Kurzgeschichte
Rarietaetensammlung - Rarietaets Untermieter

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"Rarietaetensammlung - Rarietaets Untermieter"
Veröffentlicht am 07. Oktober 2012, 20 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Rarietaetensammlung - Rarietaets Untermieter

Rarietaetensammlung - Rarietaets Untermieter

Beschreibung

Rarietaets Sohn lebt in USA und deshalb liebt sie "eigentlich" Amerikaner.



Henry, ein Amerikaner  kam über ihre Zimmervermittlungsagentur durch einen Hamburger Geschäftsmann, als "Sponsor"  zu
Rarietaet. 
Sie war sie begeistert; es war für sie, als käme jemand aus der jetzigen Heimat ihres Sohnes zu Besuch.


Der Geschäftsmann brachte ihr Henry, nachdem die Beiden sich wohl in Karlsruhe bei einer Messe kennen gelernt hatten. Henry sollte hier bei Rarietaet für diesen "Sponsor" eine Computer-Web-Arbeit erstellen.

Rari hatte das Zimmer  mit möglichem DSL-Anschluß angeboten, der aber noch nicht installiert werden muß.

Der "Sponsor" meinte, das sei kein Problem, das würde Henry schon machen.

Ein zweiter Untermieter, seines Zeichens  Elektronik-Meister aus dem Osten unserer BRD, hatte bei Einzug  seine Hilfe bei der Installation des Internets angeboten, so sah Rari irrtümlicherweise kein Problem.

Also...................erst einmal wurde Henry von dem Sponsor bei Rari installiert mit den Worten:?
"Er ist ein Künstler," das werden Sie sehen, "in jeder Beziehung."

Zu diesem Zeitpunkt sah Rari  "Künstler"  noch sehr subjektiv freundlich....
Hauptsache Amerikaner!
Seit Rari ihren Sohn in Amerika besucht hatte, liebt sie pauschal alle Amerikaner.


So weit so gut.

Henry war nett, freundlich und sehr gestresst von der langen Autofahrt.
Gleich nach dem Abstellen des Koffers wollte er sich die Beine vertreten und die Umgebung  zu Fuss erlaufen; so meinte er, würde er am besten die Orientierung erhalten, wo er sich befindet.


Nun gut, Rari gab ihm mit auf den Weg: "verlaufen Sie sich aber nicht, die Häuser sehen hier alle gleich aus".
Er meinte: " ich weiß Straßennamen und Nummer, das reicht !"

Boah  toll dachte Rari mal so vor sich hin!

Sie war sehr glücklich, als sie morgens um 5.30 Uhr den Schlüssel in der Tür hörte. Der Henry hatte nach Hause gefunden!

Zwischen Bierfahne und Zigarettengeruch kam dann noch aus seinem Mund, er hätte sich verlaufen!!

Na ja, Rari hatte ihn ja gewarnt.......
Henry hatte sich offensichtlich  zwischen Hauptbahnhof und Raristraße 54 gründlich an den Kneipen orientiert.

Henry ist wohl sehr gläubig,.....und  Rari ist es in diesem Fall zwangsläufig auch!.

Er erzählt Rari jeden Abend gegen 20 Uhr oder 21 oder auch 22 Uhr, daß er in die Michaeliskirche will, dort spielt die Orgel so schön,

Rari glaubt das!

Henry kommt immer so zwischen 2 und 4 Uhr aus der Kirche, läuft auf dem Flur gegen die Wand oder fällt mit der Tür in die Wohnung, vergißt auch schon mal,daß er nicht im Zelt wohnt und läßt deshalb die Wohnungstür offen, ( Nachbarn sprachen Rari an, daß sie schon die Polizei rufen wollten, weil sie dachten, ihr sei etwas passiert).

Henry ist wie ein richtiger Amerikaner, völlig unkompliziert.

Wenn er nachts nach dem Kirchgang heimkommt, hat er Hunger, Durst und das Verlangen nach einer Zigarette. seiner Aussage nach verhält er sich in der Küche dann wie ein Mäuschen!

Raris E-Meister steht morgens um 5.30 Uhr auf, weil er zur Arbeit geht. Henry freut sich dann über Gesellschaft, mein E-Meister weniger.

Liegt wohl daran daß er nicht englisch sprechen kann.
Dann sieht Rari den Henry erst am Nachmittag wieder, als er ihr erzählt, daß er die ganze Nacht und den Tag im Internetcafe gearbeitet habe.

Natürlich……………. Es ist ja meine Schuld, weshalb funktioniert das Internet bei mir auch noch nicht?


Henry kam Freitag abends an, Sonnabend musste er sich vom Verlaufen erholen und Sonntags arbeitet Henry grundsätzlich nicht, sagte er.
Sonntagabend kam mein Elektronikmeister von seinem Zuhause wieder und erklärte Rari, daß es am  Wochenende so stressig war, daß er leider vergessen habe, das Werkzeug und Material für die DSL-Zweitanschluss-Installation zu besorgen.

Also bot Rari dem Henry ihren PC für seine Arbeit an.

Henry zog Kirche und Internetcafe aber vor und verzichtete mit den Worten: " nein, nein, das Internetcafe ist ja ganz nah bei."


Am Dienstag hatte der  E-Meister dann einen Teil des Materials für Raris Rechnung gekauft.  Am Mittwoch den Rest - € 80,- für Kabel 20m und einen Verteiler (Rari glaubt Router oder Splitter oder sowas ..).

Von 12 Uhr bis 22 Uhr abends, (zu diesem Zeitpunkt  verschwand Henry in die Kirche) versuchten nun die beiden Könner, den zweiten PC-Anschluß in Henry´s Zimmer möglich zu machen.

Das Kabel wurde erst einmal durch Rari´s Wohnzimmer in das andere Zimmer gelegt. Damit niemand darüber fällt, klebte Henry es ganz künstlerisch mit rotem Isolierband auf Rari´s antik-weißen Laminat fest. Sie besiegte ihr Entsetzen  und wandelte es in leichte Verwunderung um: "Was soll das denn? Warum kann es denn nicht an der Wand entlang festgenagelt werden? Hier ist mein Wohn- und Schlafzimmer, da kann das doch nicht so bleiben!!"

Beide beruhigten Rari außerordentlich, indem sie versicherten: "das ist doch nur vorübergehend." Aha !!! Rari hatte in diesem Moment wohl keinen Zeitbegriff. und wie sich herausstellte, ihr E-Meister keinen Hammer und keine Kabelnägel. Also, deshalb mußte geklebt werden. Männer lösen doch so simpel.

Wie gut war es dann doch, daß Henry wenigstens das rote Sicherheits-Isolierband hatte. So konnte niemand über die vielen Kabel stolpern. Wobei...nur Rari mußte hier schlafen!

Nachdem beide PC-Fachleute mehrmals feststellten, daß AOL unmöglich sei und AOL einen zweiten Anschluß nicht zulassen würde und apple viel weltweiter und offener für Kommunikationsmöglichkeiten wäre, entschuldigte Rari sich für ihre Unwissenheit und ihren Fehler, sich bei AOL angemeldet zu haben. Das wurde wohlwollend von beiden benickt und sie entschwanden in ihre Zimmer, Henry um 22 Uhr wegen seines Kirchganges und Rari´s E-Fachmann um 23Uhr, weil da nichts zu machen war und er den nächsten Tag nach Hause wollte (er hatte sich wegen Arbeitsstellenwechsels krank gemeldet).

Nun saß Rari da, zwischen  20m bis 40 m mehr oder weniger angebappten Kabeln quer durchs Zimmer und einem unfähigen Computer mit AOL!!

Rari entschied sich, das jetzt aber unmißverständlich AOL mitzuteilen.

Nach etwa einer Stunde sehr behutsamer Führung durch Deinstallation und Installationshilfe des Kundendienstberaters war es geschafft.

Henry´s Kabel brauchte später nur noch in die Fritzbox gesteckt zu werden und er hatte Internetzugang.

Erschöpft und gücklich fiel Rari verkohlt und verkabelt ins Bett.

Am nächsten Morgen wurde Rari erst um 9 Uhr wach und wollte ihrem E-Meister sagen, er brauche nur noch die Kabel festzunageln, da fand sie sein Zimmer geräumt. Er hatte sie und das angerichtete Chaos fluchtartig verlassen und Rari glaubt mal, auf Nimmerwiedersehen. (kann ja sein, er ist kabelgeschädigt, Rari kann ja beurteilen wie scheußlich sich das anfühlt.)

Na, sie hat ja noch Henry!

Henry war begeistert von Rari´s Fähigkeiten, sich selber zu helfen und lobte sie immer wieder, was für eine Tüchtige sie doch sei.

Plötzlich roch Rari die abgestandene Bierfahne nicht mehr. Der Künstler in ihm wurde ihr bewusst. Wie konnte sein Sponsor auch von ihm erwarten, daß ihm etwas so Banales wie DSL-Verlegen liegen würde.

Da nun Rari´s PC völlig durcheinander geraten war, fragte sie ihren Künstler schon zwei mal ob er ihr zeigen könne, wie sie etwas löschen oder verschieben kann. Henry brach dann immer in Begeisterung aus, wie sie das mit dem DSL-Anschluß geschafft hätte und versicherte ihr, sie solle einfach machen, sozusagen  "learning by doing."
Bei ihrem Gefühl für den PC würde sie ihn schon ganz bald beherrschen. Phaenomenal - in diesem Alter!!! (Rari denkt heut noch darüber nach, ob das als Kompliment gemeint war?(Allerdings, sie ist letztendlich schon ganz leicht über 70)


Rari schwoll die ohnehin beachtliche Brust, und sie tat… ................

bis sie abstürzte.

Henry meinte, das macht nichts, aber er zeigte ihr doch, wie siedas Modem aus dem Laptop nehmen könnte, wenn nicht einmal das Abmelden mehr funktionierte.

Das glaubt Rari tat er nur, weil ihr vor Wut die Traenen gekommen waren und er keine Traenen sehen konnte.

Diese Methode etwas zu erreichen, hatte Rari bisher noch nie angewandt, sie würde sich das merken müssen.


Das waren die Tage von Freitag bis zum nächsten Freitag.

Am Samstag dekorierte Henry, da sier ja nun alleinzu zweit wohnten, Rari´s Küche um. Er war der Meinung, da müsse eine Schale mit Obst und Schokolade sowie Keksen zur ständigen Bedienung auf dem Küchentisch stehen.

So etwas wirkt auf Rari' s  zarte Seele (gefangen in einem sehr viel weniger zarten Körper) wie Mückenspray. Sie betrat die Küche nur noch im äußersten Notfall.

Rari achtet eben auf ihr Gewicht!!

Heute fragte Henry, ob Rari seine Wäsche waschen würde, seinen Daunenparker, den hätte er nun schon 4 Jahre und noch nie gewaschen. Das sah Rari natürlich ein.
Der Kirchengeruch von Bier und Zigaretten war auch noch im Trockner zu riechen, als Rari´s Henry schon abgereist war.


Die unter Rari wohnende Dame fragte gestern, woher denn die Essensreste auf ihrem Fensterbrett draußen kommen könnten, ob da jemand etwas aus dem Fenster gekippt habe. Etwas peinlich berührt antwortete Rari nur: " das kann ich mir garnicht vorstellen, daß der Untermieter so etwas machen würde. 
Als Rari sich die Sache dann von oben betrachtete, sah das auf dem Fensterbrett verdammt nach Oblaten und Wein oder .... aus! Kann ja aber auch von oberhalb Raris´Wohnung gekommen sein???


Henry ist eben ein Künstler in jeder Beziehung, aber nicht im Weitspucken.?

Henry hat eine Telefonkarte, mit der kann er, wenn er die Kartenzahlen vorher eingibt, telefonieren ohne dem Telefonbesitzer des Festnetzes Kosten zu verursachen. Nachdem er Rari anfangs einmal gefragt hatte, ob er ihr Telefon nutzen dürfe, galt das für die Zeit seines Aufenthaltes. Auch noch, als die Telefonkarte aufgebraucht war.........ein Künstler eben...

Wenn das Telefon in Rari´s ungemachtem Bett stand oder Rari auf der Couch lag,  Henry störte das nicht. War das Kabel vertüdelt, wurde Rari mit einem strafenden Blick bedacht und Henry zog, bis das Kabel nachgab.

Auf den Kabelsalat hatte Rari, wie ältere Damen es gern machen, ein Spitzendeckchen gelegt. Das schien aber Rari´s Henry nicht zu gefallen. er stopfte es immer wenn die Telefonschnur nicht bis auf den Flur reichte, zwischen die Kabel - zur Abpufferung denkt Rari sich mal so.

Henry brauchte Tag und Nacht Beleuchtung und seinen angeschalteten Computer. Rari glaubt ,  in Canada oder USA kostet der Strom nichts. Tag und Nacht muss wohl alles für seine künstlerischen Ergüsse parat stehen.

Als Henry abgereist war, fand Rari eine zusätzliche Neonröhre mit abgeschnittenem Stecker, auf Holz genagelt. Wo er die wohl her hatte. Er hat Rari auch Gabel, Messer, Löffel und Teelöffel geschenkt und ihr erklärt, die habe er beim Essen im Restaurant  dazu bekommen. Einen Porzellanteller, den sie bei ihm sah, hat er in seinem Koffer mit nach USA oder Canada genommen. - Hat er wohl auch zum Essen dazu bekommen.

Rari´s Henry muss auch von seinen Kirchgängen ganz schön verwirrt gewesen sein wenn sich das Bett gedreht hat,als er darin lag, denn das eine Seitenteil mit der Steckdose ist herausgebrochen, und Rari denkt mal er hat versucht das Bett anzuhalten, wenn es sich drehte und dabei ist das Seitenteil des Bettes rausgerissen.

Wie soll das sonst passiert sein?

Einen Tag bevor Rari´s Henry abreiste, fragte er Rari nach einer Bürste für seine Straßenschuhe.

Da Rari mitunter glaubt, ihr Englisch ist nicht gut genug, alles zu verstehen, fragte sie nach, was willst du denn mit einer Bürste?

Henry wollte die Straßenschuhe mit Wasser und einer Bürste an den Sohlen reinigen, weil er in seinem Zimmer "Flüssigkeit" ausgegossen hatte. Nun war die Velourware naß, und er hatte nasse Strümpfe bekommen. Das gefiel  Rari´s Henry nun gar nicht, und er hatte die gescheite Idee, wenn er seine Straßenschuhe anziehen würde, würden seine Strümpfe trocken bleiben. Ach Henry, sagte Rari, leg hier dieses Handtuch auf die nassen  Stellen und darauf diesen kleinen Läufer.

Als Rari das Handtuch in die Waschmaschine steckte, kamen ihr ganz viele Gedanken, was den Teppich wohl so naß gemacht haben konnte.

Amerikaner sind ja so unkompliziert!

Sie entschied sich, das Handtuch ganz allein in die Waschmaschine zu stecken.

Henry ist abgereist. und sie weiß jetzt, wenn ihr das nächste mal "ein Künstler in jeder Beziehung" avisiert wird, hält sich ihre Vorfreude - ob Amerikaner oder nicht - etwas bedeckt.

 

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Gast Oh oh, der Henry - Eigentlich wollte ich nur kurz den Anfang lesen, aber das ging nicht, auch mir geht es so, mitfühlend und mit einer Träne im Auge lächelnd und bis zum Ende gelesen. :)

die nelle
Vor langer Zeit - Antworten
Gast Rarietaetensammlung - Ich denke mal das Rari eine sehr naive ( was oft von Gutmuetigkeit zeugt ) Person ist. Rari denkt vielleicht noch an fruehere Zeiten zurueck als man fast jedem Menschen vertrauhen konnte. Leider hat sich die Welt geaendert ueber die Jahre hinweg. Trotzdem sollte man an das Gute glauben aber mit vielmehr vorheriger kritischer Pruefung.
Vor langer Zeit - Antworten
rarietaet Kommentar vom Buch-Autor gelöscht.
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Gast Rarietaetensammlung - Untermieter - Ich finde, du hast das unheimlich witzig geschrieben, obwohl die Erfahrung ziemlich böse gewesen sein muß, könnte ich immerzu lachen
GLG Hamburgs Liebling
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