Romane & Erzählungen
Der vergessene Likör (9) - Ein erstes Abenteuer für und mit Adam Bocca

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"Der vergessene Likör (9) - Ein erstes Abenteuer für und mit Adam Bocca"
Veröffentlicht am 19. August 2012, 16 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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Über den Autor:

Cupator ist ein Autor, der vielleicht keiner sein sollte - nicht, weil er sich das Schreiben nicht zutraut, sondern weil er im echten Leben etwas macht, was kaum auf ein Autorendasein hindeutet.
Der vergessene Likör (9) - Ein erstes Abenteuer für und mit Adam Bocca

Der vergessene Likör (9) - Ein erstes Abenteuer für und mit Adam Bocca

Beschreibung

Dieses Buch ist die neunte und vorletzte Folge einer Neuausgabe des Titels "Der vergessene Likör". Ihr könnt, wenn Euch der Umfang nicht schreckt, den gesamten Text unter eben diesem Titel finden, wenn Ihr in meine Buchliste schaut. Von der Neuausgabe in einzelnen Folgen verspreche ich mir eine bessere Lesefreundlichkeit und weniger Abschreckung durch den Gesamtumfang. Ich habe nämlich mittlerweile volles Verständnis dafür, dass mehr als 10 Seiten schon verdammt gut geschrieben sein müssen, damit man sie gerne liest. Der Gesamttext übrigens ist einer Romanhandlung vorgelagert, die sich dann ganz und gar um Adam Bocca handelt. Diese Figur soll mit dem Text vorgestellt werden.

Vorbemerkung zur neunten Folge

Um Euch Lesern den Überblick über die einzelnen Folgen zu erleichtern, ist jeder einzelnen Folge eine Angabe zur Szene und zu den auftretenden Personen vorangestellt. 

Szene: Das Treffen, das Oskar mit der Clique, seinem guten Kumpel Adam Bocca und vor allem mit seiner angebeteten Olga organisiert hat, es kam nur unter Schwierigkeiten in Gang. Endlich ist auch das andere Mädchen in der Runde, Carlos Verlobte, abgedampft, nachdem sie sich mit Olga kräftig gestritten hat. Höchste Zeit für Oskar, endlich seine Chance bei Olga zu probieren.

Personen: Oskar und Olga; Adam,  Sammy und den anderen Jungs aus der Clique; auch Carlo 

 


Und das ist in den ersten acht Folgen bisher geschehen: Oskar hat bei seinem guten Kumpel Adam angerufen, um den an das Treffen der Clique im Strandbad am "Goldenen Erpel" zu erinnern. Adam hat, obwohl er der Hauptlieferant für das Bier sein sollte, die Verabredung total vergessen. Oskar nutzt Adams schlechtes Gewissen aus und lässt sich von ihm versprechen,noch viel mehr Bier als ursprünglich zugesagt mitzubringen. Nun will Oskar Adam auch noch für einen idiotischen Plan gewinnen: Das ganze Treffen soll für Oskar nur die Gelegenheit bilden, die von ihm angebetete Olga zu treffen, damit er eine letzte Chance bekäme, bei Olga zu landen. Mit Olga verbindet Oskar nämlich eine heftige aber leider unglückliche Verliebtheit. Weil er sich nun nicht mehr traut, Olga direkt zu umwerben, will er etwas inszenieren, um sie zu beeindrucken. Er hat da auch schon einen Plan, aber in den muss er nun, ob er will oder nicht, Adam einweihen, und ihn außerdem dafür gewinnen, bei dem Plan mitzumachen. Und das gelingt ihm auch. Später trifft Oskar sich mit Olga erst einmal alleine im Strandbad. Als Adam auftaucht, gehen die Dinge schief: Adam, gerät in einen Streit mit einem anderen Besucher und zieht die Aufmerksamkeit zweier Aufpasser auf sich. Oskar kann Olga weder überreden, das Geschehen zu ignorieren, noch bringt er es über sich, helfend einzugreifen. Erst als die anderen Jungs aus der Clique ankommen, beruhigt sich die Situation wieder. Dafür haben Carlo und seine Verlobte ihren großen Auftritt - der in einem wütenden Streit zwischen Carlos Verlobter und Olga gipfelt. Zum Glück ist es Carlos Verlobte, die daraufhin beleidigt geht. Ob Oskar die geringe Chance nutzen kann, die ihm nun noch bei Olga bleibt, davon handelt diese neunte und vorletzte Folge.

Oskar traut sich

Meine Hoffnung, den Nachmittag glimpflich und vor allem ohne weitere Dramen zu überstehen wuchs in derselben Geschwindigkeit, mit der sich Carlos Verlobte entfernte. Hastig leerte ich meine Bierflasche, nicht nur, weil ich das Rennen um die letzte Pulle aus Adams Großvorrat machen wollte. Sondern auch, weil ich mich nun bereit fühlte, Olga direkt anzusprechen. Es war ja alles so schief gegangen, dennoch war sie bei uns und außerdem freundlich geblieben – jetzt konnte ich es direkt und ohne Tricks wagen.

Aber auch das funktionierte nicht. Freilich im besten Sinne, denn sie kam mir zuvor: „Ach, Oskar“, sagte sie, rutschte ein wenig näher an mich ran, gerade nahe genug, um mich einer mittleren Tachykardie auszusetzen, „ach, Oskar, das hast du gut gemacht.“ Ich sah sie fragend an, zu begeistert von ihrer Annäherung allerdings, um kritisch darauf zu achten, ob sie mich nicht etwa verspotte. „Hierher zu kommen und deine Freunde mitzubringen, meine ich“, erläuterte sie. „Organisierst du so etwas öfter?“

„Ich, äh, ja also…“ tat ich mir mit einer Antwort schwer.

Einerseits konnte ich kaum in Anspruch nehmen das gemeinsame Biertrinken am Strandbad als Freizeitsport erfunden zu haben. Ich konnte nicht einmal behaupten, in unserer Clique der glühendste Anhänger dieses Vergnügens zu sein, und just an diesem Tag hatte ich unser Treffen ja ohne Bedenken für meine ganz eigenen Zwecke missbraucht. Andererseits: Wenn es unter uns Jungs mal ans Organisieren ging, dann war meistens ich derjenige, der die Sache in die Hand nahm. Grund genug, Olgas implizites Kompliment anzunehmen und ein bisschen anzugeben.

„Ja? Was wolltest du sagen?“ fragte Olga, die ich mit offenem Mund anstarrte, ohne meinen Satz zu beenden.

„Ähm, nix, na ja, nur, dass ich schon mal die Jungs zusammentelefoniere, ja klar, das schon. Die…, die brauchen manchmal einfach einen, der sie antreibt, so ein bisschen, ja, und das bin dann ich, meistens.“

Ängstlich beobachtete ich die Clique, ob ich mich womöglich doch zu weit vorgewagt hatte – doch niemand protestierte. Die meisten waren wohl froh, endlich kein Gespräch mehr mit einem Mädchen führen zu müssen, während Carlo finster zu Boden starrte; Adam wühlte unterdessen– weiß der Geier, was an dem Tag in den Jungen gefahren war! – unbeholfen in seinem vollständig geleerten Einkaufswägelchen herum.

„Toll. Wirklich“, sagte Olga anerkennend. „Ich finde das wirklich toll, wenn sich jemand freiwillig für andere einsetzt.“

„Na ja“, wehrte ich ab, „ist ja jetzt keine gemeinnützige Arbeit oder so, ich tu’s ja vor allem, um mit den Jungs loszuziehen und Spaß zu haben.“

„Trotzdem, jeder noch so gute Freundeskreis braucht einen, der sich kümmert. Freunde brauchen Freunde. Komm, darauf trinken wir.“ Sie hielt mir ihre Bierflasche zum Anstoßen hin. „Prost! Auf die Freunde!“ Obwohl es mir seltsam vorkam, prostete ich ihr zu, doch dann fiel mir zu sagen nichts mehr ein.

Wir schwiegen, bis sie den Gesprächsfaden weiterspann: „Jetzt muss ich aber adoch fragen – bin halt ein Mädchen –, wie wichtig dir deine Freunde sind?“

Eine Frage, die für einen Jungen vor seinen Freunden ungefähr so peinlich ist, wie ein erzwungenes öffentliches Liebesbekenntnis zu seiner Freundin. Aber nun gut, da musste ich jetzt durch in der Hoffnung, dass die anderen immer noch nicht hinhören würden.

„Meine Freunde – klar sind die mir wichtig, ganz wichtig sogar.“

„Wieso?“ Wie – wieso? Sollte das jetzt in Nachdenkenmüssen ausarten?

„Weil… na, weil ich mit Ihnen meine Zeit verbringen will, deshalb.“

„Aber wieso? Wieso willst du mit ihnen deine Zeit verbringen?“

Was für eine unsinnige Frage von Olga! Mit wem sollte ein Kerl meines Alters seine Zeit schon verbringen wollen, wenn nicht mit seinen Kumpels? Ich stammte aus einer ordentlichen Familie, in der man sich also nach dem Kleinkindalter bitteschön nicht mehr allzu viel mit den Verwandten abgibt. Zu den Strebern, die ihre Schulzeit mit langwieriger Büffelei in der Bibliothek verbrachten, hatte ich nie gehört, und jetzt, so auf halbem Wege zwischen Schule und Studium, hatte das Schmökern in Büchern erst recht keinen Sinn mehr. Mädchen schließlich, ja, das waren für mich, der ich noch nie eine feste Freundin gehabt hatte, Wesen, die viel zu faszinierend waren, um einfach nur Zeit mit ihnen zu verbringen. Mir, einem ganz normalen Jungen in diesem ungefähren Adoleszentenalter zwischen Kind und Mann, blieb beinahe zwangsläufig gar nichts anderes übrig, als zu tun, was so gut wie alle Altersgenossen taten: Meine Zeit totschlagen mit einer freiwilligen Dienstzeit oder einem Grundstudium, egal, das eine war so langweilig und belanglos wie das andere; und die kostbare frei zu nutzende Zeit mit meiner Clique verbringen. Eine wirklich unsinnige Frage. Weil ich das Olga so nicht antworten wollte, brummte ich undeutlich unter der Andeutung eines Schulterzuckens.

„Du weißt es nicht?“ frage Olga nach. „Noch keine Gedanken darüber gemacht?“ Noch einmal sah sie mich fragend an, um mir Zeit für eine vielleicht doch noch vernünftige Antwort zu verschaffen. „Worauf ich hinaus will: Was wäre denn, wenn es in deinem Leben eine Person gäbe, die dir besonders wichtig ist – so wie in Carlos Leben?“ Mit einer sachten Neigung des Kopfes deutete sie auf Carlo, den immer noch nichts Besseres eingefallen war, als finster vor sich hin zu starren.

Carlo? So wie in Carlos Leben? Du meine Güte, ja der, bei dem war alles anders. Unverständlich sein fleißiger Eifer, mit dem er sich ins Studium gestürzt hatte, nicht nachvollziehbar seine Beziehung, die er unbedingt in die spießige und eigentlich überkommene Form eines Verlöbnisses gebracht hatte. Aber was hatte er davon? Dass er eben nicht, so wie wir alle, einfach so ins Strandbad gehen und abhängen konnte. Was sollte ich mir den Kopf zerbrechen um Carlos exzentrische Lebensweise, der ich ja doch und aus gutem Grund nie nacheifern würde?

„Ach, ich weiß nicht“, murmelte ich ausweichend.

„Das weißt du auch nicht?“ fragte Olga. „Wie seltsam. Schau mal: Du bist doch niemand, dem andere Menschen egal sind, oder? Für deine Freunde legst du dich immerhin ins Zeug. Außerdem bist du aber auch ein Typ wie andere auch, also einer, der einem Mädchen klarmachen will, wie unwiderstehlich er ist, hab ich Recht?“ Besser nichts sagen und Luft anhalten, daran hielt ich mich. „Dann musst du dich aber auch darauf einstellen, dass es ein bisschen kompliziert werden kann“, fuhr sie in ihrer Darlegung fort. „Hier deine Clique, die dir aus irgendeinem Grund so wichtig ist; da du selber mit deinen eigenen Interessen, die sich irgendwann einmal vielleicht nicht mehr auf die Clique beschränken; und dann auch noch eine Freundin, von der du bestimmt mehr willst, als nur hübsches Aussehen und stummes Dabeihocken, wenn du sie deiner Clique vorstellst – das ist nicht wenig und jedes einzelne will woanders hinaus.“

Oh nein! Immer dieses Problemgequatsche! Immer alles so kompliziert machen! Wer hat denn danach gefragt? Ich wollte doch nur ein bisschen flirten, wenn’s ganz gut liefe ein bisschen mehr, aber doch nicht gleich mein ganze Leben ummöblieren. Eins nach dem anderen! Bevor mich keine erhört muss ich auch auf keine Rücksicht nehmen.

„Ach, immer dieses Problemgequatsche! Warum muss alles immer so kompliziert sein?“ brach es aus mir heraus, leider. Erschrocken sah ich mich um, nachdem mir diese Worte entfahren waren. „Ich meine, ich will doch erstmal nur eine gute Zeit haben“, schob ich mit wenig Hoffnung auf erfolgreiche Wiedergutmachung hinterher, „und dann… dann kann ich mir ja immer noch den Kopf zerbrechen, was ich wie genau mache.“

„So – Problemgequatsche also“, antwortete Olga, indem sie wieder das Kunststück ihrer kritisch hochgezogenen linken Augenbraue vollführte. „Wenn das für dich zu kompliziertes Problemgequatsche ist, dann gebe ich dir zwei Ratschläge: Erstens solltest du dich an eine halten, der es egal ist, wie viel Rücksicht du auf sie in deinem Leben nimmst. Und zweitens solltest du dich darauf einstellen, dass sie soviel Gleichgültigkeit auch von dir erwartet. Die Idee, das Problemgequatsche auf später zu verschieben, die wird auf jeden Fall nicht funktionieren. Denn dann werden die Probleme nur größer und komplizierter, also unlösbar für jemanden mit so einer Einstellung.“

„Ich wollte nur sagen…“

„Und ich will nur sagen, dass, und das ist mein dritter Ratschlag, du besser keine Mühe mehr auf mich verschwendest, wenn du dir Mühe doch nur machen willst, um irgendeine zu erobern. Ganz einfach.“

Olga wandte sich ab und trank ihre Bierflasche aus, während sie mit dem Blick ins Nirgendwo auf den Fluss hinausschaute.

„Mach besser keine Probefahrt mit einem fremden, wilden Herzen, für das du keinen Führerschein hast“, orakelte Sammy vor sich hin.

Ehe ich ihn anschnauzen konnte, fing Adam, der seine Suche im Einkaufswägelchen endlich abgeschlossen hatte, wieder mit seiner Jammerei wegen des vergessenen Likörs an – ja, waren denn jetzt alle verrückt geworden? Oder doch nur ich?

Aus lauter Niedergeschlagenheit schimpfte ich diesmal mit Adam nicht, sondern versuchte, möglichst tröstende Worte für sein Missgeschick zu finden, und bot mich sogar an, die erste Runde nach dem Ende unserer Vorräte beim „Goldenen Erpel“ zu holen.

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