Beschreibung
Ein Mann der fliegen kann? Ja, gibt es denn das? Klar. Nicht alles was es gibt kann erklärt werden. Selbst die Wissenschaft ist da manchmal ratlos.
Jedenfalls Fliegen ist wunderbar, denn Reinhard Mey schreibt bzw. singt doch schon, über den Wolken muss die Freiheit ja grenzenlos sein!
Und das ist sie auch. Komm einfach mit und erlebe, was es heisst, sich so frei wie ein Vogel in die Lüfte zu schwingen. Das muss man erlebt haben. Wenn du es liest, wirst du bald feststellen, wie wunderschön es ist zu fliegen - aber auch wie gefährlich es sein kann, sich frei in der Luft zu bewegen.
Dein Fabio Felterrt
Der Flug
Die Geschwindigkeit war natürlich beim Flug insofern begrenzt, weil durch den Luftwiderstand ein enormer Druck entstand. Am besten flog es sich, wenn mein Körper möglichst waagrecht im Wind lag. So hatte ich lediglich einen ziemlich starken Druck am Kopf auszuhalten, welcher aber durch meinen Carbonhelm gut abgefangen und die Abkühlung durch eine spezielle Mikroisolation eliminiert wurde.
Da ich ja nicht offiziell meine Fluggeschwindigkeit messen lassen konnte, kann ich nur schätzen, wie schnell ich eigentlich durch die Lüfte flog. Ich denke es waren der Erträglichkeit halber maximal etwas um die hundertachtzig Stundenkilometer. Bei dieser Geschwindigkeit flog ich natürlich nicht all zu hoch, wegen der Kälte des Zugwindes. Selbstverständlich konnte ich auch schneller fliegen, was aber dann problematisch wurde wegen dem Luftwiderstand. Für die Vermeidung der Unterkühlung hatte ich gesorgt durch eine spezielle Technik.
Je höher der Flug war, desto mehr spürte man natürlich die Kälte. Für den Kopf kein Problem, denn der High-Tech Carbon-Helm welcher für mich in einem Labor entwickelt wurde, sah aus wie ein Wingsuit-Helm, und er war natürlich das Glanzstück meiner Flugausrüstung.
Nicht nur die Mikroisolierung, deren Isolationsfähigkeit ja um etwa das 10-Fache von einer normalen Isolation, wie z.B. Styropor, betrug, war der absolute Hit. Da war auch noch eine Miniheizung eingebaut worden, welche mich vor gefährlicher Abkühlung schützte. Der dazu benötigte Akku war eine der neuesten Entwicklungen im Li-Ionen Akkusegment und wurde gespeist durch das RWF-Flies.
Um der Körperabkühlung zu eliminieren hatte man in einem ganz neu eingerichteten FabLab (Fabrikationslabor bzw. High-Tech-Werkstatt) welches versteckt in der Niederlande militärische Sonderentwicklungen für Israel bewerkstelligte, für mich eine total neue Wärme-Regenerations-Folie hergestellt, das RWF-Flies. Diese Folie war nur 5 x 10 cm groß und entwickelte durch eine speziell strukturierte Oberfläche beim vorbeistreichenden Wind 10 x mehr elektrische Energie als ein Photovoltaik Solarmodul gleicher Größe. Diese kleine Folie an meine Brust geklebt und angeschlossen an der Heizfolie, welche in meinem Helm und im Anzug an verschiedenen Stellen eingearbeitet war, ermöglichte mir längere Flüge ohne jede Unterkühlung.
Erschreckt
Ich vergesse nie jenen verdutzen und erschreckten Blick des Piloten, als er mich sah. Ich weiß natürlich nicht, ob er sich dann nachher wohl die Augen gerieben, oder sich gekniffen hat, damit er wusste, ob er jetzt ganz real einen Menschen in der Luft fliegen sah; oder ob er einen Tagtraum oder eine Erscheinung hatte.
Ich vermutete jeweils, wenn so etwas geschah, dass diese Menschen nach längerem Überlegen, es für besser hielten, wenn sie niemandem etwas erzählten, da sie wahrscheinlich eine Heidenangst hatte, man würde sie für verrückt erklären.
Trotzdem gab es ein kleines Nachspiel durch die Begegnung mit dem Sportflieger. Jedenfalls, als ich die Tageszeitung am nächsten Tag durch blätterte war da tatsächlich ein Artikel, in welchem geschrieben stand, dass sich ein Sportpilot gemeldet hätte bei der Redaktion mit der Behauptung; er hätte einen fliegenden Menschen gesehen. Da stand dann auch, dass man den Piloten natürlich für verrückt hielt, oder dass er irgendwie Aufsehen erregen wollte mit seiner fantastischen Geschichte. Auf jeden Fall las ich nie mehr was davon.
In jener Begegnung drehte ich mich damals so schnell ich konnte ab und entschwand dann natürlich seinen Blicken, indem ich stark nach der Seite und nach oben flog, so schnell es ging.
Nun ja, auch wenn es manchmal zu unerwarteten und spannenden Situationen kam - das Fliegen war eine wunderbare Sache. So durch die Lüfte zu gleiten, die Landschaft zu betrachten und im Wind zu liegen. Allerdings musste ich immer darauf achten, dass ich sehr schnell an Höhe gewann, sodass man mich mit bloßem Auge von unten nicht mehr erkennen konnte, was bei einer Höhe von etwa ab 600m schon sehr schwierig wurde.
Dennoch bestand da aber eine dauernde Gefahr, dass mich jemand mit einem Fernrohr oder Feldstecher entdecken konnte. Dies geschah natürlich auch immer wieder einmal.
Da stand dann eine für mich ulkige Geschichte in der Zeitung. Ein junger Mann hatte mit seinem Feldstecher, den er gerade „einweihte“ und deshalb ein wenig wahllos in der Luft herum guckte und die Berge betrachten wollte einen „Fliegenden Mann“ entdeckt. Das waren natürlich offenbar nur einige Augenblicke, wo er mich gesichtet hatte. Er gab dann der Polizei – die die verrückte Geschichte nicht richtig glaubte, zu Protokoll, dass er wirklich einen fliegenden Mann in einem dunklen, eng anliegenden Anzug, gesehen hätte. Er sei so erschrocken, dass er sein Fernglas auf den Boden fallen ließ, und er sagte dann, dass er sich sofort gefasst hätte und als der die Verfolgung des unbekannten Flugobjektes mit seinem neuen Fernglas wieder aufnehmen wollte, feststellen musste, dass sein Fernglas durch den Aufprall auf dem Boden – er fiel auf einen Granitstein – nicht mehr zu verwenden war.
Sie können sich ja denken, wie viele lustige Geschichten ich gelesen habe, wo erschreckte Menschen händeringend nach einem fliegenden Mann gesucht haben, der inzwischen schon durch alle Klüften, Hügel und Täler ihren Augen entschwunden war.
Und da war auch noch eine andere Gefahr. Sport- und Segelflugzeuge, Hängegleiter, aber auch Helikopter.
Da ich meine Fluggeschwindigkeit auf ein beträchtliches Maß steigern konnte, war die Möglichkeit gegeben, jeweils sehr schnell durch ein Flugmanöver auszuweichen.
So hielt ich im Flug ständig Ausschau nach diesen „Objekten“. Sah ich ein Flugzeug von weitem herankommen sank ich, oder stieg einfach sehr schnell. Damit konnte ich jeder „Sicht-Gefahr“, wie ich das für mich im Stillen so nannte, mehr oder weniger geschickt ausweichen.
Oder stellen Sie sich einmal vor, Sie würden eine Bergwanderung machen, und plötzlich sehen sie in einer Entfernung von einigen hundert Metern einen Mann durch die Luft sausen.
Sie denken; es ist sicher eine Fata Morgana oder habe ich tatsächlich Halluzinationen? Natürlich könnte die Höhenluft eine Auswirkung haben auf meine Wahrnehmung. Am besten vergesse ich es schnell und denke nicht mehr daran. Die meisten gesichteten Fälle sind wahrscheinlich deshalb nie richtig publik geworden, weil diejenigen Menschen, die mich tatsächlich im Flug gesichtet hatten, sich schämten davon zu berichten, weil sie Angst hatten, man würde ihnen sowieso nicht glauben und sie nur auslachen. Das war eine eigentümliche, aber sehr wirkungsvolle Tarnung für mein Flugleben.
Besorgt
Immer wieder diese Besorgnis, möglichst nicht gesehen zu werden. Nachdem es schon einige Male sehr eng wurde, war ich überrascht, dass mich praktisch niemand wirklich gesehen hatte, oder aber was auch schon geschah; ich konnte mich geschickt aus der Affäre ziehen.
Besonders die Landungen waren problematisch, konnte ich doch nicht einfach irgendwo Sichtbar unter Leuten herunter. Einige Male wagte ich es in einem Menschengewühl. Das ging bis auf einmal gut. Als ich damals den Boden erreichte und plötzlich dastand, schrie eine Frau neben mir, ihre Auge weit aufgerissen: „He he, wo kommst denn du so plötzlich her?“ Ich sagte nur: „Hallo“, drehte mich ab und ging davon, wie wenn nichts geschehen wäre. Die Frau war sichtlich derart geschockt, dass sie mir nicht folgte und einfach regungslos stehen bleib – so wenigstens hatte ich den Eindruck, als ich mich beim Weggehen nochmals kurz umgeschaut hatte.
Besonders jagte mir manchmal eine Situation Schrecken ein beim Niedergehen, wenn ich übersehen hatte, dass z.B. in einem Waldstück sich irgendwo Leute befanden, die ich zuvor nicht orten konnte, weil die Baumkronen das die Sicht von oben größtenteils verhinderte. Meist aber konnte ich mich so schnell hinter Baumstämmen oder dichtem Gehölz verstecken, dass niemand es bemerkte.
Für den Start war es meist einfacher. Ich ging in den Wald hinein, wo es viel Raum gab ohne Menschen. Schwieriger wurde es aber einmal als ich startete und dann, als ich etwa die Höhe von 300 m erreicht hatte, und plötzlich, wie aus dem Nichts ein Sportflugzeug auftauchte. Es war, so viel ich gerade noch sehen konnte eine Cessna. Einfach verrückt.