Kinderbücher
Die Reise ins Spiegelland

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"Die Reise ins Spiegelland"
Veröffentlicht am 28. Oktober 2012, 46 Seiten
Kategorie Kinderbücher
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Die Reise ins Spiegelland

Die Reise ins Spiegelland

Beschreibung

Die Zwillinge Maren und Mark geraten durch einen Zufall in das Spiegelland und können nicht mehr zurück. Der tyranische Herscher hat die Tore zerstört. Feen, Elfen, Zwerge und Menschen hoffenauf hilfe.


                                                  
                                                      Warum nur – warum?                                                          
                
               

             Regen nichts als Regen.
            Mark starrte auf die Regentropfen, die an der Fensterscheibe des Wartezimmers in der Klinik,  herunter liefen.  Wie Tränen  – dachte er. Doch Tränen hatte er schon lange nicht mehr. Ein Meer davon hatte er schon vergossen. Und Maren seine Zwillingsschwester – sie hatte noch keine einzige Träne geweint. Wenn sie doch nur weinen könnte, wie der Himmel jetzt, dann würde es ihr gestimmt besser gehen, dachte er.

            Aber sie konnte wohl nicht. Konnte nicht weinen und konnte nicht  sprechen. Seid dem Unglückstag starrte sie nur noch vor sich hin. Teilnahmelos ließ sie alles mit sich machen. Sie tat alles was man von ihr wollte. Sagte man: Maren geh – dann ging sie, sagt man: Maren esse – dann isst sie, nur sprechen wollte oder konnte sie nicht.

           Wie oft hatte er sie angebettelt: „Maren sprich mit mir, Maren sag etwas. Was geschehen ist, ist geschehen. Wir können es nicht ändern, doch wir müssen uns jetzt zusammen reißen. Es wird schon irgendwie weitergehen, wenn wir nur zusammenhalten. Ich bin ja bei dir und werde es auch immer bleiben, das verspreche ich hoch und heilig.“
            Doch all sein bitten und flehen hatte nichts genützt, ja sogar als er einmal die Geduld verloren hatte und sie anschrie, „Maren es reicht, mach endlich den Mund auf und sag was du, du ..“,  hat Maren ihn nur angesehen und keine Miene verzogen. Egal was er auch tat, ihre wasserblauen Augen waren leer und sie war gefangen in ihrem Schmerz.

            Ihre Augen waren von er gleiche Farbe wie seine,  genauso wie sie beide hellblonde Haare hatten und sich sowieso sehr ähnlich sahen.  Seine ganze Liebe zu ihr und auch die Arbeit vieler Therapeuten konnten ihr nicht helfen. Seid dem Unfall,  bei dem sie beide Eltern verloren hatten, war sie abwesend und doch da.
            Vielleicht hätte sie  zu der Beerdigung mitgehen sollen. Vielleicht hätte sie dann geweint. Vielleicht  hätten wir nicht in den Urlaub fahren sollen, dann wäre der Unfall vielleicht nicht passiert. Vielleicht – vielleicht – vielleicht! dachte Mark.

            Es ist nun einmal passiert und nun warteten sie auf Tante Paula und Onkel Max. Tante Paula ist  die Schwester ihrer verstorbenen Mutter und nun würden sie bei ihnen wohnen. Onkel Max, ihr Mann, ist Architekt und verdient ein Schweinegeld, sie können es sich leisten zwei Vollwaisen aufzunehmen. Die beiden freuen sich dass sie nun Kinder haben, sagen sie.  Eigene Kinder habe der liebe Gott ihnen verwehrt.

Damals – damals ? überlegte Mark. Es ist ja noch gar nicht so lange her das ihre Eltern noch lebten, damals jedenfalls, haben Tante Paula und Onkel Max noch in der Stadt gewohnt. Sie haben ihren  zehn Jahre alten Neffen und ihre Nichte nach Strich und Faden verwöhnt. Ach was hatten sie oft Spaß, wenn Tante Paula und Onkel Max zu besuch kamen. Im Zoo sind Onkel Max und Pappi einmal wie die Gorillas gegangen und Tante Paula und Mammi haben so gelacht, dass ihnen die Tränen die Wangen herunter liefen. Er hört seine Mutter noch rufen: „Hört auf ihr zwei, mir tut schon alles weh vor Lachen.“ Auch daran, dass sie einmal fast aus dem Museum geworfen wurden, als Pappi und Onkel Max versuchten eine Statue nachzumachen und sie alle so gelacht haben das der Museumswärter angelaufen kam und sie bat leise zu sein oder das Haus zu verlassen., erinnerte sich Mark.
             Nach  dem Unfall ihrer Schwester und ihres Schwagers kauften Onkel Max und  Tante Paula  sich  ein Haus auf dem Lande. „Damit ihr viel Platz  und gesunde Luft bekommt, haben wir  uns ein Landgut in Jebel gekauft“  sagte Tante Paula bei ihrem letzten Besuch.



„ Ihr werdet staunen  wie schön das nun bei uns  ist. Wir haben ganz viel Platz für euch, ihr müsst nicht mehr in so einem kleinen Gästezimmer schlafen wie früher. Jeder bekommt ein eigenes Zimmer mit Bad, ein gemeinsamer Raum ist für euch zwei auch noch vorhanden, sozusagen als Gemeinschaftsraum. Wir haben einen Pool und eine Sauna und euer Onkel hat ein eigenes Studio. Das Grundstück ist riesig, ein kleiner Wald mit einer Hütte darin gehört auch dazu. Es gibt dort viel zu entdecken und Maren wird wieder aufleben an der frischen Luft.“

Und nun müssen wir in dieses Kuhdorf ziehen, dachte Mark. Ohne seine geliebte Turnerriege, ohne Marens Ballettschule, ohne Kino, ohne  ihre Freunde und vor allen ohne Ärzte und Therapeuten.. Wer soll da Maren zurückholen, sie kann doch nicht ewig so isoliert bleiben. Doch warum meckern, sie hatten ja noch Glück im Unglück sie mussten nicht in ein Heim oder zu fremden Pflegeeltern und konnten, das ist das Wichtigste, zusammen bleiben. Er hörte wie hinter ihm die Tür aufging und drehte sich vom Fenster weg.
„Hallo Mark, du hast wohl schon nach uns Ausschau gehalten. Tut uns leid dass ihr warten musstet, aber das Wetter hat uns aufgehalten. In der Stadt ist eine Ampel ausgefallen und der Verkehr staute sich endlos. Dann konnten wir keinen Parkplatz finden und zu guter letzt wusste Onkel Max nicht mehr wo er der Schirm gelassen hatte.“ Tante Paula kam auf Mark zu und nahm ihn in den Arm.
„Wo ist Onkel Max?“ wollte Mark wissen.
„Der ist in der Verwaltung und erledigt die Formalitäten, sowie er kommt kann es losgehen. Wo ist Maren?“
„In ihrem Zimmer.“
„Na dann lass uns Packen und dann nichts wie weg aus diesem Krankenhaus. Wird Zeit dass ihr wieder normale Luft atmet.“
„Ich habe schon alles eingepackt, auch die Sachen von Maren stehen schon parat“ sagte Mark.
„Guter Junge“ meinte Tante Paula, „komm las uns zu ihr gehen.“

Maren saß in ihrem Zimmer und starrte wie immer vor sich hin, als Mark und Tante Paula das Zimmer betraten.
„Hallo Maren mein Schatz, wir sind da um euch nach Hause zu holen.“ Tante Paula nahm Maren in den Arm aber die zeigte keine Regung. „Freust du dich denn gar nicht dass du nun raus kommst aus diesem Gemäuer?“
„Na das wird schon noch kommen“ sagte Onkel Max, der plötzlich in der Tür stand. „Lass sie erst einmal die frische Landluft schnuppern.“
             Sie nahmen all ihre Sachen und nun ging es los Richtung neues Zuhause.



                                                 





                                                               In Jeebel


             Maren und Mark waren nun schon zwei Wochen in ihrem neuen Zuhause. Tante Paula und Onkel Max versuchten ihnen die Eltern zu ersetzen so gut es ging. Sie erfüllten ihnen ihre Wünsche wenn es machbar war, Mark fuhr sogar einmal die Woche in die Stadt zu seinem Turnverein. Dort traf er seine alten Freunde und ehemaligen Klassenkameraden. Nach den Ferien würde er wohl die Klasse wiederholen müssen. Er war zu lange nicht in der Schule gewesen und würde den Stoff nicht aufholen können, aber das war nicht so schlimm. Schlimm ist das Maren wohl nicht mit in die Schule konnte. Aber bis dahin ist ja noch Zeit und vielleicht geschieht ja noch ein Wunder.

            Denn alles war bestens, nur Maren nicht. Sie saß immer nur in ihrem Sessel, starrte vor sich hin und zeigte keine Regung. Wenn Mark sie aufforderte mit ihm spazieren zu gehen, ging sie mit, doch es war so als ob ein Roboter ihm folgte. Er musste ihr alles sagen: komm mit, setz dich, esse das oder trinke das aus. Maren tat alles was ihr Bruder sagte, doch Mark war unglücklich. Ihm wäre es lieber, sie würden sich ab und zu streiten, nur damit er ihre Stimme wieder hört.

            Weil die Sonne so schön schien und die Luft voller Blütenduft war, saßen die Kinder draußen auf der Terrasse. Von hier hatte man einen schönen Blick in den wundervollen Garten. Onkel Max hatte ihn von einem Landschaftsgärtner anlegen lassen. Zwischen Rosen und Lavendel, blühten Malven und Rittersporn. Lilien reckten ihre kräftigen Blüten der Sonne entgegen und ihr Duft erfüllte die Luft.
           Überall schwirrten bunte Schmetterlinge, in den Zweigen der Büsche und Bäume sangen die Vögel.
 
Maren schien diese Herrlichkeit gar nicht zu sehen, Mark schaute sie traurig an.
„ Komm, heute schauen wir uns einmal die alte Hütte in dem Wäldchen an“, sagte er plötzlich zu Maren.

Er stand auf und ging voraus, Maren lief artig hinterdrein. Durch das Gartentor und über die Brücke des kleinen Baches. Dort blieben sie einen Augenblick stehen. Mark sah sich die Stichlinge und die kleinen Flusskrebse an, die sich in dem warmen, klaren Wasser tummelten. Dann gingen sie weiter in die Richtung des kleinen Wäldchens.

Sie waren noch gar nicht so lange gelaufen da konnten sie schon das Dach der Hütte zwischen den Bäumen sehen. Als sie dort ankamen stellten sie fest dass die Hütte ein kleines Häuschen war. Die Fenster waren mit Brettern zugenagelt. Mark versuchte durch die Ritzen in Innere zu sehen doch es war zu dunkel da drinnen.
„Ich will mal schauen ob man irgendwo hinein gehen kann“ sagte er zu Maren.
             Er ging um das Haus herum und fand die Tür, doch sie war verschlossen oder einfach nur verklemmt.
„Soll ich versuchen sie zu öffnen?“ fragte er Maren, doch die zeigte keine Regung. Mark rüttelte am Türgriff, nichts.
„Vielleicht hilft es ja wenn ich mal dagegen stoße“ Tatsächlich nach einem kräftigen Schubs ließ sich die Tür öffnen. „Komm Maren, wir wollen mal sehen was da so alles drin ist.“ Maren ging hinter Mark in die Hütte.

             Innen war es staubig und voller Spinnengewebe. Alte kaputte Möbel und Kisten standen überall herum. Ein wackeliger Tisch stand in der Mitte, bedeckt mit einer dicken Staubschicht. Ein halbwegs heiler Stuhl stand davor, einer mit nur noch drei Beinen lag auf der anderen Seite. An der Rückwand stand ein Bett, die Matratze war zerrissen und die Füllung aus Heu quoll heraus.
Ganz hinten in der Ecke stand ein riesiger Rahmen, das muss mal ein Spiegel oder ein großes Bild drin gewesen sein, meinte Mark und zeigte ihn seiner Schwester.
„Schau mal, da steht eine alte Truhe, ob da wohl noch was drin ist?“
 Er kletterte über alte Kisten und Balken um an die Truhe  zu gelangen, die neben dem Rahmen an der Wand stand. Maren kletterte hinterher.
Mark hob vorsichtig den Deckel der Truhe an. Es knarrte schauerlich. Er schaute hinein.
„Schade, nichts drin“ Er ließ den Deckel fallen.
- Rumms - 
  Maren trat vor Schreck einen Schritt zurück, dabei stolperte sie plötzlich und fiel in den Rahmen. „Ist dir was passiert?“ fragte Mark, der aus dem Augenwinkel sah wie sie  stolperte,  „hast du dir etwas getan?“  Das er keine Antwort bekam verwunderte ihn nicht, Maren sprach ja schon lange nicht mehr, doch wo war sie? Maren war nicht mehr zu sehen. „Maren, wo steckst du?“ rief er ganz erschrocken. Wo kann sie nur sein, sie war doch eben noch da?  Ob sie auf ein morsches Brett gefallen und in den Keller gerutscht ist überlegte er aber er konnte kein Loch sehen. „Maaaren, Maaaren, gib ein Klopfzeichen, damit ich weiß wo du bist!“
 Mark geriet langsam in Panik, er rief sie noch einmal so laut er konnte und hielt den Atem an und tatsächlich, er konnte etwas hören. Maren rief ihn. Sie war ganz leise zu hören und er hatte das Gefühl sie sei ganz weit weg. Doch wo war sie? Da rief sie wieder und er konnte es fast nicht glauben was ihm da zu Ohren kam. Er hatte Marens Stimme nun so lange nicht mehr gehört und jetzt sang sie. „Maren, Maren wo bist du“ er rief sie immer wieder doch er konnte sie nirgends entdecken. Ob es hinter dem Rahmen eine Geheimtür gab? Mark trat in dem Rahmen



                                               
                                               Im Spiegelland                                   

               
                                          
 Plötzlich stand er auf einer Blumenwiese. Maren saß nicht weit von ihm entfernt in   der Hocke und rief: „Mark komm einmal schnell her und schau dir das an, hast du so etwas schon einmal gesehen?“ Sie hielt ihm die flache Hand hin.   Auf der Hand stand ein Pferd!  Ein lebendes Pferd, so klein wie ein Grashüpfer!
 Mark traute seinen Augen nicht, was war dass den. Maren lachte:  „Schau nur die kleinen Pferde und Kühe überall.“
„Maren du sprichst ja wieder, oh Maren wie schön. Ich bin so glücklich deine Stimme wieder zu hören, das glaubst du gar nicht.“
 Mark freute sich so sehr, dass Maren wieder sprach und fröhlich war, dass er gar nichts um sich herum wahrnahm. Das wollte er gleich Tante Paula und Onkel Max                   erzählen und lief los. Doch wohin? Die Hütte war nicht mehr da und auch alles  andere war ihm fremd. „Wo sind wir hier, weißt du es Maren?“ fragte er sie.
          „Ist doch egal, es ist so wunderschön hier.“
„Was ist das für eine komische Gegend hier? Wieso sind die Tiere so klein, so was gibt es doch gar nicht. Und wo geht es nach Hause?“
„Das weiß ich auch nicht, ich will auch gar nicht nach Haus.“
„Komm wir müssen die Hütte suchen, dann finde ich den Weg. Wir suchen in dieser Richtung, denn dort hinten ist es nebelig und als wir von zu Hause losgingen schien die Sonne. Also hier entlang.“
„Ich nehme aber zwei Pferdchen mit, wenn ich schon mit muss.“

Mark nahm Maren an die Hand und sie marschierten los. Er wusste auch nicht  wohin, doch irgendetwas musste er ja tun.
Maren schrie immer wieder entzückt auf: „Schau einmal Mark, dort die winzigen Tiere, ach sind die Schafe niedlich! Mark pass doch auf, du hättest beinnahe auf einen Hasen getreten! Sieh mal die Schmetterlinge sind hier so groß wie zu Hause die Essigfliegen, ach wie hübsch!“
Mark hatte jedoch keine Augen für die Schönheit der Natur, er machte sich Sorgen wegen des Rückweges.
 „Dort hinten scheint die Wiese zu Ende zu sein, ein dunkler Streifen war zu sehen. Vielleicht ist dort ein Weg oder eine Straße?“

 Doch je näher sie dem dunklem Streifen kamen, umso deutlicher war zu sehen dass sie auf einen Wald zugingen.
„Schau mal Mark“ lachte Maren „dort sind ganz kleine Bäume!“
Tatsächlich nun konnte er es auch erkennen. Dicht vor ihnen war ein Wald mit Bäumen die nicht höher waren, als er. Doch standen dort keine jungen Bäumchen, sondern alte ausgewachsene Eichen und Tannen.
„Hier müssen wir richtig sein. Die Hütte stand in einem Wäldchen. Pass auf gleich haben wir sie gefunden,“ wollte Mark Maren trösten, aber die braucht keinen Trost. Sie fand alles um sich herum wunderschön.
 
Sie waren schon eine ganze Zeit durch den Wald gegangen als Maren plötzlich sagte:“ Wir laufen im Kreis herum!“
„Woher willst du das wissen?“
„Wenn wir in die eine Richtung gehen werden meine Pferdchen größer, in der anderen Richtung werden sie kleiner. Sie haben nun schon dreimal die Größe gewechselt.“
„Du spinnst doch! Pferde die die Größe wechseln.“ Kaum hatte Mark das ausgesprochen hätte er sich am liebsten auf die Zunge gebissen, denn Maren war dem weinen nahe. Ich bin ein Idiot dachte er, statt mich zu freuen dass Maren wieder die alte ist, pflaume ich sie an.
„Ist schon in Ordnung Maren, ich glaube dir ja. Sag wo wir lang müssen!“
Maren ging stumm voraus und tatsächlich jetzt kam es auch Mark so vor als ob die Pferdchen größer wurden. Und nicht nur die Pferde sondern auch die Bäume wurden größer.
„Wo sind wir hier nur?“ fragte er, „das ist doch nicht normal dass das alles mal so klein ist und dann wieder größer wird.“
„Im Spiegelland“
„Wo?“ fragte Mark, „was hast du gesagt Maren?“
„Ich habe gar nichts gesagt“
„Aber ich habe doch etwas gehört“
„Das war nicht Maren und ich habe gesagt dass ihr im Spiegelland seid!“ 
„Wer bist du, und vor allen Dingen, wo bist du?“
„Na hier unten, pass auf das du nicht auf mich trittst.“
Mark schaute nach unten,  Maren ging in die Hocke, ließ die Pferdchen herunter  und nahm ein kleines Männchen in die Hand.
„Guten Tag, darf ich mich vorstellen, mein Name ist  illiW und ich komme aus frodsetzteL.“
„Was bist du denn für ein Winzling? Ich glaube ich träume. Maren zwick mich mal, das kann doch nicht wahr sein.“ Mark bekam den Mund nicht wieder zu. So etwas gab es doch nur im Film, das konnte nicht real sein.
„Doch, das ist wahr. Du bist im Spiegelland, wie du allerdings hier her gekommen bist ist mir ein Rätsel“ erwiderte der Kleine.

 illiW war ein bisschen  beleidigt, schließlich war er unter seinen Leuten ganz und gar kein Winzling sondern ganz normal groß. Er hatte zwar rote lange Haare, die bis auf seine Schultern fielen und seine Nase war auch etwas größer und dicker als normal, aber sonst war nichts Besonderes an ihm.
Maren fand das alles nicht ungewöhnlich, sie schaute illiW an und fragte: „Sag einmal, ist frodsetzteL eine Stadt oder ein Dorf?“
„Es ist ein Dorf und wie der Name schon sagt das letzte Dorf vor dem Unerkennbaren. So nun lass mich mal wieder herunter, am besten du setzt mich auf den Felsen dort ab.“ Maren ließ den Kleinen auf den großen Stein klettern, der neben ihrem Fuß lag.
„Was ist den das Unerkennbare?“ wollte Mark wissen, ihm war das alles nicht ganz geheuer.
„Na eben das Unerkennbare! Es ist eine Gegend in die niemand geht, weil man dort nichts mehr erkennen kann. Alles ist verschwommen und wenn man dort hin geht, verschwimmt man auch. Dort ist nichts und wer dort hinein geht  kommt vielleicht nie wieder zurück“ belehrte sie der Kleine und er warnte sie: „also wenn ihr auf einer Wiese seid und hinter dieser Wiese, auf der alles winzig klein ist, so eine Gegend kommt in der ihr nichts mehr richtig erkennen könnt, dann dreht euch schnell um und geht den gleichen Weg wieder zurück, sonst seid ihr verloren.“
„Wir wollen nicht irgendwo hin, wir wollen nach Hause“ sagte Mark. „Kannst du uns sagen wie wir nach  Jeebel kommen?“ wollte Mark wissen.
„Jeebel-? Jeebel? Habe ich noch nie gehör. Also das liegt bestimmt nicht im Spiegelland, ich kenne hier fast alle Orte und von dem habe ich noch nie gehört. Aber ihr seht auch so aus als wenn ihr vom Außenland kommt, so groß wie ihr zwei seid, könnt ihr entweder nur  Nahewohner sein oder ihr seid aus dem  Außenland. Kommt erst einmal mit ins Dorf, dort kann man euch vielleicht weiterhelfen!“


Maren nahm den Kleinen wieder in die Hand. Von dort oben zeigte ihnen illiW die Richtung in die sie mussten und sie marschierten los. Nach ein paar Schritten musste sie ihn aber schon wieder herunter lassen, denn er war zu groß und zu schwer für sie geworden. Bald konnten sie das Dorf sehen. Es war komisch, auch das Dorf schien rasendschnell zu wachsen, je näher sie kamen, umso größer wurde es.
„Wie kommt es das du so schnell gewachsen bist?“ wollte Maren von illiW  wissen, er war inzwischen so groß wie ein Schimpanse.
„Das ist normal bei uns, je näher wir dem Zentrumspiegel kommen, je größer werden wir. Der Zentrumspiegel liegt wie der Name schon sagt im Zentrum unseres Landes. Er steht auf einem großen Turm, der zu einem großen Palast gehört und wird von Woogoow bewacht. Woogoow ist der jetzige Herrscher in Spiegelland. Es ist wie mit jedem Spiegel, je näher man an den Spiegel heran tritt, umso größer wird das Bild. Hier ist es genauso, je dichter wir dem Spiegel kommen umso größer werden wir. Früher war das einmal anders, da gab es noch fünf Außenspiegel, doch die hat Woogoow zerschlagen und sich dann zum Herrscher ernannt. Damals war alles so groß wie es heute nur noch im Zentrum ist, die Außenspiegel haben die Entfernungen ausgeglichen. Doch nun sind sie zerstört, ihre Hüter und zugleich unsere Weisen müssen sich verstecken damit Woogoow`s Männer sie nicht bekommen. Sie verbergen sich in der Entferndgegend, dort sind sie so klein das die Woogoowmannen sie nicht entdecken können. Die Woogoowmannen können sich vom Zentrum entfernen so weit sie wollen ohne kleiner zu werden, weil sie von Woogoow eine Spiegelscherbe bekommen haben und so lange sie die bei sich tragen behalten sie immer ihre normale Größe.  - Doch schaut wir sind im Dorf angelangt.“ 

Vor ihnen lag ein Dorf dessen Häuser so klein wie Hundehütten waren. Die Leute die ihnen aufgeregt entgegenkamen waren genauso groß wie illiW. Sie schauten Mark und Maren böse an und schimpften mit ihrem kleinen Freund.
„Warum bringst du die Nahewohner zu uns? Was soll das und was wollen die hier? Das sind Spitzel, die können nur so groß sein wenn sie eine Scherbe haben.“
       „Regt euch ab Leute, das sind keine Nahewohner.“
  „Spinn nicht rum, illiW. Wir sehen was wir sehen oder meinst du, du   könntest uns   täuschen?“
„Schauen die aus wie Woogoowmannen? Ich bin ihnen auf der Wiese begegnet, es sind Kinder von Außenland und sie wissen selber nicht wie sie hierher gekommen sind.“
„Das ist richtig“ sagte Mark. „Ich heiße Mark und das ist meine Schwester Maren, kennt einer von ihnen den Ort Jeebel? Dort wohnen wir nämlich.“
dreG, der Dorfälteste  trat hervor. „Sagt mir wie alt ihr seid!“
„Wir sind 10“ antwortete Maren.
„OOOOH“ erschall es im Chor.
„Was ist daran so ungewöhnlich?“ wollte Mark wissen.
„Nun“, meinte dreG  „es scheint so als ob es stimmt dass ihr vom Außenland kommt. Bei uns gibt es keine Zwillinge und dass ihr Zwillinge seid sieht man ja. Der Herrscher lässt von jedem Zwilling einen töten weil er Angst vor ihnen hat. Ich glaube wir müssen  Anna informieren. falO du rennst zu Anna und berichtest was hier vorgefallen ist.“
Gerade als der kleine Junge, der mit falO angesprochen wurde, loslaufen wollte kam eine alte Frau hinter einem Baum hervor.
„ Es ist nicht nötig dass ihr nach mir schickt, ich habe alles mitbekommen. Es ist richtig was illiW euch erzählt hat, ich habe gesehen wie die Kinder auf der Wiese erschienen sind. Heimlich bin ich ihnen gefolgt. Es sieht so aus als ob die Prophezeiung sich erfüllen soll, es wurde ja auch höchste Zeit.“

Sie wendete sich Mark und Maren zu.
„Guten Tag Mark. Guten Tag Maren, ich bin Anna die Hüterin des Außenspiegels der Menschen und eine der fünf Weisen. Schön das ihr endlich da seid.“
  „Was für eine Prophezeiung und warum lässt der Herrscher Zwillinge töten?“         wollte Mark wissen. „Das erzähle ich euch wenn wir uns gestärkt haben. Ihr seid doch bestimmt auch hungrig und durstig, nicht war. dreG lass etwas zu Essen und zu Trinken für unsere Gäste und mich beschaffen“ ordnete Anna an.
 Dann gingen sie auf den Dorfplatz. Da sie keine Stühle hatten die groß genug waren, damit sich Mark und Maren setzen konnten, hatten die Dorfbewohner dort mehrere Decken ausgelegt und luden die Zwillinge ein, sich darauf niederzulassen. Eifrig waren einige von ihnen dabei zwei Eimer auszuwaschen, die als Becher für die Kinder dienen mussten. Andere schleppten Lebensmittel aus ihren Häusern herbei.

Anna setzte sich zu den Kindern. Maren und Mark fanden es lustig, Äpfel zu essen, die so groß waren wie Cocktailtomaten. Eier von der Größe einer Weintraube und die ganzen Brote waren nicht viel größer als zu hause die Brötchen. Plötzlich wurde Maren am Ärmel gezupft. Sie drehte sich um und schrie vor  Schreck laut auf. Hinter ihr stand ein Wesen wie sie noch nie eines gesehen hatte. Es war etwas kleiner als sie es war. Hatte braunes Fell und eine kunterbunte Latzhose an. Riesig große Füße schauten aus den Hosenbeinen hervor und auch seine Hände waren mächtig groß. An den Fingern hatte das Wesen lange Krallen, ebenso wie an den Zehen. Das komischste aber war dass die Kreatur zwei verschiedene Augen hatte. Ein grünes und ein blaues Auge schauten die Kinder freundlich an.
„Was ist das denn?“ entfuhr es Maren und sie sprang schnell auf.
„Du brauchst keine Angst zu haben“ sagte illiW lachend. „Darf ich vorstellen: Das ist Summus, ein Solosum. Leider wohl der Letzte seiner Art. Summus ist sehr freundlich und er scheint euch zu mögen.
Summus sah illiW an und fing an zu summen, dann setzte er sich zu Mark auf die Decke. Maren nahm auch wieder Platz. Die Kinder merkten gleich, das Summus etwas von dem Essen abhaben wollte und sie gaben ihn eines der Brote und ein paar Eier.
„Versteht er wenn wir ihm etwas sagen?“ wollte Mark, der das Wesen interessiert anschaute, wissen.
illiW lachte, dann sagte er: „Er versteht nicht nur alles, er kann sogar sprechen. Das tut er aber nur zu Leuten die er besonders mag oder wenn es unbedingt notwendig ist. Das Summen ist bei ihm entweder ein Ausdruck des Wohlbehagens oder er summt wenn er aufgeregt ist. Im Moment fühlt er sich sehr wohl. Er mag euch.“
„Wieso ist er der letzte seiner Art?“ wollte Maren wissen.
„Die Solosum vermehren sich sehr spärlich. Es gab immer nur zwei Pärchen im Spiegelland. Das eine ist leider vor langer Zeit bei einem Unfall gestorben und Summus Frau ist verschwunden. Keiner weiß wo sie steckt. Als ich euch vorhin auf der Außenwiese fand, war ich mal wieder, wie schon so oft, dort um nach ihr zu suchen.“
„Das ist ja traurig“ fand Maren und Mark pflichtete ihr bei.
Summus legte seinen Kopf in Marens Schoß und ließ sich von ihr kraulen.
„Er hat ganz weiches Fell“ stellte sie fest.
Summus summte leise vor sich hin.

Nach dem die Dorfbewohner das übrig gebliebene Essen abgeräumt hatten, setzten sie sich zu ihnen. Dann erklärte Anna. „Das mit der Prophezeiung ist so: Ein Weiser aus uralten Zeiten hat einmal eine Steintafel gefunden. Auf der stand geschrieben, dass wenn einmal ein böser Herrscher das Spiegelland regiert, seine Macht nur von Zwillingen, die von außen kommen, gebrochen werden kann. Darum hat Woogoow nie beide Zwillinge in seinem Land am leben gelassen und nun glaube ich dass ihr diese Zwillinge seid, die uns verheißen wurden und die uns von unserem schweren Los befreien könnten.“     
 
Die kleinen Dorfbewohner um sie herum nickten eifrig mit den Köpfen und klatschten in die Hände.
„Ssssch“ machte Anna „es darf niemand wissen dass sie da sind, sonst sind sie in größter Gefahr. Woogoow würde alles tun, um die Zwillinge zu töten und wir wissen weder ob sie uns helfen wollen, noch ob sie es können. Auch wie es zu geschehen hat wissen wir noch nicht.“
„Natürlich werden wir euch helfen, nicht wahr Mark“ sagte Maren.
„Haben wir denn eine andere Wahl?“ fragte er „wir wissen ja nicht einmal wie wir wieder nach Hause kommen können. Wissen sie es Frau Anna?“
„Nun wie ich schon sagte, bin ich die Hüterin des Außenspiegels der Menschen. Woogoow hat vor langer Zeit alle Außenspiegel zerstört, um an die Macht zu kommen. Ich hatte aber immer schon den Verdacht, dass der Außenspiegel der Menschen nicht ganz zerstört wurde. Ab und zu sind nämlich ein paar Kleinigkeiten auf der Wiese gelandet. Eicheln, Blätter, Grashalme und Holzsplitter, zu groß um ins Spiegelland zu gehören.“
„Mensch Maren bist du in den Spiegelrahmen gefallen als du gestolpert bist? Ich bin jedenfalls durch ihn gegangen um dich zu suchen“ rief Mark ganz aufgeregt.
     „ Ja kann schon sein, ich weiß es aber nicht mehr genau.“
„Dann brauchen wir doch nur den Spiegelrahmen zu suchen und schon sind wir wieder zu Hause.“
„Nun so einfach ist es leider nicht.“ widersprach Anna. „Ich habe mir schon gedacht dass Woogoow nur das Glas zerstört hat und der Rahmen noch heile ist. Wahrscheinlich hatte er keine Zeit, um den Rahmen auch noch zu zerschlagen. Doch bedenkt –auch wenn wir den Rahmen finden würden, er ist nun so klein dass ihr nicht mehr hindurch passt.“
„Mist, stimmt ja“ Mark schaut ganz entsetzt „ wie kommen wir denn jetzt nur in unsere Welt zurück?“
„Ich muss mich mit den anderen Hütern besprechen wie euch zu helfen ist. Wärest denn du auch bereit, uns zu helfen Mark?“ wollte Anna von ihm wissen.
„Nun ja, wenn man damit zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen kann, warum nicht.“
  „Schlagen? Wieso willst du jemanden schlagen? Und zwei Fliegen mit einer    Klappe? Was heißt das?“ wollte illiW wissen.
„Das heißt soviel wie, wenn damit beiden Parteien geholfen wird oder man zwei Sachen in eins erledigen kann“ erklärte Mark „Hoffentlich ist es nicht zu gefährlich. Ich möchte nicht, dass Maren etwas zustößt.“
„Ungefährlich ist es jedenfalls nicht“ meinte Anna „denn schon allein eure Anwesenheit hier ist für euch gefährlich und so schnell kommt ihr hier nicht wieder weg. Andererseits könnt ihr nicht ewig hier bleiben. Wir könnten euch nicht lange ernähren und verstecken könnt ihr euch hier auch nirgendwo. Darum müssen wir einen von euch etwas verändern, zum Beispiel die Haare färben und ein paar Sommersprossen aufmalen, damit man nicht gleich erkennen kann dass ihr Zwillinge seid.  Am besten wäre es bei dir, Mark. Dann müssen wir uns mit den anderen drei Weisen treffen und herausfinden was zu tun ist.“
„Sagtest du nicht ihr seid fünf Weise?“ fragte Maren.
„Das ist richtig, Woogoow war auch einer von uns.“
„Sind sie auch Hüter oder sind dass noch andere Leute?“  wollte Mark wissen „und wenn ja, was behüten denn die?“
„Ja es sind auch Hüter“ beantwortete Anna ihre Fragen. „Da wäre Otto, er war der Hüter des Spiegels zum Zwergenland. Immi bewachte den Elfenspiegel und  Ukku den  Feenspiegel. Der Fünfte Hüter war Woogoow, er bewachte den Riesenspiegel.“
„Warum mussten die Spiegel überhaupt bewacht werden?“ wollte Maren wissen.
„Zu aller Schutz, “ erklärte Anna, „damit nicht jeder unbeobachtet von einer in die andere Welt gelangten konnte, das hätte nur Unheil gebracht. Früher einmal vor ewigen Zeiten haben unsere Leute oft die Außenwelten besucht und sie waren auch in eurer. Man hatte ihnen übel mitgespielt. Damals hat man beschlossen dass niemand mehr unbemerkt in die Außenwelt darf und hat fünf Hüter der Spiegel ausgesucht.  Es war auch ihre Aufgabe niemand in unsere Welt zu lassen.“
„Wenn Woogoow Hüter und Weiser war, warum ist er denn so ein schlimmer Herrscher geworden und warum hat er die Spiegel zerstört, die er doch eigentlich behüten sollte“ interessierte Mark.
„Ich weiß es nicht genau, vielleicht hat es schon immer in ihm geschlummert und es hat keiner gemerkt als er zum Weisen gewählt wurde. Vielleicht kam es auch durch den Umgang mit den Riesen, die sind sehr zänkisch und immer schon herrschsüchtig gewesen. Eventuell ist es auch beides zusammen. Jedenfalls hat es keiner rechtzeitig bemerkt und so konnte es auch niemand verhindern“ sagte Anna. 
„Und wie kommen wir nun zu den anderen drei Hütern?“ fragte Maren.
„Das ist ein Problem, wir müssen durch das Zentrum. Man kann nicht drum herum gehen. Links von uns sind die Sümpfe und rechts sind die Glasberge. Zwischen dem Dorf vom Feenland und dem Dorf zum Riesenland liegt das Tiefblauemeer und der Gruselwald liegt ein Stück weiter. Ein großer Fluss durchteilt Spiegelland in zwei Hälften, die einzige Brücke gibt es im Zentrum. Wir müssen zwar nicht in die Stadt um in das Feendorf zu kommen aber auch schon ihre Nähe ist gefährlich.“
„Gibt es dort wirklich Feen?“ wollte Mark wissen.
„Nun es heißt so, weil dort in der nähe der Feenspiegel steht. Ganz früher in der Uraltzeit, als die Völker noch friedlich miteinander lebten, gab es im Spiegelland alle Wesen die vorkommen. Es heißt dass das Spiegelland erst von den Volkern erschaffen wurde. Doch die Menschen haben sich stark vermehrt und sich überall schnell ausgebreitet. Sie besiedelten alles fruchtbare Land. Sie wohnten vor dem Feenpalst, in den Lichtungen des Elfenwaldes, spazierten durch die Gänge der Zwergenhöhlen und machten nicht einmal vor dem Gebiet der Riesen halt. Das gefiel den Völkern nicht und so trafen sie sich dort wo ihre Gebiete zusammentrafen, es war genau dort wo heute das Zentrum, die Stadt Nahe,  ist. Sie beschlossen den Menschen ihr eigenes Reich zuzuweisen und jeder musste ein Stück von seinem Land dafür hergeben.  Es kamen aber immer mehr Menschen in das neu geschaffene Land, denn es war ein wunderschönes und fruchtbares Land. Die Menschen, die dort schon geboren waren beschwerten sich, es wurde zu eng. Bald hätten sie keinen Platz mehr und nichts mehr zu essen, denn alle Felder waren schon mit Hütten bebaut. Es gab keine Ackerfläche mehr, also konnten sie kein Getreide säen und keine Früchte anbauen. Da baten sie die anderen Völker um Hilfe. Es wurde eine Grenze geschaffen, das Unerkennbare, dass das ganze Siegelland umschließt, nur die schon im Zentrum geborenen durften im dem neuen Land bleiben. Doch das war auch nicht dass richtige, denn viele Menschen waren mit Feen, Elfen und auch mit Zwergen befreundet. Also baute die Zwerge die Spiegeltore, damit die Völker ins  Menschengebiet gelangen konnten ohne dass die Menschen in ihr Gebiet kamen. Die Riesen brachten  die Tore zu ihren Standorten, die Feen sprachen ihren Zauber aus und die Elfen wählten die Hüter aus. Nur die Hüter wussten, was es mit den Spiegeln auf sich hatte. Die Spiegel wurden in den Häusern der Hüter aufgestellt und wenn, zum Beispiel, ein Mensch in das Feenreich wollte, dann konnte er sich bei dem Hüter melden. Ließ dieser sie hindurch waren sie im Feenland. Nun war es aber durch die Spiegel zu einem Effekt gekommen mit dem keiner gerechnet hatte. Wie das mit Spiegel nun mal so ist, ist alles was dicht dran ist groß und alles was weit weg ist, ist klein. Es war genau umgekehrt wie es heute ist, alles im Zentrum war klein und außen war alles groß. Man rief die Oberhäupter der Völker zusammen und die beschlossen einen runden Spiegel in der Mitte des Landes aufzustellen. Die Zwerge bauten also einen runden Spiegel und so war das Gleichgewicht wieder hergestellt. Immer wenn es Probleme gab wurden nun die Hüter gefragt und bald wurden sie die Weisen genannt. So es ist schon spät, unsere Freunde die Dorfbewohner haben euch ein Lager in ihrer größten Scheune gebaut, dort könnt ihr euch ausschlafen. Ich muss noch einmal zu meiner Hütte gehen und einiges einpacken, bevor wir morgen in der Dämmerung loswandern. Ich bin rechtzeitig wieder hier.“
Anna stand auf und ging. illiW zeigte ihnen ihren Schlafplatz. Es war eine Scheune voll Heu in der viele Decken ausgebreitet waren. Mark und Maren kuschelten sich dort ein. Summus kam mit so leisen Schritten, die man seinen großen Füßen gar nicht zutraute, angeschlichen und legte sich zwischen die Kinder. Bald waren alle  eingeschlafen.


                                                     
                                                     


                                                              





                                                             Hexenpech    




Auf der Insel im Moor zankten sich die Hexen. Klurisa hatte in ihre Hexenbrühe geschaut und danach ganz aufgeregt nach ihren Gefährtinnen gerufen. „Schaut mal was der Kessel sagt“ rief sie mit zitteriger Stimme. Lamina und Hixel kamen, so schnell es ihre  Füße zuließen, angelaufen. „Oh, das gibt es doch gar nicht. Zwillinge im Spiegelland und das jetzt, “ kreischte Lamina. „Wo kommen die denn auf einmal her?“ wollte Hixel wissen, „deine Brühe spinnt, Klurisa. Zwillinge, pah. Das hätten wir doch schon längst mitgekriegt, wenn hier Zwillinge bebohren wären.“
„Meine Brühe ist in Ordnung, du dummes Weib. Die können nur aus dem Außenland komme. Sieh doch, sie sind viel größer als die Dörfler.“
„Stimmt“ meinte Lamina, „so groß wie die Stadtleute. Aber wenn sie aus der Stadt wären, würde Woogoow sie kennen und das ist genau so unwahrscheinlich, wie du hübsch bist.“
„Ich sag ja, deine Brühe spinnt. Kinder aus dem Außenland, wie sollten die wohl hier her kommen?  Du hast wohl mal wieder ein paar Zutaten vergessen. Wäre ja nicht das erste Mal. Ich sag nur – Elfentochter -!“ Hixel feigste sich eins.
„Da war ich noch sehr jung, du alte Schabracke. Das musst du mir nicht hundert Jahre vorhalten. Du tust ja gerade so als ob dir noch nie ein Malheur passiert wäre. Außerdem ist es doch wohl deine Schuld dass wir hier festsitzen. Wer wollte denn unbedingt über das Spiegelland regieren und dass die Völker ihren Einfluss verlieren. Du  wolltest  einen Krieg zwischen den Elfen und den Zwergen angezettelt.“
„Hätte ja auch beinahe geklappt.“ sagte Hixel kleinlaut. „konnte ja nicht ahnen dass die Feen mich durchschaut hatten. Wenn die sich nicht eingemischt hätten und ich die Riesen noch dazu geholt hätte, hätten sie sich alle gegenseitig umgebracht. Pech!“
„Hätte, hätte, hätte, wenn ich das schon höre. Die Feen sind eben schlauer als du, du dumme alte Wachtel. Und nun sitzen wir hier fest. Aber Woogoow wird uns hier wieder herausholen. Er hat es uns versprochen. Vielleicht ist die Zeit gekommen und diese Kinder sind unsere Befreiung und ich, Klurisa werde die Beraterin von Woogoow.“  Lamina setzte sich auf einen Torfhaufen und jammerte. Hixel verzog sich in ihre Hütte und sperrte die Tür ab.
„Hör auf zu greinen, Lamina. Wenn ich erst neben Woogoow sitze, werde ich schon dafür sorgen dass es dir nicht schlecht ergeht.“
„Das ist doch nicht der Grund warum ich heule, Klurisa“, jammerte sie. „Wir können Woogoow keine Nachricht schicken. Hixel hatte die Nase voll von den  Echsen und Fröschen. Sie wollte mal wieder etwas Ordentliches essen, darum hat sie  die drei Krähen gebraten.“
„Waaaaas?“ Klurisa schrie so laut, das man es im Dorf der Torfstecher hören konnte. Sie rannte zur Hütte von Hixel. „Komm raus du Ungeheuer, ich schlage dich zu Brei. Unsere einzige Chance hast du zunichte gemacht. Ich, ich, ich werde dich, oh ich könnte, oh ich werde. Na mir wird schon was einfallen. Aber dann gnade die der Teufel.“
„Was machen wir denn jetzt?“ jammerte Lamina.
„Wir können nur abwarten, vielleicht kommt ja ein Mädchen ins Moor und wir können es fangen. Die würden wir dann nicht behalten, sondern für seine Freiheit müsste es dann zu Woogoow gehen und ihm sagen das wir keine Nachricht schicken können, weil diese dumme Nuss zu blöd ist und die einzige Verbindung zum Festland geschlachtet und mit ihren Verstand aufgefressen hat.“
„Aber wir brauchen doch auch endlich mal wieder neue Kleidung“, jammerte Lamina.
„Quatsch, wenn ich erst mal Woogoow Beraterin bin können wir uns die besten Kleider aus ganz Spiegelland leisten“.

  Klurisa tobte noch stundenlang und schlug immer wieder mit den Fäusten   gegen Hixels Tür. Lamina hatte sich heulend in ihre Hütte verzogen

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