Fantasy & Horror
Delilah - Die Sieben Flüche

Prolog

Der Große Saal war vollständig versammelt. Keine fremden Gesichter, keine vertrauten Gesichter, die fehlten. Er war nicht außerordentlich festlich geschmückt, es würde ablenken von der Wichtigkeit, dir ihr Zusammentreffen hatte.

Die zu fällende Entscheidung war von zu großer Bedeutung.

Auf der linken Seite des langen, gläsendern Tisches waren die Gebrüder Hockry, gekleidet in farbenfrohen Umhängen, vertreten. Sie saßen an der Stirnseite, die Arme verschränkt und das Gesicht zu ausdruckslosen Grimassen verzogen.

Links von Jonathan Hockry, der Mann in dunkelblau, nahmen Professor Carpenter und Miss Layne Platz.

Professor Bonham, links von Luciano Hockry, biss sich nervös auf die Lippe. Ihre Kollegen hielten allesamt den Blick gesenkt.

Auf der rechten Seite thronten die Reptoph-Professoren.

Beale, Cliff, Lockwood, Hatch, unter anderem.

Es war ihnen nicht wichtig zu wissen, wie ihr Gegenüber hieß, denn sie sprachen sich grundsätzlich nie mit Namen an. Sie blieben verfeindet und dazu gezwungen zusammenzuarbeiten.

„Nun...“ Edward-Jim Hockry warf einen ersten Blick in die versteinerte Runde. Er wechselte ein paar kurze Blicke mit seinen Kollegen. „Wir sind uns endlich einig geworden, Sir“

Sir Rafferty rümpfte abfällig die Nase und spitzte die Lippen. Er wusste sehr wohl, was auf ihn zu kam.

„Nun?“

„Es gibt keinen Plan B. Wir brauchen dieses Mädchen“

Stille kehrte ein. Betroffenes Schweigen, bloß ein leises Raunen ging durch die Menge.

„Sir, ich hoffe sie sind sich darüber im Klaren, dass dieser Eingriff gegen alle Gesetze, ja gegen sämtliche nicht umsonst im großen Buch verfasste Regeln verstoßen würde! Es würde das Gleichgewicht dieser Welt, das wir uns hart über die letzten Jahre erarbeitet haben, komplett unter den Tisch kehren! Sind sie sich der Folgen überhaupt nicht bewusst?“ Sir Rafferty klang unbeholfen.

„Ich weiß nicht wovon sie sprechen“, Professor Carpenter sah auf, „allein sie kann uns helfen, die zu zerbrechen drohende Ordnung wieder herzustellen“

„Da gibt es nichts wieder herzustellen“ seufzte Professor Beale finster.

„Oh, bitte!“ Edward-Jim Hockry stieß ein verächtliches Seufzen aus, „machen sie die Augen auf! Wir wissen alle, so wahr wir hier sitzen, dass uns, wenn uns nicht schnellstmöglich Hilfe zuteil kommt, nicht mehr viel Zeit bleibt. Wir müssen alles daran legen unsere Existenz zu bewahren“

Sir Rafferty schüttelte verständnislos den Kopf.

„Es gab einen guten Grund, sie damals zu verbannen“

„Und tausend bessere, sie wieder zurück zu holen!“

„Sie klingen entschlossen“

Jonathan Hockry nickte. Seine Kollegen taten es ihm gleich.

„Wie alt wird sie, schätzungsweise, sein?“

„Genau sieben“

Professor Cliff entfuhr ein spöttischer Laut. Er sprach aus, was alle dachten. „Interessant, ein Kind soll uns also vor dem vermeidlichen Untergang retten. Wie amüsant“

„Sie vergessen, dass sie unser Kind ist! Ein Geschenk!“

„Also vor sieben Jahren noch war sie eine Sünde“

Professor Lockwood schnaubte gehässig, er rieb sich angespannt die Schläfen.

„Das waren andere Zeiten, ganz andere Umstände“

„Andere Umstände, dass ich nicht lache!“

Professor Cliff sah seinem Kollegen tief in die Augen.

„Lockwood hat recht. Was hatten wir vor sieben Jahren zu befürchten? Uns wurde Schutz geboten vor dem, was uns heimsuchte“

„Ihr habt es als nichtige Bedrohung abgetan“

„Uns unterlaufen auch Fehler“, Jonathan Hockry beugte sich leicht über den Tisch, „Tatasache ist jedoch, dass wir, seit der Cope uns verlassen hat, auf die größte Macht zurückgreifen müssen, die noch in unserem Besitz ist! Darauf sind wir angewiesen!“

„In unserem Falle ist es dieses Mädchen“, Miss Laynes Stimme bebte, „es gibt rein gar nichts, was wir anderes tun könnten“

Professor Hatch schüttelte langsam den Kopf. „Das ist verrückt“

Trotzdem wurde die rechte Tischhälfte allmählich ruhiger. Sie steckten nicht einmal mehr die Köpfe zusammen, ein paar Blicke genügten um nachzuvollziehen, dass sie bereits überstimmt waren. Professor Lockwood zitterte, als er sich in seinem Stuhl zurück lehnte, die Beine überschlug und das Kinn hob. Er sah Jonathan Hockry an, als wäre er eine Bombe, die sich jeden Moment selbst entzünden könnte.

„Wie heißt dieses Mädchen und wo genau finden wir sie?“

„Delilah Ellan, Illionis, Chicago“

Das letzte Licht erlosch, Professor Carpenter erhob sich. „Hiermit erkläre ich den Detroyer Rat für geschlossen“