Maggie kommt mit ihrer kleinen Tochter nach Texas, um hier eine Stelle als Lehrerin anzutreten. Aber Pläne änderns sich und so findete sich Maggie als Haushälterin auf einer Farm wieder. Jetzt beginnt das große Abenteuer ihres Lebens - und am Ende findet sie sogar die Liebe.
TEXAS
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Jeff schlenderte in das Rathaus, um zur Zeitungsredaktion zu gehen, als er aus dem Zimmer des Bürgermeisters eine laute Stimme hörte. Es war eine Frauenstimme, die sehr aufgeregt klang und er blieb stehen. Nicht etwa, weil er neugierig war, sondern weil ihn der Dialekt der Frau faszinierte. Trotz ihrer Wut, die man deutlich hörte, klang ihre Stimme wie ein warmer Sommerregen und er musste einfach lauschen. Dabei achtete er nicht auf die Worte und war deshalb völlig überrumpelt, als die Tür aufflog und eine junge Frau herausstürmte. Sie knallte die Tür hinter sich zu und wäre fast in Jeff hineingerannt, wenn der sie nicht am Ellenbogen festgehalten hätte.
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„Nicht so stürmisch. Wo brennt es denn?“ Jeff grinste sie spitzbübisch an und sah auf die Frau hinunter. Sie war ziemlich klein, ging ihm gerade mal bis an die Schultern und sie sprühte vor Temperament.
„Dieser Mistkerl! Ich fasse es einfach nicht! Wie kann der mir so was antun?“ Sie wollte ihren Arm aus Jeffs Griff befreien, aber der hielt sie unbeirrt weiter fest.
„Mistkerl? Sie meinen doch wohl nicht etwa unseren allseits geschätzten Bürgermeister Higgins, oder?“
„Oh doch, genau den meine ich! Und jetzt lassen Sie mich bitte los, meine Tochter wartet im Auto auf mich.“
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Jetzt wurde Jeff doch neugierig. Higgins sollte ein Mistkerl sein? Es gehörte schon einiges dazu, den beleibten gutmütigen Higgins aus der Ruhe zu bringen, aber diese junge Frau schien es geschafft zu haben. Jeff hatte noch nie gehört, dass jemand Higgins als Mistkerl bezeichnet hatte. Er wollte mehr darüber erfahren. Langsam zog er seine Hand weg und sah zu, wie sich die Frau umdrehte, ihre langen rotbraunen Locken nach hinten warf und mit schnellen Schritten auf den Ausgang zueilte. Jeff vergaß augenblicklich, warum er überhaupt in das Rathaus gekommen war und ging der Frau nach. Sie strebte auf einen Buick zu, der direkt vor dem Haus parkte. Ein kleines Mädchen saß auf dem Rücksitz und starrte aus dem Fenster. Das musste dann wohl die erwähnte Tochter sein. Bevor die Frau das Auto erreicht hatte, stieg das Mädchen aus und lief seiner Mutter entgegen.
„Mama, das hat so lange gedauert! Ich hab Durst und ich muss ganz dringend aufs Klo!“ Die Kleine sprang von einem Bein auf das andere. Dabei drückte sie einen kleinen Stoffhasen an sich, der schon ziemlich ramponiert aussah.
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Die Frau beugte sich zu ihrer Tochter hinunter und strich ihr das wirre Haar aus der Stirn. Es war im Gegensatz zu ihrem eigenen Haar von einem sehr hellen Blond, das schon fast weiß wirkte. Jeff blieb stehen und konnte hören, wie die Frau auf das kleine Mädchen einsprach. „Es tut mir leid, Benji, das es so lange gedauert hat. Aber nun bin ich ja da und alles ist wieder gut. Hat Mister Schlapp gut auf dich aufgepasst?“ Damit zog sie den Stoffhasen am Ohr und die Kleine lächelte. „Klar, aber jetzt hat er auch Durst. Können wir irgendwo hin gehen?“
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Die Frau stand wieder auf und sah sich suchend um. Dabei fiel ihr Blick auf Jeff, der ein Stück hinter ihr stand und sie ansah. Ihre Augen blitzten ihn nicht gerade freundlich an und sie nahm ihre Tochter an die Hand.
„Ich glaub, ich hab da hinten ein Restaurant gesehen. Was hältst du von einem schönen großen Milchshake?“
„Oh ja, klasse!“ Die Kleine hüpfte aufgeregt um ihre Mutter herum.
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Jeff trat näher an die Frau heran.Â
„Entschuldigen Sie, wenn ich mich einmische. Aber das Restaurant, was Sie da gesehen haben, ist nicht gerade für seine Küche berühmt. Und einen Milchshake werden Sie da bestimmt nicht bekommen.“ Sein Lächeln vertiefte sich und er zwinkerte der Kleinen zu. Die Frau hob nur fragend eine Augenbraue und sagte keinen Ton.
„Ich mach Ihnen einen Vorschlag. Ein Stück die Straße runter ist ein McDonald. Da bekommen Sie bestimmt Ihren Milchshake. Kommen Sie, es ist nicht weit. Wir können zu Fuß gehen. Ich lade Sie ein!“ Jeff dachte sich nichts weiter dabei, als er seine Hand ausstreckte, um die Frau am Ellenbogen zu nehmen. Aber sie wehrte ihn heftig ab.
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„Finger weg, Freundchen! Was bilden sich die Männer hier überhaupt ein? Ich bin durchaus in der Lage, allein zu gehen und ein Milchshake kann ich meiner Tochter auch noch kaufen! Sie brauchen uns nicht einzuladen!“ Empört drehte sie sich um, nahm das Kind an die Hand und ging mit ihm los.
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Jeff schmunzelte, als er den beiden hinterher sah. Der Dame musste aber wirklich eine Laus über die Leber gelaufen sein. Er wollte ihr doch nur helfen. Dann zuckte er resigniert mit den Achseln und folgte ihnen.
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Maggie und ihre Tochter hatten es sich an einem kleinen Tisch draußen gemütlich gemacht, als Jeff zu ihnen trat.
„Sie erlauben doch?“ Damit zog er einen Stuhl hervor, setzte sich und stellte seine Cola auf den Tisch.
„Und wenn ich es nicht erlaube? Stehen Sie dann wieder auf und gehen, oder was?“ Die Frau hatte sich immer noch nicht beruhigt. Was bildete der Kerl sich bloß ein? Nur weil er gut aussah und ein tolles Lächeln hatte, meinte er, jede Frau rumkriegen zu können. Aber nicht mit mir, schwor sich Maggie.
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Jeff schüttelte den Kopf und grinste breit. „Nö, ich könnte es nicht verantworten, Sie hier ganz allein sitzen zu lassen. Es könnte ja schließlich ein wilder Bulle vorbeikommen und sie auf die Hörner nehmen“, scherzte er. Die Frau verzog keine Mine, aber ihre Tochter sah sich verängstigt um und drückte sich näher an ihre Mutter. Jeff taten seine Worte sofort leid. Das hatte er nicht gewollt. Er wollte das Kind nicht erschrecken.
„Hab keine Angst, Süße. Der Bulle wird schon nicht kommen. Du hast doch deinen Mister Schlapp, der auf dich aufpasst und ich bin doch auch noch da!“ beruhigte er das Kind.
Benji schaute den Fremden einen Augenblick an und überlegte, ob sie dem großen Mann mit dem Cowboyhut trauen sollte. Dann entschied sie sich, es zu tun und grinste ihn an. Dabei kam ihre Zahnlücke voll zur Geltung und Jeff schmolz dahin. Die Kleine war einfach nur süß. Schade, dass sich ihre Mutter nicht so leicht von seinem Charme beeindrucken ließ.
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Maggie hatte den Mann und ihre Tochter genau beobachtet. Als sie jetzt sah, wie Benji den Fremden anlächelte und ihm anscheinend nichts Böses zutraute, war sie gewillt, ihm noch eine Chance zu geben.
„Also, was wollen Sie von mir? Warum sind Sie mir aus dem Rathaus gefolgt?“ setzte sie an.
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Jeff seufzte, sah der jungen Frau direkt in die wunderschönen grünen Augen und stob sich dann seinen Stetson etwas weiter in den Nacken.  Â
„Ich hab Ihren Streit mit Higgins gehört und ich möchte gern wissen, was Sie von ihm wollten. Warum hat er Sie so geärgert? Vielleicht kann ich Ihnen ja helfen.“
Maggie war todmüde. Sie war heute mehr als acht Stunden gefahren, nur um dann zu erfahren, dass ihr Weg völlig umsonst gewesen war. Sie musste unbedingt mit jemanden reden, sonst platzte ihr noch der Schädel. Also warum nicht mit diesem Kerl hier? Er schien ja zumindest kinderlieb zu sein.
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„Higgins hat mir eine Stelle als Lehrerin angeboten. Wir kommen aus New Orleans. Allein heute bin ich über acht Stunden Auto gefahren, ich bin kaputt und wütend. Und da hat der verdammte Mistkerl die Frechheit mir zu sagen, dass die Stelle bereits vergeben ist! Ich hab doch wohl allen Grund verärgert zu sein, oder?“ Maggie rieb sich über die müden Augen.
„Sie meinen, Higgins hat sie unter falschen Voraussetzungen hierher kommen lassen? Die Stelle war gar nicht frei?“
„Oh doch, bis gestern war die Stelle noch frei. Wäre ich nur einen Tag früher gekommen, dann hätte ich sie bekommen. Aber dann ist gestern seine Nichte aufgetaucht, und schwups, hat er ihr die Stelle gegeben. So ist das eben, Pech gehabt, dann fahr mal schön die 2000 Kilometer wieder zurück.“
Maggie war außer sich und konnte sich nur schwer beruhigen. Wenn sie an den behäbigen Bürgermeister dachte, der seelenruhig in seinem Sessel gesessen hatte, die Hände über den Bauch gefaltet und ihr dann mitgeteilt hatte, dass sie ganz umsonst hier in Tinsdale/Texas war, dann ging ihr immer noch die nicht vorhandene Hutschnur hoch.
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„Haben Sie keinen Vertrag mit Higgins gemacht, als er Ihnen die Stelle angeboten hat?“ wollte Jeff von ihr wissen.
„Nein, das hab ich nicht. Ich hab mich auf sein Wort verlassen. Dumm von mir, ich weiß. Glauben Sie mir, noch mal mach ich so einen Fehler nicht.“ Maggie stützte ihren Kopf auf die Hände und blickte völlig erledigt zu ihrer Tochter.
„Gibt es hier im Ort ein Hotel? Es sollte aber nicht zu teuer sein“, fragte sie dann.
Jeff schüttelte den Kopf. Ein Hotel gab es in Tinsdale wirklich nicht. Nur ein altes heruntergekommenes Motel und dahin würde er die Frau mit ihrer Tochter bestimmt nicht gehen lassen.
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„Was haben Sie denn jetzt vor? Wollen Sie zurück nach New Orleans?“ wollte er wissen.
Maggie schüttelte den Kopf. „Nein, das hätte keinen Sinn. Ich hab unser Haus dort verkauft und ich will auch nicht dorthin zurück. Ich wird mir eben hier einen Job suchen müssen. Sie wissen nicht zufällig, ob irgendwo in der Nähe ein Lehrerposten frei ist?“
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Jeff überlegte, runzelte die Stirn und lächelte dann fröhlich. „Nein, tut mir leid. Die Schule hier am Ort ist meilenweit die einzige. Und die Stelle ist ja schon weg. Aber wie wäre es denn, wenn Sie mit zu mir kommen würden?“
Die Frau starrte ihn fassungslos an. Der Kerl wollte, dass sie mit zu ihm kam? Das konnte doch wohl nicht sein Ernst sein.
Jeff sah, dass er schon wieder einen Fehler gemacht hatte. Heute war einfach nicht sein Tag. Entschuldigend hob er beide Hände.
„Sorry, ich hab mich schlecht ausgedrückt. Ich suche eine Haushälterin. Eben wollte ich eine Anzeige aufgeben, aber wenn Sie die Stelle haben wollen, dann kann ich mir das jetzt sparen.“
Maggie schaute Jeff in die braunen Augen. Eine Stelle als Haushälterin? Das war nicht ganz das, was sie sich vorgestellt hatte. Immerhin war sie ausgebildete Lehrerin, aber musste auch an ihre Tochter denken. Sie hatte ihr Haus verkauft, aber das Geld war fast komplett für die Schulden draufgegangen. Das bisschen, was ihr jetzt noch blieb, würde nicht lange reichen. Sie brauchte unbedingt einen Job und es war egal, was es für einer war.
„Erzählen Sie mir mehr darüber“, entschied sie dann.
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„Gern. Also, ich bin stolzer Besitzer einer Ranch.“ Jeff grinste jungenhaft. „Auch wenn manche behaupten, es ist nur ein Mäuseloch, sie gehört mir mit allem, was darauf wächst und gedeiht. Das Haus ist nicht besonders groß, aber es genügt. Die Arbeit auf der Ranch macht mir nichts aus, aber für den Haushalt hab ich kein Händchen. Bisher hab ich selbst gekocht, aber jetzt sind meine Leute in den Hungerstreit getreten. Wenn ich nicht bald für eine ordentliche Köchin und Haushälterin sorge, dann kündigen sie. Na, was halten Sie davon? Wollen Sie es mit uns versuchen? Acht Männer und keine einzige Frau? Würden Sie das aushalten?“
Jeff grinst ansteckend und Maggie konnte gar nicht anders, sie musste sein Lächeln erwidern. Kochen konnte sie, das hatte sie schließlich ihr Leben lang getan. Und ob sie nun für einen Mann und ein Kind kochte oder für acht gestandene Mannsbilder, machte auch keinen großen Unterschied. Allerdings gefiel es ihr nicht so besonders, dass sie die einzige Frau auf der Ranch sein sollte. Sie hatte einiges über die texanischen Männer gehört und wenn die alles so waren, wie dieses Prachtexemplar vor ihr, dann würde sie keine ruhige Minute haben. Und sie musste natürlich auch an Benji denken.
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Jeff konnte richtig sehen, wie es in dem Kopf der Frau arbeitete. Sie grübelte und überlegte. Jeff war geduldig und wartete ab. Er war gespannt, wie ihre Entscheidung aussehen würde.
„Sie sagten, Sie hätten ein kleines Haus. Wie sieht es mit einer Wohnung für mich und Benji aus? Können wir in der Nähe wohnen?“
Jeff schüttelte abermals den Kopf.
„Nein, tut mir leid. Meine Farm ist von Tinsdale fast zwei Stunden Fahrt entfernt. Es würde keinen Sinn machen, wenn Sie sich hier im Ort eine Wohnung suchen würden. Aber so klein ist mein Haus nun auch wieder nicht. Ich kann Ihnen und Ihrer Tochter zwei Zimmer anbieten. Würde Ihnen das ausreichen? Die Miete könnten wir mit Ihrem Lohn verrechnen.“
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Maggie überlegte immer noch. Wahrscheinlich wäre das wirklich die beste Lösung für sie. Sie könnte ein wenig zur Ruhe kommen und sich ein bisschen von dem Stress der unschönen Scheidung erholen Und auch Benji brauchte einen Platz, an dem sie sich erholen konnte. Jeff machte einen harmlosen Eindruck, obwohl sie seine etwas machohafte Art nicht sehr schätzte. Aber daran würde sie sich hier in Texas gewöhnen müssen. Die Männer hier waren dafür bekannt, dass sie nicht gerade zimperlich mit Frauen umgingen. Und wenn es ihr zu bunt wurde, konnte sie sich immer noch etwas anderes suchen.
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„Ich heiße Maggie Ford. Meine Tochter Benji kennen Sie ja schon. Okay, ich werde mir die Ranch mal ansehen und wenn die Stelle mir zusagt, dann haben Sie eine neue Haushälterin.“ Maggie streckte Jeff die Hand entgegen. Er ergriff sie und drückte sanft zu. Es war eine kleine zarte Hand und Jeff wollte sie nicht verletzten.
Dann wandte er sich an die Kleine. „Magst du Kälber Benji? Hast du schon mal welche mit der Flasche gefüttert?“ Das Mädchen sah ihn mit großen Augen an. „Nein, haben Sie etwa Kälber? Und die darf ich füttern? Wirklich?“ hauchte sie leise.
„Ja, das darfst du. Das heißt, wenn deine Mutter es erlaubt.“
Jeff hielt immer noch Maggies Hand und hatte auch nicht die Absicht, sie so schnell wieder los zu lassen, wie ihr schien. Sie versuchte, ihm die Hand zu entziehen, aber er drückte nur etwas fester zu, während er mit Benji über die Tiere sprach, die er auf seiner Ranch hielt. Endlich schien er sich darauf zu besinnen, dass er immer noch Maggies Hand in seiner hielt und ließ sie langsam los.
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„Ich heiße übrigens Jefferson Burton. Sie können Jeff zu mir sagen, Maggie. Und wenn Sie fertig sind, dann können wir uns langsam auf den Weg machen. Es wird bald dunkel und ich möchte nicht, dass Sie den Weg im Dunkeln fahren müssen.“ Jeff stand auf und begleitete Maggie und ihre Tochter zurück zu ihrem Auto. Sein Jeep war nicht weit davon geparkt. Er stieg ein und wartete, dass Maggie ihm folgte. Dann machte er sich pfeifend auf den Rückweg zu seiner Ranch. Wer hätte gedacht, dass er so leicht eine Haushälterin finden würde? Und dazu noch so eine reizende, wie Maggie. Anscheinend war heute doch sein Glückstag.
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Die Fahrt dauerte wirklich fast zwei Stunden. Vor knapp einer Stunde waren sie von der Hauptstraße abgebogen und auf eine schmale Zufahrtsstraße gekommen. Ein Schild, mit der Aufschrift Appelwhite Farm kündigte an, dass sie sich jetzt anscheinend auf Jeffs Grund und Boden befanden. Maggie musste trotz ihrer Müdigkeit lächeln, als sie den Namen gelesen hatte. Appelwhite, wer hatte sich bloß diesen Namen für eine Rinderfarm ausgedacht? Sie war gespannt auf Jeffs Erklärung. Als sie jetzt endlich die Lichter der Farm vor sich aufblitzen sah, war Maggie unendlich erleichtert. Mehr hätte sie heute wirklich nicht mehr geschafft. Benji war zum Glück hinten auf dem Rücksitz eingeschlafen. Sie hielt immer noch ihren Mister Schlapp fest im Arm und schien ruhig zu schlafen.
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Jeff hielt seinen Wagen direkt vor dem Ranchhaus an, stieg aus und trat zu Maggies Auto. Er öffnete ihr die Tür und half Maggie aus dem Auto. Dabei hielt er schon wieder ihre Hand fest. Aber diesmal schien es Maggie nichts auszumachen. Staunend sah sie auf das Haus. Sie wusste ja nicht, was Jeff unter klein verstand, aber dieses Haus war keinesfalls klein. Es war ein großzügiger lang gestreckter Holzbau mit einer Veranda, die sich die gesamte Vorderfront entlang zog. Maggie war beeindruckt. Dann musste sie schlucken. Wenn Jeff sie schon in Bezug auf sein Haus angeschwindelt hatte, was hatte er ihr dann noch alles vorenthalten? Sie kam sich so dumm vor, dass sie wieder mal auf die schönen Worte eines Mannes hereingefallen war. Wahrscheinlich brauchte Jeff überhaupt keine Haushälterin. Aber heute war es zu spät, um nach Tinsdale zurückzufahren. Sie musste die Nacht hier verbringen, ob es ihr nun gefiel oder nicht.
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Jeff hatte ihre Reaktion auf sein Heim beobachtet. Für ihn war es wirklich ein kleines Haus. Wenn er da an sein Elternhaus dachte, dann kam ihm sein Haus winzig dagegen vor. Es würde locker dreimal in das Haus seines Vaters passen. Aber Maggie hatte sich unter „klein“ wahrscheinlich etwas anderes vorgestellt. Sie hatte dabei bestimmt an eine kleine Hütte im Wald gedacht. Jeff musste schmunzeln. Tja, die Häuser in New Orleans waren eben nicht mit denen in Texas zu vergleichen. Hier war eben alles eine Nummer größer.
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Maggie befreite sich aus Jeffs Griff und öffnete die Tür für die Rücksitze. Sie wollte gerade Benji aus dem Auto heben, als Jeff ihr zuvor kam. Er legte seine Hände auf ihre Hüften und schob sie einfach ein Stück beiseite. Dann beugte er sich zu Benji hinein und hob ihre Tochter auf seine Arme.
„Nehmen Sie nur das mit, was Sie für heute Nacht brauchen. Die anderen Sachen holen wir morgen.“ Damit stieg er die drei Stufen zur Veranda hoch und öffnete die Eingangstür. Maggie sah ihm hinterher, wie er mit ihrer Tochter auf den Armen im Haus verschwand. Das wirkte so natürlich, als hätte er sein Leben lang nichts anderes getan, als Kinder durch die Gegend zu tragen. Schnell griff sie sich ihre Reisetasche. In ihr waren ihre Papiere und ihr restliches Geld. Außerdem hatte sie darin auch das Nötigste für eine Nacht gepackt, so dass sie die beiden großen Koffer heute wirklich nicht benötigte.
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Jeff hatte sich im Flur umgedreht und wartete auf Maggie, damit sie ihm folgen konnte. Sie blieb unter der Tür stehen und sah sich in dem hell erleuchteten Flur um. Was sie sah, gefiel ihr gut. Der Holzfußboden war glatt, aber er hätte sicher eine gründliche Politur vertragen. An der Garderobe hingen einige Jacken und ein paar derbe Stiefel standen darunter. Jeff ging weiter und Maggie folgte ihm. Sie warf einen Blick in das Wohnzimmer. Es war sehr großzügig gehalten und strahlte einen rauen Charme aus. Die Möbel waren aus rustikalem Holz und die Teppiche dick. Aber alles machte einen etwas vernachlässigten Eindruck. Sie kamen an einigen geschlossenen Türen vorbei, bevor Jeff stehen blieb und eine weitere Tür aufdrückte.
„Willkommen in Ihrem neuen Reich. Ich hoffe, Sie und Benji fühlen sich hier wohl.“ Jeff trat an die Seite und ließ Maggie den Vortritt.
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Maggie schaute sich in dem Zimmer um und es gefiel ihr auf Anhieb. Es war ziemlich groß. Außer einem Doppelbett bot es noch Platz für einen Kleiderschrank und eine Kommode sowie für einen wunderbar bequemen Schaukelstuhl vor dem Fenster. Alles war in einem hellen Holz gehalten. Der dunkle Fußboden bot dazu einen schönen Kontrast. Die Bilder an den Wänden zogen ihren Blick auf sich. Es handelte sich hierbei um Aquarelle, die die texanische Landschaft wiedergaben. Das Zimmer gefiel ihr wirklich, aber irgendwie hatte es einen weiblichen Touch. Es unterschied sich sehr von dem Wohnzimmer, an dem sie vorhin vorbeigekommen waren. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass Jeff dieses Zimmer eingerichtet hatte.
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Jeff legte Benji vorsichtig auf das Doppelbett, nahm ihr die Schuhe von den Füßen und zog die leichte Decke über sie. Als er sich wieder zu Maggie umdrehte, sah er, dass sie völlig erstarrt dastand. Jeff musste lachen, als er den Grund für ihre Starre bemerkte.
„Keine Angst, Maggie, das ist Tinkerbell. Die tut ihnen nichts. Sie möchte Sie nur kennen lernen.“ Jeff nahm den riesigen Schäferhund, der interessiert an Maggie hochsah, am Halsband und streckte dann seine Hand nach Maggie aus.
„Tinkerbell? Das ist aber nicht gerade ein passender Name für so ein Riesentier, finde ich.“ Maggie hatte sich schnell wieder beruhigt. Der Hund war sicherlich wirklich harmlos. Sie ließ es zu, dass er ihre Hand ausgiebig beschnupperte, dann wedelte Tinkerbell mit dem Schwanz und gab ein leises Wuff von sich.
„Na sehen Sie, jetzt kennt sie Sie und wird Ihnen nichts tun.“ Jeff führte den Hund zum Bett und zeigte dann ernst auf Benji.
„Tinker, ich will, dass du auf die Kleine gut aufpasst. Bleib bei ihr und warte, bis Maggie wiederkommt.“ Als ob der Hund ihn verstanden hatte, legte er sich auf den Teppich vor das Bett und ließ Benji nicht aus den Augen.
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„Kommen Sie, Maggie. Sie müssen doch bestimmt Hunger haben. Machen Sie sich keine Sorgen, Tinker wird uns warnen, wenn Benji aufwachen sollte.“ Wieder nahm er Maggie am Ellenbogen und führte sie über den langen Flur bis ans Ende. Die Zimmertür hatte er einen Spalt aufgelassen. Maggie konnte es leider nicht verhindern, dass ihr Magen knurrte. Sie hatte wirklich seid dem Frühstück nichts mehr zu sich genommen und sie folgte Jeff willig. Aber an seine Art, sie bei jeder Gelegenheit zu berühren, musste sie sich noch gewöhnen. Der Druck seiner Hand auf ihrem Arm war ihr nicht unangenehm, aber sie war es einfach nicht gewohnt, von wildfremden Männern berührt zu werden.
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Jetzt bemerkte sie auch, dass sämtliche Zimmer von dem langen Flur abgingen. Am Ende des Flures war die Küche. Sie nahm die gesamte Breite des Hauses ein. Als Jeff das Licht einschaltete, sah sich Maggie neugierig um. Nach Jeffs Erzählung hatte sie damit gerechnet, in eine chaotische Männerküche zu kommen, aber hier war eindeutig nichts chaotisch. Die Küche war praktisch und gut geplant, mit großen Arbeitsflächen und sie bemerkte auch, dass sämtliche elektrische Küchengeräte vorhanden waren, die sie sich nur vorstellen konnte. Ihre eigene Küche in New Orleans war längst nicht so gut ausgestattet gewesen.
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Dann sah sie sich weiter um und bemerkte, dass auf dem großen Esstisch noch das Geschirr von heute früh stand und auch auf dem Herd stapelten sich  noch schmutzige Bratpfannen. Na ja, so ein bisschen Chaos schien hier doch zu herrschen. Automatisch machte sich Maggie daran, das Geschirr vom Tisch zu räumen und in den Geschirrspüler zu stellen. Jeff steckte unterdessen seinen Kopf in den Kühlschrank.
„Wie wäre es mit Sandwiches? Mögen Sie Roastbeef?“
„Ja gern. Soll ich Kaffee kochen?“
„Die Kaffeemaschine steht da hinten und der Kaffee müsste eigentlich auch da sein“, nuschelte Jeff, als er mit einer Platte aus dem Kühlschrank auftauchte. In seiner anderen Hand balancierte er ein Glas mit Mayonaise. Er stellte alles auf dem Tisch ab und holte dann aus der Brotdose einen Leib dunkles Brot.
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Maggie hatte den Kaffee aufgesetzt und sah jetzt amüsiert zu, wie Jeff dicke krumme Scheiben von dem Brot absäbelte. Sie ging zu ihm und nahm ihm das Messer aus der Hand.
„Lassen Sie mich das besser machen, sonst bekommen wir noch eine Maulsperre.“ Routiniert schnitt sie das Brot und belegte es dann mit Stücken von dem kalten Braten. Jeff holte unterdessen Becher aus dem Schrank und bald saßen sie sich am Tisch gegenüber, jeder mit einem Becher Kaffee und einem Sandwich vor sich. Jeff musste grinsen, als er sah, mit welchem Genuss Maggie von ihrem Brot abbiss. Sie schloss die Augen und kaute langsam. Ein völlig zufriedener Ausdruck lag über ihrem Gesicht und Jeff wurde es heiß, als er sah, wie ihre Zunge den letzten Krümel von den Lippen leckte.
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Er war froh, dass er saß, sonst hätte er wohl Maggie in Verlegenheit gebracht. Aber sie war wirklich ein sehr verführerischer Anblick. Wenn sie schon ein Brot mit so viel Genuss verzehrte, wie würde sie dann aussehen, wenn sie neben ihm im Bett lag? Er erschrak selbst über sich, woher jetzt auf einmal diese Gedanken kamen. Okay, sie war eine hübsche Frau, aber eigentlich nicht sein Typ. Er mochte Frauen, die ein bisschen besser ausgestattet waren, als sie. Außerdem war sie seine Angestellte und er fing aus Prinzip nichts mit seinen Untergebenen an. Das brachte doch nur Ärger und den konnte er nicht gebrauchen.
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Als Maggie ihren ersten Hunger gestillt hatte, sah sie sich noch einmal aufmerksam in der Küche um. Auch hier konnte man die weibliche Hand genau spüren.
„Wer hat diese Küche eingerichtet? Das waren doch nicht Sie, oder?“
Jeff wachte bei dieser Frage wieder aus seinen Träumen auf.
„Nein, das war ich wirklich nicht. Als ich die Ranch vor vier Jahren übernommen habe, hat meine Mutter die Küche und auch die beiden Räume eingerichtet, die Sie mit Ihrer Tochter bewohnen. Die beiden Räume hat sie für sich selbst hergerichtet, wenn sie mich mal besuchen kommt. Und da sie eine leidenschaftliche Köchin ist, hat sie sich auch um die Küche gekümmert.“
„Aber dann können Sie mir doch nicht ihre Zimmer geben. Was ist, wenn Ihre Mutter zu Besuch kommt?“ Maggie bekam einen Schreck.
„Nun machen Sie sich mal keine Gedanken. Meine Mutter war in den ganzen vier Jahren nur ein einziges Mal hier. Und ich denke nicht, dass sie uns bald mit einem Besuch beehren wird. Sie wohnt jetzt in Florida. Falls sie sich wirklich mal zu einem Besuch bei mir aufraffen sollte, dann kann sie immer noch im Hotel übernachten.“
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Maggie konnte nur mit Mühe ein Gähnen unterdrücken. Jeff lachte, als er das sah.
„Na los Maggie, ab mit Ihnen ins Bett. Sonst fallen Sie mir noch vom Stuhl.“
Sie widersprach ihm nicht. Sie war wirklich sehr müde und der Kaffee hatte sie auch nicht belebt. Maggie stand auf und wollte das Geschirr wegräumen, aber Jeff hinderte sie daran.
„Lassen Sie das stehen, ich mach das schon. Und jetzt ab mit Ihnen und schlafen Sie gut. Wir sehen uns dann morgen.“ Er nahm Maggie bei den Schultern und drehte sie zur Tür. Dann gab er ihr einen kleinen Schubs und sah ihr nach, wie sie mit schlurfenden Schritten über den Flug zu ihrem Zimmer ging. Sie schlief wirklich fast im Stehen ein.
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Maggie betrachtete ihre kleine Tochter. Benji hatte sich nicht gerührt. Sie drückte im Schlaf ihren Hasen an sich und lächelte leicht. Als die Tür geöffnet wurde, hatte Tinkerbell den Kopf gehoben, ließ ihn aber gleich darauf wieder auf die Pfoten sinken, als sie Maggie bemerkte. Sie klopfte ein paar Mal mit dem Schwanz auf den Boden, um Maggie zu begrüßen. Maggie hielt die Tür auf und rechnete damit, dass der Hund jetzt das Zimmer verlassen würde, aber Tinkerbell dachte nicht daran. Sie drückte sich noch fester auf den Boden und schloss dann die Augen. Sie schien wohl die Nacht bei ihnen verbringen zu wollen.
„Na gut, wie du willst, aber beschwer dich hinterher nicht, wenn du nicht mehr raus kommst.“ Dann musste sie über sich selbst lachen. Jetzt sprach sie schon mit einem Hund.
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Maggie nahm aus ihrer Reisetasche ein übergroßes T-Shirt, das sie zum Schlafen trug und ging damit in das angrenzende Badezimmer. Jeff hatte ihr gesagt, dass es ihr und Benji allein zur Verfügung stand. Es war nicht besonders groß, aber mit einer Dusche ausgestattet und erfüllte durchaus seinen Zweck. Benjis Zimmer ging ebenfalls von dem Bad ab. Maggie ging hinüber und schaute sich in dem kleineren Zimmer um. Es standen ein schmales Einzelbett darin, ebenfalls ein Kleiderschrank und ein kleiner Schreibtisch. Alles in weiß gehalten. Auf dem Boden lagen bunte weiche Teppiche und fröhliche Bilder hingen an den Wänden. Benji würde sich hier sehr wohl fühlen.
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Auf einmal traten Tränen in Maggies Augen. Sie hatte so viel Glück gehabt. Wahrscheinlich war es Schicksal, dass ihr gerade in dem Moment, als sie unbedingt Hilfe brauchte, Jeff über den Weg gelaufen war. Er bot ihr, ohne sie näher zu kennen, einen Job und ein Heim an. Dafür war sie ihm sehr dankbar und sie würde in ihrem neuen Job sehr gewissenhaft sein. Leise schloss sie die Tür wieder, nahm dann eine schnelle Dusche und wollte gerade in ihr T-Shirt schlüpfen, als es an der Tür klopfte.
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„Maggie? Schlafen Sie schon?“ hörte sie Jeffs leise Stimme.
Zuerst wollte sie nicht antworten. Vielleicht würde er dann wieder gehen. Dann klopfte es aber noch einmal. „Maggie?“ Jetzt klang seine Stimme eindeutig besorgt.
„Ich schlafe noch nicht. Was ist denn?“ fragte Maggie zaghaft.
Jeff atmete auf. Er hatte das Licht unter der Tür gesehen und wollte sich vergewissern, dass alles mit Maggie und Benji in Ordnung war. Als sie nicht gleich geantwortet hatte, machte er sich Sorgen.
„Ich hab noch ein Sandwich für Benji gemacht. Vielleicht hat sie ja Hunger, wenn sie aufwacht. Ich stell den Teller hier vor die Tür, okay? Also dann, nochmals gute Nacht und schlafen sie schön!“
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Maggie wartete einen Augenblick, dann hörte sie ihn den Flur hinuntergehen und gleich darauf eine Tür quietschen. Vorsichtig öffnete sie ihre Zimmertür und schaute den Flug entlang. Aus einem Zimmer dem ihren schräg gegenüber fiel Licht. Ansonsten war es dunkel im Flur. Sie beugte sich zu dem Teller hinunter, den Jeff abgestellt hatte. Er hatte zwei Sandwiches gemacht. Eines war mit Roastbeef und eines mit Käse belegt. Sie musste lächeln, als sie sah, wie sorgfältig er sich bemüht hatte, das Brot nicht zu dick zu schneiden. Er war schon etwas ganz Besonders. Sie konnte sich nicht daran erinnern, wann Benjis Vater einmal so fürsorglich für seine Tochter gesorgt hatte. Seufzend nahm sie den Teller und trug ihn in das Zimmer.
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Tinkerbell hatte den Kopf gehoben, als sie das Fleisch roch. Erwartungsvoll sah sie Maggie an, gab ein leises Wuff von sich und wedelte mit dem Schwanz.
„Na du hast wohl auch Hunger, was?“ Maggie nahm das Brot mit dem Fleisch und brach es in zwei Hälften, die sie vor dem Hund auf den Boden legte. Benji hätte sicherlich nichts dagegen. Sie aß nicht gern Fleisch und würde sich über das Käsesandwich mehr freuen. Dann sah sie grinsend zu, wie der große Hund das Brot mit zwei Happen verschlang. Mit schief gelegtem Kopf sah er dann zu Maggie auf.
„Nein, tut mir leid. Mehr bekommst du nicht. Der Rest ist für Benji.“ Tinkerbell schien damit zufrieden zu sein und döste wieder ein. Maggie löschte das Licht und krabbelte dann zu ihrer Tochter in das große Bett. Gähnend versank sie in den weichen Kissen und schlief sofort ein.
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Maggie schrak hoch, als ein Pferd laut wieherte und sie Männerstimmen hörte. Verwirrt sah sie sich im Zimmer um, bevor ihr wieder einfiel, wo sie war. Ein Blick auf die Uhr sagte ihr, dass es erst kurz nach vier war. Draußen ging gerade die Sonne auf. Vorsichtig, um Benji nicht zu stören, stieg sie aus dem Bett und trat ans offene Fenster. Gestern Abend hatte sie das andere Gebäude, das hinter dem Haus stand gar nicht bemerkt. Hierbei musste es sich wohl um die Unterkunft der Männer handeln, die für Jeff arbeiteten. Sie sah Rauch aus dem Schornstein steigen und vor dem Haus sattelte gerade ein Cowboy sein Pferd. Dabei unterhielt er sich mit einem anderen Mann, der am Zaun lehnte und rauchte. Maggie lehnte sich auf das Fensterbrett und betrachtete die Szene. Sie kam sich vor, wie in einem Western. Der einzige Unterschied war nur, dass die Cowboys keine Pistolen trugen. Dann fühlte sie etwas Kaltes an ihrem nackten Bein und sprang erschrocken zur Seite. Aber es war nur Tinkerbell, die sie mit großen sanften Augen ansah. Dann ging der Hund zur Tür und kratzte ein wenig daran.
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„Ach, du willst wohl raus. Na, dann komm.“ Maggie öffnete die Tür und der Hund lief den Flur entlang auf die Küche zu. Hier blieb er wieder vor der Tür stehen, die ins Freie führte. Maggie ging ihm nach und öffnete auch diese Tür. Dabei fiel ihr auf, dass die Tür nicht abgeschlossen war. Das war hier anscheinend nicht üblich. Sie wusste noch nicht, ob sie sich daran gewöhnen konnte. In New Orleans hatte ihre Eingangstür starke Sicherheitsschlösser gehabt und sie hatte sich jeden Abend versichert, dass sie auch wirklich abgeschlossen waren.
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Als Maggie die Küchentür öffnete, sprang Tinkerbell laut bellend hinaus, um die Männer vor der Koppel zu begrüßen. Maggie sah dem Hund amüsiert zu, wie er fröhlich um die Pferde herum sprang und sie ärgerte. Sie musste laut auflachen, als es einem Pferd gelang, den Hund mit dem Kopf wegzustupsen. In dem Moment trat Jeff aus dem gegenüberliegenden Haus. Er trug seinen Hut in der Hand und sah dann, als er das Lachen hörte, zur Küchentür. Es verschlug ihm den Atem, als er Maggie in ihrem T-Shirt sah. Es ging ihr gerade mal bis zur Mitte der Oberschenkel und die Beine, die darunter zu sehen waren, waren lang und braun gebrannt. Gestern hatte sie eine schwarze Wollhose und eine weite Bluse getragen und man hatte nicht viel von ihrer Figur sehen können. In dem T-Shirt machte sie einen sehr verführerischen Eindruck. Dann bemerkte Jeff, wie seine Männer ebenfalls zu Maggie sahen und ging mit schnellen Schritten auf sie zu. Als er sie erreicht hatte, stellte er sich so vor sie, dass seine Männer sie nicht mehr sehen konnten.
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„Guten Morgen. Haben wir Sie geweckt? Das tut mir leid. Ich hab einen Anruf von einem Nachbarn erhalten, dass einige meiner Rinder durch den Zaun gebrochen sind. Ich werde jetzt mit den Männern hin reiten und mich darum kümmern. Legen Sie sich ruhig noch ein bisschen hin. Es ist doch noch früh.“ Jeff bemühte sich, seinen Blick direkt auf ihrem Gesicht zu halten. Aber auch so ging ihm die Frau unter die Haut. Ihre Augen blickten noch etwas verhangen und ihre Haut war rosig angehaut. Ihre lockigen Haare hingen ihr wirr um die Schultern. Jetzt lächelte sie ihn an.
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„Tinkerbell wollte raus. Deshalb bin ich aufgestanden. Benji schläft noch. Wann werden Sie denn zurück sein? Soll ich Frühstück vorbereiten?“
„Nein, ist nicht nötig. Die Männer kümmern sich um ihr Frühstück in der Regel selbst. Es wäre allerdings schön, wenn sie für Mittags etwas vorbereiten könnten. Sandwiches und eine Kanne Kaffee reichen aber völlig aus. Wir wissen nie, wann wir mittags zum Essen kommen. Die Hauptmahlzeit ist abends und dann erwarten meine Männer eine komplette Mahlzeit. Möglichst große Portionen, viel Fleisch und Soße. Gemüse muss nicht sein.“ Jeff grinste, als er Maggie seine Wünsche mitteilte. Sie hatte die ganze Zeit fasziniert auf sein Gesicht gestarrt. Erst jetzt wurde ihr bewusst, wie attraktiv Jeff war. Gestern war ihr das durch ihre Müdigkeit gar nicht so aufgefallen. Sie hatte zwar bemerkt, dass er groß und schlank war, aber sehr viel mehr auch nicht. Jetzt blickte sie in seine braunen Augen hoch, die von vielen kleinen Lachfältchen umgeben waren. Sein Mund schien ständig am Lächeln zu sein, aber sie war sich sicher, dass er auch sehr hart sein konnte. Die dunkelblonden Haare waren etwas zu lang und kringelten sich in seinem Nacken über dem Hemdkragen. Jetzt schob er sie mit einer Hand aus seiner Stirn und setzte seinen Stetson wieder auf. Er hob seine Hand und strich Maggie leicht über die Wange.
„Gehen Sie ins Haus, Maggie, Sie bekommen kalte Füße.“
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Erst jetzt fiel ihr auf, dass sie nichts weiter am Körper trug, als ihr weites T-Shirt und sie wurde rot. Kein Wunder, dass seine Männer so anzüglich gegrinst hatten. Sie nickte nur, und schlug ihm dann die Tür vor der Nase zu. Atemlos lehnte sie sich dann mit dem Rücken gegen die Küchentür. Sie musste ihre Entscheidung, ihr Leben zukünftig mit acht Männern zu teilen, vielleicht doch noch mal überdenken. Und sie wusste genau, dass sie in Zukunft nur noch lange, hochgeschlossene Flanellnachthemden tragen würde.
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Jeff grinste immer noch die geschlossene Tür an. Dann ging er zurück zu seinen Männern, die ihn schon erwarteten. Rock, der ältere der beiden, zog noch einmal kräftig an seiner Zigarette.
„Jetzt sag bloß, das war die neue Haushälterin, Boss. Die ist ja wirklich ein Sahnestück!“ Dabei ging ein wölfisches Grinsen über sein Gesicht.
“Lass die Finger von ihr, Rock! Ich warne dich! Ich will hier keinen Ärger auf der Ranch! Es ist mir egal, was du in deiner Freizeit machst, aber such dir deine Frauen in der Stadt. Maggie arbeitet hier und ich will, dass sie nicht belästigt wird. Das gilt für euch alle!“ Jeff stapfte an den beiden Männern vorbei und ging zu der Koppel.
„Was für uns gilt, gilt anscheinend nicht für den Boss!“ Rock schlug dem jüngeren Bill auf die Schultern und stieg dann auf sein Pferd. Er hatte durchaus gemerkt, wie Jeff auf die junge Frau reagiert hatte. Er wollte seinem Boss zwar nicht gern ins Gehege kommen, aber einem kleinen Flirt war er bestimmt nicht abgeneigt und wenn die neue Haushälterin mitspielte, dann würden sie schon Mittel und Wege finden, um sich zu amüsieren.
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Jeff sah die Sache nicht ganz so locker. Als er sich dazu entschlossen hatte, eine Haushälterin zu suchen, dachte er dabei eher an eine ältere Frau. Aber bestimmt nicht an eine junge Mutter mit Kind. Dann war ihm allerdings Maggie über den Weg gelaufen und hatte seine schönen Pläne über den Haufen geworden. Jetzt musste er sehen, wie er mit der Situation klar kam. Seine Männer waren im Grunde sehr umgängliche Typen, die taten, was er ihnen sagte. Der einzige, der ab und zu Schwierigkeiten machte, war Rock. Er hatte früher bei Jeffs Vater gearbeitet und war erst seit einem halben Jahr bei ihm. Jeff stand ihm ja zu, dass er eine Menge Erfahrungen hatte, aber er war nun mal der Boss und ließ sich nichts von ihm sagen. Und die Frauengeschichten, die Rock am Laufen hatte, gingen ihm gewaltig gegen den Strich. Er hatte es durchaus ernst gemeint, als er ihm sagte, seine Finger von Maggie zu lassen. Sie war keine von den Frauen, mit denen sich Rock rum trieb und er wollte nicht, dass sie verletzt wurde. Jedes Mal, wenn er sie berührte, hatte er auch ihre Abwehr gespürt. Er konnte sich vorstellen, dass sie es bisher nicht leicht gehabt hatte und wollte es ihr jetzt nicht noch schwerer machen.
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Er berührte Menschen einfach gern. Wahrscheinlich hatte er das von seiner Mutter geerbt. Sie war genauso. Menschen, die ihr sympathisch waren, umarmte sie gern und knutsche sie ab. Ganz so weit würde Jeff natürlich nicht gehen, aber er war entschlossen, dafür zu sorgen, dass Maggie seine Berührungen akzeptieren lernte. Als er ihr vorhin über die Wange gestreichelt hatte, brannte sein Finger von der leichten Berührung wie Feuer. Sie hatte etwas an sich, was ihn total umhaute.
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Maggie ging zurück zu ihrem Zimmer. Neben der Tür fand sie ihre beiden großen Koffer vor. Jeff musste sie ihr da hingestellt haben und sie war ihm dankbar dafür. Sie zog die Koffer in ihr Zimmer. Auspacken würde sie später. Benji schlief immer noch und Maggie griff sich schnell eine Jeans und ein T-Shirt, die sie auch in ihrer Reisetasche hatte. Sie konnte jetzt nicht mehr schlafen und beschloss deshalb, sich ihr neues Zuhause genauer anzuschauen. Sie ließ die kleine Lampe am Bett an, damit Benji nicht erschrak, wenn sie aufwachte. Die Tür ließ sie ebenfalls auf, so konnte sie hören, wenn ihr Tochter nach ihr rief. In der Küche war alles aufgeräumt, das Geschirr von gestern Abend war in der Maschine. Entweder hatte Jeff nicht gefrühstückt oder er hatte drüben bei seinen Männern gegessen. Maggie schaute in alle Schränke und fand auch die gut gefüllte Speisekammer. Sie musste lächeln, als sie die Auswahl in der Kühltruhe sah. Es handelte sich ausnahmslos um Fleisch. Von Gemüse war keine Spur zu sehen. Auch die Gemüsekonserven konnte sie an einer Hand abzählen. In Zukunft musste sie darauf achten, dass die Männer sich gesünder ernährten. Fleisch war ja gut und schön, aber zu einer ausgewogenen Mahlzeit zählte ihrer Meinung nach auch Grünzeug. Ansonsten war aber alles vorhanden, was sie brauchte, um acht hungrige Männer zu versorgen.
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Sie machte eine kurze Bestandsaufnahme, schrieb alles auf, was ihrer Meinung nach fehlte und schrieb dann einen Plan, was sie in der Woche kochen wollte. Sie musste noch mit Jeff darüber sprechen, wie er es mit dem Einkaufen hielt. Sollte sie sich in Zukunft selbst darum kümmern? Im Grunde wusste sie sehr wenig über ihren neuen Job. Sie würde es einfach so machen, wie sie es für richtig hielt. Wenn Jeff irgendetwas nicht passte, würde er es ihr schon sagen.
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Da es immer noch sehr früh war, ging Maggie über den Flur und schaute sich die anderen Zimmer des Hauses an. Auf der Seite, auf der ihre Zimmer lagen, war noch eine kleine Abstellkammer, in der sie auch Putzzeug und die Waschmaschine fand. Auf der anderen Seite waren außer dem Wohnzimmer noch drei weitere Türen. Die erste, die sie öffnete, war die, hinter der Jeff gestern verschwunden war. Sie betrat ein Zimmer, was ganz von einem großen Schreibtisch eingenommen war. Überall lagen Papiere verstreut und ein hochmoderner Computer thronte mitten auf dem Tisch. Hier erledigte Jeff seine Verwaltungsarbeiten.
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Außerdem sah sie noch ein hohes Bücherregal, das fast unter seiner Last zusammenbrach. Interessiert schaute sich Maggie die Bücher genauer an. Sie las für ihr Leben gern und fand hier eine sehr gute Auswahl. Es war alles vorhanden, vom Klassiker bis zum neuesten Thriller. Und alle Bücher sahen so aus, als ob sie auch gelesen waren. Da hatte sie also etwas entdeckt, mit dem sich Jeff in seiner knapp bemessenen Freizeit beschäftigte.
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Der nächste Raum war ein großes Badezimmer. In der Ecke unter dem Fenster war ein runder Whirlpool eingebaut und die großzügige Duschkabine bot locker drei Personen Platz. Ein nasses dunkelblaues Handtuch zeugte davon, dass dieses Bad von Jeff benutzt wurde. Auf der Ablage lagen auch sein Rasierapparat und eine Flasche After Shave. Neugierig roch Maggie daran. Der Duft gefiel ihr. Es roch nach etwas Herben mit einem leichten Zitrusaroma. Als Jeff heute Morgen so dicht vor ihr gestanden hatte, hatte sie diesen Duft an ihm gerochen. Schnell stellte sie die Flasche wieder zurück. Sie kam sich etwas seltsam vor, die Toilettensachen eines anderen Menschen zu begutachten.
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Von dem Bad ging eine weitere Tür ab. Maggie öffnete und fand sich in Jeffs Schlafzimmer wieder. Es war so groß wie ihr eigenes Zimmer. Aber es war durch und durch männlich. Hier spürte sie keinen weiblichen Touch. Das Doppelbett war aus Holz und ganz nüchtern gehalten. Der Schrank in der Ecke war ebenfalls aus dunklem Holz und bot eine Menge Platz. Vor dem Fenster stand ein Stuhl auf dem sich Jeans und Hemden stapelten. Auf der Kommode in der Ecke lagen Kleingeld und einige Schlüssel. Ansonsten war der Raum leer. An den Wänden hingen keine Bilder und es war nichts Persönliches in dem Zimmer.
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Maggie schloss die Tür wieder hinter sich und ging dann weiter in das Wohnzimmer, was ihr schon gestern aufgefallen war. Trotz seiner wuchtigen rustikalen Möbel wirkte der Raum nicht überladen. Das lag auch sicher an dem großen bis auf den Boden reichenden Fenster, das den Blick auf die Weite der texanischen Landschaft frei gab. Gegenüber von der gemütlichen Couch befand sich ein Kamin aus Stein. Maggie konnte sich gut vorstellen, hier mit einem guten Buch und einem Glas Wein zu sitzen, während im Kamin das Feuer knisterte. Teppiche mit indianischem Muster bedeckten den Boden und auch die flauschige Decke, die auf dem Sessel lag, wies diese Muster auf. Bei den Bildern an den Wänden handelte es sich ebenfalls um Aquarelle, genau wie in ihrem Zimmer.
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Bewundert blieb sie vor dem Bild stehen. Es zeigte schneebedeckte Berge und im Vordergrund eine Blumenwiese. Es strahlte eine solche Ruhe aus, dass Maggie ganz ergriffen wurde. Wer immer der Künstler war, der diese Bilder zeichnete, hatte großes Talent.
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Auf einem Sideboard an der Seite entdeckte Maggie einige Fotografien. Sie zeigten eine schöne, dunkelhaarige Frau unbestimmten Alters. War das Jeffs Freundin? Dann war da ein Foto mit der gleichen Frau, die den Arm um eine jüngere Frau, fast noch ein Mädchen gelegt hatte. Das Mädchen trug einen weißen Stetson und lächelte herausfordernd in die Kamera. Ihre blonden Haare standen im Gegensatz zu den schwarzen der anderen Frau. Maggie hätte wirklich zu gern gewusst, um wen es sich dabei handelte. Ein drittes Bild zeigte Jeff vor einem kleinen Flugzeug stehend. Er grinste über das ganze Gesicht. Das Bild musste schon etwas älter sein. Jeff konnte daraus nicht älter als zwanzig sein. Jetzt schätzte sie ihn auf Anfang bis Mitte Dreißig, ein paar Jahre älter, als sie selbst.
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Als Maggie das Bild wieder zurückstellte, hörte sie hinter sich tapsende Schritte.
„Mama?“ Benji rieb sich die Augen und rannte dann schnell zu ihrer Mutter. Maggie kniete sich sofort zu ihrer Tochter und nahm sie ganz fest in den Arm. Dann drückte sie ihr einen dicken fetten Kuss auf die Wange.
„Guten Morgen, Spätzchen. Hast du gut geschlafen?“
„Mmmhh“, Benji rieb ihre Nase am Hals ihrer Mutter. Sie duftete immer so gut. „Wo sind wir denn hier? Das ist ja alles so groß.“
Maggie nahm ihre Tochter auf den Arm und ging mit ihr zurück zu ihrem Zimmer.
„Wir sind auf der Ranch, von der Mister Burton uns gestern erzählt hat, kannst du dich dran erinnern? Du hast so fest geschlafen, dass du gar nicht mitbekommen hast, wie wir angekommen sind. Du hast bestimmt Hunger. Wir duschen dich schnell und dann mach ich dir was zu essen, ja?“
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Benji hatte viele Fragen, die ihr ihre Mutter, so weit sie konnte, gern beantwortete. Sie saßen gerade am Tisch und Maggie bestrich eine Scheibe Brot mit Marmelade, als sie ein Kratzen an der Tür hörten. Maggie kam dieses Kratzen bekannt vor und sie ging hin und öffnete die Tür. Tinkerbell kam schwanzwedelnd in die Küche und blieb dann vor Benjis Stuhl stehen. Benji hatte normalerweise keine Angst vor Hunden, aber dieser hier war doch ziemlich groß. Sie rührte sich nicht. Maggie legte beruhigend ihre Hand in Tinkerbells Nacken.
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„Du brauchst keine Angst zu haben, Benji. Das ist Tinkerbell. Die hat gestern Nacht auf dich aufgepasst. Halt ihr mal deine Hand hin, damit sie an dir schnuppern kann.“
Benji tat, wie ihre Mutter ihr geraten hatte und musste lachen, als sie die raue Hundezunge spürte, die ihr genüsslich die Marmeladenspuren von den Fingern leckte. Es dauerte nicht lange und Benji hatte in Tinkerbell eine neue Freundin gefunden. Sie tollte mit dem Hund draußen vor der Küchentür herum, während Maggie Brote und Kaffee für die Männer vorbereitete, die diese zum Mittag verzehren konnten. Sie hatte vom Fenster aus drei Männer beobachtet, die in den Stall gingen oder sich mit den Pferden auf der Koppel beschäftigten. Sie hatten kurz in ihre Richtung geblickt und sich an den Hut getippt. Jeder schien hier so einen Cowboyhut zu tragen und Maggie würde wohl nicht umhin kommen, sich auch so ein Teil anzuschaffen.
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Sie stellte die Platte mit den Broten auf den Küchentisch und deckte sie ab. Die große Thermoskanne Kaffee stand daneben. Zucker, Milch und Becher hatte Maggie ebenfalls gefunden. Sie warf noch einen Blick auf Benji, die immer noch mit dem Hund spielte. Sie brauchte sich keine Sorgen um ihre Tochter machen. Benji wusste, dass sie unbedingt in der Nähe des Hauses bleiben sollte und Tinkerbell würde sie schon nicht aus den Augen lassen.
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Maggie ging in ihr Zimmer, machte ihr Bett und fing dann an, ihre Koffer auszupacken. Danach ging sie hinüber in Jeffs Zimmer, räumte auch dort auf und säuberte sein Bad. Dann machte sie sich bewaffnet mit dem Staubsauger über die Teppiche im Wohnzimmer her. Sie sprang fast an die Decke, als sie jemand auf die Schulter tippte. Erschrocken drehte sie sich um und blickte in das hässlichste Gesicht, das sie jemals gesehen hatte. Sie schnappte nach Luft und lief dann rot an, als ihr bewusst wurde, dass sie den Mann vor sich anstarrte.
„´tschuldigung Ma´am, ich wollte sie nicht erschrecken. Aber sie haben mich bei dem Lärm des Dings da nicht gehört. Ich wollt nur sagen, dass die Brote super waren und der Kaffee richtig schön stark.“ Damit drehte sich der Mann wieder um und wollte gehen.
„Bitte, sagen Sie mir sagen, wie Sie heißen?“
„Ich bin Butch, Ma´am.“ Der Mann schaute sie über die Schulter an. Er verzog sein hässliches Gesicht zu einem Grinsen und zeigte dabei schlechte Zähne.
„Okay, Butch, dann sagen Sie doch bitte Maggie zu mir. Das Ma´am klingt so, als ob Sie damit eine alte Matrone meinen.“
Das Grinsen des Mannes wurde breiter.
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„Die Kleine da draußen ist Ihre Tochter? Süßes Ding, Maggie.“
„Ja, das ist Benji. Es ist doch in Ordnung, dass sie da draußen spielt? Oder meinen Sie, Jeff hätte etwas dagegen?“ Maggie war ein bisschen unsicher, wie sie sich auf der Ranch verhalten sollten.
„Das geht schon in Ordnung. Der Hund ist ja bei ihr und ich werd auch ein Auge auf sie haben. Bin am Zaun bei der Koppel beschäftigt.“ Er tippte sich kurz an den Hut und stakste dann wieder aus dem Zimmer. Maggie sah ihm hinterher und schmunzelte. Durch seine O-Beine konnte sie hin durch sehen und er hatte wirklich ein potthässliches Gesicht. Aber dafür konnte er ja nichts. Er hatte sie mit Respekt behandelt und sich für das Essen bedankt. Was wollte sie mehr?
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Nachdem sie mit dem Wohnzimmer fertig war, ging sie zurück in die Küche. Die Platte mit den Broten war fast leer. Benji saß auf den Verandastufen. Sie hielt ein Brot in der Hand und teilte brüderlich mit Tinkerbell, die vor ihr saß. Mister Schlapp lag auf ihrem Schoß. Maggie hörte ihre Tochter fröhlich mit dem Hund plappern. Sie brauchte sich wirklich keine Sorgen um Benji zu machen. Ihr ging es gut. Dann sah sie auch Butch am Zaun stehen und. Er reparierte die Latten und nickte ihr kurz zu. Alles war so friedlich und ruhig. Maggie kam das alles nach der Hektik der letzten Zeit so unwirklich vor. Ihre Entscheidung, New Orleans den Rücken zu kehren, war mit Sicherheit die beste gewesen. Dieses raue harte Land gefiel ihr immer mehr und sie ging sogar so weit, dass sie Mister Higgins dankbar war, dass er ihre Stelle anderweitig vergeben hatte.
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Jeff stieg erschöpft von seinem Pferd. Er war jetzt seit fast zehn Stunden auf den Beinen, hatte weder etwas gegessen noch getrunken. Er war hundemüde. Und er war sehr wütend. Der Vormann seines Vaters hatte ihn angerufen, als bemerkt wurde, dass einige seiner Rinder auf fremden Grund grasten. Als Jeff mit seinen Männer am Zaun ankam, musste er feststellen, dass die Rinder nicht ausgebrochen waren, wie er vermutet hatte, sondern dass jemand ganz bewusst ein Loch in den Zaun geschnitten hatte. Dies war nicht zum ersten Mal vorgekommen und würde auch nicht das letzte Mal sein. Jeff konnte sich denken, wer dahinter steckte, aber nachweisen konnte er nichts. So blieb ihm nichts weiter übrig, als den Zaun zu reparieren und dann nach weiteren Löchern und verirrten Rindern zu suchen. Dies alles war sehr Kräfte zehrend. Und er hätte seine Männer lieber für etwas anderes eingesetzt, als zur Zaunkontrolle.
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Bill nahm ihm sein Pferd ab,  Jeff dankte ihm und ging dann mit müden Schritten auf das Haus zu. Die Mittagszeit war schon vorbei und bis zum Abendessen waren es noch mindestens drei Stunden. Aber er würde schon etwas Essbares auftreiben. Er sah Benji, die auf der Veranda an einem kleinen Tisch saß und malte. Tinkerbell lag ihr zu Füßen und hob den Kopf, als Jeff auf sie zutrat. Er strich dem Hund kurz über den Kopf und beugte sich dann über die Zeichnung.
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„Schau mal, was ich gemalt habe. Wenn du magst, schenke ich es dir!“ Benji drehte zuvorkommend das Bild herum und Jeff sah sein Haus vor sich. Auf der Koppel graste ein Pferd und am Zaun lehnte jemand, der haargenau aussah, wie Butch. Die Kleine hatte alles ungeheuer gut getroffen.
„Wow, das ist ja klasse! Wenn du mir das Bild wirklich schenken willst, bin ich unheimlich stolz. Ich werde es einrahmen lassen und im Wohnzimmer aufhängen, was meinst du?“
Benji strahlte ihn an und seine Müdigkeit verflog augenblicklich. Er ließ sich neben dem Mädchen nieder und schaute zu, wie sie ihr Bild vollendete. Mit geübten Strichen zeichnete Benji den Rest vom Hausdach.
„Fertig. Ich schenk es dir!“ sagte sie dann stolz.
Jeff konnte gar nicht anders. Er drückte die Kleine zärtlich an sich und gab ihr einen Kuss auf den blonden Scheitel. Seine eigene Tochter wäre jetzt in dem gleichen Alter wie Benji. Er schloss kurz die Augen und ließ Benji dann wieder los.
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Maggie hatte in der Tür gestanden und den Mann und ihre kleine Tochter beobachtet. Sie hatte gesehen, wie langsam der müde Ausdruck aus Jeffs Mine schwand. Und seine Freude über ihr Bild war echt, da war nichts gekünstelt oder übertrieben. Und sie hatte auch den Schmerz gesehen, der ganz kurz über sein Gesicht gegangen war, als er Benji im Arm hielt.
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„Hallo Jeff. Sie haben bestimmt Hunger. Soll ich Ihnen schnell was machen? Bis zum Abendessen ist es noch lange hin.“
„Sie sind ein Schatz, Maggie. Ich geh schnell duschen.“ Er ging an der Frau vorbei und drückte ihr kurz die Schulter.
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Maggie schaute ihm nach. Der Mann hatte Sorgen, das sah man ihm an, aber sie war bestimmt nicht diejenige, die ihm helfen konnte. Sie konnte ihn nur mit Essen und einem gemütlichen Zuhause versorgen und das würde sie auch gern tun.
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Als Jeff wieder in die Küche zurückkam, stand schon ein Teller mit Broten und Becher Kaffee für ihn bereit.
„Ich hab auch noch Suppe. Wenn Sie mögen?“ Maggie schaute ihn fragend an.
„Natürlich gern, wenn sie so gut schmeckt, wie sie riecht, dann muss sie einfach gut sein.“ Die Dusche hatte ihn sichtlich erfrischt und er lächelte schon wieder.
Maggie stellte die Suppenschale vor ihn, schenkte sich dann einen Becher Kaffee ein und setzte sich ihm gegenüber an den Tisch.
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„Jeff, können wir reden? Haben Sie Zeit?“ fragte sie ihn dann unsicher.
„Natürlich, was haben Sie denn auf dem Herzen? Gefällt Ihnen die Arbeit nun doch nicht? Haben Sie es sich anders überlegt?“ Ein Ausdruck des Bedauerns ging über seine Mine.
„Nein, natürlich nicht. Mit dem Job hat es nichts zu tun, oder nur wenig. Es geht um Benji. Sie haben ja gesehen, wie sie malen kann. Und ich möchte dieses Talent gern fördern, aber ich weiß nicht, wie. Sie war in New Orleans in einem Kindergarten, der sich auf  Kinder mit künstlerischen Begabungen spezialisiert hat. Gibt es hier in der Nähe auch so etwas? Wissen Sie etwas davon?“
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„Nein, das tut mir leid. Das weiß ich wirklich nicht. In Tinsdale gibt es so was mit Sicherheit nicht, aber vielleicht in Huston, ich werde mich mal danach erkundigen. Aber wie wollen Sie das machen, wenn Sie hier auf der Ranch leben? Wollen Sie, dass Benji auf ein Internat geht?“ Jeff sah sie etwas ratlos an.
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„Nein, an ein Internat hab ich nicht gedacht. Wenn es hier in der Nähe nichts Passendes gibt, dann werde ich über kurz oder lang den Job hier wieder aufgeben müssen. Benji kommt nächstes Jahr in die Schule. Ich könnte sie natürlich auch selbst unterrichten, aber dann hätte ich immer noch nicht das Problem mit dem Kunstunterricht gelöst.“
„Machen Sie sich keine Sorgen, Maggie. Wir werden eine Lösung finden. Ich kann durchaus verstehen, dass Sie Benji fördern möchten. Ich hab ja gesehen, wie toll sie zeichnen kann. Ich überleg mir was, versprochen.“ Jeff lächelte sie beruhigend an. Er wollte nicht riskieren, sie jetzt schon wieder zu verlieren. Er musste mal mit Trevor über diese Sache reden. Vielleicht konnte er ja helfen.
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„Mal was anderes. Benji ist doch bestimmt eine Abkürzung. Für was steht das denn?“
„Sie heißt eigentlich Benita. Das war der Name meiner Mutter. Aber ich fand ihn für so ein kleines Mädchen zu gewichtig. Benji klingt einfach weicher.“
„Da haben Sie völlig Recht. Benji passt gut zu ihr. Und Maggie, wofür ist das eine Abkürzung? Für Magrethe?“
„Nein, für Madeleine. Ich weiß, das hat keine Ähnlichkeit mit Maggie, aber ich habe diesen Namen zeitlebens gehasst.“ Maggie seufzte und nahm noch einen Schluck von ihrem Kaffee.
„Madeleine.“
Sie sah überrascht auf. So, wie Jeff diesen Namen ausgesprochen hatte, hatte sie es noch nie gehört. Es klang geheimnisvoll und dunkel. Und auch ein bisschen sexy. Jeff sah sie mit seinen braunen Augen an und flüsterte noch einmal mit samtweicher Stimme „Madeleine.“
„Ich finde, das hat was. Erinnert mich an Südstaaten, an Jazz, an Frauen in langen weißen Kleidern und an Hitze. Aber ich glaub, ich bleib lieber bei Maggie.“ Er zwinkerte ihr zu.
„Ja, das sollten Sie wirklich. Sonst nenn ich sie nämlich Jefferson, und das würde Ihnen bestimmt auch nicht gefallen.“ Maggie grinste ebenfalls. Einträchtig tranken sie den restlichen Kaffee. Dann stand Jeff auf und ging wieder an seine Arbeit. Und Maggie machte sich an die Vorbereitungen für das Abendessen für acht hungrige Männer.
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Maggie dachte daran, was ihr Jeff über die Eßgewohnheiten seiner Männer erzählt hatte. Sie hatte im Kühlschrank einen riesigen Braten entdeckt, der wohl noch von gestern übrig geblieben war. Den hatte sie zusammen mit Zwiebeln und einigen Möhren, die sie in der Speisekammer fand, sowie mit einem guten Schuss Rotwein in den Backofen geschoben. Jetzt machte sie sich an die Zubereitung eines Kartoffelgratins mit geriebenem Käse. Sie fand einige Dosen Mais, die sie öffnete um daraus ein schmackhaftes Püree zuzubereiten. Sie war etwas nervös, wie die Männer sich ihr gegenüber verhalten würden. Würde das Essen ihr Gefallen finden? Aber sie brauchte sich darum keine Sorgen zu machen. Pünktlich um 19.00 Uhr klopfte es und die acht Männer traten in die Küche. Plötzlich kam Maggie die große Küche furchtbar überfüllt vor. Aber Jeff rettete die Situation schnell, indem er Maggie und Benji vorstellte. Und er stellte auch unmissverständlich klar, dass Maggie mit Respekt zu behandeln war.
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Die Männer nahmen Platz und Maggie servierte das Essen. Bill, der Jüngste in der Runde verzog ein wenig das Gesicht, als er den Gratin sah, aber ein Blick von Jeff genügte und er nahm sich eine großzügige Portion. Er probierte und lächelte selig.
„Mann, Jeff, jetzt weiß ich erst, was du uns in der letzten Zeit angetan hast. Wer so kochen kann wie Sie Maggie, der muss ein Engel sein. Wollen Sie mit heiraten?“ Jeff versetzte ihm eine Kopfnuss und sah dann verlegen zu Maggie. Sie lachte auf und nahm sich ebenfalls von dem Essen.
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Die anderen hatten das Zwischenspiel amüsiert beobachtet. Als sie merkten, wie Maggie mit Humor auf die nicht ernst gemeinte Frage reagierte, entspannte sich die Situation sichtlich und die Männer sprachen lebhaft über ihre Arbeit. Jeff versuchte noch, Maggie und Benji so oft es ging, in die Gespräche mit einzubeziehen, aber gab es bald auf. Er konnte aber sehen, dass sie interessiert lauschte und alles aufnahm, was sie hörte. Er würde sich später mit ihr unterhalten. Dann könnte sie ja Fragen stellen, wenn sie das wollte.
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Als Maggie zum Nachtisch noch einen warmen Apfelkuchen hervorzauberte, hatte sie die Herzen der Männer im Sturm erobert. Sie bekam allgemein Komplimente und wurde für ihre Kochkunst immer wieder gelobt. Der arme Jeff hingegen, bekam sein Fett weg. Jeder hatte eine Story zu erzählen, was für ein miserabler Koch er war. Als es Maggie zu bunt wurde, unterbrach sie die Männer einfach.
„Wenn Jeff so schlecht gekocht hat, wir ihr sagt, warum seht ihr dann alle so gut genährt aus? Er hat sich bestimmt Mühe gegeben. Und warum hat keiner von euch daran gedacht, selbst zu kochen? Meckern ist einfach, macht ihr es erst einmal besser!“
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Die Männer schauten sich bei dieser Strafpredigt betreten an. So hatten sie das ja gar nicht gemeint. Jeff war das Ganze sehr unangenehm. Er kannte seine Männer und wusste, dass sie ihn nur aufziehen wollten. Aber Maggie ließ da wohl nicht mit sich spaßen. Und dass sie ihn verteidigte gefiel ihm ganz gut. Zum Glück wurden sie von Benji abgelenkt, die unbedingt Tinkerbell ein Stück von ihrem Kuchen geben wollte. Jeff erklärte ihr in aller Ruhe, dass Kuchen nichts für Hunde sei und dass Tinkerbell spezielles Futter bekommen würde. Er versprach Benji auch, sie Morgen mit in den Stall und auf die Weiden zu nehmen, damit sie sich die Rinder und die Kälber ansehen konnte. Die Kleine kletterte auf Jeffs Schoß und ließ sich von ihm genau erklären, was Rinder fraßen, damit sie bloß keinen Fehler machte.
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Während Maggie die Küche aufräumte und dem Gespräch ihres Bosses mit ihrer Tochter lauschte, verabschiedeten sich die Männer von ihr und bedanken sich nochmals für das Essen.
„Sind die immer so pflegeleicht?“ wollte sie von Jeff wissen, als sie allein waren.
„Nö, absolut nicht. Aber für ein gutes Essen tun die fast alles.“ Dann wurde er ernst.
„Aber, Maggie, wenn Ihnen oder Benji einer von denen dumm kommt oder so, dann sagen Sie mir das bitte sofort. Versprochen? Sie sind meine Angestellte und ich lasse nicht zu, dass sie von den irgendjemand belästigt werden, ist das klar?“
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So hatte sie Jeff noch nie erlebt. Sein sonst immer gegenwärtiges Lächeln war verschwunden und Maggie wusste, dass er es wirklich ernst meinte und sie versuchte, ihn zu beruhigen.
„Machen Sie sich keine Sorgen um mich. Ich bin durchaus in der Lage, mich meiner Haut zu wehren. Es ist ja nett von Ihnen, dass Sie sich Gedanken um mich machen, aber völlig unnötig. Wenn hier einer von den Männern etwas sagt oder tut, was mir nicht passt, dann werde ich das das nicht dulden. Das gilt übrigens für alle Männer hier!“
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Maggie wusste selbst nicht, warum sie so heftig auf Jeff reagiert, aber sein besitz ergreifender Blick gefiel ihr nicht. Sie war viel zu lange der Besitz eines Mannes gewesen und wollte diesen Fehler nie wieder machen. Und wenn sie damit ihre Stelle gefährdete, dann war ihr das in diesem Moment auch egal. Aber wieder überraschte Jeff sie.
„Schon verstanden. Keine unsittlichen Berührungen am frühen Morgen mehr und keine anzüglichen Blicke“, lachte er sie fröhlich an.
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Dann stand er auf, um in sein Büro zu gehen. Er hatte noch einige Anrufe zu tätigen und musste noch Schreibkram erledigen. Er hasste diese Arbeit, aber sie musste gemacht werden. Er seufzte schwer auf, als er Maggies Hand auf seinem Arm spürte. Es war das erste Mal, dass sie ihn von sich aus berührte. Er drehte seinen Kopf und schaute sie fragend an.
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„Haben Sie etwas dagegen, wenn ich mir ab und zu ein Buch von Ihnen ausleihe? Ich hab einiges gesehen, was ich noch nicht kenne.“
„Natürlich hab ich nichts dagegen. Nehmen Sie sich, was immer Sie möchten. Übrigens brauchen Sie und Benji auch nicht den ganzen Abend in Ihrem Zimmer sitzen. Ich habe im Wohnzimmer einen Fernseher und auch ein Videogerät. Beides können Sie gern benutzen. Es sei denn, Sie haben etwas dagegen, mir ab und zu Gesellschaft zu leisten?“
„Danke Jeff, wir werden Ihr Angebot gern annehmen. Und Ihre Gesellschaft natürlich auch!“ Maggie lächelte ihn strahlend an und Jeff gab ihr dieses Lächeln gern zurück. Die Welt war für sie beide wieder in Ordnung.
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Während Jeff in seinem Büro arbeitete, saßen Maggie und Benji im Wohnzimmer und sahen sich eine Tiersendung an. Maggie hatte es sich auf der großen Couch gemütlich gemacht und Benji kuschelte sich an sie. Tinkerbell lag auf dem Teppich vor ihnen und zuckte ab und zu im Schlaf mit den Pfoten. Wahrscheinlich war sie auf Hasenjagd.
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Als Jeff ins Wohnzimmer kam, war Benji gerade eingeschlafen. Maggie legte einen Finger auf den Mund, als sie ihn sah und er beugte sich dicht zu ihr hinunter.
„Soll ich sie ins Bett tragen?“ flüstere er Maggie ins Ohr. Sie nickte und zog vorsichtig ihren Arm von Benji weg. Jeff beugte sich noch etwa weiter hinunter und hob dann Benji vorsichtig auf seine Arme. Dabei konnte er e