Gedichte
Schön, dass du da bist

Einleitung

Wenn uns die Trauer erdrückt und die Welt davondriftet, ist es schön jemanden zu haben der einen aus den Fluten fischt. © Richard Rohner

Das Wasser berührt meine Hand.

Das Meer schaukelt.

Ich wollte Seufzen, aber mein Mund lag unter Wasser und nur ein paar Blasen quollen durch die salzige Gischt und platzen an der kalten Luft auf.

Die Tröpfchen spritzen mir in die Augen.

Es brannte.

Das Meer blieb ruhig.

Das Meer blieb immer ruhig.

Ich trieb ganz oben.

Seit Minuten? Seit Jahren?

Ehrlich gesagt war es mir egal.

Ich würde mich räuspern, so etwas in der Richtung sollte es sein, das Blubbern und Husten das ich hervor würgte.

Hätte ich einen Halt gehabt, unter dem pechschwarzen Wolkenhimmel, hätte ich vielleicht versucht mich aufzurichten.

Ich versuchte wieder zu seufzen - Mehr Blasen.

Meerblasen.

Hoffnungslos.

Muscheln.

Muscheln?

Nein, Nein.

Nicht abschweifen.

Abschweifen wovon?

Gute Frage.

Das Meer rauscht.

Es ist so laut.

Viel zu laut.

Mach dass es aufhört!

Stille.

Ich räuspere mich.

Das Meer kümmert es nicht.

Das Meer kümmert Nichts.

Ich setzte zu einer Ballade an.

Selbst geschrieben.

Hochgestochen und uninteressant, wie jede Ballade.

Krampfhaft schüttelt mich der Husten, als ich versuche das eiskalte Salzwasser wieder aus den Lungen zu bekommen.

Nein, Nein.

So nicht, keine Ballade.

Nur ein Gedicht.

Hoffnungslos.

Nein... nicht ablenken lasse.

Ablenken lassen wovon?

Gute Frage.

Das Meer rauscht so laut.

Ich würge in den schwarzen Fluten.

Ich räuspere mich.

Warum sinke ich nicht?

Das hab ich schon oft gedacht.

Lüge.

Ich räuspere mich.

Krächzte die zerfetzten Kadaver von Wortfetzen.

Ein schönes Gedicht.

"Müssen es immer Liebesgedichte sein?"

Ich würde den Kopf drehen.

Nein.

Das Meer sitzt neben mir auf einem Felsen.

War der schon früher da?

Natürlich, ich hab ihn oft gesehen.

Lüge.

"Müssen es immer Liebesgedichte sein?" fragt das Meer wieder und umarmt mit den dünnen, schwarzen Ärmchen die Flossengleichen Beine.

Immer dasselbe, sagt es.

Das Meer hat doch keine Ahnung.

Keine Ahnung, keine Ahnung, keine Ahnung.

Ich bin nicht verrückt.

Das Meer ist verrückt.

Das Meer.

Das Meer sitzt nicht mehr auf dem Felsen.

Ich räuspere mich.

Der Felsen ist weg.

Ich sinke ab.

Kein Problem ich halte mich fest.

Ich kann mich doch nicht bewegen.

Hoffnungslos.

Ich bin schon oft gesunken.

Lüge.

Ich sollte mit den Ellipsen aufhören, sie sind so stumpfsinnig.

Ein bisschen?

Der Grund des Meeres käme vielleicht in Sicht, könnte ich mich umdrehen.

Ich würde sagen, dass ich mich umdrehen wollen würde... aber das wäre gelogen.

Das Wasser zerdrückt mich noch.

Ich will nach dem Meer rufen, aber ich kann nicht sprechen.

Das Meer sitzt auf meiner Brust.

"Es ist nicht so, dass diese Welt keinen Halt an dir hätte. Es ist vielmehr so, dass du keinen Halt an ihr findest"

Das Meer löst sich auf, zerbirst in tausend kleine Fische, jeder so grell wie ein Sonnenstrahl.

Ich blinzle.

"Schön geschlafen?" fragst du.

Ich räuspere mich.

"Schön, dass du da bist" krächze ich und hoffe, dass du die Perle Salzwasser auf meiner Wange nicht bemerkst.

Schön, dass du da bist um mich aus dem Meer zu fischen.