Krimis & Thriller
Jede sekunde zählt...

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"Jede sekunde zählt..."
Veröffentlicht am 06. Mai 2008, 28 Seiten
Kategorie Krimis & Thriller
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Jede sekunde zählt...

Jede sekunde zählt...

                                              Jede Sekunde zählt...

 

Es war ein Morgen wie jeder andere. Ich wachte in meinem, für mich etwas zu kleinem Bett auf. Es war gerade Wochenanfang und, wie der Zufall es wollte, Vollmond. Das hieß für mich leider, dass ich eine ziemlich schlaflose Nacht hinter mir hatte. Woran das lag, konnte ich leider auch nicht sagen, aber ich war bereits daran gewöhnt. Ich stand also auf, nachdem ich mich sehr mühsam dazu durchringen konnte, und ging ins Badezimmer. Ich hatte mir schon lange vorgenommen die Heizung früher anzustellen, da es ziemlich kalt war. Ich ging duschen und danach verbrachte ich, wie üblich, die meiste Zeit damit mich ordentlich für die Schule zu stylen. Ich schleppte mich dann die Treppen wie in Trance hinunter und zog mir Jacke und Schuhe an. Ein Blick auf die Uhr sagte mir, dass ich wie immer zu spät war und mich sehr beeilen musste. Draußen war es stockfinster und der Wind brachte die Bäume unheimlich zum Rauschen. Ich müsste es mittlerweile gewöhnt sein, aber die Fahrt durch den Park ist mir immer noch unheimlich. Ich holte also mein Fahrrad aus der Garage und fuhr los. Ich beobachtete einen Jogger der mir entgegen kam und als ich eine Brücke überquerte, hatte ich wieder einmal dieses komische, bedrückende Gefühl. Das hatte ich schon öfter. Es kam mir vor, als würde ich verfolgt werden, aber als ich einen Blick hinter mich warf, sah ich nur den langen, dunklen Sandweg. Ich hörte ein Rascheln vor mir in den Büschen  und schreckte auf. Ich sah mich um und müsste lächeln. Es war nur wieder eins von diesen Eichhörnchen. Ich fuhr jetzt an einer Reihe von dichten Rhododendrenbüschen vorbei und wieder packte mich diese Unruhe. Ich hatte einen blauen Müllsack entdeckt und fragte mich, was wohl darin sein mochte. Durch die Nachrichten kam ich natürlich sofort auf eine Leiche, aber dieser Gedanke erschien mir lächerlich, schließlich würde man den Müllsack dann besser verstecken. Ich nahm mir vor nicht weiter darüber nachzudenken, sondern lieber darüber, was ich die Nacht über, in der kurzen Zeit die ich schlafen konnte, geträumt hatte, da ich nur noch wusste, dass ich mit dem Gefühl aufgewacht war, dass irgendwas passiert war. Ich fragte mich schon den ganzen Morgen, was das wohl gewesen sein mochte. Schließlich gab ich es auf, weil ich wusste, dass mich früher oder später irgendetwas daran erinnern würde.

Ich hatte also schließlich den Park durchquert und musste jetzt nur noch ein paar Kilometer an der Straße entlang zur Schule fahren. Unterwegs traf ich meine Freundin und wir fuhren gemeinsam weiter. Ab und zu mussten wir an Straßenkreuzungen stehen bleiben und das war immer das lustigste an der Fahrt, da einem ständig Blicke von LKW Fahrern zugeworfen wurden. Es war extrem kalt und meine Finger froren. Endlich in der Schule angekommen, war jenes komische Gefühl verschwunden. Meine Freundin und ich machten uns auf den Weg zu unseren Klassenkollegen, um die morgendliche Prozedur zu vollziehen, und zwar das Umarmen. Der jenige der das erfunden hat müsste bestraft werden!

Wir gingen in die Klasse und ich erzählte meiner Freundin von dem Gefühl das ich in der Nacht hatte und wie auf Befehl bekam ich dieses Gefühl ein zweites Mal. Ich versuchte mich auf den Unterricht zu konzentrieren, aber ich schaffte es einfach nicht. Unser Klassenraum war im obersten Stockwerk und ich war noch immer ein wenig außer Atem. Plötzlich klickte es und alle schauten zur Sprechanlage des Sekretariats. Jeder erwartete die bekannte Stimme des Schulleiters, aber falsch. Es erklang eine völlig fremde Stimme die sagte, dass ein Feuer ausgebrochen sei, man es aber vollkommen im Griff hätte. Meine Freundin flüsterte mir zu, dass es wohl die Stimme eines Feuerwehrmanns gewesen sei. Ich gab mich mit dieser Erklärung nicht zufrieden, schließlich erschien es mir vollkommen unlogisch das ein Feuer ausgebrochen sei ohne den Feueralarm zu aktivieren. Unser Lehrer aber hatte die gleiche Erklärung und so dachte ich nicht weiter darüber nach. Am liebsten hätte ich den Lehrer gefragt, ob ich nach Hause gehen dürfe, aber das erschien mir zu kindisch, außerdem machte mich dieses Gefühl fast irre! Aber es schien unbestätigt zu bleiben. Eine Stunde verstrich nach der anderen und nichts auffälliges passierte. Die letzte Stunde begann und jeder hatte nur noch Augen für die Uhr, die über unserer Tafel hing. „Komisch“, dachte ich mir, „hing die nicht gestern noch total schief?“ Naja, die musste wohl die Putzfrau gerichtet haben...oder etwa nicht? Darüber wollte ich mir jetzt keine Gedanken machen, denn auf einmal wurde unsere Tür geöffnet und alle meine Gefühle schienen bestätigt. Ein Mann, ca. 1.80m groß mit Maschinengewehr und Maske betrat unser Klassenzimmer. Alle verstummten mit einem Mal und eine Kälte wie ich sie noch nie erlebt habe zog durch den Raum. Man sah nur die Augen des Mannes und sie waren kalt und sahen nur aus wie dunkle Höhlen. Mit einer tiefen, eisigen Stimme befahl er uns, uns in einer Ecke zu versammeln. Unserem Lehren, wie auch allen Schülern, war eine Leichenblässe ins Gesicht gestiegen. Wie gut kannte man solche Fälle aus dem Fernsehen! Ich ging zu meinen Mitschülern und merkte, wie diese zitterten. Mir selbst lief der Angstschweiß den Rücken hinunter. Unser Lehrer versuchte mit dem Mann zu reden, aber das war sein Fehler. Der Mann drehte sich um und ohne eine Wort zu sagen, hörte man nur, wie sich ein Schuss löste, einen lauten Aufschrei und einen dumpfen Aufschlag. Die Mädchen fingen an zu wimmern und zu weinen. „Schnauze! Oder ihr seid die nächsten!“, rief der Mann. Ich wagte es einen Blick zu meinem Lehrer zu werfen und im gleichem Augenblick verspürte ich eine Übelkeit wie noch nie in meinem Leben. Es war ein glatter Kopfschuss. Das Blut rann am Boden entlang und auch die Fensterscheibe war mit Blutspritzern übersät. Man konnte in die leeren Augen des Lehrers blicken und mit einem Schreck stellte ich fest, dass es beinah die ähnliche Leere und Kälte war wie die des Mannes. Ich wandte den Blick im nächsten Moment sofort wieder ab. Der Mann lief auf und ab und erst da bemerkte ich, dass er eine Art Tasche bei sich trug. Mir war sofort klar was darin sein musste. In jedem guten Film hatte man gesehen, dass in solchen Taschen immer Sprengsätze aufbewahrt wurden. Auf einmal hörte man auch aus anderen Zimmern Schüsse fallen und mir schien es, als sei von Anfang an geplant gewesen, die Lehrer zu töten. Der Mann bekam wohl grade einen Funkspruch oder etwas ähnliches. Ich hörte nur noch das Wort „Bombe“, dann verließ der Mann den Raum und versperrte die Tür von außen. Die Tasche mit der vermeintlichen Bombe hatte er, wie erwartet, bei uns im Zimmer gelassen. Die Jungs begangen zu fluchen und es brach Panik aus. Ich versuchte die Fassung zu behalten und öffnete die Tasche. Ein Wirrwahr aus Drähten kam mir entgegen auch die vermeintliche Uhr, die den Countdown anzeigt, war zu sehen. Sie zählte noch 3 Minuten. Alle schrieen durcheinander, dass sie jetzt wohl sterben müssten. Ich versuchte sie zu beruhigen und meine Freundin half mir, aber es nützte nichts. Ich überwand mich, mich an die Bombe zu wagen und als es nur noch eine Minute war, entschloss ich mich den Spruch anzuwenden, den ich am Vortag im Fernsehen gesehen hatte. Ich konnte mich komischerweise sofort an diesen erinnern. Ich fuhr die Drähte mit der Hand entlang und murmelte: “Rosen sind rot, Veilchen sind Blau, du bist die Schönste, dass weiß ich genau!“. Mit dem letzten Wort zog ich an dem grünen Draht und schloss die Augen. Der Countdown zählte eine Sekunde. Ich wartete gespannt und die Stille, die im Moment im Raum herrschte, war unerträglich. Es war schon beinah so still, dass es schon wieder laut erschien. Ich dachte mir: „Jede Sekunde zählt...“. Es war geschafft, es war überstanden! Zumindest dachten das alle..... Ich aber hatte mir den Mann genauer angeschaut und ich kam von dem Gedanken nicht frei, dass es das noch nicht gewesen war. Ich hatte nicht bemerkt, dass meine Klassenkollegen es mittlerweile geschafft hatten die Tür zu öffnen, aber jetzt stürzten alle wie wild nach draußen. Ich wusste, dass ich etwas machen musste. Ich sprang auf und lief auch hinaus ins Treppenhaus. Ich versuchte meine Freundin zu erblicken, aber diese war bereits schon zwei Stockwerke tiefer und durch den Lärm hörte sie mein Rufen nicht. Ich hechtete also die Treppen hinunter und schaffte es sie einzuholen. Allerdings schubste ich sie mit einer so enormen Wucht gegen das Geländer, dass sie vor Schmerz aufschrie und im selben Augenblick sah ich auch warum. Ich hatte vergessen, dass es ihre Angewohnheit war sich am Geländer festzuhalten und leider hatte sie wohl gerade in dem Moment eine der eisernen Stangen umklammert. Ich mochte nicht hinsehen, aber das knacken verriet mir alles. Sie schaute mich entsetzt an , aber das war mir egal. Ich musste ihr einfach sagen, dass sie egal was geschehe einfach zusehen sollte, dass sie von der Schule wegkam. Sie fragte warum, aber ich antwortete, dass ich ihr alles später erkläre und sie einfach nur auf mich hören solle. Ich stieß sie an, damit sie weiterlief. Ich selbst rannte so schnell es ging hinaus. Meine Eltern waren gerade im Urlaub und hatten von der ganzen Sache garantiert nichts mitbekommen. Wie spät es war, wusste ich nicht, aber es kam mir wie eine Ewigkeit vor. Ich sah den Vater meiner Freundin, diese war gerade zu uns gekommen, und schrie ihn an er solle sofort mit uns von der Schule wegfahren. Er wollte zuerst nicht, aber als er sah, wie ernst es mir war, tat er was ich ihm gesagt hatte. Meine Freundin und er liefen los das Auto holen. Ich blieb noch zurück um auch andere zu warnen. Ich hatte aber keinen Erfolg, da mir niemand glauben wollte und außerdem waren sie alle gerade glücklich, dass nichts passiert war. Ich hörte das Auto des Vaters hupen und lief darauf zu. Als ich kurz vor dem Auto war, sah ich die entsetzten Gesichter und auch was sich im Fenster spiegelte versetzte mich in Angst und Schrecken. Ich drehte mich noch kurz um und sah, wie mehrere maskierte Männer aus Gebäude und Hinterhof kamen und mit ihren Maschinengewehren um sich schossen. Was sich dann ereignete war das reinste Massaker. Man hörte Schreie, man sah nur noch Blut. Ich konnte diesen Anblick nicht ertragen und schwang mich so schnell es ging ins Auto. Der Vater fuhr mit quietschenden Reifen los. Ich bat ihn mich sofort nach Hause zu fahren und dies tat er auch. Noch immer sah ich diese schrecklichen Bilder vor meinen Augen und ich konnte es nicht fassen. Ich versuchte wie wild mich daran zu erinnern, was ich in der Nacht geträumt hatte, aber es wollte mir einfach nicht einfallen. Zu Hause angekommen ging ich sofort ins Haus und verriegelte alle Türen. Es erschien mir überflüssig meine Eltern zu informieren, da ich nicht mal ihre Nummer wusste. Den Zettel mit der Telefonnummer hatte ich mit samt meiner Schulsachen in der Schule gelassen. Ich setzte mich aufs Bett und fing an  nachzudenken. Hätte ich doch nur alle warnen können. War ich Schuld an dem Tod so vieler Leute? Hätte ich diese retten können? Ich versuchte nicht weiter darüber nachzudenken. Selbstvorwürfe waren jetzt das letzte was ich gebrauchen konnte.

Es vergingen zwei, drei Tage ohne das etwas passierte. Ich verließ das Haus nur, wenn es unbedingt sein musste. Die Schule war gesperrt worden und im Fernsehen liefen die ganze Zeit Reportagen über das Geschehen. Ich schlief nur sehr unruhig und das kleinste Geräusch verschreckte mich. Wovon ich geträumt hatte, wusste ich immer noch nicht. Ich lag auf meinem Bett, als es an der Tür klingelte. Ich sah zur Uhr. Wer wollte um diese Zeit noch etwas von mir? Ich ging hinunter und schon als ich durch die Tür schaute bekam ich einen Schreck. Es war ein Mann mit Kapuze. Diese hatte er weit über das Gesicht gezogen wie mir schien. Langsam öffnete ich die Tür und aus dem freien Schlitz der Kapuze sah ich ein Grinsen. Ich schrie auf und wollte die Tür zuschlagen, aber der Mann hatte seinen Fuß dazwischen gestellt. Er fasste um die Tür und schob sie langsam wieder auf. Eine Hand führte er zu seiner Kapuze und mein Atem stockte. Er zog die Kapuze herunter und......schaute mich verwundert an. Es war der Briefträger. Besser gesagt ein Angestellter der DHL. Ich atmete auf und am liebsten hätte ich mich hingelegt. Ich war ihm dankbar, dass er keine Fragen stellte und mir einfach das Paket gab. Es war ohne Absender und an unsere Nachbarn gerichtet. Diese waren aber wohl zur Zeit nicht da und ich nahm mir vor am nächsten Tag das Paket vorbeizubringen. Ich fragte mich, was wohl in dem Paket sein mochte, aber schließlich stellte ich es ins Wohnzimmer und ging nach oben. Ich hörte wieder Musik und die Zeit verging. Als es 12.30Uhr war hörte ich wieder ein bekanntes Geräusch. Es kam von draußen. Es war ein Auto, ein roter BMW um genau zu sein. Diesen hatte ich schon des öfteren beobachten können, aber irgendwas war anders als sonst...nur was? Er fuhr immer die Straße vor den Häusern entlang, ganz langsam. Dann legte er zurück und blieb stehen und schaltete sein Licht aus. Meistens bleib er bis zu einer halben Stunde so stehen. Sobald jemand aber das Licht anmachte, startete der Wagen und fuhr wieder los. Ich überlegte, ob ich den unangenehmen Beobachter verjagen sollte, sagte mir aber dann, dass es wohl besser wäre sich nicht auffällig zu verhalten und durch das Licht auf sich aufmerksam zu machen. Tja, das war wohl diesmal mein Fehler.

 Ich sah und hörte wie das Auto seinen Motor startete und losfuhr. Es schien ein altes Auto zu sein, denn der Motor ächzte wie kein anderer. Dieses Geräusch war unverkennbar. Der Wagen fuhr die Straße entlang und bog in unsere Straße ein. Diese war nur von zwei Straßenlaternen erleuchtet und unter der ersten hielt der Wagen. Ich ging in mein anderes Zimmer, um ihn besser sehen zu können. Ich weiß nicht wie lange es dauerte, aber es stieg zunächst keiner aus dem Auto. Ich war kurz davor zurück in mein Zimmer zu gehen, da hörte ich das Klicken der Autotür. Ein Mann stieg aus. Ich musste an den DHL Angestellten denken und obwohl ich wusste was mir bevor stand, musste ich innerlich lächeln. Als ich den Mann zu unserer Haustür schleichen sah, dachte ich an den Satz, den ich zuvor irgendwo gelesen hatte „A war so many people had predicted but no one was able to prevent.“ Diese Sache schien mir vom Sinn her gleich. Ich hatte den Wagen schon so oft gesehen und obwohl ich wusste, dass so etwas geschehen musste, habe ich nichts gemacht. Dummheit? Zufall? Auf jeden Fall ein Fehler....Würde ich an Gott glauben, wäre das wohl ein Moment zum Beten gewesen. Ich schlich mich in mein Zimmer. Der Boden knackte. Es war ein alter Holzfußboden. Kaum hatte ich die Tür hinter mir geschlossen, hörte ich schon eine Art Kratzen von unten und dann wie sich die Haustür schloss. Ich sah mich in meinem Zimmer um und es war mir klar, dass es hier keinerlei Möglichkeit gab sich zu verstecken. Ich wusste, dass es hoffnungslos war, aber ich versteckte mich in einer kleinen Öffnung unter meinem Bett und horchte. Glas klirrte, Türen öffneten und schlossen sich und dann kam wohl das schlimmste aller Geräusche....Ich hörte wie meine Treppe anfing ihr übliches Klappern von sich zu geben. Langsam, sehr langsam kamen die Geräusche näher. Ich hörte den Boden in meinem Flur knacken. Ich hörte Schritte näher kommen und das leise Atmen eines Mannes, Wäre es ein Film gewesen, hätte ich an dieser Stelle wohl gesagt, dass mich das ganze an Star Wars erinnert, aber dieses war gewiss kein Moment zum Scherzen. Starr vor Angst starrte ich auf die Klinke meiner Tür. Es war ebenfalls eine ältere Tür und auch der Griff quietschte schrecklich. Es fing an zu regnen und man hörte das Trommeln auf den Fensterscheiben. Ich wusste, dass der heimliche Besucher jetzt genau vor meiner Tür stand. Ich hörte ihn atmen. Auf einmal bewegte sich langsam, wie in Zeitlupe, die Klinke und die Tür wurde langsam geöffnet. Ich sah erst einen Fuß, dann noch einen. Der Mann trug schwarze Sneakers. Diese standen jetzt direkt vor meinem Gesicht. Ich wünschte er würde sich wieder umdrehen und nicht unters Bett schauen. Als ob mein Wunsch erhört worden wäre, verschwanden die Schuhe aus meinem Blickfeld. Der Mann ging an mein Fenster und schaute hinaus. An genau der gleichen Stelle hatte ich zuvor gestanden. Es war Still im Zimmer. Der Regen klopfte an die Scheibe und ich wünschte es würde aufhören, da das Trommeln wie Schläge auf meinem Kopf waren. Ich versuchte kaum zu atmen und fürchtete sogar, der Fremde könne mein Herz schlagen hören. Dieses pochte wie wild in meiner Brust. Der Mann ging hinüber zu meinem anderen Fenster. Er schien kein Interesse an Gegenständen zu haben. Immer noch Stille.... Dann ganz plötzlich, ich hätte am liebsten laut aufgeschrieen,  sagte der Mann mit leiser, durchdringender Stimme: „Glaubst du wirklich ich wüsste nicht, dass du da unter dem Bett hockst? Komm raus, ich weiß das du da unten kaum Luft kriegst. Du kannst nicht flüchten, du hättest schon aus der Schule nicht flüchten dürfen......du böses Mädchen!“. Er sagte es mit einer Stimme, die einem die Luft abschnitt, die einem einen Schauer über den Rücken jagte. Er sprach so langsam und deutlich wie ein Vater zu seinem kleinen Kind. Ich überlegte, was ich tun sollte, aber mir war klar, dass ich keine Chance hatte. Ich kam langsam unter dem Bett hervor. Meine Arme und Beine fühlten sich wie Zementklötze an und es war kein leichtes sie zu bewegen. Ich stand auf und sah dem Mann ins Gesicht. Es was der gleiche Mann wie in dem Klassenzimmer. Der gleiche leere Blick und auch die gleiche eisige Stimme. ..Ich schaute ihn an und jede Sekunde kam mir endlos vor. Das einzige, was mich erleichterte war, dass der Mann schien, als habe er keine Waffen bei sich. Er trat auf mich zu und ich konnte seinen Atem in meinem Gesicht spüren. Ich fühlte wieder Übelkeit in mir aufsteigen aber ich versuchte mich zu beherrschen. Sein Atem war kalt und ich konnte mich kaum auf den Beinen halten... Ich überlegte nicht lange, ich wollte nicht sterben! Ich nahm alle Kraft zusammen und trat ihn so fest ich konnte in den Schritt. Er krümmte sich vor Schmerz, aber als ich mich zur Tür wandte um zu flüchten, spürte ich eine Hand an meinem Hals...dann eine Zweite. Er warf mich auf mein Bett und würgte mich so sehr er konnte...Ich versuchte mich zu wehren, aber er war einfach zu kräftigt. Ich spürte, wie ich kaum noch Luft bekam. Mir wurde schon teilweise schwarz vor Augen, aber ich gab nicht auf. Meine anderen Sinne schienen sich geschärft zu haben und das Trommeln des Regens war so unerträglich wie das Geräusch eines Presslufthammers. Ich konnte genauso klar denken wie vorher, aber die fehlende Luft nahm mir alle Kraft. Ich öffnete noch einmal die Augen und sah dem Mann direkt in seine schwarzen Höhlen. Es war ein furchtbarer Anblick. Der Tod selbst könnte nicht schlimmer aussehen! Mein Hals schmerzte und der Griff des Mannes wurde stärker, da schoss mir ein Gedanke durch den Kopf: „Stell dich tot! Versuch es wenigstens! Wehr dich nicht mehr!“ Ich ließ also locker und ließ Arme und Beine zu beiden Seiten hinuntergleiten. Der Mann lockerte seinen Griff, aber ich wagte es nicht zu atmen. Er ließ dann gänzlich los und ich unterdrückte den immer stärkeren Drang nach Luft zu schnappen. Dann wieder der Gedanke, schon zum zweiten Mal: „Jede Sekunde zählt...“ Der Mann verließ nun hektisch das Zimmer und lief nach unten. Als ich mir sicher war, dass er nichts mehr hören würde, atmete ich auf. Noch nie war ich so froh gewesen zu atmen. Langsam kehrte das Gefühl in meinen Körper zurück und damit auch die Schmerzen an meinem Hals. Ich setzte mich auf mein Bett und starrte in die Leere. Erst das Schlagen der Autotüren und das Starten des Motors, dieses Geräusch war wirklich unverkennbar, ließen mich wieder erwachen. Ich wagte es langsam aufzustehen. Ich konnte mich kaum auf den Beinen halten und erst jetzt merkte ich, dass ich am ganzen Körper zitterte. Ich ging langsam zu meiner Treppe und stieg sie hinab. Eine Stufe...noch eine...noch eine...da schnellte plötzlich eine Hand unter der Treppe hervor und umfasste mein Fußgelenk. Ich schrie auf und wäre beinah die Treppe hinunter gefallen, hätte mich ein Mann nicht aufgefangen. Es war nicht irgendein Mann, es war der Vater meiner Freundin. Er fragte mich, was passiert sei, aber ich sagte, ich hätte mich einfach nur erschreckt. Er war vorbeigekommen, um zu sehen wie es mir ging. Ich dankte ihm dafür und sagte es wäre alles in Ordnung. Aber war es das wirklich? Eher nicht....

Ich sah auf die Uhr und bemerkte, dass es schon fünf Uhr morgens war. Der Vorfall hatte mir jedes Zeitgefühl geraubt. Ich ging in die Küche setzte mich auf die Tischbank und wünschte mir irgendwo anders zu sein, nur nicht hier, hier in diesem Haus. Ganz unbewusst machte ich eine Gang durch die Zimmer. Alles war wie vorher...oder nicht? Ich sah mich noch einmal um. Hatte ich nicht ein Paket angenommen und es ins Wohnzimmer gestellt? Aber wo war es? Weg! Zufall? Eher nicht...

Noch immer überlegte ich ununterbrochen was ich denn geträumt hatte. Das ließ mir echt keine Ruhe. Ich entschloss mich bei meiner Freundin anzurufen, um mich zu erkundigen, wie es ihrer Hand gehe. Sie sagte, es sei ein ziemlich komplizierter Bruch gewesen, aber es sei nur halb so schlimm, schließlich sei sie froh, dass sie noch lebe. Nach dem Telefonat fing ich an mir Gedanken zu machen. Warum kümmert es keinen, dass ich hier allein lebe?! Nach all dem was passiert ist....Warum hatte ich vorher dieses komische Gefühl? Was habe ich geträumt? Wer ist dieser unheimliche Mann und was war in dem Paket? All solche Fragen ließen mir keine Ruhe. Die folgenden Tage verliefen ruhig. Keine Vorfälle, keine komischen Gefühle und keine nächtlichen Besuche. Die Presse hatte sich auch wieder beruhigt und man hörte kaum noch etwas über den Angriff auf die Schule. Ob es eine Spur von den Tätern gab? Nein, gar keine und das beunruhigte mich sehr. Ich beschloss, mich nicht länger zu verstecken und machte einen Spaziergang im Park, mittags versteht sich. Ich lief die Strecke, die ich sonst mit meinem Fahrrad entlang fuhr. Der einzige Unterschied war, dass der blaue Sack weg war. Also war es wohl keine Leiche, denn das wäre wohl sofort in den Nachrichten gelandet. Ich schlenderte den Weg entlang und fühlte mich das erste Mal wieder sicher. Die Sonne schien mir ins Gesicht und ich beschloss mich auf eine Parkbank vor den Rhododendrenbüschen zu setzen. Ich hatte einen schönen Blick auf den grün schimmernden See. Die Vögel zwitscherten und auf dem See schwamm ein großer Schwan. Ich sah zu ihm hinüber und sah ihn mir an. Das hätte ich lieber nicht getan, denn er hatte genauso schwarze Augen wie der Mann. Ich wandte meinen Blick sofort ab und schaute auf die grüne Wiese. Ich fragte mich, ob ich diesen Blick wohl jemals wieder werde vergessen können. Ich schloss die Augen und träumte vor mich hin, da packte eine Hand meine Schulter. Sie kam von hinten. Als ich die Augen öffnete war sie weg. Einbildung? Eher nicht...Ich stand sofort auf und sah in Richtung Busch, aber die Blätter waren so dicht, dass ich nichts erkennen konnte. Sollte ich es wagen und mich dort hinein begeben? Was wenn dort der Mann auf mich wartete? Ich wusste meine Antwort schon, als ich mich das fragte. Natürlich würde ich dorthinein gehen! Und so tat ich dies auch. Ich zog die Blätter beiseite und dann wieder der Gedanke: „Jede Sekunde zählt...“ Ich konnte gerade noch einen Mann erkennen, der sich durch die Büsche kämpfte. Er blickte zurück und seine Augen glänzten wie die eines Wolfes. Dann war er weg. Hatte er da etwas fallen lassen? Ich ging tiefer hinein und hob eine Schachtel auf. Darin befand sich eine schwarze, kreisrunde Plastikform. Ich ging aus dem Gebüsch heraus und betrachtete es genauer....ich sah auf und vor mir stand der Mann aus dem Gebüsch, der Mann der bei uns im Klassenzimmer war, der Mann der versucht hatte mich zu erwürgen. Er hatte immer noch die Maske auf und starrte mich durch seine Augschlitze heraus an. Er grinste, ein hässliches Grinsen, eher eine Art Grimasse. Er zog sich mit der einen Hand die Maske herunter und in der anderen hielt er einen stabähnlichen Gegenstand, einen Fernzünder. Als er die Maske abgezogen hatte, erkannte ich ihn....der Jogger den ich am ersten Tag gesehen hatte. Ich nutzte meine letzte Sekunde um zu kombinieren, dass in dem blauen Müllsack wohl doch eine Leiche gewesen war und der Jogger gedacht haben muss, ich hätte ihn beobachtet. Deswegen hat er versucht mich loszuwerden. Das mit dem Angriff auf die Schule scheint Zufall gewesen zu sein oder er hat sich in den Gangsterkreisen umgehört und jetzt wo ich darüber nachdenke.....es war auch eine andere Art von BMW. Dann zum Dritten und letzten Mal der Gedanke: „Jede Sekunde zählt...“ und ich habe meine falsch genutzt. Im Nächsten Moment sah ich, wie der Jogger auf den Zünder drückte und ich auf das unförmige Ding in meiner Hand starrte und dann.....erinnerte ich mich auch daran, wovon ich geträumt hatte.....und zwar von genau dieser Geschichte!

 

Dann wachte ich in meinem, für mich etwas zu kleinem, Bett auf. Es war grade Wochenanfang................

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

                                                                                                                                        

 

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Tigerlady06

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Tigerlady06 Re: Super spannend -
Zitat: (Original von Meerjungfrau am 01.02.2011 - 00:56 Uhr) Also ich finde diese Geschichte einfach klasse und das Ende eigentlich auch. Ich habe alles mögliche erwartet außer das.
Es ist wirklich alles so spannend beschrieben, ich konnte mich richtig hineinversetzen und mitfiebern.
Wirklich toll!



Das freut mich zu hören :) Genau so war es auch geplant. Ein Ende, mit dem man nicht rechnet. Genau diesen "Na toll!"-Effekt wollte ich auch erzielen.
Vor langer Zeit - Antworten
Meerjungfrau Super spannend - Also ich finde diese Geschichte einfach klasse und das Ende eigentlich auch. Ich habe alles mögliche erwartet außer das.
Es ist wirklich alles so spannend beschrieben, ich konnte mich richtig hineinversetzen und mitfiebern.
Wirklich toll!
Vor langer Zeit - Antworten
Gast Sollte man so nicht machen...=( - Hi Tigerlady06,
an sich ist deine Geschichte super, aber das Ende zieht das wieder voll ins Negative... vllt hättest du ne bessere Bewertung bekommen, wenn... ähm, ja, die Geschichte anders ausgegangen wäre, nicht mit dem Ende "Und dann wachte ich auf und alles war gut" irgendwie fühlt man sich da als Leser verarscht, sorry. Ich spreche aus eigener Erfahrung! Habe selbst mal sowas geschrieben, veröffentlicht und virtuell "Schläge bekommen", warum ich die "eigentlich extrem geile Story" durch so ein "blödes Ende" kaputtmachen würde. Das war sowas Ähnliches wie deine Geschichte ;-) also nach der gleichen Struktur naja also was ich sagen will ist, dass es für deine Geschichte sicherlich ein besseres Ende gibt. Lass es nicht so ausgehen dass es nur ein Traum war, das kommt net so gut wie gesagt.
Liebe Grüße
Rici.
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