Kurzgeschichte
Eine Reise mit Hindernissen - Storybattle 16

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"Eine Reise mit Hindernissen - Storybattle 16"
Veröffentlicht am 16. August 2012, 8 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Da sich bei Mystorys vieles verändert hat, ist es wohl an der Zeit, auch in meinem Outfit etwas zu verändern. Nun, was gibt es über mich zu sagen. Nein, ich bin kein Katzentier, das schreiben kann, nur mein Kater ist der Schönere von uns beiden und ein wenig eitel darf man doch noch sein, oder? Ich habe nicht den Ehrgeiz von allen verehrt und geliebt werden zu wollen, das klappt sowieso nie. Mir genügt es, wenn man mich nimmt so wie ich bin, ...
Eine Reise mit Hindernissen - Storybattle 16

Eine Reise mit Hindernissen - Storybattle 16

Beschreibung

Auch wenn einige autobiografische Szenen eingearbeitet sind, ist diese Geschichte rein fiktiv. Ich muss auch sagen, dass Jürgen Milski für mich der große Unbekannte ist und ich NICHTS über ihn weiß.

 

Kommunikationsschwierigkeiten hatte ich eigentlich nie und als Janina bei uns zu arbeiten anfing und kein einziges Wort Deutsch kannte, war dies für mich eine Gelegenheit, polnisch zu lernen. In jeder freien Minute, ich mit einem deutsch-polnischen, sie dagegen mit einem polnisch-deutschen Wörterbuch bewaffnet, kommunizierten wir und lernten so voneinander. Dabei fand ich, dass die polnische Sprache gar nicht so schwer ist. Ich glaube, Jürgen Milski hätte es nicht besser gemacht. Na ja, dass aber nur so nebenbei.

Janina hatte hier ihren zukünftigen Ehemann kennen und lieben gelernt und so kam es, dass sie mich zu ihrer Hochzeit nach Polen einlud.

Das war schon aufregend, war ich doch noch nie in einem fremden Land gewesen. Aber was zieht man zu so einem Tag an? Ein Cocktailkleid? Ich glaube, das wäre bei einer Bauernhochzeit doch etwas fehl am Platze gewesen. Ein einfaches Kostüm wird es wohl

 

auch tun, dachte ich mir und das Krisenmanagement gab mir darin recht.

Also packte ich meinen Koffer, verschloss mein Wohnklosett (so nannte ich meine Wohnung, weil sie so winzig war), schaute noch mal nach der Fernbedienung meines TV und stellte den Voltmeter ab, damit niemand in meiner mehrwöchigen Abwesenheit von meinem Strom naschen konnte und machte mich auf, Richtung Bahnhof.

Die tausend Kilometer traute ich mich nicht mit meiner Rentnerdemonstration von einem Auto zurückzulegen. Aber es hätte auch mit dem Zug nicht schlimmer kommen können. Tadek, ein Freund von Janinas Ehemann, begleitete mich auf dieser, meiner ersten Fahrt in ein mir fremdes Land. Er musste auch wieder zurück nach Polen, weil seine Immatrikulation an der Uni in Warschau bestätigt worden war.

 

 

 

In Dresden Neustadt mussten wir in den Zug nach Warschau umsteigen. Wir hatten hier in Dresden zirka eine Stunde Aufenthalt, da bemerkte ich, dass ich ja gar keine ausreichenden Finanzen bei mir hatte. Also lief ich schnell noch auf dem Bahnhof zu einem Kassenautomaten.  EC-Karte rein, Code und Betrag eingetippt, da auf einmal erschien auf dem Bildschirm eine Werbung, von der ich so fasziniert war, dass ich ganz vergaß, mein Geld herauszunehmen und  ehe ich es versah, schon hatte der Automat es wieder geschluckt. Am liebsten hätte ich dieses Ding für seine Gemeinheit  ja mit einem Dosenöffner bearbeitet, aber dann wäre bestimmt eine Zeitungsente erschienen mit dem Titel: „Versuchter Bankraub an Kassenautomaten“

Also noch einmal die Geldkarte rein....Dieses Mal war ich schneller, als der Automat. Nun gut, das Finanzielle war also gesichert.

An einem Kiosk, der den Geruch eines 

 

Biomassekraftwerkes verströmte, erstand ich für die Reise noch für Tadek und für mich zwei belegte Semmeln, die allerdings wohl schon eine tagelange Lagerzeit hinter sich hatten, denn sie waren bereits hart und  eine Herausforderung für die Backenzähne. Na ja, bis Kilometer Eintausend  würde wir die doch sicher weich bekommen.

Da wir die Nacht über unterwegs waren, konnte man allerdings nur wenig von der Landschaft sehen. Erst, als wir uns Warschau näherten, wurde es langsam hell und nun wurde mir klar, warum Polen ein Agrarland genannt wurde. Ausgedehnte Felder und Baumlandschaften wechselten sich ab. Auf einmal stoppte der Zug mitten in der Prärie und schien auch kein Verlangen zu verspüren, weiter zu fahren. Tadek wurde schon unruhig, denn er hatte ja einen Termin einzuhalten. Die erste Stunde verging, eine zweite bahnte sich an, aber es war wie auch bei uns in Deutschland – die

 

Bahn hatte wieder mal Verspätung. Inzwischen war bestimmt schon mein Anschlusszug nach Lublin weg und Janina wartete am Nachmittag umsonst auf mich.

Schließlich ruckte der Zug wieder an und gewann langsam an Fahrt. Bis Warschau war es nicht mehr weit, aber die zwei Stunden Verspätung hatten Auswirkungen auf mein weiteres Vorankommen. Ich musste auf den nächsten Anschlusszug warten, der aber erst abends fuhr, so dass ich bei Dunkelheit in Lublin ankam. Von dort musste ich bis M. noch eine kurze Strecke mit dem Bus fahren, der mich aber nur bis ins Nachbardorf brachte und dort absetzte. Es war Anfang Dezember und stockdunkel. Orientierungslos stolperte ich mit meinen neuen Stiefeln und mit meinem Koffer bepackt los und geradewegs in eine überfrorene Eispfütze. Da stand ich nun bis zu den Waden im eisigen Wasser und dachte mir: „So, das war´s, hier kommst du nicht lebend raus.“

 

 

raus!"

Plötzlich ein Licht, von einer schwankenden Laterne ausgehend. Es näherte sich ein Bauer mit seinem Pferdewagen. Er fragte mich auf polnisch, wo ich hin wolle. Ich sagte ihm, dass ich zur Hochzeit bei meiner Freundin Janina in M. eingeladen sei. Die kenne er gut, meinte er, ich solle aufsteigen, er würde mich hinfahren. So war es dann auch. Janina und ihre Familie waren überrascht und auch froh, mich heil zu sehen und für meine kalten Füße gab es einen warmen Johannisbeersprit, der mich die Strapazen der Reise sofort vergessen ließ.

Er schien eine Wunderwirkung zu besitzen, denn er wärmte mich durch und auch die Schnupfenviren schien er ferngehalten zu haben.

 

 

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Hörbuch

Über den Autor

baesta
Da sich bei Mystorys vieles verändert hat, ist es wohl an der Zeit, auch in meinem Outfit etwas zu verändern. Nun, was gibt es über mich zu sagen. Nein, ich bin kein Katzentier, das schreiben kann, nur mein Kater ist der Schönere von uns beiden und ein wenig eitel darf man doch noch sein, oder? Ich habe nicht den Ehrgeiz von allen verehrt und geliebt werden zu wollen, das klappt sowieso nie. Mir genügt es, wenn man mich nimmt so wie ich bin, manchmal etwas bissig, manchmal ernsthaft, machmal übermütig, aber niemals bösartig.
Diesen Aphorismus kann ich nur ans Herz eines jeden Menschen legen: Sich selbst bekriegen - der schwerste Krieg.Sich selbst besiegen - der allerschönste Sieg! - Friedrich Freiherr von Logau
(1604 - 1655), deutscher Jurist, Satiriker, Epigramm- und Barockdichter, Pseudonym: Solomon von Golaw)

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baesta Re: Liebe Bärbel -
Zitat: (Original von MerleSchreiber am 23.08.2012 - 15:36 Uhr) ich hatte ja schon mal eine Beinahe-Schwiegertochter mit polnischen Wurzeln. Von daher hat mich Deine Geschichte sehr angesprochen. Aber sag: Was hast Du mit Tadek gemacht? Der hätte sich ja schon ein wenig mehr in das Krisenmanagement einbringen können, noch dazu, wo Du ihn gleich zu Beginn der Reise mit belegten Semmeln versorgt hast.

Gut geschrieben, ich hätte mir nur vielleicht noch etwas mehr speziell "Polnisches" gewünscht.

Liebe Grüße
Merle


Liebe Merle,
da dies nur eine Kurzgeschichte war, habe ich an Tadek nicht allzuviel Zeit verschwendet. Er hatte mich wirklich nur kurz begleitet. Aber mein Ehemann stammt aus Polen und wir waren, als unser Sohn noch klein war, sehr oft dort. Ich kann mich auch in dieser Sprache recht gut verständigen. Wenn die Gartensaison vorbei ist, werde ich vielleicht wieder mehr Zeit zum Schreiben haben und meine Erlebnisse dort mal aufschreiben. So nach und nach kommen die Erinnerungen wieder, z.B. wie wir mit dem polnischen Papst im Zug gefahren sind, d.h. da war er noch nicht Papst. Aber die Arbeit am PC ist für mich etwas schwierig, weil ich nicht so lange daran sitzen kann. Knochen und Augen machen nicht mehr so mit. Trotzdem ist es eine feine Sache. Man muss nicht alles mühsam mit der Hand schreiben.
Ich danke Dir für Deinen Kommi und wünsche Dir noch viel Spaß beim Auswerten aller Storybattlegschichten.

Liebe Grüße
Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
MerleSchreiber Liebe Bärbel - ich hatte ja schon mal eine Beinahe-Schwiegertochter mit polnischen Wurzeln. Von daher hat mich Deine Geschichte sehr angesprochen. Aber sag: Was hast Du mit Tadek gemacht? Der hätte sich ja schon ein wenig mehr in das Krisenmanagement einbringen können, noch dazu, wo Du ihn gleich zu Beginn der Reise mit belegten Semmeln versorgt hast.

Gut geschrieben, ich hätte mir nur vielleicht noch etwas mehr speziell "Polnisches" gewünscht.

Liebe Grüße
Merle
Vor langer Zeit - Antworten
baesta Re: Re: Re: Eine Reise mit Hindernissen -
Zitat: (Original von GerLINDE am 18.08.2012 - 13:49 Uhr)
Zitat: (Original von baesta am 18.08.2012 - 13:31 Uhr)
Zitat: (Original von GerLINDE am 17.08.2012 - 17:27 Uhr) Bärbel, das hast Du wieder ganz toll geschrieben. Ich musste schmunzeln, dass Du Dich von einer Werbung am Geldautomaten angeblich ablenken ließ und das Geld daher wieder zurückrutschte.... (schmunzel)

Lieben Gruß
Gerlinde




Ne, das mit der Werbung am Geldautomaten ist mir natürlich nicht selber passiert, habe es nur mit eingebaut, weil ich es lustig fand. Und Teile der Geschichte sind auch schon fast 40 Jahre her. Habe sie nur in die Gegenwart verlegt, weil sonst die Vorgaben nicht reingepasst hätten.
Danke und
liebe Grüße
Bärbel



Naturlich weiß ich es, dass Du es Dir nur mit dem Geldautomaten ausgedacht hast. Ich habe es doch nicht wirklich geglaubt.!




Nee, ausgedacht habe ich mir das nicht. Das ist einer Bekannten vor einigen Tagen erst wirklich passiert. Sie fand das natürlich gar nicht lustig und ich muss gestehen, ich auch nicht, zumindest im ersten Moment.
Vor langer Zeit - Antworten
GerLINDE Re: Re: Eine Reise mit Hindernissen -
Zitat: (Original von baesta am 18.08.2012 - 13:31 Uhr)
Zitat: (Original von GerLINDE am 17.08.2012 - 17:27 Uhr) Bärbel, das hast Du wieder ganz toll geschrieben. Ich musste schmunzeln, dass Du Dich von einer Werbung am Geldautomaten angeblich ablenken ließ und das Geld daher wieder zurückrutschte.... (schmunzel)

Lieben Gruß
Gerlinde




Ne, das mit der Werbung am Geldautomaten ist mir natürlich nicht selber passiert, habe es nur mit eingebaut, weil ich es lustig fand. Und Teile der Geschichte sind auch schon fast 40 Jahre her. Habe sie nur in die Gegenwart verlegt, weil sonst die Vorgaben nicht reingepasst hätten.
Danke und
liebe Grüße
Bärbel



Naturlich weiß ich es, dass Du es Dir nur mit dem Geldautomaten ausgedacht hast. Ich habe es doch nicht wirklich geglaubt.!
Vor langer Zeit - Antworten
baesta Re: Eine Reise mit Hindernissen -
Zitat: (Original von GerLINDE am 17.08.2012 - 17:27 Uhr) Bärbel, das hast Du wieder ganz toll geschrieben. Ich musste schmunzeln, dass Du Dich von einer Werbung am Geldautomaten angeblich ablenken ließ und das Geld daher wieder zurückrutschte.... (schmunzel)

Lieben Gruß
Gerlinde




Ne, das mit der Werbung am Geldautomaten ist mir natürlich nicht selber passiert, habe es nur mit eingebaut, weil ich es lustig fand. Und Teile der Geschichte sind auch schon fast 40 Jahre her. Habe sie nur in die Gegenwart verlegt, weil sonst die Vorgaben nicht reingepasst hätten.
Danke und
liebe Grüße
Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
baesta Re: -
Zitat: (Original von Zamperle am 17.08.2012 - 16:39 Uhr) gut geschrieben.

Liebe Grüße Zamperle



Danke und liebe Grüße zurück
Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
baesta Re: -
Zitat: (Original von Harzhexe am 17.08.2012 - 15:37 Uhr) Klasse geschrieben, liebe Bärbel!
Liebe Grüße
Harzhexe



Freut mich, wieder mal was von Dir zu hören und dass Du meine Story gelesen hast.

Liebe Grüße
Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
baesta Re: -
Zitat: (Original von kkm1979 am 17.08.2012 - 09:51 Uhr) Ich wüsste keine Kritik ; ))) Toll gemacht : )))


GLG
kkm : )))


Freut mich, wenn man es lesen mag.

GLG Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
baesta Re: -
Zitat: (Original von Fianna am 17.08.2012 - 20:11 Uhr) Schöne Geschichte. Kurz, aber gut und realistisch.

Liebe Grüße
Fianna


Danke. Lange Ausschmückungen liegen mir leider nicht. Freut mich aber, wenn sie trotzdem gefällt.

Liebe Grüße
Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
Fianna Schöne Geschichte. Kurz, aber gut und realistisch.

Liebe Grüße
Fianna
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