Krimis & Thriller
Der Nordseefluch

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"Der Nordseefluch"
Veröffentlicht am 18. Januar 2013, 34 Seiten
Kategorie Krimis & Thriller
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Moin... so sagt man zu jeder Tages- und Nachtzeit hier bei uns in Ostfriesland. Ich wohne seit einigen Jahren in der Nähe von Norddeich und schreibe bereits seit meinem 10. Lebensjahr. Aufgrund meiner Vita, war es für mich gleichzeitig Ventil und somit Befreiung. Wenn euch meine Geschichten ein bisschen Freude bereiten, dann habe ich mein Ziel erreicht. Mit einem hinterlassenen Kommentar würdet IHR MIR eine Freude machen. Feedback ist ...
Der Nordseefluch

Der Nordseefluch

Beschreibung

Ein Versuch.... Der Krimi spielt in der Stadt, in der ich lebe. Es wird also ein Regionalkrimi, der in Ostfriesland angesiedelt ist. Bis jetzt habe ich erst ein paar Kapitel geschrieben. Es kann also dauern, bis er fertig ist...Also, ich fange dann mal an. Viel Spass beim Lesen und ich bin interessiert an euren Kommis ;-) Danke im vorraus. PS. Grammatikalische , oder Tippfehler merze ich späte noch aus.

Kapitel 1

Verena Kaiser nahm ihren Terminkalender zur Hand und blätterte darin, bis sie im Dezember angekommen war.

Ihre schlanken Hände mit den gestylten Fingernägeln, die natürlich das Aushängeschild ihres kleinen Nagelstudios bedeuteten, waren wirklich aussergewöhnlich schön. Jeder Bildhauer hätte Verena eine Menge Geld geboten, um diese Hände modellieren zu dürfen.

Aber Verena kannte keinen Bildhauer und kein Bildhauer kannte Verena. Ein schmaler Handrücken und unendlich zart wirkende Finger, die mit geschmackvollen, wenigen Ringen geschmückt waen. Gold und Türkise. Edelmetalle und Farben, die Verena liebte.

Sie betrachtete die Seiten von Mitte bis Ende Dezember, stellte fest, dass sie für diesen Zeitraum schon eine Vertretung organisiert hatte und trug mit ihrem metallicgrünen Füller, der eine breite goldene Feder besass, mit einem entschlossenen Ausdruck im Gesicht und schwungvoller Schrift den Namen einer Stadt dort ein. Norden !

 Diese maritime Stadt an der Nordseeküste, mit nicht viel mehr als ca. 25.000 Einwohnern hatte es ihr angetan, seit sie vor 10 Jahren das erste Mal in Norden ihren Urlaub verbracht hatte.

Nach all der Hektik, die eine Grossstadt wie Oberhausen im Ruhrgebiet, nun mal mit sich brachte, tat ihr der ruhigere Gang dieser kleinen Stadt immer sehr gut. Ganz abgesehen davon liebte sie den rauhen Wind an der Küste, die Besonderheit, dass es dort Gezeiten gab, nämlich Ebbe und Flut und sie mochte Fisch. Den konnte sie schon morgens zum  Frühstück essen und sei es nur in Form eines Thunfisch- oder Matjesbrötchens, gerne mit einer Menge Zwiebeln.

Sie überlegte, welche Kleider sie mitnehmen sollte, welche Hosen, Jacken, Schuhe...

Vermutlich würde sie vorher noch nach Düsseldorf auf die Kö müssen, der prächtigsten Einkaufsmeile der Stadt, um ihre Garderobe etwas aufzufrischen. Ab und zu muss Frau sich etwas Besonderes gönnen, dachte sie laut und lächelte dabei.

Sie schloss den Füller, stelle ihn aufrecht in einen marmornen Halter und schlug den Terminkalender zu.

Ja, etwas ganz Besonderes wollte sie auch in diesem Urlaub wieder tragen - und vor allem etwas sehr, sehr extravagantes, feminines !

Kapitel 2

"Mutti, dürfen wir die Kostüme behalten?"

Anika Jansen sah ihre Mutter mit ihrem in der Regel immer funtionierendem treuherzigen Blick an und hielt dabei etwas hoch, was auf den ersten Blick wie ein Taucheranzug erschien.

Allerdings schien er  etwas ungewöhnlich, falls er einer sein sollte.

Zwar  waren lange Ärmel und enge Hosenbeine vorhanden, aber es gab Details, die sofort in den Blick von Maren Jansen fielen, der Mutter von Anika.

Hatte man je einen Taucheranzug mit perfekt geformten Büstenteil und einem ebenso perfekt ausgearbeitetem Hinterteil gesehen ?

Sie staunte nicht schlecht, als sie näher trat, um dieses "Kostüm" eingehender zu betrachten.

Sogar die Haut war täuschend echt gearbeitet worden. Irgendetwas stimmt damit nicht, dachte sie. Schon meldete sich ihre Tochter wieder, die das zweite Kostüm nun zusammen mit ihrer Freundin hochhielt, damit ihre Mutter es sich anschauen konnte. " Schau, noch eins. "

Ein bischen hatte sie ja Angst, dass ihre Mutter "Nein" sagen würde. Gefundene Dinge muss man im Fundbüro oder bei der polizei abgeben. Das wusste sie.

Das zweite Kostüm sah ähnlich aus, wie das erste, nur das es insgesamt kleiner war.

Maren Jansen hätte bestimmt keine Schwierigkeiten da hineinzupassen. Sie hatte Grösse 38 .

Ausserdem war es etwas heller als das andere Modell und hatte nicht diese kirschgrossen Brustwarzen, sondern nur einen ganz kleinen hellen Warzenhof mit einer winzigen Warze, kaum wahrnehmbar.

Auf dem rechten Schulterblatt konnte Maren eine Tätowierung erkennen, die auch ziemlich echt aussah. Eine erblühende Rose, umrankt von kleinen Efeuherzen, die sich in Richtung Nacken hochrankten.

"Anika, wo habt ihr das gefunden?" fragte Maren nun ihre Tochter und sah dabei auch zur Freundin von Anika hinüber, die gerade dabei war in das erste der beiden Kostüme zu steigen, damit Frau Jansen auch genau sehen konnte, wie toll diese Dinger waren und dass man darin schon richtig erwachsen aussah und nicht mehr wie 12.

"Man müsste die Hosenbeine vielleicht ein bischen abschneiden. Die sind zu lang", meinte Ilsa, Anikas beste Freundin."Ja Mutti und dann sehen wir aus wie du", nickte Anika heftig beifallheischend. "Das wäre doch toll, oder ?"

Da ihre Mutter aber ein sehr ernstes Gesicht machte, liess ihre Freude über die gefundenen Kostüme etwas nach. Sie ahnte, dass sie in diesem Fall auch mit noch so herzerweichenden Blicken und ihrem gewinnbringendstem Lächeln wohl nicht viel ausrichten würde, zumal ihre Mutter auch schon ganz energisch den Kopf schüttelte, auf Ilsa und das Kostüm deutete und ihr sagte, dass sie es sofort wieder ausziehen sollte.

"Mädels, ich möchte euch den Spass nciht verderben, aber so etwas habe ich noch nie gesehen und weiss nicht, was ich davon halten soll." 

Enttäuscht senkte Anika den Blick und zog einen Flunsch. Ilsa stieg aus dem Kostüm und schleifte es zu ihrer Freundin.

Sie strich sich die blonden Locken aus dem Gesicht und flüsterte Anika ins Ohr, das es doch nicht so schlimm sei. Da, wo sie es gefunden hätten, lägen gewiss noch mehr herum. Sie müssten halt nur etwas mehr suchen.

Maren Jansens Ohren funktionierten aber sehr gut und schon wiederholte sie ihre Frage noch einmal. "Also bitte, raus damit. Wo habt ihr diese ", sie räusperte sich kurz "Kostüme gefunden? Nun sagt schon. Sie lagen ja bestimmt nicht auf der Strasse herum."

Anika und Ilsa setzten sich auf das blau-weiss gestreifte Ostfriesensofa unter dem Küchenfenster und maren nahm auf einem gut gepolstertem, hohen Stuhl vor dem Esstisch Platz. Sie nahm Anikas Hand.

"Erzählt mal", versuchte sie es mit einem aufmunterndem Lächeln und strich mit der anderen Hand Ilsa sanft über den Kopf.

"Ich spendiere euch auch eine  Riesenportion Eis als Belohnung. Wir gehen ins Cafe ten Kate und essen soviel Eis, bis wir platzen ", lachte sie und beobachtete dabei die Mienen der Kinder ganz genau. Und plötzlich plapperten die beiden Mädels wie auf Kommando munter drauflos.

 

Sie hätten auf dem alten Friedhof an der Ludgeri Kirche verstecken gespielt. Als Anika sich in einem Gebüsch versteckte, sah sie unter den Blättern  einen Pflasterstein und da lugte ein Stück des ersten Kostüms herraus. Da Ilsa in eine andere Richtung gelaufen war,um sie zu suchen, traute sie sich, an dem komischen Teil zu ziehen. 

Die Blätter raschelten leise. Normalerweise hätte sie sich mucksmäuschenstill verhalten, um ihr Versteck nicht zu verraten. Doch sie war einfach zu neugierig. Sie spähte durch ein paar Zweige , sah Insa aber nirgends in der Nähe und zog nun energischer an dem Teil. Den Stein hob sie dabei ein bischen an, was ihr nicht schwerfiel. Sie hatte schon oft ihrem Vater geholfen, wenn er ihre Terrasse oder den Platz vor der Garage neu pflasterte. Als sie es ganz herausgezogen hatte, sah sie es staunend an.


Es sah aus wie..........ja wie ihre Mutter, wenn sie nach dem Duschen schonmal nackt aus dem Badezimmer kam.

Nur dieses Teil hier hatte einen Reissverschluss am Rücken und es sah doch noch irgendwie ganz anders aus, als ihre Mom.

Da sie gerade in die Pubertät kam, war alles für sie hochspannend, was mit dem weiblichen Körper zu tun hatte.

Sie und Ilsa fingen gerade erst an ihn zu entdecken und auch die Jungs in ihrem Alter wussten nicht so genau, ob sie nun die Mädels noch verhauen oder sie schon küssen sollten.

Anika beschloss, ihr Versteck aufzugeben und rief nach ihrer Freundin. "Insa, komm schnell her. Das musst du dir ansehen ! "

Als diese über einen dicken Ast stieg und einen anderen zur Seite hielt, sah sie Anika in dem winzigen Versteck, welches von Sträuchern umgeben war, sitzen und sie etwas in der Hand halten, was irgendwie nach einer Frau  aussah und auch wieder nicht.

Als beide den Fund genügend von allen Seiten bestaunt und bekichert hatten, machte Anika den Vorschlag, das sie vielleicht  noch so ein "Dings" , welches wie ein Kostüm aussah, finden könnten. Dann könnten sie beide eins davon tragen. Vielleicht hatten sie ja Glück. Und so fanden sie tatsächlich noch ein zweites, etwas kleineres Teil an der gleichen Stelle, nur etwas tiefer vergraben. 

 

 


"Auf dem Friedhof an der Ludgeri - Kirche also", flüsterte Maren Jansen mehr zu sich, als zu den beiden Mädchen. 

Ihr kam das alles sehr merkwürdig vor und ihr Entschluss war gefasst. 

"Anika, bitte hol´ mir doch die grosse Sporttasche von deinem Paps." 

Sie stand auf, faltete die erstaulich weichen Kostüme mit einem leichen, unerklärarem Frösteln  sorgfältig zusammen und wartete darauf, dass Anika mit der Tasche kam.

 Diese rannte gerade mit der Sporttasche, die ihr Vater sonst immer benutzte, wenn er in die "Muckibude", ins nahe gelegene FIBS ging, die Treppe hinunter, gespannt darauf, was nun wohl passierte.

Da sie noch nicht allzulange in Norden wohnten, sondern erst vor 3 Jahren aus der Kreisstadt Aurich hierher gezogen waren, wusste Maren nicht, ob und wo sich in der Stadt ein Fundbüro befand. Bis heute hatte sie das auch nicht sonderlich interessiert.

 

Während sie die zusammen gelegten Kostüme in die Reisetasche legte, überlegte sie fieberhaft, wen sie fragen könnte. Irgendjemand aus ihrem Freundeskreis, besonders die Freundinnen aus ihrem Gospelchor, die schon länger hier wohnten, musste so etwas doch wissen.

Sie drehte sich zu Annika und Ilsa um, die nun wieder auf dem Sofa sassen und interessiert Marens Tun verfolgten.

"Ihr Süssen", begann sie mit einem sehr um Verständnis heischendem Blick ,"falls mit diesen  Kostümen alles in Ordnung ist und sich innerhalb einer bestimmten Zeit niemand findet, der einen Besitzanspruch auf sie geltend macht, dann könnte es sein, dass ihr sie behalten dürft. Das müssen dein Paps und ich aber noch besprechen, Anika. Denn so besonders  toll finde ich sie jetzt nicht. "

Anika wollte laut protestieren und Ilsa schaute sie wütend mit einem "Meine Eltern haben bestimmt  nichts dagegen" - Blick an.

Doch bevor Anika ihren Protest loslassen konnte, unterbrach das Telefon mit einem glockenähnlichen Klingelton die sich gerade wieder erhitzenden Gemüter der beiden Mädchen.

 

 

 

Maren lief zur Anrichte im Flur, wo das Telefon stand und nahm den Hörer aus der Ladestation.

Sie meldete sich, wie es ihre Gewohnheit war, mit ihrem vollen Namen.

"Moin  Maren, Billy hier. Sag mal, ist was mit deinen Augen ? Hast du meine Nummer nicht  auf dem Display gesehen ?" klang fragend die Stimme ihrer besten Freundin durch den Hörer.

"Oh, du bist es. Moin Billy. Wie gut, dass du anrufst. Du bist meine Rettung. Anika und Ilsa haben ein paar merkwürdige Sachen auf dem alten Friedhof  an der Ludgeri - Kirche gefunden, und...."

 "Was für Sachen denn ?" unterbrach Billy neugierig ihre Freundin. "Nun lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen. Erzähl ! "rief sie aufgeregt in den Hörer.

"Eigentlich wollte ich dich nur fragen, wo hier in Norden das Fundbüro ist", seufzte Maren", aber ich ahne schon, dass du eh keine Ruhe gibst, bevor du nicht alles weisst. Die Arbeit deines Chefs färbt ja doch ganz schön auf dich ab, Miss Watson", lachte sie.

Damit spielte sie auf Hanno Gabriel an, Billys Brötchengeber, seines Zeichens Kriminalhauptkommissar und zuständig für Mord und Kapitalverbrechen im Bereich Aurich und Umgebung.

Er wohnte zusammen mit seinem scharzen Kater "Minos", seinem Gekko "Gordon", benannt nach jenem Gordon Gekko, der im Film "Wallstreet" hervorragend, wie Hanno fand, von Michael Douglas gespielt wurde und mit Billy, die ihm nicht nur schon seit Jahren eine Freundin war, sondern sich auch um seinen Haushalt kümmerte, in einem wunderschönen alten Friesenhaus, nicht weit vom Deich entfernt. Ganz in Nähe des Norddeicher Campingplatzes, der schon viele Auszeichnungen, Preise und Sonderpreise erhalten hatte, u.a. als "vorbildlicher Campingplatz in der Landschaft" . 

Billy, die bei ihm durchaus mehr als einmal fast ihren guten Vorsätzen untreu geworden wäre, sich nie mehr zu verlieben, empfand sich einfach als gute Seele seines Hauses. Und das gerne und mit viel Leidenschaft.

 Sie erledigte den groben und den feinen Hausputz, ersteren akribisch jeden Samstag und ausgerechnet dann, wenn Hanno wieder einmal versuchte an diesen Tagen seine Überstunden abzubauen, um sich ausgiebig seinen Tieren zu widmen, die er heiss und innig liebte. 

Aber nein, ausgerechnet dann, wenn er es sich mit seinem Kater Minos in seinem Lieblingssessel, einem grossen, samtbezogenem roten Ungetüm, den er irgendwann mal von seiner Tante Annette geerbt hatte, gemütlich gemacht hatte, musste Billy die Bücher entstauben oder seine CDs einer gründlichen Reinigung unterziehen oder gar Gardinen waschen und Fenster putzen.Billy liess sein inniges  Flehen, diese Tätigkeiten auf einen anderen Tag zu verschieben, kalt. Sie pflegte ihm dann zu sagen, dass dieses Tag genauso gut wie jeder andere sein, denn bei ihm wisse man ja nie, wann er das Haus wieder verliesse. Das stimmte leider. 

Feste Arbeitszeiten hatte Hanno Gabriel praktisch nicht.

Jederzeit konnte das Telefon klingeln und er wurde zum Kommissariat gerufen oder musste direkt los zu einem Tatort. So wie letzten Samstag...

 

 

 

 

 

 

 

 

Kapitel 3

Hanno  Gabriel bekam einen Anruf von seinem Kollegen, welcher ihm mitteilte, dass er sich auf der Stelle zum Norder Tief bewegen solle. Dort wären Leichenteile gefunden worden. Das Norder Tief ist nicht besonders gross und Hanno sollte zu einem Teilabschnitt dessen, dem Galgentief, welches sich durch einen kleinen Gebietsabschnitt Nordens schlängelte.

Eine grüne Oase der Ruhe, die vor allem von den Touristen gerne genutzt wird, wenn sie die Aktivitäten am Strand, wo sie sich auf gerne und zahlreich aufhielten, einmal für kurze Zeit unterbrechen wolllten. Pärchen sitzen dort gerne auf einer Bank oder laufen eng umschlungen den schmalen Weg entlang. Auf der einen Seite hohe Sträucher und Bäume, ein wahres Vogelparadies, und auf der anderen Seites das Wasser, welches gemächlich, ohne die geringste Hast seinen Weg fliesst. Es hat eine leicht grünliche Färbung, wenn die Sonne von Westen kommt. Am frühen Morgen hingegen schimmert es leicht golden, sobald die ersten Strahlen der Morgensonne es berühren. Sehr viele Enten haben das Gewässer zu ihrem Zuhause gemacht und kommen rasch ans Ufer geschwommen, wenn jemand sie mir ein paar Brocken Brot lockt.

Als Hanno ankam, sah er an der kleinen Brücke in der Nähe des Krankenhausgartens der Ubbo Emmius Klinik einen klienen Menschenauflauf.

Das Gelände war weiträumig abgesperrt worden und auch der Fluss war unter den wachsamen Augen der Poizeibeamten zur Zeit nicht befahrbar. Mögliche Spuren mussten erst gesichtet werden. Hanno zeigte einem Polizisten seinen Dienstausweis und durfte die Absperrung passieren. Unter der Brücke wurde Hanno schon sehnsüchtig erwartet.

""Warum hat das denn so lange gedauert", blaffte ihn Hannos Kollege und Partner Piet Römer an und versuchte seinen Unmut auch gar nicht erst zu verbergen. "Na hör mal, Piet. Soll ich etwa meinen Gekko frei herumlaufen lassen? Ich war dabei, das Terrarium sauber zu machen, als dein Anruf kam. ausserdem kennst du ja Billys Katze. Der wäre es  vielleicht ganz recht gewesen, wenn ich einfach alles stehen und liegen gelassen hätte. Mir nicht! "


Er strich sich mir einer Hand durch sein leicht welliges, dunkles Haar und ging interessiert auf das zu , was zwei Spaziergänger vor einer Stunde im Norder Tief entdeckt hatte.


"Was, um Himmels Willen ist das ?" fragte er den Polizeibeamten, der diensteifrig näher kam und dem Herrn Hauptkommissar nun in langen Sätzen erklären wollte, was es mit dem Fund auf sich hatte. Doch er kam gerade mal dazu tief Luft zu holen, da winkte Hanno Gabriel schon ab und beugte sich zu Boden, um sich selbst anzusehen, was dort lag.

Aus zwei Kartoffelsäcken die scheinbar irgendwie miteinander verbunden waren, quollen Leichenteile heraus, waren zum Teil schon aus den Säcken befreit und lagen nun auf dem Boden, genau vor einem Entengelege.


Hanno sah einige Extremitäten. Hände, Füsse und - er musste sich abwenden,w eil ihm übel wurde - zwei Köpfe!

Als er wieder hinsah, erblickte er auch einige andere Glieder des menschlichen Körpers, nämlich Arme und Beine. Enthäutet !

Ein Würgreiz erfasste ihn. Er holte rasch ein Taschenruch heraus und presste es sich vor Mund und Nase. Dann stand er auf und ging drei Schritte zurück. Der Gestank, der sich schon im Verweseungsprozess befindlichen Leichenteile, war fast unerträglich.Das war der Moment, den der eifrige Polizeibeamte nutzte, um sich wieder ins Licht zu rücken. "Also, Herr Kommissar", gegann er. "Hanno Gabriel ist mein Name", unterbrach Hanno ihn. "Ja, also Herr Gabriel, das war nämlich so. Die Edda und der Fiete standen auf der Brücke und wollten eigentlich die Enten füttern. Da sahen sie die Säcke, die ans Ufer trieben."


"Wer sind Edda und Fiete?" unterbrach Hanno ihn abermals. "Achso, das können Sie ja nicht wissen, Herr Gabriel. Edda und Fiete sind zusammen mit mir im Boßelverein und vor zwei Wochen haben wir noch tüchtig...." "Haben die beiden einen Nachnamen? Und wie lautet ihr Name noch gleich?", nutzte Hanno sofort eine kleine Atempause des Beamten und zog benebie einen kleinen Botizblock aus seiner Jackentasche. Bevor er anfing, sich die Personalien des Paares aufzuschreiben, wanderte sein Blick noch einmal auf die schauerlichen Fundstücke. Mittlerweile war die SPUSI eingetroffen, die diese Abkürzung irgendwann einmal erhalten hatte, weil irgendjemand wieder einmal meinte, das Abkürzungen das Leben einfacher machen würde. Keiner von den Beamten sagte seither noch Spurensicherung, sondern eben einfach SPUSI.


Der Polizist beeilte sich, Hanno die Namen der beiden Zeugen zu nennen, die die Leichenteile entdckt und sofort die 110 gewähl hatten, damit sich die Polizei darum kümmern konnte. Er selbst stellte sich als Werner Goldmann vor. Hannos Blick wandte sich seinem Notizblock zu und er schrieb die Namen von Edda und Fiete Janssen hinein, die Goldmann ihm gerade genannt hatte. "Genaue Uhrzeit? Wann haben  die Janssens "das da" entdeckt ? " fragte Hanno und deutete angewidert und wieder mit einem leichten Würgen im Hals auf die Stelle an der sich nun einiges tat.


Er musste sich umdrehen, um sich ganz auf Goldmann konzentrieren zu können. Dieser meinte gerade, es müsse gegen 11 Uhr gewesen sein, da er um 11.15 Uhr verständigt worden wäre und auch sofort losgefahren sei. Er hätte sich nämlich noch darüber geärgert, dass er seinen 11 Ührtje Tee nicht in Ruhe hat trinken können, auf den Ostfriesen viel Wert legen. 


"Ist Ihnen etwas Besonderes aufgefallen oder haben Herr und Frau Janssen etwas ungewöhnliches bemerkt?" "Nein", sagte Goldmann und schüttelte unterstützend seinen etwas zu gross geratenen Kopf und zog bedauernd die Schultern nach oben, "leider nicht."


"Na, dieser Fund an sich ist doch schon etwas Besonderes. Findest du nicht?" hörte Hanno seinen Partner Piet sagen, der neben ihn getreten war und einen kurzen Blick auf Hannos Notizblock warf. "Das ist wohl wahr", meinte Hanno und mit einem Blick über seinen Schulter fügte er hinzu: " Und ich denke, ich werde am besten gleich mal mit der Spusi und Dr. Kramer reden. Kümmerst du dich um unsere Zeugen?"


"Das habe ich bereits getan. Die beiden Herrschaften konnten aber leider nicht viel sagen. Sie haben die Säcke ans Ufer schwimmen sehen und leider hat Herr Jannssen aus Neugierde einen Sack geöffnet. Da kam  ihm  gleich als erstes ein Kopf entgegengerollt. Frau Jannssen bekam daraufhin fast einen Herzinfarkt und Herr Janssen hat sich zunächst mal um seine Frau gekümmert, bevor er die Kollegen von der Wache angerufen hat." 


Verständlich, dachte Hanno und nickte mit dem Kopf. Das war harter Tobak. Selbst für ihn, der scon einige ungewöhnliche Dinge in seinem Leben gesehen hatte. Er ging hinüber zu Dr. Kramer. "Moin Herby, kannst du mir schon etwas mitteilen? " fragte Hanno. Er zog erneut sein Taschentuch aus der Hosentasche und hielt es sich leicht vor die Nase. Hanno war sehr geruchsempfindlich. Er würde sich nie an den Geruch von Leichen gewöhnen. Das war sicher.


"Nun, wie du dir denken kannst, kann ich noch nicht allzuviel sagen. Auf den ersten Blick scheinen alle Extremitäten von Frauen zu stammen. Genaueres kann ich dir erst mitteilen, wenn ich sie untersucht habe", entgegnete Dr. Heribert Kramer und beugte sich zu Boden, um eine sehr schön geformte Hand, die allerdings vom liegen im Wasser sehr gelitten hatte und teilweise schon in Verwesung übergegangen war, in Augenschein zu nehmen. Grauweisse Hautfetzen lösten sich bereits an den Rändern um die Fingernägel herum, die rot lackert und mit einigen Schmucksteinen verziert waren. Er hob sie mit einer Pinzette hoch und betrachtete die Nägel nun noch etwas genauer. 

Dabei entdeckte er auf dem Daumennagel eine winzige Signatur, die kaum auffiel, weil sie mit kleinen, schwarzen Blüten umrankt war und sich harmonisch in das Design der Signatur einfügte. "Kein Zweifel, hier ist ein Künstler am Werk gewesen", meinte er mehr zu sich selbst, als an Hanno Gabriel gewandt und beförderte die Hand in eine durchsichtige Plastiktüte, die er dem Koffer, der vor ihm am Boden lag, entnommen hatte.


Hanno schnaubte kurz, aber laut, legte den Kopf schief zur Seite, machte eine ausschweifende Handbewegung zum Boden und deutete damit auf die vor ihm liegenden Leichenteile.


"Das da soll ein Künstler gemacht haben?!!" Seine Stimme bebte und er starrte Dr. Kramer ungläubig  mit dem Kopf schüttelnd ins Gesicht. "Niemals ! Der das getan hat, war ein grausamer, perverser Schlachter. Bei allem Respekt, mein lieber Herby", er benutzte gerne den Spitznamen Dr. Kramers, "das war mit Sicherheit kein Künstler, sondern ein Irrer". Hanno atmetet hörbar schneller. Er hielt inne, als  Dr. Kramer ihm sachte den Arm auf die Schulter legte. "Komm´ mal wieder runter, Hanno. Es geht nicht um den, der das getan hat. Ich habe hier auf einem Fingernagel eines der Opfer eine interessante Entdeckung gemacht, die uns bei der Identifizierung sehr helfen könnte. Siehst du hier diese kleine Signatur, die fast wie ein Monogramm aussieht ?Wenn ich mir das noch genauer ansehe, haben wir vielleicht bald einen ersten Anhaltspunkt. Zumindest bei einem der Opfer." 


Hanno beugte sich interessiert vor. Ja, dachte er, das wäre tatsächlich hilfreich. Er wusste von Billy, dass es einige wenige Nageldesignerinnen gab, die ihrer künstlerische Arbeit an den Fingernägeln gerne mit ihren Initialen kennzeichneten.


"hmm", brummte er und wandte sich wieder dem Arzt zu, " dann wäre ich dir dankbar, wenn du mir möglichst gestern etwas über diese Signatur sagen kannst. vielleicht haben wir Glück und wir finden an den anderen Fingernäglen ähnliche Auffälligkeiten." 


Piet Römer war mittlerweile auch zu den beiden getreten und hatte den Dialog verfolgt. Auch er warf einen kurzen Blick auf die Signatur und überlegte, wo er das schon einmal gesehen hatte. Vor seinem inneren Auge erschien eine junge Frau, Mitte 20 mit langen goldblonden Haaren, die ihm aufgefallen war, als er letzten Freitag an der Strandbar gesessen hatte. Ihr Haar und ihre Fingernägel waren ihm besonders im Gedächtnis geblieben. Weil ihr Haar extrem lang gewesen und sie wie einen 'Schleier umgeben hatten, wenn sie den Kopf bewegte und ihre Finger das Cocktailglas fast zärtlich hin-und her bewegten von langen, leuchtend rot lackierten Fingernäglen geschmückt waren, die auch aus fünf Metern Entfernung, die Piet von ihr weg sass, sehr auffallend wirkten.


Etwas später unterhielt sich der blonde Sonnenschein mit dem Mann, der neben Piet sass und wenn sie den Arm um seine Schulter legte, während sie mit ihm anstiess und ein perlendes Lachen aus ihrem Mund strömte, konnte er ihre Nägel genau betrachten, die ihm schon aus der Ferne aufgefallen waren.


Eigentlich mochte er keine Frauen mit langen 'Fingernägeln, schon gar nicht, wenn sie künstlich waren und statt in dezentem Rose, was er gerade noch so durchgehen liess, in schrillen Farben lackiert waren.


Aber das hier war eine Ausnahme. Die Farbe und das florale, schwarze Muster darauf gefielen ihm sehr gut. Es erschien ihm harmonisch und passte genau zu ihrem Typ. Sie erschien ihm lebensfroh, lebendig, voller Elan und gleichzeitig zart und beinahe fragil. 


Kurze Zeit später verabschiedete die junge Frau sichvon dem Herrn und verliess die Strandbar mit einer Freundin. Er hätte sie zu gerne näher kennen gelernt, aber so wie es aussah, war sie nur eine Touristin, die schon bald wieder ih ihrem Heimatort in einem schicken Büro sass und nach wenigen Wochen ihren Urlaub und alle die sie dort kennen gelernt hatte, vergessen haben würde.



Der Alltag holte einen immer schnell wieder in die Wirklichkeit zurück. Das wusste Piet nur zu gut. Er hatte seine Erfahrungen.
 

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Hörbuch

Über den Autor

Tilia0604
Moin...
so sagt man zu jeder Tages- und Nachtzeit hier bei uns in Ostfriesland. Ich wohne seit einigen Jahren in der Nähe von Norddeich und schreibe bereits
seit meinem 10. Lebensjahr. Aufgrund meiner Vita, war es für mich gleichzeitig Ventil und somit Befreiung.

Wenn euch meine Geschichten ein bisschen Freude bereiten, dann habe ich mein Ziel erreicht.

Mit einem hinterlassenen Kommentar würdet IHR MIR eine Freude machen. Feedback ist für jeden Menschen, der schreibt, erneute Motivation.

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CountDee Uha ? - ... gruselig. Na, was es wohl mit diesen "Kostümen" auf sich hat?

Ich bin gerade in Kapitel fünf und weiß zumindest, was Apollinaris meint. Das erste Kapitel ist Verenas Sicht, Nummer zwei bis vier aus Marens. In Kapitel fünf berichten Anika und Ilsa/Insa(?), das ist die dritte Perspektive. Es gibt Leser, denen das nicht behagt und die lieber eine komplette Geschichte aus einer feststehenden Perspektive lesen möchten. Das ist Geschmackssache und letztendlich deine Entscheidung, ebenso wie es deine Geschichte ist.

Für meinen Geschmack ist das nicht zu viel, trotzdem hielte ich es für eine Idee, die ?Maren?-Kapitel zu einem zusammenzufassen. Wenn du nicht gerade etwas Besonderes mit dem plötzlichen Ende der Kapitel anstrebst, gibt es keinen Grund, die im Grunde fortgeführte Handlung auch kapiteltechnisch zusammenzufassen.

Sprunghaft finde ich es zwar nicht, doch an einigen Stellen hatte ich das Gefühl, man könnte den Lesefluss noch etwas erhöhen durch das Umstellen des einen oder anderen Satzes.
Ansonsten, ich bleibe dabei, lieferst du einen gruselig-spannenden Einstieg, der Krimifans sicher nicht kalt lässt.

Viel Erfolg dir und deiner Geschichte wünscht
Ansgar
Vor langer Zeit - Antworten
Tilia0604 Re: ***** -
Zitat: (Original von Platonia am 18.01.2013 - 07:30 Uhr) Deine Geschichte zieht den Leser, also mich in einen Bann, ohne dabei völlig ahnungslos zu sein. Nein, man gewinnt den eindruck die eigenen Gedanken und Fantasien dabei entwickeln sich.
Ich finde sie spannend und gut geschrieben. Dafür 5 Sterne!!!
Bitte weiter so :-))
HG Platonia


Dankeschön ! Das freut mich wirklich sehr....!
Vor langer Zeit - Antworten
Tilia0604 Re: Hat noch keinen Titel -
Zitat: (Original von ullam77 am 18.01.2013 - 12:23 Uhr) Hallo Tilia0604,
habe die ersten Kapitel deines Krimis gelesen, sehr interessant geschrieben, kann mir alles genau vorstellen. zieht einen in bann, wann kommt mehr ? ullam77


Danke Ulla !
Da ich immer alles erst mit der Hand schreibe, muss ich noch einen grossen Teil abtippen. Und fertig ist der Krimi noch lange nicht.... leider. Aber ich hoffe, dass ich hier die nötige Motivation finde.
Ich habe noch einen in der Schublade. Daran schreibe ich seit Juli 2012. Der ging aus einem Schreibworkshop hervor und wird vermutlich auch veröffentlicht. Zumindest ist ein kleiner Kreis aus unserer Stadt interessiert ihn in Zeitschriften bzw. Zeitungen zu veröffentlichen. Da eine ganz bestimmte Lokation unserer Stadt eine wichtige Rolle in meinem Krimi spielt, gibt es auch einen Pressetermin und Vorlesung. Man, ich bin echt gespannt, was letztendlich aus allem wird...

Es bleibt spannend !

LG, Tilia

Vor langer Zeit - Antworten
Platonia ***** - Deine Geschichte zieht den Leser, also mich in einen Bann, ohne dabei völlig ahnungslos zu sein. Nein, man gewinnt den eindruck die eigenen Gedanken und Fantasien dabei entwickeln sich.
Ich finde sie spannend und gut geschrieben. Dafür 5 Sterne!!!
Bitte weiter so :-))
HG Platonia
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