Alles im Leben hat zwei Seiten. Außer es hat drei. Eine Geschichte, die noch erzählt werden muss. Von einem außergewöhnlichen jungen Mann, der Kunst und des Schicksals, das eine Welt für immer verändern sollte
Feuerwerkskörper detonierten über ihm am Himmel und tauchten den ansonsten weißen Marmor des Platzes in farbiges Licht, Grün, Gelb, Rot… Die grellen Farben blendeten ihn selbst unter der Kapuze der Robe.
Es war wie damals. Fast war es ihm als könnte er die Phantome erneut über den Platz tanzen sehen…
Und hier stand er nun wieder… auf den Tag genau ein Jahr später. Eine einzelne Träne fand noch ihren Weg aus Corinthis Auge. Sonst nichts. Sein Verstand war klar und er wusste, was er zu tun hatte. Er würde keinen Fehler machen, nicht zurückweichen und wenn es sein musste…
Wenn hier heute sein Ende sein sollte, so konnte er wenigstens behaupten, sein Versprechen gehalten zu haben. Heute Nacht würde sich etwas ändern. Ob zum Guten… oder zum Schlechten wusste er nicht. Chaos. Ja das war die wahrscheinlichste folge. Aber wenn sich die Welt wieder ordnete.. gab es möglicherweise endlich so etwas wie Freiheit. Oder es wurde alles schlimmer.
Seine Aufmerksamkeit wurde auf das große Podest gelenkt, auf das in diesem Moment der Kaiser trat um zu sprechen. Corinthis Hand schloss sich um den Stein in seiner Tasche. Noch nicht.
Er sah sich kurz nach Umariel um. Der Zauberer nickte ihm zu.
,, Können wir uns auf diesen Keltor verlassen ?“
,, Ich verwette mein Leben darauf.“ Keltors Aufgabe war einfach. Er sollte sämtliche größeren Händler, sämtliche wichtigeren Bürger die er kannte und die bereit waren ihm zuzuhören heute vor dem Palast versammeln. Nach außen hin natürlich als Teil der Feierlichkeiten. Aber der eigentliche Plan… würde seine Wirkung bald zeigen müssen.
,, Unser aller Leben, vergesst das nicht.“
Corinthis nickte nur und sah wieder zur Tribüne wo der Kaiser soeben zu sprechen begann.
Er hörte nur halb zu.
,, Heute haben wir uns wieder einmal versammelt…“ Fast dieselben Worte wie ein Jahr zuvor.
Dann jedoch kam der Moment auf den sie gewartet hatten. Der Kaiser trat zurück und wurde durch einen anderen Mann abgelöst. Vermutlich ein Herold.
,, Und heute, zum Zeichen der Anerkennung der Macht unseres großen Kaisers werden die Magier des Reichs heute einen Schwur auf seine Göttlichkeit leisten.“
Es war an der Zeit. Langsam trat die kleine gruppe Magier, darunter versteckt Corinthis, vor.
Dabei hielt ließ er den Blick immer wieder über die Menge in Richtung der Zugangstreppe wandern, die hinunter in die Stadt führte. Man würde ihn auch draußen verstehen können und wenn Keltor getan hatte was er sollte… dann musste man ihm zuhören.
Umariel stellte sich vor die Magier, fast wie zum Schutz, vor dem, was gleich folgen würde.
,, Ich verlasse ich auf euch. Haltet die Inquisitoren auf, sollten sie irgendetwas Versuchen. Und behaltet die Dächer im Auge.“ , flüsterte er.
Umariel nickte, dann begann er laut zu sprechen. ,, Ich fürchte dem Kaiser heute keinen Treueschur ablegen zu können.“ Ein Raunen ging durch die Menge und Corinthis registrierte sofort, wie sich einige Inquisitoren versuchten nach vorne zu kämpfen. Erfolglos, denn die Menschen machten keinerlei Anstalten beiseite zu treten.
,, Stattdessen muss ich hier und heute eine Anklage gegen den Kaiser höchst selbst vorbringen.“
Nun trat auch Corinthis vor und schlug die Kapuze zurück.
,, Das ist doch….“ Der Kaiser war von seinem Platz an der Tribüne aufgesprungen. ,, Wachen verhaftet den Mörder.“
Die zwei Inquisitoren, die vorher noch reglos neben Baratas gestanden hatten erwachten zum Leben und hechteten auf die Magier zu.
Corinthis nahm das Sternenauge aus der Tasche. Der Stein leuchtete mittlerweile hell.
,, Der einzige Mörder hier Baratas, seit ihr.“ Die Inquisitoren hatten sie fast erreicht, da löste sich eine Schockwelle aus dem Auge und schleuderte die Bewaffneten auf dem gesamten Platz zu Boden und zwang sie in die Knie. Corinthis spürte, wie ihn die Macht durchströmte… ähnlich wie der Moment, in dem der Nardor ihn kontrolliert hatte… nur dieses Mal hatte er die volle Kontrolle darüber.
Auf der Treppe wurde es unruhig, wie er erleichtert feststellte. Auch draußen musste man mittlerweile gemerkt haben, dass etwas nicht stimmte. Und als Corinthis Keltor entdeckte, der eine größer werdende Gruppe Bürger ungeachtet der sowieso nur hilflos dreinschauenden Inquisitoren, auf den Platz führte.
,, Vor einem Jahr stand ich schon einmal hier. Damals war nicht in der Lage zu erkennen, was dieser Ort eigentlich bedeutet. Für was sich dieser Mann hält.“ Er deutete direkt auf den Kaiser.
Diese reagierte entsprechend heftig.
,, Tötet den Mann. Seit ihr von allen guten Geistern verlassen?“
,, in der Tat das bin ich.“ , erwiderte Corinthis. ,, Ich beschuldige hiermit Kaiser Baratas und die Inquisition des Mordes an Nehalenie seiner eigenen Nichte. Des Versuchs einen krieg auszulösen, der ungerechtfertigten Verhaftung meiner selbst und allgemeinen Verrats am Volk von Inglarion und ganz Ert.“
,, Der Mann redet im Fieber.“
,, Tue ich das Baratas ?“ Corinthis warf einen Blick zur Treppe, wo sich mittlerweile hunderte von Leuten drängten nur noch schwach zurückgehalten von den Adeligen, die ihrerseits grade Versuchten, das Gelände zu verlassen. Er sah es ihnen an… sie glaubten ihn, sie wussten das er die Wahrheit sagte, waren die Beweise doch überall um sie herum. Ob ein Nachbar, der als Magier hingerichtet wurde, ein Blick in die Armenviertel oder sei es nur die Verachtung mit der manche der anwesenden Adeligen auf sie herabsahen. Sie wussten es und alles was fehlte war ein kleiner Stoß…
,, Ihr habt keine Beweise.“ , reif der Kaiser.
,, Die brauche ich auch nicht.“ , erwiderte Corinthis und drehte dem alten Mann… ja genau das war das Wesen, das dort oben auf dem Podest stand… ein alter Mann nicht mehr und nicht wenige, den Rücken zu.
,, Das ist euer Gott.“ , meinte er. ,, Tut was ihr tun müsst.“
Mit diesen Worten brachen bei den Anwesenden Bürgern die letzten Hemmungen. Sie drängten die wenigen unglücklichen Adeligen Bei Seite und stürmten auf den Platz, wo sich ihnen allerdings die Inquisitoren entgegenstellten. Bis eine Flammenden durch diese hindurchfegte. Corinthis sah auf und entdeckte Umariel, der es sich nicht nehmen ließ einen Teil seiner eigenen Wut an den Inquisitoren auszulassen.
Baratas selbst wiederum rannte in Richtung des Palastes davon.
,, Kümmert euch um die anderen.“ , wies Corinthis den Magier an, bevor er dem Kaiser nachsetzte.
Dieser richtete, auf halbem Weg zu den Toren des Palastes das Zepter auf ihn.
Nichts geschah und die plötzliche Erkenntnis, die sich auf dem Gesicht von Baratas breit machte, sagte Corinthis, das es vorbei war.
Er konnte schlecht einen Anker gegen einen anderen verwenden.
,, Es ist vorbei.“ , reif der Maler, als er die letzten Meter zum Kaiser zurücklegte.
,, Wie.. wie könnt ihr es wagen?“ Offenbar wollte der Mann sich noch immer nicht geschlagen geben und holte mit dem Zepter aus um es wenigstens noch als Schlagwaffe benutzen zu können. Corinthis jedoch fing die Waffe mit einer Hand ab und entwand sie den Händen von Baratas.
Der Kaiser fiel auf den Boden.
,, Wie ? Ich wag überhaupt nichts. Es geht darum, was ihr getan habt Baratas.“
,, Was habe ich eure Meinung denn getan ?!“
,, Das Falsche. Und nun entschuldigt mich.“ Er löste das Sonnenauge aus dem Zepter und ließ den nun nutzlosen Goldstab zu Boden fallen. Die zwei Anker lagen schwer in seiner Hand. Macht… Zu viel Macht für irgendjemanden…
Langsam ließ er die zwei Augen in die Tasche wandern und machte sich auf… auf auf eine Wanderschaft, die nur aus Flucht bestehen sollte.
,, Wo wollt ihr denn hin ?“ , schrie ihm der Kaiser nach.
,, Euch eurem Volk überlassen.“ , erwiderte Corinthis.