Fantasy & Horror
Entdeckung (8) - Erklärungen

Es war kein Traum gewesen. Kyle rüttelte mich sanft wach. Als ich die Augen aufschlug sah ich als erstes sein Gesicht. Eigentlich ein schöner Moment, aber mit den Entdeckungen der letzten Tage zusammen war es nur erschreckend. Kyle lächelte mich warm an und ich überwand mich ebenfalls zu einem Lächeln. Er sagte: "Es gibt bald frühstück. Du solltest aufstehen und die Kinder aufwecken."
Ich nickte und stand auf. Dann lief ich rüber zum Zimmer von Tom und Jerry und machte sie wach, wie Kyle mich zuvor. Sie schlugen die Augen auf. Am Anfang waren sie rechte Morgenmuffel, aber im laufe des Tages wurden sie immer übergedrehter. Katie sprang sogleich aus dem Bett, sie wachte immer sehr schnell auf. Dafür war sie abends ziemlich grantig vor Müdigkeit.
Als die Kinder alle wach waren zog ich mich im Zimmer um. Mein Kleid vom vorigen Abend schmiss ich in die Wäsche. Nun zog ich ein bequemes Top und eine Hotpant an. Darunter trug ich wie immer einen Badeanzug. Schlussendlich stieg ich die Treppe runter und half mit den Tisch zu decken. Es schien wie eine ganz normale Familie. War es aber nicht. Abgesehen von Kyle und mir war es eine normale Familie. Nur wir beide waren die Aussenseiter. Wir, die Anguanen. Und ich musste es Anna noch sagen. Wie hatte Kyle es ihr gesagt? Hatte er einfach gesagt: Ich bin eine Anguane? Oder hatte er langsam angefangen, und immer weiter aufgebaut, sodass Anna es irgendwann wusste? Und wie sollte ich mich benehmen? Sollte ich es ihr einfach sagen, da sie nun eh wusste dass es Anguanen gibt? Oder sollte ich um den heissen Brei herum reden? Ich beschloss das Gespräch noch etwas hinaus zu schieben. Was Anna nicht weiss, macht sie nicht heiss.
Die Kinder kamen angesprungen und setzten sich auf ihre Plätze. Ich stellte vor jeden eine Tasse heisse Schokolade und machte mich daran das Brot zu schneiden. Schlussendlich sassen wir alle an einem Tisch. Anna fragte mich plötzlich: "Und, Skye, weisst du schon wo du in die lehre willst? Es wird ja bald einmal Zeit dazu."
Ich starrte sie an als sei sie verrückt geworden. Anna fragte zögerlich: "Hab ich was falsches gesagt?"
Ich schüttelte hastig den Kopf: "Nein! Ich hab mir gerade nur nicht so viel Gedanken darüber gemacht. Das ist alles." Innerlich fügte ich hinzu: "Wieso mit solchen Problemen herumschlagen, wenn ich eine Anguane bin? Ich habe andere Probleme als Jobsuche!"
Anna nickte: "Okay. Aber, weisst du schon in welche Richtung du gehen willst?"
Ich zuckte mit den Schultern: "Vielleicht irgendwie Kinderärztin oder Rettungssanitäterin. Keine Ahnung im Moment."
Wieder nickte Anna, diesmal aber ziemlich enthusiastisch: "Wenn du willst kannst du mal zu einer Berufsberatung gehen oder so. In der Nähe gibt es einige Gute..."
Ich liess sie nicht ausreden: "Ich werde darüber nachdenken, danke."
Tom fragte: "Wirst du dann trotzdem noch bei uns bleiben?"
Die ganze Familie sah mich gespannt an. Ich lächelte etwas schüchtern: "Wenn ich denn darf."
Die Zwillinge nickten, Katie rief :"Ja, ja, JA!", und Anna nickte ebenfalls. Adam sah mich nur stumm an. Ich wurde unsicher und wandte schnell meinen Blick ab. Ich bemerkte nicht wie Adam sich zu Anna hinüberbeugte, etwas zuflüsterte, und wie Anna entrüstet ihr Glas auf den Tisch knallte. Ich ass einfach weiter. Kyle suchte meinen Blick, konnte ihn aber nicht finden. Ich starrte auf mein Brot. Was war mit Adam? Ich hatte mich noch gar nicht richtig mit ihm unterhalten, vielleicht fand er mich unsymphatisch? Vielleicht wollte er mich weghaben, fand dass es mich eh nicht brauchte. Oder war es nur wegen Kyle? Weil er nicht wusste dass auch ich eine, eine Anguane war? Ich beschloss es ihnen so bald wie möglich zu sagen.
Als wir den Tisch abräumte begann ich: "Anna, Adam. Ich muss euch etwas sagen." Die beiden nickten und setzten sich auf zwei Stühle. Ich nahm mir ebenfalls einen und setzte mich gegenüber von ihnen hin. Dann sagte ich: "Also, ihr habt mit Kyle, gestern auf der Party, ja draussen kurz geredet."
Adam und Anna nickten. Sie sagten beide kein Wort.
Ich redete weiter: "Ihr habt darüber geredet dass unsere Beziehung nicht realistisch wäre,..."
Adam sagte: "Nun, weil Kyle nicht der ist für den du ihn hältst."
Ich lächelte schwach: "Wenn er ein Mafiaboss wäre, hättest du recht. Aber, aber ich weiss WAS er ist. Ich weiss wer er ist."
Adam wieder: "Das ändert nichts an der ganzen Sache."
Langsam nervte er mich: "Nein. Aber er weiss auch wer ich bin. WAS ich bin. Genau wie ich. Und ihr sollt es auch erfahren. Ich bin so, so wie er. Ich bin auch..."
Anna liess mich nicht ausreden: "HA! Ich wusste es! Ich hab's dir ja gesagt, Adam, ich wusste sie ist auch eine!"
Adam stand nur der Mund offen, Anna grinste übers ganze Gesicht. Ich sass ihnen einfach gegenüber, mit neutralem Gesicht. Wartete ab was jetzt kommen würde.
Doch es kam nichts. Adam atmete schwer, Anna grinste immernoch und lachte hysterisch. Ich sagte leise: "Alsooo, ich dachte mir ihr würdet es gerne wissen." Ich kicherte nun auch ein wenig hysterisch, weil keine Reaktion kam. Ich wusste nicht wie ich mich verhalten sollte.
Adam nickte und sagte endlich: "Nun, das erklärt... einiges."