Kurzgeschichte
Mord

Vergangen. Oder besser, er wird vergangen sein. Denn sie schlachteten ihn ab. Jetzt. Seine verkrüppelten Gliedmaßen schienen Hilfesuchend in alle Richtungen zu greifen als er fiel. Aber die Axt kannte keine Gnade. Niemand kannte Gnade, der zusah. Niemand spürte Mitleid mit ihm. Niemand außer mir. Ich sah es in ihren Augen, den Augen, die ich niemals verstehen könnte. Sie waren berechnend, als er fiel. Als er zerbrach. Sie dachten, es müsste geschehen, zum Wohle aller. Sie sagten, es täte ihnen Leid. Doch ihre Augen. Sie machen mir Angst. Ich sehe, dass sie lügen, dass sie heucheln. Aber ich kann es nicht sagen. Sie würden mich angucken, mit gespieltem Schrecken. Und vielleicht würden dieses Mal ihre Augen mitlügen. Denn ein bisschen Angst vor der Wahrheit wäre in ihnen. Doch sie wussten, dass niemand die Wahrheit sagen konnte. Wir hatten uns darauf geeinigt, uns anzulügen. Als Kollektiv haben wir die Stimmen zum Schweigen gebracht, die lauter wurden. Bis sie schließlich Teil des Kollektivs wurden. Wir sagten, es müsse geschehen. Wir sagten, es wäre das Richtige. Wir sagten es mit kalten, toten Augen. Denn Augen sind nichts mehr wert. Was gesagt wird, das zählt. Er fiel, vor unser aller Augen, und wurde weg geschliffen. In den Wald. Dort würde er unter seinesgleichen verrotten.