Fantasy & Horror
Pure Darkness - 1.Teil Sue

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"Pure Darkness - 1.Teil Sue"
Veröffentlicht am 18. November 2012, 16 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
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Pure Darkness - 1.Teil Sue

Pure Darkness - 1.Teil Sue

Prolog

 

Seit Anbeginn der Zeit,

der Regenbogen weilt.

Ein spezieller Code,

die Brücke zwischen Leben und Tod.

Er weist uns den Weg,

mit dem Schicksal sie geht.

Ins glanzvolle Licht oder sie bricht.

Der Wächter dieser Augen,

das Mädchen hat den  Glauben.

Der Schlüssel zum Licht, vereint in einem einzigen Gesicht.

 

Musst du wirklich gehen?“, fragte ich sie.

„Ja, ich muss“, sagte sie.

„Das ist Schicksal“, flüsterte ich.

Sie schüttelte den Kopf. „Nein, das ist der schwarze Weg, auf dem wir uns verirrt haben“, sagte sie. Tränen huschten über meine Wangen. Sie hob ihre Hand und wischte sie mir aus dem Gesicht. „Nicht weinen, der Weg wird uns wieder zusammenführen“, sie nickte sanft.

 „Ich hoffe es“, sagte ich unter den Rinnsalen meiner Tränen. Sie lächelte. Dann drückte sie mir noch ein letztes Mal die Hand, bevor sie ins Auto stieg und davonfuhr

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wärme gegen Kälte

 

Sue Dawn

 

Das Auto rumpelte auf der holpernden Strasse. Die Dunkelheit hatte uns umhüllt, ich dachte nicht daran, mit ihr auch nur ein Wort zu sprechen. Warum auch? Sie hatte mich vom Himmel in die Hölle geholt. Hier wollte ich nicht sein, doch es war ihre Idee gewesen, also gab ich auch ihr die Schuld. Ich atmete tief ein, um in mir Ruhe zu finden. Doch die war nirgends. Nervosität hatte mich eingeholt und liess mich nicht mehr los. Ich zitterte und betrachtete ihren lächerlichen Hut. Das war wieder einmal typisch für Tante Ingrid. Nie konnte sie sich anziehen wie ein normaler Mensch. Kalifornien würde ich vermissen. Ich würde Paris vermissen, die Stadt der Liebe, wie man so schön sagt. Japan und Afrika. Und noch viele andere Orte, an denen ich gewesen bin.

Meine Mutter Felizitas Dawn ist eine berühmte Archeologin. Sie reist immer herum, um irgendwelche Dinge zu finden und zu erforschen. Ich war stets an ihrer Seite. Unterricht hatte ich bei einem Privatlehrer. John Moor, ein ekelhafter Typ. Doch nun stand ich vor meinen zwei letzten Abschlussjahren und meine Mutter bestand darauf, dass ich endlich eine öffentliche Schule besuche. Denn in den nächsten zwei Jahren würde sie in Afrika leben, irgendwo im Urwald, und da gibt es wohl kaum Privatlehrer. Also zog ich zu meiner Tante, die Schwester meiner Mutter, um dort noch zwei Jahre zur Schule zu gehen. Zwei Jahre würde ich in Kanada wohnen. In der Nähe von Vancouver, in einem kleinen Abschnitt auf einem Meeresarm, den man Fals Creek nennt. Genervt verdrehte ich die Augen. Hier würde es kalt sein. Sehr kalt, im Winter gefriert alles. Aber ich war schon oft hier. In den Sommerferien habe ich meine Tante besucht und habe eine Weile bei ihr gewohnt, damit meine Mutter einmal ihre Ruhe hatte. Ein Grinsen entstieg meinem Gesicht, als ich an diese Zeiten zurückdachte. Das Auto rumpelte erneut, als wir auf den kleinen Schotterweg einbogen. Meine Tante wohnte etwas abseits. Denn sie besass viele Tiere und in der Stadt hatte man einfach keinen Platz dafür. „Kann ich sie anrufen?“, murrte ich. Meine Tante schwieg eine Weile, bevor sie mir antwortete. „Nein, nicht jetzt. Nun mach doch nicht so ein Gesicht. Früher warst du immer sehr gerne bei mir.“ Sie lächelte sanft und strich sich eine blonde Strähne aus dem Gesicht. Eisern biss sie auf die Zähne.

Sie wusste genau, wie diese Diskussion enden würde und ich wusste es ebenfalls.

„Ja, aber nur in den Sommerferien, jetzt werde ich zwei ganze Jahre bei dir verbringen. Das ist etwas anderes. Hier gibt es bestimmt kein Kino oder sonst irgendetwas“, sagte ich. Ich wusste ganz genau, dass ich Unsinn redete, natürlich gab es hier ein Kino. Fals Creek war eigentlich recht gross, für seine Verhältnisse. Und mit dem Bus war man relativ schnell in Vancouver. Sie antwortete nicht auf meine murrenden Sticheleien, denn auch sie wusste, dass ich nur Unsinn geredet habe. Das Murren, habe ich eindeutig von meiner Mutter geerbt, das lag einfach in der Familie. Denn auch meine Tante murrte ständig herum. Das wusste sie ganz genau und deshalb fing sie an, schief zu grinsen, als sie ihre alte Schrottkiste auf dem Parkplatz ihres Hofes abstellte. Ich erkannte es sofort, das grosse weisse Haus mit seinen grünen Fensterläden und der grauen Fassade. Die Koppelzäune schlangen sich noch wie früher um alle Wiesen. In der Ferne konnte ich einige Gestalten erkennen. Pferde. Meine Lieblingstiere. Meine Tante hatte mir früh das Reiten beigebracht. Doch in den letzten Jahren bin ich einfach nicht

dazugekommen. „Sue? Sue Dawn, beweg dich endlich und hilf mir mit deinem Gepäck. Du kannst später noch in die Dunkelheit

hinausstarren, aber erst, wenn dein Zeug im Haus ist“, rief sie. Ich stöhnte auf, doch ich fügte mich, gegen meine Tante hatte ich keine Chance. Mit leisen Schritten drehte ich mich um und folgte ihr. Mühsam nahm ich mein Gepäck und ging ins Haus.

 

 

Das Gekrächze unseres Hahns weckte mich aus meinem Schlaf. Ich stöhnte und öffnete müde meine Augen. Noch nie war ich so kaputt gewesen von einer Reise. Die Sonne schien durchs Zimmer und erhellte den Raum. Ein Grinsen konnte ich mir nicht verkneifen. Langsam erhob ich mich und öffnete das Fenster einen Spalt breit. Kalte Luft strich mir über die nackte Haut und liess mich erzittern. Denn ich trug nur ein T-Shirt und Shorts, die ich gestern schnell übergezogen hatte. Ich zog sie aus und angelte nach meiner Jeans. Schritte hallten im Hof und jemand fegte draussen herum. Nicht jemand, meine Tante. Sie war immer sehr früh auf, sie musste ja die Pferde und die anderen Tiere füttern. Ich verspürte nicht gerade den Drang, ihr dabei zu helfen, obwohl mir meine Mutter das scharf eingebläut hatte. Es würde heute ein frischer Tag werden. Denn ich spürte deutlich, dass draussen eine kalte Brise aufkam.

„Kommst du endlich runter?“, rief sie. Ich trat ans Fenster und öffnete es ganz. „Ich bin gerade erst aufgestanden“, sagte ich mit halbwegs lauter Stimme. Tante Ingrid schüttelte bloss den Kopf, bevor sie den Hof weiterfegte. Ich schloss das Fenster und widmete mich meinen Haaren. Ich zerrte eine Bürste ohne Griff aus meinem Koffer und ging rüber ins Bad. Dort trat ich vor den Spiegel und betrachtete mich eingehend. Ich sah schrecklich aus. Wie ein gerupfter Besen. Ich öffnete meine Augen, um meine Iris zu betrachten. Sie hatte die Farbe eines klaren grünen Waldsees. Ja, meine Augen waren waldseegrün. Meine Haare waren lang und dunkelbraun, dunkel wie schwarze Schokolade. Ich nahm die Bürste und fing an, meine Haare in Ordnung zu bringen. Danach stand ich unter die Dusche und genoss das heisse Wasser, das über meinen Körper floss. Ich zog mich an und ging nach einer langen Ewigkeit endlich nach unten. Meine Tante hatte bereits das Frühstück vorbereitet und wartete auf mich. Es gab Honigbrötchen mit Tee und heisser Schokolade. Ich setzte mich an den Tisch und schlürfte genüsslich meinen Kakao.

Meine Tante schaute mich grimmig über den Tisch hinweg an. Ihren Tee rührte sie nicht an. Ich fing an, mich zu fragen, ob alles in Ordnung war? „Du hast mir nicht geholfen, die Tiere zu füttern, obwohl du das eigentlich solltest“, sagte sie missmutig. Es ging ihr offensichtlich sehr nahe, dass ich heute nicht in den Stall gekommen war. Sie hatte recht, früher hatte ich ihr immer geholfen. Doch nun war ich schon sechzehn, da hatte ich einfach anderes zu tun. Seit langem hatte ich endlich wieder einmal ausgeschlafen. Ich biss auf meinem Honigbrot herum und gab ihr keine Antwort. Ich hatte einfach keinen Bock dazu. Ich schlang mein Frühstück hinunter und erhob mich. Es war Samstag und ich wollte raus. Irgendetwas unternehmen und nicht hier drinnen versauern.

Meine Tante schaute mir kopfschüttelnd

hinterher. Doch sie sagte nichts. Ich zog meine Stiefel an und trat nach draussen. Weit hinten auf der Weide sah ich sie. Vier Pferde. Ich lächelte sanft und dachte an früher. Auf Doodle hatte ich reiten gelernt. Er war eindeutig das älteste Pferd von ihnen. Sein braunweisses Fell und seine wuschelige Mähne erinnerten mich eher an ein süsses Pony, das gestreichelt werden wollte. Dann hätten wir hier noch Fadyban, ein Schimmel. Meine Tante mochte ihn am liebsten. Deshalb ritt sie ihn wirklich jeden Tag und die anderen Pferde kamen dann meistens zu kurz. Ich hörte Schritte hinter mir und drehte mich kurz um, als meine Tante neben mich trat. „Ich will, dass du dir ein Pferd aussuchst und dich dann darum kümmerst. Ich komme oft nicht dazu, alle fünf an einem Tag zu reiten, deshalb vertraue ich dir eines an“, sie lächelte. Ich holte tief Luft und überlegte nur kurz. Mir war von Anfang an klar gewesen, wen ich nehmen würde. Doodle war mir zu alt, Fadyban bevorzugte meine Tante, Manchester war zu schnell und zu gefährlich. Da blieb nur noch ein Pferd. Mein absoluter Liebling. Demetri. Ein Goldfalbe. „Ich nehme Demetri, falls du nichts dagegen hast“, sagte ich. „Absolut nicht, aber ab heute trägst du eine grosse Verantwortung. Du musst ihn jeden Tag pflegen, putzen und natürlich auch mit ihm ausreiten“, erklärte sie streng. Wenn es um ihre Tiere ging, war wirklich nicht mit ihr zu spassen. „Keine Sorge, ich werde mich schon um ihn kümmern, es wird mir eine Ehre sein.“ Grinsend rannte ich auf die Weide zu. Mit langsamen Schritten folgte sie mir. Es war klar, was wir nun machen würden. Ausreiten. Obwohl ich schon seit fast drei Jahren auf keinem Pferd mehr gesessen hatte. Sie half mir und erklärte mir alles nochmal. Es bereitete mir nicht gerade grosse Freude, weil sie mich wie ein kleines Kind behandelte. Genervt verdrehte ich meine Augen und schwang mich mit einem Ruck auf Demetris Rücken. Ich nahm zu viel Schwung und schrie lauthals, als ich auf der anderen Seite runterfiel. Meine Tante konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Ich streckte ihr meine Zunge raus und stieg mit weniger Schwung auf. Ich fuhr mit der Hand über meine Jeans, bevor ich die Zügel in die Hand nahm und meine Schenkel leicht in die Flanken des Pferdes drückte. Demetri schritt los. Manchester folgte ihm, ohne zu zögern. Es war merkwürdig auf einem Pferd zu sitzen, obwohl ich die Bewegungen mochte. Das Schaukeln war sehr angenehm und ich entspannte mich langsam. Ingrid lenkte ihr Pferd neben meins und grinste erneut. Ich ignorierte sie und presste meine Fersen erneut in Demetris Flanken, aber dieses Mal etwas heftiger. Es ruckelte, als er in den Trab überging. Schwankend hielt ich mich an der Mähne fest, doch es hatte keinen Sinn. Ich wurde auch so wie ein Kartoffelsack hoch- und runtergeworfen. Panik stieg in mir hoch und ich drückte meine Beine noch fester an Demetris  Bauch. Ein freudiges Schnauben weckte mich aus meiner Angst. Er jagte los, er verstand es als Aufforderung, schneller zu werden. Galopp war einiges angenehmer als der lästige Trab. Ich stellte mich in den Steigbügel auf und stand im Sattel. Ich lehnte mich weit nach vorne wie im Springsitz und fand mein Gleichgewicht wieder. Demetri liess sich problemlos lenken, meine Tante hatte ich schon lange vergessen. Es gab nur noch mich und das Trommeln von Demetris Hufen. Ich spürte einen kalten Wind in meinem Haar und schloss für einen Augenblick meine Augen. Das Rufen meiner Tante, weit hinter mir, nahm ich nicht mehr wahr. Der Weg war sehr ebenflächig. Es war eine perfekte Strecke für uns. Doch plötzlich hörte ich ein Wiehern. Ein Schimmel, mitten auf dem Weg. Seine Reiterin schien mich nicht zu bemerken. Nein, sie blieb mitten auf dem Weg und ritt schön weiter vor sich hin. Meine Worte erreichten sie nicht, sie wurden vom Wind davongetragen, der um uns herum wehte. Wie ein Blitz jagte ich an ihr vorbei. Ich streifte ihr Bein. Ich hörte erschrockene Schreie hinter mir und Hufgetrappel, das immer näher kam. Langsam zügelte ich Demetri und liess ihn langsamer werden. Er war schweissgebadet. Ich nahm ihn zurück und setzte mich tief in den Sattel. Er wurde ruhiger. Das Rennen war vorbei. Das Hufgetrappel kam immer näher, bis es plötzlich direkt neben mir war. Finster schaute mich die Reiterin des Schimmels an. Ihre Augen blitzten und die Wut kochte in ihr. Und doch war sie etwas blass um die Nase. Sie hatte dieses Erlebnis wohl noch nicht richtig verarbeitet.

Ich sank in mir zusammen. Eigentlich hätte ich mich nun bei ihr entschuldigen müssen. Doch ich konnte es nicht. Mir fehlte der Mut dazu, ich war wirklich ein verdammter Angsthase. Ich hätte mich selber Ohrfeigen können. Nun ritten wir schweigend nebeneinander. Ihr Zorn war wie eine unsichtbare Mauer zwischen uns. Ein Moment verstrich und ich hielt es einfach nicht mehr aus. Ich trieb Demetri an und überging in einen leichten Trab. Ich drehte nochmal den Kopf nach hinten, sie folgte mir nicht. Bevor ich um die Kurve verschwand, begutachtete ich die Fremde ganz genau. Sie hatte lange rotbraune Haare, die im Sonnenlicht eine wunderschöne Farbe annahmen. Ihre Augenfarbe konnte ich nicht mehr erkennen. Da wurde mir bewusst, dass ich schon lange hätte zurück sein sollen. Meine Tante machte sich bestimmt schon die grössten Sorgen. Ich war ihr einfach davongeritten. Mit einem sanften Schenkeldruck wendete ich Demetri und ritt der Fremden wieder entgegen. Wieder schwiegen wir. Doch wir sahen uns in die Augen. Ihr Blick folgte meinem, bis unsere Pferde aneinander vorbeigeritten waren. Jetzt wäre der letzte Moment gewesen, um mich bei ihr zu entschuldigen, doch mir fehlte immer noch der Mut. Ich wusste nicht mal genau, woran es lag. Ich trieb Demetri in einen sanften Galopp und stellte mich in den Steigbügeln auf. Wir ritten dem Wind entgegen und verschmolzen mit ihm.

 

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Cheeza

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