Alles im Leben hat zwei Seiten. Außer es hat drei. Eine Geschichte, die noch erzählt werden muss. Von einem außergewöhnlichen jungen Mann, der Kunst und des Schicksals, das eine Welt für immer verändern sollte
Nehalenie lief ziellos durch die Flure des Palastes. Flure und Gänge, welche die Bürger des Reichs niemals zu sehen bekamen. Kleine Töpfe mit Blumen und Sträuchern säumten die Seiten des Gangs.
Es war der Zufall, der sie dorthin führte, der den Stein ins Rollen brachte… Was ansonsten geschehen wäre, hätten den Lauf der Geschichte verändern können.
Aber so ist es oft. Die zentralen Punkte jeder Geschichte. Kleine Zufälle, ein Blinzeln… aber die Auswirkungen sind oft unabsehbar.
Und so waren es an diesem Tag entfernte Stimmen, die Nehalenie aufmerksam machten.
Normalerweise schenkte sie dem keine Aufmerksamkeit.
Und doch veranlasste sie diesmal etwas, den Stimmen zu folgen, bis zu einer offen stehenden Tür.
Drei Personen befanden sich im Raum dahinter, der durch einen großen Tisch fast in zwei Hälften geteilt wurde. Baratas, Kaiser von ert, Qydro, der oberste Kammerdiener und eine dritte Gestalt, die Nehalenie als Magier identifizierte. Ketten behinderten den älteren Mann beim Gehen und er sah aus, als hätte er die letzte Zeit wenig geschlafen. Gleichzeitig jedoch trug er das Ganze mit einer Art stoischer Gelassenheit, die sie sonst noch nie gesehen hatte.
Sie blieb stehen und lauschte.
Ein einzelnes Bild hing an der Wand des Saals. Eine Darstellung des Kaisers. Sie kannte es, war es doch von Corinthis gefertigt worden und hatte diesen an jenem Abend ins Palastviertel geführt.
,, Seid ihr euch sicher ?“ , fragte der Kaiser. In Händen hielt
,, Vollkommen sicher.“ , antwortete Qydro. ,,Umaniel macht keine Fehler.“
,, Und dafür habt ihr ein Jahr gebraucht.“ , fluchte der Kaiser.
Umaniel schwieg aber seine Gesichtszüge verdüsterten sich.
,, Der Thronsaal ist abgeschirmt. Wie ist das überhaupt möglich?“ fuhr Baratas ihn an.
,, Ich weiß es nicht.“ , knurrte der Zauberer zurück. ,, Alles was ich weiß ist, das ihr es hier mit etwas zu tun habt, das weit über euer rudimentäres Verständnis hinausgeht. Und das Sonnenauge wird daran auch nichts ändern.“ ,mahnte der Zauberer, als der König das Zepter in seine Richtung hob.
Sonnenauge…. Irgendwo in Nehalenies Hinterkopf schlug alles Alarm…
Was ging dort vor… Sie wagte sich mit angehaltenem Atem etwas näher an die Tür heran.
,, Pah. Das sagt ihr. Magier.“ Aus dem Mund des Kaisers klang es wie eine Beleidigung.
,, Also, wie lauten eure Befehle Herr , was sollen wir tun ?“ , fragte Qydro unterwürfig.
,, Bringt ihn her, diesen… Maler wie auch immer er noch heißt… Carver oder ….“
,, Corinthis.“ , berichtigte ihn der Magier. Nehalenie zuckte vor Schreck zusammen und stieß mit dem Fuß an einen der Blumentöpfe.
,, Was war das ?“
,, Nichts.“ , erwiderte Umariel, der als einziger die Tür einsehen konnte. ,, Ich habe bereits versucht euch vor einem Jahr zu warnen.“
,, Mir kam es eher vor, als wolltet ihr ihn warnen…“
,, Wie dem auch sei, wie wollt ihr das rechtfertigen ?“
,, Nun mein Werter Umariel. Mir entgeht nichts in dieser Stadt. Gar nichts. Ihr wisst wovon ich rede…“ Er drehte sich blitzschnell zur Tür um. ,, Nicht wahr Nehalenie ?“
Verstecken hatte keinen Sinn mehr, das war ihr klar.
,, Was geht hier vor ?“ , fragte sie und versuchte dabei mehr wütend als ängstlich zu klingen. Nehalenie war klar, dass sie in Schwierigkeiten war. Und nicht nur sie…
Wut war der einzige Schutz, den sie noch hatte.
,, Das sollte ich eigentlich euch fragen.“ , meinte Baratas kühl. Er hielt sich für überlegen. ,, Habt ihr geglaubt ich sei Blind ? Qydro, bringt sie weg.. irgendwohin, wo sie keinen Schaden anrichten kann und ihr Umariel…“
,, Eure Blindheit liegt darin Kaiser, das ihr wirklich glaubt ich würde euren befehlen folgen. Nehalenie, die Kurzfassung für euch, findet Corinthis und verschwindet.“ ,unterbrach ihn der Zauberer und hob lediglich eine Hand. Flammen schlugen aus den Fingerspitzen hervor und hüllten den Kämmerer ein, der schon auf halbem Weg zur Tür war. Schreiend brach die Gestalt Qydros zusammen und zerfiel zu Asche.
,, Verräter.“ Baratas holte mit dem Zepter nach dem Mann aus, verfehlt eihn jedoch. Trotzdem wurde Umariel wie von einer unsichtbaren Faust getroffen quer durch den Raum geschleudert.
Langsam rappelte sich der Alte wieder auf. ,, Irrtum. Um jemanden zu verraten müsste man irgendwann auf seiner Seite gestanden haben. Was meine Art wegen euch erdulden musste… und noch muss…“ Er schien zu bemerken, das Nehalenie noch immer wie erstarrt in der Tür stand… Magie. Jetzt wurde ihr langsam klar, woher diese Furcht davor kam. Die Macht mit einem einzigen Gedanken töten zu können….
,, Lauf.“ , hörte sie die Stimme des Zauberers. Endlich schien die Starre von ihr abzufallen und sie rannte los…. Noch wusste sie nicht wohin, nur weg von diesem Ort, der sich grade innerhalb weniger Augenblicke in ein Schlachtfeld verwandelt hatte.
Der Kaiser verpasstem dem gestürzten Umariel einen weiteren Schlag, so dass dieser betäubt zu Boden fiel. Nahelanie konnte nur noch seine Stimme hören, als sich einen Ausweg aus dem Palast suchte.
,, Fangt sie wieder ein und den Maler auch. Es ist mir verdammt gleich wie. Tot, lebendig…. Holt sie einfach.“
,, Nehalenie.“ Ihm war in dem Moment klar, als er die Tür öffnete, dass etwas schrecklich… schrecklich schief gegangen sein musste. Allein der Umstand, dass sie unangekündigt hier auftauchte, war ungewöhnlich genug. Und der gehetzte, fast panische Ausdruck auf ihrem Gesicht reichte aus, das er die Antwort gar nicht wissen wollte. Wan hatte er Nehalenie je ängstlich erlebt? So gut wie nie… und die ohne einen guten Grund.
,, Was ist passiert ?“ , fragte Corinhtis besorgt, während er zurücktrat und sie ins Haus ließ.
Trotz ihrer Sorge sah sie sich gründlich um. Viel zu entdecken gab es ohnehin nicht. Erstaunlich wie leer hier alles war… Als wäre der Maler grade erst ein paar Tage hier. Aber gleichzeitig hätte sie beinahe gewettet, dass dem so sein würde. Gedanken brauchten Platz und Corinthis schien sich ständig welche zu machen.
Ein weiter Mann sah neugierig auf, als er den neuen Gast bemerkte.
,, Corinthis ?“ , meinte er fragend.
,, Wir haben vielleicht ein Problem.“ , erwiderte dieser. ,, Nehalenie, Keltor. Keltor, Nehalenie.“ Der Kaufmann sah sie fragend an.
,, Keine Sorge, er ist ein alter Freund.“ , erklärte Corinthis.
,, Selbst wenn nicht, wäre das auch egal.“
,, Was ist denn passiert ?“
,, Alles… alles was nur falsch laufen konnte. Die ganze Zeit… sie wussten die ganze Zeit Bescheid Corinthis.“
,; Was soll das heißen.. wieso…“
,, Ich weiß es nicht, ich weiß nur das wir weg müssen. Der Kaiser will dich aus irgendeinem Grund festnehmen lassen… oder schlimmerer…“
,, Ähm… der Kaiser. Corinthis, ich weiß das ist ein schlechter Zeitpunkt, aber was bitte ist los? Du hast niemanden mit einem Blumentopf beim Klettern erschlagen oder?“
Die Bemerkung brachte ihn trotz der ernsten Situation zum Lachen. Dann jedoch zwang er sich wieder ernst zu werden. ,, Ich wünschte fast, dem wäre so.“
,, Nun gut… und ihr heißt Nehalenie ?“ Entweder Begriff Keltor die Situation noch nicht ganz, oder, was wahrscheinlicher wahr versuchte beide zu beruhigen. Womit er auch Erfolg hatte.
,, Richtig.“
,, Und hättet ihr die Güte mir zu verraten, wieso der Kaiser hinter unserem talentlosen Maler hier her sein sollte… Ich vermute ihr kennt euch schon länger?“ , fragte er taktvoll.
,, Ich bin die Nichte des Kaisers.“
,, Verdammt… Corinthis. Ich habe euch ja immer für ein wenig verrückt gehalten. Ein wenig… bis jetzt.“
,, Ja, ich weiß. Also… wir müssen weg. Wie kommen wir am besten aus der Stadt…“
Mehrere Schläge gegen die Tür brachten Corinthis zum Verstummen.
,, Im Namen der Inquisition öffnet die Tür.“
,, Ich vermute mal, das ist das letzte was wir tun sollten ?“ , fragte Keltor.
,, Ganz sicher… verflucht. Wir sitzen fest.“ Nehalenie schlug mit der Faust gegen die Wand. ,, Ich hätte…“
,, Gar nichts ändern können.“ , beendete Corinthis den Satz. ,, Und vielleicht sitzen wir nicht so sehr in der Falle, wie die da draußen es vermuten.“
,, Was meint ihr ?“
,, Das Dachfenster.“
,, Ich wusste, das ist noch mal für irgendetwas gut.“ , sagte Keltor.
Ein weiterer Schlag gegen die Tür.
,, Die werden wohl langsam ungeduldig. Ich schlage vor, ihr zwei verschwindet.“
,, Ihr kommt nicht mit uns ?“ , fragte Nehalenie.
,, Ich öffne der Wache die Tür. Vielleicht kann ich sie ja überzeugen, das sie am falschen Haus sind. Oder zumindest Zeit gewinnen.“
,, Keltor, die werden nicht lange zögern…“
,, Hey, die jagen dich nicht mich. “ Corinthis zögerte. ,, Du kannst mir später danken und jetzt weg mit euch.“
,, Viel Glück.“
,, Ich brauch kein Glück. Versprecht mir nur das ihr auf euch aufpasst. Und jetzt los.“
Corinthis nickte dem Kaufmann noch einmal zu, dann rannte er dicht gefolgt von Nehalenie die Treppe hinauf.
Oben angekommen lief er sofort in sein Arbeitszimmer und fegte sämtliche Zeichnungen vom Tisch. Die Blätter verteilten sich quer durch den Raum und einige segelten noch die Treppe hinunter, während Corinthis bereits auf den Tisch gesprungen war und Nehalenie hoch half.
Das gläserne Fenster mitten im Dach ließ sich ganz einfach herausnehmen und er ließ die Scheibe achtlos auf den Boden fallen, wo sie in tausend Splitter zersprang und sich mit den Pergamenten über den Boden verteilten.
Er hielt kurz inne. ,, Hör zu, du kletterst zuerst hoch, ich komme sofort nach, bleib weder stehen noch sieh dich um bis wir aus der Stadt raus sind. Auf dem Dach führt eine Leiter nach unten. Wenn sie die Tore geschlossen haben treffen wir uns am Markt wieder, ich finde dich dann schon. Und bleib auf keinen Fall stehen.“
Nehalenie nickte. Für Diskussionen war keine Zeit, schon konnte sie von unten die ersten Schritte hören und Keltor, der sich gespielt über das Eindringen der Inquisition in das Haus aufregte.
,, Ihr könnt hier nicht einfach…“
,, Bringt mal jemand diesen Idiotien nach draußen ?“ , die Stimme eines der Inqusiitoren, vermutlich des Anführers.
,, Idiot ? Ich bin…“
,, Schafft ihn raus bevor ich ihn persönlich in zum Schweigen bringe.“ Schwere Schritte auf der Treppe. ,, Die anderen kommen mit mir, zwei Bogenschützen nach vorne. Der Befehl lautet Tod oder Lebendig. Ihr braucht also nicht zögern.“
Nehalenie war zwischenzeitlich aufs Dach gelangt. Grade, als der erste Inquisitor die Treppe herauf kam, kletterte auch endlich Corinthis durch das Fenster.
Allerdings nicht rechtzeitig. ,; Da sind sie.“
,, Los weg hier.“ Corinthis deutete in Richtung der Leiter, während er selbst das Dach, jetzt freilich das Bodenfenster im Auge behielt. Ein paar Hände versuchten sich hinauf zu ziehen und er trat so kräftig er konnte darauf. Ein schmerzerfüllter Schrei und das Geräusch von brechendem Holz, als der Inquisitor losließ und mit Wucht auf dem Tisch aufschlug.
Ein letzter Blick hinab zeigte ihm, dass bereits die nächsten das Zimmer erreicht hatten, dann rannte er selbst in Richtung Leiter. Nehalenie wartete am Fuß auf ihn.
,, Ich habe gesagt weiterlaufen.“ , rief Corinthis, während er versuchte, so schnell wie möglich auf den Boden zu gelangen.
Er war fast auf der Straße, als am Dachrand drei Schatten auftauchten. Inquisitoren, bewaffnet mit gespannten Bögen.
,, Stehen bleiben oder ihr sterbt.“
Corinthis schätzte die verbliebene Höhe ab… ,,Ich glaube nicht.“ …. Und ließ los.
Der Aufprall fuhr ihm in alle Knochen, doch er kam auf den Beinen auf und lief direkt weiter, hinter Nehalenie her, die sich endlich auch wieder in Bewegung gesetzt hatte.
Ein Pfeil raste nur knapp an ihm vorbei und prallte am Pflaster der Straße ab. Er hatte es fast geschafft. Weiter den Weg entlang beschrieb dieser eine Bogen und würde sie somit außerhalb der Reichweite der Bogenschützen bringen.
Etwas streifte seinen linken Handrücken…. Brennender Schmerz als die Klinge eines Pfeils durch zwei Finger drang und dies sauber abtrennte Corinthis achtete nur kurz darauf.. realisierte es nur halb und war bereits um die Kurve, als er wirklich bemerkte, dass er getroffen war.
Zumindest für einen Moment waren sie erneut in Sicherheit.
Tödlich war die Verletzung nicht aber…
,, Alles In Ordnung ?“ Ihm war klar, dass die Wunde trotzdem einen beunruhigenden Eindruck hinterlassen musste.
,, Ich glaube schon.“
Etwas Blut fiel auf das Pflaster.
EagleWriter Re: - Zitat: (Original von EwSchrecklich am 19.11.2012 - 15:09 Uhr) Wieder super spannend geschrieben :D Nur der Satz auf Seite 2, "In Händen hielt..." verwirrt mich einfach bisschen. Sicher dass der vollständig ist? lg Nope, aber ich weiß das der eigentlich vollständig sein sollte ^^ Bin gespannt wo der verloren gegangen ist lg E:W |
EwSchrecklich Wieder super spannend geschrieben :D Nur der Satz auf Seite 2, "In Händen hielt..." verwirrt mich einfach bisschen. Sicher dass der vollständig ist? lg |