Romane & Erzählungen
Klassentreffen IX

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"Klassentreffen IX"
Veröffentlicht am 29. Dezember 2012, 12 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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Über den Autor:

Bin Mitte 40, habe in Bonn Theologie studiert, arbeite aber jetzt was ganz anderes :-) Verheiratet ohne Kinder, habe aber trotzdem weniger Zeit zum Schreiben, als ich möchte. Trotzdem habe ich es geschafft, ein ganzes Buch zu schreiben, DIN A4 doppelseitig bedruckt immerhin 240 Seiten. Und jetzt habe ich den Schritt gewagt und es als reines E-Book auf Amazon veröffentlicht ( ...
Klassentreffen IX

Klassentreffen IX

Beschreibung

Ein Klassentreffen, ein Wiedersehen mit dem Mann, der zufällig deine erste, unvergessene große Liebe war. An sich nichts Ungewöhnliches, doch was, wenn dieser Mann seitdem Karriere gemacht hat? Und noch dazu ein Geheimnis hat, wegen dem er eine ungewöhnliche Bitte an dich richtet? Eine Spirale in den Abgrund bahnt sich an....

 

Bei all dem Adrenalin, welches mich in diesem Moment überflutete, hatte ich das Gefühl, einen Tritt bekommen zu haben. Mit Verspätung bemerkte ich, dass es nicht nur der verbale von Kai gewesen war, sondern ein überaus deutlicher in meinem Bauch.

Spontan lehnte ich mich zurück und keuchte überrascht „Das Baby...”

Alarmiert war der Vater sofort an meiner Seite. „Was ist?!!!?!”

„Es... Es hat mich gerade getreten! Ich habe unser Baby gespürt”, murmelte ich und sah ihn an.
Nie, nie!, hätte ich vorher geglaubt, welche Glücksgefühle das in mir auslösen könnte. Es war wie ein rosa Woge der Liebe, die mich da überschwemmte, zusammen mit dem Gefühl, die Welt aus den Angeln heben zu können.

Mit glänzenden Augen fragte Kai neben mir „Darf ich?”, und ich nickte. Sacht legte er die Hand auf meinen Bauch, ich nahm sie und schob sie in die Richtung, wo ich die erste Bewegung gespürt hatte. Und tatsächlich, da war schon wieder ein kleiner Schubser.

 

„Hast du es gespürt?”

Ein wenig unsicher meinte er „Ja, ich glaube schon... Mellie, das ist ja wunderbar!” Strahlend zog er mich fest in seine Arme und in diesem Moment fällte ich meine Entscheidung.

Wenn mir auch nicht sein ganzes Herz gehörte, hatte ich dich offensichtlich einen großen Platz darin. Ich trug sein Kind unter MEINEM Herzen, ein Kind, das er sich so sehr gewünscht hatte. Und wenn es ihn dazu noch glücklich machen würde, dass dieser Luca hier einziehen würde, dann gut. Ich glaubte fest daran, dass ich stark genug sein würde für eine Liebe zu dritt.

*

Am nächsten Wochenende kam Luca dann zum Abendessen zu uns, damit wir uns beschnuppern konnten. Als der junge Italiener ankam, hatte er einen wunderschönen Blumenstrauß mit meinen Lieblingsblumen dabei und außerdem ein kleines Geschenk für mich. Es war eine Brosche, die einen Engel darstellte, gerade so filigran, dass sie nicht kitschig wirkte.

 

Ich sah ihn fragend an, doch sein Blick war offen, treuherzig geradezu. „Perché per me sia un angelo... Ähm , weil du für mich-”
„Non non, lascia, ho capito”, unterbrach ich ihn. Kai hinter Luca wurde etwas bleicher. „Du hast ihn verstanden?!!”, murmelte er und ich nickte.

Sein Freund redete jetzt trotzdem auf Deutsch weiter. „Glaub mir, ich kann mir vorstellen, dass das”, er machte eine hilflose Geste zwischen Kai und sich, „überraschend für dich kam.”

Luca war überraschend hellsichtig und einfühlsam, musste ich zugeben. Der Blick, den er Kai zuwarf, war so voller Liebe für ihn … Er spiegelte die Liebe wider, die auch ich für Kai empfand, doch seltsamerweise konnte ich ihn nicht dafür hassen. Letztendlich  konnte er ja nichts dafür.  Vielleicht sah ich in ihm eine Art von Verbündetem, keine Ahnung, ich konnte nicht anders, ich musste ihn in mein Herz schließen.

Das Essen verlief dann immer lockerer, nachdem die erste Befangenheit verflogen war, verstanden wir uns richtig gut, aber klar, Kai würde sich ja sicher keinen Vollidioten zum Freund aussuchen.

 

Nur meine Hyperemesis meldete sich erneut, ich spie einen Großteil des guten Essens leider wieder aus.

Als ich aus dem Bad zurück kam, hatten die Männer schon abgeräumt und saßen auf dem Sofa. Luca strahlte mich an. „Wenn ich erst mal hier wohne, dann werde ich dich mit leckeren Rezepten meiner Mamma verwöhnen, da wird dir garantiert nicht schlecht werden! Dem Baby soll es doch gut gehen!”

Ein kleine Stimme im Hinterkopf fragte Warum nur dem Baby? Was ist mit mir?, doch ich ignorierte sie.

Kai legte ihm liebevoll den Arm um die Schultern. „Das finde ich toll. Ich bin so glücklich, dich zu haben...” Dann küssten sie sich, zum ersten Mal vor meinen Augen.

„Ähm, ich bin dann doch ein bisschen müde, ich geh ins Bett”, murmelte ich und verließ den Raum. Doch ich hörte noch, wie Kai seinen Schatz fragte „Und du? Könntest du dir vorstellen, endlich auch einmal über Nacht zu bleiben... In meinem, hm, Bett?”
 

 

Die Antwort hörte ich nicht mehr, aber wenig später hörte ich Geräusche aus Kais Zimmer  nebenan. Plötzlich kam mir die Idee, dass dies wahrscheinlich wirklich ihr 'erstes Mal' war. Und damit auch die bittere Erkenntnis, woher Kais sexuelles Interesses an mir in den letzten Wochen gekommen war!!

Das war reine Kompensation gewesen, weil Luca noch nicht so weit war. Jetzt wurde mir so einiges klar... Und das hieß also wahrscheinlich auch, dass ich ab jetzt nicht mehr mit nächtlichen Besuchen rechnen konnte.

Traurig ließ ich mich auf mein Kissen fallen. Fühlte ich mich ausgenutzt?
Ja.
Liebte ich Kai trotzdem immer noch?
Ja, leider.

Ich legte die Hände auf meinen Bauch und bekam zur Belohnung einen Tritt. „Du wirst noch ein richtiger Nachtmensch, du Würmchen”, murmelte ich, nicht ahnend, wie Recht ich damit noch haben würde.

Im Lauf der nächsten Tage machte ich eine emotionale Berg- und Talfahrt durch, immer schwankend zwischen

 

dem Wunsch, dem Arrangement zu kündigen oder aber Kai entgegen zu kommen. (Wie viel weiter kann man einem Menschen eigentlich noch entgegen kommen?)

Letztendlich hatte ich keine Argumente, mich dagegen zu stemmen und ich wollte immer noch, dass Kai glücklich war.


Ein paar Wochen später zog Luca dann wirklich bei uns ein und meine Hölle begann.


Ich hatte mich schon seit Mitte der Woche nicht sonderlich wohl gefühlt, aber ich sollte ja auch beim Tragen nicht helfen. Es war Samstag, denn Luca musste unter der Woche arbeiten, in der kleinen Delikatessen-Importfirma seines Vaters.

Man kann sagen, dass er ziemlich aufgedreht war, was ihm den einen oder anderen schmunzelnden Blick von Kai einbrachte. Der strahlte überhaupt vor Freude.

 

Luca hatte mir wieder ein kleines Geschenk mitgebracht, ein T-Shirt mit einem „La Mamma più bella del Mondo”-Aufdruck. Gerührt streifte ich es über und gab Luca ein kleines Küsschen auf die Wange.

Schüchtern sah er mich dann an, schaute auf mein bereits sichtbares Bäuchlein – ich war im sechsten Monat – und sah mich dann wieder an. So leise, dass ich es fast nicht hörte, hauchte er „Posso ...  ?”

Ich nickte und sehr vorsichtig legte er eine Hand auf die Wölbung, strahlte dann übers ganze Gesicht. „Es wird werden eine so wundervolle Baby, weil es von euch beiden ist!”, meinte er dazu. Natürlich war das geschmeichelt, aber ich fand es nett.

Plötzlich stand Kai auf meiner anderen Seite, legte ebenfalls die Hand auf meinen Bauch. „Ja, das glaube ich auch. Ich bin so froh, dass ich nun meine beiden größten Schätze”, sein Blick ging zwischen mir und Luca hin und her, „endlich bei mir habe.”

Wie hätte ich in dieser Situation mich nicht wohl fühlen sollen? Ich stand zwischen zwei Männern,

 

die bereit waren, ihre Zuneigung mit mir zu teilen und mich zu verwöhnen; und ich fühlte mich auch von meiner großen Liebe angenommen.

Das war schließlich mehr, als ich mir noch vor kurzem hätte erträumen können, so legte ich die Arme um die Männer und drückte sie beide an mich.

Nach dieser zugegeben etwas rührseligen Szene machten sich die Männer daran, alles ins Haus zu schaffen. In der Zwischenzeit machte ich mich in der Küche nützlich, sie würden bestimmt einen Mordshunger haben hinterher. Das Würmchen in mir strampelte kräftig mit, endlich war es mal tagsüber wach.

Summend wirbelte ich in der Küche herum und suchte mir meine Zutaten zusammen. Für einige musste ich mich schrecklich strecken, das würden wir ändern müssen. Denn gerade, als ich mich am längsten machte, gab das Kind mir einen fabelhaften Tritt, der mich keuchend zusammen sacken ließ. Verdammt, ich würde es ab sofort nur noch 'Manni, der Libero' nennen!

 

Und Luca war nicht viel größer als ich, am besten würden wir uns einen Tritthocker besorgen müssen. Klar, dass der lange Lulatsch von Kai so etwas nicht besaß! Ich stöhnte ein bisschen und war froh, jetzt alles zusammen zu haben und zauberte ein leckeres Essen.

Dieser Einstandsabend war richtig schön. Wir saßen zusammen, die Männer lobten mein Essen und überboten sich förmlich darin, charmante Unterhalter zu sein. Auch wenn es komisch klingt, aber es fühlte sich einfach gut an.

Müde gingen wir früh in unsere Zimmer. Einen kleinen Schmerz spürte ich natürlich noch immer über die Tatsache, dass ab jetzt Luca in Kais Bett liegen würde, aber wer wusste das schon, vielleicht hatte er ja doch mal wieder Appetit auf eine Frau.... Mit diesem Gedanken schlief ich schnell ein, erst ein dringendes Bedürfnis weckte mich in den frühen Morgenstunden noch einmal.

Verschlafen registrierte ich etwas, was ich ja nun seit ein paar Monaten nicht mehr kannte, etwas Blut in meinem Slip.

 

Aber in den Ratgebern stand, dass so etwas schon mal vorkommen konnte, solange man keine Schmerzen hatte. Die setzten erst gegen Morgen ein.

Es waren Kreuzschmerzen, die wie Nadelstiche in meinen Rücken fuhren, dazu spürte ich einen heftigen Druck in meinem unteren Bauch. Jetzt bekam ich es doch mit der Angst zu tun. Keuchend und vor Schmerzen stöhnend stand ich auf und wankte in den Flur, zu Kais Tür. Dort klopfte ich lautstark an, wartete allerdings in meiner Panik nicht lange, bevor ich die Tür aufstieß.

Die Männer stoben auseinander und Kai sah mich mit wutverzerrtem Gesicht an. Aber ich hatte keine Zeit für Eifersucht, fühlte ich doch wieder etwas warmes wie Blut mein Bein hinab laufen, und noch bevor Kai etwas sagen konnte, keuchte ich „Helft mir!”

Sofort waren beide aus dem Bett, nackt, was ich trotz allem registrierte. Aber ansonsten reagierten sie prima, sie sorgten dafür, dass ich etwas anzog, packten mich dann ins Auto und rasten mit mir ins Krankenhaus.

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Hörbuch

Über den Autor

QueenMaud
Bin Mitte 40, habe in Bonn Theologie studiert, arbeite aber jetzt was ganz anderes :-) Verheiratet ohne Kinder, habe aber trotzdem weniger Zeit zum Schreiben, als ich möchte.

Trotzdem habe ich es geschafft, ein ganzes Buch zu schreiben, DIN A4 doppelseitig bedruckt immerhin 240 Seiten. Und jetzt habe ich den Schritt gewagt und es als reines E-Book auf Amazon veröffentlicht ( http://www.amazon.de/Verrat-und-Vertrauen-ebook/dp/B007OH3DXI/ref=sr_1_1?s=digital-text&ie=UTF8&qid=1332863393&sr=1-1 ), vielleicht interessiert es ja den einen oder anderen ... Eine Leseprobe von "Verrat und Vertrauen" findet ihr auch in meiner Bücherliste.

Ansonsten gebe ich zu, eher einen Hang zum Happy-Ending zu haben, aber auch nicht immer, wie die Leser meines "Klassentreffen" sicher bestätigen können :-)

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QueenMaud Re: -
Zitat: (Original von LinneaHazel am 07.01.2013 - 16:45 Uhr) Ach herje... Scheint als würde sich das ganze in eine Tragödie verwandeln!:/


Ja, das tut es. Und sei bitte nicht enttäuscht, das Ende kommt relativ abrupt und überraschend, den meisten anderen Lesern gefällt es nicht; also sei gewarnt!!! ;-)

LG
QueenMaud
Vor langer Zeit - Antworten
LinneaHazel Ach herje... Scheint als würde sich das ganze in eine Tragödie verwandeln!:/
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Zeitenwind ...trotz alledem ... - Ist das der Lauf des Schicksals?
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