Journalismus & Glosse
Das Betreuungs(geld)dilemma - Der Versuch einer satirischen Betrachtung

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"Das Betreuungs(geld)dilemma - Der Versuch einer satirischen Betrachtung"
Veröffentlicht am 31. August 2012, 10 Seiten
Kategorie Journalismus & Glosse
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Über den Autor:

Unter dem Pseudonym MerleSchreiber veröffentliche ich seit dem Jahre 2012 Gedichte und kleine Kurzgeschichten. Neben Alltagsthemen möchte ich auch tabuisierte Lebenswelten so aufbereiten, dass sie das Interesse und den Zugang zu den Herzen der Leser finden.
Das Betreuungs(geld)dilemma - Der Versuch einer satirischen Betrachtung

Das Betreuungs(geld)dilemma - Der Versuch einer satirischen Betrachtung

Beschreibung

Seit mittlerweile 2 Jahren beobachte ich das politische Vorhaben BETREUUNGSGELD. Dieses Gesetzgebungsverfahren, das mehr an ein Tauziehen als an einen abgestimmten und fachlich fundierten Prozess erinnert, beraubt mich mehr und mehr meines Glaubens, das die da oben es wohl schon irgendwie richten werden. Aus Verzweiflung hierüber, versuche ich das Ganze satirisch zu betrachten. Als ich diesen Text im August 2012 geschrieben habe, bin ich NICHT davon ausgegangen, dass das umstrittene Betreuungsgeld tatsächlich kommen wird. Mittlerweile ist es von der schwarz-gelben Regierung beschlossen worden und es hat auch bereits die nächste Hürde genommen: Das neue Gesetz wurde Mitte Februar 2013 von Bundespräsident Gauck unterzeichnet. Eigentlich steht damit dem Inkrafttreten zum 1. August 2013 nichts mehr im Wege. Jedoch erwägen von der SPD regierte Länder - allen voran Hamburg - Klage gegen dieses Gesetz zu erheben. Mai 2013: Der Bundesrat hat sich meiner Meinung angeschlossen und will das Gesetz rückgängig machen. Titelbild und Text: Copyright by MerleSchreiber (August 2012)

 

 

Mai 2013:

Der Bundesrat spricht sich gegen die Einführung des Betreuungsgeldes aus. Mit einem entsprechenden Gesetzentwurf (17/13112), den die Länderkammer in ihrer Sitzung am 22. März dieses Jahres mehrheitlich verabschiedete, soll das Gesetz zur Einführung des Betreuungsgeldes wieder aufgehoben werden. Nach Ansicht des Bundesrats setzt das Betreuungsgeld falsche bildungs- und integrationspolitische Anreize, „weil es Kindern den Zugang zu frühkindlicher Bildung und gesellschaftlicher Teilhabe verschließt“..........

Der Bundesrat spricht sich zudem dafür aus, die für das Betreuungsgeld eingeplanten Haushaltsmittel stattdessen in den weiteren Ausbau und die Qualität der Bildungs- und Betreuungsangebote für unter dreijährige Kinder einzusetzen.

Quelle: heute im bundestag vom 28.5.2013

 

 

 

Der Gesetzentwurf ist schon veröffentlicht. 2013 kommt es. Das Betreuungsgeld! Eigentlich müsste ich ja jetzt total zufrieden sein. Ich, die sich schon immer stark gemacht hat dafür, dass die Betreuung und Erziehung von Kindern innerhalb der Familie (auch) als Leistung für die Gesellschaft anerkannt und dementsprechend honoriert wird. Aber das war zu einer Zeit, als es noch möglich war, dass eine Familie vom alleinigen Einkommen eines der Partner leben konnte. Die Zeiten haben sich gewandelt, die Vorzeichen sind heute völlig Andere. Zwei wenig kompatible Interessenssträn-ge - Vereinbarkeit von Familie und Beruf - müssen jetzt irgendwie zusammengebracht werden. 

Deutschland braucht Kinder, ohne eine höhere Geburtenzahl gerät das ganze System aus den Fugen und der Generationenvertrag kann ad acta gelegt werden. Naturgemäß wird für die langfristige Problembehebung das Engagement der Frauen gebraucht. Ja, ja, ich weiß - unter anderem natürlich. Aber! Es ist ein Abwerbungs-

 

prozess in Gange. Die Wirtschaft lockt mit Erfüllung in Beruf und Karriere! Frauen sind gefordert, am Bruttosozialprodukt kräftig mitzubasteln. Und Frau will das ja auch. Also ist doch eine Weichenstellung gefragt, die auf diesen vorhandenen Gegebenheiten aufbaut. 

Also was jetzt? Betreuungsgeld? Kitaanspruch auch für unter 3-jährige? Entweder oder? Oder Beides? Aber da widerspricht sich doch was! Das Betreu-ungsgeld passt doch überhaupt nicht in das Konzept. Oder doch und ich bin nur zu unbedarft, um das zu verstehen? Ich habe einfach zu wenig Ahnung von der großen Politik. Ich habe ja nur so etwas wie einen halbwegs gesunden Menschen-verstand. Und der sagt mir, irgendetwas passt da nicht zusammen.

Ich brauche Aufklärung und vereinbare als ebenso wissbegierige wie verantwortungsvolle Bürgerin und Wählerin ein Gespräch mit Bundesfamilien-ministerin Kristina Schröder, ihrer bayerischen Kollegin Christine Haderthauer und der Seehofer

 

 

Quelle: Der Spiegel 40/1973

alt

 

Horst lässt es sich nicht nehmen, er will auch dazu beitragen, mir die Faktenlage zu erklären.  

Wir setzen uns also alle an einen runden Tisch. Alle, bis auf Frau Schröder. Die steht in der Ecke, stampft mit dem Fuß auf wie ein trotziges Kleinkind und beharrt auf ihrem wie auch immer zustande gekommenen längst überholtem Familien- und Frauenbild. „Ich habe mir das Betreuungsgeld nun einmal auf meine Fahne geschrieben und das ziehe ich jetzt auch durch. Basta!“ Sie zieht eine Schnute und weigert sich standhaft, sich zu uns zu setzen.

„Bravo“, bekräftigt der bayerische Landesvater und fügt hinzu: „ Mir san mir. Und mir sagen, mir brauch ma dös Betreuungsgeld. Mir ham ja de Krippnplätze noch gar net beinand“. 

Du lieber Himmel, daran habe ich noch gar nicht gedacht. Ja klar. Ab Mitte 2013 hat jede Familie (auch in Bayern!!!) gesetzlichen Anspruch auf einen Krippenplatz d.h. wird dieser Platz nicht

 

vorgehalten, dann rollt eine riesige Klagewelle auf das bayerische Maximilianeum bzw. auf die Kommunen zu.

Oh, oh! Mir wird klar, warum die Bayern so vehement auf die Einführung des Betreuungsgeldes beharren. Außerdem fehlen noch jede Menge Erzieherinnen in den Krippen. Na gut, wie war das noch mal mit der Schnelleinweisung der Schleckerfrauen? denke ich mir und während ich noch darüber sinniere, kommt Frau Haderthauer ins Spiel "Ja, und da hätten wir ja noch das Argument in petto, das besagt, das die frühe Fremdbetreuung schädlich für die Entwicklung der Kinder ist. Welcher halbwegs normal denkende Bürger möchte schon, dass wir uns da aggres-siven und bindungsgestörten und in der Folge lebens- und damit auch arbeitsuntüchtigen Nachwuchs heranziehen?" Fürwahr ein Tot-schlagargument. 

Die Haderthauer lächelt siegesgewiss, doch nun kann auch ich mein bescheidenes Fachwissen in den

 

den Ring werfen. "Stimmt, Frau Ministerin", sage ich "Allerdings gilt dies nur für das erste Lebensjahr des Kindes. Das ist durch die Bindungsforschung belegt, dass Kinder das erste Jahr die Betreuung ihrer Bezugsperson(en) brau-chen, um eine sichere Bindung aufbauen zu können. Das was Sie anführen, gilt für unsichere und ambivalent gebundene Kinder".

Sie widerspricht mir nicht, weil sie weiß, dass mein Argument belegbar ist. Ich werde mutiger und lege nach: "Und außerdem ist es ja wohl so, dass es Kindern von Eltern, denen der Aufbau einer sicheren Bindung innerhalb eines Jahres nicht gelingt, nur gut tun kann, wenn sie dann wenigstens Zuwendung und Förderung in einer Kita erhalten". 

Frau Haderthauer schnappt nach Luft und Seeho-fer reicht es jetzt. Er steht auf, murmelt sowas wie "Undankbar und Papperlapapp" und während er zur Türe geht, sagt er in meine Richtung "Des is sinn-

 

los, Entscheidungen mit dem Bürger abzustimmen. Des hamma erst kürzlich bei da Volksabstimmung zur dritten Start- und Landebahn vom Münchner Flughafens gsehn. Do is uns da Bürger mit seim Votum a in Rückn gfoin, obwoi ma mir Politiker davor ganz klar gsogt ham, wia ma uns des Ergebnis wünschn".

Total verwirrt bleibe ich zurück. Es wären mir noch viele Fragen eingefallen z.B. Wie das mit den Alleinerziehenden ist. Die werden ja von vorne herein ausgeschlossen, vom Betreuungsgeld zu provitieren. Ganz einfach, weil ihnen ein Hauptverdiener fehlt.

Nicht wahr, man kann schon ins Grübeln kommen, wenn man mal angefangen hat, über politische  Entscheidungen nachzudenken? Vielleicht sollte ich es lieber lassen und mich wieder dem Schreiben über Wetter, Liebe und anderen schönen Erleb-nissen zuwenden. 

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MerleSchreiber
Unter dem Pseudonym MerleSchreiber veröffentliche ich seit dem Jahre 2012 Gedichte und kleine Kurzgeschichten. Neben Alltagsthemen möchte ich auch tabuisierte Lebenswelten so aufbereiten, dass sie das Interesse und den Zugang zu den Herzen der Leser finden.

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derrainer liebe merle - gleicher text ,
gleiche meinung meinerseits

lieben gruß zu dir rainer
Vor langer Zeit - Antworten
avewien Und Dein halbwegs... - ...gesunder Menschenverstand, wie Du es nennst, ist mehr wert als......
Ich bin ja der Überzeugung, dass auch Politiker einen haben - einen halbwegs gesunden Menschenverstand - oder die meisten - aber sie dürfen ihn nicht zeigen.....

Zuerst denken und dann handeln.
Nicht zuerst handeln und dann wundern

sollte die Devise sein...

Toll gemacht Merle! Und bitte widme Dich auch weiterhin solchen Themen!!

Lieben Gruß
Viktor
Vor langer Zeit - Antworten
flovonbistram Betreuungsgeld... - so ein Humbug...Gut, dass Du es mal deutlich gemacht hast.
Statt der vielen Geldgaben sollten mehr Kindergartenplätze mit Kindergartenpflicht spätestens ein Jahr vor der Schulpflicht und Schulspeisung eingeführt werden.
Vielfach wird das zusätzliche Geld nicht für die Kinder, sondern in neue elektronische Geräte, Nikotin oder Alkohol investiert.

Vor langer Zeit - Antworten
MerleSchreiber Re: -
Zitat: (Original von Milan01 am 21.04.2013 - 10:37 Uhr) Bin froh das es noch Menschen gibt mit gesundem Hausverstand und sich Gedanken machen.
Brigitte, dein Kommentar - Das viele Nachdenken bringt uns ja doch nicht weiter- find ich nicht gut. Denn genau so wollen uns die Politiker, Das Volk sollen dumm bleiben und ja nicht nachdenken.
Guter Beitrag Merle.
Lg Milan01



Ich freue mich über Deine Zustimmung, Milan!
Vielen Dank dafür und ganz liebe Grüße
Merle
Vor langer Zeit - Antworten
MerleSchreiber Re: -
Zitat: (Original von Resina am 20.04.2013 - 17:06 Uhr) Vieles, was dort OBEN verzapft wird, ist kaum noch nachvollziehbar!
Liebe Grüße,
Rena


Darum ist es ganz interessant, mal wirklich so eine Gesetzeseinführung Schritt für Schritt zu verfolgen, liebe Rena.

Auch Dir ein verspätetes Danke und liebe Grüße
Merle
Vor langer Zeit - Antworten
MerleSchreiber Re: -
Zitat: (Original von Brigitte am 20.04.2013 - 11:24 Uhr) Richtig liebe Merle, so mache ich es auch. Das viele Nachdenken bringt uns ja doch nicht weiter. Es bleibt alles unverständlich. Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende mit lieben Grüßen Brigitte


Und es wird immer unverständlicher, liebe Brigitte. Aber ich habe mich nun festgebissen. Da muss ich durch ;-)))

Ein spätes DANKESCHÖN an Dich
und liebe Grüße
Merle
Vor langer Zeit - Antworten
Milan01 Bin froh das es noch Menschen gibt mit gesundem Hausverstand und sich Gedanken machen.
Brigitte, dein Kommentar - Das viele Nachdenken bringt uns ja doch nicht weiter- find ich nicht gut. Denn genau so wollen uns die Politiker, Das Volk sollen dumm bleiben und ja nicht nachdenken.
Guter Beitrag Merle.
Lg Milan01

Vor langer Zeit - Antworten
Resina Vieles, was dort OBEN verzapft wird, ist kaum noch nachvollziehbar!
Liebe Grüße,
Rena
Vor langer Zeit - Antworten
Brigitte Richtig liebe Merle, so mache ich es auch. Das viele Nachdenken bringt uns ja doch nicht weiter. Es bleibt alles unverständlich. Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende mit lieben Grüßen Brigitte
Vor langer Zeit - Antworten
MerleSchreiber Re: liebe merle -
Zitat: (Original von derrainer am 28.03.2013 - 20:53 Uhr) betreuungsgeld ,,, ich denke es ist nur zum ködern von wählern ,
ein gesetzt wie viele , die aus der hüfte abgegeben wurden .
sicherlich brauchen wir kinder , aber sie bekommen wir nicht durch dieses ,
sondern es muß sich die einstellung ändern ,,,,, aber da geld ein wichtiger faktor ist , wird kommen was durch anderes höher besteurt wird , das betreungsgeld

lieben gruß zu dir rainer


Ja, die Einstellung. Aber auch diese wird von der Politik gesteuert. Von der Leyen stellte die Weichenstellung: Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Ausbau von Kitaplätzen, Betriebskindergärten, flexible Arbeitszeitmodelle, Einbeziehung der Väter etc... Dann kam Schröder und mit ihr das Betreuungsgeld, das nur für jene ein kleines Zuckerl ist, die eh` schon gut verdienen.......

Trotz alledem, lieber Rainer. Ich wünsch Dir ein schönes Wochenende!
Merle
Vor langer Zeit - Antworten
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