Romane & Erzählungen
Klassentreffen III

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"Klassentreffen III"
Veröffentlicht am 17. Dezember 2012, 10 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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Über den Autor:

Bin Mitte 40, habe in Bonn Theologie studiert, arbeite aber jetzt was ganz anderes :-) Verheiratet ohne Kinder, habe aber trotzdem weniger Zeit zum Schreiben, als ich möchte. Trotzdem habe ich es geschafft, ein ganzes Buch zu schreiben, DIN A4 doppelseitig bedruckt immerhin 240 Seiten. Und jetzt habe ich den Schritt gewagt und es als reines E-Book auf Amazon veröffentlicht ( ...
Klassentreffen III

Klassentreffen III

Beschreibung

Ein Klassentreffen, ein Wiedersehen mit dem Mann, der zufällig deine erste, unvergessene große Liebe war. An sich nichts Ungewöhnliches, doch was, wenn dieser Mann seitdem Karriere gemacht hat? Und noch dazu ein Geheimnis hat, wegen dem er eine ungewöhnliche Bitte an dich richtet? Eine Spirale in den Abgrund bahnt sich an....

 

Ein paar irritierte Blicke streiften uns, wobei ich glaube, dass nur wenige den Promi unter uns erkannten, diese Spät-Yuppies hatten sicher nicht die Zeit, ins Kino zu gehen.

 

„Warum bist du eigentlich weg von hier?”, warf Kai mir dann zu und ich zuckte die Achseln.

 

„Hm, das ist jetzt schon ein paar Tage her. Ich hatte mir einen Studiengang ausgesucht, den es nur in Köln für meinen Schnitt gab, alle anderen hatten Numerus Clausus. Aber ehrlich gesagt hab ich mir den wohl auch ausgesucht, weil ich weg von einer beschissenen Beziehung wollte... Naja, was besseres hab ich da zwar auch nicht gefunden, aber wenigstens Abstand!”

 

Kai sah mich überrascht an, drückte meine Schulter und lachte. „Beziehungen, ein gutes Stichwort. Ich bin wegen einer Beziehung da hin gezogen und nach deren Ende und nachdem ich …. äh, jedenfalls bin ich aus Faulheit dort hängen geblieben.”

 

In diesem Stil ging unser Geplänkel dahin. Ich bemerkte plötzlich, wie sehr mich seine Anwesenheit in Wallung versetzte, anscheinend hatte ich diese mehr herbei gesehnt, als ich dachte – oder vor mir selber zuzugeben bereit gewesen war.

Deswegen bemühte ich mich, nicht zu verkrampfen und dem Gespräch locker weiter zu folgen. Doch auch Kai machte zwischendurch einen etwas gehemmten Eindruck, was ich darauf schob, dass er selbst hier nicht allzu viel von seinem Privatleben offenbaren wollte. Womit ich ja im Nachhinein nicht falsch lag...

Es folgte nun der offizielle Teil, alle setzten sich auf die bereit gestellten Stühle. Ich gebe es zu, mein Herz hüpfte in beinahe spätpubertärer Freude, als Kai von sich aus den Platz neben mir belegte, dann auch noch nach meiner Hand griff und diese kurz drückte.

Vielleicht hatte ich geguckt wie ein Auto, denn er meinte grinsend  „Nun schau nicht so, ich freu mich halt auch, dich zu treffen! Und du warst schließlich meine Erste, da werd ich mich doch mal neben dich setzen dürfen!“

 

Von der Seite zischte Jan „Also doch!“, wofür er einen dicken Knuff in die Rippen von Kerstin bekam. Sein folgendes „Au!“ war so laut, dass der Laudator, unser ehemaliger Stufenleiter Blanken (verdammt, lebte der Arsch also immer noch!) auf uns aufmerksam wurde.

Seinem Blick war deutlich zu entnehmen, dass unser Benehmen genau seiner Erwartung von unserer Clique entsprach, die mal wieder auffällig wurde. Mit Bedauern hatten wir zu Beginn der Veranstaltung erfahren, dass unser Lieblingslehrer Becker leider schon von uns gegangen war.

Umständlich nestelte Blanken seine Brille aus dem Jackett und begann mit seiner Ansprache. Die sich dann natürlich abartig lang hinzog.

Das Einzige, was uns aufhorchen ließ, war die Ankündigung, dass nun die Verschlussfrist für unsere schriftlichen Abiturarbeiten abgelaufen war und wir sie deswegen nachher würden abholen können. Wow, das konnte interessant werden! Natürlich holte jeder seinen persönlichen Umschlag ab; vielleicht sollte ich meinen besser ungelesen verbrennen... Aber egal, es hatte ja für den Abschluss gereicht!

 

Jetzt wurde an langen Tischen zum Essen Platz genommen. Dazu wurde ziemlich langweilige Musik gedudelt, so dass wir uns bald nach dem Essen einig waren, uns lieber zu verdrücken. Sogar Kai wollte mit uns gehen und nach kurzer Unterredung kamen wir auf die Idee, wenn schon denn schon, wir statten dem SO36 mal wieder einen Besuch ab!

Gesagt, getan und wir schmissen uns in die U-Bahn. Als wir vom Kottbusser Tor die Adalbertstraße entlang gingen, lief mir ein Schauer über den Rücken. Früher konnte man von hier aus die Mauer sehen, wie sie den Bethaniendamm entlang lief. Jetzt war da ein freier Blick. Aber war die Stadt frei, oder ihre Menschen? Anscheinend machte sich das eine oder andere Gläschen Wein jetzt doch bemerkbar, deswegen hielt ich mich im Club etwas zurück.

Da war ich ja nicht die Einzige, Kai und ich hielten uns eben an Cola. Wahrscheinlich waren wir deswegen die letzten, die noch durchhielten, während die alten Weggefährten – und hier musste die Betonung einfach mal auf 'alte' ruhen bleiben – so nach und nach wegbrachen. Irgendwann waren nur noch wir beide übrig, aber beide noch hellwach.

 

 

 

Kai legte einen Schein auf den Tresen und zog mich vom Stuhl. „Komm, lass die Langweiler ins Bett gehen, wir machen jetzt noch einen Zug durch die Gemeinde!” Die Luft draußen war noch immer sehr angenehm für Mai und wir gingen vergnügt plaudernd zur U-Bahn.

Meine anfängliche Befangenheit hatte sich gelegt, es war wieder der alte Draht zueinander, der uns verband, ergänzt durch die Erkenntnis, dass wir in vielen Dingen ähnlich dachten, noch immer.

So wurde es eine recht fröhliche Tour, an deren Ende wir  in der „Beweg-Bar“ landeten, die mir irgendwie anders vorkam; aber zunächst konnte ich nicht den Finger darauf legen.
Während wir uns den Weg zur Theke bahnten, wurde mir allerdings klar, was mir hier auffiel: Erstens fehlte hier fast komplett die weibliche Kundschaft und Zweitens folgten die Blicke der Männer alle nicht mir – sondern Kai. Was ich ihnen nicht verdenken konnte, denn er war in guter Form, mit Top-Figur und blonden, nach oben gegelten Haaren...

Mich dagegen streiften ein paar irritierte, dann scheinbar wissende Blicke.  Am liebsten hätte ich

 

 

allen die Zunge raus gestreckt und ihnen zugerufen „Ätsch, ich hab ihn schon mal gehabt!”  Stimmte ja schließlich!

Als wir uns auf zwei Barhocker am Tresen zogen, kicherte ich leise. „Ich glaube, du hast eine Schwulenbar erwischt!“
Kais Augenbraue schnellte nach oben, er warf einen Blick in die Runde und sagte dann „So? Und ist das ein Problem für dich?!“  Sein Tonfall hatte durchaus etwas lauerndes, als wollte er meine Toleranz testen. Doch eigentlich sollte er mich doch noch immer besser kennen, das sagte ich ihm auch.

„Quatsch!“, grinste ich ihn an, „soweit solltest du mich aber noch kennen!“
„Es stört dich also nicht?“
„Abgesehen davon, dass die Kerle mir nicht wie sonst auch geifernd zu Füßen liegen?!  Nein, wieso sollte es?“  
Doch er erkannte offenbar den kleinen Groll dahinter, nicht zu den oberen Zehntausend der Schönheitsköniginnen zu gehören und gab mir spontan einen Kuss auf die Wange.  
 

 

„Wenn sie dich kennen würden, würden sie dich vergöttern”, sagte er und ich sah ihn überrascht an.
„Aha, so als Schwulenmutti, meinst du? Interessant....”

Wie schön, so weit war ich also schon gesunken, zur potentiellen Fat Hag. Nichts dagegen, aber es klang nach wenig eigener sexueller Erfüllung... Autsch, dieser Kerl neben mir brachte mich doch tatsächlich auf die abwegigsten Gedanken!

„...auch ein Glas Prosecco“  
Ich schreckte aus meinen Gedanken auf, als Kai die Frage an mich stellte. Mit Verzögerung registrierte ich das Ungewöhnliche daran.
„Was heißt hier auch? Ich dachte, du magst keinen Alkohol?“
„Verrat mich nicht weiter, aber Prosecco ist das einzige, dem ich ab und zu zuspreche, in netter Runde oder in der Familie. Alles andere mag ich aber wirklich nicht.“

Sieh an, kicherte ich in mich hinein, das war ja interessant. Wir stießen miteinander an und plauderten noch ein wenig, größtenteils belangloses Zeug, aber es machte viel Spaß.

 

 

 

So legte ihm nahe, sich die Betreuer seiner Internetseite mal zur Brust zu nehmen, weil sie mir das dort verloste Buch noch immer nicht geschickt hatten.

Er grinste in seiner unnachahmlichen Art und versprach, dort notfalls Köpfe rollen zu lassen. Zum Schluss bat er mich dann sogar noch um meine Telefonnummer und ich gab ihm meine Visitenkarte.

An der U-Bahn stellten wir fest, dass wir genau in die entgegengesetzten Richtungen mussten, deswegen verabschiedeten wir uns bereits jetzt mit einer festen Umarmung, dann musste ich auch schon in meinen Zug hüpfen.

Als die Tür sich schloss, drückte ich beinahe meine Nase an der Scheibe platt und versuchte, ihn so lange wie möglich im Abfahren im Auge zu behalten. Kai sah mir nicht nach.

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Hörbuch

Über den Autor

QueenMaud
Bin Mitte 40, habe in Bonn Theologie studiert, arbeite aber jetzt was ganz anderes :-) Verheiratet ohne Kinder, habe aber trotzdem weniger Zeit zum Schreiben, als ich möchte.

Trotzdem habe ich es geschafft, ein ganzes Buch zu schreiben, DIN A4 doppelseitig bedruckt immerhin 240 Seiten. Und jetzt habe ich den Schritt gewagt und es als reines E-Book auf Amazon veröffentlicht ( http://www.amazon.de/Verrat-und-Vertrauen-ebook/dp/B007OH3DXI/ref=sr_1_1?s=digital-text&ie=UTF8&qid=1332863393&sr=1-1 ), vielleicht interessiert es ja den einen oder anderen ... Eine Leseprobe von "Verrat und Vertrauen" findet ihr auch in meiner Bücherliste.

Ansonsten gebe ich zu, eher einen Hang zum Happy-Ending zu haben, aber auch nicht immer, wie die Leser meines "Klassentreffen" sicher bestätigen können :-)

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QueenMaud Re: -
Zitat: (Original von Alecto am 22.12.2012 - 06:57 Uhr) Bis hierhin schonmal sehr nett, ich lese auch gleich weiter, nur eine kleine Anmerkung ;) :
Du hast glaube ich einmal statt "Kai" "Jan" geschrieben und zwar, wenn man nach der Seitenzahl hier geht, auf Seite 6:
"Jans Augenbraue schnellte nach oben [...) "

Liebe Grüße!


Yo, Danke, da ist mir der andere Schulkamerad dazwischen gerutscht!
LG
QueenMaud
Vor langer Zeit - Antworten
Alecto Bis hierhin schonmal sehr nett, ich lese auch gleich weiter, nur eine kleine Anmerkung ;) :
Du hast glaube ich einmal statt "Kai" "Jan" geschrieben und zwar, wenn man nach der Seitenzahl hier geht, auf Seite 6:
"Jans Augenbraue schnellte nach oben [...) "

Liebe Grüße!
Vor langer Zeit - Antworten
QueenMaud Re: Auf immer -
Zitat: (Original von Zeitenwind am 17.12.2012 - 19:48 Uhr) Das Beste an Deiner Geschichte oder eher gesagt, das was mir am besten gefallen hat, ist der letzte Satz.. Er überrascht nicht einmal, aber ihn zu schreiben, ihn an dieses Ende zu setzen, hat was. Ich bin begeistert. Er lässt so viel Raum für Spekulationen und man weiß eigentlich gar nicht, ob man jetzt wissen will wie es weitergeht oder ob man es dem Wind überlässt. Toll gemacht.

Gruß vom Trollbär


Vielen Dank ;-)

Ja, ohne die Beschreibung könnte man es fast so stehen lassen; aber es geht ja doch noch weiter. Wie schon anderweitig gesagt würde ich mich auf jeden Fall freuen, weenn du am Ball bleibst!
LG
QueenMaud
Vor langer Zeit - Antworten
Zeitenwind Auf immer - Das Beste an Deiner Geschichte oder eher gesagt, das was mir am besten gefallen hat, ist der letzte Satz.. Er überrascht nicht einmal, aber ihn zu schreiben, ihn an dieses Ende zu setzen, hat was. Ich bin begeistert. Er lässt so viel Raum für Spekulationen und man weiß eigentlich gar nicht, ob man jetzt wissen will wie es weitergeht oder ob man es dem Wind überlässt. Toll gemacht.

Gruß vom Trollbär
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