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Die meisten Geschichten die es über Vogelscheuchen auf einem Feld zu erzählen gibt sind traurige; doch dies hier ist eine fröhliche Geschichte. Zum einen erzählt sie nicht vom Herbst, wie manch andere ihrer Art, zum anderen spiegelt diese Tatsache den Umfang wieder das Vogelscheuchen ein vollkommenes und ganzjähriges Leben führen. Diese welche ich hier mein heißt Valentin und steht wie viele ihrer Artgenossen auf einem Weizenfeld.
Das stört Valentin die Vogelscheuche aber nicht, sie ist gerne draußen; und mit einem alten Regenmantel seines Herrn
bekleidet sowie Gummistiefeln am Stockende steht er da; auch noch trocken. Ich will gar nicht so sehr auf das Negativbild einer Vogelscheuche eingehen, das man von ihr und ihrem unabstreitbaren nutzbringenden Zweck hat. Lasst mich von Valentin und seinem schönen Alltag - man könnte auch sagen Leben – erzählen.
Valentin ist inzwischen Mitte zwanzig; ja er ist eine erfahrene Vogelscheuche in den besten Jahren, von Scheucherfolgskarriere heimgesucht und tut dennoch nichts lieber als seinen täglichen Job.
Korn und Weizenkorn könnte er zählen aber er tut es nicht. Wozu auch. Er
unterhält sich viel lieber mit den vorbeiziehenden Vögeln. Die sitzen manchmal auf ihm ab, wenn sie ganz keck sind, doch meist bekommt er nur ein „kraar“ beim vorbeifliegen von Feldkrähen mit. Das ist nicht weiter schlimm denn auch Valentin kann Vögel und ihre Sprache nicht verstehen, sofern sie überhaupt eine haben, und so nimmt er ihr „kraar“ einfach als Kompliment seiner Arbeit auf; weil es für ihn fast klingt wie „rar“ – einzeln - besonders; er ist eben Optimist und positiv.
Eine Vogelscheuche vom Stabende bis zum Matrosenregenhut und das ist gut so.
Stab für Stab, Feld für Feld, zieht er - und es, ihn durch`s Land.
Eben noch das Weizenfeld wie besagt, kann er Morgen schon auf dem nächsten Acker sein.
Valentin ist und bleibt flexibel in seinem Tun und das macht ihn Dauerhaft glücklich.
Was aber hat er erlebt? Wirst du an dieser Stelle nun Fragen ( vielleicht sogar aus Ungeduld ).
Ich will es dir sagen: „Eine Menge.“
Nicht schlecht für einen Stab mit Klamotten, zwanzig Jahre im Business zu bleiben. Er hat`s gepackt und überlebt. Das verdient Respekt und Anerkennung möchte ich hiermit einfach mal feststellen.
Aber wo seine Lebensabenteuer anfangen
hört diese Erzählung auch schon wieder auf. Sie sind nämlich mit menschlichen Maßstäben gemessen nicht`s besonderes – für viele zumindest. Manch einer würde sagen langweilig; und eben denen möchte ich Valentins Leben nicht zum Fraß vor die Säue werfen um über ihn und sein gelungenes Leben zu spotten.
Diesen seinen Weg zu gehen und diesen die so etwas tun würden nichts abzugewinnen und zu bleiben wer er ist, macht Valentin zu etwas ganz besonderen und davon wollte ich einfach mal erzählt haben.
Langweilig - vielleicht, aber vielleicht liegt ein oder sein Leben auch nur im Auge des Betrachters der mit falschen
oder richtigen Maßstäben misst.
Valentin sei stolz auf dich, dein Leben und deine Lebensgeschichte – ich bin`s.