Kapitel 2
Ich war als Erstes beim Treffpunkt. Ich musste noch fünfzehn Minuten warten, bis der grüne Krieger ankam. Die Gerüchte, er sei unverwundbar, stimmten offensichtlich nicht, da sein Arm einen langen, tiefen Schnitt aufwies. Er ließ es sich nicht anmerken, so wie ein junges Keliasch, dass weis, dass ein Raubtier es verfolgt. Er bestätigte meinen Verdacht mit der Frage: „Und, weshalb hast du mich gesucht?“
„Weil es die Gerüchte gibt, die besagen, du wärst unverwundbar und dass du einer Verschwörung zum Opfer gefallen bist. Nun, eines dieser Gerüchte stimmt offenbar nicht.“
„Und welches ist es?“
„Das Erste.“
„Nun, dann hat das Raubtier das junge Keliasch durchschaut und pirscht sich heran.“ Unglaublich! Er hatte mein Beispiel weitergeführt! So als ob er… „… Gedanken lesen kann.“ Dass ich das gesagt habe, konnte ich mir nur denken, weil die Reaktion des grünen Kriegers: „Könntest du das noch mal sagen? Ich habe es nicht verstanden“, war.
„Ich glaube, dass es ein neues Gerücht gibt“, antwortete ich.
„Und wie heißt das?“, erwiderte er.
„Dass du Gedanken lesen kannst.“
„Nun, da kann ich dich beruhigen: Ich kann so etwas definitiv nicht.“ Und dennoch: mein Verdacht blieb.
„So, weshalb bist du mir gefolgt?“
„Weil ich… dich brauche“, antwortete ich ausweichend.
„Und wofür brauchst du mich?“
„Um Leute zu überzeugen.“
„Um welche Leute zu überzeugen?“
„Um… um die Lords zu überzeugen“, sagte ich mit gesenkter Stimme.
„Wenn du die Lords überzeugen willst, an die ich denke, wärst du besser damit beraten dich selbst aufzuhängen.“
„An welche denkst du denn?“
„An die in den Bergen.“
„Genau die.“
„Das ist Wahnsinn!“
„Weshalb?“
„Wenn dein Grund nicht richtig wichtig ist wirst du sie nicht einmal sehen! Und außerdem: Wie willst die in die Festungen?“
„Wir können doch einfach reingehen, immerhin sind wir wie sie.“
„Du hast nicht an das Kopfgeld gedacht, das auf mich ausgesetzt ist. Und das ist mittlerweile so stattlich, dass selbst sie darüber nachdenken könnten, mich auszuliefern, weshalb ich mich immer als Mitglied der Klia’Zid verkleiden muss wenn ich auch nur in die Nähe der Berge will. Und auch dann ist nicht ohne Risiko.“
„Die Klia’Zid, sind das nicht die, die…“
„Genau die.“
„Sowas machst du?!“
„Dann kontrollieren sie mich wenigstens nicht und können mich nicht erkennen. Bei welchem Lord wollen wir anfangen?“
„Bei Torinth.“
„Du bist definitiv Wahnsinnig.“
„Warum?“
„Du weist doch, dass in seiner Festung die Genlidot am stärksten sind, oder?“
„Sind das nicht die, die die ganzen…?“
„Leider.“
„Verdammt. Wir fangen trotzdem dort an. Haben wir es schnell hinter uns.“
„Einverstanden“, sagte der Krieger. Damit war es beschlossen: Wir gingen zum Tempelberg.