Fantasy & Horror
Das geflügelte Einhorn

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"Das geflügelte Einhorn"
Veröffentlicht am 18. Mai 2008, 74 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
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Über den Autor:

Leidenschaftlich sarkastische Hobbyphilosophin, mit Hang zur Selbstironie und ausgeprägter Verachtung für Smalltalk. Seltsam durchgeknallte, eloquente Metalhead, mit Potential zur Herausforderung und einem Talent für absurde Gespräche. Vielseitig interessierte, pferdeverrnarte, schlagfertige Möchtegernpsychologin, mit Faible für Fantasybücher und Horrorfilme. Selbstkritische Mutter- und Fremdsprachenliebhaberin mit Kommaschwäche, gnadenlos ...
Das geflügelte Einhorn

Das geflügelte Einhorn

Beschreibung

Zur Zeit steht leider nur das erste Kapitel und ein Teil des Zweiten zur Verfügung...wollte nur schon einmal erste Meinungen hören. Geschrieben am 2. März 2005.

Kapitel 1

In der Kneipe des Gasthauses ' Zum schwarzen Bullen ' herrschte an diesem Nachmittag eine ungewohnt trübe Stimmung. Da wegen der stickigen Hitze keiner Lust verspürte sich mehr zu bewegen als unbedingt notwendig, keimte langsam ein Gefühl von Langeweile auf. Der korpulente Wirt, mit einem beachtlichen Bierbauch, den er sich bei sich bietenden Gelegenheiten mit seinen Stammkunden, zum Leidwesen seiner Frau, angetrunken hatte, beschäftigte sich indem er zum wiederholten Male die völlig sauberen Gläser abrieb. Dies tat er immer mit dem Rücken zur Wand, damit er die Übersicht über die Gäste nicht verlor. Aus langjähriger Ehrfahrung wusste er, dass sich aus dieser anfänglich ruhigen und lustlosen Langeweile schnell ein handfester Steit mit herumfliegend Gläsern, zertrümmerten Tischen und meistens auch einer saftigen Rechnung der nötigen Reparaturen entwickeln konnte. Und da die Verantwortlichen nur selten bereit waren für den, von ihnen verursachten, Schaden aufzukommen, hielt er sich bereit, sie bei dem ersten Anzeichen einer Rauferei vor die Tür zu setzen. Solange sie sich draussen prügelten blieben seine Sachen ganz und er konnte sich vielleicht sogar noch ein bisschen amüsieren. So eine Prügelei war meist eine willkommene Abwechslung, auch für die Gäste, welche mit wachsender Begeisterung auch mehr bestellten. Doch heute schien es nicht dazu zu kommen, keiner der Anwesenden machte Anstalten einen Anderen zu reizen oder zu provozieren.
Noch einmal lies der Wirt seinen Blick über die Gäste wandern. Im Moment lief das Geschäft gut, vier seiner sechs Zimmer waren vermietet. Eines davon bewohnte zur Zeit der noch verhältnismässig junge, der Wirt schätzte ihn auf Ende zwanzig, stattliche Mann, der am Tresen sass und sein drittes Bier trank. Er hatte schulterlanges, schwarzes Haar und so blaue Augen, dass er damit wahrscheinlich jedes Mädchen überreden konnte für wenigstens eine Nacht mit auf sein Ziummer zu kommen. Er mass ungefähr secheinhalb Fuss und war kräftig gebaut, allerdings nicht so sehr, dass man ihn als dick bezeichnen konnte. Er trug ein normales, weisses Hemd, das man zuknöpfen konnte, aber angesichts der sommerlichen Temperaturen zog er vor, es offen zu tragen. Weiter hinten sass noch ein junger Kerl mit seinem Mädchen am Tresen. Ihnen schienen die Unterhaltungsthemen ausgegangenzu sein, denn aus dem, anfänglich angeregtem, Geplapper war inzwischen eine peinliche Stille entstanden. Vielleicht hatten sie sich aber auch einfach nicht viel zu sagen. Am ersten Tisch neben der Tür sassen ein Elf, ein Zwerg und die Kellnerin mit einem zwielichtigem Kerl aus dem Süden, jedenfalls behauptete er dies, beim lautlosen Kartenspiel.
Zwerge waren für den Wirt weder unbekannte, noch unwillkommene Gäste. Die Meisten kamen aus der Bergmine, die nicht weit entfernt war, wenn sie Feierabend hatten. Dieser kam zwar nicht aus der Mine, aber das war dem Wirt völlig gleich, solang wie er genauso gerne trank, wie die anderen Vertreter seiner Rasse. Und das tat er. Mittlerweile war er bei seinem zwölften Bier angekommen und sein Durst schien genauso wenig zu erlöschen wie seine finanziellen Möglichkeiten.
Den Elfen konnte er da bereits weniger leiden. Dieser blonde, langhaarige Geselle, mit den spitzen Ohren, bestellte, wenn er überhaupt etwas wollte, höchstens ein Glas Leitungswasser. Damit trieb er sich nicht in den Ruin und den Wirt fast in den Wahnsinn. Wenigstens bewohnte er, wie auch der Zwerg, ein Zimmer.
Als der Zwerg bei der Tochter des Wirtes sein dreizehntes Bier bestellte, hätte der Wirt den Elfen fast zugebrüllt, dass er auch mal etwas bestellen könnte und dass eine Kneipe kein Wartezimmer sei, er hielt sich aber zurück. Immerhin ist der Kunde bekanntlich König. Es war bestimmt nur die Hitze, die ihn so reizbar machte. Die Hitze und diese stille Langeweile.

" He, Ihr da, wartet! "
Aloris drehte sich langsam um. Waren diese atemlosen Rufe vielleicht für ihn bestimmt?
Laut keuchend kam der Mann dem Magier entgegen gelaufen. Bereits seit zehn Minuten hatte er erfolglos versucht dessen Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Jetzt war er erleichtert, dass der Mann sich endlich entschlossen hatte anzuhalten. Als er den Magier erreichte, und vor ihm stehen blieb, brannten seine Lungen und innerlich verfluchte er den, dem er gegenüberstand. Hoffentlich wurde er wenigstens gut dafür bezahlt, dass er ihm das überreichte, was er übergeben sollte.
" Hier, nehmt. Mein Herr gab mir dies etwa fünf Minunten nachdem Ihr uns verlassen hattet. " , brachte er unter heftigem Schnauben hervor. Im selben Augenblick hielt er dem Magier eine Schriftrolle entgegen. Dieser nahm sie und steckte sie unter seinen Mantel.
" Habt Ihr sie bereits gelesen? Könnt Ihr mir sagen, was darin steht? Nur damit ich weiss, ob es sich lohnt, meine Reise für diese Nachricht zu unterbrechen. " , fragend sah er den Boten an.
" Nein, ich habe sie nicht gelesen. " , erwiderte dieser.
" Ihr braucht nicht zu lügen, ich werde Euch nicht bestrafen. "
" Ich lüge nicht, ich kann nämlich gar nicht lesen. "
" Achso, Ihr könnt gar nicht lesen... interessant... " , murmelte er nachdenklich vor sich hin. " Wenn mein Vorhaben es nicht als absolut dringlich erweisen würde, dass ich weiterreise, hätte ich gerne von Euch erfahren, wie es dazu gekommen ist. Aber unter diesen Umständen...Schade! Naja, ich kann es nicht ändern. Gehabt euch wohl! " , mit diesen Worten drehte er sich wieder um und lies einen verwirrten, müden und etwas enttäuschten, da er auf ein Trinkgeld gehofft hatte, Mann zurück.
Während er ging, holte er die Schriftrolle wieder hervor. Es lies ihm einfach keine Ruhe, dass Kolax ihm einen Boten hinterher geschickt hatte. Warum sollte er dies tun? Aloris fiel auf diese Frage nur eine Antwort ein: Es musste etwas von äusserster Wichtigkeit sein. Er öffnete sie und las sie noch während dem Gehen. Je weiter er dem Ende der Botschaft kam, desto schneller wurden seine Schritte. Schliesslich steckte er die Schriftrolle zurück und rannte seinem Ziel entgegen.

Alle waren angenehm überrascht als ein stadtbekannter Kartenkünstler den Gasthof betrat, denn dieser unerwartete Besuch versprach Abwechslung. Und eine schlechte Unterhaltung war immer noch besser als gar keine.
Als sich dieser jedoch an den Tresen setzte, anstatt wie gehofft eine kleine Darbietung seiner Künste zu geben, waren die übrigen Anwesenden enttäuscht und aus einigen Mündern konnte man lautes Seufzen vernehmen. Schliesslich fasste sich der Mann, der nicht fähig schien mit seinem Mädchen eine belanglose Unterhaltung aufrecht zu erhalten, ein Herz und ging zu dem eben Eingetroffenem.
" Entschuldigt, wenn ich Euch störe, aber es ist hier, wie Ihr sicherlich bemerkt habt, sehr heiss, " , begann er seine Bitte hervorzubringen und betrachtete einen Moment das kalte Bier seines neuen Gesprächspartners, " und es herrscht leider eine unglaubliche Langeweile und daher wollte ich Euch fragen... " , er zögerte und suchte nach den richtigen, den überzeugenden Worten.
" Ihr wolltet fragen, ob ich Euch und Euren Leidensgenossen nicht ein bisschen die Zeit vertreiben könnte. "
" Genau! "
" Und ich denke, dass ich das auch könnte, allerdings nur, wenn jeder bereit ist, etwas dafür zu bezahlen. " , aufgeregt nahm der Mann den Hut entgegen, den ihm der Künstler entgegen hielt.
" Aber sicher, mein Herr. Ich werde es sofort den Anderen mitteilen und ich bin mir sicher, dass sie genauso erfreut sein werden, wie ich es bin. " , sagte der Mann freudig erregt, während er selbst ungefähr zwanzig Silbertaler in den Hut legte. Dann drehte er sich um und sah, dass es nicht mehr nötig war, allen Anderen die Neuigkeit zu berichten, denn jeder hatte der Unterhaltung gelauscht und hielt bereits das verlangte Geld in den Händen. Er musste nurnoch umhergehen, um es einzusammeln. Sie bezahlten alle reichlich, selbst der Elf, was der Wirt etwas zornig beobachtete. ' Das macht dieses verfluchte Spitzohr doch mit Absicht! ' , dachte er und warf fünfundzwanzig Silbertaler in den, ihm hingehaltenen, Hut.
Einzig der schwarzhaarige Mann am Tresen machte keinerlei Anstalten, etwas zum allgemeinem Vergnügen beizutragen, als ihm der Hut hingehalten wurde. Etwas eingeschüchtert von der gutgebauten, äusserlichen Erscheinung und dem kühlem Desinteresse der Gesamtsituation, zögerte der Einsammelnde erst einige Sekunde, bevor er schliesslich von seinem Wunsch nach Abwechslung überredet wurde, den Anderen einfach anzusprechen, ja, ihn notfalls sogar zu bitten. Doch dieser kam ihm zuvor.
" Ich wüsste nicht, wieso ich für etwas bezahlen sollte, woran ich keinerlei Interesse habe. " , sagte er, ohne den Angesprochenen auch nur eines Blickes zu würdigen. Hilfesuchend sah der einsammelnde Mann den Zauberkünstler an.
" Ihr braucht mich nicht so bittend anzusehen. Entweder ihr überredet ihn, dass er seinen Teil bezahlt, oder Ihr könnt vor Langeweile krepieren. Mir ist es gleich. " , erklärte dieser und wandte sich wieder seinem Bier zu.
" Bitte, mein Herr, Ihr werdet doch nicht etwa sagen wollen, dass Ihr euch amüsiert, oder? Es ist doch für die Allgemeinheit! " , versuchte es der Mann, der mit seinem Mädchen nicht reden konnte, noch einmal.
" Ja, vielleicht ist es das sogar. " , sagte der Mann und weckte damit einen kleinen Funken Hoffnung in dem Anderem. Dieser erlosch allerdings auch ebenso schnell wieder, als er fortfuhr. " Nur sehe ich es nicht ein, mein Geld diesem, " , er sah den Künstler abwertend an, " feinem Herren in den Rachen zu werfen. Das sind doch alles nur Trickbetrüger oder kleine Gauner, diese sogenannten Kartenzauberkünstler. " " Also, das verbitte ich mir! Was lässt Euch glauben so über mich sprechen zu können? Seit einer Woche in der Stadt und schon glaubt er, er könne über andere urteilen, wie es ihm passt! Was wisst Ihr denn schon? Gar nichts wisst Ihr! Absolut nichts! " , ereiferte sich der Beschuldigte.
" Ich weiss, was ich wissen muss. Und abgesehen davon muss ich zugeben, dass Ihr mir nicht besonders symphatisch seid. "
" Bitte, habt doch ein Nachsehen mit den Anderen... " , versuchte es erneut der mit einsammeln Beauftragte, gleichzeitig hoffte er damit, die beiden von ihrem Streitgespräch abzubringen.
" Nein! "
" Lasst es gut sein, er ist ein alter Dickschäldel, wenn er nicht will, dann will er nicht. Ich komme für seinen Teil auf. " , mischte sich der Zwerg plötzlich mit diesem Angebot ein. " Ich langeweile mich hier sonst noch zu Tode. "
Mit einem erleichterten Lächeln lief der Mann auf den Zwerg zu und nahm die weiteren zehn Silbertaler in Empfang. Als er sich wieder umdrehte, um zu seinen Auftragsgeber zurückzueilen, beugte sich der Elf zu dem Zwerg und sagte leise:
" Sicherlich ist er ein alter Dickschädel, wie du es so schön ausdrückst, aber dass ausgerechnet du dir erlaubst das zu sagen... "
" Was willst du damit sagen? " , der Zwerg sah ihn böse an.
" Nichts, nichts... obwohl es allgemein bekannt ist, dass ihr Zwerge die wahren Meister der Sturheit seid, man könnte fast meinen ihr hättet sie erfunden."
" Pass auf, was du sagst, mein Lieber, immerhin habe ich gerade dein Nachmittagsvergnügen möglich gemacht. Und du weisst ja, wie reizbar ich bin. "
" Oh ja, reizbar... und stur. Deswegen sage ich es ja. "
" Ich rufe dir nur in Erinnerung, dass du es mir nur mitzuteilen hast, falls du in einem Duell gegen mich verlieren möchtest. " , erwiderte der Zwerg scharf. Doch der Elf schien das Interessse an der Unterhaltung verloren zu haben, aber vielleicht handelte er auch einfach nur nach der Weisheit ' der Klügere gibt nach ' . Inzwischen war er aufgestanden und half den Anderen einen der schweren, massiven Hartholztische neben einen zweiten zu stellen, um so einen grösseren Tisch zu erhalten. Als dies getan war, setzte sich der Künstler an diesen und die Schaulustigen, auf gute Unterhaltung hoffend, stellten sich aussenherum. Einzig der Wirt und der ' alte Dickschädel ' , der nicht bezahlen wollte, blieben am Tresen. Bald wurde lautes Gelächter von dem Tisch vernehmbar, der Zauberer zeigte seine Vorstellung, oder seine Tricks, und die Gäste amüsierten sich mit ihm, den vorhandenen Mädchen oder ihrem Bier. Die Vorführung dauerte einige Zeit und die Stimmung besserte sich spürbar.
Irgendwann später, nach etwa einer Stunde, öffnete sich die Tür und ein junges Mädchen, von vielleicht fühnfzehn Jahren und langen, blonden Haaren, betrat den Raum. Trotz ihrer jugendlichen Schönheit konnte man leicht erkennen, wie verwahrlost sie in Wahrheit war. Mit schnellen Schritten näherte sie sich dem Tresen, ohne auf die anderen Gäste zu achten, von denen sie einige interessiert ansahen. Eilig ging sie an dem Mann an der Bar vorbei, um dann den Wirt weiter hinten an sich heranzuwinken.
Schnell redete sie auf ihn ein. Er antwortete ungefähr dreimal mit einem Nicken, ohne ihren Redefluss zu unterbrechen. Es schien um ihren Vater zu gehen, der sie losgeschickt hatte, um etwas zu trinken für ihn zu besorgen. Eine eher belanglose Geschichte. Der Wirt nahm zwei Flaschen irgendeines Getränkes unter der Bar hervor und gab sie dem Mädchen. Er fügte etwas hinzu das sich anhörte wie:
" Sag ihm, dass es das letzte Mal ist, dass ich ihn anschreibe. "
Das Mädchen wandte sich dem Ausgang zu, lief auch einige Schritte in dessen Richtung, schien aber dann zu zögern und blieb hinter dem Mann, der immernoch an der Bar sass und das Schauspiel, das sich hinter seinem Rücken abspielte, seit dem Beginn keines Blickes gewürdigt hatte, stehen.

Lacatika stammte aus einer ausgesprochen armen Familie und hatte deswegen schon früh gelernt, was es hiess auf das gute Gelingen ihrer gelegentlichen Diebstähle zu sein angewiesen zu sein. Mit Dieben war man hier nicht zimperlich, schnell fehlte ihnen mal eine Hand oder auch beide. Doch oft war sie gezwungen, dieses Risiko einzugehen, so gross es auch erschien. Oder es war einfach die gute Gelegenheit, die Unvorsicht der Anderen, welche sich ihr nur so anzubieten schien, die sie zur Diebin machte.
So war es auch dieses Mal. Während sie gerade auf dem Weg zum Ausgang gewesen war, musste sie einfach noch einmal den Kerl am Tresen ansehen. Und dabei war ihr sein prall gefüllter Geldbeutel aufgefallen, den er am Gürtel trug. Sie konnte einfach nicht wegsehen, widerstehen und vorbeigehen! Also blieb sie hinter ihm stehen und tat so, als würde sie all ihre Aufmerksamkeit dem anderem Tisch mit den anderen Gästen und dem Mann mit den Karten schenken. Teilweise stimmte das auch. Sie kannte den Mann und er war wirklich nicht schlecht. Andererseits versuchte sie aber gleichzeitig herauszufinden, ob der Mann, der sich hinter ihr befand, auch ab und zu dem Ereignis, das sich hinter ihm abspielte, zuwendete. Aber sie bemerkte bald, dass er ihm überhaupt keinen Blick schenkte. Um so besser für sie. Solange er mit seinem Bier beschäftigt war, konnte sie, vielleicht erfolgreich, versuchen, seinen Geldbeutel mitgehen zu lassen.
Als sie sich sicher war, dass sie es wirklich riskieren wollte, und dass er gerade unaufmerksam war, langte sie blitzschnell zu. Doch gerade in dem Augenblick, als sie schon innerlich aufjubeln wollte, weil sie glaubte, sie wäre erfolgreich gewesen, griff der Mann nach ihrem Arm und hielt sie fest. Er hatte nicht einmal den Kopf gedreht. Ohne sie anzusehen sagte er:
" Hast du keine Angst vor der Strafe, die für Diebe vorgesehen ist? Oder weisst du etwa nicht, was dir jetzt bevorsteht? "
Angstschweiss breitete sich über ihrem Rücken aus. Würde er ihr wirklich die Hand abhacken? Oder war es nur eine lose Drohung? Zuzutrauen wäre es ihm. Er sah nicht wie einer dieser Typen aus, die oft oder gerne blufften. Sie war verunsichert. Und, was noch viel schlimmer war, sie fing an ihm zu glauben. Sollte sie nach Hilfe rufen? Sie sah sich im Raum um. Niemand hatte die Tat, oder die Reaktion ihres vermeindlichen Opfers, mitbekommen, ausser dem Wirt. Vielleicht konnte sie den Kerl, der ihren Arm festhielt, überreden, anders seinen Nutzen aus ihr zu ziehen.
" Also, ich höre. " , sagte er ungeduldigt und immernoch ohne sie anzusehen.
" Entschuldigung, Euer Beutelchen muss sich an meinem Finger verhakt haben. Aber vielleicht könnte ich euch anders dafür entschädigen, als mit einem Souvenir meiner Hand, wenn Ihr versteht, was ich meine. " Ruckartig drehte er den Kopf und sah sie an.
" Ach, so eine bist du. Nur leider bin ich nicht so einer, auch wenn du mich dafür halten magst. " , lehnte er ihr Angebot ab. Anschliessend wendete er sich wieder seinem Bier zu. " Ich wusste nicht, dass Hurerei in dieser Stadt ungestraft bleibt. " , fügte er hinzu.
Na, das hatte sie ja wirklich toll hinbekommen! Jetzt würde er ihr nicht nur die Hand abschlagen, sondern sie auch noch wegen ihrem, zugegeben sehr unmoralischem, Angebot bestrafen, oder anzeigen. Aber eigentlich war sie erleichtert, dass sie nicht mit ihm schlafen musste. Sie konnte nur hoffen, dass es nicht so weh tat, wie sie es sich gerade ausmalte.

Aloris verlangsamte seine Schritte. Er konnte nicht mehr. Aber das war nicht weiter schlimm, denn ihn trennten nurnoch wenige Schritte von seinem Ziel. Dies war der Gasthof, der sich am Ende der Strasse befand. Als er gerade am Fenster vorbei ging, bot sich ihm eine äusserst merkwürdige und beunruhigende Szene. Er blieb vor dem Fenster stehen, um sie eingehender zu beobachten.
Er sah Lex, welcher am Tresen sass und sein Bier ansah. Er redete mit einem jungen Mädchen, das hinter ihm stand und das er mit einer Hand festhielt. Plötzlich sah er es an, sagte etwas und drehte sich dann wieder um. Er sagte noch etwas, doch das Mädchen erwiderte nichts, es sah nurnoch verängstigter aus. Hinter dem Tresen stand der Wirt, der dem Geschehen mit unverholenem Interesse folgte. Weiter hinten im Zimmer konnte er Karun und Lagislow erkennen, die mit zwei Mädchen und zwei anderen Kerlen, einem Kartenkünstler zusahen. Sie schienen von der Unterhaltung des Mädchens und Lex überhaupt nichts mitzubekommen, so vertieft waren sie. Auf einmal hörte er das Mädchen schreien.
" Bitte nicht! Habt Mitleid und lasst Gnade walten! "
Lex hatte den Arm des Mädchens auf den Tresen gelegt, dann sprach er kurz mit dem Wirt. Dieser schien zu zögern, gab ihm dann aber doch ein kleines Beil, dass er, zur Selbstverteidigung in Notfällen, unter der Theke aufbewarte. Jetzt hielt Aloris nichts mehr zurück, er musste handeln. Er drehte sich und eilte schnellen Schrittes zur Tür.

Inzwischen waren aller Augen auf Lex und Lacatika gerichtet. Nach ihrem Aufschrei hatte keiner mehr ignorieren können, dass es noch andere Dinge ausser Garten gab. Ein paar fragten sich verwundert, wo das Mädchen auf einmal hergekommen war, aber der grössere Teil wartete nur ungeduldig auf die Fortsetzung dieser spannenden Geschichte, von der sie den Anfang leider verpasst hatten. Keiner schien auch nur Anstalten zu machen ihr zu Hilfe zu kommen.
" Er wird ihr doch nichts tun? Oder? " , flüsterte Karun, der Zwerg, Lagislow, dem Elfen, zu, der die Szene mit einem Lächeln verfolgte.
" Ich denke nicht. Du kennst ihn doch. Lange Reden, grosse Sprüche und hinterher siegt doch immer sein Edelmut und sein gutes Herz. Er weiss doch, dass ihm eine so grauenhafte Tat an einer jungen Maid keinen Ruhm einbringt, ganz gleich, was sie auch getan haben mag. Und darauf ist er doch aus, Ruhm und Reichtum für den edelmütigen und barmherzigen Helden. " , antwortete dieser überzeugt. Sichtlich erleichtert wendete sich der Zwerg, und die, die die kurze Konversation mitbekommen hatten wieder dem Geschehen zu.
Die Hand Lacatikas lag inzwischen auf dem Tresen und über ihrem Handgelenkt schwebte bedrohlich das Beil, bereit seine grauenhafte Tat zu vollenden. Die Flaschen, die das Mädchen in der Hand gehalten hatte, lagen längst zerbrochen auf dem Boden. Vor sich hin wimmernd stand sie da und wartete auf ihre Bestrafung.
In diesem Moment ging die Tür auf. Alle Blicke wandten sich dem Magier zu, der das Geschehen kurz unterbrach.
Er hatte langes, weisses Haar, eine lange Nase und trug einen hellblauen, wallenden Reisemantel. Auf dem Kopf hatte er einen hohen, spitzen Hut gleicher Farbe und in der rechten Hand hielt er einen fast schulterhohen, mit Runen und Zeichen verzierten Stab. Seine kleinen, schlangenähnlichen Augen blickten Lex zornig an.
" Ich hoffe nicht, dass du wirklich vorhast das zu tun, was ich nicht glauben will, aber muss, da es mir meine eigenen Augen zweifellos beweisen! " , herrschte er ihn an.
" Ich fürchte, dass dich das hier überhaupt nichts angeht. " , erwiderte der Angesprochene scharf. Dabei sah er Aloris in die Augen und zwinkerte kaum wahrnehmbar mit dem Linken. Und Aloris verstand.
" Tja, wahrscheinlich hast du Recht. Tu was du tun zu¨müssen glaubst. " , mit diesen Worten drehte Aloris sich um, schloss die Tür und wandte sich wieder der Szene zu, um ihr interessiert zu folgen.
" Nein, nein, ihr müsst mir helfen! " , rief ihm Lacatika zu. Doch er machte nur eine verwerfende Handbewegung.
Sie war verzweifelt und absolut hoffnungslos. So hatte sie sich noch nie gefühlt. Umso erstaunter und erleichterter war sie über Lex nächste Aktion.

Sie tat ihm leid. Wie sie da so wimmernd vor ihm stand und um Gnade bettelte, erinnerte sie ihn an seine jüngere Schwester. Und dennoch musste er ihr eine Lektion erteilen. Vor allem ihr Angebot des Geschlechtsverkehres zwang ihn dazu. Er konnte sir nicht einfach so gehen lassen. Was wenn es ihr gleich morgen genauso erging, nur mit einem anderem Kerl? Einem, der nicht so gute Absichten verfolgte, wie er es tat? Nein, sein Gewissen liess kein Mitleid zu.
Er spürte das Beil in der Hand. Den, inzwischen schwer gewordenen, Stiehl. Es wirkte so wahnsinnig unwirklich in seiner Hand.
Schliesslich liess er es pfeilschnell heruntersaussen. Und wie beabsichtigt traf er nicht. Der Schlag ging vorbei, zwar nur knapp, aber er ging vorbei.
Ungläubich starrte sie ihn an. War das wirklich ein beabsichtigter Fehlschlag gewesen? Oder würde er es gleich noch einmal versuchen?
Lex legte das Beil auf die Theke, dann langte er Lacatika mit der freien Hand ins Genick und zog ihr Gesicht nahe an seines heran.
" Ich hoffe du machst das nie wieder, " , flüsterte er ihr ins Ohr, " vor allem dein, nennen wir es mal Angebot. Nicht jeder ist so gutmütig wie ich! Und nicht jeder gehört zu den Guten, auch wenn er noch so toll aussieht. Verstanden? Ich will dich nie wieder mit deinen Händen an meinem Geldbeutel erwischen. Und jetzt nimm das und verschwinde. Dein Vater erwartet dich bereits. " , endete er und gab ihr etwas Geld.
Sie sah ihn fassungslos an, drehte sich herum und verliess flink den Raum. Ihre beiden Flaschen schien sie total vergessen zu haben.
Als sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, tat sich allgemeines Geplapper laut. Der Künstler verabschiedete sich, ebenso wie das Päärchen, das nichts sprach.
" Ich werde euch jetzt auch einmal zeigen, wie gut meine Zauberkünste sind, " , erklärte Karun, " denn ich möchte unbedingt den Anfang der Geschichte hören. Also, FLEDERMAUSFLÜGEL UND KRÖTENEI, LEX ERZÄHLT, WAS LOSGEWESEN SEI!!! " . Natürlich war ihm bewusst, dass seine schnell erfundenen und recht lächerlich wirkenden Worte nicht das bewirken würden, was wahre Zauberei auszeichnet. Aber er war sehr stolz und deshalb bevorzugte er diese indirekte Methode, seinen Freund darum zu bitten, ihm alles zu erzählen. Doch Lex blickte ihn nur lächelnd an und sagte kein Wort.
" Das nennst du Zauberei? Ich nenne es ' heftig wünschen ' . " , sagte Lagislow zu Karun, der immernoch Lex ansah.
" Das war doch nur Spass. Weisst du eine bessere Möglichkeit unseren schweigsamen Gefährten zum Reden zu bringen, ohne sich, vor ihm im Staub wälzend, lächerlich zu machen? " , erwiderte Karun. Es war doch unglaublich, dieser Elf mischte sich wiedermal ungefragt ein und raubte ihm noch den letzten Nerv. Es war schon schwer genug für ihn zu akzeptieren, dass Lex seine Frage einfach ignorierte.
" Ein Spass? Du hast wirklich eine komische Art zu scherzen. Bist ein ungemein lustiger Zeitgenosse. Und du meinst doch nicht etwa ernsthaft, dass du dich mit dieser Aktion nicht lächerlich gemacht hast? Oder war das auch nur ein sogenannter Spass? "
" Du kannst nicht einfach mal den Mund halten, hä, du blödes Langohr?! Du wirst schon noch sehen wie lustig ich sein kann! Zum Beispiel, wenn du eines schönen Morgens tot, mit einem deiner eigenen Pfeile ihm Herzen, auf den ich meinen Namen geschrieben haben werde, aufgefunden wirst! Oh nein, höchstwahrscheinlich wirst du es nicht sehen. Ich vergass: DU WÄRST JA TOT! " , brüllte der Zerg den Elfen an, was auch ziemlich lächerlich wirkte, da er dem Elfen, mit seinen knapp viereinhalb Fuss nicht einmal bis zur Schulter reichte. " Na los, antworte, ich weiss genau, dass du noch etwas zu sagen hast! Wie immer! "
Doch Lagislow strafte ihn mit Nichtachtung.
" Ist doch immer das Gleiche, wenn es brenzlig wird, zieht ihr die Ohren ein. Fahr doch zur Hölle! " , mit diesen Worten drehte er sich fluchend um und setzte sich, vor sich hin murmelnd, an einen freien Tisch, der möglichst weit von Lagislow entfernt war.
" Der wäre wirklich so blöd und würde seinen Namen auf den Pfeil schreiben. " , bemerkte Lex, der dabei in lautes Gelächter ausbrach, das er vorher mühevoll zurückgehalten hatte. Die alltäglichen Sticheleien des Elfen gegenüber des Zwergen amüsierten ihn. Dauernd war Lagislow gezwungen, Karun auf die Palme zu bringen, was ihm auch meistens sehr gut gelang, da dieser sehr jäzornig war. Aber tief in ihrem Inneren hegten sie eine gegenseitige Zuneigung füreinander, sie wussten es nur oft nicht. Oder wollten es nicht wissen.
Jetzt konnten sich auch Aloris und Lagislow nicht mehr zurückhalten. Laut fielen sie in sein Gelächter ein. Die Anderen sahen sie nur entweder verständnislos an oder lachten halbwegs mit, sie waren sich nicht ganz sicher, ob das wirklich kein ungefährlicher Disput war.
" Glaub bloss nicht, ich hätte das nicht gehört. " , giftete Karun von seinem Platz böse herüber, " Fahr doch gleich mit! " . Doch zu seinem Leidwesen löste diese, so ernstgemeinte, Bemerkung nur noch mehr Gelächter aus.
" Jetzt ist es aber wieder gut. Und du, Karun, komm bitte her und hör auf zu schmollen. Lex wird uns jetzt dieses Geschehen erklären und dann habe ich wichtige Neuigkeiten für euch. " , rief Aloris, immernoch lächelnd, dem mehr oder weniger beleidigtem Zwergen zu. Dieser kam auch wieder zu dem Tisch zurück, mit seinem typischen ' Ich-schmolle-doch-gar-nicht-Blick ' , den er immerdann zum Vorschein brachte, wenn er trotz der elfischen Kränkungen neugierig war.
" Der soll aber den Mund halten. " , verlangte er, wobei er auf den Elfen zeigte.
" Ist ja gut, ich sage nichts mehr, solange du nur Frieden gibst, was dir wohl etwas schwer fallen wird. "
" Seht ihr? Seht ihr nun was ich meine? Das ist doch nicht zum Aushalten mit dem, wie schafft ihr das nur?! " , richtete sich Karun an Aloris und Lex.
" Jetzt ist es aber wirklich gut! Heute seid ihr zwei ja richtig schlimm. Wie kleine Kinder. Ruhe jetzt und hört zu, denn ich erzähle es und das werde ich nur einmal tun. "

Als Lex zur Zufriedenheit aller, auch der anderen Gäste, zu Ende erzählt hatte, bat Aloris sie, ihm in sein Zimmer zu folgen. In der Gaststätte konnte man einige Münder enttäuscht seufzen hören, da sie diese andere, so interessant wirkende Neuigkeit, wohl nicht erfahren würden.
In seinem kleinem Zimmer angekommen, bot er ihnen an sich zu setzen, er selbst liess sich auf seinem Bett nieder. Lagislow nahm mit dem Stuhl vor dem Schreibtisch Vorlieb und Karun hockte sich im Schneidersitz auf den Boden. Einzig Lex blieb am Fenster aufrecht stehen.
" Also, ich will gleich anfangen, denn wir haben nicht viel Zeit. " , begann Aloris, " Wie ihr wisst sind wir eigentlich aufgebrochen, weil wir den Auftrag erhielten, Arsestis zu töten, hatten aber bislang keine Ahnung wer das ist und weshalb. Aus diesem Grunde habe ich meinem alten Freund Kolax einen Besuch abgestattet. Er berichtete mir, dass Arsestis der König Cherikas sei. Dies ist ein verhältnismässig grosses Land im Süden. Besagter Arsestis ist, wie leider viele in solch einer hohen Stellung, bestrebt die unsterbliche Weltherrschaft zu erlangen. Die Mittel sind ihm bei seinem Vorhaben völlig egal. Kolax berichtete mir weiter, dass er dazu eine gewisse Schriftrolle bräuche. Im Moment scheint er gerade dabei zu sein einen Plan zu finden, wie er sie ihrem rechtmässigem Besitzer entwenden könnte, oder besser gesagt, wie er sie ihm stehlen lassen könnte. Natürlich ist es von äusserster Wichtigkeit, dass diese Rolle bei ihrem Besizer bleibt, immerhin wurde dieser dazu bestimmt, da er sich als absolut loyal erwiesen hat. Die Schriftrolle schenkt ihrem Besitzer Unsterblichkeit, deshalb war es wichtig ihren Träger gut auszuwählen. Diese wechseln aber mit der Zeit, da auch ein noch so motivierter Centauer mit der Zeit müde wird, zu leben. Inzwischen ist sie seit mehr als dreitausend Jahren in Chiròns Besitz, und er hat, wie alle seiner Art, mehr als bewiesen, dass er vertauenswürdig ist und die Kräfte der Schriftrolle nicht für seine eigenen Interessen missbraucht. Seit diese Rolle von einem sehr alten, aber bedeutendem, Magier mit geheimen Zeichen beschrieben wurde, war sie immer einem Centauer anvertraut worden, da diese weisen Wesen die Einzigen waren, die sich für eine totale Kontrolle der Welt anscheinend überhaupt nicht interessieren. Leider musste mir Kolax auch mitteilen, dass Arsestis einen solchen Plan, um die Schriftrolle an sich zubringen, inzwischen fast augeklügelt hätte. Wenn sie tatsächlich in seinen Besitz gelangen würde, wäre dies eine absolute Katastrophe! Stellt euch nur mal einen Moment lang einen Herrscher vor, der unsterblich ist und noch dazu die Möglichkeit zur uneingeschränkten Macht über die ganze Welt in den Händen hält. Wir können uns seine Greueltaten nicht einmal vorstellen, aber es werden keine guten sein. Es ist seit langem bekannt, dass er sein Leben dem Satan persönlich verpflichtet hat und seine Seele ist längst verkauft. Aber da der Teufel auf Erden nicht agieren kann, soll dies Arsestis für ihn tun. " , er unterbrach sich kurz, um schweigend ins Leere zu blicken. " Worauf warten wir denn dann noch? Los, packen wir unsere Sachen! " , rief Lex. Lagislow und Karun nickten zustimmend.
" Wartet, ich bin noch nicht fertig. Glücklicherweise haben wir noch eine grosse Chance, denn wenn er die Schriftrolle einfach so benutzen könnte, wäre es zu einfach. Es gibt mehrere Faktoren, die ihn davon abhalten werden. Da die Schriftrolle eine Zauberschriftrolle ist, ist sie natürlich für ihn nicht lesbar, geschweige denn , das die Worte für ihn aussprechbar wären. Deshalb muss er erst auf seinen Hofmagier warten, der von alldem noch nichts weiss und erst mit einem Boten aus dem anderem Ende des Landes geholt werden muss. Dieser soll ihm die Schriftrolle dann in, für ihn verständliche, Worte übersetzen. Denn in welcher Sprache man sie liest ist egal, diese geheime Sprache der Magier war nur eine Vorsichtsmassnahme, die aber im Laufe der Zeit zwecklos geworden ist, da viele Magier heutzutage für eine angemessene Summe bereit sind, alles zu tun. Und dann gibt es da noch so eine Massnahme, die ihm gewisse Schwierigkeiten berichten wird. Natürlich ist es nicht jedem möglich die Schriftrolle zu klauen und zu benutzen wie es ihm gerade passt. Nein, der, der sie stiehlt, wird verflucht. Nach dieser Verfluchung verwandelt sich der Dieb bei jeder Vollmondsnacht in eine Maus. Wenn ihr den Sinn dieser Metamorphose nicht erkennen könnt, so möchte ich euch ins Gedächnis zurückrufen, das Mäuse äusserst kurzlebig sein können, sie haben viele Feinde. Doch ' warum diese Schriftrolle stehlen, wenn man danach einen Teil seines Lebens als Maus verbringen muss ' , fragt ihr euch sicher. Tja, im Prinzip ist die Antwort darauf relatif einfach. Wenn Arsestis die Rolle nicht stiehlt, wird er auch nicht verflucht. Und da er, wie ich bereits erwähnte, die Schriftrolle sicherlich von einem anderem stehlen lassen wird, kann er sie auch benutzen, da er sie ja nicht selbst gestohlen hätte. Dieser Fehler in der Konzeption der Schriftrolle wurde leider übersehen. Viele machtgierigen Könige hatten dies bereits verstanden und wollten die Schriftrolle klauen lassen, haben aber versagt. Da ein Centauer allein nur schwierig eine Rolle beschützen und gleichzeitig kämpfen kann, wurden auch hier weitere Vorsichtsmassnahmen getroffen: Das sogenannte geflügelte Einhorn. Wie ihr wisst, existiert diese Verbindung eines Einhorns und eines Pegasus nicht, so hat man in dem Heimatswald Chiròns ein Einhorn und einen Pegasus ausgesetzt, mit der Aufgabe ihn zu beschützen. Diese zwei unsterblichen Wesen haben schon so manchen Angriff abgewehrt. Und abgesehen von dem geflûgeltem Einhorn gibt es noch eine weitere Tatsache, die uns in gewisser Weise beschränkt hilfreich sein wird. Arsestis ist anscheinend nicht gerade eine Leuchte, denn er hat nicht verstanden, dass er wegem dem Flucht nichts zu befürchten hätte, solange er sich nicht selbst zu Diebe macht. " , er machte wieder eine dieser Pausen, indenen er ins Leere sah, als wenn er nicht ganz begrifft, wie er hierher gekommen war. " Warum hat dieser Magier eigentlich die Schriftrolle geschrieben? " , fragte Karun neugierig.
" Er hatte diese geheime Formel durch jahrzehntelange Experiement gefunden und sie aufgeschrieben um sie nicht zu vergessen. Natürlich wollte er sie für sich selbst einsetzen. " , antwortete Aloris. " Und warum hat er dann diesen Fluch erfunden? " , erkundigte sich Karun. Lagislow und Lex sahen sich lächelnd an. Der Elf zeigte mit dem Zeigefinger auf den Zwergen und klopfte sich dann mit demselben an die Stirn. Lex lächelte noch mehr, drehte dann aber den Kopf weg, um nicht verräterisch zu lachen.
" Sein Vorgehen wurde natürlich von anderen Magiern bemerkt und diese waren es auch, die die Rolle dann erfolgreich verfluchten, wenn auch mit ein paar Denkfehlern, und sie Chiròn und dem geflügeltem Einhorn anvertrauten. " , erklärte Aloris geduldig. Er war es gewohnt, dass der Zwerg nicht gerade der Schnellste war. " Diese Sache, " , furh er dann fort, " die Verwandlung des Diebes, wird ihn zwar zum Zögern bringen, aber es gibt leider auch eine Möglichkeit, diesen Flucht aufzuheben. Man muss eine Jungfrau töten, exekutieren um genau zu sein, und mindestens einen Liter ihres Blutes auf nüchternen Magen trinken, eine halbe Stunde bevor man die Schriftrolle liest. Arsestis weiss bereits von dieser Gegenformel und bis heute Nachmittag hatte ich noch keine Ahnung, dass er bereits so weit gegangen war. Als ich jedoch Kolax Wohnsitz verlassen hatte, wurde ich nur wenig später von einem Boten aufgehalten, der eine Nachricht von Kolax für mich hatte. Er liess mir mitteilen, dass es, dank einiger Spione, inzwischen fast sicher sei, dass Arsestis es auf die Zwergenprinzessin Alira abgesehen habe, die bis zu ihrer Hochzeit Jungfrau bleiben muss. Er hat bereits einige Boten mit einem Brief an den König abgeschickt, um um Aliras Hand anzuhalten, die er aller Wahrscheinlichkeit nach auch erhalten wird, da diese so hässlich ist, entschuldige Karun, dass sie kein anderer Mann im heiratsfähigem Alter zur Frau möchte. " , beendete er seinen Vortrag.
" Alira? Was stehen wir hier denn noch herum? Wir müssen ihm zuvorkommen. Und was deinen Standpunkt gegenüber der Schönheit der Zwerge angeht, darüber unterhalten wir uns noch. " , rief der Zwerg, während er rasch auf die Beine sprang.
" Ich kann deine Erregung verstehen, aber wir werden erst morgen aufbrechen. Es wird in drei Stunden dunkel und wir werden so schnell keine Bleibe für heute Nacht finden. " , bestimmte Lex. Insgeheim fragte er sich, ob Aloris ihnen alles erzählt hatte, was er wusste. Und er glaubte es nicht.
Lex war noch ein recht junger Krieger, er war am Hofe seines Vaters in Jagd, Fechtkunst und höfischer Erziehung unterwiesen worden, hatte gelernt Verantwortung zu übernehmen, wichtige Entscheidungen schnell zu treffen und wann immer es als angebracht erschien, das Kommando zu übernehmen. Daher war er gewohnt, dass sein Wort Befehl ist. Seine Gefährten überliessen ihm normalerweise freiwillig das Kommando und die Verantwortung, die sich dahinter verstecken konnte, noch freiwilliger. Er war bei ihnen auch hoch angesehen, denn durch seine schnellen, aber keineswegs dummen, Entscheidungen und Taten hatte er sie schon alle mehr als einmal vor dem sicherem Tode bewahrt. Und wer würde schon einem treuem Freund und gutem Weggefährtem widersprechen wollen?
" Na gut, aber ich verlange, dass wir sofort morgen bei Sonnenaufgang aufbrechen, das bin ich dem König einfach schuldig. Noch dazu, wo die Frauen bei uns Zwergen so selten sind. Wisst ihr, bei uns kommen nämlich dreimal soviel Knaben zur Welt, wie Mädchen. " , so gesprochen ging er, ohne eine Antwort abzuwarten, zur Tür. " Ich werde auf jeden Fall heute noch packen. " , er öffnete die Tür und wäre fast in den Mann hineingelaufen, der etwas gebeugt hinter der Tür stand. Es war offensichtlich, dass er gelauscht hatte. Es war der Mann, der behauptete, aus dem Süden zu kommen.
" Was tut Ihr denn hier? " , wurde er von Karun gefragt, obwohl dieser die Antwort längst kannte.
" Ich habe ein Zimmer gemietet, und da ich mich hier noch nicht auskenne, muss ich wohl die falsche Tür erwischt haben. So ein Pech! Bis zum nächstem Mal, man sieht sich. " , er wandte sich zum Gehen.
" Halt! Wollt Ihr mich für dumm verkaufen? Es war deutlich zu sehen, dass Ihr uns hinterherspioniert habt! " , sagte Karun zu ihm.
" Da müsst Ihr Euch täuschen. " , anwortete der Andere, blieb aber stehen.
" Jetzt reicht es mir aber, ich bin heute wahrlich genug gereizt worden. Ich gehe jetzt auf mein Zimmer und wenn ich dann meine Axt habe und ich Euch immernoch hier auf dem Flur herumlungern sehe, dann könnt Ihr euch bei dem Langohr dahinten bedanken. Der wäre nämlich an allem schuld, da ich eigentlich ein sehr angenehmer Kerl bin! " , wütend stampfte er davon. Der Lauscher sah die drei Freunde des Zwergen verständnislos an und mit einem leisem " Entschuldigt mich. " , verabschiedete er sich zögernd.
" Der hat die Drohung anscheinend sehr ernst genommen, so schnell, wie der abgehauen ist. " , sagte Lex mehr zu sich selbst, als zu den Anderen.
" Das wundert mich nicht, dass der sich so schnell verdünisiert hat, oder hättest du grosse Lust, als Zwergenfutter zu enden? " , fügte Lagislow hinzu. Mit dieser Bemerkung löste er, wie beabsichtigt, einen weiteren Lachanfall auf Karuns Kosten aus. " Ich frage mich nur, wer er ist, was er hier wollte, für wen er arbeitet und vor allem, was er mitbekommen hat. " , murmelte Lex nachdenklich, nachdem sich das Gelächter langsam gelegt hatte und sie sich auf zu ihren Betten machten.

Kapitel 2

Am nächstem Tag hatten sie alle bereits ihre Sachen gepackt. Aloris hatte dem Wirt Bescheid gesagt, dass ihre Zimmer frei wurden und sie verliessen, nach einem reichlichen Frühstück, den Gasthof. Als sie schon vor der Tür standen, ging Lex noch einmal hinein. Der gestliche Besucher an der Tür liess ihm einfach keine Ruhe. Während die Anderen vor der Tür warteten, sprach er drinnen noch ein letztes Mal mit dem Wirt. Dieser bestätigte ihm, dass der Mann ein Zimmer bewohnt hatte. Weiter erzählte er ihm, dass der Selbige an diesem Morgen sehr schnell abgereist war. Er schien es sehr eilig gehabt zu haben. Diese Neuigkeiten beunruhigten Lex noch mehr.
Als er wieder aus dem Gasthof herrauskam, waren die Anderen dabei zu entscheiden, ob es wohl besser wäre, erst zum Palast des Zwergenkönigs aufzubrechen, oder eher nach Cherika. Schliesslich stimmten sie gemeinsam ab, einfach erst einmal nach Süden zu wandern, beide Zielorte lagen in dieser Richtung.
So fing ihr Abenteuer an, sie liefen die Strasse hinunter. Der etwa sieben Fuss grosse, langhaarige, blonde Elf ging zusammen mit Aloris und Karun hinten, wobei Aloris in der Mitte ging damit er eventuelle Sticheleien zwischen Elf und Zwerg unterbinden konnte, falls sich dies als notwendig erweisen sollte. Von hinten gesehen sah diese Anordnung recht amüsant aus, da sie der Grösse nach geordnet gingen, der Grösste ganz links und der Kleinste rechts.
Lex ging vor ihnen her und führte sie an. Das tat er immer dann gerne, wenn er nachdenken wollte. Im Moment dachte er über sich und seine drei Freunde nach. Es war schon verblüffend, wie unterschiedlich sie waren, und doch kämpften sie alle für die selbe Sache. Der gute, alte Aloris, den er schon seit seiner Kindheit kannte, der so vernünftig und weise war und mehr wusste, als sie alle zusammen. Mit seinen Zauberkräften war er ein unverzichtbarer Begleiter bei ihren Abenteuern geworden. Auch mit der Schale aus Arroganz und Zynismus, die ihn teilweise umgab, war er immer seinen moralischen Prinzipien treu geblieben. Er war stolz auf seine Kunst, liebte grosse Gesten und ein wenig Pathos. Oft murmelte er mal etwas Unverständliches, stellte weitschweifende Hypothesen auf und verwarf sie im nächsten Augenblick wieder. Eine andere seiner Vorlieben war das Ins-Blaue-Philosophieren bei einem gutem Glas Wein. Er hatte sich wahrscheinlich einzig seines Freundes wegen auf diese lange Reise gemacht, dieser hatte ihm den Auftrag gegeben, aber er hatte ihnen nicht verraten wollen um wen es sich handelte. Lex vermutete insgeheim, dass dieser Freund etwas mit der Schriftrolle zu tun hatte.
Dann wanderten seine Gedanken weiter zu Karun. Zwerge waren schon merkwürdige Zeitgenossen. Lex hatte erst lernen müssen zu akzeptieren, dass Zwerge nun mal keine Menschen waren, keine kleinwüchsigen, zähleibigen Krieger. Sie waren beharrlich und besassen ein unglaubliches Durchhaltevermögen. Wankelmut ist ihnen unbekannt. Und sie sind absolut zuverlässig - als Freunde, wie als Feinde. Lex wusste: Wer einmal die Freundschaft eines Zwerges gewonnen hatte, konnte sich ihrer sicher sein, kein Dritter könnte sie durch Intrige oder üble Nachrede wieder auseinanderbringen. Andererseits war Lex sich auch sicher, dass für jemanden, der sich einen Zwergen zum Feind gemacht hatte, ein schweres Leben begann, der Zwerg würde ihm folgen, über Steppen und durch Wälder, durch finstere Stollen und über glühenden Wüstensand. Und wenn er sich dem Zwergem endlich zum Kampf stellte und womöglich noch gewann, konnte es sein, dass der Clan der Zwerge einen neuen Rächer auf die Reise schickte. Karun selber brachte von zu Hause solide Kenntnisse von Mineralien, Erzen, Gesteinen und Bergbau mit und er war in der Lage, architektonische Merkwürdigkeiten in Gebäuden - wie Fallen und Geheimtüren - an kleinsten Merkmalen zu erkennen. Auch diese Fähigkeit war ihnen mehr als einmal zu Gute gekommen. Das Sonnenlicht war ihm von Herzen unangenehm und meistens hatte er auf langen Märschen ein paar herzhafte Flüche auf Lager, die er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervormurmelte.Bei dem Anblick einer Erzader oder eines perfekt behauenem Mamorstandbildes konnte er seine Umgebung für Minuten völlig vergessen. Dann rutschte ihm schnell mal das höchste Lob heraus, zu dem er fähig schien: ' Das ist Zwergenwerk! ' . Dazu war er dann noch unglaublich dickschädelig. Hin und wieder stellte er sich so felsenfest stur, dass er die Anderen an den Rand der Verzweiflung brachte. Dann kamen solche Begründungen wie: ' So wird es gemacht, so hat der Vater es gemacht und der Grossvater auch! ' . Ausserdem neigte er zu Überreaktionen bei kleinsten Provokationen und wurde leicht handgreiflich. Hinzu kam noch, dass er, nett ausgedrückt ' roch ' . Dies rührte daher, dass er seine Rüstung weder in sommerlicher Hitze, noch während des Schlafens ablegte und jeder, der es schon einmal versucht hatte, wusste, dass es sinnlos war, einem Zwergen zu einem Kleiderwechsel oder gar einem Vollbad zu raten. Also hatten sie sich, gezwungenerweise, mit dem ' Zwergenduft ' abgefunden. Lex dachte, dass Karun wohl einzig und allein wegen des Geldes mitgekommen war.Die Gedanken über seinen kleinen Freund brachten ihn auch schnell zu denen über seinen grössten. Die Verwunderung, mit der Lagislow die Welt und seine Gefährten bisweilen betrachtete, amüsierte Lex manchmal noch mehr, als seine ständigen Sticheleien Karuns gegenüber. Der Elf wusste einfach wie er den kleinen Gefährten schnell auf die Palme bringen konnte, und dass es ihn noch mehr ärgerte, wenn er irgendwann gar nichts mehr sagte und ihn ignorierte. Der Jähzorn des Zwerges interessierte den Elfen, denn von zu Hause aus kannte er ihn nicht. Noch mehr Interesse zeigte er allerdings für die Menschen, da er ihre Kultur und Lebensweise nicht immer völlig begriff. Er kam aus einem entlegenem Dorf, das ganz vom Gefühl der Gemeinschaft seiner Bewohner geprägt ist, und die Leute leben so selbstverständlich im Einklang der Natur, dass es ihnen nie in den Sinn käme, über diese besondere Lebensweise zu sprechen. Er staunte über viele Bemühungen der Menschen und hatte Mitleid mit ihnen. Vor allem verstand er nicht, wie in einem Dorf Luxus und Armut, Not und Verschwendungssucht so nahe beieinander existieren konnten. Von Zeit zu Zeit wunderte er sich hörbar über den Kult, der bei den Menschen mit dem persöhnlichem Eigentum getrieben wurde, sinnlose Grausamkeit - auch gegen wahrhaft niederträchtige Feinde - war ihm zuwider und den, bei Menschen häufigen, ' kriecherischen Gehorsam gegenüber weltlichen und göttlichen Herren ' empfand er als würdelos. Hin und wieder geriet er durch eine achtlos dahingeworfene, überhebliche Bemerkung über das seltsame Gebären der Menschen, die ihn umgaben, in gehörige Schwierigkeiten. Und er war die ehrlichste Persönlichkeit, die Lex je kennengelernt hatte, er erfand nichts und liess nichts weg. Lex schätzte, dass der Elf sich auf die Reise begeben hatte, um etwas über die Menschen zu lernen, denn diese faszinierten ihn. Und er selbst? Warum war er aufgebrochen? Es war Ehre, Ansehen und unvergänglicher Ruhm, was ihn lockte. Er war ein zuverlässiger Freund, wenn es um hangreifliche Auseinandersetzungen ging und bereit für seine Freunde und Familie zu sterben. Zu seinen Wesenszügen gehörten Entschlusskraft ebenso wie Tatendrang und ein wenig Arroganz. Zaudern und Zagen waren ihm Fremdwörter. Ehrenhaftigkeit, Stolz und Mitleid für den Schwächeren zeichneten ihn aus, oft brachte er seine Gefährten aber auch in ernsthafte Schwierigkeiten, da er meistens dem Feind offen und mit blanker Klinge gegenübertreten wollte, allerdings hätte niemand seinen Heldenmut als Dummheit abgetan, denn Ehre, Mut, Stolz, Edelmut und Ehrbarkeit sind unverzichtbare Begleiter auf dem Weg zum Ruhme. Hieraus schöpft er auch sein Selbstvertrauen, er war eben ein Mann des direkten Weges.
Plötzlich riess ihn Karun mit einer Frage aus seinen Gedanken, die drei hatten die ganze Zeit über lautstark diskutiert, doch dieses Mal war eindeutig er gemeint:
" Lehex, ist es noch weit bis wir eine Pause machen? Ich habe einen Wolfshunger und wir laufen bereits seit drei Stunden! "
Lex sah sich um. Er war so vertieft in seine Gedaken gewesen, dass er gar nicht bemerkt hatte, wie sie aus der Stadt heraus gekommen waren. Inzwischen liefen sie auf einem schmalem Waldweg. Rechts und links ragten hohe Bäume in den Himmel. Weit und breit keine Lichtung zu entdecken, oder ein anderer guter Platz für eine kleine Pause. Der Weg stieg an, vor ihnen lag ein Berg, auf den der Waldweg hinaufführte.
" Du hörst dich ja an wie ein kleines Kind. " , stichelte der Elf.
" Ausnahmsweise ist mir deine blöde Bemerkung egal, ich habe nämlich nicht dich gefragt. Ausserdem habt ihr gut reden mit euren langen Beinen. Lex? " , antwortete Karun ungewohnt kühl.
" Hier gibt es gerade keine gute Stelle für eine Pause, fürchte ich. Aber lasst uns doch noch ein Stück weiter gehen, wenigstens bis auf den Berg, da können wir dann etwas ausruhen und vielleicht haben wir sogar noch eine gute Aussicht und sehen das nächste Dorf. Dort sollten wir uns dann auch mal nach einem anderem Fortbewegungsmittel umsehen... Ich denke zum Beispiel an Pferde. " , antwortete Lex. Karun sah sich den Weg an,der noch vor ihnen lag, bevor sie eine Pause machen würden. Es waren noch ungefähr eineinhalb Meilen. Im Prinzip akzeptable.
" Na gut, noch bis da hin aber dann gehe ich keinen Schritt mehr. Meine Füsse fangen auch langsam an wehzutun. " , stimmte er zu. ' Ausreden denkt der sich aus nur um schneller etwas in den Magen zu bekommen. ' , dachte Lagislow sich, sprach es aber nicht aus.
" Vielleicht finden wir jemanden, der uns mitnimmt. Das wäre billiger als Pferde zu kaufen oder zu leihen. " , bemerkte Aloris beiläufig.
" Das werden wir dann sehen. Wir wissen noch nicht mal sicher, ob es dort überhaupt ein Dorf gibt. " , erwiderte Lex.
Sie liefen noch ungefähr vierzig Minuten bis sie auf dem höchstem Punkt des Berges, der jetzt, als sie ihn bestiegen hatten, mehr einem Hügel glich, angekommen waren. In einer Reihe standen sie dort und sahen hinab. Vor ihnen erstreckte sich ein grosses Tal, durch das der Weg führte und das von dem Wald auf beiden Seiten eingerahmt war. Etwas weiter entfernt konnten sie einen Fluss erblicken, der mit Hilfe einer Brücke zu überqueren war. Irgendwo weiter hinten lichtete sich der Wald völlig und anstelle der weiten Wiesen erkannten sie lange Felder und Äcker, was sie wieder hoffnungsvoller machte, noch eine Stadt vor Sonnenuntergang zu erreichen. Und tatsächlich, ganz weit hinten am Horizont konnten sie kleine, braune und weisse Flecken ausmachen. Wenn sie im Dorf nicht vor Sonnenuntergang ankommen sollten, und in der Nacht, wenn der Mond am Himmel stehen würde, in der Ferne kleine Lichter sehen konnten, dann wussten sie, dass es sich tatsächlich um Häuser handelte. " Also falls das dahinten wirklich Häuser sind, brauchen wir trotzdem noch mindestens zwei Tage, bis wir dort sind. " , zerstörte Lagislow die Hoffnungen der Anderen. Diese hatten sich zwar das Gleiche gedacht, wollten es aber nicht so niederschmetternd hören.
" Da hast du wohl Recht. " , bestätigte Aloris.
" Dass wir mehrere Wochen unterwegs sein würden, bevor wir unseren Auftrag zufriedenstellend erledigt haben, war doch hoffendlich jedem von uns von Anfang an klar, oder? Also sind diese Diskutionen wohl im Moment eher zweitranig. Das können wir doch auch noch heute Abend beim eventuellen Lagerfeuer besprechen, oder? Was jetzt viel wichtiger ist: Wir haben kein Fleisch mehr. Also wer geht mit mir schnell auf die Jagd um wenigstens ein Wildschein zu erlegen? Ich persöhnlich dachte an dich, Lagislow. " , unterbrach Lex ihre Unterhaltung und sah den Elfen abwartend an.
" Das stört mich nicht. " , erwiderte dieser, " und mit meinem Bogen sind wir wahrscheinlich sowieso schneller fertig, als mit deinem Schwert oder Karuns Axt. " , ergänzte er.
" Das ist ausnahmsweise mal eine sehr gute Idee von dir, finde ich. So kann ich weiter mit Aloris reden, ohne dass du Langohr mich dauernd unterbrichst. Ausserdem hatte ich nicht mehr vor, mich sehr zu bewegen, wenigstens für eine Weile. Immerhin macht ihr weitaus grössere Schritte als ich und da ist es gar nicht so einfach mitzuhalten. Ihr könnt ja mal versuchen drei Stunden lang fast doppelt so grosse Schritte zu machen. " , stellte Karun fest.
" Für dich ist es auch in Ordnung hier mit Karun auf uns zu warten? " , Lex sah Aloris an. Dieser nickte kurz. Lex wusste, dass es ihm eigentlich sehr gut gefiel, sich ab und an ein bisschen mit dem Zwergem auszutauschen. Aloris und Karun setzten sich im Schneidersitz auf den Boden, winkten den beiden Anderen zu, während diese sich entfernten, und sahen wie sie nach Westen aufbrachen um wenig später im dichten Wald zu verschwinden.

" Meinst du, dass wir hier Glück haben werden? " , fragte Lagislow Lex, während er auf dem weichem Waldboden nach Fussspuren und an kleineren Büschen nach abgebrochenen Zweigen Ausschau hielt.
" Ich hoffe es. Und falls wir doch kein Wildschwein erwischen, dann nehmen wir eben eine Hirschkuh oder was uns sonst noch so über den Weg läuft. " , sagte Lex.
" Ich werde weiterhin nach irgendwelchen Spuren suchen. Vielleicht kannst du solange nach sichtbaren Dingen sehen, wie ein Ohr oder einen Huf und vielleicht auch etwas lauschen. Und während du dies für mich tust, kannst du mir vielleicht auch noch sagen, wie du auf mich gekommen bist. Das war doch wohl kein Zufall, oder? "
" Wie würde es dir denn gefallen, wenn ich dir sagen würde, dass ich dich mitnehmen wollte, weil ich gerne mal wieder mit einem gutem Freund reden wollte? " , fragte Lex flüsternd und sah den Elfen an.
" Ich schätze, solange dies der Wahrheit entsprechen würde, würde es mir wohl sehr gut gefallen. " , erwiderte er.
" Das tut es, " , versicherte ihm Lex mit einem Lächeln, " doch, ohne Zweifel. "
" Aber es das war nicht der einzige Grund, oder? "
" Nein, du hast Recht. " , sagte der junge Krieger und lächelte dabei noch mehr. Wie gut ihn dieser Elf doch inzwischen kannte. " Ich wollte mit dir über Aloris, unseren Auftrag und den nächtlichen Besucher von gestern sprechen. "
" In Ordnung. Worum geht es genau? "
" Fangen wir doch hinten an. Mir macht dieser Kerl Sorgen. Und irgendwie habe ich das Gefühl, dass wir ihn nicht zum letztem Mal gesehen haben. " , begann Lex.
" Das kann gut sein. Als wir mit der Kellnerin Karten gespielt haben, hat er mich und Karun nicht aus den Augen gelassen und dauernd versucht irgendetwas aus uns herrauszubekommen. Was wir so machen, wohin wir gehen und warum und wen wir so kennen. Auch bei der Vorstellung des Kartenzauberkünstlers wich er uns nicht von der Seite. " , erzählte Lagislow.
" Du meinst also, er könnte tatsächlich engagiert worden sein, um hinter uns herzuspionieren und um zu erfahren, was wir machen? "
" Könnte schon sein. So verhalten hat er sich auf jeden Fall. Und die Szene an der Tür hat ihn natürlich auch nicht gerade entlastet. Hoffen wir einfach, dass er uns nicht mehr so schnell über den Weg läuft. "
" Wird wohl das Beste sein...Mal im Vertrauen: War der sogenannte Zauberkünstler wirklich so toll, wie er behauptet hat? "
" Im Vertrauen: Nein, war er nicht. Zugegeben, er war nicht schlecht, aber wenn man selber magische Fähigkeiten besitzt, so wie ich und selbst wenn sie nicht von grosser Bedeutung sein mögen, ist man natürlich auch etwas schwerer zu beeindrucken. Er war aber immerhin noch gut genug um die Langeweile in Grenzen zu halten. "
" Es tut gut, das zu hören. " , seufzte Lex. " Aber lass uns keine Zeit verlieren. Was hälst du von der Geschichte, die uns Aloris erzählt hat? "
" Ich weiss nicht. Allerdings glaube ich ihm, bin mir aber auch sicher, dass er uns noch nicht alles erzählt hat. Ansonsten hört sich zwar alles etwas merkwürdig an, aber was soll es. Wir verdienen genug Geld und retten nebenbei auch noch schnell die Welt. Vor allem letzteres müsste dir doch gefallen. Ich kann mir nur nicht vorstellen, dass er es wirklich auf Alira abgesehen hat. Warum sollte er nicht jemanden nehmen, an den er sehr viel leichter und schneller kommt? Und falls er es doch auf sie abgesehen haben sollte, bin ich mir ziemlich sicher, dass er sie bereits in seiner Gewalt hat. "
" Es verblüfft mich immer wieder, wie gut du mich zu kennen scheinst. Ich bin wirklich auf Ruhm aus. Gut, ohne Bezahlung hätte ich es zwar auch nicht getan, aber das war, beziehungsweise ist, mir absolut zweitrangig. Ich weiss nicht, ob er sie schon hat, oder ob er sie nur will, aber ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, um sie zu retten. Und wenn ich noch nebenbei die Welt retten kann, soll mir das nur recht sein. Ich möchte nur auf keinen Fall, dass dieser Bastard ein junges Mädchen abschlachtet. " , erklärte Lex. " Aber im Moment denke ich mehr über Aloris nach. Ich habe irgendwie das Gefühl, dass er uns nicht alles sagt, was er weiss. Was denkst du genau darüber? Du kennst ihn schon etwas länger als ich. "
" Ich vertraue ihm. Mag sein, dass er etwas weiss, das er uns nicht mitteilen möchte. Vielleicht noch nicht, vielleicht aber auch niemals. Er wird seine Gründe haben. Und ich weiss, dass er niemals Informationen zurückhalten würde, wenn das uns schaden oder uns in Schwierigkeiten bringen könnte. Er weiss schon, wieso er uns bis jetzt nur einen Teil der Geschichte erzählt hat, falls er dies getan hat. Beunruhigt dich das etwa? "
" Ja, sehr sogar. Natürlich hätte ich nicht gedacht, dass er uns hintergehen würde, oder ähnliches, aber da ich nun einmal euer Anführer bin, muss ich auch in gewisser Weise auf euch aufpassen, wenn du verstehst, was ich meine. "
" Duck dich. " , wies Lagislow ihn an.
" Warum? " , fragte Lex verständnislos, duckte sich aber trotzdem sofort, denn aus Erfahrung wusste er, dass es in einigen Situationen überlebenswichtig sein konnte, auf solche Befehle zu hören.
" Ich glaube, ich habe dort hinten etwas gesehen. " , er zeigte auf eine Stelle vor ihnen. Flüsternd sagte er: " Das könnte ein Wildschwein sein. "
Lex tat es Lagislow gleich und legte sich lautlos auf den Boden. Mit den Augen folgte er dem Finger des Elfen und er sah es auch: Zwischen den Blättern eines nicht sehr weit entferntem Baumes konnte er ein kleines, braunes Rechteck erkennen.
" Könntest du treffen oder? " , fragte er leise den Elfen, der bereits seinen Bogen von der Schulter genommen hatte und nach einem Pfeil aus dem Köcher auf seinem Rücken angelte.
" Müsste eigentlich funktionieren. Ist zwar nicht viel, was ich sehe, aber wenn es sich nicht im falschem Augenblick bewegt, sollte es klappen. "
Er spannte seinen Bogen, mit dem Pfeil, den er während des Flüsterns im Köcher gefunden hatte. Er zielte, schoss und dem Schrei, der darauf hin folgte, nach zu urteilen, traf er auch. Allerdings war das kein sehr tierischer Schrei. Und das Opfer flüchtete.

Karun und Aloris redeten über eher belanglose Dinge, während sie auf dem Boden sassen und auf die hoffendlich erfolgreiche Rückkehr der beiden Anderen warteten. Sie sprachen darüber, wann sie wohl das nächste Dorf erreichen würden, falls es denn eines war, ob sie eine andere Fortbewegungsweise finden würden, und wenn ja, was für eine, und lauter solche Dinge, die hauptsächlich mit ihrem Auftrag zu tun hatten. Dann, als die Anderen bereits eine halbe Stunde verschwunden waren, entschuldigte Karun sich und verschwand zwischen den Bäumen am linken Waldrand, weil er ein unangenehmes Drücken auf der Blase verspürte. Während er sich seiner vollen Blase entleerte, hörte er einen nicht sehr weit entfernten Schrei. Er hörte sich menschlich an.
" Hoffentlich ist den Anderen nichts passiert. " , sagte er leise zu sich selbst. Dann schloss er seine Hose, drehte sich um und wollte sich gerade auf den Rückweg machen, als er plötzlich von hinten umgerannt wurde. Er flog hart auf den Boden und sein Umrempler über ihn. Karun hob den Kopf um zu sehen, wer da vor ihm lag und er traute seinen Augen nicht, als er seinen alten Freund von der Tür im Gasthaus wieder erkannte. Dieser hatte einen Pfeil im Oberschenkel stecken. Instinktiv warf Karun sich auf den Mann, den Pfeil hatte er sofort als von Lagislow stammend identifiziert und er dachte sich, dass dieser wohl nicht umsonst auf den Mann geschossen hatte. Er wusste, dass es nicht einfach sein würde seinen weitaus grösseren Feind lange unter Kontrolle zu halten. Seine Ahnung wurde auch gleich bestätigt, als der Mann versuchte auf die Beine zu kommen. Karun hoffte, dass er es wenigstens bis zum Eintreffen seiner Freunde durchhalten würde, denn er hatte keine Lust, den Kerl ein weiteres Mal einfach von dannen ziehen zu lassen. Und er hatte Glück: Gerade als der Mann es geschafft hatte, sich aufzurichten und Karun nur noch als hilfloses Bündel an seinem Hals hing, traffen Lex und Lagislow ein. Karun liess los und der Elf hielt den Mann mit seinem Bogen in Schacht. Währenddessen ging Lex zu ihm hinüber um ihm mit einer Schnur, von der immer ein bisschen bei sich hatte, die Hände zu fesseln.
" Meine Güte, der Typ klebt ja an dir wie ein treuer Hund. Und wieder mal hast du ihn gefunden. " , sagte Lagislow.
" Keine Angst, ich werde ihn mit Sicherheit nicht behalten. " , erwiderte Karun giftig und sah den Mann an.
" Eigentlich sprach ich zu ihm und wollte ich ihn gerade fragen, ob er nicht an dir interessiert wäre. Versteh mich bitte nicht falsch, aber wenn du ihn ander Leine hättest, würde das bestimmt nicht so gut funktionieren, als wenn er dich führte. " , ergänzte Lagislow.
" Du glaubst also ernsthaft, dass dieser Kerl mir eine Leine anlegen könnte? Ich fände es viel nützlicher dir einen Maulkorb zu besorgen! " , drohte der Zwerg böse.
" Ihr seit jetzt alle beide mal still, " , schlichtete Lex, " ich wäre ganz froh, wenn er uns nicht mehr hinterher laufen würde. Und wenn ich wüsste, warum er dies tut. " . Inzwischen hatte er den Mann so gefesselt, dass er, zumindest die Hände, nicht mehr bewegen konnte. " Und wie wäre es, wenn wir jetzt zu Aloris zurückkehren würden, um uns ein bisschen mit unserem neuen Haustier zu unterhalten? " , fragte er. Alle nickten, abgesehen von ihrem, etwas beunruhigt dreinblickendem, Verfolger.

" Und Ihr seid Euch sicher, dass Ihr wirklich nichts über Euren Auftragsgeber verraten möchtet? "
Inzwischen waren Lex, Lagislow, Karun und der offensichtliche Spion bei Aloris anglangt, was sich als nicht sehr einfach heraus gestellt hatte, da der Mann, verständlicherweise, nicht mitkommen wollte und schliesslich von den drei Abenteurern zu ihrem Rastplatz getragen wurde. Dort setzten sich Lex und Lagislow neben dem Mann auf den Boden, nachdem sie den Pfeil aus seinem Oberschenkel entfernt hatten, weniger aus Mitleid, sondern weil sie keinen der Pfeile verschwenden konnten.Währenddessen berichtete Karun Aloris, was sich zugetragen hatte. Anschliessend setzten sich die beiden den drei Anderen gegenüber.
" Ja, da bin ich mir absolut sicher. " , antwortete der Mann siegessicher. Sie wussten inzwischen, dass er Scheft hiess, zumindest behauptete er das.
" Na, dann bin ich mir auch absolut sicher, dass Karun gerne bereit sein wird, Euch mit seiner Axt einen oder auch mehrere Finger abzunehmen, falls wir nicht bald ein paar Informationen bekommen. " , sagte Lex, wobei er Karun ansah. Dieser lächelte.

Auch Scheft musterte Karun. Er wusste, dass der Zwerg ihn nicht leiden konnte und er war gerne bereit Lex zu glauben, ja, er war sich sogar sicher, dass Karun sich bei der Verstümmelung seiner Hand auch noch köstlich amüsieren würde. Eigentlich hing er sehr an seinen Fingern, andererseits wusste er aber auch nicht, was ihn erwartete, wenn er auspackte. Vielleicht würde er sich retten können, wenn er wenigstens die Hälfte von dem was er wusste, erzählte? Oder wie wäre es mit einer Lüge?
" Aber mit allergrösstem Vergnügen würde ich das tun. " , erklärte Karun gierig und sein Lächeln wurde noch grösser, als er Scheft ansah und die nackte Angst in dessen Augen erblickte. Jetzt war es genug, Scheft konnte nicht mehr. Was waren das nur für Wesen, diese Zwerge?
" Ist ja gut, ich rede. Ich bekam den Auftrag Euch zu überwachen, bis ich wusste, was ihr vorhabt. Dies habe ich gestern Abend im Gasthof heraus gefunden. Sofort am nächsten Tag brach ich auf, um alles meinem Auftragsgeber mitzuteilen, der sich glücklicherweise nicht weit entfernt aufhielt. Dann kehrte ich wieder zu euch zurück und löste meinen Komplizen ab. Leider weiss ich nicht, wer mein Auftragsgeber ist, da ich ihm immer nur unter einem langen, schwarzen Umhang verborgen begegnet bin. Nicht einmal seine Augen konnte ich wahrnehmen. " , endete er. " Nun, das ist doch schon mal gar nicht so schlecht. Auch diese Geschichte mit deinem Auftragsgeber wollen wir dir mal glauben, da wir aus eigener Erfahrung wissen, dass es nicht immer einfach ist, die Leute kennen zu lernen, für die man arbeitet. " , sagte Lex verständnisvoll.
" Ja. Aber wer ist dein Komplize? Und was war seine Aufgabe? " , fragte Aloris.
" Das kann ich euch sagen. " , meinte Scheft. Jetzt konnte er diesem blöden Zwergen auch einmal eines auswischen! Er zeigte auf Karun. " Das ist er! Er sollte euer Vertrauen gewinnen und dann jeden eurer Schritte überwachen, vor allem, wenn ich einmal nicht vor Ort sein sollte. Heute ging er nur deshalb alleine in den Wald um mir zu berichten, was er erfahren hatte. Dummerweise hattet ihr beide mich vorher bemerkt und mir diesen verfluchten Pfeil ins Bein geschossen. "
Alle Augen wendeten sich Karun zu.
" Nein! Nein! Dieses Mistschwein lügt! Ich habe nichts damit zu tun! Ich kenne ihn nicht einmal! "
" Du brauchst nicht zu schreien, Karun, wir glauben dir, also, erzähl uns bitte deine Version der Geschichte. " , bat ihn Lex, während er sich innerlich fragte, ob er ihm wirklich glaubte.
" Was gibt es denn da schon zu erzählen? Der lügt! Ich habe nichts damit zu tun! Das ist doch lächerlich! Der will sich an mir rächen! Für igendwas! " , ereiferte sich der Zwerg verzweifelt.
" Komm schon, du kannst es ruhig zugeben. So schlimm wird es nicht sein. " , ermutigte ihn Scheft.
" Du sei mal ganz ruhig! Ich kenne dich nicht! " , schrie ihn Karun an.
" Karun, stimmt die Geschichte oder nicht? " , fragte Aloris.
" Wenn überhaupt, dann stimmt sie nur teilweise. " , erklärte Karun trotzig.
" Und welcher Teil stimmt nicht? " , wollte Lagislow wissen.
" Seiner! " , beantwortete Karun die Frage und zeigte auf Scheft. " Das ist doch total unlogisch! Ich kannte euch doch schon lange vor diesem Auftrag! Ausserdem hätte er ja nicht hinter der Tür lauschen müssen, wenn ich im Zimmer war und ihm später alles hätte mitteilen können! Bitte, ihr müsst mir glauben! Ich habe euch nie verraten! Aloris! Lex! Lagislow! Unsere Freundschaft hält uns doch zusammen! Niemals würde ich einen von euch verraten! Als ob ich euch das antun könnte! Ich schwöre es bei meinem Leben! "
Lagislow sah Scheft drohend an.
" Besser für dich, wenn du jetzt die Wahrheit sagen würdest. Ich weiss, dass ich öfters mal meine Auseinandersetzungen mit ihm habe, aber ich mag ihn trotzdem. Er ist einer meiner besten Freunde und ich hoffe sehr, dass deine Geschichte nicht richtig ist, denn ich vertraue ihm. Zwerge haben normalerweise nicht die Angewohnheit zu lügen. Und du kannst dir sicher sein und mir vertrauen, wenn ich dir sage, dass ich alles daransetzen werde, heraus zu finden, wie wahr deine Version wirklich ist. Und wenn ich dabei erfahren sollte, dass sie erlogen ist, kannst du dich auf eine wahnsinnig schlimme Strafe gefasst machen. Also was ist? "
Verblüfft sah Karun den Elfen an. Hatte er ihn da wirklich gerade verteidigt? Er war sich zwar immer bewusst gewesen, dass sie eine tiefe Freundschaft verband, aber dass der Elf das hier vor allen Anderen öffentlich klarstellte? Von jedem hätte er das mehr erwartet, als von seinem spitzohrigem Gefährtem.
" In Ordnung, kann sein, dass ich ihn nur reinreiten wollte. Aber er hatte es verdient. " , gab Scheft zu und ärgerte sich. Er war schon immer leicht einzuschüchtern gewesen. Und als Lex sich ihm näherte und ihm aus purer Wut, da er seinen eigenen Freund verdächtigt hatte, seine geballte Faust ins Gesicht schlug, hätte er am Liebsten angefangen au weinen.
" Da bin ich aber erleichtert, " , sagte Aloris, " du musst verstehen, Karun, dass man, wenn man so etwas hört geschockt ist, denn eigentlich habe ich nicht an dir gezweifelt. "
" Ist schon okay. Darf ich ihm jetzt trotzdem einen Finger abhacken? " , fragte Karun und sah Scheft hasserfüllt an.
" Nein, " , antwortete Lagislow, " aber freilassen können wir ihn auch nicht. Lex, was schlägst du vor? "
" Ich würde sagen, dass wir beide uns noch einmal auf die Jagd machen, wenn es dich nicht stört, und diesen Kerl werden Aloris und Karun vorerstmal bei sich behalten. Wenn wir in ein, zwei Tagen das Dorf dorthinten, falls es sich wirklich um eines handelt, erreicht haben, werden wir sicher eine kleine Zelle für ihn ausfindig machen können, und wenn nicht nehmen wir ihn eben weiterhin mit, bis wir eine finden. "
Alle waren mit seinem Vorschlag einverstanden und Lex brach mit Lagislow auf um nach Wildschweinen zu suchen. Die Zeit war so schnell vorbeigegangen, dass sie erst kurz nach Sonnenuntergang wieder zu den Anderen zurückkehrten. Sie hatten zwar kein Wildschwein erwischt, aber dafür einen jungen Hirsch. Karun hatte bereits ein Feuer gemacht, und er sah Lex dabei zu, wie dieser den Hirschen ausnahm. Danach liessen sie ihn langsam, und in in kleine Stücke geschnitten, über dem Feuer braten. Sie assen und auch Scheft bekam seinen Teil, dazu tranken sie Wasser aus ihren Schläuchen. Als sie gesätigt waren löschte Lagislow das Feuer, denn die Nacht war warm genug und sie legten sich schlafen. Einzig Lex brauchte einige Zeit um einzuschlafen. Zuviele Dinge gingen ihm durch die Gedanken und zuviele Fragen beschäftigten ihn. So lag er lange auf dem Rücken und blickte in den klaren Sternenhimmel. Schliesslich drehte er sich auf die Seite, zwang seinen Kopf dazu sich zu leeren und fiel in einen tiefen, traumlosen Schlaf.
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Hörbuch

Über den Autor

cumerache
Leidenschaftlich sarkastische Hobbyphilosophin, mit Hang zur Selbstironie und ausgeprägter Verachtung für Smalltalk. Seltsam durchgeknallte, eloquente Metalhead, mit Potential zur Herausforderung und einem Talent für absurde Gespräche. Vielseitig interessierte, pferdeverrnarte, schlagfertige Möchtegernpsychologin, mit Faible für Fantasybücher und Horrorfilme. Selbstkritische Mutter- und Fremdsprachenliebhaberin mit Kommaschwäche, gnadenlos ehrliche, tollpatschige, unkomplizierte Vollzeitchaotin mit einer tiefen Ader für Romantik. Rollenspiel- und Fabelwesenbegeisterte, optimistische Zockerin mit einem hochgradigen Sinn für Moral. Momentbedingt begnadete Quasselstrippe, loyaler Morgenmuffel. Nervtötend rechthaberische Klugscheisserin. Also im Grossen und Ganzen harmlos - oder so.

(Falls iiiiiirgendjemand 'ne Ahnung hat, wo sich der verfluchte neonfarbene Eisbär aufhält... ich suche ihn immer noch!)

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Arrix Re: Re: Re: Re: Find ich gut -
Zitat: (Original von cumerache am 22.05.2008 - 11:11 Uhr)
Habe bei meinen Daten gerade gesehen, dass du "nur" eine dreiviertel Stunde beschäftigt warst... ;)

War das echt ne dreiviertel Stunde? Kam mir irgendwie kürzer vor... Naja wie auch immer. :D
Vor langer Zeit - Antworten
cumerache Re: Re: Re: Find ich gut -
Zitat: (Original von Arrix am 21.05.2008 - 14:56 Uhr)
Zitat: (Original von cumerache am 21.05.2008 - 13:05 Uhr)
Zitat: (Original von Arrix am 20.05.2008 - 13:47 Uhr) Gut geschrieben, nette Story, ich bin gespannt wies weitergeht. :)


Hast du dich wirklich durch die ganzen 57 Seiten durchgequält? Danke, dass freut mich sehr, endlich mal ein Kommentar, die anderen geben sich nur mit lesen zufrieden (oder geben nach 20 Seiten auf). Danke auf jeden Fall, wenn du willst gebe ich dir Bescheid, sobald mich meine Muse wieder geküsst hat! ;)
LG


Gequält? Nicht im geringesten. :) Ich hab erst nach ner Weile gemerkt, dass ich schon auf Seite 40 war. :D
Ich würd mich freuen. :)


Habe bei meinen Daten gerade gesehen, dass du "nur" eine dreiviertel Stunde beschäftigt warst... ;)
Vor langer Zeit - Antworten
Arrix Re: Re: Find ich gut -
Zitat: (Original von cumerache am 21.05.2008 - 13:05 Uhr)
Zitat: (Original von Arrix am 20.05.2008 - 13:47 Uhr) Gut geschrieben, nette Story, ich bin gespannt wies weitergeht. :)


Hast du dich wirklich durch die ganzen 57 Seiten durchgequält? Danke, dass freut mich sehr, endlich mal ein Kommentar, die anderen geben sich nur mit lesen zufrieden (oder geben nach 20 Seiten auf). Danke auf jeden Fall, wenn du willst gebe ich dir Bescheid, sobald mich meine Muse wieder geküsst hat! ;)
LG


Gequält? Nicht im geringesten. :) Ich hab erst nach ner Weile gemerkt, dass ich schon auf Seite 40 war. :D
Ich würd mich freuen. :)
Vor langer Zeit - Antworten
cumerache Re: Find ich gut -
Zitat: (Original von Arrix am 20.05.2008 - 13:47 Uhr) Gut geschrieben, nette Story, ich bin gespannt wies weitergeht. :)


Hast du dich wirklich durch die ganzen 57 Seiten durchgequält? Danke, dass freut mich sehr, endlich mal ein Kommentar, die anderen geben sich nur mit lesen zufrieden (oder geben nach 20 Seiten auf). Danke auf jeden Fall, wenn du willst gebe ich dir Bescheid, sobald mich meine Muse wieder geküsst hat! ;)
LG
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Arrix Find ich gut - Gut geschrieben, nette Story, ich bin gespannt wies weitergeht. :)
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