte sie vor sich hin. Zu Hause angekommen schmiedete Rosi eifrig Pläne. Am späten Abend würde sie ihn anrufen.

„Hier Ludger Armand“, meldete er sich etwas atemlos. Sie glaubte an ihrem Hass zu ersticken, malte sich die Szene in allen Einzelheiten aus: Lucinda lasziv auf dem Bett und Ludger … “Hallo, wer ist denn dort? Bist du es, Rosenresli?“, unterbrach er ihre Gedanken. Sie räusperte sich, zwang sich zur Freundlichkeit. „Ja, ich bin es, mein Schnurzel. Ich will dich gar nicht lang‘ stören. Will nur wissen, wann du morgen

Heim kommst. Weißt, ich möchte uns ein schönes Menü zaubern, zur Feier des Tages ...“ Sie verstummte abrupt, horchte auf Hintergrundgeräusche. Das Luder hatte sich bemerkenswert in der Gewalt, denn es war nichts zu hören. Ludger klang erfreut. „Aber du störst doch nicht.“ „Lügner, Mistkerl“, dachte sie, gurrte jedoch. „Schnurzelchen! Kannst du mir eine genaue Uhrzeit nennen?“ „Ich werde versuchen ganz pünktlich zu sein. So bis 20 Uhr müsste ich‘s schaffen. Falls mir etwas dazwischen gerät, melde ich mich bei dir!“ „Wage es nicht, zwischen irgendetwas zu geraten“, der Satz war raus ehe ihn

hinunterschlucken konnte. Er lachte dröhnend. „Das ist mein Rosenresli! Ich freue mich auf dich. Bussi-Bussi.“ Am nächsten Morgen wachte Rosi ausgeschlafen und gut gelaunt auf. Nach dem kräftigen Frühstück machte sie sich daran, alle Utensilien für ihren Plan zusammenzusuchen. Einen festen Strick fand sie in der Garage. Der alte Küchenstuhl ächzte zwar schon ein wenig, aber für ihre Zwecke würde er reichen. Was sollte sie die neuen Stühle verschandeln, wo es das alte Ding auch tat. Jetzt musste sie nur noch einen schönen festen Ast am Apfelbaum suchen.

Ja, hier, dieser Ast erschien ihr perfekt.

Zur Probe platzierte sie den alten Küchenstuhl darunter, hievte sich hinauf, schaute sich triumphierend um. Jetzt musste sie nur noch ein delikates Abendessen vorbereiten, das wollte sie zusammen mit Ludger genießen, wenn dieser sie gerettet und angemessen getröstet hatte. Sie würde ihn leiden lassen, ihm vor Augen führen, dass er sie fast getötet hätte. Sie malte sich aus, wie er auf den Knien vor ihr lag, ihre Hände, noch besser die Füße, küsste und um Verzeihung wimmerte. „Verzeihen ja, aber vergessen nie“, würde sie ihm entgegen schmettern.

Rosi gönnte sich noch ein Gläschen Sekt, bevor ihr großer Augenblick nahte. Sie

hatte das mit Pailetten bestickte Kleid angezogen, sich zurecht gemacht und sah auf eine tragische Weise gut aus. Schon bog der Wagen in die Auffahrt. Rosi stellte sich auf den Küchenstuhl und legte die gut befestigte Schlinge um den Hals. Sie ging probeweise kurz in die Knie, der Stuhl knarzte protestierend, das Seil spannte sich. Doch wo blieb Ludger? Endlich stieg er aus, in den Händen einen großen Blumenstrauß. Rosi gab ein gekonntes Ächzen von sich und ging noch einmal leicht in die Knie. Wieder knarzte der Küchenstuhl. Er hatte sein Leben lang jede Last getragen, doch jetzt kapitulierte das Möbel, brach unter Rosi weg. Ludger drehte sich verblüfft

um, ließ den Strauß fallen, spurtete zum Apfelbaum und fing seine Frau im letzten Moment auf. Er zögerte, hielt sie einen Augenblick lang fest. Dann tat er einen entschlossenen Schritt rückwärts und ließ sie los. „Wenn es dein Wille ist“, murmelte er. „Mist“, das war Rosis letzter Gedanke.

Der Sarg polterte unsanft in die Grube, einem der Träger war das Band aus den Händen gerutscht. Ludger zuckte zusammen. Der Bürgermeister klopfte ihm sichtlich bekümmert auf die Schulter, auch Lucinda drückte ihm mitfühlend den Arm. Beim anschließenden Kaffeetrinken setzte sich

das Pärchen zu ihm. „Lucinda hat mir berichtet, dass sie sich kurz vor dem Unglück zufällig getroffen und das Kulturförderungsprogramm besprochen haben. Dieses Thema liegt meiner lieben Frau sehr am Herzen.“ Unvermittelt stand der Bürgermeister auf. „Entschuldigung, dort sehe ich gerade Herrn von der Lendt...“

Lucinda beugte sich zu Ludger hinüber, wobei sie ihm einen großzügigen Einblick in ihr, auch in Trauerkleidung bemerkenswertes Dekolleté gewährte. Mit einem gekonnten Augenaufschlag raunte sie: „Ich weiß, dass du sehr viel Rücksicht auf die teure Verstorbene genommen hast. Ich werde mich nach

Kräften bemühen, dir über die Trauer hinwegzuhelfen.“ © by Angie, 2011

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Hörbuch

Über den Autor

AngiePfeiffer
Ich schreibe Unterhaltungsliteratur in Form von Romanen und Kurzgeschichten für Erwachsene, sowie Kinderbücher. Zum zweiten Mal verheiratet lebe ich im Münsterland.
Bisher veröffentlicht:
Die Ruhrpottsaga: Ruhrpottklüngel, Ruhrpott Pärchen, Ruhrpottherzen, Ruhrpottabschied, Leben lernen.Weitere Bücher (darunter Reiseberichte, Tiergeschichten, Liebesgeschichten und -romane), Kinderbücher, zahlreiche Kurzgeschichten in Anthologien und Literaturzeitschriften, sowie der Tagespresse.

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erato 
Très bien, très bien, Madame,
ceci est vraiment écrit très
habilement. Je suis ravie.
Thomas
Vor langer Zeit - Antworten
Herbsttag Das war aber ein typisches Eigentor von Rosenresli. Ganz schön doof, eigentlich hätte sie den lieben Ludger ein bisschen drangsalieren müssen. Amüsant geschrieben. Ira
Vor langer Zeit - Antworten
AngiePfeiffer Lieben Dank, Ira und ein schönes Wochenende.
Grüße in deinen Nachmittag
Angie
Vor langer Zeit - Antworten
KaraList Na, wenigstens hat Rosenresli noch ein delikates Abendessen vorbereitet.
Ich mag Schwarzhumoriges! :-)
Schmunzelgrüße
Kara
Vor langer Zeit - Antworten
AngiePfeiffer Hi Kara.
Schön, ich auch. Britischer Humor halt.
Lieben Dank und einen schönen Gruß
Angie
Vor langer Zeit - Antworten
derrainer liebe angie ,
manche pläne sollten doch überlegt werden,
aber du hast es super geschrieben,

lieben gruß rainer
Vor langer Zeit - Antworten
AngiePfeiffer Eben, wer anderen eine Grube usw. ;o)
Lieben Dank und ein schönes Wochenende
Angie
Vor langer Zeit - Antworten
Bleistift 
"Plaisir d'amour..."
Wo ein Wille ist, ist auch ein weg... (mit einem ganz kurzen ...e...) ...grinst*
...und ich werde es herausfinden,
verlassen Sie sich darauf, Sie...

herzlichst Ihre
Miss Marple
Vor langer Zeit - Antworten
AngiePfeiffer Hallo Miss Marple,
es freut mich, dass Sie sich dieses bedauerlichen Unglücksfalls annehmen. Vielleicht gelangen Sie zu Erkenntnissen, die uns alle verblüffen ...
Und falls Sie sich für noch einen Kriminalfall interessieren - es gäbe da noch die Wurzinger Maria, die plant ihre Familie mittels Arsen ... aber das müssen Sie selbst herausfinden.
Mit vorzügliche Hochachtung
Angie Pfeiffer

Übrigens: Danke dir Louis und drück dich mal!
Vor langer Zeit - Antworten
GertraudW 
Du hast vielleicht Ideen liebe Angie ... da kriegt man ja
direkt Angst - grins*.
Unheimlich toll geschrieben und spannend zu lesen.
Liebe Grüße und einen schönen Abend
Gertraud
Vor langer Zeit - Antworten
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