Romane & Erzählungen
Klassentreffen IV

0
"Klassentreffen IV"
Veröffentlicht am 18. Dezember 2012, 14 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Bin Mitte 40, habe in Bonn Theologie studiert, arbeite aber jetzt was ganz anderes :-) Verheiratet ohne Kinder, habe aber trotzdem weniger Zeit zum Schreiben, als ich möchte. Trotzdem habe ich es geschafft, ein ganzes Buch zu schreiben, DIN A4 doppelseitig bedruckt immerhin 240 Seiten. Und jetzt habe ich den Schritt gewagt und es als reines E-Book auf Amazon veröffentlicht ( ...
Klassentreffen IV

Klassentreffen IV

Beschreibung

Ein Klassentreffen, ein Wiedersehen mit dem Mann, der zufällig deine erste, unvergessene große Liebe war. An sich nichts Ungewöhnliches, doch was, wenn dieser Mann seitdem Karriere gemacht hat? Und noch dazu ein Geheimnis hat, wegen dem er eine ungewöhnliche Bitte an dich richtet? Eine Spirale in den Abgrund bahnt sich an....

 

Am folgenden Sonntag fuhr ich nach Hause und war ziemlich froh, mich bereits vorher für den Zug entschieden zu haben. Nachdem ich nämlich Samstagmorgen erst in der frühen Dämmerung heimgekommen war, hatte Kerstin, die trotz meiner Bemühungen um Ruhe aufgewacht war, mich noch eine ganz Zeit lang gelöchert.

Wie es denn gewesen sei, ob wir uns wieder sehen würden, ob der alte Funke sich wieder entzündet hatte. Ich erwiderte ihr wahrheitsgemäß, dass es sehr schön gewesen sei, ich aber nicht wüsste, ob wir uns wieder sehen würden und dass zwischen uns kein Feuer entflammt war. Wobei letzteres nicht so ganz stimmte, denn ich hatte mich durchaus wieder angesteckt....

Den ganzen restliche Morgen hatte ich kaum schlafen können, denn kaum dass ich schlummerte, hatte ich die wildesten Träume von IHM. Verdammt, ich war doch kein Teenager mehr! Wir hatten uns wider Erwarten wieder gesehen und zum Glück gut verstanden, aber mehr schien von seiner Seite aus nicht zu sein.

 

Ich war eine alte Freundin für ihn, wenn auch eine besondere, aber das war's wohl auch schon, jedenfalls war in seinem Verhalten nichts anderes ablesbar gewesen, mahnte ich mich ein ums andere Mal. Aber diese blöden Gefühle ließen sich dummerweise nicht ganz so einfach abstellen.

Ansonsten war der Rest des Tages mit Kerstin noch sehr schön. Unsere Freundschaft war zum Glück von der Art, welche kein ständiges Zusammensein erfordert. Aber wenn wir es dann mal waren, ging es immer hoch her!

Und nun saß ich hier im IC, geplagt von einem Kater nach zwei durch gemachten Nächten und fragte mich, wie ich nach dieser Woche wieder in meinen Alltag zurück finden sollte.

Aber wie das halt immer so ist, ein paar vertraute Handgriffe und schon ist man wieder voll und ganz dabei.

 

Das einzig Spannende, was in den folgenden Wochen passierte, war der Urlaub einer Freundin, weil ich in dieser Zeit ihre Katze zu mir nahm. Gipsy war eine reinrassige und hinreißende Maine Coon, die sogar Preise auf Ausstellungen gewonnen hatte. Und außerdem war sie eine richtige kleine Quasselstrippe! So hatte ich ein paar Tage lang direkt mal jemanden außer meinen Klienten, mit dem ich mich unterhalten konnte....


An einem lauschigen Sommertag klingelte es an meiner Tür, ich erwartete keinen Besuch und drückte einfach nur auf, da es vermutlich der Prospektausträger war. Der musste schließlich auch von etwas leben! Doch kurz darauf ertönte der Klingelton meiner Wohnungstür und ich riss die Tür auf   –  um total überrascht zurück zu prallen.

Dort stand doch tatsächlich Kai, mit Baseballkappe und einer Umhängetasche an der Seite,  dazu wedelte er mit einem kleinen Päckchen in seiner Hand.

„Kai!”, keuchte ich perplex, „Was machst du denn hier?” Was besseres fiel mir halt nicht ein.

 

 

Prompt hatte ich das Paket unter der Nase. „Na, du hast dich doch beschwert, dass du deinen Buchgewinn noch nicht bekommen hast, oder?”

„Stimmt. Und trägst du die dann immer persönlich aus?”

Er grinste. „Nee, nur wenn es sich um eine alte Freundin handelt und ich eh grade in Köln bin.”

„Glaub ja nicht, ich hätte deine Betonung auf 'alte' nicht gehört!!”, grummelte ich, doch dann umarmten wir uns herzlich. „Komm rein. Willste was trinken?”, fragte ich dann, als er in mein Wohnzimmer kam.

„Das war die Absicht. Köln ist ein verdammt teures Pflaster.”

„Ja, von den Reichen lernt man sparen. Setz dich!”

Während das Teewasser kochte, nahm er am Tisch Platz. Sofort war auch Gipsy da und umschmeichelte seine Beine.  Und obwohl meine Freundin sie schon vor längerer Zeit aus der Zucht frei gekauft hatte, war sie es immer noch gewohnt, dass jeder vor ihr vor Entzücken in die Knie ging.

Nur dieser Besucher nicht, der schaute etwas irritiert auf das Fellknäuel, das ihm da um die Beine ging. Ich sah seinen Blick und sagte ein bisschen spöttisch zu Gipsy „Na, Schönheit, beeindruckst du ihn nicht? So ein Ärger aber auch!” Zu Kai gewandt frage ich, ob er hoffentlich nicht allergisch sei.

„Nein, das ist es nicht, aber ich bin dann doch mehr der Hunde-Mensch.”

Ich zuckte die Achseln. „Bin ich auch.”

„Und trotzdem hältst du dir eine Katze?”, fragte er erstaunt.

„Nein, das ist nur Cat-Sitting. Und Hund geht als alleinstehende Berufstätige nicht so gut. Wenn man sich aber erst mal damit abgefunden hat, dass Katzen egozentrische kleine Opportunisten sind, kommt man ganz gut mit ihnen klar.”

Kai schaute nach unten, wo die Katze sich nun vor ihm aufgebaut hatte und auffordernd „Mau!”, sagte. Miau war nicht ihre Stärke. „Hübsch ist sie ja schon”, murmelte er dann.

 

„Fass sie mal an, einmal nur”, ermunterte ich ihn und er beugte sich zu ihr, um sie zu tätscheln.

„Wow”, entfuhr es ihm dann. „Was ist das denn? Das fühlt sich ja fantastisch an!” Jetzt kraulte er sie doch. „Hm, reinfassen und nicht wieder loslassen... So fühlt sich das an.”

Das Wasser kochte und ich goss den Tee auf. „Siehst du, halb so schlimm.”

„Stimmt. Aber insgesamt sind mir Hunde dann doch lieber.” Kai kam wieder hoch und nickte zustimmend; Gipsy, nun in ihrer Eitelkeit bestätigt, rollte sich auf dem Sofa zusammen. Würde ich später wieder saugen müssen...

Ich servierte den Tee und fragte ihn, ob er selber Hunde habe.
„Nein, ich leih mir ab und zu den meiner Schwester aus.”

„Ach ja, Claudia, wie geht es der denn?”, rief ich aus und er erzählte.

 

 

Gierig saugte ich alle Informationen auf, die er mir gab. Er wollte auch ein paar Dinge von mir wissen, obwohl es von mir nicht viel zu erzählen gab. Nach zwei Stunden brach er dann auch schon wieder auf, allerdings nicht ohne ein kleines Küsschen auf meine Wange und dem Versprechen, bald einmal wieder zu kommen.

Hinterher war ich von sehr vielen gemischten Gefühlen erfüllt. Da ich immer versuche, realitätsbezogen zu leben, verbot ich mir zum größten Teil, in diesem Besuch mehr zu sehen als die Auffrischung einer alten Bekanntschaft. Was ja auch sehr schön war!

Nur des Nachts, wenn die Schatten in der Dunkelheit vergingen und die Katze die Hälfte meines Kopfkissens beanspruchte, erlaubte ich mir zu träumen. Und an damals zu denken, an unser erstes Mal...

 

 

 

 

Das war kurz nach meinem 17. Geburtstag gewesen. Seit einiger Zeit gingen wir so mehr oder weniger fest miteinander. Kai schrammelte damals bereits bei einer kleinen Band, deren Namen ich vergessen habe, mit und sie hatten einen Auftritt im „Stonz”. An diesem Abend lief es ausnahmsweise mal richtig gut und die Jungs waren bester Laune, als ich den Club betrat.

Kai war gerade an der Front und sagte etwas zu den Männer am Licht, dann musste ich blinzeln, weil mich plötzlich ein Scheinwerferstrahl traf und seine Stimme rief „Da ist sie ja, meine Traumfrau! Bitte heißt sie mit einem Applaus willkommen!!“

Das Publikums bejohlte die Ansage als Riesenspaß frenetisch, während ich knallrot wurde  und dann von einem Typen gegängelt auch noch in eine erhöhte Nische setzen musste! Mann, war mir das peinlich! Zum Glück vergaß mich die feierwütige Bande bald wieder, doch ich war noch immer leicht angesäuert, als die Band abgelöst wurde.

 

 

 

 

Strahlend warf Kai sich auf die Bank neben mir und wollte mit einem Kuss belohnt werden, aber ich weiß noch, dass ich ziemlich stinkig war. Nur leider war es zu laut, um richtig gescheit zu streiten, deswegen stand er auf und zerrte mich mit sich in einen der hinteren Räume, die als Garderobe, Abstellraum und Schlafplätze für müde Crewmitglieder dienten.

Hier versuchte ich, mich so emanzipiert und feministisch zu geben, wie es damals eben üblich war, und verbat mir solche Zur-Schau-Stellung als hübsches Anhängsel. Wobei von hübsch sowieso keine Rede sein konnte.

Kai protestierte, ich sei ihm hübsch genug, was mir wiederum schmeichelte. Es ging ein wenig hin und her, bis er ganz nah an mich herantrat und unbeholfen eine meiner Locken zwirbelte. „Und, sind wir wieder gut?”, murmelte er mit Hundeblick, da konnte ich ihm nicht mehr böse sein. Wir gaben uns einen Versöhnungskuss, der plötzlich ungewohnt heftig ausfiel.

 

 

Auf einmal waren wir wie von einer inneren Hitze befallen, wir fingen an, uns gegenseitig die Klamotten vom Leib zu fummeln, bis wir endlich nackt waren. Ein bisschen Petting war ja vorher schon mal gewesen, deswegen nahm ich auch die Pille, aber diesmal überkam uns der Wunsch, ES auch wirklich zu tun...

Aus heutiger Sicht war es eher nicht hocherotisch gewesen, aber wir waren erregt genug, um zum ersten Mal zueinander zu finden. Als Kai durch mein Hymen stieß, hielt er erschrocken inne, doch ich hatte kaum etwas gespürt und wir machten weiter. Natürlich 'kam' ich nicht, aber Kai half hinterher noch einmal nach. Das hatte er inzwischen ganz gut raus... Tja, so hatten wir es also hinter uns gebracht, unser erstes Mal.

Ein paar Mal hatten wir es dann noch wiederholt, man kann sagen, wir lernten durchaus dazu!  Aber trotzdem trennten wir uns dann, weil unsere Leben einfach nicht mehr zueinander passten... 

 

 

 

Darüber schlief ich dann meistens ein, doch der Sex wurde in der Verklärung der Vergangenheit immer besser.

Mein Versuch, vernünftig zu sein, wurde dann aber auch auf eine harte Probe gestellt! Denn kaum eine Woche nach seinem ersten Besuch war Kai schon wieder in der Stadt und wollte mich treffen.

Wir verbrachten einen wundervollen Tag in den Rheinauen, wo wir eine Decke auf der Wiese ausbreiteten und picknickten. Das war alles einfach so  … so vertraut. Ja, das vor allen Dingen. Die alte Zuneigung schien wieder entfacht, ich weiß nicht, ob man es Turteln nennen könnte, aber wir fütterten uns mit ein paar Leckereien und ab und zu legte Kai den Arm um mich.

Am Ende dieses Tages bekam ich seine E-Mail-Adresse und seine Telefonnummer. Es war mir vorher gar nicht aufgefallen, dass bisher nur er meine Kontaktdaten gehabt hatte, aber ich wertete das nun als gutes Zeichen. Ach Eitelkeit, dein Name ist Weib!

http://www.mscdn.de/ms/karten/beschreibung_81985-0.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/beschreibung_81985-1.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_917096.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_917101.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_917104.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_917106.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_917109.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_917110.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_917111.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_917112.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_917115.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_917116.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_917117.png
0

Hörbuch

Über den Autor

QueenMaud
Bin Mitte 40, habe in Bonn Theologie studiert, arbeite aber jetzt was ganz anderes :-) Verheiratet ohne Kinder, habe aber trotzdem weniger Zeit zum Schreiben, als ich möchte.

Trotzdem habe ich es geschafft, ein ganzes Buch zu schreiben, DIN A4 doppelseitig bedruckt immerhin 240 Seiten. Und jetzt habe ich den Schritt gewagt und es als reines E-Book auf Amazon veröffentlicht ( http://www.amazon.de/Verrat-und-Vertrauen-ebook/dp/B007OH3DXI/ref=sr_1_1?s=digital-text&ie=UTF8&qid=1332863393&sr=1-1 ), vielleicht interessiert es ja den einen oder anderen ... Eine Leseprobe von "Verrat und Vertrauen" findet ihr auch in meiner Bücherliste.

Ansonsten gebe ich zu, eher einen Hang zum Happy-Ending zu haben, aber auch nicht immer, wie die Leser meines "Klassentreffen" sicher bestätigen können :-)

Leser-Statistik
16

Leser
Quelle
Veröffentlicht am

Kommentare
Kommentar schreiben

Senden
Zeitenwind Einschlafgedanken - Auch dieses Kapitel habe ich gern gelesen ... aber nun muss ich die anderen lesen, also bis gleich ...

Gruß vom Trollbär
Vor langer Zeit - Antworten
LinneaHazel Re: Re: -
Zitat: (Original von QueenMaud am 20.12.2012 - 13:33 Uhr)
Zitat: (Original von LinneaHazel am 19.12.2012 - 14:19 Uhr) Also wenn bei mir jemand an der Haustür klingelt, dann mach ich nicht einfach auf, sondern frag erstmal wer da ist!? Könnte ja gut möglich sein dass du dadurch jemanden rein lässt, der da nix zu verlieren hat.) Eine winzige Kleinigkeit hab ich noch, aber das wäre dir bestimmt beim Drüber lesen auch aufgefallen.
Bei Seite 4 unten in dem Absatz:
"Während das Teewasser kochte, nahm er am Tisch."
Fehlt ein kleines Wörtchen oder?

Ich freu mich auf weitere Teile :))))) Manu


Nun sei doch nicht so kleinlich, das war eh nur ein Test! *g* (Eigentlich les ich immer 20 mal drüber, aber leider entgeht einem selbst dann hier und da etwas!)

Klar fehlt da 'Platz', aber ich werd's jetzt lieber nicht mehr ändern, sonst haut's mir die Formatierung wieder raus... :-)

Im Hochhaus ist das öfter mal so, dass man einfach aufdrückt, weil eh oft die Sprechanlage streikt; jedenfalls macht es Mellie so. Hätte sie vielleicht lassen sollen....

LG
QueenMaud


Kenn ich!
Wie sagt man da so schön? Betriebsblind, hm?;)

Liebe Gruß
Vor langer Zeit - Antworten
QueenMaud Re: -
Zitat: (Original von LinneaHazel am 19.12.2012 - 14:19 Uhr) Also wenn bei mir jemand an der Haustür klingelt, dann mach ich nicht einfach auf, sondern frag erstmal wer da ist!? Könnte ja gut möglich sein dass du dadurch jemanden rein lässt, der da nix zu verlieren hat.) Eine winzige Kleinigkeit hab ich noch, aber das wäre dir bestimmt beim Drüber lesen auch aufgefallen.
Bei Seite 4 unten in dem Absatz:
"Während das Teewasser kochte, nahm er am Tisch."
Fehlt ein kleines Wörtchen oder?

Ich freu mich auf weitere Teile :))))) Manu


Nun sei doch nicht so kleinlich, das war eh nur ein Test! *g* (Eigentlich les ich immer 20 mal drüber, aber leider entgeht einem selbst dann hier und da etwas!)

Klar fehlt da 'Platz', aber ich werd's jetzt lieber nicht mehr ändern, sonst haut's mir die Formatierung wieder raus... :-)

Im Hochhaus ist das öfter mal so, dass man einfach aufdrückt, weil eh oft die Sprechanlage streikt; jedenfalls macht es Mellie so. Hätte sie vielleicht lassen sollen....

LG
QueenMaud
Vor langer Zeit - Antworten
LinneaHazel Also wenn bei mir jemand an der Haustür klingelt, dann mach ich nicht einfach auf, sondern frag erstmal wer da ist!? Könnte ja gut möglich sein dass du dadurch jemanden rein lässt, der da nix zu verlieren hat.)

Eine winzige Kleinigkeit hab ich noch, aber das wäre dir bestimmt beim Drüber lesen auch aufgefallen.
Bei Seite 4 unten in dem Absatz:
"Während das Teewasser kochte, nahm er am Tisch."
Fehlt ein kleines Wörtchen oder?

Ich freu mich auf weitere Teile :)))))

Manu
Vor langer Zeit - Antworten
Carolyn2 Es bleibt spannend !!!!!

LG

Dörte
Vor langer Zeit - Antworten
Zeige mehr Kommentare
10
5
0
Senden

81985
Impressum / Nutzungsbedingungen / Datenschutzerklärung