Romane & Erzählungen
Libary Fairy [Prolog]

Lynette Schritte verlangsamten sich. Sie drehte sich um und betrachtete die Fußabdrücke, die sie auf dem Sand hinterlassen hatte. Einige waren von den Fluten weggeschwemmt worden. Andere konnte sie noch deutlich erkennen. Lynette seufzte tief. Es gab so viel, was sie auf der Erde vermissen würde. Die Freiheit, die sie hier verspürte, gab es im Mittelland nicht. Lynette setzte sich in den angefeuchteten Sand und ließ ihre nackten Füße von der Flut umspülen. Nachdenklich nahm sie etwas Sand in die Hand und ließ ihn dann zurück auf den Boden gleiten. Lynette war mit ihren Gedanken schon wieder im Schloss. Lebte schon wieder ihr langweiliges Leben. Und vermisste schon jetzt den Duft der Freiheit, obwohl er ihr noch immer in der Nase lag. Bald würde man sie finden. Und dann wäre alles vorbei. Ihr Vater war sicher schon wütend. Seine eigene Tochter war vor ihrer Verantwortung geflohen. Ob er das verstehen konnte? Ob irgendwer in Mittelland das tat?

Lynette stand auf und betrachtete noch ein letztes Mal das tosende Meer. Die Sonne ging langsam unter. Und je weiter sie hinter dem Horizont verschwand, desto deutlicher wurden die zarten Flügel auf Lynettes Rücken.
Lynette begann zu weinen. Ihr Vater würde sie finden und einsperren. Wie er es zuvor getan hatte.
Sie begann zu rennen. Immer schneller trugen sie ihre Beine. Bis die Sonne ganz unterging. Und ihren Rest Freiheit mit sich nahm.