Romane & Erzählungen
Auf ein Neues - Kapitel 4

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"Auf ein Neues - Kapitel 4"
Veröffentlicht am 16. September 2012, 14 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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Über den Autor:

Ich liebe es einfach, zu schreiben. Aber bevor ich anfange, eine meiner stundenlangen Vorträge über Dinge, die ich liebe, zu halten - ich bin froh, endlich hier zu sein! Freue mich natürlich über Kommentare und Bewertungen :)
Auf ein Neues - Kapitel 4

Auf ein Neues - Kapitel 4

Beschreibung

Und hier das nächste, auf gute Bewertungen und Kommentare!

Kapitel 4

KAPITEL 4

Auch in den nächsten Tagen fühlte ich mich hundeelend.

Ich hatte alle Lust am Leben selbst verloren und ich fragte mich, ob es deswegen war, dass meine Freundin keine mehr war, oder, dass ich den Grund dafür darstellte.

Hatte ich nicht nur meine beste Freundin, sondern auch meine noch verbliebenen Lebensgeister verloren?

Stand ich nun alleine da?

Ich lag in meinem Bett und hoffte auf eine Idee, die unsere Freundschaft retten würde.

Ich konnte nur noch öfter an die zahlreichen Versuche denken, die ich schon unternommen hatte, sie wieder meine Freundin nennen zu dürfen...So beschloss ich, sie einfach anzusprechen, wenn ich sie das nächste Mal treffen würde.

Und was war, wenn das noch eine Ewigkeit dauern würde?

Noch ergriff sie jede Möglichkeit, mir aus dem Weg zu gehen.

Ich begann an meinen handfesten Ãœberlegungen zu zweifeln.

Aber noch länger konnte ich es nicht ertragen, nicht einmal den Blick meiner Freundin zu streifen.

Ich sog einen großen Luftzug ein und sprang aus dem Bett.

Schnell machte ich mich fertig und schlang mein Frühstück förmlich hinunter.

Erst als ich meinen Ranzen schnbappte und aus der Tür hinaus rennen wollte, pfiff mich meine Mutter wieder in`s Haus: „Mensch, Mally? Was machst du denn da? Es ist Samstag!“

Ach du Schande.

Noch in völliger Körperstarre verharrte ich, bis ich meine Arme und Beine zum Reingehen zu überreden versuchte.

Das hab´ ich ja völlig vergessen!

Na toll, jetzt konnte ich sie entweder vergeblich noch ein hunderstes Mal anrufen, oder ich musste noch zwei Tage warten, bis ich ihr vielleicht irgendwann versehentlich über den Weg lief.

Langsam schlenderte ich zum Haus zurück und erhoffte mir einen guten, neuen Plan.

Doch auch in den nächsten Stunden, da ich nur im Bett lag und in Selbstmitleid ertrank, fiel mir nichts ein.

 

Ich grübelte noch vor mich hin, als plötzlich das Telefon klingelte.

Ich hatte ein eigenes, wo ein einziger Klingelton von den Anderen abwich.

Ich erkannte sofort, wer der Anrufer war, meine Augen weiteten sich vor Glück und in der Hoffnung, die sich widerwillens bei mir eingeschlichen hatte.

Cara.

 

Ich sprang aus dem Bett, fiel fast hin und erreichte das Telefon in letzter Sekunde.

„Hallo? Hier bei Danielsen. Mally am Apparat?“

Sie musste ja nicht unbedingt gleich wissen, dass ich wusste, wer hier anrief.

Und falls sie auflegt, überlegte ich, weiß ich, dass sie es ist, die sich nicht traut!

Eine Weile kam keine Antwort.

Dann ein leises Seufzen und die leise Stimme, die sich sonst immer so wach und fröhlich anhörte.

„Hi, i-ich woll...wollte mich entschuldigen.“

Sie brachte die Worte nur mühsam heraus, als ob sie jedes einzelne erst aus ihrem Hals spucken musste.

„Aber...aber wieso entschuldigst du dich denn? Ich war es doch, der Alles kaputt gemacht hat! Ich war es doch, wegen der du nicht mehr glücklich warst, wegen der du nicht einmal mehr in die Schule kamst! Ich war es doch, die-“

„Mann, jetzt halt doch mal die Klappe! Du kannst doch gar nichts dafür, wirklich nicht das Geringste! Und du laberst die hier einen ab, wenn ich versuche, alles zu erklären!“, unterbrach sie mich.

Mir fiel die Kinnlade hinunter.

Damit hatte ich nicht gerechnet.

 

Sie meinte, ich war gar nicht schuld?

Ich war nur der Auslöser?

Mein Körper war so von Freude getränkt, dass mir fast die wackeligen Beine wegzuknicken drohten.

„Na schön. Erklär es mir.“

Ich wollte nicht zugeben, dass ich es fast nicht mehr aushielt, zu warten, bis sie es mir erzählte.

„Gut. Vor langer Zeit, als ich noch ein Kind war, etwa fünf Jahre alt. Ich hatte eine Zwillingschwester, Abbygail. Sie war für mich das Wichtigste auf Erden, und wir beide waren unzertrennlich. Aber eines Tages sagte man uns, dass wir nicht zusammen bleiben konnten. Wir lebten in ziemlich ärmlichen Verhältnissen, musst du wissen. Unsere Mutter wurde von unserem Vater ständig geschlagen und wir hatten kaum Geld für das Nötigste.“

Sie machte eine kurze Pause, mich wunderte es, dass sie nicht ganz verstummte in der schrecklichen Erinnerung an diese Zeit.

Schließlich sprach sie, nachdem sie sich geräuspert hatte, mit kratziger Stimme weiter: „Wie schon gesagt, wir hatten kaum zu Essen und kamen nur schlecht durch`s Leben. Ich kannte ja nichts Anderes! Trotzdem überstand ich diese Zeit nur wegen Abbygail. Sie war die Einzige, die wusste, was mich traurig machte. Doch dann wurden wir getrennt. Mum hatte nur noch Geld für Eine von uns...So beschloss sie, einen „Käufer“ zu finden, der sich zwischen uns entscheiden musste, sie schaffte es nicht, sich für Eine zu entscheiden. Dieser Aufgabe war sie nicht gewachsen. Tja, er entschied sich für mich. Ich wollte nicht, dass ich wegging! Ich wollte, dass Abby ein schöneres Zuhause fand! Wir waren gerade mal 8, als es geschah...Noch so jung...Ich hatte wirklich alles getan, um uninterressant zu wirken! Aber er lies sich nicht abbringen. Er wollte nun einmal mich. Abby hat mir nie verziehen.“

Ihre Stimme versagte bei den letzten und schlimmsten Worten.

Obwohl ich sie nicht sah, wusste ich, dass ihr Blick gesenkt war und ihre Augen auf einen Punkt in weiter Ferne starrten.

Auch mir ging es nicht besser.

Ich war auf den Boden an die Wand gesunken und hatte nur noch still dagesessen und zugehört.

Ich war furchtbar aufgewühlt, konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen.

Dass Abby und Cara Zwillinge waren, war mir nicht neu, aber diese Geschichte hatte mich tief getroffen.

Ihr Leben war genauso schlimm - wenn nicht noch schlimmer – wie meines.

Ich hatte sie die ganze Zeit mit meinen Problemen vollgelabert und nun sprach sie in das Telefon, als würde sie alleine schon von der Erinnerung an ihre Vorgeschichte sterben...

 

„Es...es tut mir ja so leid...Ich hatte ja keine Ahnung! Wie schrecklich...Das du damit leben kannst?“

„Ich versuche es zumindest.“

Ihre Stimme klang rau und erschöpft, als sei sie nicht richtig bei der Sache, nein, viel eher, als ob sie alten Bildern nachhängen würde.

„I-ich finde, es ist Zeit für Etwas, was ich dir auch verheimlicht habe. Ich hatte geglaubt, es sei nicht so wichtig, aber nun...Glaub mir, ich hatte niemals vor – “

„Ich weiß. Bitte, jetzt sag mir, was ich noch nicht wusste,“ unterbrach sie mich, plötzlich klang sie wieder wie ganz bei der Sache.

Es schien sie wirklich zu interessieren.

„Na gut. Du weißt, ich hatte eine Freundin.“

Ich hatte ihr nie den Namen gesagt, wollte nicht, dass sie glaubte, ein Ersatz für ihre geliebte Schwester zu sein.

Aber jetzt war alles anders, ich musste es ihr beichten.

„Ja, das wusste ich aber schon, hast du mir schon erzählt.“

„Nein, nein! Du verstehst das völlig falsch.“

Nach einer kurzen Pause wollte ich mir sicher sein, dass sie auch meine Freundin blieb.

Ich hatte ja erst kürzlich die bittere Erfahrung gemacht, wie sie es nicht war.

Es hatte mich fast in den Wahnsinn getrieben und noch einmal stand ich das nicht durch.

„Ich habe dir doch nie den Namen genannt. Weil – weil ich wollte, dass du nichts Falsches denkst und dich benutzt fühlen würdest.“ „Okay...aber jetzt sag schon.“

Langsam wurde sie neugierig.

„Versprich es mir.“ 

„Was?“

„Mich nicht im Stich zu lassen.“

Nach einer Weile antwortete sie: „Ich verspreche es dir.“

Ich konnte nur hoffen, dass sie es auch wirklich ernst meinte.

„Sie hieß Abbygail und hatte eine Zwillingsschwester namens Cara.“

Ich hätte erst gar keine Antwort erwarten sollen.

Doch dann, als ich glaubte, sie könnte sogar aufgelegt haben, sprach sie klarer als je zuvor.

„Ich halte mein Versprechen,“ antwortete sie kurz angebunden.

Ich spürte einen leisen Freudenschrei tief in meiner Brust.

Doch ich sagte nichts, die Situation erschien mir zu locker aufliegend.

„Ich hatte nicht damit gerechnet.“

Pass auf, jetzt kommts knüppeldick! sprach ich leise zu mir.

 

„Aber jetzt, wo ich es weiß, bin ich erleichtert.“

Erleichtert?

Gespannt hörte ich zu.

„Ich bin zwar traurig, dass sie tot ist, aber ich bin ehrlich erleichtert.“

Mit Schrecken wurde mir klar, dass ich sie verstand.

Natürlich war sie erleichtert.

Nun hatte der Spuk ein Ende, sie wusste, dass Abby tot war und die Geschichte war abgeschlossen.

„Cara – ich weiß, wie du dich fühlen musst. Nein, also...ich kann es ja nur vermuten, aber – i-ich wollte dir sagen, dass ich mit dir fühle.“

Ein leiser Seufzer am anderen Ende der Leitung versetzte mir einen Stich.

Sie hatte nicht damit gerechnet, dass ich sie verstehen würde.

Als Cara dann wieder anhob, hörte ich einen tiefen Unterton heraus, den sie verstecken zu versuchte.

Mit gespielt normaler, heiterer Stimme sprach sie: „Das finde ich wunderbar. Mit ein wenig Glück und guter Freundschaft gibt es jetzt keine Geheimnisse mehr zwischen uns, richtig?“

„Ja, richtig.“

Ich starrte aus dem Fenster in die nebelverhangene Landschaft.

Keine Geheimnisse mehr.

 

 

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Eulenfreak
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