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Auf sanften Pfoten Teil 5 - aus dem Alltag einer Katze

Der Vorstellungstermin

Was war das heute für ein aufregender Tag.

Wir sind übersiedelt!

Fix und fertig liege ich nun in einem  Körbchen auf einer alten Wolldecke und versuche einzuschlafen. Gemütlich ist anders. Das wird dauern, bis wir uns hier, in unserer neuen Behausung, zurechtgefunden haben. Auch mein Brüderchen dreht sich ärgerlich schon dreimal im Kreis und brummelt vor sich hin.

"Ich möchte zurück ins Heu, hier kann man nicht schlafen, hier bleibe ich nicht länger..."

"Ruhig jetzt! Ich will kein Wort mehr hören, sonst schläfst du vor der Tür!", Mamas Stimme klingt sehr energisch. 

Oh je, dicke Luft, heute ist es wirklich besser,  die Schnauze zu halten, nur nicht auffallen.

Nach einiger Zeit beruhigt sich Mama wieder und leckt uns beruhigend das Fell, immer wieder schnurrt sie die erste Strophe unseres Gute-Nacht-Liedchens von vorne nach hinten und wieder zurück, doch das Sandmännchen will nicht und nicht kommen.

Dabei hat der Tag ganz gut begonnen, bis...

Ja, bis sich mein Bruder übermütig, wie er nun mal ist, im Hochsprung geübt hat und der Futterluke gefährlich nahe gekommen ist, obwohl uns Mama immer verboten hat, dort zu spielen. Aber er hört ja nie richtig zu, will immer alles besser wissen.....Männer..

Da ist Mama richtig wütend geworden, so böse habe ich sie noch nie gesehen.

Erst gab's einmal einen Tatzenhieb und dann kam das Donnerwetter. Das war wahrlich nicht von schlechten Eltern. Ich glaube man hat sie bis in die hinterste Ecke fauchen gehört.

Nun ging es Schlag auf Schlag.

"Beide herkommen, ich habe euch etwas zu sagen!"

Na, das klang nicht gut.

Mir war nicht wohl in meiner Haut. Meine Zehen schlotterten im Dreivierteltakt und auch Bruder Oberklug stand zerknirscht mit eingeklemmtem Schwanz neben mir und harrte der Dinge, die da kommen sollten... und auch kamen.

"Wer groß genug ist, um Unfug zu stiften, kann sicherlich in Zukunft auch auf sich selbst  achten.. Bis jetzt habe ich euch umsorgt und gepflegt, doch die Zeit ist um, meine Babypause ist zu Ende. Als Kammerjägerin auf Gut Wiesengrund habe ich schließlich noch andere Aufgaben zu erfüllen. Wir ziehen um. Heute werde ich euch der Familie vorstellen und in Zukunft werden wir unten auf dem Gut leben.

Doch vorher wird gründlich gewaschen und geputzt, auch hinter den Ohren.

 Zeigt eure Krallen... gut, noch etwas nachschleifen und die Barthaare im richtigen Winkel anordnen!

Wenn ihr fertig seid, können wir los."

Diesen Ton kannten wir an Mama noch nicht und wir beeilten uns, ihren Wünschen schnell nachzukommen, man weiß ja nie...

Nach kurzer Begutachtung schnappte mich Mama einfach am Genick und los ging es.

Stufe für Stufe über die steile Leiter hinunter ins Ungewisse. Ober mir, am Rand der Luke, saß mein weinendes Brüderlein und unter mir sah ich nur den gähnenden  Abgrund. Schlotternd vor Angst schloss ich die Augen.

Bei jeder Sprosse schaukelte ich gefährlich hin und her. Was für eine abenteuerliche Reise.

Endlich waren wir unten. Mama legte mich auf den Boden und holte auch noch meinen Bruder.

Dann war der große Augenblick gekommen.

Wir wurden der Familie vorgestellt.

Mama marschierte als Erste, dann kam ich und zum Schluss mein Bruder.

Das Schwänzchen steil in die Höhe gestreckt, jedes Barthaar an seinem Platz und ein freundliches "Miau", so wie wir es geübt hatten.

Die Familie  der Zweibeiner war überwältigt. Besonders die Kinder haben uns sofort ins Herz geschlossen und waren ganz lieb zu uns. Sie haben uns zart gestreichelt und uns liebe Worte ins Ohr geflüstert. Leider verstehe ich ihre Sprache noch nicht so richtig, doch das werde ich sicher noch lernen.