Kurzgeschichte
In was für einer Welt leben die denn?

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"In was für einer Welt leben die denn?"
Veröffentlicht am 26. Januar 2013, 8 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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In was für einer Welt leben die denn?

In was für einer Welt leben die denn?

Beschreibung

Eine Kurzgeschichte über eine Welt die in der (fernen?) Zukunft liegt

„Sieh dir meinen Kopf doch mal an.“

Sie schaute nach oben, damit er die Narben an ihrem Hals sah. Sechs Stück an den Stellen wo die wichtigsten Blutzuläufe verlaufen. Der Kehlkopf war mehrfach angeschlitzt. Hinter den Ohren waren die Narben einiger langer Schnitte zu sehen. In ihrem Nacken verliefen die Narben unregelmäßig und durcheinander, als hätte irgendwer mehrfach ihren Hals aufgeschnitten. Er konnte es immer noch nicht fassen.

 

Als sie achtzehn war, erlitt sie einen schweren Autounfall mit ihrer Freundin. Durch Nachforschungen und durch das Ausfragen von Verwandten und Krankenhausangestellten hatte sie mit der Zeit alle Fakten dessen zusammengetragen, was dort mit ihr angestellt worden war.

Es war Zufall, dass sie ausgerechnet in dieses eine Krankenhaus gekommen war und ausgerechnet dieser Arzt als Erster von dem Unglück erfuhr. Der Körper ihrer Freundin war unversehrt gewesen, jedoch war ihr Herz irgendwo unterwegs zum Krankenhaus stehen geblieben. Der Arzt verlor keine Zeit und wagte sich sogleich an eine ungeheuerliche Operation. Ihr Herz und ihr Gehirn waren noch intakt, ihr Körper jedoch hinüber. Sie hatte einige Prellungen und Quetschungen, ihr Bein hätte eigentlich sofort amputiert werden müssen und die inneren Blutungen hatten verheerende Dinge angestellt. Die eingeweihten Assistenten des Arztes, und das waren nicht viele, hatten für solch einen Notfall schon alles vorbereitet und schoben die beiden sterbenden jungen Frauen in den irgendwo tief im Krankenhaus gelegen Operationssaal.

Ihr Schädel wurde sofort geöffnet, sobald die Haare beider grob abrasiert waren, und die Haut abgezogen. Die Schädeldecke wurde aufgesägt und alle Knochen rund um das Gehirn entfernt. Bei der Freundin wurde der Schädel geteilt wie ein Kinder-Überraschungs-Ei. Die Gehirnflüssigkeit beider wurde abgelassen, sämtliche Blutbahnen und Nerven getrennt. In mühevoller Kleinarbeit setzten die Ärzte ihr Gehirn in den Kopf ihrer Freundin. Die Augäpfel der Freundin wurden entfernt, da es einfacher war, ihre Augäpfel einzusetzen, als die Nervenenden auszutauschen.  Es hatte die Ärzte schon genug Mühe gekostet, die Nerven im Rückenmark richtig anzuordnen. Sie erinnerte sich noch an die Wochen voller Fehlfunktionen, in denen die Ärzte ihren Nacken immer wieder öffnen mussten, um die  Nervenbahnen immer wieder neu zu verlegen und zu verbinden, doch daran wollte sie gar nicht denken.

Durch den geöffneten Hals ihrer Freundin wurden die Arterien ihres Gehirns mit denen des Halses ihrer Freundin verbunden. Der glückliche Umstand, dass beide die selbe Blutgruppe hatten und auch sonst in den wichtigsten körperlichen Merkmalen übereinstimmten, ermöglichte einen reibungslosen Ablauf des Ganzen. Die ganze Prozedur dauerte nicht mehr als achtzehn Stunden. Wegen dem Organspendeausweis wurden die Organe, die noch einigermaßen funktionierten, in die Abteilung für Transplantationen gefahren, um für Menschen, die schon lange auf Spenderorgane warteten, registriert zu werden. Dies waren ihre Leber, die rechte Niere und ihr Herz. Der Rest war von den inneren Blutungen zerstört und konnte nicht mehr verwendet werden. Das tote Gehirn ihrer Freundin kam in die Tonne für gefährlichen Bioabfall.

„Ich war ein paar Tage später schon wieder bei Bewusstsein, mein Gehirn, mein Herz und der Körper meiner Freundin haben den Unfall ja unversehrt überstanden. Das war ziemlich seltsam, sei froh, wenn du so was nie erleben musst. Ich war ja immer noch ich, ich hatte nur den völlig falschen Körper. Ich habe anders gefühlt, anders gesehen, anders gesprochen. Das war nicht ich selbst, sondern meine Freundin, nur mit meinen Gedanken eben. Ich steck ja immer noch in ihrem Körper. Einmal im Jahr muss ich zur Kontrolle, ob auch wirklich alle Nervenenden richtig sitzen, ob alles funktioniert wie es soll... Ich war verzweifelt, hab nächtelang geschrien, und selbst das war so anders. Und meine Freundin war ja dann tot, damit musste ich mich auch abfinden, und dass mein Körper fort war und ich ihren hatte, obwohl sie so an sich ja gar nicht mehr existiert hat.“ Er hörte entsetzt zu und wusste nicht, was er sagen sollte.

„Ich hab mich zwar mittlerweile ganz damit abgefunden, und auch meine Familie und die Familie meiner Freundin kommt einigermaßen damit klar... Es sind ja mittlerweile sechs Jahre seit dem Unfall. Aber ich finde trotzdem, es war eine beschissene Idee von dem Arzt. Das sollte auf alle Fälle nie in Serie gehen.“

Er starrte sie immer noch an und legte seine Worte zurecht, doch sie wollten nicht über seine Lippen kommen. Sie sah nach unten und wartete, dass er zu alldem etwas sagte. Er räusperte sich und zog dann langsam den Reißverschluss seiner Collegejacke herunter. Dadurch, dass sie auf gleicher Höhe mit ihm saß, hatte sie seine Narben vorher nicht gesehen.

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Hörbuch

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Schumanski
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Celiney Ich finde man ist mit den Gedanken nicht ganz mitgekommen.. Mach den Anfang etwas ruhiger und den Hauptteil etwas spannender. Sonst ist die Story okay.
Vor langer Zeit - Antworten
dfedrowitz Story ist hart und fasst den Splattergedanken. Zukunftsmusik????
Vielleicht heute schon möglich.
Die Umsetzung lässt aber zu wünschen übrig. Zu viele Segmente die einem nicht logisch erscheinen. Z.B. das Team der eingeweihten Assistenten. Worin eingeweiht, wenn nicht klar ist, was auf sie zukommt?
Sterne kann ich nicht vergeben. Gedanke ist super. Story ist ausbaufähig.
Vielleicht nochmal überarbeiten
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