Romane & Erzählungen
Löwen in Sussex Liebe in Moskau

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"Löwen in Sussex Liebe in Moskau"
Veröffentlicht am 25. September 2012, 24 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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Über den Autor:

Ich liebe das Leben. schreibe gerne Geschichten und Gedichte über Liebe, Romantik und das Leben...
Löwen in Sussex Liebe in Moskau

Löwen in Sussex Liebe in Moskau

Schreckliches Geschehen

Der Herrschaftssitz der Reuben's lag hinter der grossen südenglischen Stadt Eastbourne, in der wunderschönen Landschaft der South Downs. Der Reuben Landsitz, mit einem grossen Landgebiet von ca. 17000 m2.

Als ich die Reuben-Villa, wie diese Liegenschaft im Volk genannt wurde, zur Teilnahme an der Grillparty betrat, empfand ich, dass heute auf dem Anwesen etwas anders sei als sonst. Durchs äußere Eingangstor schreitend, näherte ich mich wie üblich dem Haupthaus. Eigenartig war, dass ich überhaupt niemand erblicken konnte. Waren denn alle hinter dem Haus im Garten mit dem großen Kamin? Sonst sprangen üblicherweise immer Kinder herum, oder irgend jemand vom Dienstpersonal war geschäftig. Auch fiel mir jetzt auf, dass die sonst herumtollenden Hunde nicht zu erblicken waren.  Indessen befand ich mich bereits nur wenige Schritte vor der wunderbaren, von allen Besuchern immer wieder bestaunten, aus Eichenholz und mit aufwendigen Schnitzereien gefertigten großen Eingangstür zum Haupthaus.

Ein eigenartiges Geräusch lenkte jetzt meinen Blick auf die vor dem Haus gelegene große Wiese, welche durch ihre etwas tiefere Lage von hier aus nicht völlig zu überblicken war. Von dort vernahm ich mehrere dumpfe Laute, wie wenn man wiederholt etwas weiches zu Boden fallen lässt. Dadurch aufmerksam geworden lief ich sofort einige Schritte dem Haus entlang um auf die Höhe des Vorplatzes zu gelangen, von wo aus man die Grünfläche besser sehen konnte.

Was ich jetzt bemerkte, ließ mich an Ort und Stelle vor Schreck erstarren. Ich sah, was einfach nicht möglich sein konnte; In diesem Augenblick zu keiner Bewegung mehr fähig, musste ich zusehen, wie mehrere Löwen, des privaten Reuben-Tiergartens frei umhersprangen und mit etwas spielten, am Boden knurrend herumzerrten und es manchmal es in die Luft schleuderten. Aber da stockte mein Atem vollends, denn ich erkannte erst jetzt beim genaueren Hinsehen, dass das Etwas, mit dem die Löwen dort spielten, Fleischstücke sein mussten!

Und zu meinem Entsetzen erblickte ich auch eine etwas entferntere Gruppe von Löwen, welche knurrend immer wieder ihre Pranken in die dort am Boden liegenden Fleischstücke schlugen, mit den Zähnen Stück um Stück aus einem größeren Fleischklumpen herausrissen und diese verschlangen. All das Schreckliche und Unglaubliche was ich sah, die ungewohnten Geräusche welche ich vernahm, versetzten mich in einen eigenartigen Betäubungszustand, durch welchen ich all diese Wahrnehmungen wie aus weiter Ferne empfand.

Ich musste mich zusammenreißen und konzentrierte mich mit meinen Augen das große Grundstück abzusuchen. Dabei machte ich eine weitere noch viel schrecklichere, ja fast unbeschreibliche Entdeckung, welche mir buchstäblich das Blut in den Adern gerinnen ließ. Die Beute dieser Löwen mussten Gliedmaßen von getöteten Menschen sein!

Ungeheure Gedanken jagten jetzt wie Blitze durch meinen Kopf. Darum hatte ich bis jetzt keine Menschenseele auf dem Gelände der Van Reuben‘s erblickt! Waren alle Leute, auch die Besucher von den Löwen umgebracht worden? Wo waren die Kinder, welche sich sonst auf der Spielwiese nebenan tummelten. Nochmals ein forschender Blick rings herum; aber ich konnte absolut keinen lebenden Menschen auf dem ganzen Villenpark ausmachen.

Als ich plötzlich meinen Angstschweiß bemerkte, wurde mir augenblicklich klar, in welcher Gefahr ich mich hier eigentlich befand. In demselben Moment durchfuhr es mich: Jede unbedachte Bewegung könnte meinen Tod bedeuten. Äußerlich total regungslos, machte sich in mir immer mehr  blankes Entsetzten und lähmende Angst in mir breit. Noch nie in meinem Leben hatte ich je solche Furcht empfunden.

Einerseits versuchte ich zu erkennen, was denn hier eigentlich geschehen sein konnte, und andererseits durchzuckte mich immer wieder nur ein einziger Gedanke; Wie konnte ich hier wegkommen ohne von diesen herumtobenden Bestien bemerkt zu werden. Während ich versuchte, ohne mich sichtbar zu bewegen, unmerklich und ganz langsam einige Schritte rückwärts zu gehen, tobte in meinem Kopf ein schrecklicher Gedankensturm. Es waren wie Blitze wild in meinem Kopf hin und her schießende Gedanken der Angst und gleichzeitigen Überlebenswillens.

Nach und nach konnte ich wenigstens wieder einige klare Gedanken fassen. Sich in die Villa hinein zu bewegen war zu riskant. Ich wusste ja nicht, was auch da drinnen vorging. Sollten sich jedoch Menschen ins Haus geflüchtet und versteckt haben, müsste ich wenigstens die Türe hier zuschließen. Davonrennen wäre zu gefährlich, denn dies hätte mit Sicherheit die Tiere auf mich aufmerksam gemacht.

Also tat ich folgendes. Ich ging äußerst langsam Schritt für Schritt zur offenstehenden Türe. Es gelang mir die schwere Eichentüre ganz vorsichtig, ohne ein Geräusch zu verursachen  zu schließen und ins Schloss zu drücken. Dann bewegte ich mich äußerst behutsam, nicht ohne zuvor nochmals einen prüfenden Blick auf die große Wiese geworfen zu haben, einige Meter über die kleine Rasenfläche die direkt vor dem Haus lag. Die große Straßenwindung abkürzend ging ich quer auf die Straße zu, wo etwa fünfzig Meter weiter unten auf dem Parkplatz nebst weiteren Besucherautos auch mein Wagen stand.

Jetzt geschah etwas, was ich eigentlich so gar nicht überlegt und mir vorgenommen hatte. Offenbar einem Reflex folgend, stürzte ich plötzlich in wilder Panik auf die Strasse, rannte ohne mich nochmals umzuwenden so schnell ich fähig war zu meinem Sportwagen, und fuhr mit heulendem Motor los.

Poizei und Feuerwehr

Polizei und Feuerwehr

Im Polizeirevier der Stadt angekommen stolperte ich über die steinerne Treppe ins Polizeibüro, indem ich, kaum hatte ich meinen Wagen verlassen, ständig mit lauter Stimme schrie: „Die Löwen sind ausgebrochen! - Menschen werden gefressen!“ Erst als ein Polizeibeamter mich aufhielt, welcher jetzt aus einer ganzen Schar Polizisten hervortrat, die durch mein lautes Gekreische aufgeschreckt sich dem Korridor genähert hatten, hörte ich auf zu schreien, und versuchte den Polizisten mit noch stockender Stimme und zitternd am ganzen Leibe, die grauenhafte Entdeckung zu erklären, welche ich bei der Reuben-Villa in der Vorstadt gemacht hatte.

Es waren kaum einige Minuten verflossen, fuhren bereits Polizei- und Feuerwehrwagen mit heulenden Sirenen in Richtung Vorstadt, während ich mich völlig benommen und kaum noch fähig zu bewegen, von einem Beamten in einem Zimmer nebenan geführt, total erschöpft und weiterer Worte unfähig, auf einen Stuhl fallen ließ.

Warum gerade er?

Nachdem Polizei und Feuerwehr die Löwen der Reuben-Villa durch erschiessen beseitigt hatten, fanden sie im grossen Garten- und Gerätehaus, welches sich angrenzend an der grossen Wiese befand, sechs Hausbewohner und sieben bereits zur Grillparty angereisten Gäste, darunter auch den Grossgrundbesitzer Reuben mit seiner Frau Rahel und den beiden 7 und 13 Jahre alten Kindern Bodo und Susan. Sie konnten sich nach dem Ausbruch der Raubtiere noch bevor sie von den Bestien angefallen wurden in dieses Nebengebäude retten.

Wie sich herausstellte, hatte einer der Tierbetreuer infolge eines dringenden Telefonanrufes, die Tieranlage noch vor der Fütterung der Raubtiere verlassen und die äußere Türe des eisernen Tierzwingers nicht richtig abgeschlossen. Es wurde  dann vermutet, dass die innere zusätzliche Sicherheitstüre, welche sich eigentlich jeweils automatisch durch einen Schließmechanismus zuschloss, durch einen am Boden liegenden Gegenstand behindert, nicht ins Schloss gefallen war. So hatte sich diese innere Sicherheitstüre, durch die Berührung der ungefütterten und hungrigen Tiere geöffnet, und die Löwen konnten  ungehindert ins Freie gelangen.

 

Drei weitere bereits zur großen Grillparty angereiste Besucher, welche das Grundstück zum Zeitpunkt des Raubtierausbruchs bereits betreten hatten, konnten sich glücklicherweise retten, indem sie über den hohen Grundstückszaun kletterten, in Schock und Panik in den östlichen Stadtteil flüchteten, und sich dann erst nach Stunden bei der Polizei meldeten.

 

Nach und nach am Tag der Tragödie angereiste Verwandte und Freunde der Reuben-Familie wurden natürlich von der Polizei vor dem Betreten der Liegenschaft gehindert und mussten erschreckt und traurig wieder ihre Heimreise antreten.

So fand man dann schließlich erleichtert heraus, dass es eigentlich nur einen Toten durch den Ausbruch der Raubtiere auf der Reuben-Residenz gegeben hatte. Die Raubtiere erfassten diesen umgekommenen Diener, als er eines der Reuben-Kinder in Sicherheit bringen wollte, rissen ihn zu Boden und töteten ihn.

Die insgesamt neun Löwen, immer noch streitend um ihre Beute, hatten sich bis zum Eintreffen von Polizei und Feuerwehr zum Glück noch nicht auf die Suche nach weiterer Beute auf dem Gelände gemacht. Ein kleines Mädchen von einer Besucherfamilie, das erst nach Stunden gerettet wurde, hatte sich in seiner Angst in einem Gebüsch versteckt und wurde wie durch ein Wunder von den gierigen Rachen der Raubtiere verschont.

Ein zwei Wochen nach dem tragischen Ereignis  eingetroffener Brief des Vaters des schlussendlich einzigen auf der Reuben Liegenschaft umgekommenen jungen Mannes, zeigte dann die Tragik des durch eine Nachlässigkeit eines Einzigen ausgelösten Horror-Unfalles in der Grafschaft Sussex auf.

Jener seinen Sohn betrauernde Vater schrieb in seiner Verzweiflung an die Reuben's unter anderem jenen Satz - eine bohrende Frage -  welcher die Reuben-Familie aufgrund dieser Tragödie nie mehr vergessen konnte:

Warum musste ein Unschuldiger sein Blut vergießen für die anderen, damit sie gerettet werden konnten?

Weder die Van Reuben’s noch die Geretteten, wussten verständlicherweise nicht so recht, was die auf diese Frage antworten sollten, hatte doch in Wirklichkeit der Umgekommene junge Mann, gerade ihnen, ohne dass er das wollte, durch sein Sterben das Leben gerettet!

Ausgestorben

Aber nun zum Anfang wie es begann.

Susan kam wie üblich nach der Schule durch die kleine Tür gerannt, welche direkt in die Küche der Reuben-Villa führt. Mama! tönte es, als die 11 Jährige noch nicht einmal die Küchentüre erreicht hatte. Das war ihr üblicher Gruss – aber heute tönte es irgendwie anders als sonst.

Es schien etwas ganz Wichtiges vorgefallen zu sein, denn Susan redete zur gleichen Zeit als sie über die Türschwelle stolperte, und man hörte das Wort „Kaplöwen“ und „Mama, es gibt noch welche“.

Jetzt war aber Susans Mutter, die ihren Kochtopf, den sie in die Hand genommen hatte, wieder zurück auf den Herd schob, näher gekommen. Unverzüglich fragte sie, noch ehe sie ihren Gruss erwidert hatte: „Was ist mit denn mit den Kaplöwen, Susan?“.

„Die Lehrerin Frau Enders hat es gesagt, es gibt doch noch Kaplöwen, obwohl Papa schon oft gesagt hat, sie seien ausgestorben. Ja, ein russischer Zoobesitzer habe noch Kaplöwen gehabt und sie nach Südafrika gebracht, damit man sie dort wieder  züchten kann. Frau Enders hat das von einer russischen Frau, die sie schon lange kennt, erfahren; und es ist sicher wahr!

Nun ja, Susan, aber mal etwas langsamer bitte, meinte Mutter, und wandte sich wieder ihrer Kocherei zu. So einfach ist das sicher nicht Susan, sonst hätte man doch auch in der Presse davon lesen können, denn Kaplöwen sind, weil sie ja eigentlich ausgestorben sind, so ziemlich das Wertvollste, was es an Raubtieren noch geben könnte. Es wäre ja beinahe unheimlich, wenn das wirklich stimmen würde, was du da eben gerade erzählt hast. Aber Mutter, glaubst du es denn nicht? Das ist bestimmt wahr, denn Frau Enders hat noch nie gelogen, sie sagt immer die Wahrheit, das weiss ich!

Ja, weißt du, Susan, Vater hat sich doch ausführlich mit der ganzen Löwengeschichte auseinander gesetzt, und Monate lang geforscht, ob es irgendwo auf der Welt noch Kaplöwen geben würde; hat aber, wie du ja weißt, leider nie nur eine Spur von überlebenden Kaplöwen gefunden. Und weißt du denn, liebe Susan, was da genau geschehen ist in der Vergangenheit mit den Kaplöwen?

Schau, Kaplöwen lebten dort ganz südlich am Kap, an der Südspitze in Afrika. Schon die Unterscheidung der verschiedenen Unterarten war sehr schwierig. Nicht einmal das genaue Verbreitungsgebiet war den Tierforschern bekannt. Nachdem der letzte Kaplöwe 1858 getötet wurde, hat man seither kein einziges lebendes Exemplar mehr sehen können, denn dieser Löwe lebte im Gebiet um Kapstadt in der Kap-Provinz, welches in den Jahren nachdem der letzte Löwe erlegt wurde immer wieder durchforscht wurde nach etwa noch überlebenden Exemplaren. Der Kaplöwe, so Mutter Reuben, erkennt man an der riesigen Mähne bis hinter die Schultern und sogar bis an den Bauch hinunter, und man erkennt ihn auch daran, dass er sehr auffällige schwarze Ohrenspitzen hat.

Und dann schau Susan: Weil Löwen damals die Herden der Südafrikanischen Farmer bedrohten, und nicht wenige der Tiere gerissen wurden, jagten die Farmer die Löwen mit verbissener Energie. Die Farmer stellten nun in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts dem Kaplöwen gnadenlos nach. Leider aber, hielten sie kein einziges der erlegten Exemplare für würdig als naturhistorisches Andenken zu präparieren, so daß man heute sich leider nur mit einigen ganz wenigen solchen Exemplaren begnügen muss, die in Museen stehen. Durch die sich damals ausbreitende Besiedlung und Urbarisierung des Landes in Südafrika, verschwand dann mehr und mehr der natürliche Lebensraum der Tiere. So jagten sie leider den Kaplöwen,  welchen die Siedler durch seine Grösse als sehr gefährlich empfanden, bis zur endgültigen Vernichtung. Und nun hatte man in den Jahren nach 1849 nie mehr Kaplöwen mehr gesichtet in der Kap-Provinz.    

Also, da waren zwar einige, sogar Zoos, die behaupteten, noch Kaplöwen zu besitzen, aber dies hat sich nie als wahr herausgestellt. Zudem weiss man, dass es ganz schwierig ist die Kaplöwen von anderen, ebenfalls langmähnigen Löwen zu unterscheiden. Dazu gab es, wie man vermutet, nachgezüchtete Löwen, die man fälschlicherweise als Kaplöwen bezeichnete. Diese aber, waren Nachzuchten von Exemplaren, die schon vor sehr langer Zeit in Afrika gefangen worden sind, und die sich dann, wie man praktisch mit Sicherheit annimmt, wieder mit anderen Unterarten vermischt hatten. Nun, siehst du Susan, wie schwierig es ist, dass es noch echte Kaplöwen geben soll?

Susan, schmollte jetzt ein wenig, und war natürlich mit den Erklärungen der Mutter nicht zufrieden. Sie dachte bei sich selbst: Nun, das möchte ich aber sicher wissen, ob es wirklich keine Kaplöwen mehr gibt! Nachdem sie in ihrem Zimmer gleich die schönen farbigen Zeichnungen der Kaplöwen aus dem Schrank geholt hatte, erinnerte sie sich an den Tag, an welchem Vater ihr diese Kopien der Bilder, welche im grossen Salon hängen, geschenkt hatte, weil sie ihn doch immer wieder nach den Löwen gefragt hatte , die sie damals in Afrika besassen, als sie in der Nähe von Kapstadt  in Cape Down lebten.

In diesem kleinen Privatzoo, wie ihn Vater nannte, lebte damals eine echte Nachzucht von Kaplöwen. So hat es Vater jedenfalls gesagt. Diese Kaplöwen-Familie, welche die Reubens so nannte, aber von Tierfachleuten nie als richtige Kaplöwen bestätigt wurden, hatte Vater er bei der Übersiedlung nach England, seinem Bruder John Reuben überlassen, der heute noch in Cape Down lebt. Nun schaute Susan traurig auf die Löwenbilder und sagte leise vor sich her: „Schade dass sie gestorben sind.“ Indessen war dann diese Löwenfamilie an einer Krankheit eingegangen, wie ihr Onkel John dies ihnen schon vor einigen Jahren geschrieben hatte.   

Als Vater abends nachdem er kaum ins Haus getreten war, natürlich von Susan gleich mit der neuen Nachricht über die Kaplöwen überfallen wurde, nahm Vater Reuben diese Geschichte mit erstauntem Gesicht zur Kenntnis und meinte, dass man dies eigentlich schon noch genauer prüfen sollte, ob da was wahres dran sein. Denn, so Vater Reuben; „Es gibt nichts, was es nicht gibt!“ Susan jubelte: „Siehst du Mama, Papa glaubt es auch!“

Aber Papa beruhigte dann Susan schnell und meinte, sie sollte sich jetzt bitte nicht schon vorstellen, dass dies alles wahr sei, denn sie könnte im nachhinein wieder bitter enttäuscht sein, wenn da nichts Wahres dran sei an der Geschichte.

Mutter aber erkannte sofort, dass die ernsten Gesichtszüge ihres Mannes verrieten, dass ihn diese Nachricht aufwühlte, und er würde dieser Sache, wie sie ihn kannte, bestimmt sehr schnell auf den Grund gehen, denn, das wusste sie nur zu gut; Kaplöwen waren jahrelang eine viel zu wichtige Sache im Leben der Familie Reuben gewesen, als dass man so eine Meldung ungeprüft in den Wind schlagen könnte.

Als die Kinder bereits schliefen sprach David Reuben mit seiner Frau über den Vorfall und meinte: Dass es ja schon etwas Eigenartiges sei, dass die Sache mit den Kaplöwen nie richtig verstummen wolle. Er hätte vor einigen Wochen wieder einen Artikel gelesen, dass es in Afrika, und neuerdings auch in Amerika Leute gebe, die behaupteten, überlebende Kaplöwen zu besitzen. Allerdings hätte er bis heute die Quelle dieser Publikation leider nicht ausfindig machen können, da die Informanten keine Quellenangaben bewilligt hätten, so die Zoozeitschrift, bei der er nachgeforscht hätte. Aber wer weiss – vielleicht sei da bei der Nachricht, die von Susans Lehrerin gekommen sei, eine Möglichkeit vorhanden, der Spur zu folgen.

Indessen hatte Susan auch ihrem 2 Jahre älteren Bruder Bodo von der Geschichte ihrer Lehrerin über die Kaplöwen erzählt, welcher dann Vater mehrmals fragte, ob diese Geschichte denn wirklich wahr sei. So ergab es sich, dass Vater David eines Tages den Kindern beim Abendessen eröffnete, dass er Meldungen zufolge, die er in einer Tierzeitschrift gelesen habe, glaube, dass die Möglichkeit bestehe, dass es irgendwo noch Kaplöwen geben müsste. Aber zuerst sagte Vater David: „möchte ich euch einmal die ganze Geschichte erzählen, wie es dazu kam, dass wir überhaupt als Familie Löwen in unseren Tiergehegen pflegten und züchteten. Susan und Bodo jubelten und riefen: „Papa, aber bitte gleich heute Abend“!  Als Papa zustimmte war die Freude gross und die Kinder sagten Minuten später, sie seien fertig mit dem Essen!

Daniel Reuben erzählte nun seinen Kindern, dass sein Vater Johann in Südafrika, in der Nähe von Kapstadt lebte. Er war ein Nachkomme der Buren und heiratete eine Engländerin mit Namen Gloria, deren Charme er hoffnungslos verfallen war. Nur ungern erinnerte er sich an die Schrecken des Burenkrieges, welcher zwischen 1899-1902 im Land wütete. Nach dem Bekanntwerden der Bodenschätze Südafrikas hatten es die Engländer auf die Buren abgesehen und wollten das ganze südliche Afrika in die Kolonialmacht einverleiben.

Nach anfänglichen Erfolge der Buren im Kampf gegen die Engländer wendete sich das Geschick zu Ungunsten der Buren. Durch die Niederlage der Buren gegen die Engländer endete der Burenkrieg im Jahr 1902. Die dramatischen Ereignisse, welche nach dem offiziellen Kriegsende durch den durch die Buren entfachten hintergründigen und gefährlichen Guerillakrieg gegen die Engländer waren für alle damals im südlichen Afrika wohnenden zunehmend lebensbedrohend.

Weil es äusserst schwierig war für die Engländer dieser Situation Herr zu werden, entwickelten sie den schrecklichen Plan der verbrannten Erde und berittene Einheiten brannten die Farmen der Buren nieder und verschleppten etwa 120'000 Burenfrauen und Kinder, wobei etwa 20'000 an Hunger und Krankheiten starben.

Johann Reuben und seine Frau Gloria wohnten 1904 frisch verheiratet in Cape Town, dem heutigen Kapstadt. Da ihr schönes Holzhaus aber versteckt in der Gegend nördlich von Constantia im heutigen Kirstenbosch lag, dessen naturbelassenes Gelände 1895 von Cecil Rhodes, dem Premierminister der Kapregion gekauft, 1902 dem Staat überlassen, und 1923 zum Botanischen Garten wurde, war es damals möglich, dort in praktisch unberührter Gegend unbesehen ein Tiergehege einzurichten, wo Johann und Gloria ihre ersten Tiere hielten – die vermeintlichen Kaplöwen.

Als sich dann die Tiere vermehrten und neue Generationen heranwuchsen kam die Zeit, wo 1913 in Kirstenbosch der "Botansiche Garten" gegründet wurde.

Unter einer derartigen Umgestaltung des Landes wurde es zusehends schwieriger Tiere zu halten und so verkaufte Johann Reuben einige der Löwen etwa um 1916 an einen Tierhändler aus einem Ostland.  Er, David Reuben, hätte später, etwa im Jahr 1960 dann Haus und Tiergehege von seinem Vater übernommen, wobei damals nur noch ein Eltern-Löwenpaar und ein junger männlicher Löwe vorhanden waren.

Er vermute indessen, dass bei jenem Verkauf des Vaters, der letzte wirkliche Kaplöwe wahrscheinlich nach Russland verkauft worden sei. Und von diesem Verkauf sei er jetzt auf eine Spur gestossen, welche über Umwege nach Russland, genau gesagt, nach Moskau führe. Er habe in Erfahrung bringen können, dass damals ein Zoodirektor aus dem Moskauer Zoo in Afrika nach Löwen gesucht habe, und er versuche jetzt diese Spur nach Moskau zu verfolgen und heraus zu bringen, wer damals dieser Zoodirektor war und wohin die Löwen damals kamen. Und so glaube ich, sagte David Reuben zu seiner Frau und Kindern an jenem Abend, dass er daran sei, die oder den vielleicht letzten Kaplöwen wieder zu finden.

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Fantast Re: -
Zitat: (Original von anne94 am 01.10.2012 - 10:44 Uhr) Du schreibst wirklich sehr verständlich und gut.
Weiter so ;)
Lg Anne


Danke Anne94
Habe nur etwas wenig zeit gerade.
War nur der Vorspann - Geschichte geht weiter, aber bitte um etwas Geduld!
Freundlicher Gruss
von Fanast
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anne94 Du schreibst wirklich sehr verständlich und gut.
Weiter so ;)
Lg Anne
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