Kurzgeschichte
des königsTOCHTER - Märchen für Erwachsene

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" des königsTOCHTER - Märchen für Erwachsene"
Veröffentlicht am 05. März 2013, 12 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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des königsTOCHTER - Märchen für Erwachsene

des königsTOCHTER - Märchen für Erwachsene

Einleitung

Dieses Märchen wurde inspiriert von dem Schreibwettbewerb "Meyenburger Märchen", in meiner Heimatstadt. Das wunderschöne Schloss gibt es wirklich, es gab ebenfalls die Burg. Alles andere entstammt meiner Fantasie. Vor kurzem geriet das gleichnamige Heft in meine Hände, und nun bin ich dabei die Geschichte aus zu bauen.... BITTE NICHT PÄPSTLICHER ALS DER PAPST SEIN, WENN ICH MIT MEINER FANTASIE AM ENDE BIN, IST ALLES ÜBERARBEITET!!

Wundersame Begegnung mit einer Fee.

Es war einmal ein König, der lebte in einem wunderschönem Land und nannte alles was man sich nur wünschen konnte sein Eigen. Nur eines besaß er nicht, eine Tochter.

32 Söhne hatte ihm die Frau Gemahlin bereits geboren, und sie kam in das Alter wo keine Kinder mehr geboren werden. König Theodor wurde darüber immer trübsinniger, und seine Königin Anna saß Stunde um Stunde am Fenster ihres Turmzimmers und starrte zu alten Burgruine hinüber. Manchmal zur Abendstunde war ihr als würde sich dort etwas bewegen. Da aber ihre Augen nicht mehr so gut waren, gab sie nichts darauf und meinte es wäre Einbildung.

Eines abends nun wollte sie dem Koch noch einen Auftrag erteilen, wozu sie ums Schloss zum Küchentrakt eilte. Es dämmerte bereits und sie sah eine Frauengestalt auf sich zu kommen, die direkt in einer Rosenhecke verschwand. Ungläubig wischte sie sich über ihre Augen, und ging zu eben dieser Stelle. Es schien genau die Hecke zu sein die dort seit Jahr und Tag wuchs, ihre Blütendufteten betörend.
Plötzlich wurde Königin Anna bewusst, dass es Sommer war, und rings um sie das Leben pulsierte. Vom nahen Bach ertönte ein ohrenbetäubendes Froschkonzert. Grillen versuchten einander zu übertönen. Die Lerche sang ihr letzte Lied für diesen Tag, um der Nachtigal Platz zu machen. Wind zauste die Bäume und ihre Blätter rauschten beruhigend.

Anna stand ganz still, ein übermächtiges Sehnen erfüllte ihr Herz. Sie wünschte, das der König bei ihr wäre und genauso empfand. Die Wunder des Alltags sehen könnte. Wie lange war es her, das sie sich geschworen hatten in guten wie in schlechten Zeiten füreinander da zu sein? Wie begeistert hatten sie ihr wunderschönes Schloss geplant und erbauen lassen. Wie oft hatten sie sich heimlich unten am Bach getroffen, und geliebt als gäbe es gar kein Schloss mit weichen Betten und Bediensteten, die ihnen jeden Wunsch von den Augen ablasen.

Aber das war lange her. Da sie Jahr für Jahr nur einen Sohn gebar, wurden Theodors Augen immer trauriger, und er mochte sie nicht mehr in ihrem Schlafgemach aufsuchen.

Eine Träne lief verstohlen über Annas Gesicht, und sie merkte, das noch andere Geräusche an ihr Ohr drangen. Ein Wispern und Flüstern, ein Kichern und Lachen und wunderschöne Musik.

Anna besah sich den Boden vor der Hecke und entdeckte Fußspuren im weichen Moos. Ein kaum wahrnehmbarer Pfad führte durch die Rosenhecke hindurch. Vorsichtig bog sie deren Zweige zur Seite und die begannen sich freiwillig zu teilen. Sie gaben eine riesige Eisentür frei. War diese traumhaft schöne Tür die Arbeit ihres Hofschmiedes? aber so viel Anna auch nachsann, sie konnte sich nicht erinnern.

Wie verzaubert schritt sie durch die Dornen, ohne auch nur den Zipfel ihres Kleides zu zerreißen. Ehe sie es sich versah hatte sie die klinke in der Hand. Mit einem leisen Seufzer öffnete sich die Tür und sie stand minutenlang im Dunkel.

Dann hatten sich ihre Augen an dies Dämmerlicht gewöhnt und sie ging vorsichtig die Stufen vor sich hinunter. Lachen und Musik wurden immer lauter und schon nahm sie einen schwachen Lichtschein wahr. Die Neugierde hatte sie gepackt, und so leise sie es vermochte ,eilte sie die Treppe herab. Ein gewaltiger Raum öffnete sich ihrem Blick.

 Anna blieb mucksmäuschenstill stehen. alle Wände waren mit üppigem Grün bewachsen, und ein seltsam schöner Duft schwebte ihr entgegen. Obwohl es keine Fenster gab, und doch wohl draußen ziemlich dunkel sein musste, gab es ausreichend Licht.

Da stockte Anna der Atem. In mitten dieses Raumes saß eine Frau von nicht irdischer Schönheit, um die sich Männlein wie Weiblein, Kinder und Greise versammelt hatten. Alle schienen sie geduldig darauf zu warten ihr eine Frage oder Bitte stellen zu dürfen. Wer noch zu weit weg saß ,unterhielt sich miteinander. Auf Baumstümpfen wurde Essen und Trinken dargeboten. und Anna entdeckte auch die vielen kleinen Glühwürmchen zwischen den Blättern, die den Raum erhellten. Ihre Flügel machten diese wunderbare Musik. 

Anna betastete die Wand an der sie stand, hielt etwas in Händen um versonnen daran zu riechen. Walnüsse. es fiel ihr wie Schuppen von den Augen. Das konnte nur die Fee vom alten Nussbaum sein. Der stand länger in ihrem Garten, als es das Schloss gab. Er musste selbst die Glanzzeiten der verfallenen Burg mit erlebt haben.

Seit Jahr und Tag gab es die Sage von der guten Fee im Nussbaum. Ihre Augen achten, dass es gerecht im Königreich zuging. Weiterhin ging die Sage, dass die Fee alle 7 Jahre erscheinen würde, um Wünsche zu erfüllen.

 Königin Anna hat stets darüber gelacht, die Geschichte allerdings rührend gefunden.

Jedem seine Träume.

Die Worte "Anna, ja du bist gemeint" klangen in ihren Ohren nach, und sie hob die Augen von ihren Händen, die noch immer eine grüne Walnuss hielten. Der Blick der Fee war auf sie gerichtet, und sie sah sie voller Liebe und Mitgefühl an, das es Anna ganz seltsam wurde. "komm zu mir und erzähl was dich bedrückt. Schütte dein Herz aus. Ich kann mir schon denken, was den Kummer in dein Antlitz schreibt."  

Anna sah in liebevolle Augen, tröstlich erklang die Melodie der Glühwürmchen, und wie von alleine fanden ihre Füße den Weg durch die Halle zu der wunderschönen Frau. All ihre Vernunft sträubte sich gegen das was gerade geschah, doch ihr Herz sagte es wäre richtig und gut.

Federleicht legte sich eine Hand auf ihre Schulter, und alle Sorgen waren von ihr genommen. Königin Anna wusste nichts zu sagen, statt dessen liefen ihr all die ungeweinten Tränen der letzte Jahre über das Gesicht.

"Arme, reiche Königin" erklang die stimme der Fee "du bist mit allem gesegnet was man sich wünschen kann, hast vielen gesunden Knaben das Leben geschenkt, und müsstest dich jeden Tag freuen. Aber du und dein geliebter König machen es euch so schwer. Das ist dem Leben gegenüber ungerecht.

Aber ich will dir helfen. Eigentlich hättest du mich nie gefunden, denn ich bin nur für die Ärmsten der Armen. Da es jedoch deinen Untertanen so gut geht, dass selbst sie nur Wünsche haben ohne die es sich bequem leben lässt, will ich eine Ausnahme machen. Dein Herz ist so rein und gut, dir sei ein Wunsch gewährt."

Anna sah sich mit von Tränen verschleiertem Blick um, und erkannte viele Gesichter. Eine Woge von Sympathie überspülte ihre trauernde Seele, und Hoffnung ließ das Herz schneller schlagen.

"Eine Bedingung knüpft sich allerdings an meine Hilfe" erklang die Fee. "in deinem Reich gibt es gar viele Brunnen und Wassermühlen, die ihren Besitzern in letzter Zeit nur Kummer und Sorgen bereiten. Schuld ist ein garstiger Wassermann, der sich nach meinem letzten Erscheinen hier niedergelassen hat. Mir ist nicht vergönnt lange genug auf Erden zu verweilen, um ihm persönlich das Handwerk zu legen. aber du kannst das!"

"Ich?" Anna war so erstaunt, dass sie gar nicht erst an der Existenz von Wassermännern zu zweifeln begann. "Was soll ich ausrichten können? Sag es mir!" flehte sie. Die Fee schüttelte mit dem Kopf "dass es euch Menschen stets an Glauben und Vertrauen mangelt. Natürlich werde ich bei dir sein. Du wirst mich nicht sehen können, aber ganz bestimmt meine Anwesenheit spüren. Es gibt sogar eine Möglichkeit mit mir zu reden. Gehe zum Walnussbaum und pflücke eine Nuss. nimm sie mit in dein Kämmerlein, und du wirst sehen." 

Anna nickte, und da wurde es Stockdunkel um sie. Von unsichtbaren Armen gefasst wurde sie die Treppe hinauf geführt. Wieder stand sie vor dem Rosenstrauch, aber so sehr sie sich auch mühte, es gab keinen Pfad mehr hindurch, und die Tür war ebenfalls verschwunden.

Die Rosen dufteten noch immer, die Frösche hielten ihr Konzert, und inzwischen sang die Nachtigall hingebungsvoll. Anna blieb still stehen und versuchte zu sich zu kommen. Hatte ein Tagtraum sie genarrt? Aber was war das? ein Büschel Blätter mit einer Walnuss schimmerten in ihren Händen. Versonnen sog sie deren Duft ein, und schob sie in in das Dekolletee ihres Mieders.

Anna durchwanderte unerkannt ihr Reich.

Der Koch! Sie musste ihm noch unbedingt den Wunsch ihres Gemal überbringen. Mit unsicheren Schritten lief sie das letzte Stück zum Küchentrakt, um in die  Wärme der Schlossküche ein zu tauchen.

Wie immer brannte ein gemütliches Feuer, Koch un Köchin saßen mit ihrer Kinderschar am Tisch und unterhielten sich leise über die Ereignisse des Tages. Planten bereits den Nächsten. Beim Erscheinen der Königin wurden eilig ein paar Kerzen entzündet, der Koch sprang dienst-fertig vom Stuhl auf. Wie gerne hätte Anna bei diesen liebenswerten Leuten noch länger verweilt! Doch dafür gab es keinen Grund der ihr eingefallen wäre.

Zwei kleine Mädchen die unter dem Tisch saßen und mit einem Kätzchen spielten, starrten ihre Königin mit offenen Mündern an. Hastig drehte sich Anna fort und gab die Wünsche des Königs weiter. Eilig verabschiedete sie sich.

Sie wollte ihrem Gemahl von den soeben erlebten Wundern erzählen.

Entäuscht musste sie feststellen, daß der König mit ein paar Männern und den ältesten Söhnen zur Jagd aufgebrochen war. Von dieser Entscheidung wusste sie nichts. Wie so oft in den vergangenen Jahren schloss er sie aus seiner Welt aus.

Anna saß in ihrem Turm Zimmer, und zum zweiten mal an diesem Abend liefen ihr die Tränen das Gesicht hinunter. Sie zupfte ein Taschentuch aus dem Ausschnitt ihres Kleides, und ihr Blick fiel auf den Zweig mit der Nuss. Behutsam nahm sie ihn in die Hände . Er war noch warm von ihrer Haut und sie schmiegte ihr Gesicht da ran. Plötzlich meinte sie die Hand der Fee  zu spüren. Wo sie die Nuss getragen hatte kribbelte es ein wenig.

Sie hatte nicht geträumt! Behutsam legte sie diesen ihren größten Schatz in eine Truhe voller wertvollem Geschmeide.

Grübelnd saß sie in ihrem Lieblingssessel. So durfte das nicht weiter gehen. Alles würde sie tun um die Liebe ihres Theodor zurück bekommen zu können! Gleich morgen würde sie zum Walnussbaum gehen um mehr von der Fee zu erfahren.

Es begann eben zu Dämmern, als der  unruhige Schlaf der Königin von der Ankunft der Jagdgesellschaft ihres Mannes beendet wurde.

Wie jeden Morgen setzte sie sich an ihr Fenster und kämmte ihr langes Haar. Zum ersten mal seit langem war ihr Blick nicht leer. Sie sah die Natur erwachen. Die Vögel die sich eben noch leise etwas zugeflüstert hatten, begannen lauthals mit singen. Gegenüber der Burgruine trat ein Reh aus dem Gebüsch. Sie hatte das Fenster weit geöffnet und atmete die Gerüche des Sommers. Viel zu lange hatte sie aus lauter Selbstmitleid nichts um sich wahr genommen.

Eilig kleidete sie sich an, und huschte die Treppe hinunter. Die ersten Strahlen der Sonne hüllten den Walnussbaum in warmes Gold. Anna stand still und nahm den Anblick seines üppigen Grüns in sich auf. Dann ging sie entschlossen darauf zu, und fragte sich welche Nuss wohl die Richtige wäre. Das Säuseln des Windes im Baum hörte sich wie tröstlich geflüsterter Worte an. Die Fee sprach ihr Mut zu!

Entschlossen zu tun was sie versprochen hatte, nahm sie eine der  Nüsse, und verschwand damit in ihrem Turm Zimmer. Erwartungsvoll sah sie das unscheinbare, schrumpelige Ding an. Nichts geschah. Dann plötzlich wuchs die Nuss und ein grobes Gewand, wie ihre Bauern es zu tragen pflegen, fiel der Königin vor die Füße. Anna starte es an, da schüttete  die Nuss ihr passende Schuhe und eine Kopfbedeckung dazu. Die  Stimme der Fee  sagte ihr, sie solle so gekleidet die Mühlen ihres Reichs aufsuchen. "Stelle dich als weit gereiste Müllersgattin vor" hörte sie sagen" bitte um Hilfe gegen den Wassermann! Ich denke so wirst du eine Menge erfahren!

Anna tat wie ihr befohlen. Sie wanderte den lieben langen Tag durch das Land. Wobei sie  viel über ihr Volk lernte. Sie entdeckte Verbesserungswürdiges, und sah wofür der König unbedingt Gelder bewillgen musste.

Das Interessanteste aber erfuhr sie vom Müller des Dorfes unmittelbar am Schloss. Seit Jahren wurde ihm ein übeler Streich nach dem Anderen gespielt. Mal führte der Fluss kaum Wasser, so daß er aus purer Verzweiflung an einer Windmühle baute.  Dann überflutete der eben trockene Fluss  das Land, und alles verdarb.

Manchmal gab sein  Brunnen plötzlich nur noch stinkendes, fauliges Wasser her. Ein neuer musste gebaut werden. Doch wie von Zauberhand begann der alte Brunnen über zu laufen, und machte eine Menge Schaden. Das konnte nur das Werk eines Wassermannes sein! Eines ganz gemeinem und bösen Kerls.

Einem Müller war sogar das Kind verschwunden.  Mutter und Vater diese kleinen Mädchens, was ihr ein und alles gewesen, fand man ein paar Wochen später erhängt in der eigene Scheune.  Seither stand ihr Hof leer und verfiel. Niemand wagte ihn zu betreten, kein Kind durfte dort spielen.

Es kam so weit, daß sich die Müller des Landes vor  Wasser zu fürchten beganne. Sie  ertränkten diese Furcht im Alkohol. Immer häufiger kam es zu unerklärlichen Unfällen.

Spät abends schleppten Anna ihre müden Füße nach Hause. Sie nahm kaum etwas  wahr von der Schönheit des romantischen  Pfades, der sich durch Wald und Wiesen schlängelte. Dem üppigen Grün der Wiesen stand das der den Weg säumenden Weiden in nichts nach. Sie konnte ihr Schloss bereits sehen, als ihr ein geheimnisvolles Flüstern und Wispern gewahr wurde. Es kam ihr vor als würden eben diese Weiden nach ihr rufen.

Da geschah, was seit Menschengedenken nicht gewesen war.

Die alten Weiden schienen nach ihr zu rufen. Neugierig geworden trat sie näher, und vernahm nun deutlich Stimmen. Sie klangen traurig, und erzählten davon wie schlecht es allen bald gehen würde. Das Wasser wurde immer knapper, die Wiesen immer trockener, nicht viel von der üppigen Vegetation könne nicht übrig bleiben.

Auch den Weiden machte das knappe Wasser zu schaffen. Und ohne die hätten die  Elfen ihr zu Hause verloren.

Wahrhaftig, beim näheren Hinschauen sah Anna bereits den ein oder anderen trockenen Ast, Blätter die sich gelb färbten und  einrollten. Die ganze Wiese überschattete ein Hauch von Trauer und Tod.

Dem wollte Anna auf den Grund gehen. Entschlossen hob sie ihre Röcke, und kletterte in einen der holen Weidenbäume. Zu schnell für die Elfen, die sich hastig verstecken wollten.  Anna hatte sie lange entdeckt. Ein aufgeregtes Geflatter begann, und endete damit, daß sich eine der Elfen auf Annas Schoß setzte.

Jetzt war es sowieso egal. Die kleine Elfe begann von den Bosheiten des Wassermanns zu erzählen.  Aufgeregt fielen ihr bald die Anderen  in's Wort. Jede hatte eigene Erfahrungen mit diesem Kerl gemacht.

Auch Anna redete sich ihren Kummer von der Seele, erzählte daß die Fee versprochen hatte ihr zu helfen die ersehnte Tochter zu bekommen, falls sie dem Wassermann das übele Handwerk legt.

Gemütlich saß sie in dem alten Baum, und schmiedete gemeinsam mit den Elfen Rachepläne.

Gedankenverloren strich sie über die Rinde der alten Weide, da geschah etwas was seit Menschengedenken nicht gewesen war. Die Weide schüttelte ihr altes Haupt, räusperte sich und begann mit brüchiger Stimme zu reden.

"Liebe Anna, ich will dir helfen."

Die Königin saß mucksmäuschen still und spitze ihre Ohren, um nur ja alles zu verstehen.

"Du musst auf die Sommersonnenwende in wenigen Tagen warten. Gehe rüber zur alten Burg. Lass den großen Brunnen auf dem Burghof links liegen, dann findest du das Grab des Ritters. Es wird bei den Feuern zu Ehren diese Tages gut zu sehen sein.

Dort gibt es einen kleinen, unscheinbaren Brunnen, den sich die Witwe vor Jahr und Tag hat bauen lassen um  das Grab bewässern zu können.

Dort haust der Wassermann, glaubt sich vor Jedermann sicher.

Versteck dich hinter meinem großen Bruder der Trauer weide, und warte bis sich der Wassermann zeigt. Es wird nicht lange dauern, denn die hellen Feuer  ärgern ihn ungemein. Er wird sie löschen wollen.

Aber bevor du das tust, musst du eines wissen,es gibt etwas was dieses kleine boshafte Männchen  wie der Teufel das Weihwasser scheut, nämlich Salz. Das macht aus ihm eine müde Pfütze!

Verbirg es gut in deiner Kleidung, und besorge dir zudem einen im Salzwasser getränkten Strick. Habe keine Furcht vor dieser Kreatur, packe ihn und streife den Strick um seinen Leib.

Er wird dir drohen, brüllen und schimpfen, lass dich nicht beeindrucken! Der Strick lähmt ihn augenblicklich.

Zeige ihm sodann den Beutel mit Salz, und drohe ihm damit.  Zwinge ihn  zu verraten wo  die Tochter des Müllers versteckt ist. Er hat das kleine Mädchen schon vor Monaten entführt, damit sie ihm den Haushalt bestellt.

Lass dich von nichts beirren! 

Außerdem muss er dir verraten wie die Brunnen im gesamten Land von seinerm Zauber befreit werden können.

Hat er all das gesagt, schütte ihm ohne Skrupel das gesammte Salz über den Kopf. Er wird sich augenblicklich in eine stinkende Fütze verwandeln." 

Die alte Weide räusperte sich ein zweites mal, und ein Zittern ging durch ihre Äste.

"Liebe Anna, du bist mutiger als du glaubst. Mache alles ganz genauso, und schon ist die ersehnte Tochter dein! Das kleine Mädchen was  der Wassermann entführte, ist Weise. Sie braucht ein zu Hause, und liebe Menschen die sie all das Schreckliche vergessen lassen. Sophie soll eure Tochter sein!"

Der Weide, welche seit Jahrhunderten nicht mehr gesprochen hatte,versagte die Stimme.

"Fürchte dich nicht" rauschten ihre Blätter  "sonst ist es für uns alle zu spät".

Dann war es still.

Anna und die Elfen hatten die ganze Zeit starr vor Ehrfurcht still da gesessen. Einen Augenblick sahen sie sich stumm an, dann war der Bann gebrochen. Alle schnatterten durcheinander, es wurde gelacht und eine Elfe stimmte mit ihrer glockenhellen Stimme ein Lied an.

"Sagt mal" fiel Anna ein " wieso habt ihr dem Wassermann nicht längst das Salz über den Kopf geschüttet?" 

"Nichts einfacher als das" platzte eine der Elfen herraus "gäbe es den Zauber dieses Mistkerls nicht, daß unsere Flügel sofort verkleben, wenn wir ihm zu nahe kommen".

"Ja" wisperte eine Andere "dabei kann man gehörig auf die Nase fallen". Und alle lachten.

Anna streckte und räkelte sich, sie war doch ein wenig zu groß um  länger in der alten Weide zu sitzen. Als Kind hatte ihr das nichts gemacht, aber das war  lange her.

Beschwingt kletterte sie aus dem Baum heraus, nicht ohne sich von den Elfen zu verabschieden und ihnen das Versprechen zu geben, dem Wassermann ganz sicher das Handwerk zu legen.

"Ich werde nicht ruhen bevor es vollbracht ist" versprach sie, winkte den Elfen zu und verschawand Richtung Schloss. 

"Was waren wir dumm" bereuhte der König die vergangenen Jahre.

Eiligen Schrittes betrat sie den Saal, in dem die gemeinsamen Mahlzeiten statt zu finden pflegten. Ein wenig plagte sie schon das schlechte Gewissen, sie hatte niemandem gesagt, daß sie den ganzen Tag fort sein würde, und keiner wusste wohin.

Ihr Mann, die Söhne und noch benachbarte Königsleute saßen und ließen es sich schmecken. Anscheinend wurde sie hier nicht vermisst. Nur ihr jüngster Sohn sprang vom Tisch auf, lief ihr entgegen und drückte sich an sie.

Verstohlen sah Anna zu ihrem König hin, der spürte den Blick sah auf und ihr tief in die Augen.

Ein verschmitztes Funkeln stahl sich in diesen Blick, Anna fühlte sich wie frisch verliebt, und belohne ihren Gatten mit einem strahelneden Lächeln.

Aber irgendetwas stimmte nicht, Anna kannte ihn zu lange um das nicht zu bemerken. Erschrocken blickte sie an sich herunter, fest davon überzeugt ihr Kleid zerrissen zu haben.

Da brach der König in schallendes Gelächter aus.

"Frau" japste er, und Lachtränen liefen ihm über das Gesicht " ich hätte dich beinahe nicht erkannt und für die neue Magd des Koches gehalten. Was um Himmels Willen trägst du da? Wo warst du überhaupt den lieben langen Tag?"

Endlich ging Anna auf, daß sie noch immer das Gewand einer Müllersfrau trug, und sie stimmte in sein Gelächter ein, so daß nun der ganze Saal sich vor Lachen den Bauch hielt.

Anna setzte sich neben ihren Gemahl, und begann alles der Reihe nach zu berichten.

"Versuche nicht mich von meinem Plan ab zu bringen" schloss sie mit ihrer Geschichte mit trotziger Mine. "Denk nur an das arme Müllerskind, ich mag mir gar nicht vorstellen was ihm alles geschehen sein wird!"

" Unser Reich lassen wir uns  von Niemandem  kaputt machen" der König hieb mit seiner Faust auf den Tisch, daß Anna ihn erschrocken anblickte. Was ihn wiederum zum schmunzeln brachte.

"Nein, nein, Weib, keine Angst ich bin ganz deiner Meinung" brummte er.

"Selbstverständlich" er versuchte ein grimmiges Gesicht zu machen, was ihm selten genug gelang " würde ich statt deiner gehen,  wäre ich nicht so groß und stattlich geworden" er strich sich über seinen Bauch und grinste.

"Ich wäre der Elefanten im Porzellan-laden! Der Wassermann würde nicht lange genug leben um zu sagen was er soll."

"Ach Theodor" Anna strahlte ihren Mann an, ihr war als hätte es nie Unstimmigkeiten zwischen ihnen gegeben. "es wird alles gut, und " sie errötete ein wenig, was der König so sehr liebte " stell dir vor, dann haben wir endlich unsere ersehnte Tochter!" 

Der König sah seiner Frau zum zweiten mal tief in die Augen, nahm sie in den Arm und küßte sie so, daß am Tisch einige Leute heiter bei Seite sahen.

"Natürlich, des Müllers Tochter soll die unsere werden!"

Plötzlich wurde ihm klar, daß sie sich die Schuld gegeben hatte, nur Söhne zu gebären.

Das war Unsinn, hätten sie mehr miteinander geredet wäre alles ganz anders gekommen.

Er hatte sich zu Recht die Schuld gegeben, und ihr darum immer häufiger aus dem Weg gegangen.

"Wir waren so dumm" flüsterte er, und hielt seine Anna fest im Arm. "Du hast mir prächtige Kinder geschenkt" Theodor machte mit seinen Armen eine umrundende Bewegung "und ich war ein Narr damit zu hadern." 

Alle atmeten auf, ein Bann war gebrochen und es wurde bis spät in die Nacht gelacht und geredet.

Als sich endlich alle Nachbarn verabschiedet hatten, die kleinen und mittleren Söhne lagen lange in ihren Betten, nahm der König sein Anna in die Arme und trug sie in ihr Schlafgemach....!

Der Diener, der ihm wie immer seinen Schlaftrunk bringen wollte, wartete an diesem Abend vergebens auf seinen Herrn. Kopfschütteln trank er ihn selber, und trollte sich in seine Kammer.

Am Abend der Sommersonnenwende nun machte sich Anna auf den Weg

Die Zeit verging wie im Fluge. Am Abend zur Sommersonnenwende war Anna nicht zu erkennen, als sie sich auf den Weg zur alten Burg machte. Sogar ihr Gatte musste zweimal hinsehen, als seine Frau ihm in den abgelegten Sachen ihres ätesten Sohnes entgegen trat. Die langen Haare steckten keck unter einem Hut mit Feder, einzig an den Füßen trug sie die bequemen Schuhe ihrer Zofe, die ihres Sohnes hätten nicht gepasst.

"Damit der Wassermann mir nicht entkommt" strahlte sie ihren Theodor an "habe ich die Weiberröcke in der Truhe gelassen." Die Sachen von euch Männern sind bedeutend bequemer!

"Ich nehme nicht an, daß ich dir das noch ausreden kann, Weib"  schmunzelte der König.

Er nahm seine Anna in die Arme und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. 

Anna sah ihn an, und das Herz schmolz ihr. Warum hatten sie  nur so viel Zeit ihrer Liebe in Trotz und Zorn vertan? Einen Augenblick schmiegte sie ihr Gesicht an seine Brust, dann löste sie sich von ihm, und eilte zur Tür hinaus. Wobei ihr Herz nicht nur aus  Liebe klopfte, ihr war gewaltig bange vor dem was nun kam.

 

Ein Säckchen mit Salz und den damit behandelten Strick gut in ihrer Kleidung verborgen, ging sie festen Schrittes den Pfad zur alten Burg hinüber. Ihr Weg führte sie am  Walnussbaum vorbei, und sie blieb einen Augenblick stehen.

Tröstlich klang das Rauschen seiner Blätter herrüber, ein warmer Windhauch wehte ihr die langen Haare vor die Augen, und für einen Moment glaubte sie die Fee würde ihr aus dem Baum zuwinken. 

Entschlossen überquerte sie die schmale Brücke, die auf die Halbinsel zur alten Burg führte. Es war inzwischen recht schummerig geworden, vom anderen Ufer klangen Stimmen und Lachen hinüber. Hell wurden Büsche und Bäume zu Füßen der Burg erleuchtet.

Noch einmal drehte sich Anna zum Schloss, sie winkte hinüber, denn sie wußte ihr Gatte saß im Turm zimmer und beobachtete sie.  Würde etwas Unvorhergesehenes geschehen, wären er und seine Soldaten schneller als der Wind bei ihr.

Für einen Augenblick sehnte Anna sich so sehr nach ihm, daß sie beinhahe die Röcke, die sie heute ausgerechnet nicht trug, sinnbildlich in die Hand genommen und ihn seine Arme geeilt wäre. Aber sie gab sich einen Ruck, und verschwand hinter der zerklüfteten Eingangsmauer der Burg.

Für einen Augenblick war sie  auch für Theodor nicht zu sehen. Aber bald konnte er sie in den Innenhof der Burg gehen sehen.

 

"Wir leuchten dir" wisperten die Glühwürmchen.

Ganz so mutig wie es  für Thedor aussah, schritt Anna allerdings längst nicht voran. Um so dichter sie sich dem Grab des Ritters nährte, um so mehr verließ sie der Mut.

Die Stimmen und das Lachen wurden zunehmend leiser, und viel schlimmer war, daß der Schein der Feuer bei weitem nicht reichte um ihren Weg zu beleuchten. Was hatte sich die alte Weide nur dabei gedacht, sie so ins Dunkel zu schicken!? Wahrscheinlich war sie die letzten 100 Jahre nicht hier gewesen.

Da, es raschelte und schon huschte etwas Großes über ihren Weg. Anna konnte sich gerade noch die Hand vor den Mund legen, um nicht laut auf zu schreien.

Erschrocken drückte sie sich in den nächsten Busch,  und suchte sich möglichst klein zu machen.Tränen liefen ihr über das Gesicht, und sie wünschte sich in's Schloss zurück.

"Aber Anna" hörte sie eine Stimme, und sie fühlte sich umarmt "du bist nicht alleine, sieh dich nur um".

"Wir leuchten dir" wisperten die Glühwürmchen die sie aus dem Schlosskeller kannte, und umkreisten den Busch. Ihr Flügelschlag klang  wie das schönste Lied auf Erden.

"Und ich" ertönte die Stimme auf's neue " ich bin der kleine Bruder vom Walnussbaum, der Haselstrauch. Du hast dich in meine Arme geflüchtet. Es gibt hier viele Brüder und Schwestern von uns, Alt und Jung."

"Nur Mut, Anna" klang es vielstimmig, wir alle sind  bei dir."

" Du hast dich eben erschrocken, aber es war nur das dumme Reh, das hat vor dir viel mehr Angst als du vor ihm! Sicher lernt ihr euch bald näher kennen."

Anna stand und staunte,  inzwischen hatte sie gelernt an Wunder zu glauben. Sie wischte sich die Tränen aus den Augen und folgte den Glühwürmchen zum Grab des Ritters.

Wie versprochen, stand unmittelbar hinter dem Brunnen eine risengroße Trauerweide. Die Glühwürmchen leuchteten ihr den Weg  zu einem großen Stein, auf dem sie es sich  bequem machen konnte. Dann verteilten sie sich um den Brunnen, damit Annas Augen nichts entgehen konnte.

Zur Ruhe gekommen, begannen Annas Sinne auf Hochtouren zu laufen.

Ohne den Wassermann, könnte dieser Ort so romantisch sein.

Leise bewegte der Wind die Blätter in den Bäumen, Tropfen vom letzten Regenschauer glänzten darin. Der Mond war aufgegangen und schickte sein silbernes Licht über das Land. 

All die Wildblumen ringsumher dufteten betöhrend, und die Nachtigal sang.

Aber Anna ließ sich nicht täuschen, es lag etwas bedrohliches in der Luft. Sie konnte es nicht sehen, aber spüren.

Die Nackenhaare stellten sich ihr auf, wenn sie zum Brunnen blickte.

Sie holte den Strick hervor, Theodor hatte ihn bereits mit einer Schlaufe wie bei einem Lasso versehen, und hielt ihn locker in der rechten Hand. Der Beutel mit Salz steckte griffbereit.

In wirklichkeit hatte die Königin furchtbare Angst, aber sie war wütend....

Lange musste Anna nicht warten.

Plötzlich begann der Brunnen zu leuchten, im Wechsel quoll eine eklige türkisfarbene Brühe, gefolgt von leuchtender Magenta über seinen Rand. Es blubberte und stank.

Sanft stupste die Trauerweide die Königin zum Ort des Geschehens.

"Versteck dich in der Wildrose dort " flüsterte sie ihr in's Ohr, und ehe Anna es sich versah blickte sie in die Tiefen des alten Brunnens.

"Mir scheint da will der Teufel raus"  rief sie erschrocken, packte entschlossen das Seil und beugte sich  über den Brunnen.

"Gemach, gemach " flüsterte es von allen Seiten "nicht so schnell, du könntest des Wassermann warnen. Dann wehe uns!"

Anna trat erschrocken einen Schritt zurück, die Rose schloss sie in ihre duftenden Arme.

Indessen wurden Blubbern und Gestank  immer unerträglicher.

Ein Kopf tauchte auf, statt Haaren wanden sich Schlangen und Aale auf ihm.

Anklagend blickten die zu Anna hoch, die stocksteif hinter der Rose verborgen blieb.

Mit einem schmatzenden Geräusch, begleitet von einer Menge Fröschen und Kröten, wand sich der ganze Kerl heraus, und hopste vom Brunnenrand auf den Boden.  Anna wagte kaum zu atmen. War sie gut genug verborgen?  Die Glühwürmchen kamen  zur Hilfe, indem sie den Wassermann tüchtig ärgerten.

Wütend schlug der um sich, nun konnte Anna ihn in seiner ganzen Hässlichkeit betrachten.

Riesge Watschelfüße steckten  in zerschlissenen Schuhen. Dicke Zehen mit  ecklig langen Zehnägel guckten  unter den Resten des Schuhwerkes hervor.

Viel zu kurze Beinchen trugen einen unförmigen Körper, der ebenfalls nur in Lumpen steckte.

Langen, dünnen Ärmchen angelten unbeholfen nach den flinken Glühwürmchen. 

Anna sah ihn  in seiner ganzen Grässlichkeit. Etwas hässlicheres war ihr noch nie begegnet.

Seine stecknadelgroßen Augen funkelte  vor Bosheit.

Mit einer kräftige Knollennase witterte er wie ein Hund, und ehe Anna richtig wusste was geschah, griff er sich eine der fetten Kröten und biss ihr den Kopf ab. Triumphierend schüttelte er sich, daß es nur so spritzte, warf den leblosen Körper fort und kaute genüsslich am Kopf der Kröte.

"Igit!" es schüttelte Anna.

Ohne lange zu überlegen trat sie auf das schmatzenden Ungeheuer zu, und warf ihm das Seil über Kopf und Schultern.

Ein Ruck, und es zurrte sich fest um den dicken  Bauch.

Der Überfall war ihr gelungen. Das  Männchen hatte sie nicht kommen sehen. 

Was nun geschah übertraf all ihre Vortsellungskräfte. Der Wassermann gab ein ohrenbetäubend hohes Quietschen von sich.

Da er einzig den Kopf  bewegen konnte, drehte er diesen um 180 Grad, um seinem Feind anschauen zu können. 

Wütend spuckte er  kunterbunten, giftgrünen Schleim  mitten in Annas Gesicht.

Fast hätte diese das Seil fahren lassen, aber die Zweige der Trauer weide schlangen sich fest darum.

Entsetzt wischte sich die Königin das eklige Zeugs mit dem Ärmel aus den Augen.

"Du bescheuertes Männlein" schimpfte sie, wobei sie den Strick enger zog. "du bist nur eine Witzfigur! Wer hängt sich Schlangen und Aale auf den Kopf!? Jedes Marktweib würde sich tod lachen. Guck dir nur selber auf den Hintern, gruselig ist was anderes!"

In Wirklichkeit  hatte die Königin furchtbare Angst, aber sie war wütend, und darüber vergaß sie sich.

"Du Winzling sagst mir jetzt auf der Stelle wo das kleine Mädchen versteckt ist" schnauzte sie den Wassermann an, der nicht glauben konnte was ihm geschah. Bisher hatte er alle Menschen das Fürchten gelehrt. Niemals war Jemandem gelungen ihn so auf's Kreuz zu legen.

Vor Wut verzerrte sich sein Gesicht, wurde genauso magenta wie der Schleim aus dem Brunnen. Wasser schoss ihm aus Ohren und Augen.

Bevor er neuerlich spucken konnte, zeigte Anna ihm den Beutel mit Salz.

"Schau"  flüsterte sie, und ließ sich die feinen Kristalle durch die Finger rinnen. Spielerisch warf sie ein wenig davon dem Wassermann zu, es zischte und stank , augenblicklich fehlten ihm drei Zehen.

 

Der Wassermann ahnte, daß es ihm an den Kragen gehen würde.

"Du bescheuertes Weib!" begann der Wassermann zu fluchen. "Die Pest soll über dich kommen, du sollst verrecken...."

"Es reicht" stoppte Anna ihn. "Du bist  nicht in der Position mich zu beschimpfen." 

Energisch trat sie ein Stück näher an ihn heran, und drohte mit dem Beutel in ihrer Hand.

"An deiner Stelle würde ich der Königin sagen was sie wissen will" meldete sich die Trauer weide.

"Genau" echoten die Glühwürmchen, und umrundeten das wütende Männchen, das unkontrolliert den Kopf in alle Richtungen ruckend, nach Hilfe Ausschau zu halten schien.

Die Aale und Schlangen auf seinem Kopf wanden sich wie wild, sein Gesicht wurde abwechselnd grün und blau, und die Augen wollten ihm schier aus den Höhlen treten, und wenn man genau guckte, sah man Dampf aus den großen Ohren kommen.

In Sorge, erneut Bekanntschaft mit seiner Spucke zu machen,  erhob Anna die Stimme "sag es sofort, wo hast du  Sophie versteckt!?"

"Sag ich nicht" kreischte der Wassermann "du dummes Menschenweib wirst sie nie bekommen".

"Wie du willst" Anna schlenkerte das Salz erneut  in seine Richtung, angeekelt verzog sie das Gesicht  während es zischte und stank, in seiner rechten Wade zeigte sich ein großes Loch.

"Aua, bist du des Teufels"! 

 Irre heulend begann der Kopf des Wassermannes unkontrolliert zu rotieren. 

"Ich habe das nicht so gemeint" brüllte er "daß ihr Menschen immer gleich alles  ernst nehmen müsst! Gib mir einen Augenblick zum Nachdenken, ich habe ein Angebot für dich."

Anna starrte ihm in die Augen, und sagte nichts.

Eine Wandlung ging mit dem Männlein vor. Die Tiere auf seinem Kopf legten sich zu einer Frisur zurecht. Die Farbe wich aus seinem Gesicht, bis er nur noch blassgrün daher schaute. Mit seinen Schweinsäuglein verschörerisch zwinkernd,  war er so sehr bemüht freundlich aus zu sehen, daß Anna beinahe laut gelacht hätte.

"Ich mache dich reich" erklärte ihr der Wassermann feierlich "ich kann dich mit Gold und Edelsteinen behängen, dir jeden Wunsch erfüllen. Was meinst du was in meiner Welt für  Schätze schlummern. Und wenn dir das nicht reicht...."

"Schweig" fuhr Anna ihm in's Wort. "Du willst mir jetzt nicht vorschlagen den Menschen in meinem Reich zu klauen was immer ich verlange !? 

Du Lump! Vergiss nicht, ich bin die Königin, es  geht  mir nur gut wenn es meinem Volk auch gut geht!

Womit ich zur nächsten Frage komme. Wie hast du die Brunnen im Land verhext? "

Der Wassermann brauchte einen Moment, um zu begreifen, daß Anna sich  nicht ködern ließ. Nicht mit Gold und Edelsetein.

Ihm wurde klar, daß er in einer verdammt blöden Situation steckte. Sie hatte nicht nur keine Angst vor ihm, nein sie hatte ihn übertölpelt und  in der Hand.

Aber da gab es noch des Müllers Brut, die kleine Sophie! Der Wassermann setzte ein listiges Gesicht auf.

"Gut"  versuchte er es forsch " ich führe dich zu dem Mädchen. Bind mir den Strick vom Leib und folge mir ...."

Anna lachte freudlos auf ."Das könnte dir so passen! Vielleicht auch noch in den Brunnen, oder was?

Wo ist Sophie?" Ihre Stimme wurde schrill, so daß dem Wassermann klar wurde nicht mit der Königin handeln zu können. Er würde reden müssen.

"Ich habe das Mädchen im Keller der alten Burg eingesperrt" gestand er "sie kocht  für mich und kümmert sich um meine Kleidung. Ich habe ihr kein Haar gekrümmt..."

"Das ich nicht lache" Anna sah ihn verständnislos an "um deine Kleidung kümmern ? Du siehst schlimmer aus als der lumpigste Bettler." 

"Du hast keine Ahnung" trotzte der Wassermann "wie ihr eure Sachen wascht und bleicht, ist für uns ein Gräul.  Kaputt müssen sie sein, und Fleckig und stinken!" Wild schüttelte er den Kopf, daß die Tiere darauf in Unruhe gerieten. 

"Es hat etliche Prügel gedauert, bis das Mädchen das kapier hat! Im Burgkeller ist es  schön feucht und moderig, nur die Blage wollte nichts wie ausreißen. Das habe ich ihr abgewöhnt"

Der Wassermann guckte Anna bei diesen Worten so zufrieden an, sie hätte ihm am liebsten sofort das Salz über den Kopf geschüttet.

Anna schüttelte sich bei den Bildern in ihrem Kopf, aber sie riss sich zusammen.

"Die Brunnen" erinnerte sie "warum geben die kaum Wasser? Wie kann man den Zauber brechen?

"Zauber, Zauber" brabbelte der Wassermann " daß ihr immer gleich an Zauber denkt, ihr Menschlein! Ich habe den Kröten und Fröschen befohlen sie  zu verstopfen. Schickt Jemanden hinunter das zu beheben, und euer Wasser wird  fließen"

Er heftete seine Schweinsäuglein auf Anna. 

" Mach mich los. Ich habe  viel zu lange auf dem Trockenen verbracht, muß zurück in meine Welt."

Unentschlossen stand Anna da. War von Freilassen die Rede gewesen? Wohl nicht. Aber er hatte alles eingestanden.

Und wenn er log? Wer konnte das schon wissen. Außer ihr war  Niemand den sie hätte schicken können die Worte des Wassermannes zu prüfen.

Der merkte ihr Zögern, und gewann Oberwasser.

"Was willst du mit diesem dummen Kind" geiferte er  " die ist zu nichts nutze. Hat dir der König nicht genug Blagen gemacht? Aber nein, ein Mädchen soll es sein! Lasse mir die Sophie, ich besorge dir ein viel Hübscheres. Sage nur wie es aussehen soll, eure dummen Bauern haben genug davon...."

Weiter kam er nicht. Anna wußte, daß er sich nie ändern würde und leerte mit einem Ruck das gesamte Salzsäcklein über seinem Kopf aus.

Der König eilte ihr bereits entgegen

Mit einem Sprung unter die Trauer weide rettete Anna sich vor der Riesenpfütze, die der Wassermann gewesen war. Nur  seine  Lumpen,  kaputten Schuhe und das Seil, erinnerten an den Widerling.

Erleichtert setzte sie sich unter die Weide, und konnte nicht glauben noch vor wenigen Augenblicken hier vor dem eigenen Mut gezittert zu haben.

Die Glühwürmchen umschwirrten die Trauer- Weide, und ein vielstimmiges "Anna lebe hoch" machte die Königin ganz verlegen. 

"Richtig froh werde ich erst sein wenn wir Sophie haben, und die Brunnen im Land alle fließen" murmelte diese bescheiden. "Darum habe ich auch keine Zeit mich aus zu ruhen, ich muß sofort zum König."

Sie bedankte sich bei der Trauer weide und der Wildrose, bat die Glühwürchen sie  zum Schloss zu begleiten, und machte sich auf den Weg.

König Theodor hatte in dessen wie  wie besessen aus dem Fenster des Turmzimmers zur Ruine gestarrt. Leider konnte er nicht sehen was sich dort abspielte. 

Seine Soldaten standen bis an die Zähne bewaffnet im Schlosshof, das Licht ihrer Fackeln leuchtete weit hin. Geduldig warteten sie auf ihren Einsatz. 

Als er endlich seine Anna kommen sah, hielt ihn nichts mehr. Sie trafen sich an der schmalen Brücke zur Burg.

Eilig berichete Anna das Geschehen, und alle machten sich auf die Suche nach Sophie.

Die Männer des Königs waren ungemein erleichtert, daß sie sich nicht mehr vor dem Wassermann fürchten mussten. Ihre Fackeln  beleuchteten den Weg ins Kellergewölbe.  Jedoch versperrte ein gewaltiger Berg Steine die Tür. Hier nutzte kein Schwert und keine Rüstung. Es dauerte ettliche Zeit bis der erste Mann seinen Fuß in den uralten Keller setzen konnte.

Hier war seit 100en  Jahren kein Mensch gewesen. Wasser tropfte von den Wänden, es war nass und moderig. Ratten huschten vor dem flackerden Licht der Fackeln davon.

Die Soldaten mussten sich ihren Weg durch  Möbel und Gerätschaften bahnen. Anna war heilfroh noch immer die Männerkleider zu tragen.

Spinnen huschten zu ihren Füßen und über ihrem Kopf. Theodor zog sie unerbittlich mit sich, es galt das Kind finden und nicht sich vor Getier zu ekeln.

Das Gewölbe wollte kein Ende nehmen. Endlich, in der hintersten Ecke sah man ein Feuer über dem ein Kessel hing. Durch ein kaputtes Fenster entwich dicker Rauch.

"Sophie" Anna stürmte vor, ohne zu achten was ihr im Weg lag. Sie stieß sich das Schienbein, und den Kopf an den Türen eines offen stehenden Schrankes.

Aber das war  egal. Erst vor dem Feuer blieb sie stehen. Weit und breit kein Mädchen. Sie spitze ihre Ohren, konnte jedoch nur den eigenen heftigen Atem und den Lärm der nahenden Soldaten hören.

"Sopie! Ich bin es, Anna, deine Königin! Hab keine Angst, der Wassermann ist tod, wir kommen dich befreien!"

Keine Antwort, nur der Lärm des Königs Männer.

"Ruhe!"

Anna und ihr König hatten zugleich gebrüllt, und es  herrschte absolute Stille. Kein Glühwürmchen wagte sich zu bewegen. 

Da, ein jämmerliches Weinen. Die Königin lauschte.

"Kind, wo steckst du?" der König stand unmittelbar neben dem Schrank, an dem sich Anna  gestoßen hatte. Verdutzt blickte er hinein und sah  ein  Häufchen Elend von Kind,  was sich in dessen Tiefen verborgen hielt.

Ohne zu zögern zog er seinen Mantel aus und hüllte des Müllers Tochter darin ein.

 

Zur nächsten sommersonnenwende werdet ihr Eltern einer Tochter sein.

Es brauchte  lange Zeit bis die kleine Sophie wieder lachen konnte. Die Söhne der Königsleute gaben sich größte Mühe, ihre neue Schwester die furchtbaren Erlebnisse vergessen zu lassen, ihr ein Lächeln zu entlocken.

Anna selber hatte nichts anderes mehr im Sinn als dieses Mädchen. Natürlich wurde es adoptiert und wie ein Königskind behandelt. 

Die Fee hatte  ihr eine Tochter versprochen, und die hatte sie bekommen. 

Schon bald erinnerte nichts im Schloss und dem gesammten Königreich mehr an die dunkelen, traurigen Jahre.

Der Wassermann hatte nicht gelogen, die Brunnen waren lediglich mit Kröten und Fröschen verstopft, was sich beheben ließ.

Alle Brunnen und Flüsse führten Wasser wie es musste, die Wiese und Weidenbäume auf dem Weg zum Schloss strotzten vor Gesundheit. Das Zu Hause der Elfen war gerettet.

Anna und ihr Theodor liebten sich wie in ihren ersten Jahren, es gab keine getrennten Schlafgemächer mehr.

Nur ab und an saß Anna des Abends alleine an ihrem Turmfenster, und träumte vor sich hin.

Manchmal sah sie das Reh am Wassergraben trinken, und auch die Glühwürmchen fliegen.  Es gab nichts Unheimliches mehr.

 

 

Eines Tages nun war edler Besuch aus einem Nachbarreich angesagt, und Anna kramte nach Passendem in ihrem Schmuck Kästchen. Wobei ihr die Nuss von ihrer ersten Begegnung mit der Fee in die Hände fiel. Die hatte sie total vergessen.

Nie wieder war ein Weg durch den Rosenbusch zu jener Tür aufgetaucht. Selbst die Elfen in den Weiden hielten sich versteckt, so oft sie auch daran vorbei kam.

Während Anna die Nuss betrachtete, fiel die ihr aus den Händen und rollte unter das Fenster.  Verwundert bückte sich Anna danach, aber etwas stimmte nicht, mit lautem Knacken wurde die Nuss größer und größer. Verwirrt sah Anna, daß daraus eine Wiege wurde.

Werde ich Großmutter, sinnierte sie lachend. Warum nicht?

"Nein, liebe Anna" erklang die Stimme der Fee "diese Wiege werden du und dein König brauchen. Du hast nicht eine Sekunde daran gezweifelt, daß die kleine Sophie eure ersehnte Tochter ist, was ich dir hoch anrechne. So will ich euch euren sehnlichsten Wunsch erfüllen: im kommenden Jahr zur Sommersonnenwende  werdet ihr  Eltern eines Mädchens sein.

"Ich hoffe" sprach sie  ernst "ihr liebt euer Ziehkind nach wie vor genauso." 

"Aber ja" jubelte Anna, und lief so schnell sie die Füße trugen ihren Theodor holen.  Schmunzelnd betrachtete der die Wiege, nahm seine Frau in die Arme und .....

....sie ließen der Fee vom Walnussbaum keine Zeit diese Weissagung zu bereuen.

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pealine

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maninkka Kommentar vom Buch-Autor gelöscht.
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Fabilein Kommentar vom Buch-Autor gelöscht.
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petjula007 Kommentar vom Buch-Autor gelöscht.
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