Romane & Erzählungen
Klassentreffen XII

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"Klassentreffen XII"
Veröffentlicht am 02. Januar 2013, 14 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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Über den Autor:

Bin Mitte 40, habe in Bonn Theologie studiert, arbeite aber jetzt was ganz anderes :-) Verheiratet ohne Kinder, habe aber trotzdem weniger Zeit zum Schreiben, als ich möchte. Trotzdem habe ich es geschafft, ein ganzes Buch zu schreiben, DIN A4 doppelseitig bedruckt immerhin 240 Seiten. Und jetzt habe ich den Schritt gewagt und es als reines E-Book auf Amazon veröffentlicht ( ...
Klassentreffen XII

Klassentreffen XII

Beschreibung

Ein Klassentreffen, ein Wiedersehen mit dem Mann, der zufällig deine erste, unvergessene große Liebe war. An sich nichts Ungewöhnliches, doch was, wenn dieser Mann seitdem Karriere gemacht hat? Und noch dazu ein Geheimnis hat, wegen dem er eine ungewöhnliche Bitte an dich richtet? Eine Spirale in den Abgrund bahnt sich an....

 

Am nächsten Morgen folgte ich den Geräuschen meiner Tochter und fand sie zusammen mit ihrem Vater in seinem Büro im ersten Stock. Die Tür zum Balkon war weit geöffnet und warme, würzige Herbstluft strömte herein.

Als wenn nichts gewesen wäre lächelte mich Kai von seinem Schreibtisch aus an und wies auf die leise glucksende Monique in ihrem Stubenwagen.

„Sieh nur, vielleicht hat sie das Schlimmste jetzt hinter sich!“

Stumm nickte ich, trat an den Wagen und streichelte über das kleine Babybäuchlein. Noch immer wünsche ich mir, ich hätte sie damals wenigstens noch einmal hochgehoben und an mich gedrückt.

Doch ich wollte sie nicht aufregen, statt dessen fragte ich Kai, ob Luca arbeiten sei und er bejahte. „Heute könnten wir ja einen kleinen Einkaufsbummel machen, wenn du fit genug bist, hm? Es gibt ein paar Vorräte aufzufüllen. Am besten schreibst du mal mit...“

 

Wieder nickte ich, mich umgab ein seltsames Gefühl der Betäubung. Im Moment schien Kai wieder der liebste Mensch auf Erden zu sein, fröhlich, angemessen besorgt um mein Befinden... Aber was würde sein, wenn Luca wieder zuhause war?

Ich griff nach einem Blatt Papier von einem Stapel Schmierpapier. Gewohnheitsmäßig warf ich einen Blick auf die Vorderseite, ob wirklich nichts Wichtiges drauf stand  -  und erstarrte.

    „Liebe Frau Roder,
ich habe ein großes Problem. Ich habe vor kurzem einen Mann wieder getroffen, den ich noch aus meiner Schulzeit kenne. Ich muss dazu sagen, dass wir als Teenager schon mal miteinander, wie man schön sagt, gegangen sind, ”    
las ich und keuchte erschrocken.

Meine dritte Mail! Oh Gott, dann hatte ich die  -  nicht an die dritte Kummertante, sondern direkt an IHN verschickt!

 

 

 

Doch bevor ich vor Scham im Boden versinken konnte, traf mich eine andere Erkenntnis wie ein Schlag: „Du hast es gewusst! Du hast durch meine Mail gewusst, dass ich in dich verliebt war und hast das schamlos ausgenutzt!!“,  sagte ich laut zu Kai, der mich erschrocken und wie ertappt ansah.

Als er sah, dass ich den Ausdruck der Mail in der Hand hielt, war ihm wohl klar, dass Leugnen zwecklos war.

 

Er zuckte nur mit einer entschuldigenden Grimasse mit den Achseln und lächelte zuckersüß, was mich aber zum ersten Mal seit langer Zeit nicht beeindruckte.

Für einen Moment wurde mir fürchterlich schwindelig. Plötzlich fächerte sich der GANZE irrwitzige Plan glasklar vor meinem inneren Auge auf.

„Ich kann es einfach nicht fassen. Dir war also sonnenklar, dass es ein leichtes sein würde, mich für deine Zwecke zu missbrauchen. Deswegen auch deine schnelle Einwilligung in die natürliche Zeugung!“

 

„Naja, du hast ja auch was davon gehabt“, murmelte er, anscheinend unfähig, gegen meine Wut an zu kommen.

„Du Schwein!“, entfuhr es mir doch leider konnte ich nicht verhindern, dass mir die Tränen nun übers Gesicht liefen.

„Du hast mich benutzt und manipuliert“, weinte ich. „Und Luca auch. Du hast von Anfang an geplant, ihn mit dem Kind zu ködern. Von wegen, du hättest dir schon immer ein Kind gewünscht!“, schoss ich ins Blaue, doch sein Erbleichen sagte mir, wie richtig ich damit lag.

„Dir war klar, dass du den kleinen Italiener mit einem Kind würdest überzeugen können, nur dazu ist Monique auf der Welt, stimmt’s? Stimmt’s!?!“

In seinem Gesicht zuckte es, wahrscheinlich war es ihm peinlich, dass ich jetzt hinter alles gekommen war. Hilflos hob er die Schultern. „Mellie, Schatz..”

„Halt die Fresse! Nenn mich nicht so, du Heuchler!!”, fauchte ich ihn an.

 

„All die Versprechen für die Zukunft, die netten Worte und Zärtlichkeiten, alles nur dafür, dass dir DEIN größter Wunsch erfüllt wird“, stöhnte ich. „Und jetzt wollt ihr mir Schritt für Schritt das Kind entfremden. MEIN Kind!“

Kai lehnte sich mit gekreuzten Armen an die Brüstung, versuchte offenbar beruhigend auf mich ein zu reden. „Ach Mellie, das wird es doch auch immer bleiben! Aber du musst auch mich und Luca verstehen ...“

In mir ging irgend etwas kaputt und das nicht nur sinnbildlich. Ein Rauschen machte sich in meinem Kopf breit, während es mein Herz beinahe zerriss. “Luca, Luca, immer nur Luca!“, brach es aus mir hervor.

Über das Summen in meinen Ohren hörte ich Kai noch etwas sagen, dann kann ich mich nur noch an eine rote Wand vor meinen Augen erinnern.

 

 

 

 

 

Das ist sie, meine Geschichte bis hierher.


Es klappert an  meiner Tür, ganz vorschriftsmäßig wird erst das Guckloch geöffnet und als sie sieht, dass ich friedlich an meinem kleinen Tisch sitze, öffnet die Vollzugsbeamte die Zellentür und ruft „Besuch für Sie“.

Erfreut blicke ich auf. Mein Anwalt war erst gestern hier. Seit vier Monaten sitze ich nun schon hier in Untersuchungshaft, die wichtigsten Fakten hat er schon zusammen und muss nicht mehr so oft kommen. So langsam lief die normale Sechsmonatsfrist ab, der Staatsanwalt würde seine Anklage sicher bald erheben.


 

Ist es also vielleicht der Besuch, um den ich gebeten hatte?

Doch hier drin habe ich schnell gelernt, keine dummen Fragen zu stellen und folge der Beamtin mit gesenktem Kopf. Wenigstens habe ich so mal eine Abwechs-lung, denn arbeiten darf ich nicht und kann mir die Zeit nur mit Lesen und Schreiben vertreiben. Die Nächte aber sind das Schlimmste.

Erwartungsvoll sitze ich auf dem Stuhl, als mein Besuch herein gelassen wird.
„Kerstin!“, rufe ich voller Freude, zucke dann aber von selbst wieder zurück.

 

Blass sieht sie aus und sehr ernst, als sie sich mir gegenüber setzt.

 

Wie ich sie dann aber mit so großen Augen anstarre, schleicht sich ein Lächeln über ihr Gesicht.

„Hi, Keule, wie geht es dir?“, sagt sie befangen und ich lächle zurück.

„Na ja, wie man so schön sagt, den Umständen entsprechend.“ Ich schaue auf meine Hände. „Ich ... ich freue mich sehr, dass du da bist. Ich meine, hast du … ?“

Sie seufzt. „Leicht gefallen ist es mir nicht. Ich kann es einfach nicht verstehen, keiner von uns. Ihr habt so ... glücklich gewirkt!“

Ich nicke. „Ich weiß. Hast du sie gesehen?“

„Ja, das habe ich. Hier, die sind für dich.”

 

Damit schiebt sie mir unter den wachsamen Augen der Wache an der Tür ein paar Polaroidfotos über den Tisch. Als wenn die nicht schon beim Einlass gründlich kontrolliert worden wären.

Auf den Fotos ist mein Kind zu sehen und mein Herz wird schwer und leicht zugleich. Monique in ihrem Bettchen, beim Füttern, in den Armen einer mir fremden Frau, natürlich. Und auf einem...

„Es geht ihr prächtig, wenn dich das beruhigt. Sie weiß ja von Nichts und ist in sehr guten Händen.“

Jetzt muss ich doch schlucken. „Das ist gut. Ich hoffe, sie wird auch nie etwas erfahren.“

 

Hm. Das kann wohl keiner sagen. Aber  ... Mellie, ich kann es einfach immer noch nicht glauben, was du da getan hast! Ich, wir, alle stehen einfach fassungslos davor.“

Ein kleines sarkastisches Lachen erklingt, es kommt von mir.

Da bist du nicht die Einzige.“

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Hörbuch

Über den Autor

QueenMaud
Bin Mitte 40, habe in Bonn Theologie studiert, arbeite aber jetzt was ganz anderes :-) Verheiratet ohne Kinder, habe aber trotzdem weniger Zeit zum Schreiben, als ich möchte.

Trotzdem habe ich es geschafft, ein ganzes Buch zu schreiben, DIN A4 doppelseitig bedruckt immerhin 240 Seiten. Und jetzt habe ich den Schritt gewagt und es als reines E-Book auf Amazon veröffentlicht ( http://www.amazon.de/Verrat-und-Vertrauen-ebook/dp/B007OH3DXI/ref=sr_1_1?s=digital-text&ie=UTF8&qid=1332863393&sr=1-1 ), vielleicht interessiert es ja den einen oder anderen ... Eine Leseprobe von "Verrat und Vertrauen" findet ihr auch in meiner Bücherliste.

Ansonsten gebe ich zu, eher einen Hang zum Happy-Ending zu haben, aber auch nicht immer, wie die Leser meines "Klassentreffen" sicher bestätigen können :-)

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LinneaHazel Re: Re: -
Zitat: (Original von QueenMaud am 07.01.2013 - 17:19 Uhr)
Zitat: (Original von LinneaHazel am 07.01.2013 - 17:15 Uhr) :D da ist sie... Diese typische "Queen-Note"...;)
Ich liebe deine Geschichten!:-*


Seufz, danke!!!

(Ich hoffe, du hast dich nicht irritieren lassen, es geht nach Seite 5 noch weiter)
LG
QueenMaud


Nein, nein. Ich hab mich nicht irritieren lassen!:)
Vor langer Zeit - Antworten
QueenMaud Re: -
Zitat: (Original von LinneaHazel am 07.01.2013 - 17:15 Uhr) :D da ist sie... Diese typische "Queen-Note"...;)
Ich liebe deine Geschichten!:-*


Seufz, danke!!!

(Ich hoffe, du hast dich nicht irritieren lassen, es geht nach Seite 5 noch weiter)
LG
QueenMaud
Vor langer Zeit - Antworten
LinneaHazel :D da ist sie... Diese typische "Queen-Note"...;)
Ich liebe deine Geschichten!:-*
Vor langer Zeit - Antworten
Zeitenwind Rote Wand - Das bewegt so sehr. Gut finde ich hierbei, dass sich die Schriftart - und größe ändert. Das betont die ganze Situation.
ICH WILL DIESES BUCH!!!

Gruß Detlev
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